TOZAN RYOKAI’S VERSE ÜBER DIE FÜNF RÄNGE

  • Ich habe den Text von Tozan und meine sehr frei Interpretation von der Plauderecke hierher kopiert,
    da ich denke, dass es hier besser aufgehoben ist,
    und im alten Thread durch die paralell laufenden Themen nur untergehen würde.


    Vielleicht hat jemand Interesse über dieses Thema zu diskutieren.
    Ach ja, Korrekturen sind sehr erwünscht,
    da ich mich wie schon erwähnt mit dieser Sprache nicht auskenne,
    und wenig Bezüge herstellen konnte.


    Ji'un Ken hat mir netter weise,
    ein paar Links gegeben,
    mit einem Kommentar
    und zwei Vorträge über die fünf Stände/Ränge des Tonzen.
    Habe da noch zusätzliches gelernt,
    aber ich lasse meine Interpretation mal so stehen.


    TOZAN RYOKAI’S VERSE ÜBER DIE FÜNF RÄNGE


    Die Erscheinung inmitten des Wirklichen:


    zur Mitternachtsstunde
    bevor der Mond erscheint
    wen wunderts, wenn wir uns treffen
    doch nicht erkennen
    noch immer bewahrt in meinem Herzen
    ist die Schönheit vergangener Tage


    Der Rang ,Die Erscheinung inmitten des Wirklichen’ bezeichnet den Rang des Absoluten, den Rang, in dem man den Großen Tod erfährt, ,KA!’ brüllt, das Tao sieht und in das Prinzip eintritt. Wenn der wahrhaft Praktizierende, energie- geladen von seinem geheimen Studium, verdienstvollen Leistungen und verborgenen Praktiken plötzlich zu diesem Rang durchbricht ,verschwindet der leere Himmel und der eiserne Berg zerbröckelt’. ,Oben gibt es nicht einen Dachziegel, seinen Kopf zu schirmen; unten keinen Zentimeter Boden, darauf zu stehen.’ Die wahnhaften Begierden sind nicht-existent, Erleuchtung ist nicht-existent, Samsara ist nicht-existent, Nirvana ist nicht-existent. Dies ist der Zustand völlig leerer Fülle, ohne Klang und ohne Duft, wie ein bodenloser klarer Teich. Es ist, als wäre jedes Wölkchen vom gewaltigen Himmel gewischt.


    Nur zu oft, in der Annahme, dass sein Erlangen dieses Ranges das Ziel der Großen Angelegenheit und sein Verständnis des Buddha-Weges damit vollständig ist, klammert sich der Schüler bis zum Tod daran und will ihn nicht loslassen. Dies wird ,Zen des stehenden Wassers’ genannt, solch ein Mann wird ,ein böser Geist, der die Leiche im Sarg bewacht’ genannt. Auch wenn er in diesem Zustand dreißig oder vierzig Jahre versunken bleibt, wird er niemals aus der Höhle der Selbstge- fälligkeit heraus und von den minderwertigen Früchten der Pratyeka-Buddhaschaft los kommen. Daher wird gesagt: ,Er, dessen Tun nicht diesen Rang verlässt, versinkt in einem Meer von Gift.’ Er ist der Mann, den Buddha den ,Narren, der seine Verwirklichung im Rang des Wirklichen erhält’ nannte.


    Daher, obwohl Innen und Außen durchsichtig und sein Verstehen vollkommen klar ist, so lange er in diesem Versteck der Stille, Passivität und Leere bleibt, wird in dem Moment, da die leuchtende Einsicht (die er soweit durch seine Übung gewonnen hat) in Berührung mit den verunreinigenden Bedingungen der Unterscheidung kommt, mit Aufruhr und Verwirrung, Aufregung und Beunruhigung, Liebe und Hass, da wird er sich gänzlich hilflos ihnen gegenüber sehen und das ganze Elend der Existenz wird ihn niederdrücken. Es war in der Absicht, ihn von dieser ernsten Krankheit zu heilen, dass der Rang ,Das Wirkliche inmitten der Erscheinung’ als Mittel begründet wurde.


