Genuss und Kunst, Sukkha

  • Gerade weil der Buddhismus als Asketentum anfing frage ich mich, wie ihr zu Genuss und Kunst als Buddhisten steht.
    Die Grenze vom Genuss zur Abhängigkeit und Sucht sind fließend und daher bringt das Genießen bestimmter Sinneserfahrungen nicht auch Freude im Leben, und ist es nicht sogar gesund sich an bestimmten Dingen (auch Kunst) zu erfreuen ?


    Oder sollte laut Buddhas Lehre, die Entsagung die einzige Freude im Leben sein ?
    Ist vielleicht die Kombination Entsagung und Genuss in einer bestimmten Art wichtig für ein gewisses Maß an maximaler "Freude" oder dem "Sukkha" (pali)


    Im Zen der ja vom Dao beeinflusst wurde, scheint mir Kunst und Genuss eher geschätzt als in anderen Linien.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Wenn man einen mittleren Weg sucht, dann sucht man den Grat jenseits von Anhaften und Ablehnung. Eine gewisse Form von Sich-Enthalten ist da wertvoller, als man so im westlichen Sinne denken würde.
    Wenn man sich nur enthält und alles ablehnt - wie richtig kann das sein?


    Ich finde die Selbstbeobachtung bei Genuss und Genuss von Kunst sehr hilfreich. Hilfreicher, als sich einen Sack über den Kopf zu ziehen und nichts mehr sehen zu wollen. :lol:
    Aber wir im Westen nehmen Genuss und Kunst viel zu wichtig. Wobei es zwei verschiedene Themen, jetzt hier in einem Topf, sind.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich würde die Themen trennen:
    GENUSS allein ist ein weites Feld.
    Und KUNST ebenso.
    LG
    ONDA

  • Onda:

    Ich würde die Themen trennen:
    GENUSS allein ist ein weites Feld.
    Und KUNST ebenso.
    LG
    ONDA


    Dem schließe ich mich an. Und Kunst kann auch aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: Aus der des Rezipienten und der des Kunst-schaffenden, was unterschiedliche Prozesse in gang setzt. Um auf den von mir vermuteten Kern deiner Fragestellung einzugehen, sollte dann der Focus in diesem Thread auf dem GENUSS liegen.
    Grüße, Wusheng

  • wusheng:

    Um auf den von mir vermuteten Kern deiner Fragestellung einzugehen, sollte dann der Focus in diesem Thread auf dem GENUSS liegen.
    Grüße, Wusheng


    Jawoll. Und dann müsste man erst einmal definieren, was "Genuss" ist.
    Manche subsummieren das nämlich ratzfatz unter die "Sinnesfreuden" und denen soll man sich ja - laut Kanon & Theravada-Auslegung - nicht hingeben.


    LG
    Onda

  • Onda:

    Und dann müsste man erst einmal definieren, was "Genuss" ist.
    Manche subsummieren das nämlich ratzfatz unter die "Sinnesfreuden" und denen soll man sich ja - laut Kanon & Theravada-Auslegung - nicht hingeben.


    LG
    Onda


    :D Dem "Genuss" auch nicht, Onda. Hingeben nicht. Auch mit schönen Definitionen kommst du da nicht raus. :lol:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich les jeden morgens ein Haiku von Issa und es stimmt mich auf den Tag ein.
    Ich hab Kalligraphien, Buddhastatuen.
    Ich spiel gern Xiao (einem Shakuhachi-Vorläufer.)


    Und ist Buddhismus nicht voller Kunst?


    Wer von euch keine Buddhastatue hat, werfe den ersten Stein.
    Es gibt das Gohonzon und Nembutsu-Kalligraphien.
    Es gibt Thangkas.
    Gesungene Rezitationen. Mantras. Gongs. Glocken. Trommeln.
    Blumen, die im Andachtsraum hergerichtet werden.
    Zengärten.
    Die Fu-Schule des Zen, in der Shakuhachi-Spiel im Mittelpunkt steht.
    Rituelle Tänze.
    Großartige Tempelbauten. Stupas.
    Sandmandalas.
    Ist nicht auch das Avatamsaka-Sutra Kunst? Oder das Dhammapada?
    Sind all die Dichter, Issa und Basho und der 6. Dalai Lama, vom Buddhismus abgefallen?

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Ok,
    ich würde Genuss definieren mit: " Ein Ding, Ansicht, Reiz, welcher Freude im Körper/Geist verursacht"


    Aber auch Kunst müsste definiert werden, in der Natur findet man nichts objektiv, was als Kunst gelten könnte.
    Ist Kunst nicht auch subjektiv ?
    Für mich ist Kunst auch eine "Freude/Erhabenheit aufgrund eines Dinges/Reizes"


    Genuss+ Kunst wäre z.B. ein Bild, dessen Formen meinen Geist/Körper erfreuen durch den Sinneseindruck.


