Beiträge von dermatze

    Eine spannende Frage - hat mich auch immer interessiert. Man könnte darauf wie immer antworten "finde es selbst heraus". Andererseits ist es keine Geheimlehre. In der Buddhismus-Ecke des Buchladens findet man zahlreiche Erklärungen großer Meditationslehrer, von Theravada bis Vajrayana, von Medizinern bis Psychologen.


    Die spirituelle Antwort (neben diversen wissenschaftlichen) für mich ist zur Zeit: über die Meditation erfahre etwas über die Natur des Geistes. Bedeutet: mir wurde mit der Zeit klarer, dass hinter meinen Gedanken und Emotionen noch etwas anderes ist. Manche sprechen hier vom Beobachter. Etwas in mir, das die Gedanken und Emotionen beobachtet, wie sie kommen und gehen ohne selbst Teil davon zu sein. Das ist an sich natürlich auch ein Gedanke. Aber es hat auch niemand verboten, während der Meditation Gedanken über das gerade Erlebte zu haben. Und hinterher sowieso.


    Je mehr ich den Beobachter bemerkte, desto mehr empfand ich eine ungewohnte Ruhe und Gelassenheit. Ich bekam zum ersten Mal eine Idee davon, dass mein Wesenskern nicht der Gedankenschwall ist, den ich bei der Meditation beobachten kann. Sondern etwas, das ohne meine Bewertungen existiert. Da ich nicht erleuchtet bin, kann ich nur ahnen, dass dieser Teil von mir jenes Ego-lose Selbst ist, das letztlich auch Leid überwindet. Das hätte man mir vorher sagen kann, ich hätte es intellektuell verstanden. Aber es zu erfahren ist etwas anderes.


    Der wissenschaftliche Ansatz ist umfangreich, ich kenne da nur Ausschnitte. Neue Nervenbahnen werden entwickelt, die normalerweise kurze Leitung zwischen äußeren reizen und emotionaler Reaktion wird verlängert. Das unterstützt mindestens mal die Aussage, dass die Einsicht beim Meditieren Zeit braucht. Denn auch die neuen Nervenverknüpfungen brauchen Zeit um sich zu festigen.

    MonikaMarie1:

    Hallo dermatze,
    was ist gerechte Wut?
    Erfüllt sie einen Sinn und wenn ja, welchen?
    _()_


    "Gerechte Wut" war eine Umschreibung dafür, dass jemand eine Rechtfertigung für seinen verletzenden Schreibstil sucht. Im Sinn von:

    Zitat

    Wenn der andere die Sicht der Überlieferungen nicht anerkennen will, muss ich ihm hier auch mal eins auf den Deckel geben.

    nibbuti:


    Ich denke auch, dass man an das Dhamma & die Praxis des Buddha persönlich herangehen sollte, sowie die persönliche Geschichte des Gesprächspartners einbeziehen.


    Volle Zustimmung, das wäre wirklich hilfreich. Wenn ich jemanden ernst nehme (im Sinn von "den anderen wahrnehmen als wertvollen Menschen, der genau wie ich nicht verletzt werden will"), wird sich der andere mir mehr öffnen können. Dann ist er auch empfänglicher für meine Meinung.


    Es gibt Situationen, wo das anders ist. Wenn von vornherein ein großer Unterschied im Status zwischen beiden besteht. Und derjenige mit dem tieferen Status das anerkennt. Oder anerkennen muss. Schüler und Lehrer. Diktator und Unterdrückter. Guru und Anhänger. Eltern und Kinder.


    Nur in einem Internetforum habe ich nicht erlebt, dass sich Mitglieder selber einen untergeordneten Status zuweisen und sich herablassend belehren lassen. Man schaltet lieber auf Durchzug. Oder man schlägt zurück.


    Wenn also die Belehrungen des einen Mitglieds (z.B. jemand der sich aufgrund langer Praxis oder vieler Beiträge für berufen sieht, andere in barscher Art zu belehren) beim anderen gar nicht ankommen, was bleibt dann von der Belehrung?