    Das Wirkliche inmitten der Erscheinung:


    eine Grossmutter mit verschlafenen Augen
    erblickt sich in einem alten Spiegel.
    klar erkennt sie ein Gesicht,
    doch ähnelt es ihr nicht im geringsten.
    seltsam! Mit verwirrtem Kopf
    versucht sie, ihr Spiegelbild zu erkennen.


    Wäre der Schüler im Rang ,Die Erscheinung inmitten des Wirklichen’ verblieben, wäre sein Urteil immer schwankend und seine Sicht voreingenommen gewesen. Daher lebt der Bodhisattva mit höheren Fähigkeiten sein Leben im Reich der (sechs) Stäube, im Reich aller Arten von ständig wechselnden Unterscheidungen. All die Myriaden von Erscheinungen vor seinen Augen – die Alten und die Jungen, Hohen und Niedrigen, die Hallen und Pavillions, Veranden und Korridore, Pflanzen und Bäume, Berge und Flüsse – betrachtet er als seinen eigenen ursprünglichen, wahren und reinen Aspekt. Es ist gerade so, als schaue man in einen blanken Spiegel und erblicke darin sein eigenes Gesicht. Wenn er für lange Zeit fortfährt, Überall Alles mit dieser strahlenden Einsicht zu beobachetn, werden alle Erscheinungen von selbst zum Juwelenspiegel seines eigenen Hauses, und er wird gleichfalls zum Juwelenspiegel ihrer Häuser. Eihei sprach: ,Die Erfahrung der mannigfaltigen Dharmas durch sich selbst ist Täuschung; die Erfahrung von sich selbst durch das Entstehen der mannigfaltigen Dharmas ist Satori.’ Das ist genau, was ich gesagt habe. Dies ist der Zustand von ,Geist und Körper abgelegt, abgelegt Geist und Körper.’ Es ist wie zwei Spiegel, die sich gegenseitig reflektieren ohne auch nur den Schatten eines Bildes zwischen ihnen. Geist und die Objekte des Geistes sind ein und dasselbe, Dinge und man selbst sind nicht zwei. ,Ein weisses Pferd zwischen Schilfblüten, Schnee in einer silbernen Schale aufgehäuft.’


    Dies ist bekannt als der Juwelenspiegel-Samadhi. Dies ist es, wovon das Nirvana-Sutra spricht, wenn es heisst: ,Der Tathagata sieht die Buddhanatur mit eigenen Augen.’ In diesen Samadhi eingetreten, ,auch wenn du den großen weissen Ochsen vorantreibst, geht er nicht weg’; die Weisheit der Universalnatur manifestiert sich vor deinen eigenen Augen. Dies ist es, was mit folgenden Ausdrücken gemeint ist: ,Es gibt nur ein Fahrzeug’, ,der mittlere Weg’, ,die wahre Form’, ,die höchste Weisheit’.


    Doch wenn der Studierende, nachdem er diesen Zustand erreicht hat, damit zufrieden sein sollte, dann würde er, wie zuvor, in der tiefen Grube des ,Anhaftens an einen geringeren Rang der Bodhisattvaschaft’ leben. Warum ist dies so? Weil er weder vertraut ist mit der Haltung des Bodhisattva, noch die ursächlichen Bedingungen für ein Buddha-Land versteht. Obwohl er ein klares Verständnis der universellen und wahren Weisheit besitzt, kann er nicht die wundersame Weisheit hervorscheinen lassen, die die ungehinderte gegenseitige Durchdringung der mannigfaltigen Dharmas umfasst. Um ihn aus diesem Unheil zu erretten, haben die Patriarchen den Rang ,Das Kommen aus der Mitte des Wirklichen’ vorgesehen.


    Das Kommen aus der Mitte des Wirklichen:


    inmitten des Nichts gibt es einen Pfad
    heraus aus dem Staub der Welt.
    selbst, wenn du das Tabu beachtest,
    das auf dem Namen des Kaisers liegt,
    wirst jenen Redegewandten du übertreffen
    der jede Zunge zum Schweigen brachte.


    In diesem Rang verbleibt der Mahayana-Bodhisattva nicht in dem realisierten Zustand des Erreichens, sondern aus der Mitte des Meeres der Mühelosigkeit lässt er sein unverursachtes Mitgefühl hervorscheinen. Auf den vier reinen und großen universellen Gelübden stehend, peitscht er das Dharma-Rad des ,Oben Erleuchtung suchen und Unten fühlende Wesen erretten’ voran. Dies ist das sogenannte ,Herauskommen im Hineingehen, Hineingehen im Herauskommen’. Darüber hinaus muss er den Moment kennen, wo sich die paarweisen Gegensätze treffen, Helligkeit und Dunkelheit. Daher wurde der Rang ,Die Ankunft bei gegenseitiger Integration’ aufgestellt.


    Die Ankunft bei gegenseitiger Integration:


    wenn sich zwei Klingen kreuzen,
    besteht kein Grund zum Rückzug.
    der meisterhafte Fechter
    ist wie der Lotos, der im Feuer blüht.
    solch ein Mensch hat in und für sich
    einen himmelsstürmenden Geist


    In diesem Rang dreht der Bodhisattva mit unbezwingbarem Geist das Dharma-Rad der Nicht-Dualität von Helligkeit und Dunkelheit. Er steht mitten im Schmutz der Welt, ,den Kopf mit Staub bedeckt, sein Gesicht mit Dreck beschmiert.’ Er bewegt sich durch das Gewirr von Klang und sinnlichem Vergnügen, hin- und hergestoßen. Er ist wie der im Feuer erblühende Lotus, dessen Farbe in der Begegnung mit den Flammen noch leuchtender und dessen Duft noch reiner wird. ,Er betritt den Markt mit leeren Händen’, und doch ziehen Andere Nutzen aus ihm. Dies ist es, was man ,unterwegs sein, ohne das Haus zu verlassen, das Haus verlassen und doch nicht unterwegs sein’ nennt. Ist er ein gewöhnlicher Mensch? Ist er ein Weiser? Die Sünder und Häretiker erkennen ihn nicht. Selbst die Buddhas und Patriarchen können nicht Hand an ihn legen. Wollte jemand versuchen, seinen Geist zu deuten, er wäre wie die Hörner des Hasen oder die Haare einer Schildkröte weit jenseits der fernsten Berge.


    Immer noch darf er diesen Zustand nicht für seinen letzten Ruheplatz halten. Daher wird gesagt, ,solch ein Mensch hat in und für sich einen himmelsstürmenden Geist.’ Was muss er schließlich tun? Er muss wissen, dass es einen weiteren Rang gibt, den Rang ,Einheit erreicht’.


    Einheit erreicht:


    wer wagt es, ihm zu gleichen,
    wer fällt in weder-sein-noch-nicht-sein.
    alle Menschen wollen ihn verlassen,
    den Strom gewöhnlichen Lebens.
    doch er, nach Allem, kehrt zurück
    zu sitzen zwischen Kohlen und Asche


    Des Meisters Kommentarvers sagt:


    Wie oft ist nicht Tokuun, dieser nutzlose Dünnbrettbohrer
    herabgestiegen von seinem wunderlichen Gipfel!
    Er heuert weise Spinner an, mit ihm Schnee zu sammeln
    und zusammen füllen sie den Brunnen auf


    Der Studierende, der Tozans Rang ,Einheit erreicht’ durch- schreiten will, sollte zunächst diesen Vers studieren.


    Es ist von höchster Wichtigkeit, die fünf Stufen zu studieren und zu durchschreiten, durchdringende Einsicht in sie zu erlangen und völlig ohne Anhaften oder Zögern zu sein. Aber, auch wenn dein persönliches Studium der fünf Stufen zu einem Ende gekommen ist, der Buddha-Weg erstreckt sich endlos und es gibt keine Ruhestationen auf ihm. Die Tore des Dharma sind vielfältig.




    Meine Gedanken zum Text:



    Die Erscheinung inmitten des Wirklichen:


    Ist wohl derjenige der reingeschnuppert hat,
    schon die Non-Dualität kostet,
    aber noch nicht feststeht,
    die ‚wahre’ Welt ist sozusagen stärker als er selbst.
    Ob er nun lang oder kurz darin lebt,
    wenn er seine Passivität und Hangen an diesem
    noch nicht ganz reinen Zustand nicht überwindet,
    wird er so oder so wieder in Kontakt kommen
    mit den noch in ihm befindlichen Unreinheiten.
    Das Ego ist noch nicht überwunden.


