Beiträge von Monika im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    Als mein Mann im Sterben lag, was mir leider nicht klar war, und ich in seinem Zimmer ein bisschen für Ordnung sorgte, sagte er völlig unüblich "das machst Du alles immer sehr schön".


    Ich war wie unter einer Glocke, und verstand überhaupt, warum er sowas jetzt sagte, hab mich aber mich gefreut, denn das war das erste Mal, dass er meine Hausarbeit lobte.

    Kurz danach ist er gestorben.


    Ich war im Nachhinein sehr traurig, weil ich die Situation nicht realisierte. Dass ich so unbewusst war, konnte ich lange nicht begreifen.


    Heute weiß ich, dass ich keine Wahl hatte.

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    Lieber Rolf, ich bewundere Menschen, die Sterbenden beistehen. Und natürlich ist da "Missionierung" völlig fehl am Platze, denn als nichts anderes empfinde ich Dein Beispiel.


    Wenn ein geliebter Mensch stirbt, tut das weh. Wir vermissen ihn.


    Der Zen-Lehrer wirkt hart. Seine Aufgabe sah er vermutlich darin, den Schüler an die Gefahr der Anhaftung zu erinnern, indem er ihn aus den Trauergedanken in die Gegenwärtigkeit bringt und an etwas Alltägliches erinnert.

    Schließlich hat der Schüler ihn ja gefragt.


    Ich vermisse meinen Mann, aber nur, wenn ich an ihn denke und die Vergangenheit "pflege".

    Wenn ich daran denke, wie friedlich und liebevoll er gestorben ist, dann freue ich mich für ihn, dass er nicht leiden musste.


    Auch der Buddha fragt die Mutter, die ihr Kind verlor, ob sie jemanden kennt, der nicht gestorben ist.

    Ich sehe darin keinen Trost, keine Hoffnung auf "was weiß ich" ...


    _()_ Monika

    Mal eine Frage an diejenigen, die hier so vehement Trost und Hoffnung als Beschwichtigung abtun, und über das Bedürfnis nach einer solchen Beschwichtigung anscheinend erhaben sind. Und die den Standpunkt vertreten, dass der Buddhadharma in dieser Hinsicht auch nichts zu bieten habe. Was ist es dann was euch motiviert euch mit dem Buddhadharma zu beschäftigen und ihm zu folgen, wenn es nicht Trost und Hoffnung sind?

    Das Darüber-erhaben-Sein ist eine Ernüchterung innerhalb der Entwicklung, ein Prozess.


    Der Buddha hat niemals "getröstet" und beschwichtigt.

    Seinen Reden entnehme ich Klartext.

    Der Buddha spricht von Erlöschen, Entsüchten ...


    Das heißt nicht, dass da kein Mitgefühl wäre. Darum geht's hier grade nicht!


    Denn die Frage des Threaderöffners bezieht sich darauf, dass der Buddhismus hoffnungs- und trostlos empfunden wurde.

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    Ich möchte nochmal auf den ersten Beitrag zurückkommen.


    Es ging Rolf ja darum, dass die Lehre des Buddha hoffnungs- und trostlos ist.


    Dazu kann ich nur schreiben, sie ist das Beste, was mir begegnete, denn sie beantwortete alle meine Fragen, die keine theistische Lehre vermitteln kann.


    Wir hoffen nicht auf Gnade und Vergebung, wir sind in der glücklichen Lage, "unser" Bewusstsein Schritt für Schritt immer mehr zutage zu fördern, denn in uns ist alles vorhanden, was uns befähigt, uns zu befreien.


    Wovon befreien? Von unserer Konditionierung, unseren kulturellen Zwängen, ggf. von genetischen Zwängen, von unserem Affengeist, der uns allen möglichen Blödsinn erzählt, von allen unheilsamen Gewohnheiten ...


    Das ist eine mehr oder weniger radikale Umkehr.

    Wer aber mit der Lehre in Berührung kommt und sich mehr interessiert, muss bereits gewisse Voraussetzungen besitzen.


    _()_ :heart:

    Trost und Hoffnung verbinde ich mit Ablehnung der Lage, in der ich mich befinde.

    Ich glaube dann, dass da draußen etwas oder jemand ist, der mich hier rausholt.


    Daran habe ich noch geglaubt, solange ich Gott um Hilfe gebeten habe.


    So banal das klingt, aber nachdem ich 1976 "Siddharta" gelesen habe und ein einschneidendes gewalttätiges Erlebnis hatte, indem ich mich kämpfend erfolgreich zur Wehr setzte, hatte ich jegliche Angst verloren und begriffen, dass ich mich selbst rette.


    Danach begann die ernsthafte Suche. Ich kann mich nicht erinnern, jemals hoffnungslos oder trostlos gewesen zu sein.


