Beiträge von diamant

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    es würde schon reichen, wenn 'diamant' die Laien & Mönchs-Regeln nicht ständig durcheinander bringen würden


    Ich glaube, du verstehst Pointen nicht. Da hat sich was verfestigt. Das ist doch meine Rede.


    Für mich selbst ist da nichts zu verwechseln, weil es auf einer tieferen Erkenntnisebene keinen Unterschied zwischen Laien und Mönchen gibt.


    Nach außen unterscheide ich das ganz klar - deshalb ja auch die Ausführungen zur Bedeutung der Laienregel zum Ehebruch. Deshalb auch der Kommentar, wenn Laien Transsexuelle nicht aus ihrer Gemeinschaft ausgrenzen müssen, Ordinierte dies aber sollen, ist damit der Beweis erbracht, dass das Regelwerk der Mönche ethisch minderwertig ist. Denn Ausgrenzung ist minderwertig.


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    der Schlüssel ist Verlangen


    Sehr schön. Der Schlüssel zum Menschsein ist Verlangen.


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    ganz abgesehen davon, dass 'diamant' die 5 Tugenden ohnehin ablehnt & als „ethisch minderwertig“ betrachtet


    Siehe oben. Ich empfinde sie als Kinkerlitzchen. Als zu leicht und billig. Gibt es in jeder Religion und jedem normalen Haushalt. Nicht der Rede wert. Absolut witzlos, dabei stehen zu bleiben. Da gibt es nichts abzulehnen, weil einem das bei guter Erziehung eh alles in Fleisch und Blut überging, also alle 5 "angenommen" wurden. Ganz im Gegensatz zu manchem Irrsinn des (minderwertigen) Vinaya. Der allerdings am Anfang des Palikanon stand und von dessen ethischen Vorstellungen sich die für Laien speisten. Die 5 Regeln sind nichts anderes als der Versuch eines Mini-Vinaya. Was dann auch oft bei deren Interpretation dazu führt, dass man eben mal die strengeren Maßstäbe des Vinaya anlegen möchte (Fehlverhalten wird dann zu "Fremdgehen" etc.). Oder dazu, dass bei bestimmten Anlässen die Laien ihre fünf Regeln ausweiten auf weitere, die sonst nur für die Ordinierten gelten.

    Broughton kann auch jeder lesen. Dann versteht er/sie, wie es anfing und wieso "außerhalb der Schriften" den Anfang des Chan gut zusammenfasst.


    Und SN 56, wo Schmerz wie alles andere definiert wird. Als körperlicher Schmerz, als körperliches Unwohlsein. Er wird eben nicht unterschieden, sondern "in eine Reihe gestellt". Und unsere Aufgabe ist es, anhand unserer eigenen Existenz zu überprüfen, ob z. B. Geburt leidhaft ist, weil wir uns sie "aneignen", ob sie womöglich gar nicht leidhaft ist oder ob sie es ist, ohne dass wir sie uns aneignen (wie es der Shakyamuni bzw. die Autoren des PK taten, indem sie sie in ihre Grundphilosophie einbauten). Unsere Aufgabe ist auch nicht, diejenigen Zenadepten nachzuäffen, die genau so wenig Durchblick hatten wie die PK-Autoren, sondern zu schauen, was da eigentlich an revolutionärem Gedankengut im Chan entstand.


    Und das äußert sich bereits in einer anderen Legende, nach der Bodhidharma nämlich nicht den PK bei sich hatte, sondern das Lankavatarasutra. Und in diesem wird im Gegensatz zum PK nicht nur billig zur vegetarischen Ernährung geraten, sondern alles Sein ist nur noch Geist (cittamatra)! Und dem paṭiccasamuppāda ist gleich die "Leere" beigeordnet, weshalb auch anstelle der Erkenntnis, Geburt sei Leiden (leidhaft) dazu geraten wird: "Wirf die Vorstellung von Geburt ab!" Von dem Tathagatagarbha, der Buddha-Natur, ganz zu schweigen. Hätten die PKler davon gewusst, wäre Chan wohl nicht nötig gewesen,

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    Nix von Anfang an.


    Doch. Ich hatte es gerade zitiert: "Berufe dich nicht auf das Wissen der Sutren und Abhandlungen." Ergo: "Überlieferung außerhalb von Schriften."


    Dein Verständnis des Palikanon ist krude. SN 56 definiert die fünf skandha (Faktoren des Ergreifens) als Leiden. Davor werden eine ganze Reihe von Beispielen genannt, und zwar gleichgestellt (woraus sich die klassische Formulierung Geburt, Alter, Krankheit und Sterben seien Leiden ableitet). Diese Dinge (und u. a. den Schmerz, den Trübsinn etc.) in einem Atemzug zu nennen, ist der grundlegende Fehler. Er wurde im Chan erkannt und darum eine Abkehr von einer solchen Art von Logik durch den "weglosen Weg" verkündet. Und das "von Anfang an".

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    der Vinaya-Korb ist wie gesagt für unartige Ordinierte bestimmt


    Du verstehst offenbar nicht genug vom Vinaya. Er gilt auch für die Artigen. Auch der Artige darf keinen Schmuck anlegen.


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    Vergehen heißt hier Sex mit Minderjährigen, Fremdgehen, Vergewaltigung & ähnliches


    Nein. Die Formulierung (für Laien) bezieht sich zunächst auf Ehebruch, dann auf ein Verbot von Sex mit Mädchen, die noch "unter der Obhut ihrer Eltern" stehen (das hat mit Minderjährigkeit nichts zu tun, da diese je nach Land und Zeit schwankt), natürlich auf Nonnen und auf Gefangene. Der Ehebruch ist übrigens so formuliert, dass man nicht in eine andere Ehe eingreifen soll. Das ist also wiederum nicht mit Fremdgehen gleichzusetzen.