    Oder gibt es auch Kunst die nicht "erfreut" ? Würde man subjektiv so etwas als Kunst bezeichnen?
    Wäre es z.B. etwas Ekliges, faszinierendes, dann wäre die Faszination daran auch wieder einer Art Freude oder so etwas.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)


  • Kunst ist subjektiv an Kreativität oder Betrachtung (in einem weiten Sinn) gebunden. Kreativität ist immer ein aktiver Prozess. In der Psychologie gibt es interessante Forschungen über das Wirken des Unterbewußtseins in solch einem Prozess, vgl. z.B. CARL GUSTAV JUNG. Im Chan-Buddhismus wird Versenkung und Gegenwärtigkeit geübt z. B. in der Kalligraphie. Dabei geht es immer nur um den Moment des Schaffens, nicht um das Schaffen eines Objekts, das der Betrachtung dienen soll. Sukkha ist nicht das, was ereicht werden soll.
    Gruß, Wusheng

  • Mabuttar:

    Ok,
    ich würde Genuss definieren mit: " Ein Ding, Ansicht, Reiz, welcher Freude im Körper/Geist verursacht"


    Genuss ist ein mentaler Vorgang. Er ist nicht identisch mit der "angenehmen Empfindung". Er ist eine spezifische Haltung der angenehmen Empfindung gegenüber. Eine Haltung des annehmenden Gewahrseins.


    Zitat

    Aber auch Kunst müsste definiert werden,


    Leider gibt es keine allgemein anerkannte Definition von Kunst...
    Ich halte es dennoch für notwendig, den "Kunstgenuss" vom profanen sinnlichen Genuss abzugrenzen.


    LG
    Onda

  • meditation und kunst erschaffen ergänzen sich ideal, soviel ist sicher. die fähigkeit sich entspannt treiben zu lassen kann für einen künstler von grosser bedeutung sein.


    lg zenbo

  • zenbo:

    meditation und kunst erschaffen ergänzen sich ideal, soviel ist sicher. die fähigkeit sich entspannt treiben zu lassen kann für einen künstler von grosser bedeutung sein.


    lg zenbo


    Das unterschreibe ich sofort und werde mich mal wieder meinem Thread "Wushu-Chan, wie praktisch..." zuwenden. Freue mich schon darauf, wie es auf Grund des martialischen Ansatzes wieder zerissen wird. Who feels it, knows it...
    Guts Nächtle!
    Wusheng

  • "Befreiung" meint halt nicht "Existenz als Deva" (Metapher), obgleich letzteres von vielen als Ziel miss-verstanden wird, deswegen auch das ganze "Glücks-Gefasel". Das Streben der Menschen neigt sich halt bevorzugt der "Existenz als Deva" zu, ganz einfach deswegen weil diese der "Natur" des Menschen "näher liegt" (siehe metaphorische "Daseinsebenen") als Befreiung.


    Aber man soll sich nicht täuschen, denn es gibt keinen anderen Weg zur Befreiung als den durch alle Daseinsebenen "hindurch". Genau so, wie es der Buddha gelehrt hat ... eine nach der anderen (womit weder eine Aussage zu "Zeit" noch zu "Dauer" impliziert wird). Wenn man dies verstanden hat, dann kann man nur noch daran scheitern, dass man die "Daseinsebenen" (irreführender synonymer Begriff "Versenkungsstufen") falsch versteht. Viele Kommentare und Abhidhammas tun wahrlich "ihr Bestes", damit sie falsch verstanden werden und so sind die vielerei Obsessionen bzgl. "Jhanas" und "Versenkungsstufen" eine häufige Folge.
    Aber warum sollte man die "Daseinsebenen" richtig verstehen können, wenn man nicht mal das "12-gliedrige" abhängige Entstehen richtig versteht? Auch hier tun Kommentare und Abhidhammas mit ihren 3-Leben-Theorien "ihr Bestes" um Verwirrung zu bewahren.


    Grüße
    TM

  • Mabuttar:

    Gerade weil der Buddhismus als Asketentum anfing frage ich mich, wie ihr zu Genuss und Kunst als Buddhisten steht.
    Die Grenze vom Genuss zur Abhängigkeit und Sucht sind fließend und daher bringt das Genießen bestimmter Sinneserfahrungen nicht auch Freude im Leben, und ist es nicht sogar gesund sich an bestimmten Dingen (auch Kunst) zu erfreuen ?


    Es kommt sicher darauf an, was jeweils konkret unter Genuss und Kunst verstanden werden soll. Beispielsweise könnte jemand das Dhamma als 'buddhistische Kunst' verstehen:


    Zitat

    "Er erwägt: 'Ich bin von vollkommener Zuversicht in Bezug auf das Dhamma erfüllt', und er wird davon begeistert, er wird vom Dhamma begeistert, er erlangt Freude im Zusammenhang mit dem Dhamma. Wenn er froh ist, steigt Verzückung in ihm auf; bei einem, der verzückt ist, wird der Körper still; einer, dessen Körper still geworden ist, empfindet Glück; bei einem, der Glück empfindet, wird der Geist konzentriert." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m007z.html)


    Grundsätzlich kann ich aber aus bisheriger Erfahrung diesem hier zustimmen:


    Zitat

    "Aber wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und wenn er die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, dann wird er nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m014z.html)


    Mabuttar:

    Oder sollte laut Buddhas Lehre, die Entsagung die einzige Freude im Leben sein ?


    Es kommt auch darauf an, was unter 'Entsagung' verstanden werden soll:


    Zitat

    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung eintritt, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und darin verweilt, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Er könnte denken: 'Ich verweile in Selbstentsagung [2].' Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen [3] 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m008z.html)


    Mabuttar:

    Ist vielleicht die Kombination Entsagung und Genuss in einer bestimmten Art wichtig für ein gewisses Maß an maximaler "Freude" oder dem "Sukkha" (pali)


    Möglicherweise:


    Zitat

    "... Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte , überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so? Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m075z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot