In Thailand und Vietnam werden im Buddhismus ganz konkret die Geister beachtet. Sie gelten als so selbstverständlich wie Menschen oder Tiere . Man stellt diese bekannten Geister Häuschen auf , diese kleinen Tempel / Schreine .
Und es gibt einen bestimmten Feiertag in China Vietnam und auch in Thailand wo die hungrigen Geister besänftig werden.Das ist eine alte Praxis des Mitgefühls und der kindlichen Pietät.
In China:
Der Feiertag heißt Zhongyuan-Fest (中元节) oder auch Geisterfest.
• Es findet am 15. Tag des siebten Monats im chinesischen Mondkalender statt (oft im August).
• In dieser Zeit glaubt man, dass die Tore zur Unterwelt offenstehen und die Geister der Verstorbenen die Welt der Lebenden besuchen.
• Es werden Opfergaben wie Essen, Räucherstäbchen und Papiergeld verbrannt, um die Geister zu besänftigen.
In Vietnam:
Der Feiertag heißt Lễ Vu Lan oder Vu Lan-Fest.
• Es fällt ebenfalls auf den 15. Tag des siebten Monats im Mondkalender.
• Das Fest ist stark vom Buddhismus geprägt und wird als Tag der Dankbarkeit gegenüber den Eltern und Ahnen gefeiert.
• Man betet für die Verstorbenen, gibt Almosen an die Armen und verbrennt Papiergeld für die Geister.
Beide Feste ähneln sich, da sie auf gleichen Traditionen beruhen .
Auch in Thailand gibt es den Feiertag, der den verstorbenen Ahnen und hungrigen Geistern gewidmet ist. Er heißt:
Sart Thai (สารทไทย)
• Der Feiertag findet am 10. Monatstag des thailändischen Mondkalenders statt, meist im September.
• Der Tag dient dazu, den Geistern verstorbener Verwandter und hungrigen Geistern (Phi Pret) zu gedenken.
• Familien bereiten spezielle Speisen zu, darunter das traditionelle Gericht Khao Yaku, eine Mischung aus Reis, Bohnen und Kokosnuss.
• Die Opfergaben werden in Tempeln abgegeben oder an Mönche gespendet, um das Karma der Verstorbenen zu verbessern.
Es werden Räucherstäbchen und Papiergeld für die hungrigen Geister geopfert.
Um zurück zu kommen zur Ursprungs Frage ob die Kosmologie im Buddhismus eine Rolle spielen sollte oder in der persönlichen Praxis :
Das Argument, dass die buddhistische Kosmologie mit Geistern, Höllen oder anderen Daseinsbereichen irrelevant für die Praxis zur Erleuchtung sei, kommt ja oft in modernen oder rationalistischen Auslegungen des Buddhismus vor. Da wird betont, dass der Buddha selbst eine praktische Anleitungen zur Überwindung des Leidens gegeben hat, anstatt metaphysische Spekulationen zu fördern.
Aber trotzdem gibt es mehrere Gegenargumente, warum die buddhistische Kosmologie dennoch eine Rolle spielen kann – sowohl für die Praxis als auch für das Verständnis des Weges zur Erleuchtung:
1. Der Buddha selbst hat die Kosmologie häufiger gelehrt
In sehr vielen Lehrreden des Pali-Kanons (z.B. im Agganna-Sutta oder Peta-Vatthu) beschreibt der Buddha recht ausführlich verschiedene Daseinsbereiche wie:
• Himmel (Deva-Welten)
• Höllen (Naraka)
• Geisterwesen (Pretas)
• Tiere
• Menschen
Wenn der Buddha diese Bereiche für völlig unwichtig gehalten hätte, hätte er sie wohl kaum so oft erwähnt. Der Buddha hat betont, dass diese Daseinsbereiche Teil des Samsara (dem Kreislauf des Leidens) sind und dass Wiedergeburt in ihnen von der eigenen Ethik und den eigenen Taten (Karma) abhängt.
2. Kosmologie als Ausdruck des Karma-Gesetzes
Die buddhistische Kosmologie soll auch kein reiner Selbstzweck, sein sondern eine moralischer Wegweiser / Fingerzeig .
Die verschiedenen Daseinsbereiche symbolisieren die Konsequenzen von heilsamem oder unheilsamem Verhalten:
• Gier und Geiz → Wiedergeburt als hungriger Geist
• Hass → Wiedergeburt in der Hölle
• Unwissenheit → Wiedergeburt als Tier
• Tugendhaftes Leben → Wiedergeburt als Mensch oder Gott
Das macht die Kosmologie praktisch relevant, weil sie hilft, die Auswirkungen und Konsequenzen des eigenen Handelns zu verstehen.
3. Geister und Höllen als psychologische Symbole
Selbst wenn jemand die Daseinsbereiche nicht wörtlich glauben will, können sie ebenso gut auf geistiger Ebene interpretiert werden:
• Die Höllen symbolisieren extreme Zustände von Leiden oder Depression.
• Hungrige Geister stehen für endlose Gier oder emotionale Abhängigkeit.
• Götterwelten stehen für flüchtiges Glück und spirituelle Ekstase.
In diesem Sinne bieten die Daseinsbereiche ein tieferes Verständnis der menschlichen Psyche und ihrer Gefahren.
4. Mitgefühl und Rituale für Verstorbene
In vielen buddhistischen Traditionen (vor allem im Mahayana- und Theravada-Buddhismus) gibt es Rituale, bei denen für verstorbene Angehörige oder Hungergeister Verdienste übertragen werden. Solche Praktiken fördern Mitgefühl, Großzügigkeit und die Reflexion über Vergänglichkeit – alles zentrale Bestandteile des buddhistischen Weges.
5. Demut und Verbundenheit
Die Vorstellung, dass es unzählige Daseinsbereiche gibt, erinnert daran, dass das eigene Leben als Mensch nur ein winziger Teil des Universums ist. Das fördert Demut und die Einsicht, dass die menschliche Existenz kostbar ist – weil sie die beste Chance bietet, den Weg zur Erleuchtung zu verwirklichen.
Die Kosmologie sollte nicht das Zentrum der buddhistischen Praxis sein , das ist klar , denn der Buddha hat den Schwerpunkt immer auf die Überwindung des Leidens gelegt. Aber sie ist kein unwichtiges oder unsinniges Beiwerk, sondern kann ein wichtiger Rahmen, der die Lehre von Karma, Wiedergeburt und ethischem Verhalten verständlich macht sein.
Man kann , muss die Daseinsbereiche aber nicht unbedingt wörtlich nehmen , aber es wäre auch nicht gut , sie einfach als irrelevant abzutun – denn sie haben eine ethische und eine psychologische Funktion.