Losslassen Lernen

  • Hallo Ihr Lieben _()_ bin neu hier

    vielleicht kann mir hier jemand helfen und einiges erklären


    Nun ich meditiere seit ca. 4 Monaten, habe bereits verschiedene Techniken ausprobiert

    da meine letzte versuche mit tiefen Bauchatmung nicht so toll waren weil ich dadurch meistens

    Kopfschmerzen etwa zwischen den Augenbrauen bekommen habe sowie schlafstörungen

    bin ich auf vipassana umgestiegen also ich lasse alles wie es ist und konzentriere mich auf

    mein Oberkörper und versuche nur zur "beobachten"wie mein Atem tiefer und tiefer von alleine geht,

    was ich aber festgestellt habe ist dass meine Gedanken viel leiser geworden sind

    (manche sind lauter und dauern länger) also irgendwie fühle ich seit 2 tagen

    eine Veränderung, nämlich ich bin viel ruhiger geworden und grübele nicht so viel sowie ich hänge an den Gedanken nicht mehr so viel wie vorher


    ich will loslassen Lernen und meine Vergangenheit hinter mir zu lassen da ich in letzter zeit am massiven Schlafproblemen gelitten habe, und seit ca 1 Woche ein Antidepressiva nehme


    könnte es sein dass meine Meditation angefangen hat zu wirken ?

    also ist es normal dass an machen tagen kaum Gedanken vorbeikommen ?

    habt ihr also vielleicht irgendwelche Tipps für mich ?


    Bedanke mich im voraus

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Die Erfahrungen, die von der Meditation kommen können, sind selten gradlinig und können Phasen durchlaufen. Es dauert eine Weile, bis sich Strukturen als neue Gewohnheiten auch wirklich im Gehirn verfestigen und alte Strukturen überschreiben.


    Ich würde sagen, es ist auch nicht auszuschliessen, dass v.a. das Medikament langsam beginnt, zu wirken. Oder eine Kombination davon. Frag doch auch mal den Arzt dazu, von dem Du das verschrieben bekommen hast.


    Egal wo es jetzt herkommt: das Meditieren regelmäßig beizubehalten kann in den meisten Fällen nicht schaden. Vllt. kannst Du das, egal wo es herkommt, als "Referenzerfahrung" nehmen. Wenn Du aber merkst, dass die Meditation Dir nicht gut tut, frag einen Lehrer dazu oder ändere die Praxis, wie Du es jetzt auch getan hast.

  • Das würde ich dich fragen wenn Du mir gegenüber sitzen würdest:

    Wenn du jetzt an Vergangenes denkst, Vergangenes fühlst und sieht, ist das dann Vergangen oder Jetzt?.......................................Platz für deine Antwort.

    Wenn das jetzt ist, kannst Du dann einer Vergangenheit entfliehen, nimmst Du sie nicht immer jetzt mit?.........................Platz für Gedankenlosigkeit.


    Das ist DEIN Leben jedes Loslassen von Dingen DEINES Lebens wird dich verfolgen. Mein Tipp: Nimm das mit Zuneigung an was dich verfolgt, hör dem mal zu, sei mal nett zu dem was du glaubst was dich verfolgt.

  • Hallo Dave,


    loslassen ist nicht so schwierig. Man braucht nur einmal zu verstehen wie es geht und es dann immer wieder tun. Das ist nämlich der Trick: geduldiges Wiederholen :)


    Was ist Loslassen?


    Etwas loszulassen ist, wenn man der Sache keine weitere Aufmerksamkeit mehr schenkt. Aufhören sich damit zu beschäftigen, mitten im Satz, mitten in der Vorstellung.


    Da es aber die Gewohnheit ist den Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, wird die Aufmerksamkeit gleich wieder dorthin wandern. Das ist normal, es ist die Gewohnheit. Daher gilt es, das Loslassen immer wieder zu wiederholen. Und wieder. Und wieder. Mit einem Mal ist es nicht getan, Anhaftungen können zäh sein. Aber nach einer Weile wird die Aufmerksamkeit für immer längere Zeiträume beim M.editationsobjekt gesammelt entspannt verweilen.


    Ebenso wichtig ist wie das Loslassen, das ist nämlich sich zu Entspannen. Die Kopfschmerzen, von denen du berichtest, resultieren sehr wahrscheinlich aus einer zu starken K.onzentration und einem gleichzeitigen nicht-entspannen. Dabei hat es der Buddha in der Anleitung zur Aufmerksamkeit beim Atem mitgegeben¹: 1a. Ein- und Ausatmen wahrnehmen, 1b. den ganzen Körper wahrnehmen, 1c. Spannungen lösen².


    Die Richtige Übung (samma vayama) beim formellen Meditieren ist essentiell. Sie lautet, dass man 1. Unheilsames erkennt und 2. damit aufhört, dann 3. Heilsames aufbringt um es 4. aufrecht zu halten.


