Beiträge von kongjiazhong im Thema „Nichiren-Schulen“

    kongjiazhong:
    Benkei:

    eine Frage noch zum chinesischen Buddhismus: Wo bekommt man das Andachtsbuch der Fo Guang Shan?


    Das Buch (gebunden, dunkelroter Umschlag, 200 Seiten) solltest Du hier bekommen können: http://www.fgs-tempel.de/de/index.html


    Eine Ergänzung: Das Andachtsbuch hat sicherlich einiges dieser Dissertation zu verdanken:


    Günzel, Marcus 1994: Die Morgen- und die Abendliturgie der chinesischen Buddhisten.(Veröffentlichungen des Seminars für Indologie und Buddhismuskunde der Universität Göttingen, Nr. 9).


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Oh, es gibt sogar mehrere Ausgaben des Matsudo-Buches? Bemerkenswert!


    Ich habe die 2. Auflage, 2009, broschiert, 32,00 €
    http://www.amazon.de/gp/produc…rd_r=1WE3SCQWAKCJ3SZAQEBG



    Zitat


    Ich habe übrigens gerade diesen hier gefunden: http://gfx.blog4ever.com/photo…80594725071108052731.jpeg
    Sind wohl nicht alles Personen drauf, aber immerhin!


    http://2.bp.blogspot.com/_1-LS…j85v-tiwQo/s400/ko091.jpg


    Vielen Dank für die links auf die "bildliche Darstellungen" der Zeremonie in der Luft (= Gohonzon). So etwas suchte ich, ohne es zu finden.


    Die Darstellungen erinnern mich an das, was im tantrischen Sektor des Tibetischen Buddhismus als „(Lamrim-) Verdiensfeld“ bezeichnet wird:


    http://www.tharpa.com/de/Kunst…im.Verdienstfeld-923.html


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:
    kongjiazhong:

    Die "Soka University" unterhält immerhin eine eigene "Buddhologische Fakultät".

    Meine letzte Information war, dass die Soka University ein "buddologsiches Institut" hat aber keine Fakultät im Sinn eines Studienganges. Schwergewicht der Uni liegt auf Wirtschaftswissenschaften, Recht und Sprachen. Aufgrund ihrer ablehnenden Haltung anederen budhhistsichen Schulen gegenüber bezweifle ich ob so ein buddhologisches Studium an einer Uni der SGI in der restlichen buddhistischen Welt auf Anerkennung stossen würde.


    Du hast recht, ich meinte das 1997 an der Soka Universität gegründete „International Research Institute for Advanced Buddhology (IRIAB)” http://iriab.soka.ac.jp/orc/english.html (dort sind verschiedene Studienergebnisse einsehbar, die nicht um Nichiren oder -gar - um Ikeda kreisen).


    Zitat

    Es gibt jedoch bestimmte Studiengrade innerhalb der SGI (bis hin zum SGI-internen Professurtitel) was die eigene Lehre angeht.


    Vielleicht könntest Du - wenn Du willst - etwas über das interne Ausbildungsprogramm der SGI-D hier schreiben (eine kurze Übersicht sollte reichen).


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Namaste!

    catflap08:

    Hmm ich meine im Matsudo-Buch gibt es eine solche Abblidung müsste nocheimal schauen weiss aber nicht ob es eine im netz gibt müsste man googeln.

    Ja, stimmt. Abbildung 32 auf Seite 406 könnte vielleicht die "Zeremonie in der Luft" darstellen. Ich werde mal danach googeln anstatt nach "Gohonzon".


    Ja, genau so etwas habe ich gemeint, obwohl ich nicht erkennen kann, ob auf dieser Abbildung "Ein Lotos-Sutra Mandala in Form einer Hangrolle, 13. Jh. Ryuhonji, Kyoto" (in meiner Ausgabe auf S. 337) sozusagen wirklich exakt alle Figuren des Gohonzon abgebildet sind.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Ich muss zugeben, dass ich über den modernen chinesischen Buddhismus wohl sehr wenig weiß.
    Ich habe einige Werke Hsing Yuns gelesen, aber das war es dann auch schon. In Deutschland scheint diesbezüglich hauptsächlich die FGS (Fo Guang Shan) Schule aktiv zu sein, die Chan (Zen) und Nienfo (Nenbutsu) verbindet und auch beispielsweise das Lotos-Sutra rezitiert.


    Ich weiß auch nicht viel, sondern nur sehr wenig, wenn ich meine geringen Kenntnisse in Beziehung zu dem gewaltigen Umfang dessen setze, was als "Chinesischer Buddhismus" (inkl. der modernen Formen, also vielleicht der seit Anfang des 20. Jh. anzusetzende Phase) bezeichnet werden kann, aber immerhin mehr als die meisten meiner Mitbuddhisten in Deutschland, von meinen Mitbügern ganz zu schweigen.


    In gewisser Weise haben mich insbesondere zwei chinesische Meister beeinflusst und beeindruckt, ohne dass ich sie deshalb anhimmeln würde.


    Das sind die Meister Hsuan Hua http://en.wikipedia.org/wiki/Hsuan_Hua und (ihn kennst Du ja auch) Meister Hsing Yun http://en.wikipedia.org/wiki/Hsing_Yun von Fo Guang Shan.


    Von Meister Hsuan Hua habe ich einen 15-bändigen Kommentar zum Lotos-Sutra, von Fo Guang Shan benutze ich z.B. deren Andachtsbuch (dort ist auch das Diamantsutra enthalten). Ich habe auch schon FGS- Tempel ab und an besucht.


