Blaue, weiße, grüne Buddhas... Gibt es einen Katalog?

  • Vajrasattva in Vereinigung sieht man öfter, das ist nicht ungewöhnlich. Bei den anderen wüsste ich es jetzt nicht. "Partnerin" heisst ja nicht zwangsläufig auch, dass sie in Vereinigung dargestellt werden. Darstellungen in Vereinigung gehören zu bestimmten Tantraklassen.


    kilaya


  • Was Du über das "Element" Kristall schreibst, kann ich in meiner Vorstellung schwer nachvollziehen.
    Allerdings erblickt man immer in K.-Kagyü-Gompas den zentralen Buddha Shakyamuni mit einem Kristall in der Hand, die in seinem Schoß liegt, und manchmal liegt er auch vor dem Buddha (Als Imitat natürlich immer hier aus Glas).
    Vielleicht ist das eine Kagyü-Spezialität, habe das aber in den Schriften des Dalai Lama zum Beispiel nicht gefunden, obwohl dieser in allen vier Tibetischen Hauptrichtungen bewandert ist.
    Naturwissenschaftlich gesehen, ist ein Kristall ein seltsames Ding, fast wie eine Vorstufe von Leben. Man hat auch eine Zeitlang vermutet, dass sich erste, virenähnliche Lebewesen auf der Basis von Kristallen gebildet haben könnten (weiß nicht, ob die Theorie noch aktuell ist).
    Bei Kristallen sind die Moleküle durch eine ganz bestimmte Gitterstruktur an ihren festen Platz gebannt. Daher ähneln für mich Kristalle eher dem Element Erde. Eine Stufe subtiler wäre dann das Element Wasser, noch subtiler die Luft (Gase).
    "Spiegelung von Raum und Kristall", das ist auch merkwürdig, also dieses noch hinzuzufügen ist in meinen Augen doppelt gemoppelt, denn diese Weisheit ist ja schon im Grund-Dhyanibuddha Akshobhya, also Weisheit des Inneren Spiegels, ausgedrückt.
    In der Wissenschaft ist von der Raumzeit die Rede, die ich eher mit Vairocana in Verbindung setzen würde.
    Von der Raumzeit kann allerdings nur die Rede sein, wenn auch Phänomene auftreten. Ohne Phänomene keine Raumzeit.
    Wenn weder Raumzeit noch Phänomene wahrnehmbar sind, so haben wir einen unbeschreiblichen Zustand (selbst "Zustand" ist der falsche Ausdruck), wie er im tief philosophischen Herzsutra am besten angedeutet ist, falls man darüber überhaupt etwas sagen könnte.
    Dann wäre selbst eine "Gipfelerfahrung" nur ein Spiel der Phänomene in der Raumzeit.


    Zusammengefasst:
    Vairocana und Akshobhya stehen sozusagen für Raumzeit und (Spiegelung der) Phänomene.
    Besonders diese beiden Dhyani-Buddhas "bedingen" sich somit gegenseitig, weil sie die Voraussetzung für die gesamte Erscheinungswelt des Universums bilden.
    Damit ist schon der Urgrund da.
    Was mir Bauchschmerzen macht, ist das "Unzerstörbare".
    Und dieses mit "Nicht-dualer Weisheit" in Verbindung zu bringen.
    Es mag ein Attribut sein, das man viel später hinzugefügt hat, um irgendetwas zu erklären, wo es doch nichts mehr zu erklären gibt.
    Es gibt nichts Unzerstörbares, alles bedingt sich gegenseitig und darum ist alles im Wandel begriffen.
    Und darum empfinde ich ein "unzerstörbares Element Kristall" als Fremdkörper.


    Liebe Grüße, Amdap


    P. S. ich habe anfangs Vajrasattva nicht als Reinigungsübung, sondern als Erkenntnisübung gelernt. Da war von einem fiktiven sechsten Element "Kristall" auch nicht die Rede.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das mit dem Kristall kommt im wesentlichen aus dem MO-Orakel wo von diesen 6 Elementen die Rede ist und ihre Beziehung unter einander ist so wie skizziert. Dass Diamant-Geist etwas mit "Kristall" zu tun hat, liegt schon im Namen. In der Reinigungsmeditation die ich kenne, ist der Körper am Ende "kristallklar". Die Zuordnung von Vajrasattva zu "Kristall" stand aber auch in dem Text, den ich gelesen hatte und leider nicht mehr zur Verfügung habe, und der stammte aus einer ganz anderen Ecke.


