Zweite Chance oder nicht?

  • Guten Morgen GaliDa68
    Du hast Deinen Standpunkt gut erklärt, dem gibt es nichts hinzuzufügen. Akzeptiert, aber ich bleib bei meiner Sichtweise.
    Das sollte uns aber nicht zu sehr trennen, gelle? ;)
    Have a nice day + LG,
    Wusheng

  • Lieber Wusheng,


    natürlich trennt uns das nicht. :D


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Liebe Losi,


    ich lehne die Sutren nicht ab. Ich erspare mir nur nicht, über alles selber nachzudenken. Damit erhebe ich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Meine Einsichten ändern sich ständig und gelten erst mal nur für mich jetzt. Wenn ich mit Zitaten käme oder einem "da steht das aber so drin", würde mir mein Chan-Lehrer das um die Ohren hauen. Er sagt, lesen könne er selbst. }:-)


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • *Hahaha*
    Bei uns wird das Herzsutra als so wichtig angesehen, dass es immer vor Veranstaltungen gelesen wird. Daher kenne ich es.
    Ich lasse es wirken und nehme es in meinen Alltag mit. Zum “das steht da aber geschrieben!“ brauche ich es nicht.


    Ich wusste gar nicht, dass Du Zen machst, Knochi. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ja, liebe Losi, ich fahre zweigleisig (mindestens). Die Richtung ist ja die selbe. Ich bin nicht dafür geschaffen für nur ein Gleis (das ist nicht wertend gemeint) und ich kenne es nicht anders, das hat in unserer Familie Tradition.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Wie wäre es mit gar nicht erst regreifen? Dann braucht man sich über so etwas auch gar nicht erst den Kopp machen.


    Wer oder was ist denn da gekränkt beleidigt? Wer oder was "maßt sich an" eine 2. Chance überhaupt geben zu können. :)


    Hier sollten/können die Brahmaviharas wieder greifen .... meine Meinung.


    Mitgefühl ...... dieser "andere" Mensch kommt auch ob G.H.V. nicht aus seiner Haut raus.
    Metta ... Güte mit sich selber und dem anderen.


    Zu meinen einem keine "2.Chance" geben zu können, führt nur zu eigenem Leid (dukkha). Will man leiden? Nein. Warum tut man es dann?


    Weil man ergreift, weil das Ego berührt wird, weil der atta-Gedanke soooo stark ist.


    Und drittens ..... in 10 Jahren kräht kein Hahn mehr danach. Wenn nicht sogar schon früher.


    Da wären sie wieder meine drei "Probleme" :). Anicca, dukkha, anatta.


    Darüber zu kontemplieren soll angeblich helfen gelassener, gleichmütiger und geduldiger mit sich und anderen gegenüber zu werden.


    Ein lächeln versetzt oft mehr Berge (bei sich selber und anderen) als nachtragender Zorn.


    Mit Metta
    Kusala

  • Liebe Kusala,
    das mag für manche Beleidigungen und so weiter gelten, aber ansonsten ist Deine Herangehensweise - obwohl buddhistisch korrekt - mir zu oberflächlich. Auch ich kann heute so darangehen und nicht ergreifen. Dennoch bleiben bestimmte Handlungsweisen nicht ohne Konsequenzen - z. B. wenn mein Mann mich schlagen sollte.
    Ansonsten bräuchte es ja auch keine Regeln und Gelübde für Mönche und Nonnen (nur mal son Beispiel von mir ;) ). Wenn die dagegen verstoßen, müssen sie doch wohl gehen oder kriegen sie bei schweren Verstößen sofort ne 2. Chance?
    Dass ich persönlich dazu einen Abstand halten kann und meine Zuneigung deswegen nicht unbedingt in Verachtung umschlägt, ist doch lediglich ein Zeichen gelebter Gelassenheit.
    _()_ Monika