    Das Wirkliche inmitten der Erscheinung:


    Nun, ist er sozusagen stärker als die Welt,
    den es ist ‚seine’ Welt.
    Er steht fest darin.
    Jedes Ding,
    entspring aus seinem reinen eigenen ‚Funken’,
    er erfährt durch die Dinge sich selbst.
    Er lebt in Metta.
    Er hat die Illusion der 5-Sinnensphäre durchschaut,
    genießt aber noch Wohl durch die Objekte,
    aber schaut nicht zurück,
    und empfindet kein Leiden wenn sie vergehen.



    Das Kommen aus der Mitte des Wirklichen:


    Ist das Ablegen der passiven Genusses der vorhergehenden Erfahrung,
    zum Zwecke sich aus Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen,
    und schon zu helfen.
    Wobei er sich noch schulen muss,
    nichts mehr zu wünschen,
    wenngleich seine Wünsche schon vorher
    nicht aus Mangel geschahen.



    Die Ankunft bei gegenseitiger Integration:


    Hier hört das Geniessen der Dinge,
    als auch das Wünschen derselben auf.
    Alles was nun zählt,
    und vorher schon am wichtigsten war,
    sind die Wesen.
    Nun widmet er seine ganze Zeit ihnen,
    wenn gleich er manchmal geniesst zu zusehen,
    wie sie sich zum Ausdruck bringen,
    ob nun im negativen, als auch im positiven.



    Einheit erreicht:


    Ist der Zustand der Einheit mit allen Wesen,
    ohne Äusserlichkeiten,
    entrückt aber trotzdem noch da.
    Aber ohne darin zu verweilen,
    sondern um immer wieder zurück zu kommen,
    und zu helfen..


  • Danke, das ist sehr freundlich.


    Nun kannst du auch selbst erkennen, dass deine Deutung den Kern der Verse verfehlt.


    Einheit erreicht

  • Sorry, ich versteh nicht genau wie Du das meinst. :oops:


    Meinst Du damit die Zufriedenheit die einen auf den verschiedenen Stufen bleiben lässt,
    also der Praktische Kern der Sache? - Aber das ist mir klar,
    ob er nun von den weiteren Stufen nicht weiss (Zufriedenheit und auch Irrtum),
    oder seine Stufe für die höchste hält (wiederum Zufriedenheit und auch Irrtum)
    oder er sehr wohl darüber bescheid weiss (ohne Irrtum) aber sich mit unteren Stufen zufrieden gibt.



    Oder meinst Du damit, dass dieses "Einheit erreicht" schon auch bei den unteren Stufen "vorhanden" ist,
    und eigentlich die unteren Ränge auch erst ermöglicht, wobei die unteren Ränge aber noch nicht gänzlich geläutert sind?
    Also der Kern der Sache, im Sinne "aus der Sicht vom Absoluten"? Aber das ist eigentlich auch klar,
    da "verschiedene Stufen der Eleuchtung" immer durch die oberste bewirkt wird,
    bzw diese auch bei den tieferen enthalten ist, nur noch nicht vollkommnet wurde,
    und daher den tieferen Stufen noch "Unsauberkeiten" anhaftet,
    wenn auch auf hoher Qualität.
    (Edit: es ist natürlich etwas unglücklich hier von "Einheit erreicht in den tieferen Stufen vorhanden"
    zu sprechen, da Einheit erreicht im Grunde ausdrückt, dass eben keine tiefere Stufen mehr da sind.
    Aber ich denke, man versteht mich)


    Oder meinst Du damit lediglich, dass ich hier ziemlichen *#@°** zusammenschreibe? :D


    Liebe Grüsse

  • Zunächst mal eine weitere Übersetzung, damit wir uns von den Begriffen ein wenig lösen:


    1. Das Gekrümmte im Geraden
    Bei der dritten oder ersten Nachtzeit, bevor der Mond leuchtet,
    Kein Wunder, daß Begegnende einander nicht erkennen!
    Verborgen sitzt noch ein Kummer vergangener Tage.


    2. Das Gerade im Gekrümmten
    Das Morgenrot schwindet. Eine Greisin schaut in den alten Spiegel.
    Deutlich sieht sie ihr Gesicht, es ist nicht anderswo.
    Laß ab, den Kopf zu verwirren und den Schatten zu erkennen!


    3. Mitten aus dem Geraden kommend
    Mitten im Nichts ist ein Pfad, der aus dem Staub herausführt.
    Ohne die Majestät des Gegenwärtigen zu verletzen,
    Macht er dich den Beredten von einst übertreffen, der jede Zunge schlug.


    4. Mitten in das Gekrümmte anlangend
    Wenn zwei Klingen die Spitzen kreuzen, braucht es kein Ausweichen.
    Ein guter Fechter ist wie Lotos im Feuer.
    Es ist, als habe er in sich einen Geist, der an den Himmel stößt.


    5. Einheit erreicht
    Weder dem Sein noch dem Nicht-sein verfallen, wer vermag diesen Einklang?
    Die Menschen wünschen alle nur, dem gewöhnlichen Lauf zu entrinnen.
    Schließlich kehrt er zurück und sitzt am Ende in den Kohlen.


    http://www.dogen-zen.de/cgi-bin/zen?content=show_text&nr=7


    Bei diesem Link findet sich auch die Biographie von Tozan Ryokai - chin. Dong-shan Liang jie 807-869. Er gilt als einer der Begründer des Soto-Zen, neben seinem Dharma Bruder
    Ts'ao-shan (840 - 901).


    Hierzu eine kleine Geschichte bzw. Koan:


    Ein Mönch fragte: »Welche Wahrheit liegt in der Form?«
    Ts'ao-shan sagte: »Form ist grundsätzlich Wahrheit.«
    Der Mönch fragte: »Wie kannst du das aufweisen?«


    Ts'ao-shan hob seine Teeschale.


    Der Mönch fragte: »Wie kann denn Illusion Wahrheit sein?«
    Ts'ao-shan sagte: »Illusion ist grundsätzlich Wahrheit.«
    Der Mönch fragte: »Wenn man der Illusion begegnet, was wird dann enthüllt?«
    Ts'ao-shan sagte: »Illusion wird enthüllt.«
    Der Mönch meinte: »Wenn das so ist, dann kann man vom Anfang bis zum Ende der Illusion nicht entgehen.«
    Ts'ao-shan sagte: »Aber wenn du illusionären Formen nachgehst, kannst du sie nicht erlangen.«


    In den 5 Rängen oder Stufen geht es NICHT um eine Folge von Stufen oder Rängen, sondern immer um das Gleiche, aber unter verschiedenen - hier fünf - Aspekten.


    Zitat


    Oder meinst Du damit, dass dieses "Einheit erreicht" schon auch bei den unteren Stufen vorhanden ist, und eigentlich die unteren Ränge auch erst ermöglicht, wobei die unteren Ränge aber noch nicht gänzlich geläutert sind?
    Also der Kern der Sache, im Sinne "aus der Sicht vom Absoluten"? Aber das ist eigentlich auch klar, da "verschiedene Stufen der Eleuchtung" immer durch die oberste bewirkt wird,
    bzw diese auch bei den tieferen enthalten ist, nur noch nicht vollkommnet wurde, und daher den tieferen Stufen noch "Unsauberkeiten" anhaftet, wenn auch auf hoher Qualität.


    "Einheit erreicht" suggeriert zwar, dass es da etwas wie Einheit zu erreichen gäbe - aber in Wahrheit ist sie immer da und daher kann sie nur dadurch "erreicht" werden, dass alle Vorstellungen von Einheit erreichen fallen gelassen werden. In jedem Augenblick ist Einheit erreicht - Form ist Leerheit - Leerheit ist Form - bedeutet doch nichts anderes, als dass das, was du siehst, hörst, riechst, schmeckst, fühlst - also sinnlich wahrnimmst IMMER das Absolute ist, d.h. Absolutes und Relatives sind nicht getrennt. Getrennt werden sie durch unsere Vorstellungen und Denken.