    Das mit der Unzerstörbarkeit: der Elementar-Raum ist unzerstörbar, weil man Raum nicht zerstören kann. Das ist eine Ebene, wo kein Wandel stattfindet, die einzige, genau genommen. Beim Diamant geht es um das Sinnbild, nicht um eine tatsächliche Unzerstörbarkeit. Damit ist das Sinnbild eben auch eine Spiegelung zum Raum. Diamant wird da deswegen genommen, weil es härteste (natürliche) Material auf der Erde ist. Besonders auch deswegen weil ein reiner Diamant zugleich keine eigene Farbe hat und die Farben der Umgebung lediglich widerspiegelt.


    Ich verbinde hier aber gerade in der Tat verschiedene Aspekte aus verschiedenen Zusammenhängen zu einem intuitiven Gesamtbild, das so wie gesagt nicht in einer einzigen Tradition zu finden ist. Solange ich den Beleg für die Aussage mit dem 6. Dhyani-Buddha mit dem Element "Kristall" nicht wiederfinde, bleibt meine Aussage dazu reine Erinnerung und unbelegt.


    kilaya

  • kilaya:

    Vajrasattva in Vereinigung sieht man öfter, das ist nicht ungewöhnlich. Bei den anderen wüsste ich es jetzt nicht. "Partnerin" heisst ja nicht zwangsläufig auch, dass sie in Vereinigung dargestellt werden. Darstellungen in Vereinigung gehören zu bestimmten Tantraklassen.


    Ich habe einen Text von Vessantara gefunden: "Die Gefährtinnen der fünf Buddhas"
    Hier wird gesagt das die Gefährtinnen als Yab-yum-Paare mit den Dhyani-Buddhas dargestellt werden.


    Die Einteilung hier ist folgende:


    Akshobhya - Locana
    Ratnasambhava - Mamaki
    Amitâbha - Pandara / Weisse Tara
    Amoghasiddhi - Grüne Tara
    Vairocana - Ākāśadhātiśvari


    Sie richtet sich nach den Angaben im Tibetischen Totenbuch.
    Es wird auch gesagt das verschiedene tantrisch-buddhistische Texte manchen männlichen Buddhas unterschiedliche Gefährtinnen zuordnen.
    Im Westen werde die Eigenständigkeit der Gefährtinnen von den männlichen Buddhas stärker betont und es könne evtl. ein separates weibliches Dhyani-Mandala entstehen.

  • kilaya:

    Ich verbinde hier aber gerade in der Tat verschiedene Aspekte aus verschiedenen Zusammenhängen zu einem intuitiven Gesamtbild, das so wie gesagt nicht in einer einzigen Tradition zu finden ist. Solange ich den Beleg für die Aussage mit dem 6. Dhyani-Buddha mit dem Element "Kristall" nicht wiederfinde, bleibt meine Aussage dazu reine Erinnerung und unbelegt.


    Auf der Berzin-Page steht etwas dazu:


    Zitat

    Das Kriya-Tantra und das Charya-Tantra haben ein dreifaches Schema von Buddhafamilieneigenschaften, während das Yoga-Tantra ein vierfaches besitzt. Die meisten Systeme von Buddha-Formen im Anuttarayoga, der höchsten Tantraklasse, präsentieren eine fünffache Struktur, obwohl das Kalachakra und das Lamdre-System des Hevajra in der Sakyaschule ein sechsfaches Schema haben. Guhyasamaja spricht von einer, fünf oder hundert Buddhafamilieneigenschaften.


