Beiträge von Benkei im Thema „Nichiren-Schulen“

    Namaste!

    kongjiazhong:

    Ich habe die 2. Auflage, 2009, broschiert, 32,00 €


    Ah, ich habe noch die gebundene Ausgabe von "Books on Demand".
    Hätte nicht gedacht, dass das Buch soviel Interesse weckt, dass es eine zweite Auflage geben würde. Schön!


    kongjiazhong:

    Vielen Dank für die links auf die "bildliche Darstellungen" der Zeremonie in der Luft (= Gohonzon). So etwas suchte ich, ohne es zu finden.


    Die Darstellungen erinnern mich an das, was im tantrischen Sektor des Tibetischen Buddhismus als „(Lamrim-) Verdiensfeld“ bezeichnet wird:


    http://www.tharpa.com/de/Kunst…im.Verdienstfeld-923.html


    Ja, die Ähnlichkeit zu einem "Zufluchtsbaum", wie das Verdienstfeld auch genannt wird, ist schon beachtlich.



    Obwohl es eigentlich nicht hierher gehört:
    eine Frage noch zum chinesischen Buddhismus: Wo bekommt man das Andachtsbuch der Fo Guang Shan?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    kongjiazhong:
    Benkei:

    Namaste!

    Ja, stimmt. Abbildung 32 auf Seite 406 könnte vielleicht die "Zeremonie in der Luft" darstellen. Ich werde mal danach googeln anstatt nach "Gohonzon".


    Ja, genau so etwas habe ich gemeint, obwohl ich nicht erkennen kann, ob auf dieser Abbildung "Ein Lotos-Sutra Mandala in Form einer Hangrolle, 13. Jh. Ryuhonji, Kyoto" (in meiner Ausgabe auf S. 337) sozusagen wirklich exakt alle Figuren des Gohonzon abgebildet sind.


    Oh, es gibt sogar mehrere Ausgaben des Matsudo-Buches? Bemerkenswert!


    Ich habe übrigens gerade diesen hier gefunden: http://gfx.blog4ever.com/photo…80594725071108052731.jpeg
    Sind wohl nicht alles Personen drauf, aber immerhin!


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    catflap08:

    Hmm ich meine im Matsudo-Buch gibt es eine solche Abblidung müsste nocheimal schauen weiss aber nicht ob es eine im netz gibt müsste man googeln.


    Ja, stimmt. Abbildung 32 auf Seite 406 könnte vielleicht die "Zeremonie in der Luft" darstellen. Ich werde mal danach googeln anstatt nach "Gohonzon".


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    catflap08:
    Benkei:


    Ich denke kongjiazhong meint, ebenso wie ich, eine Darstellung des Gohonzon, in welcher die einzelnen Figuren bildlich, also als Ikonen, dargestellt werden und nicht "blos" als Schriftzeichen/Buchstaben.


    Da musst du auf der genannten Seie nur etwas runterscrolen ...es folgt eine schematische Darstellung mit Nummern rechts davon kann man lesen was die einzelnen Bestandteile bedeuten (blau unterlegt) zu jedem Element gibt es eine Erklärung.


    Ich dachte eher ein ein "gemaltes" Bild des Gohonzon, ähnlich wie dieser Honzon der Sôtô Shû: http://www.wwzc.org/dharmaTalk…es/clip_clip_image002.jpg
    Ein Bild mit Personen die Gesicher, Arme, Beine, etc. haben... nicht nur Zeichen ;)
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    catflap08:
    kongjiazhong:


    Gibt es eigentlich eine bildliche Darstellung des Gohonzons, ich meine eine, in der alle Namen (bzw. Schriftzeichen) bildlich dargestellt werden, zum Beispiel alle Buddhas und Bodhisattvas, falls nicht, so wäre es doch eine schöne Aufgabe für einen Künstler, so etwas zu schaffen.


