Beiträge von Igor07 im Thema „Musik (im Buddhismus)“

    Desweiteren bist Du der Meinung, dass der ganze Prozess der Wahrnehmung ein automatischer Ablauf ist.

    Am Rande bemerkt: Der ist nicht vollkommen automatisch, denn meine bewusste Absicht, also cetana, gestaltet meine Prozesshaftigkeit der Wahrnehmung.

    Andernfalls wäre alles vorbestimmt, also rein deterministisch, und folglich wäre keine Befreiung möglich. :)

    Diese auch?:

    Liebe Anna Panna-Sati .


    Mir scheint, dass wir aneinander vorbeireden, denn niemand würde das heilende oder beruhigende Potenzial von Musik oder Mantras bestreiten.

    Doch im Buddhismus, insbesondere im Theravāda-Buddhismus, geht es primär darum, Nibbāna zu erreichen – und nicht, zugespitzt formuliert, darum, Depressionen oder Krebs zu lindern. Wenn man diese beiden Ebenen miteinander vermengt, entstehen zwangsläufig Missverständnisse.

    Im Theravāda-Buddhismus lernt man, den gesamten Prozess der Wahrnehmung – der meist vollkommen automatisch und nach bestimmten Mustern abläuft – zu verlangsamen und schrittweise zu dekonstruieren.

    Sieh hier:


    Zitat

    "Was das angeht, Bāhiyer, kannst du dich so üben: 'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens. "[18]



    Und so kommentiert der Bhikhu Anālayo:


    Zitat

    XI.4 DIE BELEHRUNG DES BÂHIYA

    Laut einer Lehrrede im Udâna war „Bâhiya mit dem Rindengewand“ ein

    nichtbuddhistischer Asket, der sich einmal mit der Bitte um Belehrung an

    den Buddha wandte, während dieser Almosenspeise sammelte. Während sie

    noch auf den Straßen der Stadt unterwegs waren, gab der Buddha ihm eine

    kurze Belehrung über ein Wahrnehmungstraining, was dazu führte, dass

    Bâhiya sofort vollständiges Erwachen erlangte.50 Die rätselhaft anmutende

    Belehrung des Buddha lautet:

    „Wenn in dem Gesehenen nur das ist, was gesehen wird, in dem Gehörten nur

    das, was gehört wird, in dem Gefühlten nur das, was gefühlt wird, in dem Erkannten

    nur das, was erkannt wird, dann bist du nicht ‚durch dieses’; wenn du

    nicht ‚durch dieses’ bist, dann bist du nicht ‚darin’; wenn du nicht ‚darin’ bist,

    dann bist du weder ‚hier’ noch ‚dort’ noch ‚dazwischen’. Dies ist das Ende von

    dukkha.“51

    Diese Belehrung richtet das reine Gewahrsein auf alles, was gesehen, gehört,

    gefühlt oder erkannt wird. Wenn man das reine Gewahrsein auf diese Weise

    aufrechterhält, so wird der Geist daran gehindert, die rohen Daten der

    Sinneswahrnehmung zu bewerten und mit Vorstellungen anzureichern. Dies

    entspricht dem Abschneiden der ersten Phasen in der Abfolge des Wahrnehmungsprozesses

    durch achtsame Aufmerksamkeit. Hier registriert das

    reine Gewahrsein einfach das, was an einem Sinnestor entsteht, ohne voreingenommene

    Formen des Wahrnehmens und ohne unheilsame Gedanken

    und Assoziationen hervorzurufen.52 In Hinsicht auf die Sinneszügelung wird

    die Phase des Schaffens eines „Zeichens“ (nimitta) dadurch in das bewusste

    Gewahrsein gebracht.53 Reines Gewahrsein in dieser Phase des Wahrnehmungsprozesses

    zu verankern hindert die latenten Neigungen (anusaya),

    die Einflüsse (âsava) und die Fesseln (saáyojana) am Entstehen.


    Zusammengefasst, rein praktisch betrachtet: Was bedeutet es, im Gehörten nur das Gehörte wahrzunehmen? Ein Autor erzählte von einem Freund, der häufig mit seiner Frau stritt. Doch irgendwann realisierte er, dass sich lediglich ihr Mund bewegte, Geräusche herauskamen, diese aber keinen Sinn ergaben.

