Beiträge von Hendrik im Thema „Gute Lehrer / schlechte Lehrer“

    Es ist doch selbstverständlich und legitim, dass wir alle aus dem im Kontext unserer buddhistischen Schule erlangten Verständnis sprechen. Gerade das macht diesen Austausch unter verschiedenen Ausprägungen des Buddhismus ja so interessant. Ich finde es eher redlich, diesen Hintergrund klar zu benennen und sich auf ihn zu beziehen.


    Ja, das ist es. Es wird dann unanständig, wenn man aus einer Tradition eine Rechtfertigung für amoralisches Verhalten zieht, zum Beispiel Stichwort "verrückte Weisheit".


    Zunächst einmal möchte darauf hinweisen, dass es in diesem Thread nicht um Zen geht. Oder anders: Zen ist nur in sofern ein Teil der Diskussion als das er eine Ausprägung des Buddhismus ist.


    Wenn wir über die Fragen sprechen, ob, wie, wann ein bud. Lehrer ein guter oder schlechter Lehrer ist, sprechen wir selbstverständlich über Moral. Und zwar über ein moralisches Verständnis im 3. Jahrtausend unserer Zeitrechnung in einem Teil der Welt, den wir „Westen“ nennen.


    Die Heranziehung von Zitaten eines bud. Lehrers, der vor mehr als 1000 Jahren gelebt hat, um eben dieses moralische Verständnis zu relativieren, ist inakzeptabel. Auch der Versuch dieses moralische Verständnis ausschließlich im Licht einer bestimmten Interpretation einer einzigen buddhistischen Ausprägung unter vielen, nämlich des Zen, zu betrachten, um diesen moralischen Standard zu relativieren, ist unanständig.


    Mir ist nämlich völlig egal, wie aus diesen Perspektiven die Antwort auf unsere Frage ausfällt. Denn, wir haben für uns was Lehrer:innen-/Therapeut:innen-Beziehungen zu Schüler:innen angeht, einen Standard geschaffen, der bei uns auch für buddhistisch Lehrende aller Strömungen gilt. Und dieser Standards lauten: Behalte deine Augen, Worte und Finger und andere Körperteile gefälligst bei Dir, Lehrer:in! Manipuliere andere nicht, um Deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Gebe das Geld, das als Dana bei Dir ankommt, nicht für Dich aus. Und wenn Dir diese einfachen Regeln zu viel sind, dann taugst Du als Lehrender nicht und Du suchst Dir besser einen anderen Job, z.B. als Elektriker. Punkt.


    Tasächlich ist es immer schwierig, traditionsübergreifend irgendetwas festzustellen. Was in der einen Schule gilt, ist in der anderen falsch.

    Was für mich auch ein guter Lehrer wäre: Ein Lehrer, der zum Missbrauchstäter geworden ist, der offen mit seinen Verfehlungen umgeht. Seine Lehrtätigkeit aus eigener Einsicht abbricht - nicht weil alles aufgeflogen ist und man ihn dazu genötigt hat -, der dann ins Retreat geht, um darüber zu kontemplieren, was da passiert ist. Alles tut, um den Opfern zu helfen, Wiedergutmachung leistet, um dann vielleicht nach Jahren gestärkt zurückzukehren. Weiser und stärker als zuvor.


    Gibt es sowas? Ist Euch ein Lehrer bekannt, der das so durchlaufen hat?

    Sasaki Erleuchtet war hat ja auf jeden Fall nicht gereicht für die hier geforderten moralischen Verhaltensweisen


    Sasaki war erleuchtet? Das ist eine steile These. Ich widerspreche dem. Eine Erleuchtung zeigt sich unter anderem in den vier Brahmavihara. Unter ihnen befinden sich liebende Güte und Mitgefühl. „Die Flut“ von Anschuldigungen zeigen, dass da wohl wenig Mitgefühl für die vielen „Affären“ war.