    Bei Fo Guang Shan wird meines Wissens nicht das gesamte Lotos-Sutra rezitiert (zumindest ist es mit noch nicht zu Ohren gekommen, wäre ja auch ziemlich zeitaufwändig), sondern "nur" relativ regelmäßig ein Kapitel, nämlich das 25. Kapitel "Das allseitige (universelle) Tor des Bodhisattva Avalokiteshvara", was sich auch in dem Andachtsbuch befindet.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Grundlage der Sache bzw. sie zu erklären sind die Bücher Ikedas "Die menschliche Revolution". Sie sind im Romanstil aber basieren (so sagt man auf wahren Begebenheiten) die Namen der Personen haben in der Wirlichkeit ein Pendant. Ikeda kämpft darin unermüdlich für Kosen-Rufu etc etc ... sein "Kampf" als Beispiel für die Mitglieder sozusagen ergo so agieren und leben wie er. Erst durch die menschliche Revolution am Beispiel Ikedas kommt man der Buddhanatur nah.


    Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass die Anhänger einer jedweden religiösen Richtung mehr oder weniger dazu angeleitet und aufgerufen werden, sich am Lebensentwurf und an den guten Taten herausragender Persönlichkeiten zu orientieren und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, diesen Personen nachzufolgen und sie in gewisser Weise zu "imitieren", ich erinnere z.B. an die Nachfolge Christi (De imitatione Christi) von Thomas a Kempis.


    Wenn Ikeda sein Leben um „Kosen-Rufu“ - also um die Verbreitung des Nichiren-Buddhismus - anordnete, dann halte ich es für durchaus folgerichtig, dass sich Mitglieder und Sympathisanten der Soka Gakkai an Ikeda orientieren sollen und ebenfalls das Ihrige zur Verbreitung beitragen.


    Der Personenkult ist mir, das habe ich ja schon öfters betont, selbst suspekt und ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz – sondern nur zum Teil - wieso Ikeda und die SGI so etwas nötig haben.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Die Beziehung zu ihm /Ikeda/ zu verinnerlichen, menschliche Revolution zu machen, scheint wichtiger als alles andere zu sein.


    Ich verstehe noch nicht die Verbindung die Du ziehst, zwischen einer wie auch immer gearteten Beziehung zu einem buddhistischen Lehrer, im Fall der SGI, zu Ikeda und dem, was die SGI als "menschliche Revolution" bezeichnet. Vielleicht könntest Du mir das bei Gelegenheit erklären.


    Ich selbst neige zu solchen engen Beziehungen zu Lehrern (bzw. Idolen) ganz und gar nicht, egal ob im Tibetischen Buddhismus (wo dies extreme Formen annimmt - davon ist die SGI noch weit erntfernt, meine ich, kann mich aber auch irren), oder im allgemeinen Mahayana oder im Theravada (man denke nur an die merkwürdigen mönchischen Amulettverkäufer in Thailand), oder wo anders. Aber die SGI-Vorstellung dessen, was sie eben als "menschliche Revolution" bezeichnet, finde ich nicht unsympathisch.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Wenn ich an den Gohonzon denke, dann verkörpert er ja auch alle Drei Kostbarkeiten sowie die Sechs Paramitas des Bodhisattva (verkörpert durch die verschiedenen Mahasattva-Bodhisattvas).


    Gibt es eigentlich eine bildliche Darstellung des Gohonzons, ich meine eine, in der alle Namen (bzw. Schriftzeichen) bildlich dargestellt werden, zum Beispiel alle Buddhas und Bodhisattvas, falls nicht, so wäre es doch eine schöne Aufgabe für einen Künstler, so etwas zu schaffen.


    Zitat

    Wo zieht man denn den Trennstrich zwischen Hinayana und Mahayana?
    Bei den Sutren? (Agama-Sutren/Pali-Kanon hier und spätere Sutren dort)
    Bei der Praxis? (Samatha/Vipassana hier und "verschiedentliche" Praktiken da)
    Oder bei der Motivation? (Sravakayana/Pratyekayana hier und Bodhisattvayana da)


    Der Trennstrich aus Perspektive des Mahayana wird traditioneller Weise sicherlich nach diesen drei Kriterien vollzogen, wobei mir v.a. die Diferenzierung nach den Sutren und nach der Motivation geläufig ist. Hinzukommt, wenn man möchte, eine Unterscheidung der "Subtilität der Leerheit". Dies bezieht sich auf unterschiedliche Lehrmeinungen. Während also die hinayanistischen Lehren „nur“ die Leerheit des Selbst postulieren, wird im Mahayana die Leerheit des Selbst und der Phänomene angenommen.


    Demnach könnte eine Person zwar die Motivation eines Bodhissattvas haben, aber Hinayana-Lehrmeinungen hinsichtlich der Leerheit vertreten. Und umgekehrt. Man muss daher immer dazu sagen, nach welchem Aspekt man die Unterscheidung vornimmt. Aus Mahayana-Sicht können aber eigentlich die Buddhaschaft nur diejenigen erfahren, die letztendlich der "subtilen" Auffassung der Leerheit folgen und sie erfahren, so habe ich gehört.


    Zitat

    Es ist wohl eine hohe Kunst Sinn, Klang, und Verständlichkeit so rüberzubringen, dass man ein Sutra sowohl als Lehrschrift als auch als Chanttext verwenden kann.


    Das stimmt. Es ist wirklich eine hohe poetische Kunst, die auch eine gewisse Freiheit und Weisheit und Musikalität benötigt. Leider fühlten sich Menschen mit diesen Talenten noch nicht angesprochen, so etwas herzustellen, jedenfalls kenne ich nichts außergewöhnlich Gutes, also den Sutren Angemessenes. Für meinen privaten Gebrauch "verbesserte und poetisierte" ich eine Übersetzung des Diamantsutras, so dass ich sie auf Deutsch flüssiger und irgendwie schöner laut (für mich selbst) vorlesen kann. Dazu bedurfte es nur ein paar kleinerer Änderungen.


    Zitat

    Hast Du längere Zeit in China verbracht?


