Beiträge von accinca im Thema „Freude/Trauer - Gleichmut“

    Feuerbach:

    Für was hältst du denn "Persönlichkeit" ?


    Was der Buddha dazu sagte hatte ich oben schon geschrieben.
    Die Praxis der Lehre ist es natürlich diese in geistiger Hinsicht zu
    verändern. Im ersten Schritt geht es darum diese zu verbessern
    und im zweiten das Anhangen, und damit die Identifikation daran
    ganz aufzuheben.

    Feuerbach:


    Ich habe nie gesagt, dass die Skandhas mir gehören. Ich sagte, ich bin die Skandhas.
    Wenn ich sagen würde, dass sie mir gehören, würde ich meine Existenz außerhalb der Skandhas manifestieren.


    Was dir nicht einmal gehört und dich daher auch nichts angeht, das kannst du auch nicht sein.

    Feuerbach:


    Der Arm gehört mir, ich bin nicht der Arm. Schneide meinen Arm ab, ich bin trotzdem Feuerbach.
    Beim Gehrin sieht es da ein wenig anders aus und ich meine nicht den Aspekt des Todes.


    Welcher Arm gehört dir? Behaupten kann man vieles.


    Feuerbach:


    Es können nach einem Schädelhirntraume zum Beispiel riesige Persönlichkeitsveränderungen auftreten.
    Oder man bemerke die Wirkung von Antidepressiva.


    Na und?

    Feuerbach:


    Und hier gehe ich mit dem Buddhismus immer wieder auseinander.
    Ich glaube nicht an eine unveränderliche, gar göttliche Größe in uns (atta), aber doch an eine Persönlichkeit.


    Da ist vom Wort her noch kein Unterschied zu Buddha:


    "'Die Persönlichkeit, die Persönlichkeit' heißt es, Ehrwürdige; was hat denn wohl der Erhabene gesagt,
    Ehrwürdige, daß die Persönlichkeit sei?"
    "Die fünf Daseinsgruppen sind die Persönlichkeit (sakkáya), hat der Erhabene gesagt,
    Bruder Visákho, als da ist
    ein Stück Anhangen an der Form,
    ein Stück Anhangen am Gefühl,
    ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung,
    ein Stück Anhangen an der Gestaltung,
    ein Stück Anhangen am Bewußtsein.
    Diese fünf Daseinsgruppen, Bruder Visákho, sind die Persönlichkeit, hat der Erhabene gesagt." M 44


    Feuerbach:


    Buddha sagte wir seien nicht die Skandhas, ich schon.


    Die Khandhās bzw. die Persönlichkeit als ein wahres Selbst zu betrachten und
    darauf zu beharren, das ist Verblendung, hält dieses System und das Leiden aufrecht.
    Die Khandhās lehrte der Buddha sind nicht dein und was nicht einmal dein ist, wie
    könnte es Ich sein? Ein angebliches Ich das niemand gehört, kann nicht ein Ich sein.

    Feuerbach:

    Ich wollte nur wissen, ob er mit "Leben" upanada meint, also Anhaften an x.


    Nicht sind Upādāna (das Gefesselt sein oder Anhangen) und die Khandhas (die Daseinselemente)
    das gleiche, doch gibt es keine Fesseln außerhalb der Daseinselemente.


    "Nicht ist das Auge die Fessel der Formen und nicht sind die Formen die Fessel des Auges,
    sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.
    Nicht ist das Ohr die Fessel der Töne und nicht sind die Töne die Fessel des Ohres, sondern
    was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.
    Nicht ist die Nase die Fessel der Düfte und nicht sind die Düfte die Fessel der Nase,
    sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.
    Nicht ist die Zunge die Fessel der Säfte und nicht sind die Säfte die Fessel der Zunge,
    sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.
    Nicht ist der Körper die Fessel der Tastungen und nicht sind die Tastungen die Fessel
    des Körpers, sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.
    Nicht ist der Geist die Fessel der Dinge und nicht sind die Dinge die Fessel des Geistes,
    sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel."(S 35, 191)


    Feuerbach:


    Meine Frage wäre, ob es außerhalb des Anhaftens, innerhalb Nirvanas Leben (meiner, der medizinischen Definition) nach gibt."


    Nibbanam ist eine Bezeichnung für die Befreiung von der Abhängigkeit an den Dingen.

    Feuerbach:

    Meint er also mit "da kommt kein Leben hin" nur, da kommt kein atta hin, weil wir ja sowieso anatta sind?
    Denn die Mönche hatten ja eine befriedende Erfahrung gemacht, ohne den Löffel abzugeben, oder?


    Die befreiende Erfahrung ist das Resultat davon, das er freiwillig den Löffel abgegeben hat. Es gibt
    keine Suppe mehr die er auslöffeln müßte.

    Feuerbach:

    Hm...
    und was sind nun die Unterschiede zu einem ausgelebtem Pessimismus?


    Der Unterschied ist der, das der Pessimist keinen Ausweg aus dem Leben
    und Leiden kennt und daher beim Leben und Leiden ausharrt, das Anhangen
    daran nicht lösen kann und nicht lösen will.

    Feuerbach:

    Aber nirvana kann doch auch im Leben erreicht werden.
    Das ist immer der Aspekt der so pessimistisch klingt. Doch wenn man inneren Frieden gefunden hat, erfährt man doch kein dukkha mehr und trotzdem lebst du noch. Ich vermute einfach nur ein Verständnisproblem meinerseits.