    Wenn man die Lehren vergleicht zu anderen Zen Meistern, merkt man vielleicht, das sich an der grundsätzlichen Praxis kein großer Unterschied feststellen lässt. Man könnte also sagen, dass es eher der Mensch und seine Umstände sind, als das es etwas mit Zen zu tun hätte.


    Du kämpfst in deinem Eifer gegen Chimären. Ich kann nicht erkennen, dass hier jemand Zen als solches in Frage gestellt hätte.


    "Ich fühlte mich nie durch Roshi missbraucht. Er liebte mich bedingungslos. Ich fühle mich durch euren Entschuldigungsbrief missbraucht!"


    Du kannst nicht aufhören, oder? Ich glaube zu Sasaki ist alles gesagt. Ich verschiebe diese Sasaki-Diskussion wohl in einen anderen Thread.

    facto hat er nichts illegales gemacht, es war immer einvernehmlich.

    Dass es einvernehmlich war, ist lediglich deine Deutung, das ist kein Fakt.


    Deine uneinsichtige Verteidigung eines Lehrers, über den es „eine Flut“ von Anschuldigungen zu sexuellem Fehlverhalten gibt, ist unangemessen ebenso wie die Versuche Kritiker zu diskreditieren.


    Ich denke, dass du zum Ende kommen musst.

    Ich kenne den Fall von Sasaki nicht besonders gut, aber ich frage mich, zugegebenermaßen relativ theoretisch, ob es nicht eher davon abhängt, welche Kernkompetenz ich bei einem Lehrer suche, anders als die, welche er oder sie erfüllen kann. Würde ich bei den oben genannten Personen einen Lehrer suchen, der mir ein gutes, ethisch einwandfreies und gerechtes Leben vermittelt, wäre ich bei allen weitgehend an der falschen Adresse. Sie alle waren moralisch zumindest fragwürdig, dennoch waren ihre Texte, Filme und Bilder für mich und meine Entwicklung sehr prägend. Solche Personen gibt es in der buddhistischen Lehre auch. Ich denke da nur an Milarepa, der zumindest am Anfang ein eher finsterer Geselle gewesen zu sein scheint.


    Die Kernkompetenz eines bud. Lehrers ist völlig klar: Er soll in der Lage sein, bei seinen Schüler:innen Dukkha zu verkleinern. Tut er das Gegenteil, ist er kein bud. Lehrer - egal welche Titel er trägt. Er sollte sich dann einen anderen Job suchen. Punkt.


    Es ist also eigentlich völlig klar. Das Lamentieren darum soll oft nur verschleiern, dass man sich an einem „Lehrer“ orientiert hat, der keiner ist und man nicht in der Lage ist, loszulassen. Letzteres ist die Hauptaufgabe auf dem bud. Pfad.

    Problembewusstsein über Missbrauch schaffen sollte, aber ich sehe diese Funktion eher in Hinweisen an die Schüler(innen),

    Das ist völlig unzureichend. Es bildet die Problematik in der Realität nicht ab. In Lehrer-Schüler-Verhältnissen gibt es ein Gefälle. Die Verantwortung, die ein Schüler hier tragen soll, kann er gar nicht tragen. Und dann kommt hinzu, dass Missbrauchstäter höchst manipulativ sind.


    hinsichtlich "kann kein Lehrer mehr sein" ist ein ernsthafter Eingriff und bedarf aber der Berücksichtigung von deutlich mehr Umständen des Einzelfalls, über die wir nicht verfügen.

    Wir verfügen nicht über die Information, dass hier in Lehrer-Schüler-Verhältnissen seriell gegen das Gebot der Zurückhaltung verstoßen wurde?

    Wer (sexuellen) Missbrauch begeht, ist ein Täter.

    Und dann stellt sich...

    Gütiger Himmel, was für ein Zurechtinterpretieren von Begriffen.