    (Quelle: Die fünf Buddhafamilieneigenschaften im alltäglichen Leben)

  • Dann wird Kalachakra der Kontext sein, in dem ich das gesehen hatte. Ich habe inzwischen auch noch ein paar Sätze dazu gefunden... Einmal wird gesagt, dass es im exoterischen Tantra immer 5 Dhyani-Buddhas gibt, während es in einigen Geheimbelehrungen 6 oder sogar auch mal 7 gibt. Was offenbar nicht ungewöhnlich ist, ist Vajrasattva als "Oberhaupt" der Dhyani-Buddhas anzusehen, aus dem diese hervorgehen. Da aber dann die Dhyani-Buddhas und Vajrasattva nicht in einer Einheit zusammen praktiziert oder verehrt werden, bilden sie nicht die Art von Einheit, dass man von "6 Dhyani-Buddhas" sprechen könnte, so wie man sich das dann vorstellt. Aber auch wenn ich nicht mehr so was konkretes gefunden habe, wie das woran ich mich vage erinnere, so gibt es doch einige Hinweise auf diese "Geheimbelehrungen" bei denen es um 6 Dhyani-Buddhas geht und dann ist auf jeden Fall immer Vajrasattva der 6. (oder vermutlich besser 1.)

  • Ich habe mal nach dem genannten sechsfachen Schema im Lamdre-System des Hevajra in der Sakyaschule gesucht aber beim Schnellüberflug nichts in diesem recht ordentlichen Text finden können:
    LAMDRE - DAWN OF ENLIGHTENMENT BY LAMA CHOEDAK YUTHOK


    Habe aber noch eine weitere Info bzgl der weiblichen Dhyanis finden können:


    (Quelle: http://www.spiritwiki.de/Dhyani-Buddhas)


    Außerdem sind mir nun die Fünf Weisheitskönige bekannt.

  • Amdap:


    Bei den Kagyüs (ich weiß jetzt nicht genau, ob bei allen Kagyü-Linien, aber ich vermute es) spielt Vajradhara eine zentrale Rolle, insbesondere als Urverkörperung des Guru. Somit befindet er sich in der Visualisation des Zufluchtsbaums in der Mitte. Vajradhara hat man sich tiefblau vorzustellen. Als Emanation Akshobhyas ist er gleichzeitig auch eine andere Erscheinungsform des Vajrasattva.


    Amdap, ich finde deine Ausführungen interessant, vielen Dank. Aber was du hier über Vajradhara sagst, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
    Vajradhara ist der gleiche Buddha wie Samathabadra. Das habe ich so vorliegen in einem Skript von Ringu Tulku Rinpocche. Vajradhara ist die Dharmakaya Samboghakaya Form und Samantabhadra die Dharmakaya Dharmakaya Form. ( Eventuell heißt Vajradhara "Samboghakaya Dharmakya" Form, dann hätte ich die zwei Wörter in falscher Reihenfolge geschrieben. Den Rest weiß ich aber sicher, dass er richtig ist.) Es ist auch ganz klar, beides ist der Urbuddha und Verkörpern die letzendliche Wahrheit.


    Wenn man nun liest, was Samantabhadra bedeutet in den fünf Dzogchen Übertragungen des Vajrotsana, dann wird klar, dass er keine Emanation sein kann. Es heißt auch in einem Gebet im kurzen Karmapa-Ngöndro: "Allgegenwärtiger, machtvoller Vajradhara, Haupt aller Buddhafamilien...." dies stimmt mit der Bedeutung Samantabhadras in den Texten des radikalen Dzogchen überein.
    Wobei der ganze Gedankliche Inhalt des radikalen Dzogchen ja in Bildform gebracht ist bei der Ikonographie. DAs wird aber in den rohen Dzogchen Texten schon gemacht.
    Dort ist auch der Bezug Samatabhadra/ Varjasattva dargestellt. Samantabhadra ist nicht eine andere Erscheinungsform Vajrasattvas, also kann Vajradhara das auch nicht sein.


    Insofern kann ich mir nur vorstellen, dass Akshobhya eine weitere Form desselben Buddhas ist. Wenn es denn solche Formen gibt wie Dhamrakaya Sambhogakaya Form. Es könnte sogar sein, dass Akshobya die Dharmakaya Nirmanakaya Form ist da er wie der Buddha Shakyamuny gekleidet ist und das könnte stehen für Nirmanakaya.
    Hast du eventuell die Möglichkeit, dazu Lama Dawa in Hamburg zu befragen? Wir haben hier in Berlin keinen Residenzlama.
    Ansonsten wär der Zusammenhang Samanthabadra zu Vajrasattva in den Texten des radikalen Dzogchen nach zu lesen. Und das meine ich ist auch der Zusammenhang Vajradhara zu Vajrasattva sonst hätte ja die Kagyu Schule alles komplett umgestellt und das ist ja nicht so...


