Karma und Palikanon

  • Zitat

    Ob man den Begriff - Erdmaus - von Schuld für zweckmäßig hält, entscheidet nicht über das Schuldgefühl. Es kann evtl. zu einer Verdrängung führen und da Gefühle sowieso unangemessen sind, bezügl. der Frage von Verantwortung von Taten - sollte da schon eher dieser Begriff der Verantwortung verwendet werden.
    Aber ich habe sowieso den Eindruck, dass Verantwortung eher abgewälzt wird und alle pfeifend rum stehen, wenn gefragt wird - wer war das? Aber auch hier gibt es eben immer einen "Letzten, den die Hunde beissen" - und der zahlt, falls er nicht zurück beisst.


    Ja stimmt schon. Ich denke so kann man das schon auch sehen. Dennoch habe ich mittlerweile (bei mir persönlich) festgestellt, dass ich ohne Schuldbegriff und Schuldgefühl besser fahre.


    Zitat

    Der moralische Begriff der Schuld hat mit der christlichen Kulutur wenig zu tun, da gehört vielmehr der Begriff der Sünde hin.


    Mh ja. Naja ich habe schon den Eindruck, dass der Begriff der Schuld typisch für das christliche Verständnis ist, wärend man im buddhistsichen Bereich das Gewicht anders lagert. Aber du hast natürlich schon recht. Der Begriff der Sünde ist passender, wenngleich dieser sehr stark mit dem Begriff der Schuld verkoppelt ist.


    lg
    maus

  • Liebe Erdmaus,
    die Verkoppelung von Sünde und Schuld ist die gleiche wie die von Unwissenheit und Karmaformationen - Voraussetzung für Schuldigwerden ist die Vorstellung von einem Getrenntsein z.B. vom Daseinskreislauf oder auch vom Leben - aus diesem Geist des Getrenntseins handelt man dann und hat eben schlechte Taten oder gute Taten - eher zufällig oder den Umständen entsprechend.
    Aus der Unwissenheit über den Daseinskreislauf und die Wirklichkeit entstehen die Karmaformationen, d.h wie dieser Gestaltungsprozess aktiv und passiv aus der Unwissenheit sich ergibt durch unser Handeln oder Unterlassen.
    http://www.palikanon.com/wtb/sankhara.html
    - die schlechten und guten Taten, eher zufällig und den Umständen entsprechend. Man empfindet sich dann als Spielball - und hat letztlich immer das Bestreben irgendwas in den Griff zu kriegen.


    Schuld"gefühl" ist entweder richtig oder falsch, d.h. das Gefühl entspricht den Fakten oder nicht - aber Schuld ist auch ein unabhängiges Faktum - da hilft mir nicht, wenn ich kein Gefühl dafür habe - im Recht heißt es, Unwissenheit (was eben die Gesetze sind) schützt nicht vor Strafe - ich muss mir eben schon, wenn ich handle, meine rechtlichen Handlungsmöglichkeiten bewusst machen, damit ich nicht schuldig werde. Z.B. als Vereinsvorstand oder als Autofahrer, oder als Beschäftigter - .
    Es kann allerdings durch Erziehung auch speziell in christlichen Elternhäusern ein massives Schuldgefühl eingepflanzt worden sein. Das muss man natürlich auch erst mal "abarbeiten" - in dem Sinne, dass man dieses Karma annimmt und sich eben gründlich damit auseinandersetzt - nicht vorwurfsvoll, sondern tief ergründend.
    Meistens haben solche Eltern ja eine tiefe Angst "was falsch zu machen" und also eine tiefe Angst vor Strafe.
    Sie drohen dann aber ihrerseits mit Strafe - weil sie eben die Erziehungsmethoden, die sie selbst erfahren haben, weitergeben.
    Ich hatte da auch Glück - und habe sehr früh die Widersprüche von Liebe und Angst erkannt.


    In diesem Sinne -
    _()_



  • Hallo Aiko,

    Aiko:
    Hanzze:

    Karma abgeben ist wohl schwer, oder meist du gemeinsam gutes und schlechtes Tun?


    Karma heisst Wille, Tat - und bezieht sich auf willentliches Tun. Die Lasten deiner Taten sind nicht nur dein Karma, sondern auch das deiner Mitmenschen - sprich - du nervst


    Wenn ich mich von etwas nerven lasse vielleicht sogar noch entsprechend negativ reagiere, bin ich selber dafür verantwortlich. Kann doch nicht sagen: "Tut mir leid, das ich ihnen ins Gesicht gespuckt habe, aber ihre Visage nervt mich". Die Verantwortung für mein Handeln kann ich doch nicht abgeben. Jeder ist für seine Gefühle, seine Gedanken und sein Handeln selbst verantwortlich, niemand anders. Ebenso ist niemand dafür verantwortlich, wie jemand anderes auf die eigenen Handlungen reagiert. Wer denkt, dies sei ein Freifahrtschein, Handeln zu können, wie es beliebt, fragt lieber noch mal nach.



