Stadtmönch vs. Waldmönch

  • Geronimo:

    Die eigentliche Frage ist nun, nach wie vor, ob das bei einem Waldmönch besser ist.


    Ich weiß nicht was die Menschen so alles denken aber der Buddha sagte:


    "Nicht lobe ich, Moggallāna, jedwede Gemeinschaft;
    und nicht tadele ich, Moggallāna, jedwede Gemeinschaft.
    Gemeinschaft mit Mönchen, die sich den Hausleuten zugesellen, die lobe ich nicht.
    Doch was es da an Behausungen gibt, dem Lärm und Geräusch unzugänglich,
    von kühlen Winden umweht, den Menschen entzogen, zur Loslösung geeignet:
    die Gemeinschaft (mit Mönchen) in solchen Behausungen, die lobe ich."A.7. 58


    "Da, Nāgita, bemerke ich einem im Dorfe lebenden Mönch, wie er gesammelt dasitzt. Ich weiß aber, dass jetzt diesen Verehrten ein Klosterdiener oder ein Mönchsschüler stören und er die Sammlung verlieren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Dorfaufenthalt jenes Mönches nicht zufrieden.


    Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er schläfrig dasitzt. Ich weiß aber, dass dieser Verehrte die Schläfrigkeit und Mattigkeit überwinden und, gesammelt, bloß noch die Vorstellung des Waldes als einzigen Gegenstand erwägen wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.


    Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er im Walde ungesammelt dasitzt. Ich aber weiß, dass dieser Verehrte den ungesammelten Geist sammeln und den gesammelten Geist bewahren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.


    Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er im Walde gesammelt dasitzt. Ich aber weiß, dass nun dieser Verehrte den unbefreiten Geist befreien und den befreiten Geist bewahren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden .


    Da, Nāgita, bemerke ich einen im Dorfe lebenden Mönch, dem Gewänder, Almosenspeise, Lagerstatt und die nötigen Arzneimittel zuteil werden und der aus Begehren nach Gewinn, Ehre und Ruhm die Abgeschiedenheit meidet, einsame Waldplätze meidet und der in Dorf, Stadt oder königlicher Residenz seinen Aufenthalt nimmt.
    Daher, Nāgita, bin ich mit dem Dorfleben dieses Mönches nicht zufrieden.


    Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, dem Gewänder, Almosenspeise, Lagerstatt und die
    nötigen Arzneimittel zuteil werden und der, Gewinn, Ehre und Ruhm verschmähend, die Abgeschiedenheit nicht
    meidet, nicht die einsamen Waldplätze meidet. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.


    Zu einer Zeit, Nāgita, wo ich auf der Straße wandere und niemanden vor mir und hinter mir sehe, zu einer solchen
    Zeit, Nāgita, fühle ich mich wohl, und sei es bloß beim Verrichten der Notdurft.« A 6, 42

  • Ich kapier hier nicht, wie nibbuti darauf kommt, daß ein stadtmönch automatisch ein priester ist,
    der auf spenden zu seinem unterhalt aus ist und sich im materiellem verwickeln muß.
    ganz abgesehen davon, daß auch ein waldmönch auf spenden angewiesen ist. oder seh ich das falsch ?

  • Der Idealzustand laut Acincca wäre also,
    daß da Obdach, Medizin, Kleidung und Nahrung permanent gegeben wäre
    ohne, daß ein Bikkhu/ eine Bikkhuni sich darum sorgen würde und müsste,
    ob dies gegeben sei, auch bei längerer oder permanenter Abwesenheit.


    Ziemlich verwickelt. :)

  • Ich finde auch die Problematik mit den zeitgemäßen Nahrungsmittelspenden ganz interessant, da sie ja mittlerweile scheinbar auch zu Diabetes und einigen anderen Zivilisationskrankheiten bei den Mönchen führen können.


    Wie geht man konkret damit um? Darf man übermäßig denaturiertes auch mal ablehnen? Ist das hauptsächlich ein Problem der Stadt oder betrifft das auch die Mönche auf dem Land? Oder muss der moderne Mönch da auch einfach mal durch, da ein abgelehntes Nahrungsmittel ja auch zu allen möglichen weiteren Problemen für den Orden führen kann...?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onyx9:

    Der Idealzustand laut Acincca wäre also,
    daß da Obdach, Medizin, Kleidung und Nahrung permanent gegeben wäre
    ohne, daß ein Bikkhu/ eine Bikkhuni sich darum sorgen würde und müsste,
    ob dies gegeben sei, auch bei längerer oder permanenter Abwesenheit.