    Irgendwie kommt es für mich so auch nicht hin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Vajradhara eine Ausstrahlung eines anderen BUddha ist aber auch nicht, dass vier andere Buddhas neben ihm stehen. "HAUPT aller Buddhafamilien-nur das passt dazu, dass Vajradhara der Samantabhadra aus den Dzogchen Urtexten ist. Ich meine dass Akshobya der gleiche Buddha sein müsste und daher steht er in der Mitte der Dhyani Buddhas.
    Ich finde das ganz logisch. Er erscheint zusammen mit den anderen Dhyani Buddhas im Bardo der Dharmata in seiner Dharmakya Nirmanakaya Form, und nicht als Samathabadra in der Dharmakaya Dharmakaya Form da er im ersten Teil des Bardo Dharmata als klares Licht erfahren wird ( wenn man es nicht verpennt)...

  • Liebe Turmalin,


    ich bin etwas perplex, bitte studiere doch noch einmal die Bedeutung der Ebenen Dharmakaya, Sambhogakaya und Nirmanakaya.
    Ist Dir die Bedeutung dieser drei Ebenen klar und somit plausibel?
    Wenn nicht - denn Deine Ausführung, mit Verlaub, erscheint mir doch sehr verwirrt - kann ich Dir auch nicht Akshobhya, Vajrasattva, Vajradhara und Samantabhadra erklären.
    Ohne das Wissen um die Grundlagenbedeutung der Kayas macht es einfach keinen Sinn.


    Darüberhinaus spielt auch noch die jeweilige Traditionslinie eine Rolle, wie genannte Formen aufgefasst und kontempliert werden.


    Ich meine auch, es ist nicht so wichtig, wenn man die Grundlagen nicht genau durchschaut, dass man über sie und die darin zugeordneten Erscheinungsformen spekuliert, sondern man soll es einfach ruhen lassen.
    Denn das Allerwichtigste ist doch, in Ausgewogenheit Verstand und Herz anzuwenden und einfach echtes Mitgefühl zu entwickeln, um die Ich-Illusion zu durchschauen und letztendlich aufzulösen.


    Was bringt Dir das Spekulieren? Rein gar nichts, sei doch mal ehrlich.


    Und Lama Dawa ist nicht aufgeschlossen für solche Fragen, wie Du sie stellst. Seine Antwort wäre: "Du sollst praktizieren und nicht solche Fragen stellen". Er will so etwas einfach nicht beantworten.


    Wenn man das Gefühl hat, dass man mehr Mitgefühl für seine Mitwesen entwickeln kann, indem man solche Fragen stellt, dann ist es sinnvoll. Ansonsten wäre es nur Zeitverschwendung.


    Und es ist auch äußerst schwierig, durch ein Forum auf diese Weise weiterzukommen.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Turmalin 1: Ich kann Deine Fragen gut nachvollziehen und habe mich erst kürzlich mit einem Freund über die Problematik Samantabhadra-Vajradhara-Vajrasattva unterhalten.
    Tatsächlich hängen Samantabhadra, Vajradhara, Vajrasattva alle in den unterschiedlichsten Varianten miteinander zusammen.
    Welche Rolle wem und wie zugeteilt wird hängt ganz von der jeweiligen Linie und von dem Lehrer/der Lehrerin ab.
    Speziell bei den Gelugs und Kagyüs (und Sakyas?) hat Vajradhara einen hohen Stellenwert als Urbuddha. Ich las das Samantabhadra schlicht durch Vajradhara ersetzt wurde.
    Im Internet liest man in verschiedenen Wikis das Vajradhara eine Sambokaya-Form des Samantabhadra sei. Allerdings konnte ich diese Info in der Fachliteratur bislang so nicht wiederfinden.
    In der Fachliteratur ist die Rede von tw. Gleichsetzungen Vajradhara+Vajrasattva oder von Vajrasattva als aktiver Form des Vajradhara. Wieder andere sagen das keine Verbindung zwischen beiden bestehe. Auch ist die Rede von Vajradhara als Oberhaupt einer sechsten Buddha-Familie aus der alle anderen fünf Familien hervorgehen.