    Zitat

    Das ist doch einfach zu verstehen:

    1. du nimmst eine Hypothek auf dein Haus auf und wenn du sie nicht zu deinen Lebzeiten abbezahlt hast, müssen deine Erben das tun.
    2. Oder die Entscheidung des Plagiators - das trägt ja nicht er alleine, sondern seine ganze Sippschaft - und sein Vater hat sich ja auch schon beklagt. Als Tochter heisst es dann immer - ach die von dem - hat der nicht seinen Hut nehmen müssen, weil er ein Plagiat usw.
    3. Heilsame Handlungen sind auch durch die Verantwortung für andere bestimmt.


    zu a) Niemand muß eine Erbschaft annehmen.
    zu b) Nichts zwingt einen Vater dazu, sich zu beklagen. Nichts zwingt eine Tochter dazu, das Gerede der Leute persönlich zu nehmen.
    zu c) Heilsame Handlungen können durch Verantwortungsgefühle anderen Gegenüber motiviert werden, das stimmt. Die daraus folgende Handlung hat nur Einfluß aufs eigene kamma-vipāka.


    Dieses die-Lasten-deiner-Taten-sind-nicht-nur-dein-Karma-sondern-auch-das-deiner-Mitmenschen würde ja bedeuten, dass eine heilsam motivierte Handlung an Wert verliert, wenn sie auf unheilsame Weise von jemandem unterbrochen oder abgelehnt würde. Anderesherum würde eine unheilsam motivierte Handlung durch einenen heilsamen Eingriff zu gutem Kamma für den unheilsam-motivierten führen. Es gibt aber keinen großen Kamma-Topf aus dem wir alle schöpfen oder den wir alle verunreinigen.



    Alles Gute, Mirco :)

  • Was aber auch nicht heißt, das man nicht gemeinsam heilsames oder unheilsames tun kann und das dann auch entsprechend gemeinsam reift.

  • mirco:

    Hallo Aiko,

    Aiko:


    Karma heisst Wille, Tat - und bezieht sich auf willentliches Tun. Die Lasten deiner Taten sind nicht nur dein Karma, sondern auch das deiner Mitmenschen - sprich - du nervst


    Wenn ich mich von etwas nerven lasse vielleicht sogar noch entsprechend negativ reagiere, bin ich selber dafür verantwortlich. Kann doch nicht sagen: "Tut mir leid, das ich ihnen ins Gesicht gespuckt habe, aber ihre Visage nervt mich". Die Verantwortung für mein Handeln kann ich doch nicht abgeben. Jeder ist für seine Gefühle, seine Gedanken und sein Handeln selbst verantwortlich, niemand anders. Ebenso ist niemand dafür verantwortlich, wie jemand anderes auf die eigenen Handlungen reagiert. Wer denkt, dies sei ein Freifahrtschein, Handeln zu können, wie es beliebt, fragt lieber noch mal nach.


    Du bist da ein bißchen spät dran mit deinem Kommentar. Ich hatte einen Scherz mit Hanzze gemacht.


    Zitat

    Dieses die-Lasten-deiner-Taten-sind-nicht-nur-dein-Karma-sondern-auch-das-deiner-Mitmenschen würde ja bedeuten, dass eine heilsam motivierte Handlung an Wert verliert, wenn sie auf unheilsame Weise von jemandem unterbrochen oder abgelehnt würde. Anderesherum würde eine unheilsam motivierte Handlung durch einenen heilsamen Eingriff zu gutem Kamma für den unheilsam-motivierten führen. Es gibt aber keinen großen Kamma-Topf aus dem wir alle schöpfen oder den wir alle verunreinigen.


    Natürlich kannst du ein Erbe ausschlagen - das Haus wird dann einfach dem Kreditgeber billigst übertragen. Dafür gibt es ja die entsprechenden Darlehensklauseln. Du kannst überhaupt einen radikalen Schnitt machen, bezüglich deiner Herkunft - das ist das Gehen in die Hauslosigkeit. Mit allen radikalen Konsequenzen.
    Weisst du, wenn man sich im normalen Leben noch nicht mal richtig auskennt, wie soll man denn dann herausfinden, was der WEG ist - so eine Naivität ist das gefundene Spielzeug für selbsternannte Autoritäten, die sich einfach mal so ein Bettlaken um den Körper wickeln und in die Kamera rein grinsen. Kinderkram.


    Also eine heilsam motivierte Handlung hat überhaupt keinen Wert für einen anderen. Das ist nur in deinem Geist und da kannste dann ein gutes Gefühl haben - mehr aber nicht. Eine Handlung, die absichtslos ist und aus der Situation heraus entsteht, ist eine Handlung, die kein Karma gebiert.
    Wenn du vor mir her gehst und deinen Müll auf die Strasse schmeisst, dann ist das keine "gute Tat" - ich kann mich dann ärgern oder dich beschimpfen oder deinen Müll einfach aufheben und in den nächsten Papierkorb werfen.


    DAS alles ist aber nicht mit heilsam oder unheilsam gemeint. Heilsam bezieht sich auf den WEG - deine Tat ist heilsam, wenn sie dich zur Auflösung des Unwissenheit bringt. Und da diese Tat das auch dann auflöst, was dein oder mein oder Ich, oder Selbst bedeutet, führt sie dich dann auch zur Auflösung dieser ganzen Wertfragen oder dieser Rechnerei. Und dann kannst du auch dir solche dusseligen Forendiskussionen ersparen.
    Nach allem, was ich inzwischen von euch Theravada-Mäusen erlebt und erfahren habe - die da in Freising und die da in Berlin - was ist das denn für eine Spielwiese? Ich fass es nicht!


    _()_