Beiträge von Akuma im Thema „Fragen zum Thema Nirvana und "Ich"“

    Feuerbach:

    Dorje sema, danke für deine Ausführungen, allen anderen danke ich auch.


    Nun ein paar Fragen.
    Du selbst sprichst in deinen Ausführungen von einem Denker des Gedachten. Jemand, der "Ich" denkt.
    Wer ist das?


    Niemand, es ist der Zustand einer karmisch konditionierten und intentional verfärbten Abfolge geistiger Dharmas. Stcherbatsky gibt in "The Conception Of Buddhism And The Meaning Of The Word Dharma" eine imo sehr fundierte, gute und interessante und dazu kurze (80 Seiten) Übersicht, die vor allem bei der Einordnung der buddhistischen Nicht-Selbst Konzeption eine Stütze sein könnte und wie nebenbei auch noch Entwicklung und Unterschiede verschiedener alter Schulen anspricht.


    Zitat


    Meiner bisherigen Ansicht nach ist "Ich" kein eigenständiges, starres etwas.
    Natürlich existiert "Ich", aber nur als Zusammenfassung .


    Mach nicht den Fehler, den viele deutsche Buddhisten machen und nimm Dich und Deine eigenen Definitionen als Startpunkt. Du hast Dich entschieden Dich mti einer kulturfremden Religion zu beschäftigen, welche bis heute in Deutschland noch nicht soweit Fuss gefasst hat, dass man problemlos an unverfälschte Infos herankommen oder diesen gar studieren kann. Du brauchst Offenheit, zeit und Studium, sonst kannstes gleich knicken, dann haste am Ende nurn Häppchen Wellness- oder Stickerbuddhismus oder sitzt halt alle paar Wochen mal auf nem Kissen und weisst eigtl nicht wirklich, was Du da eigtl machst.


    Zitat


    Und noch etwas zum Geiste.
    Selbstverständlich existieren Gedanken real. Sie existieren als Zusammenfassung von verschiedenen komplizierten elektromagnetischen Schlägen in einem Gehirn.


    Materialismus und Buddhismus gehen von völlig verschiedenen Grundannahmen aus und sind unverainbar, nicht zuletzt weil der Buddha selber bereits im Palikanon materialistische (Carvaka) und zB deterministische (Ajivika) Systeme verworfen hat.

    Zitat


    Aber warum definiert Buddha "Ich" als atta?


    Weil er Pali gesprochen hat.


    Zitat


    Warum kann man nicht einfach festhalten, dass "Ich", vergänglich, veränderlich usw. bin aber trotzdem Ich bin.


    Du bist morgen Gestern-Ich? Oder bist Du morgen Morgen-Ich? Oder bist Du morgen Jetzt-Ich?
    Stell Dir mal vor Du wärst jetzt Gestern-Ich dann könntest Du das ja garnicht lesen. Oder Du wärest ein festes ich, wer könnte sich dann dem wahrgenommenem anpassen? Aber wie gibt man einer Welle im Fluss einen Namen? Mal da, mal nicht da, wie kann man so von Existenz sprechen? Wahre Liebe bedeutet unvergänglich, wahre Freundschaft bedeutet unveränderlich, wahres Glück bedeutet aus sich heraus beglückend. Wir erfassen Realität nonstop fast intuitiv als bleibend, fest, wirklich, glücksbringend eben nicht als veränderlich, nicht bleibend, in sich unfähig endgültig zu beglücken. Und wir tun das so gut, dass uns die Logikfehler dieser Sichtweise erst nach langer Zeit auffallen.

    Zitat


    Aber warum, warum widerspricht mir Buddha?
    ...
    Es ergibt keinen Sinn.


    Weil der Buddha auf Basis von Definitionen argumentiert, die Du nicht teilst hast Du auch keine Möglichkeit ihn zu verstehen.


    Real nach buddhistischer Definition, basierend auf der vedischen, ist das, welches aus sich heraus ist, was unvergänglich ist, im Gegensatz zu Maya, der veränderlichen Welt der Erscheinungen und Illusionen.
    Atta bezieht sich auf den [realen] Kern oder das [reale] Wesen oder speziell auf den Atman, das gleiche gilt im Gegenzug für Anatta / An-Atman.


    Zitat


    Meiner Auffassung nach existiert atta und dieses ist vergänglich.


    Hier prallen dann die Definitionen aufeinander.


    Zitat


    Meiner Definition nach ist "atta" die Zusammenfassung der 5 Skandhas, speziell die kognitiven.


    Die 5 Khandas sind ebenfalls anatta. Die Bezeichnung für die 5 Khandas ist Person / Pudgala.

    Feuerbach:

    Gibt es im Nirvana Sukkha?


    Das Nirvana ist kein Ort, es ist das Ende der Unwissenheit. Die Implikation davon zu verstehen dauert allerdings eine ganze Weile.


    Zitat


    Was ist der Unterschied zwischen meiner "Ich" Definition und der Buddhas?


    Dreierlei. Die erste ist, dass der Buddha wenn er von atta spricht oft Atman im vedischen Sprachbegrbrauch meint was einige andere Konnotationen mit sich bringt als unsere Idee "Ich". Die zweite ist, dass der Buddha keinerlei wirkliche Welt gelehrt hat, wie Du an einer hängst. U.a. daher ist es auch für einen Buddhisten nicht möglich, dass das Gehirn den Geist erzeugt. Alle, die das dennoch glauben und sich als Buddhisten bezeichnen, verstehen Buddhas Lehre nur oberflächlich. Die dritte ist, dass noch zu unterscheiden ist zwischen "Selbst"(-wesen) und "Ich".


    Zitat


    Ist meine Definition von Tod dasselbe wie Nirvana?


    Nirvana geht tiefer als der Tod.


    Zitat


    Warum will man Nirvana und nicht einfach das beste aus seinem Leben machen, dafür das Sukkha genießen (und durch den achtfachen Pfad vervielfältigen) und Dukkha ertragen?


    Weil es das Leben nicht wirklich gibt. Alle Erscheinungen sind durch Karma bedingt, ob gut oder schlecht, daher sind sie vergänglich und Vergänglichkeit ist die dritte Definition von Dukkha.


    Zitat


    Ist der Buddhismus wirklich ein wenig pessimistisch oder verstehe ich es nur nicht?
    hm...vielleicht fällt mir ja noch was ein :)


    Der Buddhismus betrachtet die Welt so optimal realistisch wie es geht und versucht einen Ausweg aus der Misere zu zeigen.