    Ein Beispiel aus meinem eigenen Erleben: Eine wunderschöne Blume auf einer Wiese ist in Wirklichkeit keine Blume – sie ist nur ein bunter Fleck. Dank einer enormen Vielzahl von Prozessen, vielleicht mehr als 17, kann ich diesen Fleck als "Blume" identifizieren. ich ettikketiere sie. Doch wenn ich diesen Prozess bewusst wahrnehme, gibt es wahrscheinlich innere Verbindung mehr zu der Blume.

    Ohne Achtsamkeit und Weisheit kann man nicht nur die Schönheit einer Blume verpassen, sondern das ganze Leben. Oder? :? Und auch die schöne Musik, Tja.. :shrug:

    Alles Gute! :rainbow:



    PLUS:


    P.S.Nun, ich meinte eigentlich den traditionellen, konservativen Theravāda-Buddhismus und nicht Mahāyāna oder Tantra, die späteren Entwicklungen. In diesen späteren Traditionen kann man unzählige ewige Buddhas im Himmel platzieren – je mehr, desto besser – und auch den Medizin-Buddha sowie Musik einbeziehen. Doch selbst der Buddha lehnte die strengen Riten der alten Brahmanen ab, die er als Fesseln betrachtete.

    Wir gelangen stets zu dem Punkt, dass der frühere (oder eher ursprüngliche) Buddhismus, gemäß der Klassifikation von E. Conze, nicht im Mahyayna- Tantra zu suchen ist. Sowohl H.W. Schumann als auch M. Schmidt betonen die frappierenden Unterschiede.

    Im Wahrnehmungsprozess interpretieren wir nahezu augenblicklich Musik oder Klänge als angenehm oder unangenehm, wobei in diesem kurzen Moment eine enorme Anzahl von Zuständen erfasst wird. In dem Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte usw., denn der Prozess der mentalen Ausschweifung entsteht sofort und unwillkürlich. Was würde den Faden sprengen. Also Adieu _()_

    Wenn dich die Musik noch stört, dann ist das Buchwissen noch nicht zur Herzenswahrheit geworden. Es ist nichts weiter als ein weiterer Glaube .

    Ich bitte um Nachsicht, aber ich möchte meinen Gedanken ergänzen. Wie Thanissaro Bhikkhu in seinem Buch Buddhistische Romantik sehr treffend und ausführlich dargelegt hat: Weder die erotische Liebe noch der heilende Potenzial der Musik oder die transpersonale Psychologie haben etwas mit dem Buddhismus zu tun. Im Buddhismus geht es um das Ende des Dukkha. Man könnte – wenn auch etwas allegorisch – vom Ende der Wahrnehmung sprechen. Ob das nun „Buchwissen“ ist oder nicht, sollte dahingestellt bleiben.

    Denn der Prinz hatte alles: die schönsten Kurtisanen, Sex, bezaubernde Musik. Aber man sollte sich fragen, warum er all das bewusst und absichtlich hinter sich gelassen hat. War er psychisch nicht gesund? So würde man, nehme ich an, Siddhattha heute betrachten.

    Und das ist meine eigene Meinung, lieber Martin – zumal du mich ja nicht einmal direkt ansprichst. Aber keine Sorge, ich werde das überleben (Ironie, oder?).

    Ich verlinke hier das PDF des Buches und wünsche viel Spaß … ja, beim „Buchwissen“, klar doch.


    https://www.dhamma-dana.de/files/Dhamma%20Dana/Buecher/thanissaro/Buddhistische_Romantik.pdf

    Danke, aber das ist nur ein Aspekt von vielen.

    Nein, Amdap . Ich fasse es sehr kurz.


    Musik erweckt die Gefühle, aber der Weg zum Nibbana lehrt direkt, dass alle Khandhas nicht das "Selbst" ausmachen. Dafür braucht man nicht viel Theorien oder „Buchwissen“. Auch ist es nicht nötig, sich selbst zu zitieren oder andere zu bewerten oder zu verurteilen. Alles erdenkliche :heart: Gute! Herzlich. :rose:


    :taube: :taube: :taube:

    Dass der alte, strenge Buddhismus Musik ablehnt, kann ich nicht nachvollziehen. Der Grund könnte sein, dass man Musik früher überwiegend zur Unterhaltung und Belustigung eingestuft hat. Seitdem aber hat sich Musik, dank hochbegabter Komponisten und deren Interpreten, enorm weiterentwickelt, indem sie viele psychologische innere Vorgänge zum Ausdruck bringen kann. Noch nicht einmal festliche Barockmusik

    Amdap .