    Diese fünf Verse sind also immer dasselbe - eine Verwirklichung des Buddhadharma.
    Auch der völlig Verblendete verwirklicht Buddhadharma - mit dem einzigen Unterschied, dass er leidet, weil er der illusionären Form "Ich" nachgeht.
    Was also ist "Unsauberkeit" oder "vollkommene Reinheit" ? Ebenso bedingt.

  • Aber das ist ja klar.


    Erleuchtung ist die tatsächliche Wirklichkeit sehen/leben
    (daher auch: Weisheit der Wunderbaren Beobachtung und der Vollkommenheit des Handelns),
    und diese Wirklichkeit ist ja immer da
    (jede Religion nennt die Wirklichkeit zeitlos), das ist klar.
    Aber in diesem Text geht es ja eindeutig um Stufen,
    und auch Du schreibst "Getrennt werden sie durch unsere Vorstellungen und Denken",
    was ja eine Unterscheidung ist zwischen jenen die trennen von solchen die es nicht tun.
    Aber natürlich, sind auch diese Stufen an sich leer,
    und werden durch ‚jemand’ der die Wirklichkeit sieht/lebt
    nicht wertend ergriffen.


    Aber das was ich eigentlich meinte, war, dass bei all diesen 5 Ränge/Stände,
    die Wirklichkeit sehen/leben in verschiedenen Graden vorhanden ist,
    aber nur beim letzten Stand vollkommen verwirklicht ist
    Aber da es genau genommen keine Grade an Wirklichkeit sehen/leben gibt
    (entweder sieht/lebt man sie oder nicht),
    und nur die letzte Stufe diesem gerecht wird,
    ist die letzte Stufe bei allen anderen auch schon da,
    aber nur als „Kern“ und noch nicht als umfassende Einheit des "Selbst"
    (hier ohne Atta-Polemik), also die Einheit des Trikaya,
    im Sinne von ",Der reine Dharmakaya ist Deine Natur,
    der vollkommene Sambhogakaya ist Deine Einsicht,
    die zahllosen Nirmanakayas sind Deine Aktivitäten.’

  • Taishan:

    Einheit erreicht


    Da gehts aber noch weiter ;)


    _()_

  • Die Sprache (Denken) kann nicht anders, als Worte zu gebrauchen, aber das Wort selbst ist schon der Ausdruck des Buddhadharma - ganz, vollkommen, rein. Ein Schrei - das berühmte Katz - oder das überall gebräuchliche "Aua!".
    Das ist "Einheit erreicht" - denn wenn du es als Ereignis in deiner Situation betrachtest, dann hat es die Kraft, dich aus allem herauszureißen. Sowie das Klingeln des Telefons - du stehst auf und gehst dorthin. Das ist "der Ruf des Kuckucks" - heutzutage.


    Noch einmal - alle fünf Verse sind Ausdruck des Einen - da gibt es keine Unterscheidung.
    Man gebraucht dies aber als "Mittel" und Hakuin, der die Koan-Tradition des Rinzai-Zen im 18.Jahrhundert wieder kraftvoll erneuert hatte, hat auch in seinem Gebrauch der Koan-Sammlung eine Abfolge von "Schwierigkeitsgraden".
    Aber die tatsächliche Schwierigkeit besteht darin zu sehen, dass es im Prozess des Erwachens immer tiefer geht und es kein Ende gibt - außer im persönlichen Leben der Tod und im Leben der Menschheit auch das Ende der Menschheit. Daher gibt es niemals einen Moment, in dem wir sagen können "Einheit erreicht", weil schon in diesem Moment die Bedingungen gegeben sind, die uns im "nächsten" Moment zeigen "Nicht-Einheit erreicht".
    Und da stehst du am "Anfang" - du wirst gestoßen und du fällst.


    Im Zen gibt es nur Verwirklichung, die jetzt und hier ist - vollkommene Verwirklichung ist es nie, weil vollkommene Verwirklichung nicht erreichbar ist. Und deshalb stehen die 5 Ränge am Ende der Koan-Schulung, um dem Schüler, der ja dann formal übergeht in die sogenannte Weitergabe der Tradition, die Einsicht zu ermöglichen, dass er nichts erhalten hat, nichts weitergeben kann. Jetzt wird ihm dann aber auch wirklich deutlich, worin Zuflucht besteht - denn diese sucht er nämlich jetzt mit ganzem Herzen.


