Der mittlere Weg

    • Offizieller Beitrag


    Das das im Buddhismus nicht in dieser Form ausgedrückt und gelehrt wird, bedeutet ja nicht, dass es nicht da ist. Nimm z.B dieses tolle Gedicht aus deinem Blog:


      Das Schiff auf hoher See .
      Die Winde stürmisch oder eher sanft.
      Steuerloses und führerloses Schiff.
      Ohne Ruder.
      Kein Segel, dass von Winden
      gefüllt wird.


    Wegfallen von Ich bedeutet ja auch dass das was Nicht-Ich ist, ganz präsent werden kann. Die stürmischen und saften Winde - der Andere in seinem Sein. "Sein" und "Anderer" müssen ja überhaupt nicht statisch und nicht begrenzt gedacht werden, sondern vielgestalt und verspielt wie der Wind. Dem man sich ins Gesicht wehen lässt. So verstehe ich Peema.

  • void vielen Dank, super Post... auch wenn es inzwischen schon deutlich nach oben gerutscht ist


    void:

    Aber ist das Gemeinwohl einer samsarischen Welt, nicht auch Samsara? Lassen wir uns von buddhitischen Begriffen blenden, wenn wir es ganz nachvollziehbar finden, dass im alten Tibet Avalokteshvaras Emmanationen als Feudalherren regierten. ist das nicht irgendwie komisch. So als würde sich die "Nächstenliebe" als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank betätigen.


    Das Gemeinwohl bietet meiner Meinung nach überhaupt erst die Möglichkeit sich zu entwickeln und sich mit so etwas wie Buddhismus zu befassen (unbuddhistisch formuliert z.B. Maslowsche Bedürfnishierarchie). Es dürfte schwer sein, jemandem der jeden Tag um das eigene Überleben kämpft etwas von Anhaftung oder Leerheit zu erzählen.


    Ich bin tatsächlich aber der Meinung dass ein gewisses Maß an Unannehmlichkeiten notwendig ist für die Entwicklung (z.B. Thema sechs Daseinsbereiche), aber üblicherweise sind im Menschen-Leben ja genug davon vorhanden. Das verlassen von Samsara sehe ich zwar primär als geistige Änderung (und nicht die Veränderung der umgebenden Welt), die Umwelt definiert dabei aber die Bedingungen. Wenn man davon ausgeht, dass sich die wenigsten innerhalb eines Lebens vollständig von Samsara befreien können, sehe ich es als logische Konsequenz, dass wir uns bemühen die Bedingungen schaffen, welche hilfreich um das zu erreichen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch Metta und Bodhichitta, unabhängig davon ob man sich bewusst (aus Mahayana-Sicht) für "den Weg des Bodhisattva" entscheidet oder nicht.


    MonikaMarie1:

    Selbst Jesus hielt sich aus dieser Welt heraus, wenn er sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" oder "lass doch die Toten die Toten begraben".


    Ich bin zwar kein Experte für Christentum aber hat er nicht auch Sachen gesagt wie "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." oder "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."? (wobei ich damit nicht sagen will, dass das meine Meinung wiederspiegelt)

  • Tarik:
    MonikaMarie1:

    Selbst Jesus hielt sich aus dieser Welt heraus, wenn er sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" oder "lass doch die Toten die Toten begraben".


    Ich bin zwar kein Experte für Christentum aber hat er nicht auch Sachen gesagt wie "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." oder "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."? (wobei ich damit nicht sagen will, dass das meine Meinung wiederspiegelt)


    Hi Tarik,
    das eine schließt das andere ja nicht aus :D
    Nächstenliebe und Metta sind m.E. ja dasselbe.
    Was ich mit dem Ausspruch von Jesus meinte ist, dass auch er sich nicht in die Angelegenheiten der Welt verstricken ließ. Ich möchte aber hier keine Diskussionen über christliche Botschaften auslösen. Es gibt das Mittel der Toleranz gegenüber anderen Religionen, aber einen Mittelweg zwischen den Religionen kann es auch nicht geben, so meine Sicht zur Zeit. ;) Und den wünschen sich offenbar viele.


