Sudhana:
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Lies doch einfach mal Sekidas ‚Zen Training’
Das sind so die herablassenden Sätze, wie ich sie seit 30 Jahren von bestimmten Leuten kenne, die da keinerlei Fortschritte zu machen scheinen. Ich habe dir nie den Umfang meiner Lektüre genannt, stattdessen aber bereits aus mindestens zwei Sekida-Werken in diesem Forum zitiert, im Schwerdt-Thread aus Zen-Training, hier aus Two Zen Classics.
Zusammengefasst: Für die Angabe "Soto" habe ich ein Werk der SUNY zitiert, für die Angabe "Mönch" oder "Laienmönch" habe ich (m)eine allgemeine Auffassung von Mönch hergeleitet, und ich kann mir genauso gut "Rinzai-Mönch" bei Sekida vorstellen, denn im Gegensatz zu Hatlapa - auch da wiederhole ich mich - hat Sekida den Knackpunkt des Koan ja - in meinen Augen - dennoch erfasst, selbst wenn man seine Übersetzung kritisiert.
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Wobei auch ein Laie Dharmaübertragung haben kann (kein Geringerer als der 6. Patriarch Huineng war so ein Fall) – der ist dann aber kein Oshō, weil er nicht shukke tokudo erhalten hat.
Deine Logik ist mir unverständlich. Huineng kann schon deshalb kein shukke tokudo erhalten haben, weil das eine japanische Erfindung ist und im Chan keiner einen Furz darauf gegeben haben konnte. Dass Huineng kein Mönch war, also als Unordinierter im Kloster arbeitete, halte ich für unwahrscheinlich, bei aller Legendenbildung um ihn. Am Anfang einer der Fassungen des Plattformsutras antwortet er auf die Frage des Abtes, wo er herkomme, mit den Worten: "Ich, dein Schüler ..." Das ist, was zählt.
Ansonsten drehen wir uns da im Kreis, du beharrst auf der Sotoshu-Definition und ich habe ein historisch weiter zurückreichendes Verständnis von dem, was ein Zen-Mönch ist, und ein anderes Verständnis von dem, wie man Gelübde nehmen kann. Natürlich kann man auch ein Bodhisattva sein, ohne diese zu nehmen. Mir ging es darum zu sagen, dass man die Gelübde auch ohne die Anforderungen der Sotoshu gemäß der Tradition "nehmen" kann (genau wie man die Tonsur und das Anlegen der Robe auch ganz ohne Soto-Drumherum und Meister vollziehen kann), denn die Sotoshu richtet sich nur nach einem Ausschnitt dieser Tradition und ignoriert diesbezüglich etwa die von mir genannten Texte oder bewertet sie minder.
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Und Du selbst – siehst Du Dich als „Zen-Mönch“?
Natürlich. Sowohl als Zenmönch als auch als Bodhisattva. Aber nicht als Priester. Und ich sehe Brad Warner auch nicht als Zenpriester, denn das, was er gemacht hat (shukke tokudo) kann wie gesagt inhaltlich - nicht dem Namen und Regelwerk der Soto-Schule nach - ganz leicht von jedem gemacht werden und wurde auch von mir vollzogen: neben dem Annehmen der Bodhisattvagelübde die Tonsur und das Anlegen der Robe. Die Sotoshu hat auf diese Handlungen kein Exklusivrecht.
Ich bin deshalb aber kein Priester. Auch wenn Muho mal scherzte, man könne im Grunde bei allen Gelegenheiten das Hannya Shingyo rezitieren, bin ich kein Freund der Liturgie und des Rezitierens und anderer Formalitäten, die gemeinhin den Priesterberuf begleiten, und - was für mich entscheidend ist - von der Gemeinde oft auch gewünscht werden, in deren Dienst man steht. Wenn man sich wie Brad Warner aber auf shukke tokudo beruft, dann frage ich: Was ist mit dem zuise, wie war dein "Dharma-Gefecht"? Denn das gehört alles zum Soto-Brimborium dazu, wenn man sich da nicht vorher ausklingt. Und er will ja von den anderen Sachen auch nicht lassen, weder von seiner Dharma-Übertragung noch vom shukke tokudo. Er ist ein Mönch, aber nur ein halber oder drittel Priester für mich. Ich habe z.B. meine Zweifel, ob eine japanische Gemeinde Brad Warner eine Beerdigungszeremonie eines Japaners machen lässt. Nicht, dass das wichtig wäre, aber ich hatte gefragt, du hast ihn ausgiebig zitiert, und ich sehe, dass wir da unterschiedlicher Meinung sind, ganz einfach, weil er letztlich doch der Soto-Ansicht folgt und mir die viel zu eng korsettiert ist. Wie hier schon gezeigt wurde, ist offenbar bereits Antaiji, obwohl Soto, in seiner Auffassung davon, was ein Mönch oder ein "Laienmönch" ist, offener.
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Meine Grundregel ist: kümmere Dich um Deinen eigenen Kram.
Das ist auch meine. Und da Zen mein Kram ist, sind es ggf. auch deren Apologeten.
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ich versuche zu vermeiden, mit Hilfe von Internetrecherchen die Dharmalehrer anderer Gemeinschaften als Lügner und Scharlatane hinzustellen
Das würde auch nicht genügen. Hatlapa hat ja mit dem Zustellen eines Zeitungsartikels (der war offenbar nicht im Internet!) sich selbst entlarvt. Am Besten ist diese Selbst-Entlarvung, und sie aufzuzeigen. Aber ich erwarte da noch mehr Material.
Was meinen Ansatz angeht, sage ich mal, wer mich weniger beschäftigt:
- Lehrer, die was drauf haben und sich auf nix formal berufen,
- Lehrer, die nix drauf haben und sich auf nix formal berufen,
Was mich mehr beschäftigt sind:
- Lehrer, die (natürlich: in meinen Augen) nix drauf haben und sich auf was formal berufen.
Würde ich nur auf ihren gepredigten Unsinn eingehen, würde man hören: "Aber der ist doch authorisiert." Würde ich nur die Authorisierung hinterfragen oder deren Mangel nachweisen, würde man hören: "Aber der ist doch ein guter Lehrer, das zählt." Deshalb ist es m.E. besser, diese Lehrer von beiden Seiten anzugehen. Meist ist die Ausgangsidee ("der kann ja wohl kaum authorisiert sein bei dem Schwachsinn, den der verzapft") die richtige und es zeigt sich, dass die "Berufung" erstunken und erlogen war. Das ist wie bei falschen Ärzten, die irgendwann auffliegen, weil sie eben bei der Ausbildung geschummelt haben. In den seltenen Fällen, wo das nicht der Fall ist, interessiert mich, was da schief gelaufen ist, wie die "Authorisierer" im zeitlichen Abstand ihre "Ernennungen" betrachten usw.
Ji'un Ken:
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Offensichtlich ist bei der Übersetzung vieles möglich
Aber bei der Interpretation nicht, wenn man seine Koan-Schulung beendet haben will.