Beiträge von accinca im Thema „Bhikkhu Bodhi: Dhamma ohne Wiedergeburt?“

    Onda:

    Das Problem ist, das Wiedergeburt ein rein spekulatives Thema ist. Wir können de facto keine validen Aussagen zu diesem Thema treffen. Alles, was wir zu dem Thema von uns geben, ist reine Spekulation.
    Eine Lehre auf einem Fundament der reinen Spekulation zu errichten, scheint mir eine windige Angelegenheit.


    Allerdings behauptet der Buddha, da die von ihm gelehrte Lehre eben kein
    "spekulativ erdachte" sondern ein durch und durch erfahrbare durch Erfahrung
    nachprüfbare Lehre sei.

    Onda:


    Durch die Entsorgung der Wiedergeburt (ein hinduistisches Relikt) könnte der Buddhismus immens an Glaubwürdigkeit und Kohärenz gewinnen.


    Bei dir und deinen Kumpels glaube ich das sofort. Allerdings legte der
    Buddha keinen Wert auf falsche Ansichten nur um die Glaubwürdigkeit
    zu erhöhen. Das machte er in u.a. in M 117 doch eindeutig klar. Daher,
    wer eine andere Lehre will, muß sich selber eine zurechtzimmern und kann
    sich auf den Buddha nicht berufen.

    sumedha:


    ich meine darauf kommt es überhaupt nicht an. jeder macht die erfahrungen die er zu einem bestimmten zeitpunkt machen muss um "was zu lernen" um aus dieser situation zu erkennen, aufzuwachen, damit ich das nicht erwachen nenne.


    Eine weit verbreitete Vorstellung. Überall wird seit undenklichen Zeiten
    gelernt, wenn auch völlig vergeblich solange nicht das richtige Gelernt wird.
    Mal wird dieses gelernt und mal was anderes oder sogar das Gegenteil.
    So geht es normalerweise immer nur hin und her mit der Lernerei.

    Helmut9:

    Genau alles Leiden endet mit dem Tod.


    Allerdings nicht wenn es sich nur um den Tod des Fleischleibes handelt.
    Nur wenn es sich tatsächlich um den Tod von Gier, Haß und Verblendung
    handeln würde bzw. den Tod des Leidens.


    Helmut9:


    Kurz vorher, im leiblichen sterben, kommt die Erleuchtung das das Leben
    auch ohne Leiden hätte laufen können. Na denn!


    "Erleuchtung" würde ich das nun gerade nicht unbedingt nennen
    aber der Wahn kennt ja bekanntlich keine Grenzen, da kann es natürlich
    zu vielen kuriosen Vorstellungen kommen.


    Auf so eine automatische Erlösung bzw. Erlöschung hoffen tun ja viele.


    Die nennt sich in der Lehre des Buddha Vernichtungsgläubige. (uccheda-ditthi)
    Der Vernichtungsglaube ist die Ansicht, daß es ein Ich oder Persönlichkeit gebe,
    die sogar von den fünf Daseinsgruppen abhängig sei und daher auch bei der
    Auflösung der Gruppen beim Tode der Vernichtung anheimfalle.


    Das Gegenteil von diesem Vernichtungsglaube ist der Ewigkeitsglaube (sassata-ditthi)
    Der Ewigkeitsglaube ist die Ansicht, daß es eine Ichheit oder Persönlichkeit gebe, die ewig
    sei und sogar unabhängig von den fünf das ganze Dasein ausmachenden sog. khandha,
    noch nach dem Tode weiter fortbestehe und sich evt. selber nicht erkennen könne.

    Onda:


    "Befreiung vom Kreislauf weltlichen Daseins"
    Die Endgültige Auslöschung ist das Heilsziel.
    Aber nicht die Auslöschung des Leidens, sondern die der Existenz.


    Es gibt eben immer Mensch die da ganz erstaunt tun.
    Die Endgültige Auslöschung oder Erlöschung = ist das endgültige Ende des Leidens!
    Für einen Nachfolger des Buddha eine Selbstverständlichkeit.
    Aber es gibt auch immer wieder Menschen die glauben noch irgend
    etwas retten zu müssen. Das nennt man dann Anhangen.

    Onda:

    Um das Eingangsposting mal wieder in Erinnerung zu bringen:
    Bhikkhu Bodhi:
    "Wenn wir diese Dinge sorgfältig in Betracht ziehen, dann erkennen wir, dass die Lehrausübung nicht zum Ziel hat, uns ein bequemes Mittel für die Aussöhnung mit unserer gegenwärtigen Persönlichkeit und Situation in der Welt an die Hand zu geben, sondern dass sie eine tiefgreifende innere Umbildung einleiten soll, die zu unserer Befreiung vom Kreislauf weltlichen Daseins in seiner Gesamtheit führen wird."


    Man muss die Polemik mal auf der Zunge zergehen lassen:
    "dass die Lehrausübung nicht zum Ziel hat, uns ein bequemes Mittel für die Aussöhnung mit unserer gegenwärtigen Persönlichkeit und Situation in der Welt an die Hand zu geben".
    Nein, mit dieser Welt soll man sich in keiner Weise "aussöhnen", es geht nur darum, sie hinter sich zu lassen: "Befreiung vom Kreislauf weltlichen Daseins"


    Du bist einfach zu extremistisch in der Auslegung der Aussage.
    Auch Bhikkhu Bodhi weiß, daß das letztendliche Ziel der Lehrausübung
    nicht ohne die Lösung aller inneren "Persönlichkeitsprobleme" erreicht werden kann.
    Trotzdem ist Ziel der Lehre (und da hat er recht) nicht eine Persönlichkeit ohne
    Probleme mit "reinem Herzen", wie jeder in M 24 nachlesen kann. Was aber
    nicht bedeutet, das es ohne "reinem Herzen" gehen würde.