    Im übrigen habe ich nichts gegen tibetischen Buddhismus und Zen. Mit beiden Richtungen habe mich intensiv beschäftigt. Zur Zeit lese ich gerne Pema Chödrön "Die Weisheit der Ausweglosigkeit".
    Dennoch führte mich mein Weg sozusagen zwangsläufig zur Quelle, weil ich das Bedürfnis habe, so nah wie möglich an das Wissen des Buddha heranzukommen.
    Ich bin doch sehr überrascht, wie weit dies von vielen "Interpreten" entfernt ist.
    _()_ Monika

  • void hat geschrieben:
    "Wegfallen von Ich bedeutet ja auch dass das was Nicht-Ich ist, ganz präsent werden kann. Die stürmischen und saften Winde - der Andere in seinem Sein. "Sein" und "Anderer" müssen ja überhaupt nicht statisch und nicht begrenzt gedacht werden, sondern vielgestalt und verspielt wie der Wind. Dem man sich ins Gesicht wehen lässt. So verstehe ich Peema."
    Danke, dies hast Du sehr gut ausgedrückt - so habe ich es gemeint, aber nicht so gut formulieren können.


    Peeter hat geschrieben:
    "dass Du erkennst, wenn du eingreifen willst .....
    bei Anderen ???"
    Die Achtsamkeit hilft mir gerade, nicht einzugreifen, sondern diesen Impuls -sobald er in mir entsteht- wahrzunehmen und ihn dann auch wieder gehen zu lassen. Bei mir war das "eingreifen wollen" in der Vergangenheit immer sehr stark ausgeprägt (und ich komme schrittweise immer weiter dazu, hier loszulassen). So hatte ich noch vor zwei Jahren das Gefühl, dass es Dinge gibt, für die ich mich engagieren (und damit eingreifen) "muss" (ehrenamtliche Aufgaben etc) . Die Achtsamkeitspraxis hilft mir, die dahinterstehenden Muster zu erkennen und dem Handlungsimpuls eben nicht mehr nachgeben zu müssen. Aber ich bin hier noch auf einem langen Weg.......


    LG peema

    event.png

  • peema:

    Die Achtsamkeitspraxis hilft mir, die dahinterstehenden Muster zu erkennen und dem Handlungsimpuls eben nicht mehr nachgeben zu müssen. Aber ich bin hier noch auf einem langen Weg.......


    Handlungsimpuls :)
    ja .. und wenn dann vorher erkannt wird aufgrund der (evtl. wahrgenommenen) Sinneskontakten (derer es so Viele gibt),was so in Einem passiert, ist das schon eine ganze Menge.

  • MonikaMarie1:

    dass er sich weder in die politischen Verhältnisse noch in die samsarischen Streitigkeiten einmischte


    Ich glaube das ist einer der Kernpunkte in denen wir uns unterscheiden. Ich finde es sehr gefährlich sich einfach generell nicht einzumischen in was auch immer um einen herum geschieht. Einige Folgen davon könnten z.B. Nazi-Deutschland oder aus der jüngeren Geschichte auch Patriot Act (was einer Aufhebung vom Rechtssystem nahe kommt) sein. Findest du es sinnvoller, einfach wer auch immer grad regiert machen zu lassen wozu sie lust haben? Gehst du nicht wählen, um dich nicht in die politischen Verhältnisse einzumischen? Wenn jemand neben dir im Bahnhof verprügelt wird, bist du jemand der einfach weg schaut um sich nicht in die samsarischen Streitigkeiten einzumischen?


    Ich denke er hat sich schon dadurch in die Politik eingemischt, dass sich nicht dem Weg gefügt hat, der von seinem Vater vorgesehen war. In die samsarischen Streitigkeiten hat er sich insofern eingemischt, dass er die Buddhistische Lehre weitergegeben hat. Ich bin mir nicht sicher, dass es überhaupt so etwas gibt wie nicht Einmischung, es gibt nur ignorieren. Das erinnert mich eher an die "Karma-Vermeidungs-Versuche", bei denen es ja auch schon öfters Schulen gab welche das versucht haben.

