Heute Morgen konnte ich schon beim Frühstück lesen, dass es kein Selbst gibt. Im Feuilleton der NZZ wurde nämlich dieses Buch rezenssiert:
Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Aus dem Englischen von Thomas Metzinger und Thorsten Schmidt. Berlin-Verlag, Berlin 2009. 378 S., 26,00 Euro.
In Auszügen aus der Neuen Zürcher Zeitung, 16.01.10
"Die wichtigste der Fragen, die Metzinger auf den annähernd dreihundert Seiten zu beantworten versucht, lautet in etwa: Wie kommt es zu so etwas wie einem «ganzheitlichen Ichgefühl»? Die Antwort darauf: Das menschliche Gehirn bewerkstelligt es, dass seine Träger Bewusstsein und Selbstbewusstsein haben, dass sie sich fühlen, als hätten sie ein Selbst, ein Ich.
Das aber haben sie in Wahrheit gar nicht: «Ganz im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen glauben, war oder hatte niemand je ein Selbst.» So sagt uns Menschen schon der zweite Satz der Einleitung des Buches, dessen Untertitel eine Theorie dessen, was es gar nicht gibt, in Aussicht stellt: eine «neue Philosophie des Selbst». Woher der Philosoph weiss, dass es «keine einzelne unteilbare Entität, die wir selbst sind», gebe, verrät er an dieser Stelle noch nicht. Das Gehirn schafft also etwas recht eigentlich Unmögliches, wenn es denjenigen, der eines hat, glauben macht, er habe ausser dem Gehirn (und einem Körper) noch etwas, was es «so» gar nicht gibt: ein Selbst, ein Ich, einen Geist oder gar eine Seele. Kein Wunder mithin, dass ein Philosoph, der diesen Gedanken eines «unmöglichen» Gehirns zu denken versucht, innehält und verwundert fragt: «Wie sollen wir mit diesem Gehirn bloss leben?» Gaukelt es uns etwas vor? Gaukelt es uns uns vor, unser Selbst? Das hinwiederum tut es anscheinend nicht. Das bewusste Selbst, so das Fazit des von der Hirnforschung und der Neuropsychologie faszinierten Philosophen, sei «weder eine Form von Wissen noch eine Illusion». Sondern? «Es ist einfach das, was es ist.»
Thomas Metzinger: Das bewusste Selbst sei ein Modell, das vom Gehirn zusammen mit einem Weltmodell erzeugt werde; ein inneres Bild unserer selbst als einer körperlichen Ganzheit, die in das Bild von einer Welt eingebettet sei; eine Simulation, die wir «naiven Realisten» als Simulation nicht durchschauen können, ausser vielleicht in Klarträumen oder in sogenannten ausserkörperlichen Erfahrungen, von denen der Autor manches zu berichten weiss. "
Kongjiazhong