Es geht hier doch nicht um Psychotherapie bei klinischen Fällen oder um den Beruf eines Arztes oder Heilers. Es geht um den täglichen Umgang mit mir selbst und anderen Wesen.
Lies mal diesen Text hier:
Es geht hier doch nicht um Psychotherapie bei klinischen Fällen oder um den Beruf eines Arztes oder Heilers. Es geht um den täglichen Umgang mit mir selbst und anderen Wesen.
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Der Dalai Lama schreibt in:
Der Kern der
buddhistischen Lehre
»Keine unheilsame Handlung zu begehen, das Heilsame in jeder Weise zu vollführen und den eigenen Geist zu zähmen — das ist die Lehre des Erwachten.«
Der Buddha hat gesagt, wir sollten keine unheilsamen Handlungen begehen — was ist darunter zu verstehen? Es ist wichtig zu erkennen, dass Wirkungen weder ohne Ursachen entstehen noch aus Ursachen, die ihrer Art nicht entsprechen. Die unerwünschte Wirkung, die wir erleben, ist Leiden. Leiden ist die Wirkung von unheilsamen Handlungen: Leiden entsteht nicht ohne Ursachen und nicht aus völlig anderen Ursachen, sondern aus Ursachen, die den Leiden entsprechen. Wenn wir unheilsame Handlungen begehen, schaden wir den anderen; unsere Handlungen lösen beim anderen Leiden aus. Da diese Handlungen beim anderen Leiden bewirken, sind sie Ursachen dafür, dass wir auch selbst Leiden erleben werden. Die Ursache entspricht also der Wirkung. Das Gleiche gilt für heilsame Handlungen. Heilsam sind Handlungen, mit denen wir anderen Glück bereiten. Solche Handlungen lösen bei den anderen Wesen Wohlergehen aus, und in Übereinstimmung damit werden wir selbst ihre Wirkung in Form von Glück erleben. In dieser Weise sind Leiden und Glück von entsprechenden Ursachen abhängig, also von schädlichen oder nützlichen Handlungen in Bezug auf andere.
die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben
Auch das ist nicht richtig. Jeder kann jederzeit nett zu jemand anderem sein. Und der oder die andere wird das als Freundlichkeit erleben. In jedem Augenblick kann ich mich zwischen einer heilsamen oder einer unheilsamen Richtung entscheiden. Die heilsame Richtung wird von Anfang an mir und meinem Umfeld zugutekommen.
Nur von Tieren oder von Menschen, die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben.
Wäre es so, könnten nur Erleuchtete heilsame Handlungen ausführen. Heilsam heißen aber Geisteszustände und Handlungen, weil sie förderlich auf dem Weg der Heilung, auf dem Weg der Befreiung sind. Heilsame Handlungen kann auch jemand ausführen, der völlig in Leidenschaften verstrickt ist.
Im Übrigen: Es ist besser jemandem ein nettes Wort zu sagen als ihm oder ihr eins reinzuhauen. Es ist besser, die Lebensgrundlage von Mitwesen zu erhalten, als sie zu vernichten. Ob man das nun kusala, Metta, Mettwurst oder schlicht Anstand nennt, ist belanglos. Der Rest ist sinnfreie Theorie.
Hier klingt es so, als wäre das höchste buddhistische Ziel, keine Verletzung auf der Welt, nur liebevolles Leben, mit völliger Ignoranz von Leid und Tod.
Das Ziel wäre das Gegenteil von Ignoranz: Der Prozess des allmählichen Erkennens, Durchdringens und Akzeptierens von Leiden und Tod. Ahimsa und Metta kommen dann nach und nach.
Es ist unmöglich, sich als Lebewesen dieser Erde nicht zu verletzen.
Ich kann mein eigenes Leiden und auch die Verletzung von anderen nicht vermeiden. Aber ich muss sie auch nicht bewusst oder unbewusst vermehren. Nur weil ich eigene Verletzung oder die Verletzung von anderen nicht vermeiden kann, heißt das ja nicht, dass Rücksichtnahme und Freundlichkeit zu mir und zu anderen (Menschen, Tieren und Pflanzen) sinnlos sind. Oder meintest Du das nicht so?
Und warum möchtest du Andere nicht verletzen?
Weil ich andere nicht verletzen oder ihnen nicht schaden möchte.