    Für die Meditation ist nun das folgende kleine Werkzeug sehr sehr hilfreich: bemerken-loslassen-entspannen-lächeln-zurückkehren-wiederholen


    1. Bemerken - wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr beim M.editationsobjekt ist z.B. Atem+entspannen, oder das Gefühl der LiebendenGüte+Entspannen)

    2. Loslassen - Aufhören, der Ablenkung Aufmerksamkeit zu schenken. Der Inhalt der Ablenkung ist dabei egal. Falls man nun der Ablenkung aber doch Aufmerksamkeit schenken sollte, dann wird die Ablenkung wachsen und länger bleiben.

    3. Entspannen - Jede Ablenkung kommt mit Spannung. Das liegt in ihrer Natur, es geht nicht anders. Diese Spannung mit in die Meditation zu bringen wäre weder heilsam noch hilfreich. Von daher muss man sich wieder entspannen, bevor man zum M.editationsobjekt zurückkehrt.

    4. erneut Lächeln - ein kleines Lächeln im Herzen, im G.eist, in den Augen und ein kleines Buddha-Lächeln auf den Lippen erleichtert es, eine schnelle und geschmeidige Aufmerksamkeit zu haben.

    5. Zurückkehren - Mit diesem aufgerichteten, positiven und entspanneten G.eist kehrt man nun zum M.editationsobjekt zurück

    6. Wiederholen - sobald man bemerkt, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr beim Objekt ist


    Falls man pro Meditationssitzung nun 50 Mal abgelenkt wird, so ist es eine gute Sitzung, wenn man es 50 Mal bemerkt, loslässt, entspannt und zum Objekt zurückkehrt. Schlecht wäre es, wenn man es bemerkt, dann aber einfach weiter bei der Ablenkung bleibt. Was heisst schlecht, es ist dann einfach keine Meditation mehr.


    Wenn du es also nochmal mit der Aufmerksamkeit beim Atem versuchen möchtest, und dabei genau die Anweisungen des Buddha befolgen solltest, wirst du merken, dass aufgrund der Meditation keine Kopfschmerzen oder ähnliches entstehen werden, da der Buddha lehrte, den Atem nur wahrzunehmen und die Spannungen zu lösen.


    Wenn nun gesagt wird, dass man mit der Aufmerksamkeit so lange bei der Ablenkung bleiben soll, bis die Ablenkung verschwindet, so macht das keinen Sinn. Denn die Aufmerksamkeit lässt die Ablenkung wachsen.

    Auch keinen Sinn macht es, nach der Ablenkung gleich zum Objekt (z.B. Atem) zurück zu kehren, weil man dann die Spannung beibehält.


    Wenn der G.eist gesammelt, ruhig und klar wird (s.amatha), dann werden durch direkte Beobachten Einsichten möglich (v.ipassana). S.amatha und V.ipassana gehen Hand in Hand, sonst geht die buddhistische Meditations-Gleichung nicht auf.


    Ich bin hier jetzt nicht auf alles eingegangen. Zum Beispiel wie wichtig(!) für die erfolgreiche Meditation Grossherzigkeit (D.ana) und tugendhafte Lebensweise (S.ila) ist. Falls du Fragen hast, immer her damit, hier im Thema oder privat :)


    Alles Gute,

    Mirco




    ¹ z.B. im Anapanasati Sutta, anapanasati-ger-2006.pdf

    ² besonders im Kopf-Bereich

  • Hallo Dan,


    ich hoffe, du liest noch mit bzw. es geht dir gut.


    Für mich ist der Buddhismus eine große Unterstützung von der Lehre her, von den Möglichkeiten der Praxis und es ist ein Austausch möglich hier auf dieser Plattform, denn ich sonst nirgendwo habe.


    Du fragst ja nach Tipps. Ich würde einfach mit sehr leichten Entspannungsübungen bzw. Meditationen beginnen, vor allem wenn du unruhig bist, weil wenn man unruhig ist, ist es ganz schwer zu meditieren oder zu entspannen.


    Wenn es einen Weg gibt bzw. deine "Erkrankung" - Schlafmangel, Unruhe oder was auch immer - irgendwie anders als mit Medikamenten zu bekämpfen wäre, dann würde ich da ansetzen. Der Buddhismus mag kein Heilmittel für Alles sein, aber er ist mehr als ein Angebot für alle Menschen, egal welche Probleme sie haben ihr Leid deutlich zu mindern.


    Die Lehre geht ja weit über das Meditieren hinaus und bietet sehr viele Möglichkeiten dein Leben nachhaltig in eine gute Richtung zu entwickeln, weil du die Dinge im Idealfall anders zu sehen beginnst und sich Probleme lösen.


    Gut, sofern du noch mitliest, wünsch ich dir, dass es dir gut geht bzw. du positive Fortschritte machst und die Beiträge der verschiedenen Standpunkte bzw. Menschen hier für dich eine Form von Hilfe waren, LG Son