    Ich bin übrigens kein "Hausleute". Ich bin Mönch. Das ist eindeutig mein "Nicht-Selbst"verständnis.

    nibbuti:

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    in genanntem Thread wurde bereits erklärt, dass die 5 grundlegenden Tugenden & die 8, 10 oder 227 speziellen Übungsregeln für Mönche bzw. Vinaya zwei verschiedene Dinge sind


    Genau. Demnach ist der Laie der "bessere" Mensch, weil er den Transsexuellen nicht ausgrenzt. Demnach führen mehr Regeln zum Schlechteren.


    bel: Die genannten Zitate SIND Quellen des Zen geworden. Sie manifestierten sich im 12. Jhd. im bekannten, ebenfalls fälschlich Bodhidharma zugeschriebenen Spruch: "Eine besondere Überlieferung AUSSERHALB der Schriften, die NICHT auf Worten und Buchstaben gründet ..." Es ist also von Anfang an unmöglich gewesen, Chan/Zen über Worte oder den Palikanon zu definieren. Deshalb kann sich auch kein Chanmeister in solche Konstrukte verstricken wie bel:


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    Im Pk wird Dukkha definiert und von Schmerz (als Form von Vedana) unterschieden


    Vedana ist ein (s)kandha. Und was sagten die ersten Chan-Buddhisten dazu: "Wenn du recht verstehst, dann sind die fünf skandha hier und jetzt das vollständige, reine Nirwana."


    Meinte auch Dôgen. Wenn man ihn recht verstehen mag.

    Es gibt nichts nachweislich von Bodhidharma Geschriebenes. Bei Bodhidharma steht also nix.


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    Schmerz ist, wie eben auch Geburt, Alter, Krankheit und Tod nich per se Leiden, sondern leidhaft, wird zum Leiden (dukkha als Abstraktum oder dukkhata als aktuelles Erlebnis des Leidens) erst mit Aneignung, oder verliert diese Qualität mit dem Ende der Aneignung.
    Wird 1000x unter paticcasammupada erklärt.


    Genau. Und dadurch wird es auch nicht richtig. Denn auch ohne Aneignung bleibt Schmerz leidhaft. Was jeder an sich selbst erleben kann - und wahrscheinlich auch wird. Es handelt sich um physiologische Vorgänge, die unabhängig von unserer Meinung ein Ergebnis herbeiführen. Bei allzu heftigen und plötzlichen Schmerzen ggf. sogar den Schock und den Tod.


    P.S.: Es wäre sicher amüsant zu lesen, wie jemand meint, sich den Tod "aneignen" zu können.


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    allerdings sind die Erläuterungen, was man dabei alles falsch machen kann, über die Jahrhunderte derartig ausgeufert


    Richtig. Insbesondere bei Dôgen (siehe "Eihei Shingi"). Bei den Leuten, die tatsächlich um die Zeit Bodhidharmas Chan lebten, hieß das noch kurz und knackig:


    "Ein Sutra sagt: 'Schneide alles Böse ab, kultiviere das Gute, dann wirst du zum Buddha.'
    Das sind falsche Gedanken, die dein eigener Geist erzeugt."


    (Ich wiederhole mich. Jeffrey Broughton: The Bodhidharma Anthology - entgegen dem Namen vor allem eine Auflistung von jüngeren Textfunden aus dem frühen Chan, die nicht von Bodhidharma stammen)


    "Frage: Gibt es im Dharma-Reich ein Einhalten oder Brechen der Vorschriften? Antwort: In der Essenz des Dharma-Reiches gibt es weder gewöhnlich noch "heilig."


    "Berufe dich nicht auf das Wissen der Sutren und Abhandlungen."


    "Den weglosen Weg gehen heißt, den Buddha-Weg zu verstehen."


    "Wenn keine schlauen Kunstgriffe aufkommen, muss man sich auch nicht mit rechter Achtsamkeit abquälen."


    Die Sache ist eindeutig. Da wurde bereits der achtfache Pfad auf den Kopf gestellt.

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    für nach Vinaya Ordinierte hat Sexualität einfach keine Bedeutung


    Diese Behauptung ist sachlich falsch. Sonst würde man den Transsexuellen ja nicht ausgrenzen. Geschlecht und Zuordnung haben Bedeutung. Ebenso die Sexualpraktiken. Der Vinaya ist dabei auf schon fast perverse Art erfinderisch und untersagt z.B. Dinge, die einem normalen Menschen gar nicht einfallen würden, wie ein Loch in die Erde zu machen und das zu vögeln.


    Wie gesagt, ich kann länger als zwei Wochen aufs Wichsen und Sex verzichten, nibbuti. Was "sexbesessen" ist oder 'übergeordnete Bedeutung" hat, lass also lieber Fachleute definieren.


    Hingegen:

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    gibt es die fünf Tugenden (... sexuelle Vergehen,


    Also, auch hier wieder: Es ist der Palikanon, der davon bereits besessen ist und es zum Thema machen muss. Eines der Kennzeichen, ich wiederhole es, das ausdrücklich erwähnt werden musste als Kennzeichen des Erwachten war sein "Mikropenis". Auch die Schreiber des Palikanon waren halt ganz normale Menschen wie wir. Heute hätten sie sich mit Pornos begnügt statt mit solchen Fantasien.

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    insbesondere die 4. edle Wahrheit, davon der Tugend-Teil, spielt bei vielen Zennies absolut keine essentielle Rolle


    Das ist richtig. Die Vorstellungen aus dem Palikanon sind ethisch zu minderwertig (siehe etwa den Thread zur Homosexualität und zum Ausgrenzen von Transsexuellen aus dem Orden). Es wird sich m.E. zeigen, dass die taoistischen Klassiker recht hatten, als sie sagten: Tugend entsteht erst, wenn die Moral verfallen ist. Der Zennie strebt aber den Zustand VOR dem Verfall der Moral an, also vor ihrer Notwendigkeit. Daraus kann dann eine umfassendere "Tugend" oder "Moral" entstehen, die nicht mehr ins Korsett von alten Schriften aus Indien (Saudi-Arabien, Palästina oder Griechenland) passt.

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    Der Spruch soll lediglich aussagen, dass das Sitzen in Zazen beispielsweise nicht mit dem Setzen auf den Bürostuhl oder dem Lümmeln auf der Couch verglichen werden kann!


    Das kann er nicht - weil Form und Ritual in einer Religion von Bedeutung sind. Tatsächlich kann man doch auch auf dem Bürostuhl oder beim Lümmeln auf der Couch seine Gedanken beobachten und ziehen lassen, oder, so man dies für wesentlich hält, zu "Einsichten" kommen. Und man kann auch das TUN, was Leute tun, die jahrelang Zazen praktizierten, ohne Zazen praktiziert zu haben. Inwiefern soll da also etwas nicht vergleichbar sein? Zazen ist als Geistesübung gedacht. Der Geist kann im Sinne des Zen jenseits einer festgelegten Form geübt werden.


    mindfulness:

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    Buddhas Kernholz ist die Lehre, leid zu beenden (nicht schmerz) .So zumindest würde es vermutlich fast jeder Theravadin sehen.


