Beiträge von Anandabodhi im Thema „Das ist Nirvana“

    Die Natur zu ignorieren, ist Ignoranz und das wiederum ist die Ursache für Leiden. Interessanterweise ist das auch wissenschaftlich bewiesen. Die Gleichsetzung von Öko und Ego ist für mich nicht schlüssig. Mitgefühl wäre dann immer eine Form von Anhaftung, aber trotzdem wird sie im Buddhismus gelehrt und empfohlen.

    Hallo Qualia, ich glaube, dass die Vorstellung, dass Du nicht verbunden bist, nichts mit Buddhismus zu tun hat. Die Umwelt ist sehr stark mit uns verbunden. Schau dir vielleicht mal das Konzept von Indra's Netz an.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Indra%27s_net

    Buddhismus ist Buddhismus, ich bin ich. Buddhismus und ich können nur interagieren, niemals eins sein.

    Indras Netz ist eine Vorstellung von Menschen, wohl geschaffen, um sie zu fesseln.

    Indras Netz ist eine Metapher, die auf dem Entstehen in Abhängigkeit beruht. Wir können nicht ohne die Natur existieren. Wir könnten nicht leben ohne Pflanzen und Tiere in unserer Biosphäre. Selbst unser eigener Körper besteht zu einem großen Teil aus einem nicht-menschlichen Biom. Die Natur weg zu abstrahieren, was mit den griechischen Philosophen begann, hat uns in eine Industriegesellschaft geführt, die vielleicht bald ihr Ende nimmt. Wir müssen wieder viel mehr die Natur kennenlernen und wie wir mit dieser zusammenleben.

    Mein Spazierengehen ist eigentlich nur Sitzen im Gehen. Da bin ich ganz in der Welt und muss immer achtsam sein und mich nicht zu sehr von meiner Aufmerksamkeit ablenken lassen. Wenn ich vorher oder nachher Sitze, fällt mir erst auf, wie viel ich achtsam wahrnehme, ich bin auch da in der Welt. Meine Aufmerksamkeit ist damit beschäftigt, mir schlechte Haltung oder Gefahren zu melden, auf die ich reagieren muss oder kann. Im Sitzen spazieren gehen, im Spazierengehen sitzen. Mit ein wenig Achtsamkeit ist das einfach.

    Beim Gehen treffe ich auch Menschen, meistens mit Hunden oder mit Laufen beschäftigt, sie sind immer beschäftigt immer in Aktion. Da ist mir besonders aufgefallen, dass die Hunde mich immer mit mehr Achtsamkeit und weniger Aufmerksamkeit wahrnehmen, bei Menschen ist es meistens umgekehrt oder nur Aufmerksamkeit.

    Ich kann nachvollziehen, was Du meinst. Ruhe und Ungestörtheit sind beim offenen Gewahrsein schon sehr hilfreich. Alleine vor dem offenen Meer, auf einem Berg oder wehenden Wind zu sitzen, wären ideal, um mit diesem Element, wenn nicht sogar Naturgottheit in Verbindung zu kommen.

    Man fragt sich manchmal, was an Erleuchtung und Nirvana eigentlich das Problem ist, wenn Buddha es erlebt und im Detail übermittelt hat in den vier edlen Wahrheiten und dem achtfachen Pfad. Ganz konkret wird es in der Anapanasati. Was erhoffe ich, wenn ich das erfahre, was der Buddha vor langer Zeit schon beschrieben hat? Eine Überraschung kann es eigentlich nicht sein. Ich sehe dann einfach mit Achtsamkeit und Klarblick, wie die banalen Dinge des Lebens entstehen und vergehen und ich loslassen kann. Das ist die Gegenwart. Wenn ich das ultimative Ziel mit anderen Religionen vergleiche, dann liegt sie immer in der Zukunft und kann eigentlich nie erreicht werden. Wenn einem das klar wird, kann man etwas entspannter an die Sache herangehen. Das Ziel reduziert sich darauf, dass man sich in die richtige Richtung entwickelt. Jeden Tag ein Stück achtsamer und weiser werden, manchmal in einem Retreat die Dinge ganz klar erkennen und dann wieder in den Alltag abtauchen und eine Praxis aufrecht erhalten, um nicht ganz davon aufgesaugt zu werden.


    Wenn man alle Ablenkungen beiseite lässt, wie es z.B. in der Anapanasati beschrieben wird, kann man die Dinge mit nacktem Gewahrsein sehen und die Inspiration fließen lassen und es bleibt ein tiefgehendererer Eindruck davon hängen als dies in einem Normalbewusstsein möglich ist. Leider sitzen wir beim meditieren meistens nur in geschlossenen Räumen und nicht in Natur, wo das eigentlich Leben stattfindet. Wir erlernen also eine Praxis, wenden sie aber nur auf die Gedanken an, die in unserem Kopf im Karussell drehen anstatt auf die Welt da draußen. Nach dem die menschliche Natur auch ein Teil der Natur ist, erfassen wir damit immerhin noch einen Teil davon, aber nicht die ganze Welt bzw. Natur. Dummerweise werden im Buddhismus viele Gefühle von vorne herein als schlecht angesehen und man will sie deshalb sofort loswerden und sich davon distanzieren. Besser wäre es, sich ganz darin hinein zu begeben und sie im Ganzen wahrzunehmen; die Inspiration fließen zu lassen. Leerheit wird von vielen so verstanden, dass das Gehirn ganz geleert werden soll, was sehr bedauerlich ist, weil das einem nicht sehr weise machenden Nihilismus gleich kommt und die Welt auf sehr wenig reduziert. Meines Erachtens ist es besser die Leerheit des Geistes so zu verstehen, dass man die Dinge ohne zu beurteilen erkennen kann und damit viel mehr erfasst, also wenn man das Betrachten sofort abschaltet oder ins voreilige Beurteilen kommt.


    Es gibt einige Praktiken, mit denen man es schafft, in ein offenes Gewahrsein zu kommen, ohne dass man sich gleich erleuchtet nennen muss. Der Unterschied zu Erleuchtung wäre dann nur, dass dieser Zustand nicht mehr aufhört. Ich bin mir nicht sicher, ob die andauernde Erleuchtung ein erstrebenswertes Ziel sind, weil man dadurch sehr viel aufgeben müsste, was uns als Menschen ausmacht. Ich fände es sehr spannend, sich dazu konkreter bei einem Treffen auszutauschen als es in einem Forum möglich ist.