Beiträge von Dudjom im Thema „Wirklich keine Sangha für mich?“

    sand:
    Zitat

    Ich denke, es darf eigentlich keine "Zufriedenheit mit dem was ist“ geben. Denn wenn es sie gibt, dann ist das wohl Resignation oder aber gewöhnliche Unwissenheit oder beides.


    ??
    … oder das Loslassen von Ziel, ...


    Das wäre Verrat.


    sand:


    ... oder das Loslassen von ... Sucht und Suche.


    Gerne. Sucht sowieso und wer gefunden hat, kann auch die Suche aufgeben :)


    LG

    Aber um noch was anzufügen, was mich persönlich inspiriert, wenn ich auf andere Praktizierende treffe: ein "voll und ganz bei der Sache sein" und die "Ausstrahlung" von "Hingabe". Das ist es eigentlich, was mich am meisten inspiriert bei anderen. Da kommt richtig Freude auf bei mir ... also es ist eigentlich überhaupt nicht das, was geredet wird.


    LG

    sand:

    Hi Dudjom

    Zitat


    Es reicht auf das "Wollen" zu achten. Mehr Aktivität ist nicht erforderlich. Schon das "Wollen von Gemeinschaft" reicht aus.


    Stimmt, aber kann ich das „Wollen“ in jedem Fall ohne äußere Reize entlarven?


    Kannst du's nicht? Ich weiß nicht was du kannst und was du nicht kannst.


    sand:
    Zitat

    Der einzige Austausch der was bringt ist der mit dem Lehrer. Ein Blinder wird durch Unterhaltung mit anderen Blinden nicht sehend. Aber wenn man das Gefühl braucht, nicht der einzige Blinde zu sein ... da kann dann der Fluchtreflex wirken, das Ausweichen.


    In meiner Praxis gibt es drei Bereiche: den der Meditation, den Bereich der Lehre und den des Austausches in der Gemeinschaft z. B. über meine Gewohnheitsmuster und unbewussten Anhaftungen.
    Für die ersten beiden gebe ich Dir Recht, braucht es keine Gruppe. Und es zählt der Austausch mit dem Lehrer oder einem fortgeschrittenen Schüler.
    Ich halte aber auch den dritten Bereich, zumindest am Anfang für sinnvoll.
    Das Feedback anderer und meine innere Reaktion darauf können Bände über das sprechen, was ich mir selbst nicht eingestehen will. ;) … und eben diese unbewussten Hindernisse verhindern oft eine konzentrierte und offene Meditation. Alleine hätte wäre ich nicht fündig geworden.


    Schau unser gesamter Austausch über's Thema läuft doch an dieser Linie lang: Du betonst, was du persönlich brauchst, und ich dämpfe die Erwartungen an das äußere Objekt "Gemeinschaft" und betone die Gefahren.
    Wir vertreten eigentlich keine gegensätzlichen Positionen, sondern bevorzugen nur anderes zu betonen.


    sand:


    Für mich stellt sich die Frage nach der Unterscheidung zwischen wahrhafter „Annahme/ Zufriedenheit mit dem was ist“ und „Gewohnheit“, die mir Frieden vorgaukelt aber die „Angst vor Neuem“ beinhaltet. Ich denke, dass der Schritt in eine Gemeinschaft, nachdem man lange alleine praktiziert hat, die eigene innere Ruhe und „Erkenntnis“ kritisch auf den Prüfstand stellt.


    Ich denke, es darf eigentlich keine "Zufriedenheit mit dem was ist“ geben. Denn wenn es sie gibt, dann ist das wohl Resignation oder aber gewöhnliche Unwissenheit oder beides.
    Was den "Schritt in eine Gemeinschaft" angeht: Wir leben ja nicht in Isolation, d.h. Mitmenschen gibt es immer.


    sand:


    Genauso der Schritt in die Einsamkeit, ist man gewöhnlich von Menschen umgeben. Der Übergang vom Alltag in ein Retreat und der Schritt zurück in die Gesellschaft sind für mich immer ziemlich aufschlussreich…


    Keine Ahnung "Retreat" ist mir unbekannt. "Retreat" fängt in meiner Vorstellung bei "x Monaten" an. Wenn ich überlege, wozu "Retreat" gut sein könnte, dann fallen mir nur ganz bestimmte Praktiken ein, welche dies wohl zwingend erforderlich machen.