    Eigentlich nicht. Aber ich habe eine Affinität zum chinesischen Buddhismus, in dem ich immer eine gewisse Weite zu erkennen glaube.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Najaaaa ich sehe schon du bemühst dich um Gleichgewicht


    Das gehört zu dem nicht gerade üppig ausgestatten Fundus meiner „heilsamen Eigenschaften“.


    Zitat

    aber warum wenn für Nichiren das Lotos-Sutra im Mittelpunkt stand verkürze ich es in der religiösen Ausübung?


    Es geht lediglich um die „Liturgie“. Es dürfte doch jedem unbenommen sein, das Lotos-Sutra in welcher Sprache auch immer zu lesen, zu rezitieren. Und das sollte auch für andere buddhistische und nichtbuddhistische Schriften gelten, könnte ich mir vorstellen. Die "Soka University" unterhält immerhin eine eigene "Buddhologische Fakultät".


    Zitat

    Die Kürzung fand nach meinem Weggang statt und es gibt Nichiren Schulen die es durchaus auch in der jeweilige Landesprache rezitieren (Teile der Nichiren Shu in den USA). (...) Ich persönlich kann es mir nicht vorstellen es auf Deutsch zu rezitieren es nicht zu tun erweckt in mir immer das Gefühl es dann in Ruhe nocheinmal zu studieren aber etwas verwundert hat mich dieser Schritt schon muss ich sagen. Wobei ich es nicht ausschliesse es mal in Zukunft auf Deutsch zu probieren.


    Das Lotos-Sutra, genauso wie andere Sutren, ist auch eine ästhetische Angelegenheit. Die Komposition dieser Werke (inklusive der Übersetzung aus dem Sanskrit ins Chinesische) wurde auch vom Wunsch nach Schönheit bestimmt, denke ich. Insofern eignen sich manche Sutren weniger dafür, sie auf Deutsch oder Englisch zu rezitieren – die übersetzte Sprache und der Rhythmus passen irgendwie nicht. Man kann es aber trotzdem machen.


    Hilfreich ist in jedem Fall ungefähr zu wissen, worum es beim Rezitierten überhaupt geht. :)


    Ich selbst mag zum Beispiel die chinesische Rezitation des Diamantsutras zu hören und entweder dabei nichts zu tun, oder mit zu rezitieren (was ungefähr eine Stunde dauert, es selbst gut zu machen fehlen mir die Kenntnisse).


    Dieses Sutra wurde vor einigen Jahren an meinem Krankenbett (das sich erfreulicherweise nicht in ein Sterbebett verwandelte) mit einer schönen Stimme auf Chinesisch „gechantet“, was mich immer mit großer Freude erfüllte – obwohl ich nicht zur Sentimentalität und zur Gesundbetung neige. Es war einfach angenehm und ich führe das auf gewisse karmische Verbindungen zu dieser Art der Sutren und der Sutren-Rezitation zurück (das kann aber auch eine persönliche Marotte von mir sein, macht aber nichts).


    Kennt jemand von Euch ein schöne Rezitation des gesamten Lotos-Sutras im Internet (ich meine nicht die rasend schnelle Version)?


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Gibt es das alles bei der SGI nicht? (...) Speziell die Zufluchtname sehe ich als eine Essenz des Buddhismus an und die Vier Großen Gelübde als Kern des Mahayana.


    Im „Nam Myoho Renge Kyo“ ist implizit das grundlegende buddham saranam gacchami, dhammam saranam gacchami, sangham saranam gacchami genauso enthalten, wie das großartige zhong sheng wu bian shi yuan du, fan nao wu jin shi yuan duan, fa men wu liang shi yuan xue, fo dao wu shang shi yuan cheng. So sehe ich das.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Z…ismus%29#Zufluchtsformeln
    http://de.wikipedia.org/wiki/B…isch-japanischen_Mahayana

    Zitat

    Gibt es dort "nur" Hoben, Nyoraijuryohon und Daimoku?


    Ich kenne die Liturgie der SGI nur aus deren Liturgieheft und aus ein paar Treffen mit unkomplizierten und nicht aufdringlichen Leuten aus dem Umfeld der SGI, die bei sich zu Hause diese Liturgie durchführten (ist schon über ein Jahr her). Demnach besteht sie offiziell aus den von dir erwähnten Elementen (Ausschnitte aus dem 2. und 16. Kapitel des Lotos-Sutra, meditative Rezitation, "chanten", des Daimoku = Nam Myoho Renge Kyo, "stille Gebete").


    Wenn ich mir die all zu komplexen, all zu wortreichen, all zu sich in die Länge ziehenden Liturgien anderer buddhistischer Traditionen ansehe, dann wirkt diese Einfachheit auf mich durchaus wohltuend. Das "nur" stellt sich mir daher als "es ist gut so" dar.


    Zitat

    Wie sieht das mit dem "Abschwören anderer Glaubensrichtungen" aus, das klingt für mich extrem intoleranz?


    Kann sein, dass Intoleranz der richtige Begriff ist. Man kann es aber auch so sehen, wenn der (oder das?) Daimoku das ist, was die Nichiren-Schulen, aber insbesondere die Soka Gakkai lehren, dass er ist, dann ist darin alles andere aufgehoben, verdichtet und erhoben. Von dieser Perspektive aus gesehen, also aus dem Blickwinkel Nichirens, ist es einfach Energieverschwendung und es ist falsch, sich mit Vorläufigem aufzuhalten, wenn einem das Endgültige zur Verfügung steht. Ich versuche mich in die Denkweise der SGI hineinzuversetzen. Diese Sichtweise entbehrt m.E. nicht einer gewissen Folgerichtigkeit.


    Abgesehen davon ist es so, dass es innerhalb des Mahayana als unangebracht gilt, die Lehren des Hinayana (in diesem Kontext nicht identisch mit „Theravada“) zu folgen, ähnlich wie es für einen Theravadin ganz schwer ist, das buddhistische Tantra überhaupt als „Buddhismus“ anzuerkennen, geschweige denn, die tantrische Methode selbst zu praktizieren.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Ich zeihe den Hut vor jedem egal welchem Glaubens der/die den Weg einer Ordination wählt.