  • Tarik:
    MonikaMarie1:

    dass er sich weder in die politischen Verhältnisse noch in die samsarischen Streitigkeiten einmischte


    Ich glaube das ist einer der Kernpunkte in denen wir uns unterscheiden. Ich finde es sehr gefährlich sich einfach generell nicht einzumischen in was auch immer um einen herum geschieht. Einige Folgen davon könnten z.B. Nazi-Deutschland oder aus der jüngeren Geschichte auch Patriot Act (was einer Aufhebung vom Rechtssystem nahe kommt) sein. Findest du es sinnvoller, einfach wer auch immer grad regiert machen zu lassen wozu sie lust haben? Gehst du nicht wählen, um dich nicht in die politischen Verhältnisse einzumischen? Wenn jemand neben dir im Bahnhof verprügelt wird, bist du jemand der einfach weg schaut um sich nicht in die samsarischen Streitigkeiten einzumischen?


    Ich denke er hat sich schon dadurch in die Politik eingemischt, dass sich nicht dem Weg gefügt hat, der von seinem Vater vorgesehen war. In die samsarischen Streitigkeiten hat er sich insofern eingemischt, dass er die Buddhistische Lehre weitergegeben hat. Ich bin mir nicht sicher, dass es überhaupt so etwas gibt wie nicht Einmischung, es gibt nur ignorieren. Das erinnert mich eher an die "Karma-Vermeidungs-Versuche", bei denen es ja auch schon öfters Schulen gab welche das versucht haben.


    Es gibt eine Möglichkeit sich nicht mehr einzumischen:Sich hinsetzen und sich nie wieder erheben. Besser ist sich sofort umzubringen.

  • Tarik:


    ... Findest du es sinnvoller, einfach wer auch immer grad regiert machen zu lassen wozu sie lust haben? Gehst du nicht wählen, um dich nicht in die politischen Verhältnisse einzumischen? Wenn jemand neben dir im Bahnhof verprügelt wird, bist du jemand der einfach weg schaut um sich nicht in die samsarischen Streitigkeiten einzumischen?
    ...


    Guten Morgen, Tarik,
    da wirst Du aber extrem :lol:
    Wählen ist Verantwortung für unser Land mit zu übernehmen. Der mittlere Weg beim Bahnhofsbeispiel wäre für mich, die Polizei zu rufen. Aber all das hat nichts mit den Aussagen des Buddha zu tun. Das muss jeder selbst für sich entscheiden. Wer mischt sich schon gerne ein, wenn jemand verprügelt wird?


    Der Dalai Lama und viele seiner Mönche und Nonnen haben sein Land verlassen, nachdem die Truppen einmarschierten!
    _()_ Monika

  • Extrem in der Wahl der Beispiele bin ich schon viel früher geworden ;)


    MonikaMarie1:

    Der Dalai Lama und viele seiner Mönche und Nonnen haben sein Land verlassen, nachdem die Truppen einmarschierten!


    Ich denke nicht, dass sie das getan haben um zu verhindern, dass sie sich einmischen. Viele haben sich durchaus stark "eingemischt".


    MonikaMarie1:

    Wählen ist Verantwortung für unser Land mit zu übernehmen. Der mittlere Weg beim Bahnhofsbeispiel wäre für mich, die Polizei zu rufen. Aber all das hat nichts mit den Aussagen des Buddha zu tun. Das muss jeder selbst für sich entscheiden. Wer mischt sich schon gerne ein, wenn jemand verprügelt wird?


    Ist das denn nicht inkonsequent? Verantwortung für unser Land übernehmen bedeutet dann, dass du dich doch in politische Angelegenheiten einmischst (aber nur ein bisschen?). Die Polizei zu rufen bedeutet, dass du dich trotzdem in Streitigkeiten einmischst (auch wenn nur passiv ist und derjenige der verprügelt worden ist in der Zwischenzeit vielleicht eher einen Krankenwagen braucht als die Polizei). Ist das denn nun nicht "Verwässerung"?


    "Wer mischt sich schon gerne ein, wenn jemand verprügelt wird?" Es ist nicht so, dass ich das gerne machen würde, es ist nur meiner Meinung nach das Richtige (und fällt demnach unter rechtes Handeln). Ich würde mich einmischen... und nein, ich bin nicht ein Riese oder besonders kräftig. Meine Einmischung wäre auch zuerst die Polizei rufen und dann dazwischen zu gehen und versuchen die Situation zu deeskalieren. Wenn mehr Menschen das tun würden, gäbe es weniger Fälle wo jemand in aller Öffentlichkeit spitalreif geprügelt wird.