    Ziemlich verwickelt. :)


    Der richtige Mönch, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit bekommt das sicher hin :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Wie geht man konkret damit um? Darf man übermäßig denaturiertes auch mal ablehnen?


    Das ist ein Problem in Asien.


    In Deutschland wäre es schon schön, wenn überhaupt (ohne Forderung und Anhaftung) gegeben würde.
    Besonders denen, die nicht Egobehaftet ins Rampenlicht streben, sondern ganz der Lehre des Buddha folgen (der Gaben würdig sind).






    ()

  • Das wäre dann der Schulungsledige, ja ?! *scmunzel*


    Und Geronimo - kriegt der nix ? :lol:

  • Was bedeutet Schulungsledig?


    30

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Was bedeutet Schulungsledig?


    30


    Überqualifiziert. :D

  • Onyx9:
    Geronimo:

    Was bedeutet Schulungsledig?


    30


    Überqualifiziert. :D


    Ah, ein Verwirklichter.


    Letzte Woche war ich noch verrückt nach Eiscreme, diese Woche hat es mir die Lehre mal wieder über alle Maßen angetan.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • :D Stell dir mal vor, du würdest diszipliniert täglich gesammelt sitzen
    und stehen und gehen und all das; ein Heiliger würde unisono aus dir hervorbrechen :D
    Der Vorteil wäre, du müssest nicht mehr allein auf der Hütte hocken,
    als Ausgeschulter dürftest Du ( wieder ) rundumdieUhr Ringbahn fahren.
    Also ran an die Buletten ! :lol:


    Zitat

    diese Woche hat es mir die Lehre mal wieder über alle Maßen angetan.


    Sehr gutes Zeichen. Auch deine gepflegte Intuition-großartig !

  • Die Disziplin kommt schon noch ;) Gute Vorsätze helfen da auch, obwohl ich das früher nicht ernst genommen habe. Jetzt kann ich auch einfach mal Nein zu Dingen sagen, die für mich unheilsam sind, auch wenn andere da wesentlich toleranter mit umgehen.


    Schönes Beispiel Eiscreme. Ich so zu meiner Oma: "Ich glaub' ich kauf mir 'ne Eismaschine." Sie so: "Was? Die benutzte doch garnicht." Ich so: "Wieso?" Sie so: "Na weil es doch schon so viele gute Eissorten zu kaufen gibt." Ich so: "Ja, die sind aber nicht vegan."


    Zitat

    Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen,
    Wofür ihn andere, Verständige, tadeln möchten.
    Sie mögen glücklich und voll Frieden sein,
    Die Wesen alle! Glück erfüll' ihr Herz!


    http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i08_152.html


    Zitat

    ...und indem er den Schrecken im kleinsten Fehler sieht, übt er sich, indem er die Übungsregeln auf sich nimmt. Auf diese Weise besitzt ein edler Schüler Sittlichkeit."


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m053z.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Die Mönche damals und teilweise auch heute, sind ja Wander-Mönche. Von daher liegt die "Wohn-wahl" ja relativ frei ;) .


    Erst mal Mönch werden, dann kann man ja immer noch sehen wo man "unterkommt".


    Ich persönlich würde eher die Abgeschiedenheit bevorzugen, als in der Stadt Mönch zu werden. Betonung liegt auf "werden". Wenn erstmal genug geistiger Fortschritt etabliert ist, hätte ich auch kein Problem wieder in die Stadt zurückzugehen.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Die Mönche damals und teilweise auch heute, sind ja Wander-Mönche. Von daher liegt die "Wohn-wahl" ja relativ frei ;) .


    Erst mal Mönch werden, dann kann man ja immer noch sehen wo man "unterkommt".