  • Hallo Knochensack,
    du magst folgendem Satz vielleicht nicht folgen können, dennoch ist er die Essenz jeglicher Lehre:
    Heilung kann nur durch Liebe erfolgen. Verzeihen ist ein Akt der Liebe, ein Akt der Gnade und ein Akt der Befreiung. Was du da beschreibst ist nicht das wirkliche "Verzeihen" sondern ein rationales Abwägen, eine Kränkung nicht weiter verfolgen zu wollen.
    Gruß
    Bishafu

  • Lieber Bishafu,


    das klingt wohl so für Dich. Für mich ist es aber ohne eine liebevolle Haltung nicht möglich heil zu werden, zu gesunden.
    Vielleicht kommt es nicht klar genug rüber, was ich meine?
    Ich versuch es noch einmal…
    Die Heilung, das ist etwas, das hat nur mit mir zu tun. Das Verzeihen hingegen ist für mich ein Mini-Drama: Zwei Parteien begehen den Akt des Verzeihens.
    In meiner Heilung ist das Potenzial für dieses Drama vorhanden, wird darin aufgebaut, es fehlt aber immer noch der andere Darsteller.
    Findet dieses Drama nicht statt, so bedeutet das nicht, dass ich noch etwas nachtrage oder Groll hege. Ich kann zutiefst verstehen. Um zu verzeihen muss ich noch nicht geheilt sein. Ich kann sogar noch Restgroll in mir tragen. Das Drama des Verzeihens kann während meines Heilungsprozesses stattfinden, danach oder – mangels Partner – überhaupt nicht. Es kann meine Heilung beschleunigen, ist dafür aber nicht unbedingt notwendig. Für mich ist Verzeihen ein formaler Akt, eine formalisierte Handlung innerhalb einer Beziehungsheilung. Es braucht Sender und Empfänger, Geber und Nehmer, Bittenden und Gewährenden: "Ich verzeihe DIR – ich bitte DICH um Verzeihung". Vielleicht bin ich ja nur eine Korinthenkackerin … :D


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • monikamarie:

    Dennoch bleiben bestimmte Handlungsweisen nicht ohne Konsequenzen - z. B. wenn mein Mann mich schlagen sollte.


    Man muss ja da nicht mit machen. Man kann ja gehen, ja sogar Anzeige erstatten und die weltliche Gerichtsbarkeit walten lassen.
    Man kann auch versuchen Einfluss zu nehmen und ein Antiagressionstraining anregen.
    Auf jeden Fall hat dieser Mann wie jedes Wesen Mitgefühl verdient. Denn wenn einer schlägt..... geht es ihm dann gut oder eher nicht?


    Es bleibt auch immer wieder jedem seine eigene Entscheidung mit welchen (heilsamen und unheilsamen) Wesen man sich umgibt.


    Die 2. Chance bekommt er trotzdem indem ("meine") wohlwollenden und verstehenden Gedanken bei ihm sind.


    Der Gedanke ist die Tat.


    Ist ein wenig schwer zu erklären :)


    Ich erinner nur an Aṅgulimāla


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Liebe Kusala,


    ich misch mich mal ein …
    Ja, diese Chance bekommt jeder immer wieder von mir, tausendmal.
    Aber ich vermute, dass der Fragesteller auf etwas anderes hinaus wollte. (Achtung: Das VERMUTE ich).


