• "Lhag" bedeutet "besonders" und "tong" ist das Erfassen. Es geht um das Erleben der höchsten, natürlichen Qualität des Geistes.

  • Was bedeutet das genau? Was meinst Du mit "Erleben"? Was ist die "natürliche Qualität des Geistes"?


    Syia:

    Es geht um das Erleben der höchsten, natürlichen Qualität des Geistes.


    Vipassana bedeutet ja im Theravada "Klarblick" (die Dinge so sehen wie sie wirklich sind, die Dinge zu durchschauen).


    ()

  • genau das meine ich damit, wenn ich sage, die leute bleiben "stecken";
    möchte ich denn nicht wissen, was ich praktiziere und warum, wo die Fallstricke sind, wo die Türen ? :?:
    und vorallem: komme ich überhaupt zu diesem "lhagtong", wenn ich die bedingungen dafür nicht kenne?


    Die vier Ebenen des Lhagtong:
    1) Phänomene unterscheiden
    2) vollständig zu unterscheiden
    3) vollständige Untersuchung
    4) vollständige Analyse


    Ich bin nur Zenni und beschäftige mich nur inswoweit mit dem tib.Buddh. wenn ich eine konkrete Frage zum Zusammenwirken
    der Schulen habe. Meist reicht es ein Minibuch eines Lama aus einem Regal zu ziehen, aber man kann auch anderweitig nachforschen.
    Aber warum muss ich das tun , hä ? Ihr Tib.Praktizierende müsst das tun, FÜR EUCH ! ( nicht bös gemeint )


    http://www.buddhismus-heute.de…e__34.position__1.de.html


    PS: Shine ist Samatha.

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Sukha:

    Vipassana bedeutet ja im Theravada "Klarblick" (die Dinge so sehen wie sie wirklich sind, die Dinge zu durchschauen).


    ()


    Genau das versuchen wir durch Lhagtong auch zu erreichen.


    ich habe bisher gelernt Lhagtong nicht allein zu praktizieren sondern zuerst Shine ( Shamatha) und dann Lhagtong gleich im Anschluss.


    Wird das bei Vipassana auch so gehandhabt ?

  • Nun ja, da ist vielleicht nicht soviel Unterschied.
    Aber der Weg dahin?


    Wie erhält man Samatha (Gemütsruhe), wie kommt man dahin im "Tibetischen"?


  • Ich kenne folgende Shine Übungen:


    1. Zählen der Atemzüge: ein Gegenmittel gegen ständige Gedanken und Unruhe


    2. Körperzersetzung: ein Gegenmittel gegen körperliche Begierde und Ablenkungen


    3. Entwickeln von liebender Güte und Mitgefühl: ein Gegenmittel gegen Zorn und Missgunst


    4. Das Suchen nach dem Selbst: ein Gegenmittel gegen das Ego und Stolz


    5. Konzentration auf wechselseitige Abhängigkeit: ein Gegenmittel gegen Unwissenheit

  • Sukha:

    Und wie geht die?
    ....................................
    ()


    Achsamkeitspraxis...auf dem Kissen/ stuhl oä. ...ist nicht bekannt (?)

  • Mir hat ein tibetischer Lehrer Shine / Lhagtong mal wunderbar "für Dummies" erklärt, das war wie eine Einweihung, vielleicht geht Euch das auch so:


    Ich komme in einen Raum, der nur durch eine Kerze erhellt wird. Das Fenster ist offen, die Kerze flackert durch einen Windzug heftig und man kann nichts von dem erkennen, was in dem Raum ist.
    Shine ist nun, wenn ich hingehe und das Fenster schliesse. Die Kerze beruhigt sich und ich kann nun alles klar erkennen, was in dem Raum ist. Dieses Erkennen ist Lhagtong. Alles war schon vorher da, aber man konnte es wegen der Unruhe nicht sehen.


    Shine bedeutet also, Ursachen von Unruhe zu beseitigen, so dass die dem Geist auf natürliche Weise innewohnende Weisheit aufsteigen kann.


    Im Grunde ist es natürlich ein ständiges Wechselspiel, in das ich irgendwann mal entweder über Shine oder über Lhagtong einsteigen kann: Entweder ich erfahre spontan Geistesruhe, was zu Erkenntnis führt. Die neu gewonnene Weisheit hilft, mehr Geistesruhe zu erfahren, was mehr Weisheit aufsteigen lässt usw. Oder es steigt in mir spotan die Erkenntnis auf, die Weisheit, dass ich mehr Geistesruhe benötige, so dass ich diese übe usw. Beides kann natürlich entweder über spontane Erfahrung oder Einsicht angestossen werden, oder durch einen äußeren Impuls der Beschluss erwachsen, gezielt in dieses Wechselspiel einzusteigen.


    Praktisch gesehen kann Shine, um im Bild zu bleiben, einfach die Meditation auf ein Objekt, z.B. eine Kerze, als Ruhepol sein. Wer ganz unruhig im Geist ist, wird aber damit grosse Probleme haben. Daher gibt es gerade im tibetischen Buddhismus diese ganzen Buddhaformen: hier kann man der Unruhe und Begierde auf Erleben nachgeben, und trotzdem lernen, sich auf einen bestimmten Aspekt zu konzentrieren, auch wenn es mal die Haare des Buddha sind, und dann die Füsse und dann wieder seine Nase - jedenfalls ist es immer der gleiche Buddha.


    So gesehen ist Shine Bestandteil jeder Meditation schlechthin als Übung der Geistesruhe durch Fokussierung und Bündelung der geistigen Energie. Und genauso kann Lhagtong in jeder Meditation erfahren werden, bei der Meditation auf den Buddha identifiziert man sich vielleicht erstmal nicht mit der Weisheit und projiziert diese auf die Buddhafigur - aber mit fortgeschrittener Yidam-Praxis lernt man immer mehr - durch Gewohnheit der Identifikation - das man eigentlich selbst die Quelle, der Buddha ist, aus dem die vorgestellte Buddhafigur und die erfahrene Weisheit entspringt.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)