    Doch so etwas gibt es: http://nichirenscoffeehouse.net/ShuteiMandala/index.html


    Ich denke kongjiazhong meint, ebenso wie ich, eine Darstellung des Gohonzon, in welcher die einzelnen Figuren bildlich, also als Ikonen, dargestellt werden und nicht "blos" als Schriftzeichen/Buchstaben.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    kongjiazhong:

    Gibt es eigentlich eine bildliche Darstellung des Gohonzons, ich meine eine, in der alle Namen (bzw. Schriftzeichen) bildlich dargestellt werden, zum Beispiel alle Buddhas und Bodhisattvas, falls nicht, so wäre es doch eine schöne Aufgabe für einen Künstler, so etwas zu schaffen.


    Eine gute Frage.
    Ich bin im Netz noch nicht auf sowas gestoßen, obwohl ich schon danach gesucht habe.
    Eigentlich müsste es soetwas bereits geben, da die Idee ja nicht neu sein dürfte.


    kongjiazhong:

    Für meinen privaten Gebrauch "verbesserte und poetisierte" ich eine Übersetzung des Diamantsutras, so dass ich sie auf Deutsch flüssiger und irgendwie schöner laut (für mich selbst) vorlesen kann. Dazu bedurfte es nur ein paar kleinerer Änderungen.


    Ich halte es meist genauso mit den Sutren, die ich privat rezitiere.


    kongjiazhong:
    Benkei:

    Hast Du längere Zeit in China verbracht?


    Eigentlich nicht. Aber ich habe eine Affinität zum chinesischen Buddhismus, in dem ich immer eine gewisse Weite zu erkennen glaube.


    Ich muss zugeben, dass ich über den modernen chinesischen Buddhismus wohl sehr wenig weiß.
    Ich habe einige Werke Hsing Yuns gelesen, aber das war es dann auch schon. In Deutschland scheint diesbezüglich hauptsächlich die FGS (Fo Guang Shan) Schule aktiv zu sein, die Chan (Zen) und Nienfo (Nenbutsu) verbindet und auch beispielsweise das Lotos-Sutra rezitiert.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    kongjiazhong:

    Im „Nam Myoho Renge Kyo“ ist implizit das grundlegende buddham saranam gacchami, dhammam saranam gacchami, sangham saranam gacchami genauso enthalten, wie das großartige zhong sheng wu bian shi yuan du, fan nao wu jin shi yuan duan, fa men wu liang shi yuan xue, fo dao wu shang shi yuan cheng. So sehe ich das.


    Ich denke diese Sichtweise kann man durchaus vertreten.
    Wenn ich an den Gohonzon denke, dann verkörpert er ja auch alle Drei Kostbarkeiten sowie die Sechs Paramitas des Bodhisattva (verkörpert durch die verschiedenen Mahasattva-Bodhisattvas).


    kongjiazhong:

    Ich kenne die Liturgie der SGI nur aus deren Liturgieheft und aus ein paar Treffen mit unkomplizierten und nicht aufdringlichen Leuten aus dem Umfeld der SGI, die bei sich zu Hause diese Liturgie durchführten (ist schon über ein Jahr her). Demnach besteht sie offiziell aus den von dir erwähnten Elementen (Ausschnitte aus dem 2. und 16. Kapitel des Lotos-Sutra, meditative Rezitation, "chanten", des Daimoku = Nam Myoho Renge Kyo, "stille Gebete").


    Wenn ich mir die all zu komplexen, all zu wortreichen, all zu sich in die Länge ziehenden Liturgien anderer buddhistischer Traditionen ansehe, dann wirkt diese Einfachheit auf mich durchaus wohltuend. Das "nur" stellt sich mir daher als "es ist gut so" dar.


    Ich kenne auch nur das kleine blaue Heftchen der SGI.


    Es stimmt schon, andere Traditionen haben wesentlich umfangreichere Liturgien für die tägliche Praxis (Gongyo).