    Zitat


    "Getrennt werden sie durch unsere Vorstellungen und Denken",
    was ja eine Unterscheidung ist zwischen jenen die trennen von solchen die es nicht tun.


    Das habe ich nicht damit sagen wollen, sondern jeder Gedanke IST Trennung und Nicht-Trennung - er ist Trennung, wenn er als eine Vorstellung des Wirklichen mir erscheint - und er ist Nicht-Trennung, wenn er mir als Wirklichkeit erscheint. Der Gedanke ist ein Phänomen, ein Faktum - sowie ein Furz ( Kodo Sawaki liebte diesen Ausdruck ) oder es gibt jemand, der "Ich" heisst und sich Gedanken macht.


    Die Einteilung in jene, die trennen und jene, die nicht trennen, ist Dünkel.


    Es reicht völlig aus und beschäftigt dich genügend, wenn du bei dir selbst bleibst und dankbar den Gedanken, der dich seit Monaten quält und zu Handlungen verleitet, endlich als Furz loslassen kannst. und dann öffnet sich wieder ein Türchen und du kannst es durchschreiten. Aber - da - der Nächste bitte.


    Daher heisst "Einheit erreicht" Loslassen und Anfänger-Geist oder wie ein Meister sagte:
    Erleuchtung ist erst der Anfang.

  • bel:
    Taishan:

    Einheit erreicht


    Da gehts aber noch weiter ;)


    _()_


    Och - ja : Holz holen und Wasser hacken - hab' ich grade gelesen. :arrow:

  • Apannaka2:

    @Taishan


    Insgesamt sehe ich nicht, wo wir etwas anders meinen.


    Vielleicht kann noch ein Dritter von Aussen hierzu Klarheit schaffen.


    Tja - ich denke auch, dass wir die Diskussion jetzt darüber beenden.
    Wozu sollte ein anderer Klarheit schaffen? Das muss schon jeder selbst tun.

  • Taishan:

    Och - ja : Holz holen und Wasser hacken - hab' ich grade gelesen. :arrow:


    :lol: Ja, die Rückehr zum Markt. Im Erweisen.


    _()_


  • Ja, für mich ist es eigentlich klar.


    Aber da schwingt noch ein klein wenig Unsicherheit mit,
    und ich bin ein wenig faul!
    :lol:;)

  • bel:
    Taishan:

    Och - ja : Holz holen und Wasser hacken - hab' ich grade gelesen. :arrow:


    :lol: Ja, die Rückkehr zum Markt. Im Erweisen.


    _()_


    Soso. Niemand da, der ihm da was abkauft. Also verschenkt er alles.

  • Apannaka2:
    Taishan:

    Tja - ich denke auch, dass wir die Diskussion jetzt darüber beenden.
    Wozu sollte ein anderer Klarheit schaffen? Das muss schon jeder selbst tun.


    Ja, für mich ist es eigentlich klar.


    Aber da schwingt noch ein klein wenig Unsicherheit mit,
    und ich bin ein wenig faul!
    :lol:;)


    Manches klärt sich von selbst auf - indem es einfach zu Boden sinkt oder zum Himmel aufsteigt.

  • Taishan:

    Manches klärt sich von selbst auf - indem es einfach zu Boden sinkt oder zum Himmel aufsteigt.


    Aber auch nur wenn man es als Frage für sich stellt,
    und zugleich die Antwort nicht erzwingen will. ;)

  • Taishan:
    bel:


    :lol: Ja, die Rückkehr zum Markt. Im Erweisen.


    Soso. Niemand da, der ihm da was abkauft. Also verschenkt er alles.


    Die andern kaufen und tauschen ständig und sind auch noch bereit, so den größen Plunder anzuhäufen. Deshalb fällt es ja auch so auf, wenn einer plötzlich sagt "ich habe nix, aber das verschenke ich".



    _()_