    Meiner Meinung nach bleibt dieses: die Befriedigung des Egos.


    Wenn ich ich mich selber hinterfrage, mit welcher Intention ich viele Beiträge in meinem Foren-Leben geschrieben habe, dann kann ich erkennen: Ich schrieb sie oft nicht, weil mir der andere in dem Moment am Herzen lag. Sondern weil ich mich für kurze Zeit gut fühlte, meine Ansichten den anderen vorzusetzen. Mir gefiel es, für den Moment im Mittelpunkt zu stehen. Und dabei zu denken: "du bist doch ein ziemlich cleverer Mensch. Was du da wieder geschrieben hast. Wie du da wieder die Denkfehler in den Beiträgen der anderen herausgepickt und bloss gestellt hast: Klasse!" Streng genommen trifft das irgendwo auch auf diesen Thread zu. Ich versuche allerdings dabei andere persönlich nicht mehr zu verletzen.


    Um auch den Palikanon zu zitieren:

    Zitat

    265. Wie empfindet ein Mensch Mißachtung infolge des Gebens?


    Da gibt einer einem anderen das Nötige an Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und die für Krankheiten nötige Arznei. Er aber denkt: 'Ich bin der Geber, dieser der Empfänger,' und infolge des Gebens mißachtet er ihn. So empfindet ein Mensch Mißachtung infolge des Gebens.

    Ji'un Ken:


    FelidaeCat sucht ein Mittel zum Zweck. Sie wird es mit autogenem Training oder anderen ähnlichen Übungen gut erreichen. Dazu braucht es keine buddhistische Meditation.


    Buddhistisch motivierte Meditation wäre eine Sache. Aber hat es einen bestimmten Grund, dass du Meditation wie MBSR u.ä. nicht empfehlen willst?

    Beim Stöbern in diversen Threads hier ist mir ein Muster aufgefallen. Möglicherweise geht es anderen auch so:


    Oft arten Diskussionen in Auseinandersetzungen aus, bei denen man sehr kompromisslos auftritt, weil man sich durch den Palikanon und andere Schriften im Recht sieht. Im Sinne von "ich brauche gar nicht auf dich einzugehen, denn ich reiche dir hier ein Zitat. Das sollte genügen, damit du erkennst: ich habe Recht."


    Es geht mir nicht darum, ob derjenige wirklich im Recht ist. Meine Sicht des Buddhismus ist: die Überlieferungen weisen den Weg, aber ich muss ihren Wahrheitsgehalt letztlich erfahren um sie mir zu eigen machen zu können.


    Es geht mir daher nur um die Art und Weise. Es erscheint mir nicht klug, andere harsch anzugehen. Auch nicht im Sinne einer "gerechten Wut". "Wenn der andere die Sicht der Überlieferungen nicht anerkennen will, muss ich ihm auch mal eins auf den Deckel geben."


    Ich halte das nicht für klug, weil es zunächst zu unangenehmen Emotionen und Zänkereien führt. Wenn ich überheblich, herablassend, provozierend, ausfallend werde, dann wird sich der andere verletzt fühlen und den starken Impuls spüren, sich zu verteidigen. In diesem Zustand ist es ihm kaum möglich, mir Recht zu geben.


    Meine Argumente, seien sie auch noch so gut durch Schriften untermauert, gehen ins Leere.


    Wäre es nicht aus Sicht eines klugen Buddhisten besser, dem anderen mit Werten wie Sanftheit und Mitgefühl zu begegnen? Auch wenn ich meine, dass er gerade falsche Ansichten hat? Thich Nath Hanh (den mancher hier vielleicht nicht ernst nimmt), hat in dieser Hinsicht sinngemäß etwas kluges gesagt:


    Wenn ich mit jemandem verhandele, versuche ich ihm zuerst ernsthaft zuzuhören. Wenn ich mir erlaube zu verstehen, wo und wie er leidet, dann entwickle ich echtes Mitgefühl. Dann erst ist die Offenheit da, um auf die Argumente des anderen einzugehen. Ich lasse mich nicht mehr durch die Sucht des Egos nach Abgrenzung und Streit leiten. Der andere muss nicht mehr verlorenen Stolz fürchten, wenn er ein Argument von mir als richtig anerkennt.