    Vor allem hier im Westen, wo ja noch Pionierarbeit geleistet wird, macht es durchaus Sinn, die Liturgie kurz zu halten und sich auf "das Wesentliche" (sei es nun beispielsweise Daimoku, Nenbutsu oder Zazen) zu konzentrieren. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass komplexe Liturgien (vor allem wenn sie nicht in deiner Sprache stattfinden) eine leicht abschreckende Wirkung haben können (auch, wenn der Klang durchaus etwas erhabenes hat).


    kongjiazhong:

    der (oder das?) Daimoku


    Gute Frage, aber eigentlich egal.
    Wenn man "Titel" als Augangspunkt nimmt, dann wohl "der".
    Vielleicht auch "die", wenn man "Anrufung" oder "Lobpreisung" oder "Zufluchtnahme in..." zu Grunde legt.
    Ich persönlich favorisiere "das", weil es für mich am passendsten klingt, ebenso wie "das Nenbutsu" und "das Zazen".


    kongjiazhong:

    Abgesehen davon ist es so, dass es innerhalb des Mahayana als unangebracht gilt, die Lehren des Hinayana (in diesem Kontext nicht identisch mit „Theravada“) zu folgen, ähnlich wie es für einen Theravadin ganz schwer ist, das buddhistische Tantra überhaupt als „Buddhismus“ anzuerkennen, geschweige denn, die tantrische Methode selbst zu praktizieren.


    Wo zieht man denn den Trennstrich zwischen Hinayana und Mahayana?
    Bei den Sutren? (Agama-Sutren/Pali-Kanon hier und spätere Sutren dort)
    Bei der Praxis? (Samatha/Vipassana hier und "verschiedentliche" Praktiken da)
    Oder bei der Motivation? (Sravakayana/Pratyekayana hier und Bodhisattvayana da)


    Ich sehe in dieser These der Unangebrachtheit eher Propaganda.
    Eine einfache Trennung ist im Grunde genommen gar nicht möglich. Es beginnt schon bei einem selbst:
    - Welche Sutren ziehe ich zu Rate?
    - Welche Praxis übe ich aus?
    - Welcher Motivation folge ich?
    Und entsprechend dem "Ichinen Sanzen" durchdringen sich die Zehn Welten ja gegenseitig, von Augenblick zu Augenblick, so dass besonders im Hinblick auf die Motivation (aber auch beispielsweise auf die Wirksamkeit von Belehrungen) je nach bestehender Situation Veränderungen eintreten können.


    kongjiazhong:

    Das Lotos-Sutra, genauso wie andere Sutren, ist auch eine ästhetische Angelegenheit. Die Komposition dieser Werke (inklusive der Übersetzung aus dem Sanskrit ins Chinesische) wurde auch vom Wunsch nach Schönheit bestimmt, denke ich. Insofern eignen sich manche Sutren weniger dafür, sie auf Deutsch oder Englisch zu rezitieren – die übersetzte Sprache und der Rhythmus passen irgendwie nicht. Man kann es aber trotzdem machen.


    Hilfreich ist in jedem Fall ungefähr zu wissen, worum es beim Rezitierten überhaupt geht.


    Übersetzungen sind irgendwo ja immer auch Interpretation.
    Wenn ich an das "Herz Sutra" denke, das mir in verschiedensten Ausgaben vorliegt, so könnte man teilweise annehmen, dass die Übersetzer ganz unterschiedliche Dinge meinen.


    Es ist wohl eine hohe Kunst Sinn, Klang, und Verständlichkeit so rüberzubringen, dass man ein Sutra sowohl als Lehrschrift als auch als Chanttext verwenden kann.


    kongjiazhong:

    Ich selbst mag zum Beispiel die chinesische Rezitation des Diamantsutras zu hören und entweder dabei nichts zu tun, oder mit zu rezitieren (was ungefähr eine Stunde dauert, es selbst gut zu machen fehlen mir die Kenntnisse).


    Geht mir ähnlich beim japanischen Herz-Sutra (das man natürlich leicht auswendig lernen kann, da es kurz ist).


    kongjiazhon:

    Dieses Sutra wurde vor einigen Jahren an meinem Krankenbett (das sich erfreulicherweise nicht in ein Sterbebett verwandelte) mit einer schönen Stimme auf Chinesisch „gechantet“, was mich immer mit großer Freude erfüllte – obwohl ich nicht zur Sentimentalität und zur Gesundbetung neige. Es war einfach angenehm und ich führe das auf gewisse karmische Verbindungen zu dieser Art der Sutren und der Sutren-Rezitation zurück (das kann aber auch eine persönliche Marotte von mir sein, macht aber nichts).