    Ich vermute das Problem ist durch die "Einführung" des Vajradhara entstanden.
    Als nur von Samatabhadra die Rede war war es einfach: Samantabhadra=Dharmakaya Urbuddha und Vajrasattva gleich Sambhokaya-Ausstrahlung.
    Dann kommt da plötzlich dieser Vajradhara mit seinen Sambhokaya-Attributen daher und nennt sich Urbuddha :doubt:
    Wie kann man das nun mit dem alten System zusammenfriemeln das es stimmig ist?
    Und da kamen m.E. diese verschiedenen Varianten bei raus:
    Vajrasattva=Vajradhara
    Vajrasattva=Ausstrahlung von Vajradhara
    Vajrasattva + Vajradhara = Ausstrahlungen von Samantabhadra
    Vajrasattva + Vajradhara + Samantabhadra= Ausstrahlungen eines namenlosen Urbuddha
    ...und was einem sonst noch einfällt (:


    Tatsächlich gibt es auch Überlegungen das Vajrasattva und Vajradhara spirituelle Söhne des Akshobya seien.


    Letztlich hat Amdap recht..es führt zu nichts.


    Fest steht: Vajradhara ist der Urbuddha und die höchste Form von Buddhaschaft und das ist alles was zählt!


    Hier kannst Du mal in verschiedener Literatur nachlesen:
    A Handbook Of Tibetan Culture
    Wörterbuch der Mythologie
    An Ocean of the Ultimate Meaning
    The Circle of Bliss: Buddhist Meditational Art
    The Gods of Northern Buddhism

  • Thomas23:

    Fest steht: Vajradhara ist der Urbuddha und die höchste Form von Buddhaschaft und das ist alles was zählt!


    Kleiner Korrekturvorschlag: ...ist ein Urbuddha...


    kilaya

  • kilaya:

    Kleiner Korrekturvorschlag: ...ist ein Urbuddha...


    Hmmm... jein.


    Wenn man von außen auf alle tib. Traditionen blickt ist er ein Urbuddha neben Samantabhadra.
    Vom Blickwinkel in der Linie selbst aus gibt es aber nur einen Urbuddha... entweder Sam. oder Vajradhara, oder?
    Also ich denke man muss sich entscheiden welchen Urbuddha man nimmt.
    "Es kann nur einen geben" 8)

  • Ich weiss nicht, ich habe immer Samantabhadra als den eigentlichen Urbuddha gesehen, aufgrund seiner Einfachheit. Obowohl in meiner Linie Vajradhara eigentlich dieser Platz gebührt. Im Zufluchtsbaum war Vajradhara zentral - als Geist aller Buddhas. Ganz oben war aber mittig Samantabhadra. Es ist also auch da nicht immer so entweder-oder. Es kann verschiedene Arten von "Urbuddha" nebeneinander geben innerhalb einer Linie.


    kilaya

  • kilaya:

    Es kann verschiedene Arten von "Urbuddha" nebeneinander geben innerhalb einer Linie.


    ich beschränke das Thema mal für mich auf diese Antwort. So wird es auch wieder einfach.
    @ Thomas: Danke dass du geschrieben hast, du könnest die Fragen verstehen. Ich bin über irgendwas gestolpert. Es bringt zwar tatsächlich nichts da weiter dran rum zu denken, aber ich muss halt akzeptieren, dass bei mir manchmal so etwas kommt: Ich steige gar nicht mehr durch und es ist der Wunsch da, es wäre ein eindeutigeres System.

    Einmal editiert, zuletzt von Turmalin 1 ()

  • Was den Zufluchtsbaum angeht, muss ich mich leider korrigieren: oben ist auch nochmal Vajradhara. Interessanterweise habe ich trotzdem immer Samantabhadra da visualisiert.


    Der sitzt aber bei Nyingma-Zufluchtsbäumen an der gleichen Stelle. Vermutlich habe ich das in meinem Kopf vermischt, weil ich zu beiden Linien eine starke Verbindung habe.


