Beiträge von diamant

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    es gibt subtile Formen des Verlangens die für den in Samenergüsse vertieften Geist noch nicht ersichtlich sind


    Ein solcher Geist existiert nur in dem, der tatsächlich "in den Samenerguss vertieft" ist. Er ist die Folge der Ursache zwanghafte Enthaltsamkeit.

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    Ellviral hat das Trinken erwähnt. Es gibt ja noch andere Dinge, wie Rauchen oder Glücksspiel oder halt Sex/Selbstbefriedigung.


    Diese Dinge sollte man nicht in einem Atemzug erwähnen. Trinken, Rauchen und Glücksspiel führen tendentiell ins Unglück, Selbstbefriedigung und Sex nicht, letzteres dient sogar dem Erhalt und nicht der Vernichtung der Menschheit.


    "Mara hat geschrieben":

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    Verkrampfung kommt nicht von Enthaltsamkeit


    Verkrampfung kommt von Verlangen


    Nein, die sexuelle "Verkrampfung", die du hier einführtest, kommt durch nicht abgeführtes Sperma zustande. Das dem Körper nicht gut tut. Und sie endet ganz natürlich in "Entkrampfung". Weswegen es auch keinen Grund gibt, sie in ein abwertendes Licht zu stellen. Der Samenerguss ist ohne Verlangen möglich.

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    richtige Mittel sind z.B. yoniso manasikara


    Genau. Und mit der rechten Achtsamkeit hat man sich für die zu erwartende nächtliche Verkrampfung während des Schlafes - infolge von langer Enthaltsamkeit - schon mal die Gummimatte unter den Bettbezug gelegt, damit die Matratze nicht einsaut.


    Yoni ist im Sanskrit übrigens das Wort für den "Ursprung" und steht damit auch für die weiblichen Geschlechtsorgane. Es ist demnach wichtig, diesen die "rechte Aufmerksamkeit" zu widmen.

    Du bist hier nicht der einzige, der über Begriffsverwirrungen einen Ausweg sucht, nibbuti.
    Tugenden sind Bestandteil der Morallehre, da machen auch die sila keine Ausnahme.


    Folglich: Weder die Moral noch die silas (als Teilmenge davon) gehören zum Bonobo-Pfad. Das vom Menschen so bewertete moralische Verhalten ist Ausdruck bereits der Bonobo-Natur. Es war schon vor der Entstehung des Menschen angelegt. Das, was sich die Religion auf die Fahnen schreiben will als Lehre und Übung, musste nie gelehrt oder geübt werden. Aber es wurde "ausgeübt". Nämlich schon von Primaten. :grinsen:


    Was der "gemeine Buddhist" sich zuweilen also einbildet ist, dass er etwas lernen müsse, was schon Affen im Blut lag. Er bildet sich also im Grunde ein, evolutionär unter dem Affen zu stehen. Das ist bemerkenswert.

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    Und an dir bemäkelten Stelle steht nur "Geist" und nix von Geistes-Übung.


    Aber bei dir:

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    Praxis bedeutet "则心口相应" - mit 相 wird noch einmal der spezielle und zwingende (应) Zusammenhang zwischen der "Übung" (口) und dem Geist der Übung (心) hergestellt.


    Allerdings hast du den Genitiv vertauscht.


    Du hast recht, void:

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    Der Lehrling muss mit seinem Üben noch wo hin


    Denn, bel:

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    Bin erst mal andernorts zugange.


    Dagegen bei Yampolsky nach T 48:339a4-5 das Wesentliche aus dem Plattform-Sutra übersetzt:

    "In dieser meiner Lehre bedeutet 'Sitzen', überall ohne Hindernis zu sein und unter allen Umständen keine Gedanken zu aktivieren."


    Das sind konkrete Aussagen, keine Ausflüchte.


    Frage an bel: Was bedeutet Ausübung für dich?

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    Mit Legenden gehst Du auch nach Belieben um, falls es Dir paßt, stützen sie Deine Thesen, falls nicht, sind es nur Märchen.


    Nein, Legenden sind allesamt märchenhaft. Aber sie stehen auch symbolisch für etwas.