    Vielleicht - um sich peinliche Nachfragen zu ersparen. Denn im Palikanon ist unter Leid eindeutig auch der Schmerz gefasst.
    Womit dann auch die Frage beantwortet ist, ob die 4 Wahrheiten im Zen eine essentielle Rolle spielen. Natürlich nicht. Es gibt überhaupt keine Wahrheiten mehr, wenn man die Zenübung betreibt. Sie bröckeln alle nacheinander weg. Auch diese vier, ja, die ganz besonders. Das Kernthema des Zen ist wie bei Nagarjuna schon die Leere, und alles, was geschrieben steht oder als Wahrheit formuliert wurde, ist von diesem Charakter des Leerseins nicht ausgenommen.

    Ich stelle mir unter Sanshin eine Frau vor. Wie auch immer.


    Wenn ich könnte, würde ich aber auch void verwarnen. Während Sanshin von Leuten schrieb, die "geil auf Kinder sind" (und diese mit Schwulen in einem Atemzug nannte, was ich ebenfalls kritisierte), verschärfte void das zu "Kinderschändern". Das ist aber nicht das Gleiche (da Gedanke nicht gleich Tat), und Letzteres ist eigentlich ein Hetzwort, das gern in der rechten Szene benutzt wird (es gibt z.B. Sticker an Neonazi-Autos mit der Aufschrift "Todesstrafe für Kinderschänder").


    Ich möchte da nicht missverstanden werden. Mich störte, dass Sanshin die diversen sexuellen Neigungen als "eklig" bezeichnet hat und sie nicht differenzierte. Ich bin nicht der Meinung, dass an sich die sexuelle Orientierungen gegeneinander ausgespielt werden sollten. Insofern ist Heterosexualität nicht normaler als Homosexualität, aber Homosexualität auch nicht normaler als Pädophilie (was in etwa "geil sein auf Kinder" entspräche) - es sei denn, man geht rein nach Statistiken und Prozentzahlen vor. Und auch wenn der Volksmund das mit Unterstützung von void hier anders äußert. Ich hatte dazu ja schon geschrieben, ich glaube, dass die sexuelle Orientierung recht früh festliegt. Auch die Homosexualität hatte vor einigen Dekaden noch den Status, den heute im von den USA festgelegten Klassifizierungssystem sexueller Störungen die Pädophilie hat. Das sollte man nicht vergessen. Unsere Toleranz gegenüber der Homosexualität ist relativ jungen Datums.


    Bei dieser Gelegenheit kann ich etwas nachtragen. Neulich schrieb ich hier irgendwo, dass mich zunehmend die Schönheit mancher Transsexuellen fasziniert. Kürzlich war ich mit einer im Bett, eine Masseuse. Sie nahm Hormone, hatte Brüste, aber noch ihren Penis, und es war interessant zu sehen, dass ihr Ejakulat fast so flüssig wie Wasser war, also nicht so klebrig wie das eines gewöhnlichen Mannes. Ihre ganze Empfindsamkeit wirkte jedoch sehr weiblich auf mich. Sie war extrem empfänglich und hatte gleich klar gemacht, dass sie es nur langsam und romantisch, mit viel Küssen und Petting machen wollte.


    Womit wir den eigentlich wunden Punkt im Buddhismus angesprochen hätten: Transsexuelle werden im Vinaya ausgegrenzt. Das allein wäre Grund genug, ihn heftig zu kritisieren.

    nibbuti:

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    der obige Text ist von einem Geist der von Verlangen beinflusst ist


    Natürlich. So wie deiner von Dünkel und Unwissenheit strotzt.


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    das Dhamma des Buddha hat sich jahrtausendelang bei unzählingen Arahants bewährt


    Wieder eine Behauptung ohne Beleg. Schon witzig, wie du ohne Belege einfach solche Dinger raushaust, um deine Wortgläubigkeit zu rechtfertigen.


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    dass es kein Müssen gibt & jeder abgeholt wird wo er gerade steht


    Die Abhol-Metapher ist aus dem Christentum. Niemand holt einen im Dhamma irgendwo ab.


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    sexbesessene Vajrakayas auch


    Wenn jemand meint, es sei eine Leistung, nur 3 Tage oder 2 Wochen nicht zu masturbieren, dann fehlt ihm wohl die Unterscheidungskraft auch für das Wort "Sexbesessenheit".


    Sanshin:

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    Und es heisst dazu auch, das das so sein wuerde


    Self fulfilling prophecies.


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    Und dann werden die Schwul oder ergeilen sich auf Kinder oder sonst irgendwelche ekelhaften abartigkeiten.


    Dass du das in einem Atemzug nennt, zeigt selbst dem nur minder begabten Psychologen, dass du eine Sexualneurose hast. Und du suchst dir halt die passende Philosophie, die deine Ekelgefühle bzgl. der Sexualität untermauert. Es fehlt dir an Maß und Unterscheidungskraft. Ich zum Beispiel würde die Vorstellung von dauerhafter sexueller Abstinenz als "ekelhafte Abartigkeit" ansehen. Der Körper würde keine Ei- und Samenzellen produzieren, wenn's anders wäre. Aber vielleicht bist du schon in der Menopause und dein Geist hat sich ganz an den Körper angepasst.

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    die Menschheit erfährt eine Überbevölkerung, ist also weit davon entfernt 'ausgerottet' zu werden


    Dank Muslimen und Afrikanern.


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    hier ihre sexuelle Aktivität meinen verteidigen zu müssen


    Nein, Spaßverderbern reinzugrätschen, damit sie andere nicht für dumm verkaufen. Sanshins tauchen hier in der ein oder anderen Form auch immer wieder auf. Die sollten nicht nur Ratschläge bekommen, die wissenschaftlich nicht haltbar sind, wie den, dass sexuelle Enthaltsamkeit auf lange Sicht irgendwie gut täte. Es hätte sich überhaupt kein Tantra entwickelt, wenn nicht etlichen Mönchen selbst Zweifeln gekommen wären. In einem Teil dieser Praktiken geht es zur Sache.


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    durch Überbevölkerung werden seltene Tier- & Pflanzenarten sowie indigene Völker ausgelöscht


    Nein, durch Überbevölkerung könnten die indigenen Völker erhalten bleiben - wenn SIE sich überbevölkerten.
    Wenn es allerdings keine Menschen mehr gibt, weil der Zölibat ein Ideal sein soll, ist die Frage nach dem Auslöschen von Tier- und Pflanzenarten bald erledigt.