Man ist rücksichtsvoll in der Gegenwart, wegen sich selbst, wegen des eigenen Bedürfnisses
Nö, ich bin rücksichtsvoll, weil ich andere nicht verletzen oder ihnen nicht schaden möchte.
Man kann nichts bestimmt vorhersagen, weil es noch nicht eingetroffen ist und wenn es da ist, ist es Gegenwart und die ist eigentlich vergehende Zukunft.
Ok, dann ist es also nicht notwendig, sich rücksichtsvoll gegenüber anderen Wesen zu verhalten, weil ja eh nicht bestimmt vorhergesagt werden kann, wie die Zukunft aussieht? Das hat der Buddha gesagt?
Auf diese Weise kannst Du jedes faktische Wissen zu Meinungen relativieren.
Anders sieht es m.E. aus, wenn der normale, unerleuchtete, ego-behaftete "Weltling" - ohne Bewusstheit - drauflos agiert, um z.B. (vermeintlich) "Gutes" zu tun - in diesem Fall kann es durchaus richtig und falsch geben....
Gutes tun? Das ist doch gar nicht der Punkt. Reicht schon, wenn man nix kaputt macht.
Schlecht ist zudem, was das Leid der Wesen vermehrt.
Natürlich gibt es richtig und falsch im Buddhismus, nur eben nicht als absolute Größen, sondern eben (wie alles andere) in Abhängigkeit von- und zueinander.
Prajna, also Weisheit als Geistesfaktor wird im Buddhismus folgendermaßen definiert:
Unterscheidendes Gewahrsein (tib. shes-rab, Skt. prajna, Weisheit) ist der Geistesfaktor der eindeutig unterscheidet zwischen richtig und falsch, angemessen und unangemessen, hilfreich und schädlich und so weiter.
Ja, es geht mir nicht schlecht, es geht mir sogar oft richtig gut. Darum habe ich manchmal Zeit und Kraft mich um mehr als nur um mein eigenes Wohl zu kümmern. Egoismus? Ja, mag sein. Ist mir aber egal. Solange es nützt.
Das Umweltschutz für viele den Ruin bedeutet, übersieht er.
Dass fehlender Umweltschutz den Ruin für alle bedeutet, ist noch nicht angekommen. Das wird sich aber ändern. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.
Das für viele Leute Migration ein Problem ist, weil sie Ressourcen die für Migranten abgestellt werden, gerade in den ärmsten Bundsländern (Thüringen, Sachsen und co.) selbst benötigen, übersieht er.
Ihr habe doch kaum Migranten. Und du glaubst ernsthaft, wenn die weg sind, geht es euch besser? Und wenn euch die Migranten so stören, dann kümmert euch um Arten- und Klimaschutz, dann kommen die nämlich gar nicht erst. Cool, oder? Glaubst Du, die kommen freiwillig nach Deutschland, weil es so super ist, sich für Hautfarbe oder Herkunft diskriminieren zu lassen?
Als Zen-Praktizierender sage ich, anderen helfen wollen? Ego! Loslassen.
Nur zu! Lass Dich nicht aufhalten.
Klima- und Umweltschutz sind auch eine besonders hinterhältige Form des Egoismus! Aber diese weltlichen Schwächen hast du ja offenbar schon losgelassen. Dafür hast Du jetzt mehr Energie, Dich ausschließlich und nur um dein eigenes Wohl zu sorgen. Sehr gut!
Aber lass Dich dabei bitte nicht von sowas hier von Deinem Zen-Weg abbringen:
Wir sind an einer entscheidenden Wegkreuzung angelangt, an der unser Überleben und das anderer Spezies aufgrund unserer Handlungen auf dem Spiel stehen. Noch ist Zeit, die Geschwindigkeit des Klimawandels abzuschwächen und die Auswirkungen einzugrenzen. Um das zu erreichen, muss der Gipfel in Paris beschließen, fossile Brennstoffe stufenweise abzubauen. Wir müssen den Schutz der am meisten Gefährdeten sicherstellen durch entsprechende zukunftsweisende, umfassende, schaden-begrenzende Maßnahmen.
