Beiträge von Igor07 im Thema „Ist der Mahayana-Buddhismus überhaupt buddhistisch?“

    void . Ein toller Artikel!


    Genau diese Punkte sind nach der Meinung von Bhikkhu Bodhi mit der ursprünglichen Lehre des Buddha nicht vereinbar. Die Vorstellung vom Buddha als ewigem transzendentalen Wesen entstand erst später, vermutlich unter dem Einfluss des Hinduismus. Daraus entwickelte sich dann auch der Tantrismus, der den Aussagen des Pali-Kanons grundlegend widerspricht. Ob man das nun gut oder schlecht findet – es ist geschehen. Vielleicht zeigt gerade diese Entwicklung das Wesen jeder Religion: Sie passt sich im Laufe der Zeit der Mehrheit der Bevölkerung an.



    P.S.


    Zitat

    Zugleich plädierten die Vesāli-Mönche

    für ein stark verändertes Verständnis

    der Person Buddhas und für konventionellere

    Formen religiöser Praxis.

    Für sie war der Buddha kein Mensch

    (mehr), sondern ein jenseitiges gottgleiches

    Wesen, das nur zum Schein geboren

    wurde, in einem Scheinleib gelebt

    und gelehrt hatte, nur zum Schein erleuchtet

    wurde und die Welt auch nur

    zum Schein wieder verlassen hatte.2

    All das waren nur „geschickte Mittel“

    (upāya) des Bodhisattva, der nun die

    Rolle eines quasi göttlichen Erlösers erlangte.

    Dementsprechend sollte die religiöse

    Praxis auch vorwiegend in der rituellen

    Verehrung dieser himmlischen

    Gestalt und ihrer in zahlreichen Stupas

    erhaltenen Reliquien bestehen.


    Und:


    Zitat

    Die Auseinandersetzungen wurden

    auch in Gestalt großer öffentlicher Debatten

    vor Hunderten oder gar Tausenden

    Zuhörern ausgetragen.18 Sie bewirkten

    allerdings auch, dass manches

    vom Buddha abgelehnte brahmanische

    Gedankengut wieder in den Buddhismus

    zurückgelangte (insbesondere

    Ideen vom Absoluten). Umgekehrt

    näherte sich auch der neue Hinduismus

    so stark dem Buddhismus an, dass die

    Unterschiede zwischen beiden für die

    einfache Bevölkerung kaum noch erkennbar

    waren.19


    Ein Volltreffer! :like:

    Das passt natürlich nicht in seine Hagiographie. Aber wie gesagt, es verhindert nicht das Bodhisattvadasein, wie die vietn. Herrscher zeigten, die lediglich entroben mussten, um zwischenzeitlich zu töten, und dann die Robe wieder anziehen konnten.

    Na ja, es gibt doch sehr viele Biografien, nicht unbedingt als „Hagiografie“.

    Sollte der historische Buddha ein Schuft oder Schurke gewesen sein? Nein, denke ich. Wenn ja, bitte ich um die Quellen.

    Und was das Morden betrifft: das wäre dann wie die Beichte von Mafiosi – sie beichten, machen aber brav weiter.

    Nee, das ist nicht mein Ding, sorry. _()_

    Ich verstehe wahrscheinlich selbst nicht mehr richtig, was den Buddhismus eigentlich ausmacht – was denn sonst? :shrug:

    In der einzigartigen Anthologie über Nibbāna von bekannten Theravāda-Autoren werden nicht nur Theravāda-Quellen zitiert, sondern auch Nāgārjuna, der Dalai Lama und Zen-Meister. Trotzdem bleibt der achtgliedrige Pfad bestehen, und auch die gesamte Ethik bleibt unerschütterlich.

    Wenn ich jedoch das Erwachen mit Töten assoziieren müsste, dann wüsste ich wirklich nicht mehr weiter. :roll:

    Der User Sudhana war sehr gut – er hat immer betont, wie wichtig es ist, die Ethik nicht aus der ganzen Tradition herauszulösen. Genau das beobachte ich hier leider, und da spiele ich nicht mit. Es tut mir leid. :taube:

    die Pervertierung des Bodhisattva-Ideals" ... Der von Igor verlinkte Artikel stammt von einem Laien-Theravadin (Litsch).