    Wer ein gutes Werk tut, ist auch ein Täter. Er hat es nämlich getan! Der Begriff Täter an sich ist neutral, und der Schluss, 'wer ein Täter ist, kann nicht Lehrer sein, logisch unzulässig. Es bräuchte weitere Aussagen, wie: ob das Getane moralisch als gut/schlecht oder juristisch als erlaubt/verboten eingestuft wird. Darüber zu befinden hat im ersten Fall die jeweilige Sangha und im zweiten die Rechtsprechung. Und erst dann kann man sich der Frage zuwenden: Kann/darf jemand noch Lehrer sein, der einmal/mehrmals moralisch schlecht bzw. verboten gehandelt hat. Im normalen Leben ist die Antwort oft positiv. Viele Knastis gehen nach absitzen ihrer Strafe in die Schulen und erzählen im Sozialkundeunterricht, wie man im Leben straucheln kann und worauf es wirklich ankommt.


    Deine Schlussfolgerungen und Ausführungen sind unpräzise: Ein Täter ist ein Täter. Mit „Täter“ werden landläufig Personen bezeichnet, die etwas verwerfliches getan haben. Was Du meinst ist ein Tuende. Und wie in dem vorangegangenen Kommentar ausgeführt, droht Therapeuten, die sich gegenüber Patienten verhalten, wie sich Sasaki verhalten hat, Berufsverbot. Knastis haben ihre Strafe abgesessen. Sasaki hat sich aber nie geäußert und wurde auch nicht bestraft und hat sich danach bewährt.


    Und zuletzt: Wir müssen ausführlich über Missbrauch in unseren Reihen reden und es nicht nur der örtlichen Sangha überlassen. Warum? Um Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Das hilft Suchenden potenziell gefährliche Situationen überhaupt zu erkennen, das hilft problematische Gruppen mit ihren Verträngungsstrategien zu identifizieren und es warnt potenzielle Täter. Und es hilft, dass Tätern das Handwerk gelegt wird, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten können. Das alles hilft wiederum Suchende zu beschützen!


    Wie Verdrängung und Rechtfertigung funktioniert, kann man gerade an den Ausführungen von Ole besichtigen.

    Du fängst mit Verleumdung an. Wenn 2 Parteien sich einvernehmlich sexuellen Aktivitäten unterziehen und sich eine Partei danach unwohl fühlt, ist das kein sexueller Missbrauch.

    Das sehe ich auch so: Wenn sich eine Partei „danach unwohl fühlt“, dann ist das möglicherweise kein sexueller Missbrauch. Wenn wir mit „einer Flut“ von Menschen zu tun haben, die sich „danach unwohl“ fühlen, ist das eine andere Nummer. Zumal einige der Frauen sich nicht nur einfach „unwohl“ fühlten, sondern versuchten, Anzeige zu erstatten. Der Schritt zur Polizei ist ein großer. Dem muss mehr zu Grunde liegen, als ein Unwohlsein.


    Wenn von „einer Flut“ von Vorwürfen die Rede ist, weist das zudem auf ein systematisches Fehlverhalten hin.


    Zuletzt: Im therapeutischen Umfeld ist der sexuelle Kontakt, schon sexuelle Avancen eines Therapeuten gegenüber Patienten, schwer sanktioniert und führt zum Berufsverbot. DAS ist mindestens der Massstab. Nach diesen hat der Lehrer, den du hier krampfhaft versuchst zu verteidigen, seine Grenzen weit überschritten.


    Wenn du das nicht annehmen kannst, dann ist das deine Sache. Andere, die diese Massstäbe anlegen, aber als Verleumder zu bezeichnen, ist in höchstem Masse problematisch.

    Du hast da was falsch verstanden, nirgendswo steht irgendetwas von Tätlichkeiten gegen irgendjemandes Willen. Es sind Flirts und Aufforderungen zu sexuellen Tätigkeiten und die Verbindung dessen mit der Lehre. Das sollte ein Meister laut der Sangha nicht tun, weder für seine eigene Lust, noch um das gegenüber im Weg voranzubringen. Dafür, sich dessen nicht früher angenommen zu haben und für jeden, der sich im Nachhinein missbraucht gefühlt hat, entschuldigte sich die Sangha.

    Es gab keine uneinvernehmlichen Tätigkeiten.