Unsere Bedenken basieren auf Buddhas Erkenntnis des bedingten Entstehens, welches alle Phänomene im Universum verbindet. Das Verständnis für diese ineinandergreifenden Kausalzusammenhänge und die Konsequenzen unseres Handelns ist ein notwendiger Schritt, um unsere negativen Umwelteinwirkungen zu reduzieren. Aus der Einsicht der Verbindung aller Wesen und dem Mitgefühl für diese werden wir in der Lage sein aus Liebe, nicht Angst, zum Schutz unseres Planeten zu handeln. Die buddhistischen Führer sprechen seit Jahrzehnten davon. Das alltägliche Leben lässt uns allerdings allzu schnell vergessen, dass wir untrennbar mit jedem Atemzug, jedem Schluck Wasser und der Nahrung, die wir unseren Körper zuführen, mit der Natur verbunden sind. Durch unsere mangelnde Einsicht zerstören wir die Lebenserhaltungssysteme von denen unser Überleben und das aller lebenden Wesen abhängen.
Wir halten es für unerlässlich, dass die globale buddhistische Gemeinschaft anerkennt, dass wir voneinander und der Natur abhängen. Die Menschheit muss vereint handeln zur Beseitigung der Ursachen dieser Umweltkrise, die bedingt ist durch unseren fossilen Brennstoffverbrauch, nicht nachhaltigem Verbraucherverhalten, mangelnder Bewusstheit und fehlender Betroffenheit über die Konsequenzen unserer Handlungen.
Aus der Buddhistischen Erklärung zum Klimawandel an die führenden Politiker der Welt
Der ganze Text lohnt sich sehr. Interessant für Buddhisten ist auch, wer das unterschrieben hat.
In jedem Fall wünsche ich Dir ehrlich und von Herzen alles Gute. Ich möchte mich hier nicht mit Dir streiten.
Aber muss es immer gleich eine "Maximierung" sein?
Maximierung ist hier genannt, weil man in der derzeitigen Wirtschaft mit Blick auf das BIP vor allem den pekuniären, materiellen Gewinn gerne maximiert. Und dabei bleibt das Wohlbefinden gerne mal auf der Strecke. Darum hier eine Verschiebung des Fokus nicht auf Gewinn, sondern auf das Erleben Glück, das von materiellen Gütern abgekoppelt werden kann. Ich gehe davon aus, dass auch Buddhismus ein Nischenphänomen sein wird. Darum braucht es eine Idee des Wirtschaftens, die mit Menschen und ihren Geistesgiften kompatibel ist.
Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass bei uns das reiche-Industrienation-Sein als etwas verwerfliches angesehen wird und wir deshalb möglichst schnell schrumpfen und in Sack und Asche gehen müssen, um der Welt ein Vorbild zu sein.
Einen Schritt zurück in ein Öko-Mittelalter gibt es nicht. Aber es gibt einen Schritt vorwärts in eine smarte Form des Wirtschaftens und Konsumierens, die diesen Ausdruck auch verdient. Dabei ist ein wesentlicher Faktor die intelligente Maximierung von Glück. Denn danach sehnen sich alle Wesen.
ZitatDenn Erlebnisse steigern die Zufriedenheit nachhaltiger als weiterer Besitz. Dieser Befund wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Am intensivsten untersuchten dieses Phänomen die amerikanischen Glücksforscher Leaf van Boven und Thomas Gilovich. Sie zeigten das erste Mal systematisch anhand von Experimenten, dass Erlebnisse wie Essen gehen, Konzertbesuche und Reisen die Probanden glücklicher machten als der Kauf von materiellen Produkten von vergleichbarem Wert.
Ein anderer ist die intelligente Nutzung des totalen Überangebots an Energie.
Zitat„In einer halben Stunde schickt die Sonne mehr Energie zur Erde als Menschen im Jahr verbrauchen“
Ein dritter ist der intelligente Umgang mit Ressourcen. Z.B. Cradle to Cradle
ZitatAbfall = Nahrung
Beim ... [Cradle to Cradle Prinzip] ... geht es nicht um die Betrachtungsweise, dass Abfall verringert oder vermieden werden soll, sondern Systeme sollen so designt werden, dass alle „Outputs“ wieder als Stoffe in anderen Prozessen aufgenommen werden. Damit sollen Kreisläufe aus der Natur auf menschliche Produktions-Konsum-Systeme übertragen werden. Materialien werden hierzu in „biologische und technische Nährstoffe“ eingeteilt, die in offenen bzw. geschlossenen Kreisläufen wieder in Naturprozesse (biologischer Kreislauf) oder ins Recycling (technischer Kreislauf) eingehen. Ein Produkt sollte dabei entweder nur auf „eine Nährstoffart“ zurückgreifen oder leicht in biologische und technische Nährstoffe getrennt werden können. Emissionen in die Umwelt sollen prinzipiell als Nährstoffe dienen.