    Das tue ich sicherlich nicht schon deshalb, weil jemand Ordinierter ist (außer vielleicht aus konventioneller Höflichkeit), es müßte schon andere Gründe dafür geben.


    Zitat

    Ordinierte wären jedoch ohne Laien im luftleeren Raum es würden die gegenseitigen Impulse fehlen.


    Das stimmt. Der Raum wäre nicht nur materiell, sondern auch emotional luftleer (eine gewisse Größe der Anhängerschaft bestätigt einen sicherlich darin, dass die persönliche Wahl nicht ganz falsch gewesen sein dürfte). Fähige und anerkannte Ordinierte können für die Weitergabe und für die Entwicklung einer religiösen Tradition sicherlich viel leisten, aber - aus verschiedenen Gründen - nicht so viel mehr, als dies gebildete, entschlossene und in ihrer Entfaltung freie Laien ebenfalls können.


    Zitat

    In den verschieden Nichiren-Schulen dürfen Priester meist heiraten und zumindest in der Nichiren Shu sind Priesterinnen keine grosse Ausnahme. Im Daiseion-ji hier in Deutschalnd ist auch eine Priesterin tätig.


    Das war mir bislang unbekannt, denn auf allen mit bekannten Fotos und Videos konnte ich noch niemals Priesterinnen sehen, hast Du ein paar Bilder als Beispiele ? Begiessen die sich auch, etwa mit einem weißen T-Shirt bekleidet, mit kaltem Wasser? :D


    Zitat

    Vieleicht liegt es am älter werden ich sehe weniger schwarz/weiss eher viel grauzonen


    Das nennt man "Grauen Star" :D


    Zitat

    Ich halte die SGI eben nicht für die Laienorganisation als die sie sich gerne sieht, in ihr steckt sehr viel Profesionalität, die sich nur in der Hülle also Tradition von einer Art Priestertum unterscheidet, sich also von Ritualen und Hüllen verabschiedet hat. Das Problem von Macht. Misbrauch von Macht begründet in einem Glauben hängt auch ihr an.


    Vielleicht gibt es eine Art Übergangszeit, in der zunächst das Autoritäre zwar entäußert wird, aber eine zeitlang fortbestehen bleibt, bis dann, auch mit Hilfe dieser vorangegangenen Enthüllung, es der Macht und dem Autoritären selbst an den Kragen geht. Ich finde, dass die Mitglieder von "Laienorganisationen" besonders darauf hinwirken müssen, dass sie, nachdem sie sich von einer unangemessenen Bevormundung durch "Priester" befreiten, nicht gleich einer Bevormundung durch "Laien" anheim fallen.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Ich denke es gibt Argumente für beides /Laien- und Tempelbuddhismus/. Den Laienbuddhismus in Europa als das Nonplusultra anzusehen halte ich für falsch. Aus meiner Erfahrung in der SGI kann reiner Laienbuddhismus auch sehr zu Verflachung führen. (...) Ich persönlich sehe einen Priesterin oder Priester als estwas unterstützendes also als jemand den ich fragen kann der/die eine fundierte Ausbildung genossen hat. Praktizieren und anweden muss ja noch immer ich den Buddhismus und zwar im Alltag. (...) Wie gesagt ich möchte nicht das eine gegen das andere setzen und sehe auch keinen Grund eine Abwägung zu machen, da es Gründe für beides gibt und Priester/Mönche und Laien sich ja ergänzen.


    Das sehe ich sehr ähnlich. Ich befürworte zwar eine "Autonomie" der Laien (als Teil der Sangha), aber es gibt genauso wenig einen Grund den Laienbuddhismus zu idealisieren, wie dafür, die anleitende und unterstützende Rolle von Ordinierten (ebenfalls Teil der buddhistischen Sangha) zu verkeleinern oder Ordinierte zu dämonisieren.


    Ablehnen würde ich aber Ordinierte, die als die einzigen Vermittler zwischen dem unerleuchteten und dem erleuchteten Zustand auftreten. Insofern könnte ein Hoher Priester im Taiseki-ji genauso wenig mit meiner Zustimmung rechnen, wie einer im Petersdom und anderswo.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Ryonin:

    Das andere, was mir heut so auffiel, ist, daß es schon Ansätze bei ihnen (wie auch bei anderen umstrittenen Gruppierungen) gibt, die denk ich durchaus zukunftweisend sein könnten."


    Die von dir angesprochenen "umstrittenen Gruppen" (wobei ich diesen Begriff nicht verwende, aber wenn ich es täte, mancher ganz erstaunt wäre, wen ich persönlich für "umstritten“ halte :) ), also die Neue Kadampa Tradition, Anhänger des Lama Ole Nydahl und die Soka Gakkai sind recht unterschiedlich.


    Die NKT würde ich als eine „konservative“ Strömung innerhalb der tibetisch-tantrischen Gelug pa (zu der auch der Dalai Lama gehört) bezeichnen, die aber von der Hauptströmung, genauer gesagt, durch den Dalai Lama, „ausgeschlossen“ wurde und seit dem geächtet ist. Sie hat eine monastische Basis und ich kann bei ihr nichts „Zukunftsweisendes“ erkennen (macht auch nichts).


    Die Anhänger des Ole Nydahl gehören wiederum zu einer Fraktion der tibetisch-tantrischen Karma Kagyü pa, die auch eng mit Mönchen und Nonnen verbunden ist, wobei aber Nydahl sehr stark die Rolle von Laien betont. Sie befindet sich mit der anderen Fraktion im Streit um die Frage, wer der echte Karmapa ist (und wie ernst Nydahl zu nehmen ist). Ob das zukunftsweisend ist?


    Die Soka Gakkai ist nunmehr eine reine Laienorganisation – ob ihr Modell zukunftsweisend ist, das wird die Zeit erweisen. Manche zweifeln daran, manche nicht, ich nehme derzeit eine neutrale Position ein, zumal ich zu wenig weiß, um mir ein Urteil erlauben zu wollen (über die NKT und LON weiß ich jedenfalls viel mehr).


    Zitat

    Für Europa halt ich einen Tempel- und Priesterbuddhismus für weniger wahrscheinlich. Ich denke, daß der Laienbuddhismus hier eine wichtige Rolle einnehmen wird


    Das sehe ich ähnlich wie Du. Es wird aber auch darauf ankommen, sich einerseits überhaupt von einer Bevormundung durch Ordinierte zu befreien und Ordinierten per se nicht einen höheren Status einzuräumen als Laien (von Fragen der Etikette mal abgesehen, hier hätte ich damit keine Probleme).


    Andererseits aber Mönche und Nonnen zu akzeptieren, inklusive der verheirateten Priester und Priesterinnen, als eine - und vielleicht nicht die Schlechteste - Möglichkeit, das Dharma zu praktizieren und hilfreich anderen zur Seite zu stehen. Das ist wenigstens (auch heute schon) meine Ansicht.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Das ist sicherlich eine interessante Frage. Der Terminus der sowohl in der Soka Gakkai als auch Nichiren Shoshu für Mission gebräuclich ist, ist das Wort Shakubuku, Shakubuku wird oft mit „brechen und unterwerfen“ übersetzt. Kern ist die Fehlerhaftigkeit als vorläufig erachteter Lehren dem Gegenüber klar zu machen, fehlerfrei und als richtig wird die eigene Auslegung der Lehren Nichirens erachtet (also hier Soka Gakkai bzw. Nichiren Shoshu).


    Shakubuku ist natürlich ein Begriff und eine Methode, die auf Nichiren selbst zurückzuführen ist und keine Erfindung der Soka Gakkai. Der Begriff „brechen“ klingt zwar hart, aber er ist nicht unüblich, zum Beispiel in der Sozialpsychologie, wo auch davon gesprochen werden kann, dass bestimmte Verhaltensmuster zunächst gebrochen werden müssen, bevor andere eingeübt werden können. In dem sehr empfehlenswerten Sammelband „Readings of the Lotus Sutra (ed. by Stephen R. Teiser, Jacqueline I. Stone) wird Shakubuku als “cutting off and subduing attachments, a confrontational method of teaching the dharma by explicitly rebuking wrong views or attachments to provisional teachings” (p 222) bezeichnet.


    Konfrontatives Shakubuku sollte in buddhistischen Ländern und Milieus angewandt werden, während unter anderen äußeren Umständen – also in nicht-buddhistischen Ländern - eher ein „dialogisches Shakubuku“ angebracht ist. Wird dies als „Shoju“ bezeichnet? Jedenfalls definiert die SGI-Deutschland Shakubuku als „Dialog“.


    Zitat

    Ein anderes Konzept ist Shoju was darauf zielt durch Gespräche das Gegenüber zur eigenen Einsicht bzw Einkehr zu bringen und sich durch eigenes Nachvollziehen für die Lehre zu öffnen.


    Bei mir stieße „konfrontatives Shakubuku“ auf eine unüberwindliche Gegenwehr, da ich eher dialogisch orientiert bin. Für Einsicht und Umkehr bin ich dagegen immer offen.


    Zitat

    Die Nichiren Shu hingegen spricht von Mission wobei es weniger zu einer aktiven Missionierung kommt wie bei den oben genannten Organisationen. Vielmehr scheint man drauf zu warten dass der Suchende sich beispielweise an einen Priester/Laien wendet also Fragen stellt.


    Dies finde ich gut, denn eine penetrante Aufdringlichkeit stößt mich eher ab. Aber man kann auch „offensiv“ sein, ohne gleich ins Extrem der Aufdringlichkeit zu fallen.


    Zitat

    In Sachen Verbreitung sprechen Soka Gakkai und Nichiren Shoshu jedoch nicht von Mission.


    Sie tun aber nichts anderes, was ich auch für selbstverständlich und für richtig erachte (unabhängig von den konkreten Inhalten und Methoden), denn der Buddhismus ist für mich „missionarisch“.


    Zitat

    In der Nichiren Shu gehört das Erzählen über das Lotus Sutra zu den Kernpunkte der Praxis, wobei damit nicht aktive „Bekehrung“ gemeint ist. Aus diesem Verständnis von Mission leitet sich auch deren Bemühen ab aktiv den Dialog mit andren Glaubensrichtungen zu suchen.


    Auf der Webseite der deutschen Niederlassung der Nichiren Shu verschwindet das Lotos-Sutra, verschwindet die Lehre des Nichiren vollständig hinter dem „interreligiösen Dialog“. Das finde ich unverständlich und bedauerlich.


    Vergleiche ich die Seite der Soka Gakkai mit der der (deutschen) Nichiren Shu, so finde ich die SG-Seite viel informativer usw.


    http://www.daiseion-ji.de/ (Nichiren Shu in Deutschland)
    http://www.sgi-d.org/ (Soka Gakkai International – Deutschland)


    Bevor man Dialoge führt muss man dort erst über den eigenen Standpunkt klar informieren und sich selbst mit ihm offen und selbstbewusst identifizieren. Jedenfalls mangelte es Nichiren vielleicht an manchem, zum Beispiel im Winter an Kleidung, Feuerholz und Essen in der Verbannung auf der der Insel Sado aber sicherlich nicht an Selbstbewusstsein, an Kraft, an Feuer (und Shakubuku).