    Du meinst, die leitenden Mitarbeiter haben sich dafür entschuldigt, dass ihr Boss das tat, was alle tun: Beziehungen führen, vielleicht auch mal eine nicht ganz so erste Affäre haben und so? Wofür genau haben sie sich dann entschuldigt?


    Dann sind wir uns doch einig. Das nennt man Missbrauch. In Verbindung mit sexuellen Avancen ist das sexueller Missbrauch. Wer (sexuellen) Missbrauch begeht, ist ein Täter.

    Und dann stellt sich mir persönlich die Frage, kann ein Täter noch ein Lehrer im Dharma sein oder hat er den Dharma dann in Wirklichkeit gar nicht verstanden? Die ethischen Leitplanken für Praktizierende und erst recht für Lehrende sind nämlich sehr klar.

    Es gab keine uneinvernehmlichen Tätigkeiten.

    Du meinst, die leitenden Mitarbeiter haben sich dafür entschuldigt, dass ihr Boss das tat, was alle tun: Beziehungen führen, vielleicht auch mal eine nicht ganz so erste Affäre haben und so? Wofür genau haben sie sich dann entschuldigt?


    Beruhige Dich bitte erst einmal. Zudem, und das ist wichtig, es war von „Sexualtäter“ die Rede und nicht von „Sexualstraftäter“. Dieser graduelle Unterschied ist von Bedeutung.


    Dann nochmal: „Eine Flut“ von Anschuldigungen gegen Sasaki gab es UND die Entschuldigung von leitenden Mitarbeitern, die ZUGABEN, dass sie von den Übergriffen wussten, nichts dagegen taten. Wir haben also die Aussagen von mehreren(!) Opfern sowie von mehreren(!) Zeugen. Was willst du denn noch?


    Ganz so einfach ist das nicht: Sasaki wurde ja nun nicht von einer einzigen Frau sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. Es ist in der NYT vielmehr die Rede von „einer Flut“ von Anschuldigungen, sogar von Nonnen. Ja, es gab keine juristische Aufarbeitung. Aber es gab ein Entschuldigungsschreiben von leitenden Mitarbeitern, die zugaben, von dem Fehlverhalten gewusst und es es gedeckt zu haben. Spätestens letzteres muss dir doch als Beweis dienen, dass Sasaki ein schlimmer Finger war.


    Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer ist, wenn man jemanden als seinen Lehrer sieht, solche Verfehlungen anzuerkennen. Aber genau das ist es doch, was wir als Buddhisten tun. Versuchen, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Alles andere ist nur Spiritual bypassing.


    Joshu Sasaki, 107, Tainted Zen Master (Published 2014)
    Mr. Sasaki was one of the most influential and charismatic Zen masters in America but a tide of sex-abuse allegations emerged to cast his character and his…
    www.nytimes.com

    Verständnis ist es da, das eine uneinvernehmliche sexuelle Berührung als Anklagegrund gilt und ich vertraue darauf, dass Betroffene das zur Anzeige gebracht hätten.

    Du hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung davon, wie sexueller Missbrauch abläuft, wie manipuliert die Opfer oft sind, wie geschickt Täter ihre Opfer beeinflussen, mit welchem psychischen Belastungen Opfer zu kämpfen haben.


    Ich habe dazu mal für dich recherchiert:


    Es gibt viele Gründe, warum Opfer von sexuellem Missbrauch ihre Täter nicht anzeigen. Diese hängen oft mit psychologischen, sozialen und rechtlichen Faktoren zusammen:

    1. Scham und Schuldgefühle – Viele Opfer fühlen sich (fälschlicherweise) mitverantwortlich für das Geschehene oder schämen sich, darüber zu sprechen.

    2. Angst vor Konsequenzen – Sie befürchten, dass ihnen nicht geglaubt wird, dass sie selbst Nachteile erleiden (z. B. in Familie oder Beruf) oder dass der Täter Rache übt.