Eine Transformation also von einer nicht so schlauen zu einer intelligenten Methode auf diesen Planeten zu hausen.
Glück? JA!
Wirtschaft? JA!
Wohlstand? JA!
Konsum? JA!
Aber bitte nicht so selten doof, dass wir uns den Ast absägen, auf dem wir sitzen.
Und der Beitrag der EU zur Klimarettung ist minimal.
Der Beitrag Deutschlands ist mini-minimal.
Dennoch muss jede Region, jedes Land nach ihren und seinen Möglichkeiten die Transformation voranbringen. Das ist wie bei einem Ruderboot mit vielen Ruderern. Wenn jeder einzelne denkt, mein Beitrag ist eh gering, also muss ich mich nicht so reinhängen, wird das Boot sich irgendwann nur noch langsam im Kreis drehen. Das gilt für Staaten, aber auch für jeden Einzelnen. Unserer Menschenwelt besteht eben aus der Summe der Taten und Wünsche aller Einzelner. Zudem sind historische Verantwortung und technologisches Vorbild, bzw. technologische Vorreiterrolle nicht zu unterschätzen: Wenn selbst die reichen Industrienationen sich nicht anstrengen, sondern nationale und wirtschaftliche Interessen vor Interessen des Umwelt- und Klimaschutzes stellen, warum sollen wir, die wir mit wirklich existenziellen Problemen zu kämpfen haben, uns überhaupt bemühen.
Warum zum Teufel hast Du Deine kostbare Lebenszeit vergeudet, um diese Idioten zu bekehren und zu retten ?
Hättest Du Dein Leben nicht besser wie Gunter Sachs mit schönen Frauen an der Cote d'Azur verbracht ? Oder das getan, was zwar sinnlos ist, aber Dich erfüllt ?
Oder mehr Zen-Sesshins besucht ?
Schau, ich will weder jemanden retten noch bekehren. Ich begreife aber die Wirklichkeit, in der wir leben als die Wirkung der Gesamtheit der Gedanken, Worte und Taten aller Menschen, als Kausalnetz, von dem ich ein winziger Teil bin. Als ich mich fragte, was ich gegen den Klimawandel als Einzelner tun kann, habe ich einiges gelesen zum Thema. Neben den üblichen Dingen, die jeder tun kann, und da waren sich alle Experten einig, ist es die tägliche Diskussion mit anderen, die eine Sensibilität für das Thema allmählich in die Gesellschaft sickern lässt.
Als ich Kind war, haben wir in wilden Müllkippen im Wald gespielt, auf dem kleinen See in der Nähe unseres Hauses schwammen mindestens einmal im Jahr alle Fische tot an der Oberfläche. Bei Wanderungen in der Nähe von Wuppertal roch der Wald nach Waschmittel und Jauche. Im Auto würde natürlich Kette geraucht, sodass uns Kindern regelmäßig kotzübel wurde. Müll würde im Garten verbrannt, Hühner in Legebatteriehaltung, u.s.w.
Ich habe mich schon früh für Umweltschutz begeistert, weil der Wald, die Berge und Flüsse, das Meer für mich Orte der Rettung, der Ruhe und der absoluten Schönheit waren und sind. Ich liebe Bäume und Pflanzen und ich achte die wilden Tiere wegen ihrer Freiheit und Schönheit. Die Situation innerhalb der Gesellschaft hat sich nicht viel verändert. Auch damals gab es eine Mehrheit, die nichts von Umweltschutz wissen wollte, auch damals gab es die, die sich bevormundet gefühlt haben, wenn man ihnen sagte, dass es nicht cool ist den Müll im Wald zu entsorgen, etc.
Und doch hat eine deutliche Entwicklung stattgefunden. Heute kann man im Rhein schwimmen, Müll in den Wald zu kippen ist bei Strafe verboten und kaum jemand käme auf die Idee, Kinder während der Fahrt in den Urlaub bei geschlossenen Fenstern Zigarettenrauch inhalieren zu lassen. Diese Entwicklung ist unmerklich und langsam. Getragen wird sie aber von allen Menschen, die jeweils an ihrem Ort und mit ihren Möglichkeiten in Form von Worten und Taten mit anderen zu diesen Themen kommunizieren.