    Gefunden haben ich noch das hier:


    Zitat

    Unter Dharmakaya, dem formlosen Wahrheitszustand, versteht man den erleuchteten Geistszustand, der die Natur aller Dinge erkannt hat. Er ist identisch mit der Raumnatur des Geistes. Hier zeigt sich Buddha nackt und ohne jeden Schmuck, oft in Vereinigung mit seiner Partnerin, als der Adhibuddha (der ursprüngliche Buddha) Samantabhadra (tib. Kun tu sang po; dt. Der Allgute).


    Vajradhara (tib. Dorje Chang, dt. Diamanthalter) gehört nach der Neuen Übersetzungsschule ebenfalls zu den Dharmakaya-Buddhas und wird aber wie die friedvollen Yidams mit dem Schmuck des Freudenzustandes dargestellt. (Seegers, Böhnke, Raum und Freude, Buddhistische Statuen und Ritualgegenstände, 2003. S. 44)


    kilaya

  • Turmalin:

    Ich steige gar nicht mehr durch und es ist der Wunsch da, es wäre ein eindeutigeres System.


    Das Thema Buddhafamiliensystematik ist ein Thema bei dem man sich idealerweise an eine Linie hält sonst führt das zu den von Dir erwähnten Verwirrungen.
    Die Wiki-Seiten verwirren nur zusätzlich, weil tw nicht belegbare Behauptungen eingestreut sind und man nicht immer die Sichtweisen der Linien sauber trennt.
    Auch in der Fachliteratur muss man unterscheiden zwischen allgemein-buddhistischer und linienspezifischer Literatur.
    Bleibt man hinsichtlich des Themas bei einer Linie dürfte das System stimmig sein.


    Beispiel: Bei den Gelugpas sitzt Akshobya im Zentrum des Jina-Mandalas und Vairocano im Osten.


    Zitat

    Vajradhara (tib. Dorje Chang, dt. Diamanthalter) gehört nach der Neuen Übersetzungsschule ebenfalls zu den Dharmakaya-Buddhas und wird aber wie die friedvollen Yidams mit dem Schmuck des Freudenzustandes dargestellt. (Seegers, Böhnke, Raum und Freude, Buddhistische Statuen und Ritualgegenstände, 2003. S. 44)


    Dieser Schmuck kann schon verwirrend sein, weil keine typischen Dharmakaya-Attribute.

  • Thomas23:
    Turmalin:

    Ich steige gar nicht mehr durch und es ist der Wunsch da, es wäre ein eindeutigeres System.


    Das Thema Buddhafamiliensystematik ist ein Thema bei dem man sich idealerweise an eine Linie hält sonst führt das zu den von Dir erwähnten Verwirrungen.


    Die Anstrengung, mich mit verschiedenen Linien zu befassen, würde ich nie machen. Amdap gehört meiner Linie an-trotzdem bin ich da über etwas sehr gestolpert, was sie sagte. Ich lese von Dzogchen Ponlop Rinpoche "der Geist überwindet den Tod". Es gibt Fotos von Dzogchen Ponlop Rinpoche mit meinem Meister. Also beides Karma Kagyu. Trotzdem stellt Dzogchen Ponlop Rinpoche Vajrasattva an die Stelle Akshobhyas. Ohne Erklärung dazu.
    Also selbst wenn man sich an eine Linie hält kann es schwierig sein. Ach ja, Kilaya ist eigentlich auch Kagyu unterrichtet und stellt sich außerdem auf mich ein, denke ich. Aber eigentlich sollte es auch keine Unterschiede geben zwischen Diamantweg-Kagyu und Dzogchen-Ponlop Kagyu Linie auf der Ebene von Ikonografie. Zufluchtsbaum Kagyu z. B. ist natürlich gleich.


    Eben deswegen könnte ich mich nie mit Ganesha beschäftigen. Jetzt kommen nur die Dhyani Buddhas dran und dann ist das nur ein kleiner Teil der "Hausaufgaben" die ich von S.E. Zurmang Ghawang Rinpoche bekommen habe. Die heißen nämlich: Inhalt des Bardo Thödral studieren...


    o.k. aber das wird demnächst vielleicht eine schöne Zeit hier im Forum denn ihr steigt ja auf meine Themen mit ein.