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    selbst nach 3 Tagen ohne Masturbation wird die Meditation merkbar leichter, der Geist entspannter, der Blick schärfer, ganz zu schweigen von 2 Wochen


    Das ist vielleicht deine Erfahrung. Abgesehen davon, dass ich "3 Tage ohne Masturbation" bereits für einen versteckten Hinweis darauf halte, dass die Methode auch bei dir nicht funktioniert (3 Tage und 2 Wochen sind doch ein Witz, das schafft doch jeder halbwegs gewillte Hannes), ist die Meditation gerade dann leicht, wenn sich keine Gedanken aufdrängen, die von körperlichen Bedürfnissen beeinflusst sind, mit anderen Worten: wenn man für Entspannung gesorgt hat.


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    bei Buddha hat es funktioniert


    Das wissen wir nicht. Um eine solche Aussage haltbar zu machen, bedürfte es der Replizierbarkeit und verifizierbarer Aussagen von Zeitzeugen. Wir haben beides nicht. Was wir von den Zeugen wissen ist, dass der Buddha offenbar an einer körperlichen Erkrankung litt (Penis, der sich in den Körper zurückzog - zumindest wird das als eines seiner Kennzeichen beschrieben).


    Deine Aussage ist ein Glaubensdogma und wissenschaftlich unhaltbar, für mich also sinnlos. Sie würde nur sinnvoll, wenn der Zusammenhang an einem jetzt lebenden Subjekt bewiesen werden könnte. Aber dafür hast du ja gleich eine Ausrede parat:


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    das Dhamma ist bekanntlich untergegangen


    Nein, das haben wir komplett vorliegen.


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    betrachte sexuelles Verlangen ist wie einen „Schnupfen“


    Genau. Vergiss das Niesen nicht!

    Die von mir genannten willentlichen geistigen Anstrengungen sind im Theravada samskara, das wirst du wissen. Und die sollen verlöschen.


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    Wer aber an Gesundheit anhaftet, wird leiden. Derjenige, der Akzeptanz übt, befreit sich davon.


    Es ist nicht ausgemacht, dass einer leidet, weil er an "Gesundheit" haftet. Vielleicht hat er Glück und bleibt gesund. Das Leiden entsteht in der buddhistischen Vorstellungswelt ja zunächst dadurch, dass sich etwas verändert (etwas vergeht) und der Leidende dies nicht akzeptiert. Die "Anhaftung" wird auch dann erst leidhaft, wenn eine "Enttäuschung" eintritt. Wer akzeptiert, leidet aber dennoch. Es muss ja einer da sein, der akzeptiert, also ist auch einer da, der leidet. Leiden ist unvermeidlich. Die einzige Weise, in der diese Wahrheit von der Auflösung vom Leiden verwirklicht wird, ist im Zen m.E. die, keine Dualität zwischen Leiden und Leidendem mehr zu erleben. Das Leiden IST, ohne dass es gegen etwas anderes abgewertet wird. Es IST in seiner Vergänglichkeit wie alles andere. Das, was dem Leiden entfliehen will (die Antriebskraft und Motivation Shakyamunis) bleibt aber bestehen. Auch der Erleuchtete wollte Schmerzen deshalb meiden. Statt zu leiden, wollt er Leiden vernichten. Es wird also nur der Irrtum über das Leiden aufgelöst, nicht aber das Leiden. Denn der Leidende hört erst auf zu leiden, wenn er kein Leiden mehr wahrnehmen kann, also tot ist. Von daher ist dann auch zu verstehen, dass die ganze buddhistische Motivation - auch wenn sie sich in klassischen Lehren anders darstellen will - auf einem typischen Ich-Bedürfnis fußt, nämlich dem Wunsch, nicht zu leiden. Dieses Bedürfnis will ganz klassisch befriedigt werden. Es wird nicht befriedigt, indem es einfach nur leidet (weshalb der Shakyamuni zur Einschüchterung und Ermahnung von Zuhörern auch Höllenbilder ausmalte usf.).


    Im Zen dekonstruierst du diese Wahrnehmungen und Vorstellungen so lange, bis du weißt, dass das Glück und die Seligkeit, die Religionen versprechen, den gleichen Ursprung haben wie dieses Leiden und darum nicht das eine gegen das andere austauschbar ist. Wer sich im Theravada aber dem Verlöschen seiner Geistestriebe widmet, der glaubt dies.

    mindfulness: Ich akzeptiere die Vergänglichkeit, auch die meiner Ziele und Bestrebungen. Ich habe mir, hier kürzlich erwähnt, vor etwa 10 Jahren mal in einer Kneipe im Gespräch mit einer Kellnerin überlegt, dass ich noch fünf Ziele verwirklichen wollte. Ich dachte, dafür vielleicht sogar nur ein Jahr zu brauchen (bis auf das fünfte, es war der Wunsch nach einer Liebesbeziehung, die auf Gegenseitigkeit beruht und das äußerste an Lust aufeinander beinhaltet - hier hatte ich keinen zeitlichen Rahmen setzen können). Heute habe ich erst zwei der anderen vier Ziele erledigt, obwohl die beiden anderen auch in erster Linie Einsatz (Wille), Geduld, Konzentration, Energie und Zielgerichtetheit erfordern - wie die beiden ersten. Natürlich kann ich mich darüber amüsieren. Es ist ja klar, dass diese Ziele keine objektive Bedeutung haben, sondern nur in meinem Hirn existieren und von mir zu etwas "gemacht" werden. Aber es ist auch wahr, dass ich z. B. ein bestimmtes Buch nur übersetzte, weil ich etwas ändern wollte (nämlich die Tatsache, dass es nicht übersetzt war). Eine gewisse "illusionäre" Idee wird also zur Antriebskraft.


    Dukkha ist ein Kennzeichen des Normalzustandes, und Wille und Streben sind es demnach auch. Statt aber, wie im Theravada üblich, die menschlichen Antriebskräfte (wie auch die Lust) als überwindenswert und Leidensquelle anzusehen, werden sie im Zen in die Persönlichkeit integriert. Sie sind, wie die Buddhalehre selbst, Quelle für Freud und Leid zugleich. Buddha-Natur ist nicht "alle Natur", die eigenen natürlichen Neigungen anzunehmen und sich an ihrer Ausübung zu erfreuen gehört doch dazu. So wie es die meisten Menschen mit ihren Hobby machen. Und letztlich auch viele hier, wenn sie meditieren. Im Zen bemüht man sich meines Erachtens, das zu durchschauen, was sich als "Ich" konstruiert, und dann mit dieser Dekonstruktion zu leben. Manche Buddhisten denken, sie könnten das, was sich konstruiert, dauerhaft beseitigen. Von daher rühren auch diese lebensfeindlichen Ideale wie Zölibat, die Abkehr von Feldarbeit und Spaß, also kurzum, von der Motivation, die ganzen Anlagen, die man als Mensch mitbringt, zu pflegen.