    Ich persönlich würde eher die Abgeschiedenheit bevorzugen, als in der Stadt Mönch zu werden. Betonung liegt auf "werden". Wenn erstmal genug geistiger Fortschritt etabliert ist, hätte ich auch kein Problem wieder in die Stadt zurückzugehen.



    http://www.palikanon.com/angutt/a05_101-110.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Genau das wollte ich damit sagen...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Und was ist damit ? :)


    Dies sind die achtzehn Mängel eines (klösterlichen) Aufenthaltsortes:


    zu groß
    neu
    verfallen
    an einer Landstraße gelegen
    an einer Zisterne (einem öffentlichen Brunnen) gelegen
    wo es viel öffentliches Gemüse gibt :?:
    wo es viele öffentliche Blumen gibt
    wo es viele öffentlich zugängliche Früchte gibt
    Wallfahrtsort
    bei einer Stadt gelegen :!:
    wo viel Holz gesammelt wird :?:
    wo rund herum bestellte Felder sind
    wo gehässige Menschen wohnen
    an Zollstationen
    in Nähe von barbarischen Ländern :D
    an Landesgrenze
    unheimliche Orte :!:
    wo es keinen guten Freund gibt :!::!::!:


    http://www.payer.de/textezurerloesung/texterloes06.htm

  • Gefällt mir.


    30 Zeichen......

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Kann ja alles sowohl auf Stadt als auch Land zutreffen. Das eine eher auf Stadt, das andere eher auf Land.


    Der Buddha hat, wie ich finde, den optimalen Aufenthaltsort für Jünger recht gut beschrieben und ganz allgemein trifft das eher aufs Land zu.


    Aber wie gesagt, vielleicht erstmal Mönch/Nonne werden, bevor man sich über Aufenthaltsorte den Kopf zerbricht ;) . Im Endeffekt sollte man als Mönch zufrieden sein, egal wo man wohnt, wenn man schon das Glück hat sich voll der Lehre widmen zu können, ohne sich darüber gedanken machen zu müssen die Miete zu zahlen etc.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Naja, wenn man dieses ganze Vinaya-Dingens annimmt,
    was bei mir z.B. ja nicht nötig wäre, :grinsen: , dann sollte man sich schon
    Gedanken machen, wo man das überhaupt erfüllen könnte,
    sonst sitzt man auf seiner Hütte und darf dies nicht und jenes nicht
    und dies und das ist nicht gegeben. Und dann schmeißt man vielleicht - sogar
    warscheinlich - wieder hin. :)


    Schon allein die Vorschrift ( meine Lieblingsvorschrift ): Du sollst nicht
    in die Essschale deines Nachbarn schielen, setzt voraus, es gibt einen Sitznachbarn... :lol:


  • Dafür gibts doch die Beichte. Als ob jemand der Mönch oder Nonne wird, am Anfang nicht täglich gegen zich Vorschriften verstösst.


    Meine Lieblings-vorschrift ist: Nicht mit dem kompletten Fuß auf einmal aufzutreten :D

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Onyx9:

    … dann sollte man sich schon Gedanken machen, wo man das überhaupt erfüllen könnte …


    Ich bin jetzt mal quengelig. Ich hab das so ähnlich vorher im Thread schon mal angeführt.
    Warum das "wo" nicht zu einem "wie" machen?


    Gedankenmodell: Herr B. lebte im Manhattan des 20. Jhdts. Zu seinen Anweisungen zählt, man solle den Blick einmal täglich von der Dachterasse des Hochhauses in die Weite führen.
    Kann der polynesische Atoll-Bewohner mit einem durchschnittlichen Augespunkt von 2m über NN diese Anweisung erfüllen? Bleibt ihm das Nirvana qua Hochhausdachterassenlosigkeit in diesem Leben verwehrt?
    Muss er in die Großstadt ziehen?


    Tip: Hat die Weite des Blickes mit dem Hochhaus zu tun?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Plattfüße sind unschicklich.


    Nun gut.
    Ich fasse zusammen:
    Volle Ordination nach Vinaya geht in der Stadt nur, wenn man einen Beichtvater hat
    und einen Haufen edle Freunde, die dauerhaft geben.
    Volle Ordination geht in der Stadt generell nicht, weil Unruhe usw.
    Ordination ohne Vinaya geht überall, aber nur, wenn man
    ne Art Zelle mit Cateringservice hat und nicht dem Wunsch nach Ablenkung erliegt.


    Ich empfehle die katholischen Klöster in Berlin. :D

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • @ malsehen:


    ich fürchte, also nach Theravada-Art, ja, er müsste in die großstadt ziehen
    weil er sonst zu unsittlich für s nirvana wäre. :D