    Persönliche Frage aus Interesse: Hast Du längere Zeit in China verbracht?


    kongjiazhon:

    Kennt jemand von Euch ein schöne Rezitation des gesamten Lotos-Sutras im Internet (ich meine nicht die rasend schnelle Version)?

    Leider nicht.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    catflap08:

    Das Konzept der Zufluchtnahme lernte ich erst nach meinem Weggang aus der SGI kennen wie auch die Boddisatva Gelübde ins tägliche Gebet aufzunehmen wie auch die Anwendung kontemplativer Meditationsformen. Zu meiner Zeit musste ich jedoch allen anedern Glaubensrichtugen abschwören - kann sein das man das nicht mehr ausdrücklich muss.


    Ja, die Vier Großen Gelübde sind Teil der Nichiren Shu-Liturgie, ebenso wie die Zufluchtname und die Shodaigyo-Meditation.


    Gibt es das alles bei der SGI nicht?
    Gut, in deren Liturgie-Büchlein steht da nix von drin, aber fehlt das alles bei denen? Speziell die Zufluchtname sehe ich als eine Essenz des Buddhismus an und die Vier Großen Gelübde als Kern des Mahayana.
    Gibt es dort "nur" Hoben, Nyoraijuryohon und Daimoku?


    Wie sieht das mit dem "Abschwören anderer Glaubensrichtungen" aus, das klingt für mich extrem intoleranz?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    catflap08:

    Für mich persönlich muss es ja nicht heissen mich ordiniern zu lassen um ein "guter" Buddhist zu sein. Veileiocht macht man sich da selber Druck, gerade als Deutsche, alles 100% richtig machen zu wollen.


    Du sprichst da die Ordination an.


    In den japanischen Zen-Schulen (und ihren deutschen Ablegern) und teilweise auch in der Shingon Shu gibt es die Laien-Ordination mit den 10 Gelübden (Jukai, manchmal auch als 16 Gelübde betitelt). Gibt es eine entsprechende Ordination in der Nichiren Shu?


    Wie wird man eigentlich Mitglied der Nichiren Shoshu oder der SGI? Gibt es eine entsprechende Zeremonie wie beispielsweise die offizielle Zufluchtnahme in manchen anderen Schulen?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    kongjiazhong:

    Vergleiche ich die Seite der Soka Gakkai mit der der (deutschen) Nichiren Shu, so finde ich die SG-Seite viel informativer usw.


    http://www.daiseion-ji.de/ (Nichiren Shu in Deutschland)
    http://www.sgi-d.org/ (Soka Gakkai International – Deutschland)


    Als Seite der Nichiren Shu würde ich eher diese hier ansehen: http://www.nichiren-shu.org/indexdeu.html.


    Der Daiseion-ji ist ja "nur" ein offizieller Tempel der Nichiren Shu in Deutschland, wie repräsentativ damit sein Internet-Auftritt ist weiß ich nicht.


    By the Way: War jemand von Euch schonmal in diesem Tempel?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Ryonin:

    Mal etwas allgemeines zum Glauben. Erst einmal müsste man rauskriegen, wo die Grenze zwischen Glauben und Vertrauen liegt. Das Vertrauen im Buddhismus wesentlich erachtet wird, glaub ich werden nur wenige Leute bestreiten.
    Und es gibt viel Lehren, die meiner Meinung nach eben auf Glauben und Vertrauen beruhen, und eben nicht auf Erfahrung.
    Zum Beispiel: Nirvana ist Frieden. Aber auch solche Dinge wie Karma und Weitergeburt. Das es so etwas wie Erwachen gibt. Das es kein Ich gibt und etwas unbedingtes, ungeborenes.
    Ich würde sogar sagen, das wesentliche liegt jenseits aller Erfahrung. Es geht also eher um Verwirklichung als um Erfahrung.