Zudem halte ich andere Menschen nicht für Idioten. Viele haben einfach ganz andere Präferenzen, Sorgen und Nöte, als sich um Umwelt- und Klimaschutz zu sorgen. Manche sind auch einfach selbstbezogen und in ihrer Welt und ihren Ich- und Wertegefügen gefangen. Dennoch ändern sich auch diese Leute, wenn der Wind in der Gesellschaft sich dreht. Aber dieser Wind dreht sich nicht von alleine. Jeder und jede ist daran beteiligt, mit Gedanken, Worten und Taten. Das ist etwas, dass ich durch diverse Zen-Sesshins und durch meine Beschäftigung mit der Lehre des Buddha gelernt habe: Wir sind die Erben unserer Gedanken, Worte und Taten, weil alles mit allem in unmittelbarer Verbindung steht. Was ich tue, hat Auswirkungen, auch wenn ich sie nicht spüre.
Vor 4000 Jahren war es Gesetz, dass bei einem Unrecht man dem, der das Unrecht begangen hat, es 7 x 7-fach heimzahlen sollte, um ein Verbrechen zu sühnen. Dann kam die große Revolution: Auge um Auge. Das reicht! Und dann kamen Menschen wie Buddha oder Jesus, die Vergebung und Liebe an die Stelle der Vergeltung gesetzt haben. Natürlich ist die Welt heute noch voller Unrecht, Blindheit, Gewalt und Wut. Aber diese Impulse habe auch etwas freigesetzt, dass heute Strafgefangene in manchen Gebieten der Welt menschenwürdig behandelt werden und die Vergebung, wenn jemand Mist gebaut hat, als große menschliche Fähigkeit gefeiert wird. Auch diese Entwicklung verlief langsam und unmerklich, ohne all die Menschen aber, die diese Ideen immer wieder diskutiert und vorgeschlagen haben, hätte sie nicht stattgefunden.
Heute stehen wir vor einer neuen gesellschaftlichen Transformation. Wir müssen uns als Menschheit und als Einzelner als Teil eines globalen Ökosystems begreifen, das zu schützen, zu schätzen, zu erhalten und zu fördern grundlegende Ethik werden wird. In 50 Jahren ist das, was wir heute verhandeln, selbstverständlich. Man wird den Kopf schütteln über unsere Form des Umgangs mit der Natur, so wie wir heute den Kopf schütteln über frühere Generationen.
Für mich ist das keine Zeitvergeudung, sondern unmittelbare Konsequenz aus der buddhistischen Lehre und Praxis. Mein Beitrag ist minimal, aber er ist Teil einer Richtungsänderung in der Gesellschaft.
Aber wenn ich meinen Nachbarn missionieren will, dass er mein Wissen annehmen und in mein Handeln umsetzen soll, wird das eher das Gegenteil bewirken.
Es geht nicht um "mein" Wissen, sondern um das Erkennen bestimmter Zusammenhänge, die nicht sofort offensichtlich sind, und um Handlungsempfehlungen, die Problemen, die aus diesen Zusammenhängen für alle erwachsen, begegnen. Dieses Erkennen von Zusammenhängen und Entwickeln von Problemlösungsansätzen leistet die Wissenschaft. Die Wissenschaft missioniert nicht, sondern stellt Zusammenhänge dar.
Einfaches Beispiel: Wenn jemand in den Pool kackt, hat es wenig mit Missionierung zu tun, wenn man ihm oder ihr mitteilt, dass das nicht so cool ist, weil alle, die im Pool schwimmen, dann mit dieser Kacke konfrontiert sind.
Es geht also um gesunden Menschenverstand, nicht um Glaubens- oder Meinungsfragen, die einer Mission bedürfen würden.
Oft schaden uns die Menschen am meisten, die uns helfen wollen.
Nun ja, es würde ja fürs erste reichen, wenn wir mit unserem Lebensstandard anderen Wesen weniger schaden würden. Von helfen ist ja erst mal gar nicht die Rede. Um Deinen Satz an diesen Gedanken anzupassen:
Oft schaden uns die Menschen am meisten, die uns schaden.