    Lass dich doch von bel nicht hinters Licht führen, Andreas. Er ist weder Sinologe noch Japanologe noch Indologe. Aber die Übersetzungen, die er heranzieht, will er dann besser aus dem Original übersetzen als Yampolsky oder sonst wer, wenn man ihm den Sinn dieser Übersetzungen anhand der Wortwahl, Satzstellung und Grammatik klarmacht.


    Es heißt nicht "der Geist der Übung", sondern "die Übung des Geistes", also die Geistesübung.


    Wir kommen diesem rhetorischen Trick bels folgendermaßen auf die Schliche:


    Zitat

    Wenn ich hier von "Übung" rede, dann meine ich Ausübung


    Inwiefern? Wie sieht denn die Ausübung konkret aus? Was nutzt es, hier rumzuschwurbeln und vor ein Wort eine Vorsilbe zu setzen, um das nächste dann im Nebulösen zu belassen, damit man sich da auch wieder aus der Affäre ziehen kann.


    Was heißt konkret Ausübung?

    bel:

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    Das ist Blödsinn und das steht da nicht


    Doch:

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    whether we recite it or not does not matter

    Ob wir's rezitieren oder nicht, spielt keine Rolle.


    Und deshalb ist

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    was ich unter "Übung" verstehe - nämlich Ausübung - im chinesischen Text steht dafür - 行 - im engeren Sinne bezieht sich das auf religiöse Praxis


    einer der Knackpunkte, um den Unterschied zwischen frühem Chan und Huineng und Dogen zu verstehen. Noch einmal die Legende von Hui-neng: Analphabet, der offenbar im Kloster nicht mit den anderen sitzt, sondern in der Küche rummacht, dann aber eine tiefere Erleuchtung als der erwartete Nachfolger des Abtes in einem gesprochenen Vers zeigt. Verschwinden in der Anonymität (außerklösterlich) als Erwachter, für den also a) weder vor dem Erwachen zazen noch b) nach dem Erwachen das Klosterleben wichtig waren. In eine dritten Phase spricht er dann selbst auch zur klösterlichen Sangha (er macht gewissermaßen seinen Job), er stirbt sitzend usf. Soweit zur Hagiografie, also eben der Legendenbildung.


    Es ist in meinen Augen und von daher falsch, die Zenübung - und noch besser: das Erwachen - primär als religiöse Praxis zu verstehen. Es ist sicher richtig, dass sie sich - auch in der Gegenwart - meistens so zeigt und so ausgeübt wird. In dieser Legende erwachte ein Koch und machte sich danach aus dem Staub. Schon Bodhidharma saß nicht mit anderen, sondern allein vor der Wand, als er zu seinen Einsichten kam. Das Wesentliche geschieht und geschah eben nicht "im gemeinsamen Sitzen (verstanden als Übung)".

    bel:

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    Was "Mahaprajnaparamita" bedeutet, sollen wir ganz zur Grundlage unserer (Aus-)Übung machen - ob wir dabei nun rezitieren oder nicht, spielt keine Rolle.


    Original:

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    What we have to do is to put it (Mahaprajnaparamita) into practice with our mind . Mere reciting it without mental practice may be likened to a phantasm,;


    Das Wichtigste wurde nicht übersetzt. Es geht bei Hui-neng darum, dass man überhaupt keine Rezitation oder andere formale Dinge machen muss. Hauptsache, die Geistesübung stimmt. Wenn man meint, solche Dinge wie Rezitieren, zazen usw. machen zu müssen, muss man eben auch diese mit der rechten Geisteshaltung machen.


    Das ist eben nicht das gleiche, was Dôgen sagte. Wäre es das, würde nicht in allen Ablegern der Soto-Schule das größte Augenmerk auf Zazen gerichtet.


    Immerhin wurde nun klar, wie du Text verstehst und warum sich dir das seit Jahren nicht erschließt.