    LG

    sand:
    Zitat

    Von Gefahren weiß man durch Überlegung im Zusammenhang mit Introspektion und Belehrung. Dazu muss man nicht "aus dem Haus gehen" (wenn man annimmt, dass man sich die Belehrung nicht irgendwo "abholen" muss). "Kennenlernen" im Sinne von "darauf treffen" tut man die sich manifestierende Gefahr durch Wiedererkennen des einmal gedanklich Geschlussfolgerten in einem konkreten Moment der Introspektion. Auch dazu muss man nicht "aus dem Haus gehen", denn in dem hier besprochenen Kontext kann man es bereits erkennen, wenn das Bedürfnis nach Gemeinschaft aus den "Untiefen von Sankhara" sich abscheidet ("auskristallisiert").


    Wie ist Introspektion möglich, ohne Erfahrung?


    Du hast behauptet, dass man "aus dem Haus gehen" muss, um die Gefahren zu erfahren. Da die Gefahren der Anhaftung aber in einem selbst sind, benötigt man nicht die Erfahrung des Außen, sondern es reicht die Introspektion nach entsprechender Belehrung.


    sand:


    Erst indem ich mich Verhalte kann ich mein Verhalten beobachten, erst indem ich erlebe kann ich mich im Erlebten wahrnehmen.


    Es reicht auf das "Wollen" zu achten. Mehr Aktivität ist nicht erforderlich. Schon das "Wollen von Gemeinschaft" reicht aus.


    sand:


    Das heißt nicht, dass ich jedes mal wieder in gleiche Loch fallen muss, aber zumindest loslaufen muss ich schon, oder?


    Ich versteh dich nicht.


    sand:


    Vielleicht erkenne ich eines Tages, dass ich nicht laufen muss, aber um dies wirklich zu "erkennen", muss ich mich erkennen und dazu ist für mich, zumindest zum jetztigen Zeitpunkt, das Spiegeln durch andere und der Austausch mit ihnen sehr wertvoll.


    Der einzige Austausch der was bringt ist der mit dem Lehrer. Ein Blinder wird durch Unterhaltung mit anderen Blinden nicht sehend. Aber wenn man das Gefühl braucht, nicht der einzige Blinde zu sein ... da kann dann der Fluchtreflex wirken, das Ausweichen.

    sand:


    Die "Untiefen von Sankhara" können sich auch leider leicht beim "Schmoren im eigenen Saft" wiederfinden ... :doubt:


    Aber das genau ist doch auch Sinn und Zweck von Meditation. :D
    Sitzen und Sankhara aufkeimen sehen.



    http://www.phathue.de/buddhismus/mittlere-sammlung/mn10/



    LG

    sand:

    Hi Dudjom, hi Nari,


    Zitat

    Was du "auf mögliche Gefahren zu versteifen" nennst, nenne ich Achtsamkeit. Achtsamkeit heißt (auch) die Gefahren gegenwärtig zu haben und sie zu erkennen sobald sie wirksam werden, um sofort Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.


    Einverstanden.
    Aber diese Gefahren werde ich nie kennenlernen, wenn ich nicht aus dem Haus gehe.


    Von Gefahren weiß man durch Überlegung im Zusammenhang mit Introspektion und Belehrung. Dazu muss man nicht "aus dem Haus gehen" (wenn man annimmt, dass man sich die Belehrung nicht irgendwo "abholen" muss). "Kennenlernen" im Sinne von "darauf treffen" tut man die sich manifestierende Gefahr durch Wiedererkennen des einmal gedanklich Geschlussfolgerten in einem konkreten Moment der Introspektion. Auch dazu muss man nicht "aus dem Haus gehen", denn in dem hier besprochenen Kontext kann man es bereits erkennen, wenn das Bedürfnis nach Gemeinschaft aus den "Untiefen von Sankhara" sich abscheidet ("auskristallisiert").
    Was du wohl meinst, sind die Vorzüge von Gemeinschaft, nicht die Gefahren. Denn die Gefahren sind eben bereits schon vor dem Zusammentreffen mit Gemeinschaft entdeckbar, aber nicht die Vorzüge. Aber auch die vermeintlichen Vorzüge können sich sehr schnell in die Nachteile wandeln, weil die Gefahr im erlebenden Subjekt ist und also "immer dabei ist".



    sand:


    Ich habe vor ca. 20 Jahren ein paar sehr ungute Erfahrungen in Hinblick auf eine, nennen wir es mal "Glaubensgemeinschaft" gemacht. Und ich habe mich fast 15 Jahre lang danach immer an die Devise gehalten: ich kann auch für mich alleine laufen.
    Kann ich auch, aber gemeinsam geht es sich eben doch oft besser/ vielseitiger/ ausgewogener ... und heute sehe ich, wie viele positive Impule der Austausch in einer offenen und kritikfähigen Gruppe bringt.