    Kat:

    void:
    Ich hoffe, dass ich dich nicht mißverstehe, wenn ich deinen Gedanke fortspinne.
    Die Wiedergeburt akzeptiere ich in der Form, dass ich durch meine jetzige Existenz bestimmte Impulse sende, die zum Entstehen von weitern Folgexistenzen führen. Diese Folgeexistenzren sind nicht Ich.


    Darin unterscheiden sich die Folgeexistenzren nicht von der gegenwärtige
    Existenz. So wie von der gegenwärtigen Existenz geglaubt wird, daß sie
    Ich ist, so werden dann auch von den dessen Folgeexistenzren geglaubt,
    das sie Ich sind. Bei jeder weiteren Fortexistenz wird Ich geglaubt. Trotzdem
    hat jede Existenzform ihre eigenen Folgeexistenzen mit mehr oder weniger
    Leiden, je nach den Taten.

    Helmut9:

    Wiedergeburt setzt etwas beständiges, unwandelbares immer sich selber gleiches voraus. Das funktioniert nicht.


    Wie dir vielleicht aufgefallen sein wird sagst du hier:
    "Wiedergeburt = Ewigkeit = Widerspruch".
    Da gebe ich dir recht, denn das wäre dann auch nicht nötig
    und so war es auch gar nicht zu verstehen. In der Lehre
    gibt es aber "Wiedergeburt = Unbeständigkeit = Kein Widerspruch".


    Helmut9:


    ...DER Revoluzzer war...


    Dubischa Revoluzzer... :)

    Kat:

    Wir müssten auch noch klären, was "Glauben" bedeutet.... ;)


    Glauben bedeutet davon auszugehen, das es sich so verhält wie
    der Buddha lehrte ohne es selber nachgeprüft zu haben. Zumindest
    aber damit zu rechnen, daß es sich so verhält wie der Buddha es darlegt,
    ohne es selber schon zu erkennen.


    Sag ich doch.... :)

    Onda:
    lagerregaL:


    Ich würde aber sagen, alle Buddhisten halten die Wiedergeburt für einen unverzichtbaren Bestandteil des Dharma. Andernfalls wären sie keine Buddhisten, auch wenn sie es behaupten.


    Lies den Eingangstext und du erfährst, dass dem nicht so ist.
    Es gibt mittlerweile viele Buddhisten, die dieses Element der Lehre für verzichtbar halten (oder es metaphorisch deuten).


    Genau das ist das Problem. Wie dem auch sei, nach der überlieferten Lehre
    des Buddha gibt es keine Lehre des Buddha ohne Wiedergeburt und auch keinen
    Buddha. Daher würde ich solche vielleicht als Sympathisanten aber nicht als
    das bezeichnen was nach dieser Lehre ein Buddhist mit rechter Ansicht ist.
    Eher würde ich sie als Menschen betrachten die auf der Suche sind und noch
    nicht so recht wissen was sie von einer solchen Lehre halten sollen.-

    Onda:

    Nihilismus ist etwas anderes:
    "Im philosophischen Sinn bezeichnet Nihilismus Lehren, die entweder die Existenz einer Wirklichkeit (metaphysischer Nihilismus), die Geltung eines Sittengesetzes (ethischer Nihilismus) oder den Bestand irgendeiner Wahrheit (logischer Nihilismus) verneinen. In der modernen Philosophie wird der Begriff Nihilismus wegen seiner Mehrdeutigkeit und des diffamierenden Beigeschmacks wenig verwendet. Seine unterschiedlichen Bedeutungen im Verlauf der Geistesgeschichte lassen sich festmachen an dem, was verneint wird" WIKIPEDIA


    Ich sag es mal so: Es macht jedes Bestreben sinnlos. Das wird auch schon als "nihilistisch" bezeichnet.

    Onda:

    Nachstehend eine kurze Betrachtung von Bhikkhu Bodhi:
    Wenn wir einmal für einen Augenblick unsere persönlichen Vorlieben aus dem Spiel lassen und stattdessen direkt zu unseren Quellen gehen, stoßen wir auf die unbestreitbare Tatsache, dass der Buddha selbst die Wiedergeburt gelehrt hat, ja, dass er sie als eine Grundaussage seiner Lehre gelehrt hat. In ihrer Gesamtheit betrachtet zeigen uns Buddhas Lehrreden, dass die Wiedergeburtslehre nicht etwa einfach nur ein Zugeständnis an die seinerzeit geläufigen Anschauungen oder ein asiatisches Kulturartefakt darstellt, sondern dass sie gewaltige Folgerungen für die gesamte Lehrnachfolge nach sich zieht und sowohl die Zielsetzung beeinflusst, weswegen man zu üben beginnt, als auch Auswirkungen auf die inneren Beweggründe hat, die einen bis zur völligen Umsetzung bringen....


    Ja, da hat er vollkommen recht.
    Eine Lehre mit automatischer Vernichtung im Tode ist Nihilismus.