    "Loslassen" bedeutet also in dem Fall, zu akzeptieren, dass man leben will und auf Heilung hofft, und zugleich bereit zum Sterben zu sein. Ich glaube nicht, dass sich das wesentlich von dem unterscheidet, was sich Nicht-Zennies als Problem stellt. Es wird sich dann zeigen, ob die buddhistische Praxis einen in solchen Krisen tatsächlich weiter bringt. Da ja jeder stirbt, auch der, der nicht auf Heilung hofft oder der, der nicht bereit zum Sterben ist, ist die Einstellung des Zenübenden lediglich hiervon abzugrenzen. Es bedeutet nur, dass sie anders sein dürfte, nicht, dass sie besser ist oder am Ergebnis etwas ändert. Wahrscheinlich aber auf dem Weg zu diesem Ergebnis (Tod) hin. Die Zenübung ist also darauf ausgerichtet, mit dukha besser klarzukommen, als es womöglich ohne die Zenübung und deren Einsicht möglich ist. Die Zenübung kann dukha nicht zerstören, aber transparenter und erträglicher machen.

    Akzeptieren scheint ja auch irgendwann bei den Krebskranken zur "Normalität" zu werden. Genauso wie für die meisten Zen-Übenden im Alltag normal sein dürfte, dass sie nach irgendetwas bewusst streben. Auf dem Arbeitsplatz, in der Kindererziehung, beim Sex, beim Filmegucken. Die Frage beim "Annehmen" des Gegebenen ist doch meist die: Muss das so bleiben oder kann ich das ändern, und wenn ja, wie? Solche Fragen bringen doch die Menschheit weiter.

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    Wer was anderes behauptet, hat keine Erfahrung damit.


    Bullshit. "Glück und Losgelöstheit" entstehen auch auf der Riesenrutsche im Schwimmbad und beim Sex. Das sind Vorgänge im Hirn, für die es diverse und individuelle Auslöser gibt.


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    Nicht umsonst wird bei ernsthafter Praxis der Mönche und Nonnen auf Enthaltsamkeit wert gelegt.


    Stimmt. Das gibt es nicht umsonst. Erst mal soll man diese Leute dafür, dass sie dabei mithelfen, die Menschheit auszurotten, auch noch durchfüttern. Und dann braucht man nur darauf zu warten, bis wieder mal durchsickert, wie schlecht sich die meisten an die Regeln der Enthaltsamkeit halten. Auch damit habe ich Erfahrung. Ich habe hier mal geschildert, wie ich vor einer Mönchsklause stand und drinnen der Porno auf DVD zu hören war.


    http://www.spiegel.de/panorama…m-zoelibat-a-1029030.html

    Zu lange Enthaltsamkeit steigt zu Kopf. Der Volksmund sagt: Es ist ihm/ihr zu Kopf gestiegen. Ist also nicht gut.


    Seltsame Phänomene (wie "Fernwahrnehmung" etc.) kann man auch dann erleben, wenn man das Gegenteil von Enthaltsamkeit praktiziert. In beiden Fällen entsteht nämlich eine Art Besessenheit, die die Gedanken, auch in Träumen, beeinflusst. Ob nun durch die Lust selbst oder durch ihr Verdrängen, sie verschafft sich auf diverse Arten ein Ventil.


    Eine Aufzählung möglicher Folgen der Enthaltsamkeit findet sich hier: http://www.europe-pharm.com/de/sexuelle-enthaltsamkeit
    "Bei den Männern entstehen in erster Linie physiologische Probleme, bei den Frauen dagegen psychologische."


    Hin und wieder wird das auch in diesem Forum offenbar. :grinsen:


    Ein Muskel will trainiert sein. Ich habe Enthaltsamkeit in meinen 20ern praktiziert und hatte danach eine Weile "muskuläre Probleme" ;) (das Äquivalent der austrocknenden Scheide bei einer abstinenten Frau). Ich rate also aus eigener Erfahrung davon ab. Allerdings haben wir ja nicht immer die Wahl ...

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    um der Stagnation entgegenzutreten!
    Und dabei helfen dann sowohl der Lehrer als auch die anderen Typen und Tussen, die neben einem sitzen und ebenfalls "einfach die weiße Wand anstarren"


    Es ist sicher so, dass manch einem dies hilft und einem anderen das. Wir sind nicht alle gleich gestrickt. Die obige Formulierung ist dennoch witzig, weil sie einen typischen Widerspruch der klassischen Zenübung verdeutlicht: Einerseits wird "Stagnation" befürchtet, andererseits ist das Mittel dagegen,"die Wand anzustarren". Deshalb wohl auch das Bad Grin-Smilie dahinter.


    Dagegen stand weiter oben:

    Zitat

    sagt mein Lehrer häufig, dass es absolut nicht mit "hinsetzen" gleichgesetzt werden kann!


    Mit anderen Worten sagt der Lehrer, dass Zazen nicht einfach hinsetzen ist. Und darum kann die Lösung für die Stagnation auch nicht im Zazen liegen. DAS nämlich ist der Zirkelschluss. Die Lösung zeigt sich dann, wenn man - als Sonderling - sich aus einer ganzen Sangha von (ausgewählten) Sonderlingen entfernt und sein Nicht-Hinsetzen in der Sangha ALLER Sonderlinge (Wesen) praktiziert. Mit anderen Worten, mit der Stagnation hat es dann ein Ende, wenn man die Übung aus dem Dojo in den Alltag überträgt. Ob das Dojo als Übungsstätte für diesen Alltag taugt, muss man sehen. Das wäre ein Idealfall.


    Ich habe einmal lange Diskussionen mit UFC- und anderen Kämpfern geführt, die zum Beispiel meinten, die Leute, die aus Karate-Dojos kämen, wären nicht straßenkampftauglich. Womit sie vor allem den Bodenkampf meinten. Bis sich herausstellte, dass dieser Eindruck darauf beruhte, dass auch ihr UFC-Kampfstil gewissen Regeln unterlag (zum Beispiel, dass man ihnen nicht den Kehlkopf oder das Genick brechen durfte), die denen einiger Karateka widersprachen - weshalb es nie zu einer Begegnung auf Augenhöhe kam. Im Grunde trafen sich zwei in sich geschlossene Dojo-Welten. Die Mehrheit der Menschen außerhalb dieser Dojos hat mit beiden nicht viel am Hut. Dennoch gehen heute viele davon aus, dass die eine Trainingsmethode (Vollkontakt-UFC) besser auf Alltagskonflikte vorbereitet als die andere (mit geistigem Training verbundenes Karate). Um im Bild des Zen-Dojos zu bleiben: Das geistig-meditative Training wird also auf entsprechende Situationen vorbereiten, in denen geistig-meditative Zustände eine Rolle spielen. Mehr nicht.


    Die Frage, die man sich stellen wird, ist also: Was soll meine Dojo-Übung mit den anderen Sonderlingen bringen? Hier wird ja immer wieder gern gesagt, dass solche Fragen falsch seien und nicht gestellt würden. Wie sich oben zeigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Übende sie sich a) stellt und b) auch gut daran täte. Wo will ich hin? Was glaube ich bei dieser Übung zu gewinnen, das mir im Alltag hilft? Welche Veränderung ist da von mir überhaupt angestrebt? Schon wird diese Sache realistischer. Will ich gelassener mit Stress und Ärger umgehen, dürfte jede Art meditativer Entspannung dies unterstützen. Will ich dagegen tiefer in so etwas wie den Sinn des Lebens oder meine Art zu denken eindringen, wird sich schnell die Frage stellen, welche Art von Lehrer mir denn wie dabei helfen kann. Quatscht der Lehrer während meiner Meditation auf mich ein? Benutzt er Koan und seine Ablehnung meines täglichen Ringens damit nur, um seine eigene Verwirrtheit zu verschleiern? Was tut er eigentlich, wenn etwas Wichtiges passiert, habe ich das je gesehen (springt er zum Beispiel als Nichtschwimmer in den Teich, weil er seine Tochter retten will)?


    Ich habe oft von Schülern solcher Lehrer, die man mehr oder weniger als unreif entlarvt hat (wie Dr. Sex und TTS) gehört, dass sie letztlich auch von diesen etwas gelernt hätten. Wenn ich das mal mit meinen Schullehrern vergleiche: Manche von denen hatten auffällige Charakterschwächen, die teils wir Schüler ausbaden mussten. Ich habe diese Lehrer nur dafür geschätzt, dass sie mir Wissen vermittelten über ein Gebiet, von dem sie was verstanden. Das Drumherum ihres Charakters unterscheidet sich nicht wesentlich von dem Drumherum in meiner Familie, bei meinen Geschwistern, Freunden, den Alltagsbegegnungen. Ich brauche nicht explizit Lehrer, um "irgendetwas" über diese Charaktereigenheiten zu lernen. Ich brauche Lehrer für spezifische Kenntnisse.


    Der Zenlehrer hat nur eine einzige sinnvolle Aufgabe - er hilft dem Schüler beim Erwachen. Dafür muss er selbst erwacht sein. Sonst braucht man ihn nicht aufzusuchen, da alles andere ebenso zum Lehrer oder Auslöser werden kann. Solche Lehrer, die diese zenspezifische Fähigkeit besitzen (die sich von der Vorstellung von Dogen-Adepten natürlich unterscheidet), gibt es jedoch kaum noch. Letztlich ist das auch der Grund, warum das Dogenzen immer beliebter wurde: Man starrt eben einfach die Wand an. Einen Lehrer gibt es dennoch. Was aber lehrt der? Bei dem Schullehrer kann man das doch klar sagen. Was also lernen die Schüler in diesem Fall von ihrem Zenlehrer? Die typische Antwort hier wird lauten: Nichts, und damit schließt sich ein anderer Zirkelschluss: Der Lehrer muss diese spezifische Fähigkeit gar nicht haben, weil der Schüler sowieso nichts erwarten soll und nichts zu erlangen hat.


    Fazit: Ich denke, von einem Lehrer darf man sehr wohl etwas erwarten - die professionelle Beherrschung des Metiers, das er zu vermitteln angetreten ist. Im Zen bedeutet dies, erwacht zu sein. Alles andere ist unwichtig. Wenn ein Zenlehrer mir nicht klarmachen kann, was es bedeutet, erwacht zu sein, dann ist er tatsächlich überflüssig.

    Drei klassische Forumbseiträge und "buddhistische Weisheiten" von drei User(inne)n:


    Zitat

    Und wenn du das anderes willst, als was grade da ist - das ist dukkha.


    und die ursache von dukkha ist "gierhassverblendung" ( ego )


    und das Ende der Ursachen ist das Ende von dukkha, der Weg ist der Edle Achtfache Weg


    "Herr Müller, Sie haben Krebs."
    "Aha. In Ordnung."
    "Wir können operieren."
    "Aha."
    "Machen wir einen Termin."
    "Ich bin der Meinung, wenn ich was andres will, als gerade ist, weiche ich von meinem Buddha-Pfad ab. Ich habe mich frei von Gier gemacht. Ich giere nicht nach dem Leben."
    "Wie meinen Sie das?"
    "Weil ich nicht giere, nicht hasse und nicht verblendet bin, leide ich icht."
    "Herr Müller, ihre Hirnumor wird in Kürze größte Kopfschmerzen verursachen."
    "Aha. Ich lebe in der Gegenwart."
    "Meinen Sie denn, keine Schmerzen mehr zu empfinden?"
    "WER soll den Schmerzen haben, es ist doch kein Ich mehr da. Das Ich ist eine Illusion und die Schmerzen auch."


    [Zwei Monate später.]
    "Ah, ah, ah ..."
    "Herr Müller, sind nun die Schmerzen da?"
    "Nein, nein, Herr Doktor, nur die Illusion davon."
    "Tut die weh?"
    "Ah, ah, ah ..."
    "Haben Sie was gesagt."
    "Ich stöhne bloß."
    "WER stöhnt denn da, wenn kein Ich mehr da ist?"


    Fazit: Die Leere hat mal wieder unsinnigen Krach geschlagen.
    Für das Menschenleben ist es von großer Bedeutung, dass es etwas anderes will, als das, was gerade ist.

    keks: Ich beschreibe beispielhaft Auswirkungen eines Erwachens. Mein "Bewusstein distanziert sich nicht mehr und mehr vom Körper". Gerade lief eine Medizinsendung zum Thema Darm. Er hat mehr Nervenverbindungen zum Hirn hin als umgekehrt. Es ist also der Körper, der den Geist stärker bedient als umgekehrt., Und ich glaube auch nicht, dass es "etwas Natürliches" ist, sich von Besitz zu trennen. Natürlich ist das Aneignen und Sammeln, und körperlich etwa sich Fettpolster zuzulegen. Es anders zu machen, setzt einen geistigen Reifeprozess voraus.


    Insofern ist das mein Versuch, an konkreten Beispielen klar zu machen, was das heißt, wenn irgendwo von satori oder "Form ist Leere, Leere ist Form" die Rede ist. Ich glaube nicht, dass diese Dogensche (oder sutrische) Zen-Rhetorik es da allzu weit gebracht hat, das ist ein weitgehend in sich geschlossenes System. Darum konnte Dogen ja auch so böse irren, in seiner Meinung über Vimalakirti und das Laientum zum Beispiel. Darum musste er sich auch noch Sorgen machen, dass er die Unterstützung der Feudalherren genießt und gegen andere buddhistische Schulen wettern. Ich kann mich nicht mit dem begnügen, was Dogen sagte, ich muss auch bei ihm schauen, was er machte. Und das gilt genauso für den Dalai Lama. Ein Erwachtsein kann man behaupten oder leugnen. Ich habe meinen eigenen Blick darauf. Der schaut mehr auf das, was die Betreffenden konkret tun oder getan haben.


    Zitat

    Nur Buddhas folgen Buddhas nach.


    Was liest man hier zunächst mal? Auch Idioten folgen Buddhas nach. Was hat dieser Satz also für einen Sinn? Idioten sind also auch Buddhas. Mit anderen Worten, alle sind Buddhas. Das hatten wir schon, allen ist die Buddha-Natur gegeben. Aber was bedeutet es konkret? Es macht natürlich einen Unterschied, ob der Idiot dem Buddha nachfolgt oder einer mit dem Nachfolgen Schluss macht. Deine Lesart, Thursday, von Jesus' "Folge mir nach" ist bereits mystifiziert. Nachfolge hieß erst mal, einem moralischen Kodex zu folgen und dem einen Gott zu dienen. Bei Dogen heißt es auch, Zazen zu machen. Beide haben konkrete Vorstellungen, wie diese Nachfolge auszusehen hat. Deshalb konnte man das dann später auch gut ritualisieren. Und sogar mystifizieren. "ist alles nicht so gemeint." Aber für die allermeisten Christen ist der Gott ein "Du". Dieses Du wird für sie nie identisch mit ihrem "Ich".


    Auf der Zenebene heißt der Satz von Dogen, konkret umgesetzt, dass niemand niemandem folgt. Und das hätte Konsequenzen, die die meisten Dogen-Adepten zu scheuen scheinen. Aber, um in meinem Beispiel zu bleiben: So kann man nicht die Frage von Sanshin beantworten. "Niemand besitzt etwas." Das ist Zensprech. Sanshin hat nach meinem Eindruck eine konkretere Antwort gewollt, und im Leben werden solche konkreten Antworten auch immer wieder verlangt. Was ich mir dazu denke - dass da letztlich kein Ich ist und niemand, der besitzen kann -, ist dabei so sekundär wie für den Zahnarzt die Ursache für das Loch, das er füllt. Ganz abgesehen davon, dass es eine Lüge wäre. Denn so wie der Mönch noch seine zwei Roben zu brauchen meint und sein Sieb, so will ich nicht von meinen zwei Dutzend Unterhosen lassen. Und ich brauche dafür keine Entschuldigung. Und keine Rhetorik. Genau darin liegt meine Zenfreiheit. Dass ich mir keine Erklärungen wie ein Theravadamönch basteln muss. Und dass ich dennoch eine konkrete Antwort finden kann, wenn jemand nach meinem Besitz fragt.


    Meine Empfehlung hier ist, dass man es nach diesem Muster tut und dann spürt, wie es zum Selbstläufer wird. Geben, was man nicht braucht, ohne Erwartungen.


    Zitat

    Genau deshalb ist tiefe Einsicht der Leere identisch mit tiefe Einsicht der Form - es geht ja nicht anders. Deshalb gibt es eben Erwachen und Täuschung.


    Ich weiß nicht, wie und wie viele hier diesen Satz verstehen. Er klingt sprachlogisch für mich folgendermaßen: Leere ist Form, darum ist Erwachen Täuschung. Beides ist beides zugleich.


    Im Zensprech wird damit bestenfalls zum Ausdruck gebracht, dass all diese behelfsmäßigen Worte nur Unterschiede konstruieren, hinter denen sich eine "Wahrheit" verbergen mag, die unterschiedslos ist. Wie aber manifestiere ich Unterschiedslosigkeit auf Sanshins Frage hin? Indem ich sage: "Ich ging vor die Tür und gab dem Nächstbesten meine Schuhe. Es war der Hotelbesitzer von nebenan, der mit den zwei Goldketten am Hals." Nein. Konkret funktioniert "Leere ist Form", wenn ich meinen Verstand einschalte, und das Ausmaß von "Form" erkenne und in einen ethischen Zusammenhang bringe: Diese "Form" ist größer als jene. Ich gebe meine Schuhe also einem, der keine guten hat, und nicht dem mit dem großen Schuhschrank. Hingegen wäre der obige Zensprech konkret umgesetzt so vorzustellen: Es ist völlig unerheblich, ob ich diese Schuhe in den Müll werfe, sie dem Nächstbesten gebe, behalte oder einen Bedürftigen suche.


    Konkret ist es jedoch so, dass sich ein getäuschter Zustand erheblich von einem erwachten unterscheidet. Und genau in diesem Sinn werden diese Worte seit Jahrhunderten auch in der Zenliteratur benutzt. Im Übrigen stellenweise auch von Dogen. Weil es unmöglich ist, diese Zustände nicht zu unterscheiden. Leere und Form kennzeichnen im Zen etwas anderes als Erwachen und Täuschung. Das ist auch im Diamantsutra klar ausgedrückt: Sieh alles, was zusammengesetzt ist, wie eine Illusion (nicht-gegenständlich), wie eine Butterlampe (Form), wie eine Wolke (Form) ... Auch hier kommt man gar nicht umhin, mithilfe konkreter Bilder, vor allem letztlich von "geformten" Dingen, auf etwas Wesentliches hinzuweisen. Auch hier wird Leere zu Form gemacht. Für mich heißt das: möglichst anschaulich klarmachen, wie sich eine Zenerfahrung oder -einsicht auswirkt. Die Erkenntnis von Leere = Form und umgekehrt ist also Erwachen, und die Nichterkenntnis desselbigen ist Täuschung. In den Worten des Diamantsutras: Sieh es so - oder bleib eben blind dafür.


    Zitat

    Doch obgleich sich dies sagen lässt, fallen die Blüten in sehnsüchtiger Liebe, und das Unkraut sprießt zu unserem Ärger, und das ist alles. (Dogen)


    und

    Zitat

    Möglicherweise ist das nicht wahrscheinlich. (der mit dem Erwachen verbundene Wunsch, fiese Mongolen umzubringen)


    Ich halte diesen letzten von Dir zitierten Satz für den wichtigsten. Denn damit sagt Dogen, dass es also "normal" und "vertretbar" ist, dass wir uns ärgern und irgendetwas "liebt". Das bestätigt doch, was ich oben sagte: Die Erkenntnis von Leere (oder "weder Verrirren noch Erwachen") verhindert nicht, dass sich diese - geglaubte, erfahrene - Leere in einer alltäglichen Form ausdrücken kann und wird. Wenn ich auf den Marktplatz des Lebens zurückkehre, unterscheide ich deshalb auch (wieder), auf der Grundlage einer neuen Erfahrung und eines veränderten Blickes auf die Dinge.

    keks: Die Frage ist doch, ob man den Eindruck hat (wie er zumindest in Zengeschichten traditionell aufrecht erhalten wird), es gäbe die Möglichkeit eines Momentes, in dem sich die eigene Sicht auf die Welt ändert. Wenn nicht "plötzlich" (wie es meist geschildert wird), dann vielleicht "allmählich". Natürlich macht normalerweise jeder Mensch eh einen Reifeprozess durch. Da ich keine Parallelexistenz führe, weiß ich nicht, wo ich ohne Kontakt zu Zen stünde. Jedenfalls kennzeichnen Begriffe wie kensho und satori diese Momente. Da die Buddhanatur - so die These - immer da ist, sind die Momente wie eine klare Erkenntnis (oder auch konkrete Umsetzung) dieser "Tatsache".


    Nun kommen wir zum Dalai Lama. Nach welchem Kriterium wollen die, die an einen Erwachten (zumindest den Shakyamuni) glauben, beurteilen, ob der DL recht hat? Es gibt Leute, die zitieren (aus dem Zen), dass einer, der von sich glaube, erwacht zu sein, es schon verfehlt habe. Aber der DL ist nicht aus dem Zen. Bei den Tibetern sind klare Zuweisungen von speziellen Einsichten unabdingbar, um überhaupt ein DL zu werden. Das ist also Rhetorik, die vorbereitet, dass es a) keinen DL mehr nach ihm geben könnte, weil die tibetische Gesellschaft mehr oder weniger in der chinesischen aufgehen muss, b) Bescheidenheit zum Ausdruck bringt, die die Verehrer des DL natürlich so auslegen, dass diese gerade wieder ein Zeichen seines Erwachens sei.


    Ich sehe das anders. Ich glaube, dass ich den Dalai Lama verstehe. Er meint es nicht so, wie du - vielleicht - denkst: "Seht doch, selbst dieser offenbar Erwachte sagt, dass er es nicht ist. Es gibt also keine Erwachten." Nein, was der Dalai Lama sagt, ist einfach genau das: "Trotz meines Lebens habe ich es nicht dahin gebracht." Und damit steht er natürlich reifemäßig dennoch über den meisten anderen. Er sagt dir nicht, dass du es nicht anders oder "besser" machen könntest als er. Dazu gehört womöglich auch, als Kind nicht von der Mutter getrennt zu werden. Nicht in gepanzerten Wagen durch die Welt fahren zu müssen. Usw.

    Zitat

    und dann folge mir nach.


    Beim letzten Teil wäre ich vorsichtig, es sei denn mit "mir" sei man selbst gemeint.


    Ich verstehe schon den Gedanken hinter der Rhetorik. Wenn "kensho" oberflächlich ist, dann ist vielleicht "satori" in der Zensprache das Äquivalent für die "tiefere Erfahrung" (ich tausche das gerade mal gegen "Einsicht" ein). Diese Erfahrung wird z.B. in den Koansammlungen geschildert. Im Sinne von Eigenschaften hat sie etwa Menzan Zuiho in seiner bebilderten Schrift über den Mönch Tosui dargestellt. Das entspricht dem Mönch, der unerkannt unter Obdachlosen lebt. Diese Geschichten illustrieren nun mal "Charaktereigenschaften". Was nicht heißt, das man zu deren Verwirklichung Zen bräuchte. Aber was heißt, dass es gewisse Zen-Ideale gibt. Das ist natürlich relativ. Deswegen kann der "einsichtige", der "erfahrene", der "erwachte" Zenmensch auch stattdessen den Obdachlosen das Essen bringen oder mit seinem BMW über deren Brücke in den 16. Stock seiner Bank fahren, um eine Entscheidung zu treffen, ob er den Griechen weiter Geld leiht und sich daran bereichert. Auch das ist ja relativ. Aber in einer Geschichte von Zenidealen würde er in der Wahl seiner Entscheidungen nicht mehr ganz so frei sein. Es ist irgendwie klar, wie er zu charakterisieren wäre. Und darum sagen die erwachten Kerlchen in den Koan, wenn der Stein beim Fegen irgendwo gegen knallte und es plötzlich "klick" in ihnen macht, auch nicht: "Dreißig Jahre Täuschung: Der Himmel ist blau, die Berge sind hoch ... und ich lege jetzt diese fiesen Mongolen um."


    Wahrscheinlich verstehe ich den Knackpunkt des Diamantsutras anders. Ich möchte zuweilen Leerheit eine angemessene Form verleihen. Ich trete auf den Marktplatz, um das zu tun. Ich akzeptiere, dass ich nicht unabhängig von allem anderen existiere und dass ich nicht nur Leerheit, sondern auch Form bin. Deine Frage "tiefe Einsicht in was?" in Bezug auf die Leere will ich darum so beantworten: Tiefe Einsicht in Leere ist tiefe Einsicht in Form. Und darum gibt es auch das Erwachen, das Relative, die Eigenschaften.