Beiträge von void im Thema „Aufarbeitung von Mißbrauch im Buddhismus“

    Es sind kriminelle Taten und die Täter haben null Interesse an Aufklärung. Man weiß inzwischen aus, dass den körperlichen Missbrauch ein geistlicher/geistiger Missbrauch begleitet. Ohne diese geistlichen Vorbedingungen von Glauben und Spiritualität wären die Taten weitaus schwerer zu begehen.

    Das Problem sind ja nicht so die Täter selbst. Mir kommt es do vor, dass es da viele prinzipiell wohlwollende Menschen gibt ( Kardinal Marx wirkt ja auch ganz freundlich)vdenrn da das Wohl von sexuellen Missbrauchsopfern nicht egal ist,

    die aber das entscheidenden Defizit haben, dass dann in entscheidenden Moment - wenn es was zu ändern gilt - etwas anderes gibt, was wichtiger ist - eben die Aufrechterhaltung einer als heilig empfundenen Ordnung und der mit ihr verbundenen Institutionen.


    Mal als Predigt formuliert:


    Zitat

    Das wichtigste in der Welt ist Gott ist und da die Kirche eben die irdische Manifestation des Dienstes an Gott ist, sind ihre Bestellung und hier insofern die sehr heiligen Priester und ihre sehr heiligen Sakramente extrem wichtig. Die Arbeit der Kirche siegt dafür, dass Menschen in den Himmel kommen statt in der Hölle zu braten und gegenüber dieser hehren Aufgabe und ihrer Aufrechterhaltung sind weltliche Details nicht so wichtig.


    In früheren Zeiten gab es immense Kindersterblichkeit, Krieg und Massaker - die Welt ist ein Jammertal - aber dennoch waren die Kirchen voll und die Menschen gläubig. Wenn es darum geht ein gottesfürchzuges Leben zu führen das zu Gott führt, dann wären das bessere Zeiten als heute. Das jetzt ein paar geschändete Kinder und gefallene Priester so wichtig genommen werden ist Fake News des Satans der unser holde Kathedrale zu Fall bringen will.


    Und genau das gleiche geht auch auf buddhistisch:


    Zitat

    .Weil Befreiung das wichtigste, sollte es unser wichtigstes Anliegen sein, die buddhistischen Lehren und Praktiken authentisch und unverändert weiterzugeben, damit der Dharma nicht versieht und auch zukünftig der Weg zur Befreiung offen bleibt. Die Strukturen wie die sind haben sich über Jahrhunderte und Jahrtausende gut bewährt. Sicher auch da gab es immer wieder Exzesse und Missbrauch aber was ist der Grund dafür anderes als menschliche Begierde und welches Mittel haben uns Buddha und die Weisen an die Hand gegeben diese zu bezwingen als den Dharma. Weswegen es überzogen ist nur wegen vereinzelten Vorkommnissen den Dharma zu verbiegen und zu verweltlichen.


    Ich vermute jeder der sich für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch einsetzt, ist mit genau diesem Denken konfrontiert.


    Sexueller Missbrauch wird also durchaus als Problem gesehen, aber es gibt was anderes - eine als heilig/heilsam gesehene Tradition, die dieses wie in so einem perversen Stein/Schere/Papier Spiel schlägt. Und so lange das so ist, kann sich nichts ändern.

    Anfangen muss man auch nichts, wollte nur drauf hinweisen, dass manche zu Aktionismus neigen und dann blind werden, wo es sonst noch Ungerechtigkeit gibt. Das was du ab dem 2. Satz schreibst, bezieht sich jetzt nur auf religiöse und buddh. Einrichtungen, oder ?

    Wenn es um eine Schule geht, ist das schwer so einen Plan zu erstellen, wenn die Schulleitung selbst so ein Machtmensch ist oder unsensibel und Kinder fertig macht. ( Seelisch misshandelt und das duldet auch von anderen Lehrern ). :( Dann wäre so ein Plan, so ein Aktionismus geheuchelt. Die Ansprechpartner womöglich auch Täter.