    Zitat

    Be the same as you would if I were here, and sit all together


    Das ist eine Anweisung an die Klostergemeinschaft. Diese alten Chinesen haben zwar, wie die meisten Menschen, mit aufgerichtetem Körper gesessen, aber sicher nicht so wie es später etwa Sawaki im Detail beschrieb. Das "if I were here" meint genau das, was oben steht. Sitzt gemeinsam (die Betonung liegt hier auf der Sangha, nicht auf dem Sitzen) - denn das macht man nun mal im Kloster - so, wie ich es euch lehrte: Im Wissen, dass es um eine Geistesübung geht (und das Sitzen Mittel zum Zweck ist und nicht Selbstzweck oder für Erwachen an sich steht).

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    Du meinst das Kesa ? Wird heute noch vor dem Ankleiden gemacht.


    Ich weiß. Ich war schon dabei. Eines der Dinge, die mir ein innerliches Lächeln abrangen und mich von dem Prozedere entfremdeten. Eine Handlung, die eindeutig klösterlichen Ursprungs ist und mir als Laien(mönch) viel zu sektiererisch. Ich werde aber dran denken, wenn ich dann mal vor der Kamera sitze. Es ist ein weiteres Beispiel, wie sich klammheimlich Mönchstum ins Laienleben schleicht (so wie über die Theravadin die Vorstellung von Mönchsmoral in die Laienmoral).

    Du hast hier lange Texte eingestellt, das muss man als Empfehlung verstehen, und ich habe sie gelesen (was du dir doch wohl erhofft hattest - dass jemand sie liest). Und dann kommentiere ich. Versteh mich nicht falsch. Der Dalai Lama und ich sind auf einer Wellenlänge. Was er da sagt, hab ich ja auch schon gesagt. Aber mit noch 4 Minuten Meditation pro Tag statt 4 Stunden: Die Erde wäre ohne uns besser dran. Die Religionen sollten überwunden werden.


    Was dann auch noch beweist, dass man nicht viel meditieren muss, um Einsichten zu haben, die Franz Alt offenbar für bemerkenswert hält.

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    Transparenzfeld der Gesamt-Lehre


    So etwas gibt es nur bei dir. Die alten Meister waren recht konkrete Haudegen, so wie Matsu, den keks gerade zitierte.
    Als selbstverständlich wurde so einiges in Klöstern angesehen, was dem Laien völlig wurscht sein kann. Bei Dogen legte man sich z.B. Textilien auf den Kopf.

    Da dies nicht das Forum Tibetischer Buddhismus ist - in dem voom genau das gemacht hat, was ich befürchtet habe, wenn jemand, der mal für Ole schwärmte, zum Mod wird - dürfte ja Kritik erlaubt sein. Was eigentlich glaubt man mit solchen Platitüden erreichen zu können? Hätte man mich nach einem rührseligen Text als "Friedensappell" aus buddhistischer Sicht gebeten, ich wäre etwa auf das Gleiche gekommen. Da gehört rein: Achtsamkeit, Mitgefühl, Gewaltfreiheit. Dass man damit aber auch gleich betont, aus dem Buddhismus zu kommen, und übersieht, dass dies schon den ersten Mitmenschen aufstoßen könnte (die zum Beispiel Gewaltfreiheit für ein Ideal, aber für unrealistisch halten, oder die mit "Achtsamkeit" nicht viel anfangen können, weil es nicht zu ihrem gewöhnlichen Wortschatz gehört), das fällt dem Dalai Lama wohl gar nicht auf.


    Entscheidend ist, dass einer, der mit Gewalt konfrontiert wird, nicht immer gewaltfrei bleiben kann. Weswegen die Worte des Dalai Lama in den Wind gesprochen sind. Wie kommt er überhaupt darauf, dass er für einen Friedensappell zuständig ist? Auch Thich Nhat Hanh hat sich auf diese Weise schon selbst überschätzt und gemeint, den US-Präsidenten Bush beraten zu müssen. Ich habe seit März, seit es diesen Appell gibt, regelmäßig Zeitung gelesen und erst jetzt davon erfahren. Das scheint keinen Entscheider zu interessieren.


    Außerdem haben wir genug Bilder, um zu wissen, dass auch tibetische Mönche, als es ihnen zu bunt wurde, Gewalt angewendet haben. Was soll also diese Heuchelei, der Verweis auf Gandhi? Wann hören diese Versatzstücke aus der Mottenkiste endlich auf?