    Ja, das wird es sicher sein. Leben lehrte der Buddha ist Leiden.
    Da wo kein Leiden ist, da reicht Leben nicht hin. Oder anderes ausgedrückt:
    Da wo kein Anhangen, kein Festhalten an Dasein und Leben mehr vorhanden ist,
    da ist auch kein Leiden mehr.
    „Abgeschnitten von der Ader des Daseins, ihr Mönche, steht der Leib des Vollendeten da.
    Solange sein Leib dastehn wird, solange werden ihn Götter und Menschen sehn. Zerfällt
    der Leib, wann das Leben aufgezehrt ist, werden ihn Götter und Menschen nicht mehr sehen."
    (aus D 1)

    Feuerbach:

    Ja, schon klar, aber besteht doch gerade das für den Menschen nützliche in Buddhas Lehre aus den Tipps, wie man sich dem Leid entziehen kann.


    Ja schon, aber genau das ist ja auch das Problem, nämlich das Anhaften daran zum Erlöschen zu bringen.


    Feuerbach:


    Wenn es einen Weg aus dem Leid gibt, das Leid aber automatisch an das Leben geknüpft ist, müsste man...sterben.
    Doch dann Wiedergeburt->usw.


    Das denkt der Mensch sich so. Der Buddha lehrte aber, daß Wiedergeburt bedingt ist - und zwar Bedingt durch das
    Begehren nach Geburt und Leben. Und er lehrte, das deswegen dieses Begehren aufzuheben sei wenn das dadurch
    bedingte Leiden ein Ende finden soll. Ziel ist daher die Erlöschung eben dieses Begehren. Ist dies erlangt, so höre
    Leiden auf und Wiedergeburt auf und Leben auf. Dann ist dies das letzte Leben und es gibt kein Sterben mehr.
    Solange das aber nicht der Fall ist, solange gehe Leben, Wiedergeburt, Sterben und Leiden eben immer weiter.

    Feuerbach:

    Ich dachte, dass dieses Zitat ganz gut zu Buddha passt.
    Buddha sagte doch, dass Ich gebundene Leben Leid bedeutet, aber er sprach nicht vom Nihilismus/Pessimismus.
    Ich interpretiere das Gedicht so, dass es im Leben, falsch gelebt Leid gibt das Leben an sich aber auch gutes
    Potential hat und man dieses nur wahr nehmen muss, richtig leben muss.


    Der Buddha Lehrte das alle Dinge vergänglich sind und alles Vergängliche letztendlich Leid bedeutet.
    Das Leiden aber sei ein Problem das am Leben d.h. an der Vergänglichkeit gebunden ist und das
    solange bestünde, wie es nicht gelöst wäre. Das hat mit Nihilismus/Pessimismus nicht unbedingt zu tun,
    obwohl es einem der Nichts anderes im Sinn hat als das vergängliche Leben so erscheinen kann wie es in
    M 22 auch heißt:
    Auf diese Worte wandte sich einer der Mönche an den Erhabenen:
    "Kann wohl, o Herr, unverständiges Zittern aus äußeren Gründen eintreten?"
    "Kann sein, o Mönch", sprach der Erhabene. "Es wird, zum Beispiel, o Mönch, einem Menschen also zumute:
    'Verloren hab' ich's, ach, ich besitze es nimmer! Oh, hätt' ich's doch wieder! Ach, nimmermehr werd' ich's
    erlangen!' Er ist traurig, gebrochen, er jammert, schlägt sich stöhnend die Brust und gerät in Verzweiflung.
    Also, o Mönch, tritt unverständiges Zittern aus äußeren Gründen ein."

    Dorje Sema:


    Grüß Dich Ganz recht herzlich Losang Lamo,
    ich denke mit einem Zitat kann man leben und Deinen Beitrag dazu finde ich auch sehr gut!
    Mit ganz lieben und herzlichen Grüßen Dorje Sema


    Natürlich leben die meisten Menschen damit, ist aber nichts das der
    Buddha lehrte und mehr hatte ich auch dazu gar nicht gesagt. Schließlich
    denken die meisten Menschen nicht das was der Buddha lehrte und finden
    ganz andere Dinge gut.


    Nein, über das Wort "Wirklichkeit" bin ich nicht gestolpert. Hier ging es um die in der ersten Hälfte des Satzes
    stehende Behauptung, es gäbe nichts zu lösen und kein Problem. Das hat der Buddha nicht gelehrt! Im Gegenteil.

    Ji'un Ken:

    Moin accinca,

    Zitat

    Allerdings ist das ja nun wirklich nicht eine Aussage des Buddha.


    Wahrscheinlich wird deshalb auch der User Feuerbach als Autor genannt.
    Aber ich freue mich ja immer wieder über treffsicher Analysen. 8):grinsen:


    Wer auch immer der Autor ist - der Buddha war er jedenfalls nicht, denn
    der würde so was ja auch nicht gesagt haben. Aber außerhalb seiner seiner
    Lehre da mag man solche Vorstellungen zweifellos schon hören.

    Ji'un Ken:

    Moin Feuerbach,

    Zitat

    "Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt" ?




    Allerdings ist das ja nun wirklich nicht eine Aussage des Buddha.
    Tatsächlich mag es diese Vorstellung außerhalb der Lehre des Buddha
    vielfach geben.