    Sukha:

    Im Theravada geht man von der Allwissenheit des Buddha aus. Zitat: "Da wo sich mein Geist hinneigt, das werde ich wissen"
    Das zeichnet ihn gegenüber dem Arahat aus. Nicht jeder Arahat kann z.B. auf seine Vorleben zurück blicken. Ein Buddha schon.
    Nicht jeder Arahant hat magische Fähigkeiten. Ein Buddha schon. Usw., usf.
    Was ein Arahat aber auch nicht hat, ist Neu-Gierde.


    Verstehe, dieser Quelle nach hat ein Buddha Allwissenheit. Mir scheint Elvirals' Einschätzung verständlicher: für Allwissenheit sei "unser Hirn nicht ausgelegt, das kann es nicht bewältigen". Wissen tue ich weder das eine noch das andere. Glücklicherweise ist das auch nicht Kernpunkt der Lehre. Das wichtigste im Hinblick auf Erleuchtung bleibt für mich die Befreiung vom selbst geschaffenen Leid.


    Zitat

    Er wird z.B. kein Studium der Naturwissenschaften beginnen. Wozu auch?


    Befreit sind beide, der Arahat und der Buddha aus dem Daseinskreislauf und
    mehr als aus dem Dasein auszusteigen, Nibbana zu "realisieren" braucht es doch nicht mehr oder?


    So gesehen braucht es nicht mehr. Wer sich einer Richtung zugehörig fühlt, in der sowohl die Erleuchtung zu Lebzeiten, als auch die Entscheidung als Bodhisattva wieder geboren zu werden möglich ist, um anderen auf dem Weg zu helfen, der kann ein reges Interesse an der Welt behalten. Nicht im Sinne eines naturwissenschaftlichen Studiums. Wenn zahlreiche buddhistische Mönche sich heute an Studien und Konferenzen über die Möglichkeiten von Meditation beteiligen, dann ist das für mich eine Art Neugierde. Oder, wenn dieses Wort stört, nennen wir es "reges Interesse". Zum Wohle der anderen.

    Ellviral:

    [
    Für das was Du da beschreibst ist unser Hirn nicht ausgelegt, das kann es nicht bewältigen.


    Ja dann sind wir soweit ja derselben Ansicht.


    Vielleicht hab ich das ungünstig formuliert. Meine Idee ist: Ein Mensch ist deswegen erleuchtet, weil er die Ursache des Leidens erkannt hat. Nicht allein intellektuell, sondern durch praktizierte Einsicht. Sein Verstand kann ihm nicht mehr eine andere Wirklichkeit vorspielen, als sie tatsächlich ist. Dadurch bewertet er die Dinge nicht mehr mit "gut" und "schlecht". Auch dreht sich sein Denken nicht mehr vorrangig um Vergangenheit und Zukunft, die im Jetzt nicht beeinflussbar sind. All dies führt dazu, dass die Dinge nicht mehr als leidvoll erfahren werden. Und er spürt sich als Teil der Gesamtheit aller Dinge, nicht mehr als von den anderen abgetrenntes Individuum.


    Was ich dagegen nicht annehme ist, dass ein Erleuchteter zum Zeitpunkt der Erleuchtung ein gottgleiches Wissen erhält.


    Daraus ziehe ich das Fazit: Ein Erleuchteter kann reges Interesse an der Welt behalten. Er weiss keineswegs schon alles, bspw. was andere Menschen tun werden. Da er ihr Tun aber nicht mehr durch die Brille seiner Bewertungen verschleiert, kann er viel offener sein, und alles wird spannender.

    MonikaMarie1:
    dermatze:


    Dieser zweiten Definition nach ist Neugierde nicht negativ emotional belegt.


