Hanzze:
Kennst du das Spiel, das man mit zwei Finger den anderen auf zwei Finger schlägt und umgekehrt. Fest, und fester und na warte, und nochmal. "Fingerpatzln" nennt sich das, da lernt man schon als Kind das es nicht nur dem anderen Weh tut, wenn man gewinnen will. Ein gutes Spiel um Karma schon als Kind zu verstehen.
Das seh ich durchaus anders. Dieses Spiel wird meist mit umstehenden zuguckenden Personen gespielt. Es dient der Festlegung der Hackordnung. Wer verliert, gilt vor der Gruppe als Rangniedriger. Die Festlegung der Rangordnung durch Nachweis von Stärke oder Aushalten von Schmerzen, ausprobieren derselben etc., ist in allen Kulturen unter jungen Männern üblich. Ein solch quasi ritualisiertes, regelkonformes Verfahren birgt weniger Verletzungsrisiken als eine Schlägerei, die denselben Zwecke dient. Der Gewinner hat sich auf jeden Fall Respekt verdient und ein anderer Herausforderer wird es sich vorher gut überlegen!
Hanzze:
Was glaubst du, hat es negative Auswirkungen wenn du jemanden mit schroffer Stimme ansprichst?
Nicht unbedingt. Wenn mich ständig einer zu mobben versucht und ich zu ihm mit wütender Stimme sage: "Du Kaspar, jetzt ist aber Schluss!", merkt er ich bin wehrhaft und er wird sich ein anderes, leichter runterzumachendes Opfer suchen.
Hanzze:
Wenn du die Dame in der Wurstabteilung anfachst was sie heute wieder für ungeleichmaessige Schnitten runter schneidet. Denkst du es hat unheilsame Wirkung, einen negativen Effekt auf dich?
Wenn ich das sagen würde, wäre ich um meinen Geistezustand schon vorher besorgt. 
Hanzze:
Denkst du, dass aus einem unheilsamen Satz (getraenkt von Aerger oder Wut) etwas heilsames entstehen kann?
Ja, das denke ich. Ich habe das lange analysiert und bin zu diesem Schluss gekommen. Zwar habe ich auch solche Aussagen schon im tibetischen Buddhismus vorher gehört, aber bei einem Nachhaken, waren meine damaligen Diskutanden leider nicht in der Lage dies zu begründen (Meine Meinung, die damals etwa der Deinen entsprach, wurde leider nur angefeindet. Ist ja auch einfacher, als den Kopf einzuschalten
).
Warum?
Wut hat u. a. folgende Nachteile:
sie denkt, sie sei im Recht,
sie will zerstören,
sie erzeugt unangenehme Gefühle und einen unruhigen Geist
Aber auch folgenden Vorteil:
sie liefert Energie/Adrenalin (jemand der sehr müde und abgespannt war, ist plötzlich wach, motiviert etc.)
Früher glaubte ich, dass man diese Energie (da sie zerstören etc. will) nicht nutzbar machen kann. Heute weiß ich aus der Praxis, dass Wut, wenn sie ausreichend durch Vernunft kontrolliert/kanalisert wird, ein ausgezeichneter Energielieferant ist.
In der Praxis ist das z. B. für Eltern wichtig, die, obwohl sie von der Arbeit müde etc. sind, Ihrem Kind trotzdem noch Grenzen setzen können, und so dem Kind letztendlich die Sicherheit, die es braucht, geben.
Gruß
Sven