    Nein, im ersten Teil habe ich mich auf Schulen und das Thema "sexuelle Gewalt" bezogen. Und dabei gesagt, dass dies eben von einer Projektgruppe in Zusammenarbeit mit Experten ausgeht. Gerade eben nicht von der Schulleitung. Weil es da einen Interessenkonflikt gibt. Eine Schulleitung fürchtet ja oft das Fälle von sexuellem Mißbrauch den Ansehen der Schule schaden, dass sie selber Probleme kriegen u.sw. wegen diesem Interessenkonflikt ist. Von daher ist es wichtig, dass es einen Interventionsplan und möglichst unabhängigen Ansprechpartner gibt. Aber auch die Leitung hat Rind Verantwortung. Zum Beispiel zu schauen, wer alles wie Zugang zu Schülern hat und bei Einstellungen ein erweitertes Fuhrungszeugnis zu verlangen und Fortbildungen und Präviinsangebote zu machen. Es geht hier um "sexuelle Gewalt"


    Das Vorgehen für Mobbing ist anders hat aber natürlich Ähnlichkeiten. Auch hier muß man sensibilisieren und klar machen was es für Ansrechpartner gibt. Und weil es was anderes ist ob Kinder Kinder mobben ,Lehrer Kinder mobben, Kinder Lehrer mobben, oder die Schulleitung jemand mobbt , braucht es da unterschiedlucge Schutzkonzepte. Für den letzten Fall braucht es natürlich Ansprechpartner beim Träger der Schule z.B auf Landesebene.


    Und im buddhistischen Kontext schwebt eben manchen in der DBU vor, dass es auch da eben so ein mehrstufiges Konzept gibt, wo die Gruppen selber Strukturen gehen Missbrauch aufbauen, es aber eben - falls diese nicht funktionieren - auch welche auf der Ebene der DBU.


    Wobei es eben so ist, dass viele buddhistische Gruppen nicht mehr in der DBU sind. Da kann es dann so sein, dass diese sich auch Ethikregeln geben, die aber nicht Lücken aufweisen. Wo sich dann alles super liest, es aber nicht Mal ausgeschlossen ist, das Lehrer ein Verhältnis mit Schülern haben. Ein wenig so wie die Gütesiegel die sich manche Lebensmittelhersteller selber ausstellen.

    Da muss man sich mal fragen, wo man da anfangen soll mit dem Bekämpfen und dem Aktionismus, dann müsste man schon mal damit anfangen Lehrern an Schulen nicht solche Macht zu geben, dass sie zB über die Noten entscheiden.

    Nein, so fängt man da nicht an. Man grundet eine Projektgruppe, lässt sich von Fachleuten schulen. Der erste Schritt ist es eben Ansprechpartner und einen Interventionsplan zu haben, so dass alle wissen in welcher Art und Weise man mit einem Verdachtsfall professionell umgeht und wie man in diesem Fall mit externen ( Fachleuten, Eltern, Polizei) umgeht. Ein andere wichtiger Punkt ist, alle Beteiligten gut geschult werden, so dass jeder weiß was ok ist und wo Grenzen überschritten werden. Wichtig ist ein Rollenverständnis zu schärfen. Was darf ein Lehrer als Lehrer und ab wann fällt er aus seiner Rolle. Noten zu geben gehört an dem meisten Schulen zum Job eines Lehrers, so wie ein Schaffner Fahrkarten kontrolliert. Und beide fallen aus der Rolle wenn sie das mit privaten Motiven vermischen.


    Und die Unterscheidung zwischen der Funktion eines Lehrers und seiner Person ist eben auch im Buddhismus die Herausforderung. Allerdings war es früher nicht nicht so üblich Privates und Professionelles zu trennen. Als mein Urgroßvater seine Lehre machte, war es normal dass er da mit 15 zu seinem Lehrherr zog, dass dessen Frau ihm die Wäsche wusch, er abends als eine Art Adoptivsohn mit am Tisch sass und am Sonntag mit in die Kirche ging und auch mit erzogen wurde. Und natürlich blieb er seinem Lehrherr auch erwachsener verbunden, schenkte ihm was zu Weihnachten usw.

    Und so ähnlich zig man in Indien ( egal ob als Lehrling im Handwerk oder im religiösen Bereich) zu einem Meister, der einem dann die wichtigste Person im Leben wurde. Als Mentor, als Freund, als Elternersatz, als jemand dem man diente um dann später in seinen Fußspuren zu wandeln. So großartig sich das anhört wenn es tatsächlich funktioniert, so groß ist das Mißbrauchspotential, wenn der Wurm drin.


    Von daher ist es für diejenigen Schulen die so ein Meister Ideal pflegen sehr schwer dessen Vorteile zu bewahren und gleichzeitig Schutzvorrichtungen gehen Mißbrauch zu etablieren.