  • Tarik:

    ...Wenn mehr Menschen das tun würden, gäbe es weniger Fälle wo jemand in aller Öffentlichkeit spitalreif geprügelt wird.


    Da hast Du Recht und ich wünsche mir, dass ich Deine Zivilcourage besitze. Aber noch mehr wünsche ich mir, dass ich nicht verwickelt werden muss. :D
    Alles andere sei Dir unbenommen, auch Deine Meinung.
    _()_ Monika

  • Hi,
    der Mittlere Weg ist das Konzept von Gotamo Buddho den Kreislauf der Wiedergeburten und damit auch das Leiden zu beenden.
    Beim Mittleren Weg gibt es die rechte und linke Seite. Die eine sagt, dass übertriebenes Asketentum nicht zum Erfolg führt und die
    andere Seite, dass eine zu laxe Handhabung der Anweisungen auch zu nichts führt.
    Der mitlere Weg ist die Autobahn auf den geistigen Weg.


    sakko


  • http://www.palikanon.com/angutt/a06_055-060.html#a_vi55 Anguttara Nikaya - 6. Kapitel: 6. Mahā Vagga


    Dieses Bild stimmt heute genau so wie es vor 2500 Jahren gestimmt hat.



  • YEPP
    Heutzutage mag es aufgrund der doch so vielfältigen Eindrücke und "Manipulationen" und Ablenkungen zumindest
    in der westlichen Welt ein "wenig" schwieriger erreichbar sein als vor 2500 Jahren, als es noch einfacher war, einen Ort der Ruhe irgendwo im Walde abseits von Dörfern und Menschen und Trubel zu finden.
    Nichtsdestotrotz ........ nicht verzagen !

  • Der Mittlere Weg kann nicht in ein paar Formeln gepresst werden. (das wäre extrem.)
    Was der mittlere Weg ist, kann nur in jedem einzelnen Fall einzeln betrachtet werden.

    void:

    Kompromiss kann ja ebenfalls Ausdruck grosser

    'Kompromiss', zb, kann mal das eine Extrem, das andere Extrem oder der Mittelweg sein.

    Zitat

    Weisheit sein. Anstatt das das Eigeninteresse des einen

    und das gilt selbstverständlich in gleicher Art für 'Eigeninteresse' etc
    oder auch für 'Weisheit'(!) Es gibt Situationen, da ist die ausgesprochene Weisheit nicht weise, sondern wäre extrem. (Dein verstorbener Mann war eh frei von inhärenter Existenz.)



    Der Mittlere Weg bedeutet: es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als jede Situation neu zu bewerten. Und es ist klar, dass das am Anfang so gut wie gar nicht funktioniert; und erst mit viel Übung besser wird. (Sonst hätten wir uns gar nicht in oft so schwierige Situationen hineingestrickt
    als durch extreme Ansichten.)




    Zitat

    Überall ist es das Ziel, einen harmonischen Gesamtzustand

    auch nicht.
    :->) "überall" geht nicht. das wäre extrem. Mal so, mal so. Situationsangepasst.
    Askese ist nicht immer extrem oder sinnlos. (Wann Völlerei bis zum Darmverschluss angebracht ist - bin ich jetzt grad überfragt :->))



    Zitat

    Aber hat der mittlere Weg Buddhas mit dem Herstellen von Hamonie zu tun?

    eher mit der Überwindung von Leid. Und das geht sogar nur selten vermittels durchgehender Harmonie.

  • Hallo,
    der mittlere Pfad ist der Weg, den die Lehre Gotamo Buddhos weist.
    Dies bedeutet den extremen Asketismus, wie ihn G. Buddho auch teilweise praktizierte zu meiden. Was zu praktizieren ist, steht in der Abteilung Tugenden des 8fachen
    Pfades.


    sakko

  • Zitat

    der mittlere Pfad ist der Weg, den die Lehre Gotamo Buddhos weist.
    Dies bedeutet den extremen Asketismus, wie ihn G. Buddho auch teilweise praktizierte zu meiden.


    das wird gern übersehen, aus welcher Richtung das kommt. Wir deuten den mittleren Weg lieber zu Gunsten unserer Leidenschaften. Man soll's nur nicht übertreiben. Mit der Erleuchtung löst sich das Problem ja von selbst. Nach dem Motto: "Oh Herr, befreie mich von meiner Begierde. Aber noch nicht jetzt" ;)