Indem jeder für sich selber sorgt, sorgt er auch für seine Mitmenschen, Kinder, Enkel, Nachbarn, Umwelt, seinen Garten und seine Mitwesen, weil er von ihnen nicht getrennt existieren kann. Das gilt für alle Buddhisten, mit oder ohne Bodhisattva Gelöbnis.
Das verstehe ich nicht. Meinst Du, dass das bei Buddhisten so ist, quasi automatisch, oder ist das bei allen Menschen so, die für sich selbst sorgen?
Realität auf der Welt ist zumindest zur Zeit, dass Menschen aus dem globalen Norden anderen Wesen oft schaden, indem sie für zuerst sich selbst sorgen. Oder sehe ich das falsch?
Siddharta Gautama hat sich klugerweise zuerst um sich selbst gekümmert, um seine eigene Erleuchtung, ganz "egoistisch" (?).
Ok, dann sind also all die Menschen, die keine Konsequenzen aus ihrem Wissen, anderen potenziell zu schaden, ziehen wollen oder können, Bodhisattvas, die sich erst einmal in z.B. Form von Über-Konsum, häufigen Fernreisen, Privatjets, etc. um sich selbst kümmern müssen? Habe ich das richtig verstanden? Und damit lösen sie dann die Probleme, die Politiker nicht lösen können?
Zu wissen, wenn ich anderen schade, schade ich auch mir selbst, das ist Teil des für-mich-selbst-sorgens.
Das ist fein. Warum funktioniert aber dann nicht der Schritt, dass aus Wissen auch Handeln wird?
Wie "jeder für sich sorgt".
Ich würde gerne den in der Überschrift genannten Gedanken aus einer buddhistischen Perspektive genauer beleuchten. JoJu91 hat ihn folgendermaßen formuliert:
In einer freien Gesellschaft wissen die gewählten Volksverteter, dass sie die Probleme nicht lösen können, sondern dass die freien selbstverantwortlichen Bürger die Probleme lösen, indem jeder zunächst für sich selbst sorgt und damit seine Mitmenschen soweit möglich davon entlastet, ihm helfen zu müssen. Für Kinder, Greise, Schwerkranke und Menschen, die sich in Ausnahmesituationen selbst nicht helfen können, stellt die Gemeinschaft ein begrenztes Sicherheitsnetz zur Verfügung.
Adam Smith, einer der Begründer der modernen Volkswirtschaft, formuliert das so:
ZitatWenn daher jeder einzelne soviel wie nur möglich danach trachtet, sein Kapital zur Unterstützung der einheimischen Erwerbstätigkeit einzusetzen und dadurch dieses so lenkt, daß ihr Ertrag den höchsten Wertzuwachs erwarten läßt, dann bemüht sich auch jeder einzelne ganz zwangsläufig, daß das Volkseinkommen im Jahr so groß wie möglich werden wird. Tatsächlich fördert er in der Regel nicht bewußt das Allgemeinwohl, noch weiß er wie hoch der eigene Beitrag ist. Wenn er es vorzieht, die eigene nationale Wirtschaft anstatt die ausländische zu unterstützen, denkt er nur an die eigene Sicherheit, und wenn er dadurch die Erwerbstätigkeit so fördert, daß ihr Ertrag den höchsten Wert erzielen kann, strebt er lediglich nach eigenem Gewinn. Er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, der keineswegs in seiner Absicht lag. Es ist auch nicht immer das Schlechteste für die Gesellschaft, dass dieser nicht beabsichtigt gewesen ist. Indem er seine eigenen Interessen verfolgt, fördert er oft diejenigen der Gesellschaft auf wirksamere Weise, als wenn er tatsächlich beabsichtigt, sie zu fördern.
Das wird manchmal auch vereinfacht zusammengefasst: Wenn jeder an sich denkt, ist am Ende an alle gedacht.
Nun ist die Frage, was es genau bedeuten soll, dass jeder zunächst für sich sorgt. Wenn ich meine Wirklichkeit betrachte, so fällt mir auf, dass ich nur für sehr wenig Dinge selbst sorgen kann. Die allermeisten Gegenstände, die ich besitze, habe ich nicht hergestellt, auch habe ich die Ressourcen dafür nicht zusammengetragen, in den allermeisten Fällen habe ich nicht einmal einen Plan, wie die Dinge, die ich nutze, hergestellt werden oder genau funktionieren. Die Waren, die ich kaufe, habe ich nicht transportiert, das Wasser, das ich trinke, weder gefunden noch kanalisiert noch aufbereitet. Die Luft, die ich atme, die Nahrung, die ich esse, die Kleidung, die ich trage, nichts davon habe ich hergestellt. Ich bin komplett abhängig davon, dass andere (Wesen) all das für mich übernehmen.