    In Wirklichkeit fährt der DL in gepanzerten Fahrzeugen durch die Gegend, mit bewaffneten Bodyguards. Da ist es nicht weit her mit

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    Durch intensives Meditieren können wir lernen, dass Feinde unsere besten Freunde und Freundinnen, unsere besten Lehrerinnen und Lehrer sind.

    Was der Dalai Lama von diesen Feinden gelernt hat ist, dass er sich besser mit sicheren Fahrzeugen und bewaffneten Leibwächtern umgibt, weil er offenbar Angst um sein Leben hat. Er macht es also wie die meisten es machen würden. Und wie die Mönche, die zwar keine Tiere töten, aber das Fleisch von Spendern essen und dann noch auf Metzgern rumhacken, so lässt er eben einfach andere die Waffen für sich tragen.

    Creme 21 (dass es dich noch gibt ...)

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    Was machen wir aber jetzt mit dem Überlebensinstinkt und der Liebe?


    Mit dem ÜberlebensINSTINKT musst du gar nix machen, der macht mit dir. Die rechte Haltung gegenüber diesem Instinkt ist Dankbarkeit.
    Bei der Liebe hat void einen guten Hinweis gegeben, was möglich sein kann. Lieben, Trauern, Eifersüchtig sein, aber alles mit einem innerem Abstand, einer Erkenntnis, die zum Loslassen bereit ist. Wenn man sich nicht auf diese Gefühle einlässt, wird man ja nie erfahren, wie tief man empfinden kann. Das ist doch auch eine erstaunliche Erfahrung, für die man dankbar sein kann.


    Dank auch an void für die Textstelle mit dem Rat, keinen Mucks zu machen, wenn einem Glieder abgetrennt werden. Sie zeigt noch einmal, dass dieser Buddha nicht verstanden hat, was Schmerz ist, und die Schmerzen, von denen er hier redet, gar nicht kannte. Im Grunde hat er hier geblufft. Das nehme ich ihm erneut übel. Ein Scheißrat ist das, weil er auch noch impliziert, gute Buddhisten seien Supermenschen, denen nicht mal die Folter was ausmachte. Wie immer empfehle ich hier, eine klinische Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen. Ich setze alles darauf, dass keiner, der eine Stimme hat, beim Absägen seiner Glieder schweigen wird. So ein Unfug. Und er beweist einmal mehr, worauf - fehlerhaft - die Wahrheiten vom Leiden beruhen und dass man hier mal endlich realistisch werden sollte.

    A warning for beginners:


    Von den alten Zenmeistern gibt es dazu kaum Antworten dieser Art. Ihr Rat schien mir eher zu lauten: Erwache!
    Nicht: Sitze!


    Hakuin meinte: "Fühlenden Wesen, die mit Mut und Tatkraft üben, kann das Erlangen der Buddhaschaft in einem einzigen Gedankenmoment geschehen."


    Wenn einer meinte, er müsse neun Jahre sitzen, hat er das gemacht. Wenn einer meinte, er müsse nicht sitzen, hat er das auch gemacht. "Schau da die Pferde am Kamo-Fluss galoppieren! Das ist Zazen!" Meinte Daito Kokushi. Der sagte auch: "Legt wieder und wieder eure Gedanken ab und entdeckt den Herz-Buddha. Man könnte annehmen, dass er nur in der Sitzmeditation erkannt würde. Dies ist jedoch ein Fehler."


    Oder der Knaller auf einem Sesshin von Deshimaru, als er gefragt wird: "Das Plattform-Sutra des 6. Patriarchen, das für das Verständnis von Zen im Westen wesentlich wurde, wurde so interpretiert, dass der 6. Patriarch Eno [Hui-neng] gelehrt hätte, der wahre Weg würde durch die rechte Haltung des Geistes gefunden, nicht durch die des Körpers - also nicht durch die Praxis des Zazen. Können Sie das bitte kommentieren?" Worauf Deshimaru erst mal eine Nacht drüber schlafen will. Um dann am nächsten Tag zu erklären, es gäbe nur eine korrekte Fassung des Plattformsutras, nämlich die, die Dôgen benutzte (und sonst fast keiner), und betont, dass es Huineng immer nur um Zazen gegangen sei (wie wir wissen, hat das Nachahmer gefunden).