    Ich ziehe da für mich einen klaren Trennstrich zwischen "Dogma" (was für mich einen negativen und intoleranten Beigeschmack hat) und "Leitsatz" (welchen ich als neutral ansehe). Ich muss natürlich eingestehen, dass ich hier den Begriff "Dogma" ins Spiel gebracht habe. Aber sei es drum, ich denke er passt manchmal ganz gut.


    Auf der einen Seite also "Dogma" als klar definierte Lehrmeinung mit unumstößlichem Wahrheitsanspruch für die Anhänger, auf der anderen Seite "Leitsatz", als eine grundlegende aber nicht genau definierte Lehre, die man mit verschiedenen philosophischen Ansätzen oder eigenen Vorstellungen "ausfüllen" kann.


    Trifft man diese Unterscheidung, dann muss man (nicht nur in Bezug auf die Nichiren-Schulen) feststellen, dass einige Schulen dogmatischer sind als andere.
    Bezogen auf unser Thema sehe ich die Nichiren-Shoshu und die Soka Gakkai als wesentlich dogmatischer an als die Nichiren Shu. Über die anderen Nichiren-Schulen weiß ich, wie gesagt, nicht genug um mir hier eine Meinung zu bilden.


    catflap08:

    Mit anderen Worten scheint der Kern der Missionsarbeit in der Nichiren Shu darin zu liegen Präsenz zu zeigen und für ein Gespräch offen zu bleiben. In der Nichiren Shu gehört das Erzählen über das Lotus Sutra zu den Kernpunkte der Praxis, wobei damit nicht aktive „Bekehrung“ gemeint ist.


    Präsenz zeigen und ein offenes Ohr für Fragen haben, sehe ich noch nicht als Mission an. Wenn man "Mission" allerdings so weit fasst, dann ist natürlich fast jede Religion/Philosophie/Weltanschauung missionarisch.


    Ich für meinen Teil hatte bei "Mission" eher an aggressive Missionare gedacht, wie man sie in der Kolonialzeit bei den Katholen kannte oder wie man sie heute bei der Wachturmgesellschaft, den Mormonen oder vielen evangelikalen Freikirchen antrifft; vielleicht auch die Hare-Krishna-Bewegung, um ein paar Beispiele zu nennen.


    Einen asiatischen Mönch/Priester (vielleicht auch Laien), der (aus welchen Gründen auch immer) in ein nichtbuddhistisches Land zieht und dort einen kleinen Haus-/Wohnungstempel (Übungsraum, Zentrum, etc.) eröffnet und Meditationen/Praxissitzungen anbietet ohne großartig Werbung zu machen (Internetpräsenz und Flyer in der Bibliothek auslegen sehe ich jetzt nicht als solche an) sehe ich jetzt nicht gleich als Missionar an. Aber das ist nur meine Einstellung...


    ... wie sagte Ryonin noch: "ist [alles] Teil der Mission" ;)


    Einen schönen Samstag!
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    @ Kongjiazhong:
    Ich sehe schon, in Punkto "Mission" und "Dogma" kommen wir nicht überein.
    Ich nehme Missionierung scheinbar anders wahr als Du und für mich sind die Vier Edlen Wahrheiten, der Mittlere Achtfache Pfad und die Vier Hauptlehren ("Alles Bedingte ist unbeständig", "Alles Bedingte ist leidvoll", "Alles ist ohne eigenständiges Selbst", "Nirvana ist Frieden") keine Dogmen, die man glauben muss sondern auf Logik und Erfahrung beruhende Leitsätze, die man überprüfen kann.


    Aber was soll's? Meinungen und Sichtweisen sind eben verschieden; wäre es anders, hätten wir ein ernstes Problem ;)


    Zu den Nichiren-Schulen:


    Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit einer der folgenden Schulen gemacht oder weiß etwas über deren Aktivitäten in Deutschland/Österreich/Schweiz zu berichten:


    - der Nichiren Shoshu-Shoshin-kai http://www.udumbarafoundation.org/contents.html


    - der Rissho Kosei-kai http://www.rk-world.org/


    - der Nipponzan-Myōhōji http://peacehq.tripod.com/ATLDOJO_website/ATLD_home.html?


