Beiträge von Helmut im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    Nun will ich keine Wortklauberei machen, aber für mich hat der Ausdruck Hoffnung einen religiösen Touch und ist ja auch eine der drei christlichen Tugenden.


    Deshalb finde ich den Spruch von Dante so richtig Zen-like:

    Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!

    Worte wie Hoffnung haben ihre Bedeutung nicht aus sich selbst heraus. Ihre Bedeutung ergibt sich nur aus dem Kontext in dem sie gebraucht werden. Im christlichen Kontext hat der Begriff Hoffnung sicherlich einen religiösen Touch. Aber in einem anderem, einem rein weltlichen Kontext, ist dies eben nicht zwangsläufig genauso der Fall, sondern er kann eine andere Bedeutung haben, die nicht mit der Bedeutung im christlichen Kontext übereinstimmt.


    In welchem Zusammenhang hat denn Dante gesagt: "Lasst, die ihr eintrete, alle Hoffnung fahren." Aus diesem Satz allein ergibt sich ja nicht was Dante mit dem Begriff Hoffnung gemeint hat.

    Gerade weil Mitgefühl eine wesentliche Rolle spielt im Dharma, ist die Lehre Buddhas nicht trost- und hoffnungslos. Aus Mitgefühl heraus hat uns Buddha Sakyamuni die vier edlen Wahrheiten und die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens (pratityasammutpada) gelehrt. Damit hat er uns den Weg zur Befreiung aus Samsara aufgezeigt. Weil er uns aus Mitgefühl diesen Weg gelehrt hat, ist der Dharma nicht trost- und hoffnungslos, sondern der Dharma zeigt uns eine große Perspektive auf.

    Und Vergangenheit und sogar Zukunft loszulassen, ist sehr schwierig und dauert sehr lange. Sagen lässt es sich leicht: das musst Du loslassen ...

    Natürlich ist es leicht zu sagen, du musst Vergangenheit und Zukunft loslassen. Die entscheidende Frage ist für mich, warum muss dies geschehen und was bedeutet Loslassen von Vergangenheit und Zukunft.

    Rein intellektuell den Tod zu verstehen ist nicht sonderlich schwierig. Niemand wird sagen, dass er nicht sterben wird in der Zukunft. Aber dabei wird es meist belassen.


    Die Tatsache, dass es ungewiss ist, wann man sterben wird, wird dann doch meist schnell verdrängt; heute nicht, morgen bestimmt auch nicht usw.


    Wir verdrängen, dass wir jederzeit unerwartet sterben können und dass wir keine Kontrolle darüber haben, wann wir unter welchen Umständen sterben. Wann wir sterben und wie wir sterben wird in Samsara durch Karma und Klesas bestimmt, aber über diese haben wir keine Kontrolle. Schon deshalb ist das Sterben in einer samsarischen Existenz leidvoll.


    Das Sterben in einer samsarischen Existenz erleben wir aber auch als leidvoll, weil wir unseren geliebten Körper unfreiwillig und unerwartet aufgeben müssen, ebenso unseren geschätzten Besitz zurücklassen müssen und keine Gewissheit darüber haben wie es nach dem Tod weitergehen wird.