    Weil sexueller Missbrauch ja in vielen Kontexten auftritt, ist es ja erforscht, was es für begunstigende Umstände gibt und was dagegen hilft.


    So absolut läßt sich sexueller Missbrauch nie vermeiden - aber es gibt eben begünstigrnde Faktoren für Missbrauch, die man herunterfahren kann. Zum Beispiel wenn Menschen so viel Autorität zugestanden wird, dass sie alles dürfen, wenn ihnen ein übermenschlicher Status zugesprochen wird. Und zweitens gibt es Faktoren die Missbrauch unwahrscheinlicher machen. eine Atmosphäre von Transparenz und Kommunikation, in dem einem potentiellen Opfer zugehört hat, wo es weiß das es unabhängige Ansprechpartner hat, die auch Mittel haben. Dass es Prozesse gibt, wie im Falle von. Missbrauch vorgegangen wird.


    So kam es in der DBU nach langer Zeit 2028 zu einer Arbeitsgruppe Ethik.


    Nach einem sehr grundsätzlichen Austausch über die zahlreichen Implikationen des Themas „Ethik im Kontext eines buddhistischen Dachverbandes“ brachte die Ethik-AG konkrete Projekte auf den Weg.

    1. DBU-Vertrauenspersonen für Missbrauchsopfer
      Das erste Projekt war die Installation von DBU-Ansprechpartnerinnen für Missbrauchsopfer. Hier konnten mit Dorothea Nett und Irmi Jeuther zwei kompetente und ausgebildete Fachfrauen gefunden werden, die sich bereit erklärten, ehrenamtlich als Ansprechpersonen zur Verfügung zu stehen. Sie haben ihre Arbeit aufgenommen und waren bereits für etliche Betroffene in persönlichen Gesprächen da. Mehr dazu finden Sie auf der Seite Ansprechpersonen für Missbrauchsfälle im buddhistischen Kontext.
    2. Ethikkodex der DBU
      Das zweite Projekt der Ethik-AG bestand darin, einen „Ethikkodex der DBU“ auf den Weg zu bringen. In langen Gesprächen formulierte die Ethik-AG zunächst den Entwurf eines solchen Kodexes, der viele Fragen des angemessenen mitmenschlichen Umgangs in buddhistischen Gemeinschaften und zwischen Schüler:innen und Dharmalehrer:innen abdecken sollte. Hier geht es um Fragen einer angemessenen Sexualität ebenso wie um Finanzen, Entscheidungsstrukturen, Formen des Lehrens und Lernens und vieles mehr. Der Entwurf wurde zunächst allen Mitgliedsgemeinschaften und Einzelmitgliedern der DBU mit der Bitte um Feedback zugeschickt und erhielt große Resonanz. Auf der Mitgliederversammlung der DBU im Jahr 2020 wurde er unter dem Titel „Freiwillige Ethische Selbstverpflichtung“ mit großer Mehrheit angenommen und ist nun offizielles Dokument der DBU. Den vollständigen Text, das Beitrittsformular und weitere Informationen finden Sie auf der Seite „Freiwillige Ethische Selbstverpflichtung der DBU-Mitgliedsgemeinschaften und -Einzelmitglieder“.

    In der ethischen Selbstverpflichtung verpflichten sich die Gemeinschaften selber Prozesse und Ansprechpartner für Missbrauch zu haben.


    Es gibt eine Listevon Gemeinschaften, die sich der Selbstverpflichtung angeschlossen habenund solche Strukturen schaffen und einige Gemeinschaften haben eigene abweichende Ethikkonzepte erstellt.


    Allerdings ist die letzte Meldung von der DBU Ethik AG von 2020. Ist da seidem nichts passiert? Hat das Konzept Früchte getragen? Konnte die Ansprechpartner hilfreich sein? Oder ist es versandet,?

    Schon der Titel "Dalai Lama" war ja damals etwas, was den Mongolen erlaubte quasi einen Orden als Lehensmann zu integrieren und auch das Tuluku-Systrm entstand hier als Ersatz für Dynastizität. Schon im Amt des Dalai Lama ist also eine Doppelfunktion angelegt, in dem das Religiöse politisiert wird.


    Es ist nicht Ideal, wenn sich religiöses und politisches vermischen.

    Auch bei uns gab es die Position des Fürstbischof und diese war immer in sich ein Problem. Wenn du in militärischen Konflikten nicht bewährst dann gilt du als Weichling, wenn du in der Rüstung wohlfühlst und einen guten Warlord angibst leiden deine religiösen Creditals.