    Ich weiß, das klingt für Menschen mit Depressionen etc. hart, aber dieses Forum ist keine medizinische Auffangstation.


    Wer den Weg ernsthaft geht, muss aufhören, sich als Opfer zu fühlen. Wir sind Täter.

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    Ich denke auch, die wenigsten empfinden die buddhistische Lehre als trost- und hoffnungslos.


    Wir müssen alle gemäß unserer Konditionierung und Veranlagung den Weg finden und gehen oder auch nicht.


    Es gibt keine Abkürzung. Von diesem Glauben bin ich geheilt.


    Wieviel Male noch? (Die Lehren des blinden Meisters)

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    Lieber Rolf, Dein Empfinden kann ich nachvollziehen. Vielleicht ist es tatsächlich eine gewisse Müdigkeit, ein tiefes Tal.


    Ich empfand die Lehre nie als trostlos. Ganz im Gegenteil. Aber ich habe auch aufgehört zu suchen.


    Das heißt ich stelle den Buddha und die Regeln nicht mehr auf ein Podest. Ich halte nicht mehr fest an einen Glauben an Wiedergeburt oder Samsara nicht verlassen zu können.


    Vielleicht beginnt auch bei Dir eine neue Phase. Hast Du eine Gruppe oder zumindest einen Menschen, mit dem Du Dich wertfrei austauschen kannst, ohne gleich wieder mit irgendwelchen Konzepten festgezurrt zu werden.


    Ich habe HIER immer wieder neue "Wegbegleiter" gefunden.

    Das ändert sich einfach mit dem "Wachstum".


    Alles ist Veränderung.


    Wer die Lehre Buddhas ganz genau erforscht, wird sehen, dass auch der Buddha sich in 45 Jahren Lehrtätigkeit immer wieder geändert hat. Das wird in seinen Lehrreden deutlich.


    Ich wünsche Dir ganz viel Zuversicht und Freude. Der Verzicht auf Vieles kommt ganz von selbst, aber das was ist dürfen wir genießen, geht auch ohne Gier und Hass.


    :) :heart: _()_

    Guten Morgen Sotapannabumm,

    Das stimmt. Aber das ist Reflektieren.

    Das alltägliche Denken, wenn es "gut" ist, betrifft Vorhaben und Projekte.


    Das unheilsame Denken, das auch den Zugang zur Einsicht verhindert, ist der sogenannte Affengeist, der ruhelos und ununterbrochen im Kopf kreist, immer alles im Gespräch zu sich selbst oder anderen wiederkäut. Immer in Vergangenheit und Zukunft verwickelt.


    Es gibt 4 Typen der Sucher. Leider habe ich das Zitat nicht mehr, das ich vor Jahren extra aufgeschrieben habe.


    Aber u.a. ist ein Typ der Weisheitsnachfolger, dann gibt es den, der einfach glaubt/vertraut - die 2 anderen sind mir entfallen.


    Der Weisheitsnachfolger kommt durch seine Fähigkeit des reflektierenden Forschens "voran".


    Ich weiß, dass ist jetzt sehr stümperhaft.


    Vielleicht kann die Community helfen?


    :erleichtert:

    Das ist auch für mich entscheidend, Helmut.

    Und es wird mit zunehmender Einsicht immer klarer und daher auch leichter.


    Das ist eine Erfahrung, die jede/r ernsthafte Sucher selber machen und dann immer wiederholt werden muss, um sich zu manifestieren.


    Im übrigen machen wir alle von klein auf an ähnliche Erfahrungen, nur werden die vergessen, nicht ernst genommen oder einfach ignoriert.


    Der Buddha erinnerte sich, als er als Junge im Garten seines Vaters meditierend unter einem Baum gesessen hat und ähnlich empfand wie jetzt als Buddha.


    Wir haben ES alle in uns.

    Aber das Beispiel zeigt auch, dass der Buddha es als Junge noch nicht realisierte.


    Wir müssen ES auch registrieren und integrieren.


    Durch diese "Experimente" wird deutlich, was Leiden verursacht und wie sie erlöschen.

    Das kann nicht mit dem Denken verstanden werden, genauso wenig wie z.B. die Liebe.

    :heart:

    Ja, Aravind, wissen können wir, dass wir sterben, sogar schon als Kind. Aber was es wirklich bedeutet schwant uns erst viel später.


    Und Vergangenheit und sogar Zukunft loszulassen, ist sehr schwierig und dauert sehr lange. Sagen lässt es sich leicht: das musst Du loslassen ...


    Der Affengeist malt sich gern immer wieder was aus, um zu überleben.

    _()_

    Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe nirgendwo mehr über die Lehre gelernt als hier, gerade weil es so kontrovers verläuft.