    Na, dann bin ich ja beruhigt. :lol:


    Bitte lass uns das nicht in so eine zynische Diskussion ausarten lassen, in der wir andere auslachen und sie von oben herab belehren. Ich weiss dass, alles was ich zu einem Thema wie Erleuchtung sage, nur meine Vermutung sein kann. Wenn jemand meint, ich sei im Unrecht, ist das für mich in Ordnung. Dann kann man darüber reden und vielleicht etwas mitnehmen.


    Übrigens finde ich deinen Text weiter oben, wo du mich zitierst, ziemlich gut. Deine Aussage liegt auch ziemlich nahe bei meiner, oder missverstehe ich da etwas?

    Sukha:


    Ist das Unachtsamkeit und Plapperei?
    ()


    Wie nützlich sind solche voreiligen und provozierenden Sätze in einer sachlichen Diskussion?


    Sukha:

    Die Frage lautete aber "Neugier=Gier?"
    und nicht z.B. "Interessse = interessieren um zu Kommunizieren".


    Gier ist Gier.


    Wikipedia meint

    Zitat

    Neugier kann ausgerichtet sein auf permanent wechselnde Ereignisse, um dadurch eine Lust an Sensationen befriedigen zu können. Bei dieser Begriffsvariante sind emotionale und motivierende Anteile hoch.
    Ist die Neugier auf ein Interesse an Wissen ausgerichtet, stehen forschungs- oder verstandesmäßige Anteile im Vordergrund.


    Dieser zweiten Definition nach ist Neugierde nicht negativ emotional belegt.

    Sukha:


    Nur ein Hinweis ;) : Was sind die Ursachen für dukkha?


    ()


    Wenn man Neugierde im Sinn von "Gier" versteht, stimme ich dir zu. Wenn man Neugierde im Sinn von "Interesse haben an...", "...spannend finden" versteht, dann sehe ich es anders.

    Losang Lamo:


    Und @ matze: Doch, man spricht von der "Allwissenheit eines Buddha" - vielleicht ist die von anderer Art und Umfang als die von Prof. Dr. Dr. Hc. Klickerklacker, aber man verwendet diesen Begriff.


    Wenn du sagst "man" spreche von der Allwissenheit eines Buddha, dann kann ich dir das gerne glauben. Wichtig ist mir mehr: was bedeutet Erleuchtung? Werde ich damit zu einem gottlgeichen, hellsehenden Super-Einstein, der tatsächlich alles versteht, alles weiss, alle Zusammenhänge unserer Welt kennt? Jede Forschung, jedes Wissen, jeden Gedanken, jeden Winkel der Welt kennt? In meinen Augen eine unnötig mystifizierte Vorstellung von Erleuchtung.


    Macht es nicht Sinn, Erleuchtung im Sinne der Grundaussage Buddhas zu verstehen, nämlich das Beenden des Leides?

    Peeter:
    Zitat


    Wozu sollte er? Er blickt ja absolut durch, also gibt es für ihn nichts Neues mehr. .... .


    die 3 pünktchen hinter dem mehr deuten aber darauf hin, dass es weitergeht ;)


    Man kann auch davor schon ansetzen und fragen: ist es denn wirklich so, dass es nach der Erleuchtung nichts Neues mehr gibt? Eine Annahme: nach meinem Verständnis bedeutet Erleuchtung nicht Allwissenheit.


    Vielmehr die Erkenntnis über die Natur des Geistes, die dazu führt, dass man nicht mehr zwanghaft und leidbringend in Vergangenheit und Zukunft verweilt, was Anhaftung und Sorgen auflöst. Das Leben würde dann sogar umso spannender werden, weil man es nicht mehr wie ein Geblendeter betrachtet. In einer Meditation des 16. Karmapa gibt es den Satz: "alles wird frisch und neu", was das meinem Verständnis nach ausdrückt.