    Na gut, ich habe damit gerechnet. Also zitiere ich aus dem Buch von Hans-Günter Wagner Das Kostbarste im Leben, erschienen in deinem Verlag.


    Auf Seite 20 lese ich: „Im wirklichen Chan bezieht sich die Rede von der Selbstlosigkeit aller Phänomene allein auf die Überwindung des eigenen Selbst und ist niemals ein Argument, um das Töten oder Verletzen anderer Wesen zu rechtfertigen.“

    Womit wir belegt hätten, dass den Spiegel (des Geistes) reinigen Theravada ist, kein Zen. Es ist Sache der Theravadin, zu erklären, was gut und boese überhaupt sein sollen und wie man etwas vermehren kann ohne jegliches Streben (Begierde) danach. Mit diesem ganz und gar nicht intellektuellen Kram muss ich mich nicht aufhalten.

    "Akusala" nach Nyanatiloka bedeutet „unheilsam“, also im Sinne von Handlungen, die mit Gier, Hass und Verblendung verbunden sind.

    Dann entsteht dieses Mitgefühl für mich als Folge der Leerheit, die nichts anderes ist als die andere Seite der bedingten Entstehung.

    Das Ausbleiben einer Ethik im Zen kann ich nicht beurteilen, aber ein Bodhisattva handelt gerade aus diesem allumfassenden Mitgefühl heraus.

    Oder anders gesagt: Die Leerheit lohnt sich nicht zu erlangen, wenn ich trotzdem weiterhin töte oder Gewalt anwende.

    Dann brauche ich diese Erleuchtung bestimmt nicht.

    Im Kalama-Sutta wird gesagt, dass der Mensch alles am eigenen Leib überprüfen sollte.

    So zumindest mein sehr bescheidenes Verständnis. :shrug:

    Das ist kein harter Tobac, sondern das Prinzip von Leerheit. So versucht schon der Dhammapadda zu erklären, dass es ursprünglich nichts gutes gibt und wer gutes Predigt, tut dies aus Selbsttäuschung.

    Wo? steht so was?:


    Zitat

    Von allem Bösen abzusteh'n,

    Das Gute zu vermehren stets,

    Zu läutern seinen eignen Geist:

    Das ist der Buddhas Lehrgebot.


    183. Vers, Übersetzung von Nyanatiloka.

    Viele Vajrayana-Texte (etwa von Lama Gendün Rinpoche) waren eine Offenbarung,

    Was Vajrayāna mit dem Buddhismus, besonders mit dem Theravāda, zu tun hat, ist mir ein Rätsel. Das ist die englische Version von Wikipedia; die Übersetzung erfolgt automatisch im Firefox-Browser.


    Zitat

    Zu den Ritualen von Vajrayna gehören auch sexuelle Yoga, Vereinigung mit einer körperlichen Gemahlin als Teil fortgeschrittener Praktiken. Einige Tantras gehen weiter: Das Hevajra-Tantra sagt: "Du solltest Lebewesen töten, lügende Worte sprechen, nehmen, was nicht gegeben wird, mit den Frauen anderer zusammen sein."[57]


    Und weiter:


    Zitat

    Das Candamaharosana Tantra (viii:29–30) besagt:

    Zitat
    Frauen sind Himmel, Frauen sind die Lehre (Dharma)
    Frauen sind in der Tat die höchste Sparpolitik (Tapas)
    Frauen sind der Buddha, Frauen sind die Sangha
    Frauen sind die Vollkommenheit.[ 63]

    In Indien gibt es Hinweise darauf, dass Frauen neben Männern an der tantrischen Praxis teilgenommen haben und auch Lehrer, Adepten und Autoren von tantrischen Texten waren.[64]



    Im Theravāda geht es um die Überwindung von Taṇhā (Trisna), also um die zweite edle Wahrheit. Hier lese ich jedoch etwas anderes.


    Kann sein, ich war nicht dabei... :shrug: :roll: :?