    Ich selbst gehe davon aus, dass es sich um schwerwiegende Ereignisse handelt, nicht um das hunderteinte Mal Falsches-Ausdrücken der Zahnpastatube (so was zählt für mich lediglich zu meinen eigenen Übungen in puncto Gelassenheit und Toleranz – da gibt mir der Andere immer wieder die Chance zu üben …). Und bei den schwerwiegenden Ereignissen finde ich, sollte man sich die die Frage stellen, wie oft man das mitmachen will und ob das nicht das Ergebnis einer ganzen Reihe von Überschreitungen ist, und jede weitere Toleranz zu einer weiteren Eskalation führen wird und die Spirale immer weiter nach oben schraubt. Ich selbst ziehe da eine klare Grenze, selbst wenn es mich vor Schmerz, Angst usw. zerreisst. Damit leugne ich beim anderen nicht die Möglichkeit einer Änderung, sondern trage nur meinen Teil der Verantwortung – das kann sich auf meine momentane Befindlichkeit auch unangenehm auswirken. Manche nennen das "Konsequenzen ziehen". Meist trägt es dazu bei nicht in Groll zu verfallen usw.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Kusala:


    ...
    Auf jeden Fall hat dieser Mann wie jedes Wesen Mitgefühl verdient. Denn wenn einer schlägt..... geht es ihm dann gut oder eher nicht?


    Wer hat das denn in Abrede gestellt? Ich hätte genau dieses Mitgefühl, könnte u. U. sogar sein Verhalten verstehen. Ich spreche doch eher für das Verzeihen. Nur Deine Äußerung


    Zitat

    Wer oder was "maßt sich an" eine 2. Chance überhaupt geben zu können. :)


    hat mich zu meinem letzten Beitrag eingeladen. Ich maße mir an, mit einem Mann nicht zusammenleben zu wollen (also keine 2. Chance), der gegen mich gewalttätig geworden ist, obwohl ich Mitgefühl mit ihm habe, ihn vielleicht sogar noch liebe und verstehen kann.


    Zitat

    Es bleibt auch immer wieder jedem seine eigene Entscheidung mit welchen (heilsamen und unheilsamen) Wesen man sich umgibt.


    Eben, nur wissen Viele von uns nicht Alles zu Anfang unseres Lebens ...


    Zitat

    Die 2. Chance bekommt er trotzdem indem ("meine") wohlwollenden und verstehenden Gedanken bei ihm sind.
    Der Gedanke ist die Tat.


    Wenn Du das so siehst, sag ich "Ja" dazu. Diese "merkwürdige" Chance hat jede/r, sogar ein Mörder. Aber 2. Chance bedeutet für mich, noch mal dasselbe auf Anfang. Und nicht einfach nur gedanklich wohlwollend und verstehend.
    Aber wenn das für Dich dann schon die Tat ist, dann gibt's ja kein Problem damit.
    Siehe hierzu auch nochmal:


    http://www.buddhaland.de/viewt…1&t=7520&start=15#p134810


    _()_ Monika

  • Liebe MM,


    da alles der stetigen Veränderung unterliegt, gibt es eh keine Wiederholungen (noch mal das gleiche wie zuvor).
    Nichts wird wie zuvor. Nichts bleibt wie es ist.


    Deswegen, was bedeutet "2.Chance geben"?


    Manche Dinge kann man nicht (wörtlich) erklären :) Zumindest ich nicht ..


    Deswegen lass ich es nun


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Zitat

    Kusala: Liebe MM,
    da alles der stetigen Veränderung unterliegt, gibt es eh keine Wiederholungen (noch mal das gleiche wie zuvor).
    Nichts wird wie zuvor. Nichts bleibt wie es ist.


    Tja, was soll ich schreiben?
    Unverstanden, Nicht verstanden oder geteiltes Leid ist halbe Leid?
    Ich weiß was und wie, wodurch bedingt Du liebe Kusala was als wie meinst.
    Gib bitte nur obacht, das Du den Weisheitsaspekt nicht [zu sehr] überbetonst.
    Alle fühlenden Wesen sehnen und wünschen sich [für sich] Glück, nicht eins will wahrhaft und wirklich leiden. :idea:


    Dein dhammabruder



    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema

  • Dorje Sema:

    Alle fühlenden Wesen sehnen und wünschen sich [für sich] Glück, nicht eins will wahrhaft und wirklich leiden.


    Sach ich doch :)


    Liebe Grüße
    Kusala