    Die Position eines Fürstbischof oder des Dalai Lama ist also etwas was einen enormen Spagat verlangt und immer darin scheitert dem ein oder dem anderen gerecht zu werden. Und zwar strukturell.


    Eben weil Machtpolitik verlangt, auch dubiose Sachen zu machen. Schon so die Mongolen waren ja als wüsste Krieger bekannt und als Berater und Erzieher von lhansöhnen zu dienen hatte ja so eine Gradwanderung zwischen Milderung und Mitwirkung. Und so wie man sich zu bestimmten Zeiten auf Mongolenmachtige einlies um tibetische Interessen zu verteidigen, tat man dies dann eben später indem man die Untertützung von CIA und Promis suchte.


    In gewisser Weise wohnt doch all die Tragik die aus der Reibung von Macht und Religion herrührt schon in der Positionsbeschreibung eines Dalai Lamas oder eines Fürstbischof.


    Und das aller Schrecklichste daran ist doch, wenn man dazu angehalten ist, im Dienst der Sache Religion zu instrumentalisieren. Man ist Mönch, man ist Gelug Lehrer und man muß das nicht nur zurückstecken sondern es wird erwartet, dass man dies benutzt und uber einen religiösen Mythos Menschen erreicht.


    Ich verstehe es nicht, warum das alles so auf die Person von Tendzin Gyatso und seinem Unvermögen der mit Amt des Dalai Lama verbundenen Ideale zu genügen. Es ist doch das Amt selber, dass in seinen inneren Verwirrungen diese Probleme erzeugt.


    So wie es für Tendzin Gyatso schön wäre, im Alter die Symbolfigur abschütteln zu können und nur mehr Mensch und Mönch zu sein, so tut es dem Dhamma insgesamt gut , nicht in Macht verstrickt zu sein.


    Weil Missbrauch immer mit Macht zu tun hat, ist es ein gutes Rezept um Missbrauch zu verhindern, Macht zu kontrollieren. Während ein Moralisieren ( "die Priester sollten reines Herzens sein") das Problem auf eine individuelle Ebene verschiebt die nur eine sekundäre ist.

    Kann mir mal jemand erklären, warum sich die Chinesen um den Dalai Lama kümmern sollten?

    Außer über die Religion der Tibeter hat er keinerlei Macht mehr.

    China versucht ja auch seine eigenen Bürger sehr zu kontrollieren. Was wer im Internet ansieht oder über den Präsidenten spottet.


    Tibet ist doch strategisch unglaublich wichtig .Es hat als Quellgebiet vieler wichtiger Flüsse eine enorme Bedeutung für die Erhaltung der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen. Gerade angesichts der Klimakrise macht es einen riesigen Unterschied, in welche Richtung die Flüsse fließen.


    Allerdings ist es eben so,dass Tibet ist eine Region die sowohl einen großen indischen ( gerade einen buddhistische) aber auch einen chinesischen Einfluss hatte. Es ist ein kulturelles Übergangsgebiet


    Und von daher ist es doch nachvollziehbar, dass man alles tut, dass die Wagschale in die richtige Richtung geht

    Die tibetische Exilregierung wird ja nicht nur von Tibetern und Tibetinitativen unterstützt sondern auch die USA und Indien haben dafür sehr viel Geld ausgegeben. Nicht nur aus Menschenliebe sondern auch aus strategischen Interesse.

    Und da ist der Dalai Lama eben eine wichtige Symbolfigur. Alles was seinem Ruf schaded schaded der tibetischen Sache. Und das sichert den Einfluss über Tibet.


    Dalai Lama zu sein, bedeutet Zankapfel zu sein, es ist wahrscheinlich so ein angenehmer Job wie der Ball bei einem Fußballspiel zu sein. Statt einfach nur Mönch oder Gelug Lama zu sein - ist alles unendlich politisiert. Alles muss gleichzeitig der "tibetischen Sache" dienen, Werbung für sie machen, Aufmerksamkeit generieren. Wo andere hohe tibetische Lamas Stupas einweihen und Rituale leiten, war der Dalai Lama angehalten Prominente zu treffen, Weisheit zu verkörpern.


    Von daher verstehe ich, wenn er so oft den Kontakt mit Kindern und Wissenschaftlern gesucht hat um mit ihnen zu albern oder zu fachsimpeln.


