Benkei:
Jein. Der Buddhismus selbst ist eigentlich keine missionarische Religion,
Der Buddhismus breitete sich aus, besser gesagt, er wurde fast auf dem gesamten eurasischen Kontinent ausgebreitet, inklusive der Insel Japan. Dies geschah durch Mönche, Übersetzer, Soldaten, Kaiser, Missionare, Händler, Migranten ...
Dass es dem Buddhismus nicht gelungen ist - anders als dem Christentum - auch in Amerika und Afrika Fuß zu fassen, liegt vielleicht auch, wenn sicherlich nicht ausschließlich, daran, dass die Chinesen ihre große Flotte selbst versenkten, anstatt sie auf weite Fahrt zu schicken.
Es heißt, dass es keine größere Gabe (Dana) gibt, als das Dharma - daraus müsste logischerweise folgen, dass die Buddhisten die natürliche Aufgabe haben, das Dharma zu verbreiten. Dass sie dazu kein Bedürfnis verspüren, oder dass sie aufgrund äußerer Umstände dazu nicht in der Lage sind, das steht auf einem anderen Blatt. Ich meine aber, dass die Weitergabe des Dharma an andere Menschen sich daraus ergibt, dass man selbst den Nutzen des Dharma erlebt, oder wenigstens von diesem Nutzen stark überzeugt ist.
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da er im Grunde genommen kein Dogma verbreitet, welches andersgläubige übernehmen sollen.
Das Dharma (klingt in meinen Ohren besser als der Dharma) ist natürlich auch ein Set von Ansichten (Lehrmeinungen), die man anerkennen muss, um überhaupt als Buddhist gelten zu können: Anatta/Anatman ist zum Beispiel so etwas, oder die Vier edlen Wahrheiten, das Abhängige Entstehen. Ob dies im stringenten Sinne als "Dogma" zu bezeichnen ist, oder nicht, spielt m.E. hinsichtlich der Frage der Mission ohnehin keine Rolle.
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Um "Glauben" geht es ja eigentlich nicht. Was vereinzelte Anhänger dann daraus machen, steht auf einem anderen Blatt.
Der Geistesfaktor "Glaube" wird in allen, oder den meisten, buddhistischen Traditionen als sehr wichtig erachtet, im Sinne der Annahme, dass die Lehren Buddhas wahr sind, d.h. dass deren Anwendung zur Erleuchtung/Befreiung führen. In gewisser Weise ist der Glaube Ausgangspunkt jeder Praxis.
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Der universelle Anspruch des Buddhismus ist wahrscheinlich auch nicht in der weise präsent, wie in anderen Religionen, die sich auf Glauben und Weltbilder verstehen. Als universell werden die Vier Edlen Wahrheiten, die Vier Hauptlehren und der Edle Achtfache Pfad angesehen, darüber hinaus gibt es kein universelles Weltbild, an das man glauben müsste. Selbst die "Sechs Daseinsbereiche" sind ja nur Konzepte und keinesfalls Dogma.
Mit "universell" meinte ich, dass das Dharma überall, auf dem gesamten Planeten, Geltung hat und überall mit Erfolg angewandt werden kann - grundsätzlich unabhängig von ethnischen, räumlichen und kulturellen Differenzen, zumal der Buddhismus sehr anpassungsfähig sein kann, ohne dabei seinen (ein kleiner Spaß) „dogmatischen Kern“ aufgeben zu müssen.
Gruß
Kongjiazhong