    Dies bringt der Titel (des ebenfalls empfehlenswerten) Buches von Daniel Montgomery „Fire in the Lotos: The dynamic Buddhism of Nichiren“ treffend zu Ausdruck.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    @ Kongjiazhong: Ich sehe schon, in Punkto "Mission" und "Dogma" kommen wir nicht überein. Ich nehme Missionierung scheinbar anders wahr als Du


    Stimmt - hinsichtlich der Mission.


    Zitat

    und für mich sind die Vier Edlen Wahrheiten, der Mittlere Achtfache Pfad und die Vier Hauptlehren ("Alles Bedingte ist unbeständig", "Alles Bedingte ist leidvoll", "Alles ist ohne eigenständiges Selbst", "Nirvana ist Frieden") keine Dogmen, die man glauben muss sondern auf Logik und Erfahrung beruhende Leitsätze, die man überprüfen kann.


    Das eine kann, muss aber nicht dem anderen widersprechen. Unter Dogma verstand ich einfach, denn ich war so freundlich :) , den von dir eingeführten Begriff zu übernehmen, ohne ihn besonders zu definieren, ich selbst hätte ihn gar nicht erst gewählt, folgendes: das Geglaubte, Gemeinte, Beurteilte, Beschlossene.


    Zitat

    die Nipponzan-Myōhōji, machte während des Tschetschenien-Krieges mal von sich reden und "schaffte" es sogar in den "Weltspiegel" der ARD. Mönche dieser Nichiren-Tradition (...) marschierten Daimoku-rezitierend und Trommel-schlagend zusammen mit den Müttern und wurden nach ein paar Tagen dann inhaftiert. Die Infos über diese Tradition sind im Netz, zumindest auf Deutsch oder Englisch, nach meinem Kenntnisstand eher rar.


    Vor ein paar Wochen (oder waren es bereits Monate) fand ich in der Neuen Zürcher Zeitung ein Foto eines Mönches dieser Schule, der in einem asiatischen Land, ich glaube es war in China, an einem Ort, an dem von der japanischen Armeee (?) viele Menschen getötet wurden, eine Art Reue- und Reinungungszeremonie durchführte (ich suchte gerade im NZZ-Archiv, konnte aber nichts finden).


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Dennoch muss ich sagen, dass von diesen Freundschaften nicht viel übrig geblieben ist – ich stehe ja nun auf einer Seite vor der man die Mitglieder in der SGI warnt. In der Lesart der SGI bin ich nun ein Feind des Lotus-Sutra, ein Verleumder sozusagen.


    Freundschaften, die vor allem auf einer Übereinstimmung in der Lebensweise, der religiösen oder politischen Überzeugung beruhen – und worauf sollten sie sonst eigentlich gründen – enden in der Regel, wenn diese Übereinstimmung endet. Dies halte ich für relativ normal und unproblematisch.


    Zitat

    Im übrigen finde ich es gut dass in einem anderen Thread hier Zitate von Takehisa Tsuji aufgelistet sind. Dass sie nun so leicht nachlesbar sind sagt auch einiges über das Selbstverständnis der SGI aus, dass denjenigen die sie in der SGI veröffentlichen nicht einmal so recht bewusst ist.


    Schwierig wird es, wenn die ehemaligen Freunde als Feinde angesehen werden, wobei im religiösen Kontext dies auch noch eine Art metaphysischen Anstrich bekommt. Und wenn gelehrt wird, dass man in diesem Fall – als Ex-Mitglied der Soka Gakkai – automatisch zu den „Verleumdern des Lotos-Sutra“ gehört und dabei allen Beteiligten klar ist, dass in der zugrunde gelegten Doktrin dieses „Vergehen“ beim Delinquenten erhebliche Schmerzen, sei es psychischer und physischer Art (Krankheiten), hervorrufen soll.


    Das Muster der Ausschließlichkeit ist auch im Christentum bekannt (dicit ei Iesus ego sum via et veritas et vita nemo venit ad Patrem nisi per me - Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich, Joh 14, 6). Wenn man eine solche Sicht radikalisiert, dann muss das Ergebnis weder per se gut noch schlecht sein.


    Ich frage mich, wie sich die Soka Gakkai in ihrem alltäglichen Umgang mit („verleumderischen“) buddhistischen Traditionen und Schulen verhält, zum Beispiel innerhalb der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft, in der sie Mitglied ist.


    http://www.buddhismus-austria.at/website/output.php?ba=1023


    Auch ist es doch so, dass an der "Rissho University" in Japan über einen gewissen Zeitraum sowohl Priester der Nichiren Shu als auch der Nichiren Shoshu ausgebildet wurden - was inzwichen geändert wurde - die Männer müssen doch miteinander normale alltägliche Kontakte gepflegt haben an dieser Universität, oder liege ich falsch?


    Das heißt, welche Relevanz haben denn überhaupt Äußerungen, wie diese von Takehisa Tsuji?


    Zitat

    Schlussendlich hat mich die SGI jedoch zum Buddhismus geführt ich hingegen habe mich aus diesem engen Korsett der Sichtweisen der SGI befreit.


    Ich glaube, dass es einen Unterschied in der Wahrnehmung und der Interpretation macht, ob man durch Soka Gakkai zum Buddhismus kommt (wenn dies auch ein sehr spezifischer ist), wie dies bei dir der Fall gewesen ist, oder ob man vom Buddhismus zum Nichiren-Buddhismus bzw. zur Soka Gakkai kommt.


    Zitat

    Dem Initiator dieser Diskussion möchte ich übrigens danken, da diese Diskussuion vor allem auch eine Plattform bietet den Nichiren-Buddhismus jenseits der SGI diskutieren zu können.


    Dies würde mich auch eher interessieren, als sich ausschließlich über die Soka Gakkai auszutauschen. Insofern würde ich vor allem Forumsteilnehmende ermuntern, die selbst Nichiren-Buddhisten sind, die gute Erfahrungen mit den organisierten Vertretern dieser buddhistischen Tradition gemacht haben, sich zu Wort zu melden.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:


    Mit dem Zahlenmaterial zur Anhängerschaft wäre ich jedoch sehr sehr vorsichtig.