    Es wäre schön, wenn der Dalai Lama in Pension gehen könnte und statt Zankapfel und Celebrity Mensch und Mönch sein könnte.

    Nichts gegen Werte an sich, wobei mir persönlich die pāramitā genügen. Aber "Ehre, Autorität, Loyalität und Heiligkeit"? Ich bitte Dich ... wie fadenscheinig dieser Firlefanz ist, weisst Du doch selbst, oder?

    Also was mir am den Ansatz von Joanthan Haidt gefällt ist, dass er als Forscher identifizieren auf welche Basis sich das menschliche Moralempfinden real stützt. Gerade als Anthropologe ist es ja wichtig, die Kulturen die man untersucht nicht zu werten sondern zu schauen unter welchen Umständen z.B Kulturen der Ehre entsteht und warum das passiert.


    Ein Punkt der Haidt ja immer mitdenkt ist die extreme Polarisierung der amerikanischen Politik. Es haben sich Moral Tribes gebildet, die sich gegenseitig nicht mehr dulden und die emotionalen Grundlagen des anderen ablehnen.


    Die gemeinsame Ebene geht verloren. Wenn sich ein Anhänger des Todes Bergischen Buddhismus gewertschäztz fühlt, dann kann man auch offen über Kritik an Misständen reden. Es ist etwas anderes, wenn jemand die Tradition selber als Misstande sieht. Da kommt es eben genau zu so einer Formierung von "Moral Tribes" die unter sich bleiben.


    Aber wenn man den Dalai Lama entweder als Übermensch und Bodhisattva, oder als Clown, als korrupten, heuchlerischen Rassisten und Clown sieht, dann führt das zu einem Versandt zu Beendigung des Dialogs.

    Der "Übermensch" - das wäre doch der Manifestationskörper des Bodhisattva des großen Mitgefühls. Der aus reinem Mitgefühl nebenbei den Job eines politischen Oberhäuptlings übernimmt, weswegen alle seine Untertanen von purem Glück erfüllt sind.

    Schon zu Buddhas Zeiten war doch klar, dass Herrscher zu sein ein Job ist, der einen dazu bringt, um des Ziels der Erhaltung des Reichs, Zweifelhaftes zu tun. So ist ja z.B Marc Aurel das Idealbild eines guten Kaisers, aber Kaiser zu sein bedeutet immer pragmatisch Macht zu sichern, ein Job bei dem man sich die Hände nahezu schmutzig machen muß. Um das Reich zu sichern, mußte er Kriege führen. Dazu mußte er alle Waffenfähigen einziehen. Und als die Gladiatoren eingezogen wurden gab es Unruhen, weswegen es dann eine pragmatische Entscheidung war Christen zu verfolgen um neue Gladiatoren zu haben.


    Und während eine Mönch oder Abt eben keine solchen weltlichen Verpflichtungen hat, kam das Amt des Dalai Lama ja als das eines Vasallen der Mongolen auf. Und wenn man der Kululationspunkt eines ganzen Volkes ist, dann gehört es zur Jobbefreiung alles mögliche für die tibetische Sache zu tun. Und wenn es Ein Posieren mit den Reichen und Schönen oder ein Paktieren mit dem CIA ist.


    Eine Gleichsetzung von religiösen und traditionellen weltlichen Ämtern geht nicht, ohne dass da Risse entstehen. Philosoph und Kaiser ist so schwer zu vereinbaren wie Gelug Würdenträger und tibetischen Nationalsymbol. Es ist dieser Konflikt der ja schon aus sich selbst viel Lavieren und Doppelbödigkeit verursacht. Und ich finde es nicht fair dieses Problem - das in der Sache selbst liegt - als persönliche Charaktereigenschaften ( heuchlerisch, korrupt) zu adressieren.


    Bei anderen kann man sagen, dass sie sich dann eben keinen Job aussuchen hätten sollen, der Verbiegung erfordert. (Wenn Abt Muho FDP Chef würde, dann könnte es sein dass er linderd) Aber der Dalai Lama hat sich den Job nicht ausgesucht. Er wurde als Kleinkind hineingeworfen und ich denke, er hat so das Beste draus gemacht. Wenn dieses Beste nicht gut genug ist, dann liegt das nicht daran dass der Dalai Lama schlecht oder korrupt ist sondern einfach Schlucht daran, dass Unperfektheit ein Daseinsmerkmal ist. Aus Mett kann man kein Marzipan machen - es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Also wenn ich römischer Kaiser oder Dalai Lama geworden wäre, wäre es bestimmt auch nicht gut ausgegangen.