    Jedes "Ding" hat viele Seiten.


    LG

    sand:

    Hi,
    es ist sicherlich angebracht sich den Wunsch nach einer Gemeinschaft von allen Seiten anzuschauen. Aber sich zu sehr auf mögliche Gefahren zu versteifen, bevor man überhaupt erst einmal den ersten Schritt tut, ...,


    Was du "auf mögliche Gefahren zu versteifen" nennst, nenne ich Achtsamkeit. Achtsamkeit heißt (auch) die Gefahren gegenwärtig zu haben und sie zu erkennen sobald sie wirksam werden, um sofort Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.


    LG

    sand:

    ... aber ich frage mich, warum ein völlig legitimer Wunsch nach Gemeinschaft mit so vielen "abers" beantwortet werden muss...


    Vielleicht weil jedes "Ding" mehrere Seiten hat?


    sand:

    Warum gleich die Unterstellung einer möglichen Anhaftung?


    Also wenn es sich um eine Unterstellung handelte, dann läge dem nicht die Annahme einer Möglichkeit zugrunde, sondern die Behauptung eines tatsächlichen Sachverhaltes.
    Die Darstellung einer Möglichkeit ist eben genau die Darstellung einer von mehreren Seiten und vollkommen gerechtfertigt, wenn es darum geht auf die Schattenseiten hinzuweisen. Wer die Dinge gern "in Rosa" sieht, der stört sich natürlich dran.


    sand:


    Es gibt Bedingungen, die es einem einfacher machen. Zum Beispiel der Kontakt zu anderen, die sich mit ähnlichen Dingen beschäftigen. Sich selbst in seinem Leben diese Bedingungen zu schaffen erscheint mir wichtig.


    Und häufig genug passiert es, dass sich Menschen günstige Bedinungen schaffen wollen und gerade dadurch in die Falle gehen.


    sand:


    Ob ich von diesen Bedingungen dann meinen inneren Frieden abhängig mache, ist eine andere Sache, oder?


    Genau. Deswegen soll darauf hingewiesen werden, dass man in guter Absicht Falsches tun kann.


    LG


    Gut. Du sollst den anderen zwar nicht abgeneigt sein, ja idealerweise hast du Zuneigung zu ihnen und wünscht ihnen nur das Beste ... aber trauen darfst du ihnen trotzdem nicht. Warum? Weil sie gewöhnliche Menschen sind.



    LG

    Nari:

    Dudjom:
    Das weiß ich recht genau, was ich mir davon verspreche: allein bleibt mir die Möglichkeit des Austausches verwehrt. Ich würde sehr gerne andere nach ihren Erfahrungen, nach ihrer Meinung fragen.


    Austausch kann gut sein, wenn man einschätzen kann wie die Qualitäten derer sind, mit denen man sich austauscht über Erfahrungen. Deswegen kann man nur von jenen lernen, die mehr Qualitäten haben als man selbst. Von denen die weniger Qualitäten haben, kann man nichts lernen, sondern wird nur auf falsche Wege gelenkt und von denen mit falschen Ansichten sollte man sich gänzlich fernhalten, weil das "ansteckend" sein kann, vor allem dann, wenn die Anhaftung an Geselligkeit so stark ist, dass die Unterscheidungsfähigkeit, was richtig und was falsch ist, darunter leidet.


    Nari:


    Ich hätte gerne Zugang zu Vorträgen (ok, dem kann man vll auch mit Büchern abhelfen). Außerdem,


    Kannst du online auch was finden.


    Nari:


    hm...warum gehen Leute in die Gaststätte? Essen und trinken können sie auch zu Hause. Es ist die Gesellschaft anderer, die Gemeinschaft. Das ist einfach etwas anderes als allein.


    Anhaftung an Gemeinschaft und Geselligkeit in Verbindung mit Abneigung gegen Alleinsein ist eher schädlich als nützlich.


    LG