    Mit Zahlen sollte man immer sehr vorsichtig sein, egal ob es sich um die Zahl der durch deutsche Truppen getöteten Zivilisten in Afganistan, um die Arbeitslosenstatistik der Bundesregierung oder um die in und um die Deutsche Buddhistische Union versammelten Buddhisten handelt. Ähnlich vorsichtig bin ich auch bei den Zahlen der Soka Gakkai - sie vermitteln mir jedenfalls den Eindruck, dass es (in Relation zu anderen buddhistischen Gruppen in Deutschland) gar nicht so wenige Praktizierende gibt.


    Zitat

    Einigen anderen Nichiren-Schulen ist es zudem nicht so wichtig mit derlei Zahlenmaterial um sich zu werfen.


    Jede Organisation (Gruppe) freut sich darüber, wenn sie Anklang findet, was doch Ausdruck einer gewissen Attraktivität ist. Insofern ist es nichts Verwerfliches, diese Freude öffentlich kund zu tun.


    Zitat


    Ein Grund warum ich die SGI verließen war einerseits die unsäglich schäbige Art in der die Auseinandersetzung zwischen SGI und Nichiren Shoshu geführt wurde


    Den dabei aufeinander treffenden Feinden (Gegner wäre ein falscher Ausdruck) ging es darum, die "Verleumdung des Lotos-Sutra", die sie jeweils beim anderen festzustellen meinten, zu verhindern und die "Verleumder" zu strafen.


    Zitat

    Zudem sprechen beide von anderen buddhistischen Schulen als auch anderen Nichiren-Schulen in auffallend abfälliger Weise.


    Zur Illustration kann wohl dies herangezogen werden: "If you support and help temples of Zen and Shingon sects or recite the name of Amida Buddha, you will surely fall into hell (Takehisa Tsuji 1991). Oder täusche ich mich und lege etwas falsch aus?


    Catflap - gibt es denn aus der Soka Gakkai International in Deutschland nichts Positives, Erhebendes, Attraktives zu berichten?


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:


    Jein. Der Buddhismus selbst ist eigentlich keine missionarische Religion,


    Der Buddhismus breitete sich aus, besser gesagt, er wurde fast auf dem gesamten eurasischen Kontinent ausgebreitet, inklusive der Insel Japan. Dies geschah durch Mönche, Übersetzer, Soldaten, Kaiser, Missionare, Händler, Migranten ...


    Dass es dem Buddhismus nicht gelungen ist - anders als dem Christentum - auch in Amerika und Afrika Fuß zu fassen, liegt vielleicht auch, wenn sicherlich nicht ausschließlich, daran, dass die Chinesen ihre große Flotte selbst versenkten, anstatt sie auf weite Fahrt zu schicken.


    Es heißt, dass es keine größere Gabe (Dana) gibt, als das Dharma - daraus müsste logischerweise folgen, dass die Buddhisten die natürliche Aufgabe haben, das Dharma zu verbreiten. Dass sie dazu kein Bedürfnis verspüren, oder dass sie aufgrund äußerer Umstände dazu nicht in der Lage sind, das steht auf einem anderen Blatt. Ich meine aber, dass die Weitergabe des Dharma an andere Menschen sich daraus ergibt, dass man selbst den Nutzen des Dharma erlebt, oder wenigstens von diesem Nutzen stark überzeugt ist.


    Zitat

    da er im Grunde genommen kein Dogma verbreitet, welches andersgläubige übernehmen sollen.


    Das Dharma (klingt in meinen Ohren besser als der Dharma) ist natürlich auch ein Set von Ansichten (Lehrmeinungen), die man anerkennen muss, um überhaupt als Buddhist gelten zu können: Anatta/Anatman ist zum Beispiel so etwas, oder die Vier edlen Wahrheiten, das Abhängige Entstehen. Ob dies im stringenten Sinne als "Dogma" zu bezeichnen ist, oder nicht, spielt m.E. hinsichtlich der Frage der Mission ohnehin keine Rolle.


    Zitat

    Um "Glauben" geht es ja eigentlich nicht. Was vereinzelte Anhänger dann daraus machen, steht auf einem anderen Blatt.


    Der Geistesfaktor "Glaube" wird in allen, oder den meisten, buddhistischen Traditionen als sehr wichtig erachtet, im Sinne der Annahme, dass die Lehren Buddhas wahr sind, d.h. dass deren Anwendung zur Erleuchtung/Befreiung führen. In gewisser Weise ist der Glaube Ausgangspunkt jeder Praxis.


    Zitat

    Der universelle Anspruch des Buddhismus ist wahrscheinlich auch nicht in der weise präsent, wie in anderen Religionen, die sich auf Glauben und Weltbilder verstehen. Als universell werden die Vier Edlen Wahrheiten, die Vier Hauptlehren und der Edle Achtfache Pfad angesehen, darüber hinaus gibt es kein universelles Weltbild, an das man glauben müsste. Selbst die "Sechs Daseinsbereiche" sind ja nur Konzepte und keinesfalls Dogma.


    Mit "universell" meinte ich, dass das Dharma überall, auf dem gesamten Planeten, Geltung hat und überall mit Erfolg angewandt werden kann - grundsätzlich unabhängig von ethnischen, räumlichen und kulturellen Differenzen, zumal der Buddhismus sehr anpassungsfähig sein kann, ohne dabei seinen (ein kleiner Spaß) „dogmatischen Kern“ aufgeben zu müssen.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Auffällig ist eigentlich nur der hohe Anteil der Soka Gakkai; Der Grund ist wohl der, dass die Soka Gakkai weltweit eine missionarische Organisation ist, die keinen Hehl daraus macht, universalistisch zu sein


    Ich meine, dass dies der allgemeinen buddhistischen Auffassung entspricht. Der Buddhismus ist missionarisch und ist universalistisch (wie das Christentum und der Islam).