    Zitat
    „Und dieses ist die edle Wahrheit vom Ursprung des Leidens: das Verlangen, welches zu weiterem Werden treibt, begleitet von Begierde und Erfreuen, genießend hier und dort – das Verlangen nach Sinnesvergnügen, Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden.“

    Samyutta Nikaya 56.11[3]


    Auch Wikipedia. :taube:

    Muss ich noch dazu sagen, dass der Vajrayana einfach massiv vom Bön geprägt ist?

    Rolf82 .


    Ich praktiziere Yoga schon sehr lange. Beim Vergleich von Sarasvati und der Hatha-Yoga-Pradipika mit dem Werk von Lama Thubten Yeshe (Inneres Feuer) fällt auf, dass es dabei stark um die geheimnisvolle Kundalini geht – verbunden mit subtilen sexuellen Anspielungen. Darin liegt für mich eindeutig die Wurzel des sexuellen Missbrauchs im tibetischen Buddhismus.


    Die Studien von W. Britton über massive Nebenwirkungen gerade in dieser Richtung bestätigen das ebenfalls und sind für mich ein weiterer Beweis. Damit ist das Thema für mich abgeschlossen. _()_


    Ja, "Bon". Dazu gibt es auch das Buch Den feinstofflichen Körper aktivieren von T. W. Rinpoche – das stimmt.

    ber zu behaupten diese spielten im Theravada keine Rolle ist historisch nicht richtig.

    Kann sein:



    Zitat

    Aus dem Mahayâna entwickelte sieh etwa 500 Jahre später, also um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus, eine weitere Form des Buddhismus, das Vajrayāna, das Diamant- oder Donnerkeil-Fahrzeug. Es besteht in einem verwickelten System von Zaubersprüchen und Zauberriten, durch die man Wunderkräfte in sich zu entfalten glaubte. Von den Anhängern dieser Richtung wurde als höchstes Wesen der Buddha Vairocana verehrt. Der Kultus artete schliesslich aus zu einem rituellen Geschlechtsverkehr. Der Theorie nach soll bei diesem Akt keine sinnliche Lust erstrebt, sondern jenseitige Erkenntnis erweckt werden. Der Handelnde «soll sich seiner Identität mit der ewigen Weltkraft bewusst werden, in welcher alle Zweiheit aufgehoben und die Wonne des All-Einen, Absoluten verwirklicht ist. Indem er die Frau ‚erkennt‘, gewinnt er die übersinnliche Erkenntnis, dass alles individuelle Denken im Schoss der ‚Leere‘ vergeht und dass jedes scheinbare Selbst in einer höheren Einheit aufgehoben wird». (FN 1) Im Vajrayāna hat sich der Buddhismus in sein Gegenteil verkehrt.

    Geschichtlicher Überblick

    nd man wird da im Yajrayana zumindest einen "buddhistischen Kern" sehen, auch wenn man andere Praktiken ( Mantras, Rituale) wohl eher als etwas Fremdes, Unbuddhistisches sehen mag, das diesen Kern überkrustet wie Muscheln einen Schiffrumpf. Aber man wird sich freuen dass unter den Muscheln ein Schiff ist.

    Das sogenannte Vajrayāna hat ähnliche Methoden wie die Bihar School of Yoga. Es geht dort um Nāḍī, Kuṇḍalinī und den ganzen okkulten Kram, den man im Theravāda absolut nicht findet. Der historische Buddha hatte damit nichts zu tun; in keiner Biografie ist so etwas zu finden. Nach Schmidt, den ich an anderer Stelle schon zitiert habe, hat diese Richtung den Buddhismus verfälscht und ins Gegenteil verkehrt.


    Und da wir uns hier in der Rubrik „Kontrovers“ befinden, ist das meine eigene Position – und dazu stehe ich.

    Zur Begriffsklärung: Mitgefühl ist im Kontext des Dharma der Wunsch, dass alle Lebewesen frei sein mögen vom Leid und dessen Ursachen. Und 'alle' schließt uns selbst mit ein.

    Ja, ich weiß. Aber wie ist es möglich, alle leidenden Wesen vom Leiden zu befreien?


    Der zweite Einwand lautet: Eigentlich sind sie alle bereits befreit, nur ahnen sie es nicht.


    Der Theravāda ist dabei sehr praktisch orientiert und lebensnah. _()_