    Raphy:


    Keine Ahnung was ich dazu sagen soll. :D


    War auch nur als Spass gemeint. Wie wir in dieser witzigen Satsang lernen, könnte man statt "coole Sache" auch "fucking good" sagen. Oder ein dutzend weitere Kombinationen dieses schönen Wortes. Transitiv oder intransitiv... :lol:

    fotost:


    Ja, ich habe diese Erfahrung gemacht und leider mache ich sie im Augenblick wieder.


    Danke für die Rückmeldung. Ich bin da ja gerade auf einer Entdeckungstour, versuche den Nutzen von Meditation zu ergründen. Inklusive, aber auch abseits von buddhistischer Praxis.


    Ich kenn die Gedanken, wenn ich schlecht drauf bin, und jemand mir "gut gemeinte" Ratschläge geben will. Gerade weil ich in dem Moment schlecht drauf bin, tendiere ich dazu zu denken: "ach komm, such dir doch jemanders, um deine Ego-Selbstbefriedigung à la "ich großartiger Mensch erkläre dir die Welt" auszuleben.


    Dennoch kommt mir bei deiner Beschreibung der Gedanke: bist du wirklich schon am Ende mit den Möglichkeiten? Ist die Mischung aus Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und Unruhe ein KO-Kriterium für Meditation? Ist das eine Situation, wo es für uns das beste ist zu sagen: "es geht jetzt eben nicht. das ist doch menschlich."?


    Ich will nicht darauf hinaus, dass man sich zwingen soll. Vielmehr darauf, dass gerade in so einer Situation auch Meditation (neben anderen Dingen, um für sch zu sorgen) möglicherweise sehr hilfreich sein kann. Wenn es sich für dich nicht so anfühlt, ist es dann evtl. möglich, dass sich die innere Erwartungshaltung ändern lässt? In depressiven Phasen neigen wir ja dazu, sehr streng mit uns zu sein (was oft zur Gegenreaktion führt, nichts mehr tun zu wollen, weil der innere Druck so hoch ist). Evtl. kann man diese Anspruchshaltung bei der Meditation ändern? Sanfter sein? Negative Gedanken akzeptieren lernen?


    Das sind Ideen aus den Büchern, die ich gerade lese. In der ACT Therapie wird Achtsamkeit ganz gezielt bei Depressionen und Ängsten verwendet (s.a. Anwenderliteratur) . Immer mit dem Ziel, die negativen Gefühle nicht länger "wegmachen" und aussitzen zu wollen, sondern sie akzeptieren zu lernen, ihnen gleichzeitig den Schrecken zu nehmen.


    Bei mir funktioniert das interessanterweise (ich kann das ja auch nur beobachten) ganz gut. Ich empfinde Meditieren sogar als mit das wohltuendste, wenn ich mich unwohl fühle...

    Rasmuss:


    Nein, ist er denn sehenswert..? Kann den Doku-Film "Bhagwan- the movie" empfehlen. Ist aus den 70'ern. Hat ein amerikanischer Journalist im Camp in Oregon gedreht. Ist bei Youtube zu sehen.


    Ja da hab ich auch reingeschaut, die Bilder sind ein tolles Zeugnis aus der Zeit. Guru geht darüber hinaus und lohnt sich bestimmt für dich, wenn du dich für Osho interessierst. Bei Youtube gibt es etwa 40 Minuten aus dem Film (teil 2 und 3, vermutlich fehlen neben Teil 1 noch 4 und 5). Ich hatte ihn darum bei iTunes ausgeliehen.

    Zitat


    Mit der Bhagwan-Zeit im Camp hab ich auch so meine Probleme. Würde das auch als "Sektenzeit" Osho's bezeichnen. Dort ging es ja mehr als kriminell zu.. Waffenkäufe, Drogenhandel, Giftanschläge auf umliegende Lokalitäten, und die totale Überwachung der Bewohner. Das alles geht aber nicht auf das Konto von Osho, sondern der Campleitung Sheyla, die so einen eigenen Staat im Staat errichtet hat. Dafür wurde sie in der Schweiz auch verurteilt.