    [Die Links sind nur beispielhaft, damit man sich informieren kann worum es überhaupt geht, wenn einem die Namen nichts sagen.]


    Mich würden auch Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zu den bereits angesprochenen Schulen interessieren.


    Die letztgenannte, die Nipponzan-Myōhōji, machte während des Tschetschenien-Krieges mal von sich reden und "schaffte" es sogar in den "Weltspiegel" der ARD. Mönche dieser Nichiren-Tradition hatten sich einem "Marsch der Mütter" angeschlossen, welche die Beendigung des Tschetschenien-Krieges zum Ziel hatten. Sie marschierten Daimoku-rezitierend und Trommel-schlagend zusammen mit den Müttern und wurden nach ein paar Tagen dann inhafkiert.
    Die Infos über diese Tradition sind im Netz, zumindest auf Deutsch oder Englisch, nach meinem Kenntnisstand eher rar.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu Myoho Renge Kyo

    Namaste!

    kongjiazhong:
    Benkei:

    Auffällig ist eigentlich nur der hohe Anteil der Soka Gakkai; Der Grund ist wohl der, dass die Soka Gakkai weltweit eine missionarische Organisation ist, die keinen Hehl daraus macht, universalistisch zu sein


    Ich meine, dass dies der allgemeinen buddhistischen Auffassung entspricht. Der Buddhismus ist missionarisch und ist universalistisch (wie das Christentum und der Islam).


    Jein. Der Buddhismus selbst ist eigentlich keine missionarische Religion, da er im Grunde genommen kein Dogma verbreitet, welches andersgläubige übernehmen sollen. Um "Glauben" geht es ja eigentlich nicht. Was vereinzelte Anhänger dann daraus machen, steht auf einem anderen Blatt.


    Der universelle Anspruch des Buddhismus ist wahrscheinlich auch nicht in der weise präsent, wie in anderen Religionen, die sich auf Glauben und Weltbilder verstehen. Als universell werden die Vier Edlen Wahrheiten, die Vier Hauptlehren und der Edle Achtfache Pfad angesehen, darüber hinaus gibt es kein universelles Weltbild, an das man glauben müsste. Selbst die "Sechs Daseinsbereiche" sind ja nur Konzepte und keinesfalls Dogma.


    Bei der Soka Gakkai gehört "Kosen-rufu" (wörtlich übersetzt: "weithin erklären und verbreiten") zu den Grundprinzipien, und das ist in meinen Augen nichts anderes als der Aufruf zur Mission. Der Umstand, dass "Kosen-rufu" auch mit "Streben nach dem Weltfrieden" gleichgesetzt wird, lenkt in meinen Augen von der Mission ab. Vielleicht ist der Weltfrieden ein erwünschter Nebeneffekt des "weithin erklären und verbreiten", aber die SGI leugnet ja auch nicht ihren Missionswillen.


    kongjiazhong:

    Ich lese die Gosho auch - wenn man sich dessen bewußt ist, dass jegliche "Hintergrundinformationen" selbst schon Interpretationen sind, dann kann man von den Erklärungen durchaus profitieren.

    Genau das meine ich!


    kongjiazhong:

    Jegliche Arten des Personenkultes liegen mir nicht, deshalb entstehen in mir Aversionen gegen die Kulte um den Dalai Lama oder um Thich Nhat Hanh oder um Chögyam Trugpa oder um Sogyal „Rinpoche“ und so weiter und so fort.


    Das geht mir ähnlich.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Die Quoten unter den amerikanischen Nichiren-Buddhisten halte ich für realistisch, und sie sprechen irgendwie für sich.


    Ich denke die Zahlen werden auch in Deutschland so oder ähnlich verteilt sein. Auffällig ist eigentlich nur der hohe Anteil der Soka Gakkai; die anderen Zahlen sind nicht weiter erstaunlich. Der Grund ist wohl der, dass die Soka Gakkai weltweit eine missionarische Organisation ist, die keinen Hehl daraus macht, universalistisch zu sein - sprich: sie haben den Anspruch, dass ihre Interpretation des (Nichiren-)Buddhismus der passende Weg für alle Menschen sein kann.


    Deshalb sind auch so viele Werke des Präsidenten der SGI (Soka Gakkai International) in verschiedene Sprachen übersetzt (gibt man bei den Amazonen "Daisaku Ikeda" ein, findet man doch relativ viele Buchtitel), glücklicherweise allerdings neben denen auch die Schriften Nichirens, zusammengefasst in der "Gosho" (in Deutsch als Vierteiler veröffentlicht).


    Soweit ich weiß, hat die SGI ihre "Gosho" von der Nichiren Shoshu übernommen, von welcher sie sich ja Ende des letzten Jahrhunderts abgespalten hat. Einige wenige Schriften dieser "Gosho" werden von anderen Nichiren-Schulen, beispielsweise einigen Linien der Nichiren-Shu, nicht als authentisch anerkannt.


    Aber was soll's? Wer sich wirklich mit Nichiren und seinen Schriften eigenständig auseinandersetzen will, kommt um die "Gosho" nicht herum. Man sollte m. E. allerdings die eingefügten und als "Hintergrund" betitelten Kommentare kritisch betrachten, da sie neben historischen Informationen oftmals auch eine Bewertung der Schrift vornehmen und diese im Lichte der eigenen Tradition erklären.


    Ich persönlich habe mich bislang allerdings nur durch Band I der "Gosho" gekämpft (hier habe ich noch die alte Fassung; die anderen drei Bände stehen noch ungelesen im Regal). Für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nichiren-Buddhismus (und speziell mit der SGI und der Nichiren-Shoshu) empfehle ich aber immer noch vorrangig "Nichiren - der Ausübende des Lotos-Sutra" von Yukio Matsudo.


    Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, sehe ich die SGI mit ihrer Präsidentenverehrung (z. B. in diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=0_Wf6qhP3gg) ebenso kritisch wie die Nichiren-Shoshu mit ihrem derzeitigen Hohepriester Nichinyo Hayase.


    Die Hauptunterschiede zwischen der Nichiren Shoshu und den anderen Nichiren-Schulen (die teilweise in der Nichiren-Shu zusammengefasst sind), sind wohl einerseits die Bedeutung des Gohonzon, bzw. des Daigohonzon (ein spezieller Gohonzon, der von Nichiren persönlich eingeschrieben sein soll), bzw. die Person Nichirens.


    Für die Nichiren Shoshu (und die SGI) ist der (Dai-)Gohonzon das universelle und einzig wahre Objekt der Verehrung, also quasi die universelle Verkörperung der Höchsten Wahrheit. In Tempeln der Nichiren-Shu hingegen, kann man noch andere Verehrungsobjekte wie verschiedene buddhistische oder shintoistische Statuen finden und verehren. Speziell für Anhänger der Shoshu scheint es auch wichtig zu sein, dass der persönliche Gohonzon vom Hohepriester persönlich eingeschrieben wurde.


    Was Nichiren angeht, so gilt er für die meinsten Anhänger der Nichiren-Shu wohl als Schulengründer und Verkünder des Daimoku, also als Ausübender des Lotos-Sutra, oder auch "Bodhisattva aus der Erde". Sie nennen ihn meist "Nichiren Shonin".
    Viele Anhänger der Nichiren Shoshu verehren ihn hingegen als den "Wahren Buddha", der im Zeitalter des Verfalls ("Mappo") die "Wahre Lehre für die Endzeit des Dharma" verkündet. Sie nennen ihn dann "Nichiren Daishonin".


    Wenn man sich jeder einzelnen Schule widmen will, wird man wohl ellenlang schreiben können. Und es gibt ja noch andere als die SGI, die Nichiren Shoshu und die Linien der Nichiren Shu.


    Für heute reicht es erstmal.


    < gasshô >


    Benkei


    PS: Ich selbst bin übrigens kein Nichiren-Buddhist, sondern sitze in der Tradition Dogen Zenjis.