    So musste ich im Zweifel länger über Beiträge reflektieren, und "mein" Bewusstsein wurde immer weiter.


    Ausserdem bin ich froh über die geistige Auseinandersetzung, ohne den täglichen Kontakt hätte ich wenig Anregungen. Das zeigen mir die vielen älteren Menschen mit ihren leidbringenden Gedankengängen, z.B. in Interviews im TV oder überhaupt.


    Meine innere Welt ist reich, und nicht nur die.

    Dafür bin ich unendlich dankbar.


    ❤️ Monika

    Auch ich stelle seelisches Leid über körperliches. Schon allein deshalb, weil es "früher" zumindest von den üblichen Schulmedizinern und unge-bildeten Leuten nicht anerkannt wurde.


    Das körperliche Leiden tritt in den Hintergrund, wenn ich abgelenkt bin, oder medizinisch behandelt werden, das seelische muss z.B. durch Therapie bewusst gemacht und evtl. medikamentös behandelt oder durch Geistesschulung bestenfalls geheilt werden.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, Deinen Weg zu gehen.

    _()_ Monika

    Lieber Timm, ich vermute, Du wirst hier mehr verstanden als sonstwo. Auch ich verstehe Dich.


    Aber was nützt es Dir, Dein Leid zu betonen, Dich darin zu belassen?

    Das ist nicht der Sinn der Lehre Buddhas. Der Blick nach Außen, vorallem immer wieder und länger als die buddhistische Praxis bringen nicht weiter, ganz im Gegenteil, es wird ein immer höherer Berg.


    :heart: _()_ Monika

    Ich finde nicht den Buddhismus trost- bzw. hoffnungslos sondern ich empfinde, dass wir in einer Zeit leben, die noch nie so viele Herausforderungen hatte wie die jetzige, das macht mich nachdenklich. Der Buddhismus ist wie gesagt ein Weg der Hoffnung egal wie es grad um einen Menschen oder die Welt steht.

    Glaubst Du, Timm, es war während der Hexenverbrennungen einfacher?


    Der einzige Unterschied besteht in der Masse und durch die Medien.

    Denn die Weltkriege betrafen auch die gesamte Welt.


    Du hoffst immer noch auf eine bessere Welt. Samsara wird sich nicht ändern, das ist auch nicht Inhalt der Lehre Buddhas.

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    Liebe Gurkenhut, Handeln geschieht sowieso und sogar viel klüger.


    Es geht ja nicht um ein "gefärbtes" Verzichten, d.h. gegen meinen Willen mich zu zwingen, keine Wünsche mehr zu haben. Es geht um Einsicht, die im Laufe der Praxis immer stärker wird.

    Wenn diese Einsicht sich manifestiert, stellt man fest, dass es ganz leicht ist, dass trotzdem alles getan werden kann - und sogar mit viel mehr Freude und entspannt, weil da kein innerer Sklaventreiber mehr die Stimmung versaut.


    Und es geht auch nicht um Resignation. Es fällt einfach ab, wie die Kruste einer verheilten Wunde.


    Wünsche engen ein, unter Umständen zeigen sie sich als völlige Fehlentscheidung, wenn sie sich erfüllen.


    Vor 60 Jahren merkten die "Entwicklungs-Helfer" für z.B. Afrika, das es nicht sinnvoll ist, den Herrschern immer wieder Millionen zu spenden, denn die bauten sich davon Paläste. Nun entstand die Hilfe zur Selbsthilfe.


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    Und wie schlimm das doch ist, zu glauben, die Lehre begriffen zu haben und dennoch nicht aus der Bewertung herauszukommen, also im Grunde anzuhaften und damit wiedergeboren zu werden.


    Eigentlich ein Mangel an Mitgefühl, denn wir sind ja nicht alle auf demselben Level.

    Ich nehme mich da nicht aus, denn ich fühle die Energie auch noch immer, die dahintersteckt.

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    Ja, das ist richtig. Aber auch da sehe ich den mittleren Weg.


    Es geht ja nicht um Kasteiung. Meine Erfahrung ist, dass sich alles zum Besten für mich wendet.


    Ich habe mein Haus verkauft zu einem guten Preis. Es waren die einzigen Interessenten.

    Gleichzeitig habe ich eine kleine von Grund auf sanierte Wohnung gekauft, die so günstig liegt, dass ich auch noch mein Auto verkaufen werde. Es war die einzige freie, seniorengerechte und sogar preiswerte Wohnung inkl. Fahrstuhl :erleichtert:


    Es erfüllen sich Wünsche, die ich gar nicht geäußert habe. Ich lasse "nur" alles auf mich zukommen. So geht es mir seit 40 Jahren.

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