    Einmal editiert, zuletzt von Turmalin 1 ()

  • Zitat

    Dieser Schmuck kann schon verwirrend sein, weil keine typischen Dharmakaya-Attribute.


    Das liegt in der Kagyü-Schule auch daran, dass "Freude" als Ausdruck des Buddharaums besonders im Fokus steht: Raum = Freude. Also macht es Sinn, dem Urbuddha die Attribute des Freudenzustands zu geben. Da die Kayas ohnehin in der Essenz von der gleichen Natur sind, ist Freude natürlicherweise genauso direkter Ausdruck des Raums, wie es sogar Körperlichkeit ist. Diese grundlegende Philosophie führt mit zu der von anderen Buddhisten oft als irritierend wahrgenommenen scheinbaren "Weltlichkeit" und "Genußorientiertheit" in den Essenz-Mahamudra-Traditionen.


    kilaya

  • Turmalin:

    Die Anstrengung, mich mit verschiedenen Linien zu befassen, würde ich nie machen.


    Wenn Du das sagst ;) Aber auch die Unterschulen können durchaus sehr verschiedene Schwerpunkte setzen. Also Kagyü ist nicht gleich Kagyü. Karma Kagyü und Drugpa oder Drikung Kagyü haben komplett verschiedene Übertragungslinien und Oberhäupter, also auch verschiedene Zufluchtsbäume usw.


    kilaya

  • kilaya:
    Zitat

    Dieser Schmuck kann schon verwirrend sein, weil keine typischen Dharmakaya-Attribute.


    Das liegt in der Kagyü-Schule auch daran, dass "Freude" als Ausdruck des Buddharaums besonders im Fokus steht: Raum = Freude. Also macht es Sinn, dem Urbuddha die Attribute des Freudenzustands zu geben. Da die Kayas ohnehin in der Essenz von der gleichen Natur sind, ist Freude natürlicherweise genauso direkter Ausdruck des Raums, wie es sogar Körperlichkeit ist. Diese grundlegende Philosophie führt mit zu der von anderen Buddhisten oft als irritierend wahrgenommenen scheinbaren "Weltlichkeit" und "Genußorientiertheit" in den Essenz-Mahamudra-Traditionen.


    kilaya


    also das ist jetzt aber Diamantweg Interpretation. "Unser" Jamgon Kongtrul Rinpoche hat grade seine Rolle abgelegt wegen Restriktionen. Unter anderen hat er drei mal auf facebook erwähnt, dass er kein Mönch mehr sei. Hörte sich danach an als wenn sie ihm diese Freiheit nicht geben wollten und die Sache eine Rolle gespielt hat, dass er dann ganz zurückgetreten ist. Wär in der Nyingma-Schule nicht unbedingt so passiert. Wär ja irgendwie sinnvoller er wär jetzt Jamgon als nicht-Mönch als dass er ganz weg gegangen ist.
    off-topic..

  • Nein, Detong ist eine grundlegende Philosophie die man nicht mal nur in Karma Kagyü findet. Detong wurde z.B. vom ersten Jamgon Kongtrul in seinem "Schatz des Wissens" als geheimes Mantra-Madhyamaka bezeichnet und ist damit eine Unterphilosophie des "Grossen Mittleren Wegs".


    Was die verschiedenen Ableger der Linien daraus praktisch gesehen backen, ist eine andere Frage. Es kann aber gut sein, dass diese Ebene speziell im Diamantweg wieder mehr praktisch aktiviert wurde, weil es sich für den Westen besonders gut eignet.


    Themen wie die Notwendigkeit der Ordinierung von Lamas haben häufig keine spirituellen Gründe (auch wenn die gerne vorgeschoben wird) sondern reine Einfluss- und Machtgründe.


    kilaya

  • kilaya:

    Nein, Detong ist eine grundlegende Philosophie die man nicht mal nur in Karma Kagyü findet. Was die verschiedenen Ableger der Linien daraus praktisch gesehen backen, ist eine andere Frage. Themen wie die Notwendigkeit der Ordinierung von Lamas haben häufig keine spirituellen Gründe (auch wenn die gerne vorgeschoben wird) sondern reine Einfluss- und Machtgründe.


    kilaya


    ach so ja das Thema Macht war auch das was Jamgon ansprach, in seinen Abschiedsposts als Jamgon.