    3. Machtgefälle und Abhängigkeitsverhältnisse – Täter haben oft eine Machtposition (z. B. in der Familie, im Beruf, in religiösen oder sportlichen Institutionen), was es den Opfern schwer macht, sich zu wehren.

    4. Psychische Belastung und Verdrängung – Manche Opfer versuchen, das Trauma zu verdrängen oder können es noch nicht verarbeiten, sodass eine Anzeige nicht unmittelbar möglich erscheint.

    5. Sozialer Druck und Loyalitätskonflikte – Besonders wenn der Täter aus dem familiären oder sozialen Umfeld stammt, gibt es oft Druck, die Tat nicht öffentlich zu machen.

    6. Fehlendes Vertrauen in die Justiz – Viele Opfer haben Angst, dass ihre Anzeige nicht ernst genommen wird oder dass es zu einem belastenden Gerichtsprozess kommt, bei dem sie erneut traumatisiert werden.

    7. Erinnerungslücken oder Unsicherheit – Traumatische Erlebnisse können dazu führen, dass Betroffene sich nicht an alle Details erinnern, was sie an einer Anzeige zweifeln lässt.

    8. Verjährungsfristen – In manchen Fällen überlegen Opfer zu lange, bis sie sich trauen, über den Missbrauch zu sprechen, sodass eine Anzeige nicht mehr möglich ist.

    Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten? Oder anders gefragt: Kann jemand, der selbst die Dinge nicht verinnerlicht hat und/ oder ethisch verwerflich handelt, dennoch ein guter Lehrer sein?


    Mich trieb diese Frage im Blick auf die vielen bud. Lehrer, die ethisch verwerflich gehandelt haben, aber bei vielen in der bud. Community dennoch als wertvolle Lehrer gelten, schon lange um. Ein Parade-Beispiel ist sicher Chögyam Trungpa: Drogenabhängig und Missbrauchstäter aber seine Bücher werden bis heute gelesen, empfohlen und er gilt etlichen Buddhisten als guter und hilfreicher Lehrer. Ich konnte das nie nachvollziehen. Voller Ekel stehe ich solchen „Lehrern“ gegenüber.


    Mir kam dann immer das Bild eines Fahrlehrers in den Sinn, der seinen Schülern zwar exzellent und sehr bildlich beschreiben kann, wie man ein Auto fährt. Aber sitzt er selbst am Steuer, kann er ein Auto keine hundert Meter unfallfrei durch den Verkehr steuern. Will man sich von so einem Fahrlehrer das Autofahren wirklich beibringen lassen?


    Und nun bin ich dazu auf die Auswertung von Analayo gestoßen. Er schreibt, was dazu die Pali-Quellen sagen. Und die sind eindeutig.


    „Das Gleichnis von den zwei Akrobaten deutet darauf hin, dass die eigene Entwicklung eine wichtige Grundlage darstellt, um anderen helfen zu können. Der Versuch, andere zu unterstützen, ohne dies zunächst für dich selbst getan zu haben, wäre gerade so, als versuche jemand, eine andere Person vor dem versinken im Morast zu retten, während er oder sie selbst immer weiter versinkt. Versuche, anderen eine Erkenntnis zu vermitteln über die jemand selbst nicht verfügt, sind vergleichbar mit jemanden, der von der schnellen Strömung eines Flusses davon getragen wird und dennoch versucht, anderen beim überqueren des Flusses zu helfen. (…) Ganz ähnlich wird im Dhp 158 empfohlen, selbst fest in sich und der Praxis gegründet zu sein, bevor man andere lehrt. Vergleiche auch A II 95-99 (…). Hier wird überraschenderweise, das Üben nur zum eigenen nutzen dem Üben zum Nutzen anderer vorgezogen (vgl. auch Dhp 166). Das zugrunde liegende Prinzip ist, dass derjenige, der nicht selbst im überwinden des Unheilsamen (A II 96) oder in sittlicher Zügelung (A II 99) verankert ist, nicht dazu fähig sein, wird anderen wirklich zu nützen.“ Analayo, Der direkte Weg - Satipatthana, S. 307