    Zitat

    Ich meine, es wäre der deutsche Sôtô-Mönch Ryufu Pussel gewesen, der in seinen Büchern rät, zuerst einmal damit anzufangen, sich beim Aufstehen fünf Minuten aufrecht auf die Bettkante zu setzen und seinem Atem zu folgen.


    Ich rate, vorher die Zähne zu putzen. ;)

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    dass sie immer nur vor der Wand standen, und es nun wahr haftig keinen Sinn mehr macht sich umzudrehen und nach was anderem zu schielen


    So kann man es auch zusammenfassen und die Metapher überstrapazieren. Um aufs Thema des Threads zurückzukommen:
    Lieber die Wand anstarren (Soto-Zen) als sich umdrehen, auf die Welt schauen und ... genießen.

    Nils: Gerade wurde in der SZ eine Studie zitiert, mit der die Ergebnisse speziell von Studien aus dem Bereich der Psychologie überprüft wurden. Knapp die Hälfte der Ergebnisse konnte nicht bestätigt werden. Gerade auf diesem Feld scheint mir also Vorsicht angebracht. Wie man sieht, willst auch du einen Kreuzzug gegen das Fernsehen führen. Wenn du darin keine Weisheit findest, dann wahrscheinlich, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dann ist meine letzte Empfehlung noch die witzige "Hello Ladies" (leider schon nach einer Staffel eingestellt).


    Ein Satz von mukti weist auf das Problem:

    Zitat

    Sicher gibt es Leute die nur dem Vergnügen oder Genuss leben, aber wer dabei nicht auch Leid erlebt, den hätte ich gerne mal kennengelernt.


    Aha. Das klingt so: Vergnügen oder Genuss gibt es nur mit Leid. Stimmt das? Nein. Nicht, wenn man ein weiteres Merkmal der Zenübung verwirklicht, das ich für wesentlich halte und das populär "im Hier und Jetzt sein" heißt. Dies bedeutet dann: Statt sich während des Vergnügens gleich zu denken: "Ach, das geht ja vorüber, ist vergänglich", vergnügt man sich einfach. Wenn man es nicht mehr tut, ist es eben vorbei. Vielleicht bedauert (leidet) man dann, vielleicht ist man auch indifferent. Eine Auswirkung der Zenübung kann nach meiner Erfahrung also sein, dass man eben nicht "dabei" auch Leid erlebt, sondern dass man Leid erlebt, wenn man Leid erlebt, und Vergnügen (auch wenn diese Worte behelfsmäßig sind), wenn man Vergnügen erlebt. Und man macht sich nich das Leben schwer, indem man neurotisch im Genuss darüber grübelt, wie vergänglich er doch ist*. Das hat man begriffen. Genauso, dass Leid vergänglich ist.


    Der Witz an der Zenübung ist, dass wir das Vergnügen nicht gegen das Leid ausspielen. Wir wollen nicht, wie hier die Theravada-Harcorefraktion, auf ein Versiegen des Vergnügens hinarbeiten, nur damit auch das Leid versiegt. Wir akzeptieren beides. Im Bewusstsein ihrer Vergänglichkeit. Leid wird also nicht entkräftet, indem es - wie die vier edlen Wahrheiten nahelegen - aufgehoben, also beseitigt wird (ich zeigte kürzlich in diesem Forum auf, dass die Lehre von dieser Leidaufhebung sowieso logische Fehler hat). Sondern dadurch, dass man seine Natur der Vergänglichkeit (oder "Leere") durchschaut. Diese "Entkräftung" von Leid, aber auch Genuss, führt dazu, dass man beides besser nehmen kann, wie es kommt. Ohne ihm, wie zu erwarten wäre, jammernd ausweichen oder süchtig nachfolgen zu wollen.


    Das ist alles. Aber es ist schon viel, und es ist nach meiner Erfahrung genug.


    [* oder mir, wie Twen nibbuti, private mails schreibt mit dem Inhalt: "Du hast keine Ahnung."]