    Die Musik, allgemein ausgedrückt, stellt den Ausdruck der Leidenschaft dar, aber Nibbana kann man als die Stille im Herzen metaphorisch ausdrücken.

    Und was Barock-Musik mit dem Pali-Kanon zu tun hat, kann man nur raten. :shrug:

    Damit alles Gute, weiterhin genießen, aber es ist die Wurzel des Leidens, oder? Ich erspare mir das Zitieren und wünsche schöne Weihnachten. :rose:


    :taube: :) :rainbow:


    Sorry, ein wenig:


    Zitat

    Gekleidet in diese dreifache Stille von Gedanke, Wort und Tat, geht der Muni seinen einsamen Weg: selbstgenügsam und in sich gekehrt; abhold der Geselligkeit, doch nicht der edlen Freundschaft, wenn er sie, die auf seinem steilen Pfade so seltene, trifft (s. Vers 45/46); entschlossen dem Einen zugewandt, das not tut; daher streng gegen sich selbst, doch voller Güte und Erbarmen zu allen Lebewesen. In dieser Strenge gegen sich selbst erlaubt er es nicht, daß auch nur die geringste zuerst wohl sänftigende, dann aber weich machende Gewohnheit in ihm Wurzel faßt: nicht einmal, wie im Falle Nalakas (s. Anm. 723), die Gewohnheit, den Meister zu sehen und seine Lehre zu hören. Um ihn, den Muni, weht die Luft der hohen Bergesgipfel: klar und durchscheinend, von äußerster Reinheit und Kraft, von ehrfurchtgebietender Abgeschiedenheit, - unertragbar für die Bewohner des Tals.


    LG von Nyanatiloka:


    SUTTA-NIPĀTA ;)

    Soweit, so gut....


    Was sagte nun aber Buddha Shakyamuni über Musik?

    Hi, liebe Anna Panna-Sati .

    Musik hat im Theravāda-Buddhismus keinen Platz und hat dort nicht zu suchen, da sie die Konzentration beeinträchtigt und die notwendige innere und äußere Stille stört. Sie bindet an das Samsara und betört die Sinne, wie alles Schöne. Um diese Haltung zu verdeutlichen, zitiere ich Bhikkhu Anālayo:


    Zitat

    Die permanente Bedeutsamkeit formaler Meditationspraxis selbst für

    Arahants ist in zahlreichen Lehrreden dokumentiert. Diese Lehrreden

    machen deutlich, dass der Buddha und seine Schüler und Schülerinnen

    sich stets der Meditation hingaben, ganz unabhängig von der Stufe ihrer

    Verwirklichung.13 Der Buddha war unter zeitgenössischen Asketen bekannt

    dafür, dass er die Stille und Zurückgezogenheit liebte.14 In einer anschaulichen

    Episode im Sâmaììaphala-sutta wird erzählt, wie der Buddha und

    eine große Mönchsversammlung in so tiefer Stille meditierten, dass ein

    herannahender König fürchtete, in einen Hinterhalt geführt zu werden, da

    es ihm unmöglich erschien, dass so viele Menschen versammelt sein könnten,

    ohne irgend ein Geräusch zu machen.15 Die Wertschätzung der Stille

    durch den Buddha ging so weit, dass er lärmende Mönche oder Laienanhänger

    ohne Weiteres aus seiner Gegenwart entließ.16 Wenn das geschäftige

    Treiben um ihn herum ein Ausmaß erreichte, das er als übermäßig empfand,

    war er dazu imstande, ohne Weiteres allein fortzugehen und die

    Versammlung von Mönchen, Nonnen und Laienanhängern sich selbst zu

    überlassen.17 Abgeschiedenheit war, wie er erklärte, ein für den Dhamma

    charakteristisches Kennzeichen.18

    In den Lehrreden wird berichet, dass der Buddha selbst nach seinem

    vollständigen Erwachen sich noch immer allein in die Stille zurückzog.19


    Wenn man bedenkt, dass Menschen sehr lange Retreats absolvieren, bei denen sogar das Schreiben verboten ist – wie verhält es sich dann mit Musik? Musik wirkt --ver-Zauber-nd. Also befördert Maya, die Illusion.

    Echte Meditation kann nur in der absoluten Stille des Geistes verwirklicht werden.

    Klar, das ist nicht für die Mehrheit der Menschen geeignet, das sollte selbstverständlich sein.

    LOl, auch kein Internet und keine Foren. Das war ein Scherz, oder? :?

    LG.