    Jene Ma Anand Sheela ist eine der beiden Hauptfiguren im Film (die "Sekretärin"), der andere ist Osho's ehemaliger Bodyguard in Poona I. Beide erzählen, wie sie Bhagwan erlebt haben, wobei neben einer kritischen Sicht zurück immer noch eine große Bewunderung für ihn deutlich wird. Bei Sheela ist das umso bemerkenswerter, weil er sie ja in gewisser Weise als Alleinschuldige - was sie bestreitet - an die Behörden geliefert hat, was ihr ein paar Jahre US Gefängnis einbrachte. Danach ging sie in die Schweiz, wo auch das Interview stattfand.


    Soweit ich es rausfinden konnte, ist nicht zweifelsfrei geklärt, dass Osho von den Machenschaften wirklich nichts wusste. Dass er bei allem unbeteiligt war erscheint mir aber unwharscheinlich. Die Rolls Royce hat er ja selber gefordert, um sein Image- Spiel auf die Spitze zu treiben. Dass das Geld dafür dann beim Essen für die Campbewohner gespart wurde hat er, so sagt Sheela, billigend in Kauf genommen.


    Zitat


    Das gibt es hier in Hamburg ja auch. Unter dem Osho- Zentrum ist ein Restaurant- schon mal da gewesen..?


    Nee das Hamburger kenn ich nicht. Ich wohne in Köln deshalb hab ich öfter mal die Gelegenheit hier genutzt. Es ist ein Selbstbedienungsrestaurant, also kein Gourmettempel, aber dafür sehr gesund, lecker, und mit einer angenehmen Atmosphäre. Das Kölner Osho Zentrum ist angeblich nach Poona das größte auf der Welt.

    Rasmuss:
    dermatze:

    Wenn man dann noch die Bilder der Baghwan Jünger aus den 80ern im Kopf hat, zusammen mit den Skandalen der damaligen Zeit (Gewaltausbrüche bei Encounter Gruppen-Therapien, freie Liebe, Vergiftungen von Gegnern, Osho's Rolls Royce Sammlung...), dann braucht man evtl. ein bisschen länger um sich darauf einzulassen.


    Das ist bei vielen hier im Westen halt das Einzige was von Osho einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.. :cry: Bei Interesse, einfach auf Literatur von Osho zurückgreifen. Man sieht dann finde ich, Autos, Sex und Gift sehr viel differenzierter..


    Ja ich sehe das heute auch anders als früher. Habe kürzlich den Film "Guru" gesehen. Es bleibt daher bei mir trotz vieler kluger Worte von ihm ein fader Nachgeschmack.Hast du ihn gesehen?


    Naja, das essen im Osho restaurant in Köln ist jedenfalls sehr gut ;)

    Rasmuss:
    Zitat

    meditation ist nicht abhängig davon, wie der mind ist. aufgewühltheit kann genau so ein meditationsobjekt sein - alles im mind kann es sein.


    Ja das mag stimmen..! Bei Aufgewühltheit ist mir aber Kundalini Meditation hilfreicher..


    Osho selber schreibt im "Orange Book" (was so ne Art Klassiker unter den vielen Büchern vom ihm zu sein scheint. S.a. http://www.oshorajneesh.com/o.htm <- Die Marke Osho ist seit kurzem laut Gerichtsentscheid nicht mehr geschützt, daher könnte die Seite jetzt legal sein..?), dass die ersten beiden Phasen seiner Kundalini auch nicht Meditation sind, sondern nur auf die dritte und vierte Phase vorbereiten.


    Genau so sehe ich das auch, passend auf den Punkt gebracht. Ich kann aus dem selben Grund Wiedergeburt auch nicht ausschliessen. Aber solange ich weder noch weiss, naja, du hast es schon geschrieben...


    Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass die Aussage: "selbstverständlich gehört Wiedergeburt zum Buddhismus", ohne das aus Erfahrung sagen zu können, letztlich eine Art von "Glauben" ist, den man im Buddhismus doch eigentlich nicht pflegen will.

    Vorweg: weil mich das Thema "Meditation als therapeutisches Mittel" momentan sehr interessiert, ist der folgende Beitrag etwas länger geraten. Sorry dafür. Auch wenn ich hier nur einen kleinen Teil dessen anreisse, was mir dazu begegnet ist, so lässt sich das Thema leider noch weniger in schnittigen zwei Sätzen unterbringen. Wenn dich das Thema nicht betrifft, bin ich nicht gekränkt, wenn du deine Zeit sinvoller einsetzt als sie meinem Beitrag zu widmen ;)


    fotost:


    Meditation kann kontraproduktiv sein, wenn der Kopf zu voll ist. Wenn Du erst mal anfängst, Meditation gedanklich mit etwas unangenehmen (Scheitern von Meditation, Selbstzweifel, Ärger) zu verbinden, kann das längere Nachwirkungen haben.


    Wie kommst du darauf, hast du diese Erfahrung gemacht?


    Ich hab in den letzten Tagen etwas bei Pema Chödron, Yongey Mingyur Rinpoche sowie westlichen Therapeuten (aus der Richtung der Acceptance Commitment Therapie "ACT") zum Meditieren gelesen. Die große Vorsicht, wie sie hier gelegentlich anklingt, ist mir noch nicht begegnet. Es klingt hier manchmal so, als wäre Meditation ein wahnsinnig machtvolles Instrument, das kurzfristig sowohl Erleuchtung, aber auch Abrutschen in Psychosen bewirken könnte.


    Ich vermute beides ist nur in Ausnahmefällen möglich ;) . Menschen mit manifsten psychischen Krankheiten sollten sehr, sehr wahrscheinlich besser unter fachlicher Anleitung mit geistigen Übungen beginnen. Aber wo wir von Unruhe, Nervosität, auch Ängsten sprechen, ist mir bislang keine "Kontraindikation" für Meditation begegnet. Was nicht heisst, dass es keine geben mag.


    In einem therapeutischen Buch zur Anwendung von Meditation bei Ängsten findet sich bspw. folgende kleine Übung:


    Stelle dir einen weissen Raum in dir vor, der zwei Türen hat. Eine nach vorne, eine nach hinten. Nun beobachte wie Gedanken durch die vordere Tür in den Raum gelangen. Egal was für Gedanken es sind, es wird niemand ausgeschlossen.


    Bei jedem Gedanken, der im Raum ist, frage dich: ist dies ein bewertender Gedanke? D.h. ist er mit einer Urteil im Sinne von "schlecht, gefährlich, darf-nicht-sein, unerträglich, gut" verbunden? wenn ja, dann stelle das für dich einmal fest und denke: "bewertend". Wenn du merkst, dass dich die Bewertung emotional aufwühlt, und du sie verändern willst, dann nimm auch das sogleich als Gedanken wahr, und denke "bewertend". Irgendwann wird jeder Gedanke von alleine wieder gehen, den Raum durch die hintere Tür verlassen.


    Hier geht es wohlgemerkt um den therapeutischen Einsatz für Einsteiger. Nicht um jene, die schon den halben Palikanon auswendig können. Idealerweise lernt ein Anwender mit so einer Meditation, mit den eigenen Ängsten vertrauter zu werden. Sie als Normalität zu akzeptieren. Nicht als etwas, das unter Anstrengung "weg gemacht" werden muss.


    Nach regelmäßiger Übung stellt sich ein Gefühl ein, dass unsere Gedanken oft in zweifacher Ausführung daher kommen: der eigentliche Gedanke, und die automatischen Bewertungen desselben. Ziel ist letztere als das zu erleben was sie sind: eine 100%ige Kreation unseres Verstandes, nicht die Wirklichkeit. Das schafft Distanz.


    Eine andere Übung, um mit starken Emotionen umzugehen, ist folgende von Pema Chödrön inspirierte: Wende deine Aufmerksamkeit auf die körperliche Reaktion, die der Gedanke in dir auslöst. Bei mir ist es oft ein Druckgefühl im Magen. Verbleibe dort, so lange wie du möchtest. Wenn dir jedoch zu viel im Kopf herumgeht, dann kannst du deine Aufmerksamkeit zwischendurch immer wieder auf den Atem richten. Und bspw. bis 10 oder 20 mitzählen. Und dann einzelnen Gedanken wieder mehr Aufmerksamkeit zuwenden.


    Mich würde sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr mit Meditation und aufwühlenden Gedanken macht. (Mal abseits von Tips wie "Tanzen oder Kochen". Was nicht abwertend gemeint ist, ich habe bspw. Improvisationstheater als unschlagbare Methode zum Abschalten kennen gelernt.)

    freeman:


    Ja, dann werf doch einfach Buddhas Lehre über die Wiedergeburt und die Befreiung daraus über Bord, wer hindert Dich daran? Des Menschen Wille ist sein Karma.


    Gut, daraus ist also in der Tat zu entnehmen, dass Buddhas Lehre ohne die Lehre der Wiedergeburten für dich wertlos ist. Geradezu schädlich sogar? Nur damit ich das richtig verstehe: sagst du, dass jemand, der die Lehren Buddhas ansatzweise kennt, der aber zur Frage der Wiedergeburten unentschlossen ist, sich schlechtes Karma verschafft?


    Das erinnert mich an die fundamentalistischen Ansichten in Christentum und Islam: wer die Lehre kennt, sie aber nicht in Gänze anzuerkennen vermag, der kommt zwangsläufig in die Hölle. Trifft das deiner Meinung nach im übertragenen Sinne für Buddhas Lehre zu? Im tibetischen Buddhismus gibt es ja sogar das Konzept der Höllen. Da sind wir dann also letztlich auch im Buddhismus bei der bestrafenden Religion angekommen: glaubst du nicht exakt so, wie dir gesagt wurde, tust du nicht genau so, wie dir gesagt wurde, wirst du bestraft werden und leiden.

    freeman:

    ---
    Wenn es keine Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt gibt, dann ist die gesamte Lehre des Buddha hinfällig.


    Ich will nicht deine gesamte Argumentation bestreiten, aber diesen einen Satz würde ich persönlich wirklich nicht unterstreichen.


    Um mal die Logik zu bemühen: wenn es denn einen Kreislauf von Wiedergeburten gibt, der unterbrochen werden kann und soll, dann müsste die Lehre des Buddha das auch ermöglichen, um als vollständige Heilslehre gelten zu können. Insoweit Zustimmung.


    Aber wenn es keine Wiedergeburten gibt, und in der Folge auch keinen Kreislauf derselben, dieser folglich auch nicht unterbrochen werden kann, dann wäre die Lehre des Buddha dennoch keineswegs hinfällig.
    Hm?

    Loslassen:
    Zitat

    Vergiss diesen Artikel. Frau Wachs liegt öfters mal daneben.


    Ich nehme an, dass du dies nicht tust, richtig? Ich kann mich nur wiederholen: es ist sehr enttäuschend, wie hier im Forum Ansichten als richtig dargestellt werden, alles andere dagegen als nicht-buddhistisch abgestempelt und einem gesagt wird, welche Ansichten man vergessen sollte und welche richtig sind... Ich denke Frau Wachs wird so wenig wie ihr unfehlbar sein. Dass sie jedoch etwas Ahnung von der Materie hat, kann jedoch behauptet werden!


    Danke das waren auch meine Gedanken. Mich wunderte nach meinem Foreneintritt schon, dass hier genau die gleichen Ego-Schlachten gefochten werden, wie anderswo auch. Da wird raufgehauen und nachgetreten, mal subtil, mal grob. Hauptsache man kann andere ins Unrecht setzen und so den kurzen Kick mitnehmen ("so, dem hab ich' s gezeigt!"). Langfristig hat das meiner Meinung nach nur einen Zweck (und da schließe ich mich der Interpretation von E. Tolle an): die Differenz zwischen sich und den anderen aufrecht zu erhalten. Ohne die das Ego seine Bedeutung verliert.