    Zitat

    Wer sich wirklich mit Nichiren und seinen Schriften eigenständig auseinandersetzen will, kommt um die "Gosho" nicht herum. Man sollte m. E. allerdings die eingefügten und als "Hintergrund" betitelten Kommentare kritisch betrachten, da sie neben historischen Informationen oftmals auch eine Bewertung der Schrift vornehmen und diese im Lichte der eigenen Tradition erklären.


    Ich lese die Gosho auch - wenn man sich dessen bewußt ist, dass jegliche "Hintergrundinformationen" selbst schon Interpretationen sind, dann kann man von den Erklärungen durchaus profitieren.


    Zitat

    Für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nichiren-Buddhismus (und speziell mit der SGI und der Nichiren-Shoshu) empfehle ich aber immer noch vorrangig "Nichiren - der Ausübende des Lotos-Sutra" von Yukio Matsudo.


    Dieses 478 Seiten umfassende Werk kann ich auch empfehlen, obwohl es dort von orthographischen und grammatikalischen Fehlern wimmelt, obwohl nicht wenige Sätze nur deshalb kaum verdaulich sind, weil sie sehr ungeschickt formuliert wurden, obwohl einige Passagen – vielleicht wegen der Komplexität oder Fremdartigkeit der Materie – mir unverständlich blieben. Der Text müsste nochmals (oder erstmals) redigiert werden. Dem Autor und den Lesern wäre es zu gönnen.


    Aber abgesehen davon, ist das Buch wertvoll, weil es seinen Gegenstand recht umfang- und kenntnisreich behandelt. Der Autor war wohl längere Zeit Mitglied der Soka Gakkai, der er, so weit ich es verstanden habe, gerade in ihren „liberaleren“ internationalen Ausprägungen (also außerhalb Japans) noch durchaus mit Sympathie begegnet.


    Leseprobe:
    http://www.amazon.de/gp/reader…ref=sib_dp_pt#reader-link


    Ausführliche Rezension (durch die ich auf das Buch aufmerksam wurde):
    http://www.nanzan-u.ac.jp/SHUB…ications/jjrs/pdf/713.pdf


    Zitat

    Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, sehe ich die SGI mit ihrer Präsidentenverehrung (z. B. in diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=0_Wf6qhP3gg) ebenso kritisch wie die Nichiren-Shoshu mit ihrem derzeitigen Hohepriester Nichinyo Hayase.


    Die Musik in diesem Video erinnerte mich an so etwas


    http://www.youtube.com/watch?v=CRAJshdb1GU&feature=related


    Jegliche Arten des Personenkultes liegen mir nicht, deshalb entstehen in mir Aversionen gegen die Kulte um den Dalai Lama oder um Thich Nhat Hanh oder um Chögyam Trugpa oder um Sogyal „Rinpoche“ und so weiter und so fort.


    Für das größte politische Verdienst Ikedas halte ich übrigens seine unermüdlichen Bemühungen, eine Versöhnung zwischen der japanischen und chinesischen Bevölkerung herbeizuführen, eine Aktivität, mit der er schon früh begann und die nicht ohne Erfolg blieb. Dies ist ein bleibender Verdienst, ich freue mich darüber, aber ich würde es ruhig, ohne Exaltiertheit zum Ausdruck bringen. Weniger wäre für mich mehr.


    Kongjiazhong

    Ryonin:

    Schön, daß diese Seite frei gegeben ist.


    Sehe ich auch so.


    Zitat

    Zahlen zu den Schulen in den USA gelesen (auf der Seite von Gerry Aitken): Independents 15%, Schön, daß die Independent Nichiren Leute recht stark sind (... ) ich denke, daß das an wichtiger Ansatzpunkt für den Westen als solchen ist.


    Der Wert dieser Vorstellung von "unabhängigen Praktizierenden des Nichiren-Buddhismus" liegt darin, dass sie darüber informiert, dass es "Unabhängige" gibt und welche Gründe es sind, die einen Teil jener Menschen bewegen, sich nicht traditionellen und etablierten religiösen Organisationen anzuschließen. Es ist ein Ansatzpunkt, ob es ein wichtiger ist, das sei dahingestellt.


    In gewisser Weise wird durch die Formulierung von Gründen ("Hauptpunkte") und implizit von bestimmten Positionen die Unabhängigkeit aber aufgegeben, denn man formiert sich selbst zu einer Partei (dies muss keineswegs in Form einer Organisation erfolgen) und vertritt parteiische Positionen.


    Die recht einseitige Zuweisung alles Negativen den Organisationen (hier z.B. der Soka Gakai) und alles Positiven den „Unabhängigen“ halte ich für übertrieben – es ist eine parteiische und die Realität verzerrende Darstellung, finde ich. Aber es ist in jedem Fall ein guter Diskussionsbeitrag und eine gute Information darüber, was manche Praktizierende denken.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Buddhisten, zumindest in jenen Ländern, in denen der Buddhismus – in welcher Form auch immer – noch nicht allzu lange eine Rolle spielt, also z.B. in den USA oder in Deutschland, unabhängig von bestimmten Organisationen als Buddhisten leben. Insofern verwundert es mich, dass es im Nichiren-Buddhismus der USA nur 15 Prozent „Unabhängige“ geben sollte.


    Ich selbst bin derart unabhängig, dass ich sogar unabhängig von den Unabhängigen bin, und selbst dann wenn ich aus Gründen einer unabhängigen, also freien, Entscheidung mich entschließen würde einer nichirenistischen Organisation anzunähern oder formales Mitglied zu werden, bliebe ich unabhängig.


    Kongjiazhong