    Ich denke viel aus der Kritik kommt aus dem geheimen, naiven Wunsch die magische Weltsicht möge wahr sein. Es müsse nur der richtige, der heilige, der wahre auftauchen und unser Tränental würde sich in ein Shambalah verwandeln - mit gütigen Mönchen auf Einhörnern vor Regenbögen. Das Bild ist so schön, dass es wie ein Verrat wird, dass es nicht erfüllt wird.

    Das Thema Missbrauch hat noch eine andere Dimension. Dass es in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger wurde, hat auch mit einem Wertewandel zu tun. Der Wert der mit Missbrauch zu tun hat, ist ja der Verletzung der individuellen Autonomie.


    Ich denke, dass diese Autonomie immer wichtiger wurde. Während es in anderen Systemen wo Werte wie Ehre, Autorität, Loyalität und Heiligkeit einen hohen Stellenwert haben, die Autonomie des einzelnen im Dienst dieser Werte auch beschnitten werden. Kinder werden geschlagen, damit sie folgsam werden und es wird von ihnen erwartet Tanten und Onkel auch dann zu küssen, wenn sie es nicht wollen. Und Frauen sollen sich den Mann unterordnen.


    So dient das Thema Missbrauch auch dazu, indirekt über solche Werte zu reden. Wobei das indirekt - das man auf bestimmte moralische Gefühle setzt und diese bei anderen einfordert - auch ein Hindernis sein kann.


    Von Jonathan Haidt ist einer der Gründer der "Moral Foundations theory" die die Grundlage verschiedener Moralvorstellungen untersucht - gerade auch in ihrer Auswirkung auf die Polarisierung in der amerikanischen Politik.


    Er vergleicht diese mit so etwas wie Geschmackrezeptoren. Dabei haben die Linksliberalen vorrangig zwei Geschmackrezeptoren. Nämlich einen für Fairness und einen für Verletzung ( gerade der letzte ist für Missbrauch relevant) während die Republikaner und mit ihnen viele traditionelle Kulturen mehr Rezeptoren haben, die z.B auf "Autoritä", "Gruppe", und "Reinheit" anspringen.


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    Gerade das Gefühl für Reinheit ist dabei sehr mit einem Gefühl für Heiligkeit verbunden.( Der moralische Abscheu ist - Paul Rozin hat da ja sogar eine Skala der Abscheu entwickelt - sehr eng mit dem Gefühl des Ekels und dem Bedürfnis nach Reinheit verbunden. Der Begriff "links grün versifft" der unterschiedliche Ekelsschwellen mit dem politischen Spektrum korreliert könnte also sogar einen wahren Kern haben)


    Von daher denke ich, dass es gerade im Konflikt mit der katholischen Kirche im Prinzip um einen Wertekonflikt geht, der das Thema Missbrauch deswegen aufgreift weil hier die Werte "Sakralität/Autorität versus "Verletzung/ Autonome" besonders auf den Punkt gebracht sind.

    Es sollte möglich sein den Dalai Lama zu kritisieren und zu betonen, dass er kein Übermensch ist.


    Aber da ist es dann ein großer Unterschied, ob man normale Kriterien anlegt, und da dann jemand sieht der wie andere Symbolgestalten von gebeutelten Nationen zwischen den Mächten des kalten Kriegs lavieren muss, oder ob man da "übermenschliche" Maßstäbe anlegt und ihn als Heuchler abkanzelt.


    Es ist auch ein sehr großer Unterschied ob jemand rassistisch denkt - was wir alle mehr oder weniger tun - ob jemand chaivinistische Äuserungen tätigt oder ob jemand Rassist ist - also jemand der in Rassen denkt und rassistisches Gedankengut verbreitet. Ein" Europa den Europäern" ist ebenso wie ein "Tibet den Tibetern" eine Sicht, die so verbreitet dass sie weltweit sogar ein Allgemeinplatz sein könnte - und nur weil das "Deutschland den Deutschen" mit so viel Grauen verbunden war, hier mit Recht zum Unwort wurde.


    Die Aussage "Der Dalai Lama ist Rassist" ist für mich sehr überzogen und erscheint mir eher aus einem Gegenreflex gegen behauptete Heiligkeit zu stammen als aus einer freundlichen, wohlwollenden Einschätzung.