Beiträge von Amdap im Thema „Leerheit - wie ist das zu verstehen?“

    Im Theravada sind mit "Phänomenen" die fünf Daseinsgruppen, die sechs Sinnesbereiche und die Prinzipien der bedingten Entstehung gemeint. Das sind auch Phänomene. Konzeptionelle Phänomene. Sie beschreiben die Bestandteile der Erfahrung und die Prozesse, die das Dasein bestimmen, ohne dass sie explizit als "Phänomene" bezeichnet werden.

    Ähnlich wie Leere/Leerheit können auch "Phänomene" in den verschiedenen Lehrrichtungen eine unterschiedliche Terminologie verfolgen.

    Das ist ja der Reichtum [in] einer ausgefeilten, differenzierten Sprache.


    Wenn man immer zwischendurch reinhackt und jedes Mal sagt: Halt, das wird da aber so und nicht so bezeichnet, dann wird es schwer, zum Kern der Sache, und in die Tiefe vorzudringen.

    Die Konzepte von "Leere" im Theravada und "Leerheit" im Mahayana unterscheiden sich im Wesentlichen in zweierlei Art, nämlich sowohl in ihrer philosophischen Tiefe als auch in ihrer praktischen Anwendung.


    Sunyata im Theravada,

    da bedeutet "Leere" normalerweise die Abwesenheit eines festen, unveränderlichen Selbst (Anatta), bzw. "leer von"; die Betonung liegt darauf, dass alle Phänomene bedingt entstanden sind und keine eigenständige Existenz [und/oder 'Essenz'] besitzen. Hinsichtlich der Praxis ist das mit Achtsamkeit und der Einsicht in die Vergänglichkeit und das Leiden verbunden (wobei das Leiden, nach buddhistischer Auffassung, auch scheinbare Freuden mit einschließt). Diese daraus resultierende Einsicht zielt darauf ab, die Anhaftung an "Ich" und "Mein" zu überwinden und auf diese Weise Nirvana zu erreichen.


    "Leerheit" [Sunyata] im Mahayana

    ... wird vor allem definiert und vertieft durch die Philosophie der Madhyamaka-Schule (s. Nagarjuna). Hier wird Leerheit nicht nur auf das Selbst, sondern auf alle Phänomene angewandt. Es wird betont, dass nichts eine eigenständige Existenz hat, sondern alles in wechselseitiger Abhängigkeit existiert (Pratityasamutpada).

    Diese Sichtweise zeigt auf, dass Leerheit als Mittel angesehen wird, die dualistische Wahrnehmung von Subjekt und Objekt zu überwinden; sie ist nicht nihilistisch, sondern hilft, die wahre Natur der Realität zu erkennen und Mitgefühl und Weisheit zu entwickeln.


    Im Theravada wird die Leere eher pragmatisch [und individuell] betrachtet, während das Mahayana sie als universelle Wahrheit und Grundlage für Mitgefühl und altruistisches Handeln versteht.

    Wichtig: Beide Ansätze ergänzen sich jedoch in ihrer Suche nach Befreiung und Erleuchtung.


    Ein Buddhist ist, wer die folgenden vier Wahrheiten akzeptiert:

    • Alle zusammengesetzten Dinge sind vergänglich,
    • Alle Gefühle sind Schmerz,
    • Alle Dinge haben keine eigenständige Existenz,
    • Nirvana ist jenseits von Konzepten.

    ------------------------------------

    Anmerkung: Wie alle wichtigen Leitsätze werden auch diese vier nicht immer exakt gleich ins Deutsche übersetzt. Der vierte Satz lautet auf Deutsch auch manchmal: "Nirvana ist Frieden". Das aber ist in unserer Kultur missverständlich, so dass mir der Satz: "Nirvana ist jenseits von Konzepten" besser gefällt; das trifft es einfach besser.

    Für die fehlenden Buchstaben-Zeichen bei den Sanskrit-Begriffen bitte ich um Entschuldigung.

    Ich wurde hier leider unvollständig zitiert, zur Korrektur bitte zum Vergleich noch mal lesen:

    Zitat

    Mir kam noch der Gedanke, dass das Theravada sich zum Mahayana/Vajrayana verhält wie Newtons klassische Mechanik zur Quantenphysik.

    Mahāyāna und Vajrayāna können tatsächlich wie eine „Quantenebene“ der buddhistischen Philosophie erscheinen, die die fundamentalen Lehren des Buddha nicht leugnen, sondern sie um eine zusätzliche, feinere Dimension bereichern. Das Theravāda hingegen wirkt pragmatischer und direkter, ähnlich wie Newtons klassische Mechanik – klar und funktional. Beide Ansätze haben ihre Stärke, und letztlich sind sie Teil eines umfassenden spirituellen Weges.


    Bitte auf das Fettgedruckte und Schriftgröße achten (nachträgliche Hervorhebung von mir).


    Ich mag es nicht, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Es führt zu falschen Schlussfolgerungen. Was zusammengehört, soll man auch zusammenlassen.