Das Denken und die Sprache, die Strukturen des Denkens, über die ich verfüge, habe ich ebenfalls nicht selbst erschaffen, ich habe von anderen gelernt, Lehrern, Autoren, Regisseuren, Künstlern, etc. Die Menge der Gedanken, die ICH aus mir selbst heraus, also ohne die Sorge von anderen für mich, gedacht hätte, ist verschwindend gering.
Letztlich bin ich nicht jemand, der für sich sorgt, sondern eher ein erfolgreicher Profiteur all der nützlichen Wesen (vom Bakterium bis zum Arzt) um mich herum, denn ich habe es geschafft, dass sie das allermeiste, das ich brauche, für mich bereitstellen und übernehmen. Im Gegenzug zahle ich "nur" mein erarbeitetes Geld, und selbst das auch nur von Zeit zu Zeit. Sorge ich also für mich selbst? Ebenso wie meine eigenen Gedanken in Relation zu den Gedanken, auf die ich zurückgreife, verschwindend wenige sind, sind auch meine Möglichkeiten, für mich selbst zu sorgen, in letzter Konsequenz extrem beschränkt. Das merke ich dann, wenn die zur Gewohnheit und unsichtbar gewordene Hilfe und Sorge anderer für mich mal ausfällt.
Dem größte und unsichtbarsten Supporter, den wir haben – das sind die natürlichen Ressourcen, auf die wir alle angewiesen sind – zahlen wir kein Geld und geben auch viel zu wenig Sorge zurück. Ökosysteme, Boden, Luft, Wasser. Im Gegenteil. Wir "sorgen" so gut für uns selbst (heißt: wir nehmen so viel weg von anderen und anderem, um für uns zu sorgen), dass in vielen Bereichen dieses Planeten, die Wesen und Menschen sich nicht mehr um sich sorgen können, weil ihre Lebensgrundlage wegbricht. Somit kommt auch deren gewohnte, unsichtbare, kostenlose Unterstützung für uns ins Wanken.
Ich würde den Satz also verändern: Wenn ich mich zunächst nur um mich sorge, ohne mich zugleich um andere zu sorgen, die für mich sorgen, fehlt irgendwann den meisten anderen, die Basis, für sich selbst zu sorgen, und so auch für mich.
Das führt zu der Frage, was denn diese Sorge ist? Vorwiegend bedeutet es ja: Ich sorge dafür, dass meine Grundbedürfnisse gedeckt sind, meine Wünsche – soweit erfüllbar – erfüllt, und dass mir möglichst wenig Unangenehmes begegnet. Diese Sorge kann dann auch schon sehr umfassend sein, mich, meine Familie, meine Erben, meine Freunde betreffen. Die Sorge kann auch bezüglich dessen, was sie alles abdeckt, sehr umfassend sein, sodass ich glaube, gut für mich zu sorgen, wenn ich mir möglichst viele Wünsche erfülle, möglichst abgesichert und komfortable lebe, möglichst wenig unliebsame Gefühle habe, u.s.w. Ich denke, das ist sehr menschlich.
Wenn ich aber dann diesen Satz von oben nochmal aufgreife, dass ich zunächst für mich sorge, bevor ich für andere (Wesen) sorge, wird schnell klar, dass dieses Konzept an seine (planetaren) Grenzen stößt, wenn wirklich alle, insbesondere Menschen, zunächst für sich sorgen, und zwar dann, wenn ein potenzielles Übermaß der Sorge für mich als Massenphänomen (z.B. in den Industrienationen) die Sorge anderer um sich (im globalen Süden, aber auch alle Wesen, deren Ökosysteme gefährdet sind) verunmöglicht.
Ich muss den Satz also wieder erweitern:
Wenn ich mich zunächst nur um mich sorge, ohne mich zugleich um andere zu sorgen, die für mich sorgen, fehlt irgendwann den meisten anderen die Basis, für sich selbst zu sorgen, und so auch für mich. Diese Basis verschwindet, wenn ein überhöhtes Maß der Selbstsorge als Massenphänomen, diese Basis einschränkt oder zerstört.