    Danke für den Hinweis auf eine der anderen großen Serien, void. Der ist durchaus treffend, weil diese Fantasywelten in Game of Thrones ja für finstere Vorzeiten stehen. Eine moderne Geschichte, die ähnlich düster daherkommt, ist "Die Straße" von Cormac McCarthy (auch verfilmt).


    Ich versuche mal, lieber Nils, das nicht in eine rein Luhmannsche Debatte übers Fernsehen ausufern zu lassen. Diese Kritik kenne ich natürlich, im Studium setzt man sich nicht nur praktisch (wie drehe ich einen Film?), sondern vor allem historisch und analytisch mit diesen Medien auseinander. Den Einfluss der Gewalt kann man nicht von der Hand weisen. Dennoch scheint das Fernsehen, wie void andeutet, insgesamt die Massen eher ruhig zu stellen. Auch da setzt natürlich klassische Kritik an - gezielte Manipulation zum Mitläufertum und Stillehalten. Wenn ich meine Bekannte zu Gast habe, muss sie, da ich lesen und arbeiten will, die Ohrstöpsel reinmachen. Ich höre sie immer mal wieder lachen. Dann sehe ich, dass sie dauernd zappt, also kaum die Geduld hat, einen Film von vorn bis hinten zu sehen. Trotzdem schlägt sie ihr Kind nicht so nachlässig, weil sie Fast and Furious gern sieht, sondern weil sie selbst so erzogen wurde. Die von dir beschriebenen Effekte sind leider im Wechselspiel mit Armut häufig zu beobachten. Aber: Deine Studien beziehen sich ja offenbar ständig auf die USA. Und explizit auf "gewalttätige Fernsehseundungen". Das meiste, was im deutschen TV läuft, ist nicht gewalttätig. Die Ergebnisse sind nicht einfach übertragbar. Es gibt in den USA Sender wie Fox, die eine solch erbärmliche und aufhetzende Politik machen, das ich nichts annähernd Vergleichbares im deutschen TV wüsste.


    Zitat

    Und in Deutschland sind die Verhältnisse auch nicht gerade friedlicher geworden.


    Doch. Gewaltaten sind rückläufig. http://www.derwesten.de/region…eufig-aimp-id9423456.html


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    das kapitalistische westliche Konsumfernsehen


    Kannst du denn vergleichen? Ich habe Fernsehen auf Kuba, in Laos und Vietnam gesehen, und hier bekomme ich einen chinesisches Sender rein, und das war und ist alles schon erbärmlich. Noch wahnsinniger waren die Ausschnitte, die Arte in einer Reihe über TV in aller Welt aus manchen Ländern brachte. Das schlimmste Fernsehen ist offenbar das marxistisch-kommunistische.


    Nun konkret zu dem, was man lernen kann. Oder zu namentlichen Künstlern. Zum einen sind da Satiriker, dann politische Kommentatoren wie ehemals Scholl-Latour, die die Finger in die Wunden der Gesellschaft legen. Gelegentlich kommen auch Buddhisten zu Wort. Wenn man einen Abt auf dem Computerbildschirm in Youtube-Filmchen anschaut, warum dann nicht auch auf 3sat? In der Serie "Kung Fu" wurden z.B. reihenweise Lebensweisheiten vermittelt, die man ähnlich auch lesen konnte, aber sie waren dort in einen Handlungszusammenhang eingebaut. Wenn Gefühle geweckt werden, dann ja auch Empathie für Figuren oder gegenwärtige Ereignisse (siehe die ganzen Spendengalas etc. im TV). Was immer man davon hält, Karl-Heinz Böhm hat seine Hilfsorganisation im Grunde nur dank "Wetten dass?" betreiben können. Markus Lanz sorgt dafür, dass Betroffene von mehr oder weniger verbreiteten Krankheiten ihren Leidensweg schildern und auch Hoffnung machen können (es gab diese Woche einen sehr interessanten Pharmazie-kritischen Auftritt von Prof. Lauterbach (SPD). Man sieht also, das regt zum Denken an. Und wenn man keine fundamentalistische Aversion gegen Gefühle hat, kann man auch das Anregen derselbigen zu schätzen wissen.