Was uebt man im Zazen eigentlich genau?

  • Erleuchteter: bisschen ungemach lässt sich ignorieren, vor allem wenn man jegliche verantwortung umgeht. wozu dann niederwerfungen? die frage stellt sich nicht, wenn s mal richtig weh tut. und das wird es, keine frage. "alles ist eins, nichts, leer und gleich" zu predigen - auf diese idee kommen nur blinde kartoffel. ist das selbe als würdest du sagen: "geht man mal vom absoluten standpunkt aus, dann...". zuviel denken. :grinsen:

  • Thursday: Ich danke für die Buchempfehlung :roll:


    Allerdings hast du für mich hier nur Langweiler beschrieben. Mein größtes Vergnügen besteht im Genuss von Kunst, Filmkunst und Literatur in erster Linie. Natürlich auch im Sex. Gelegentlich schaffe ich sogar selbst etwas. Meine Idee ist eine andere, und ich denke, sie kommt dem Zen näher als dem Palikanon. Man macht sich eben doch Vorstellungen, aber auf spielerische Art, und man nimmt dieses Vorstellungen machen nicht allzu ernst. Es ist unabdingbar für die menschliche Kommunikation, für das Anregen der Phantasie, für neue richtungweisende Ideen. Alles, was nötig ist: zu durchschauen, dass - wie Ellviral sagte - auch dies nicht "ich" ist oder "mein". Allerdings hat das seine Grenzen im Wunsch einigermaßen angenehm zu überleben, was für Künstler heißt, sie wollen oft so etwas wie ein Copyright und ein Urheberrecht.


    Das Problem ist - und ich sehe das an Zugriffszahlen auf einen Blog, die kürzlich signifkant stiegen: Die Leser wollen diese Phrasen aus dem Palikanon gar nicht hören, sondern etwas Realistisches, Lebensnahes, keine Wunschvorstellung, sondern wie es sich tatsächlich in den meisten abspielt. Nämlich so: Nicht nur machen sie sich Vorstellungen, sie sind überlebensnotwendig. Ein Beispiel:


    Zitat

    er Tathagate II hat das nun alles verstanden - d.h er ist zu dem geworden, er ist Soheit und kann in der Begegnung jeden, der es will, auch dorthin führen.


    Nein, denn selbst Shakyamuni oder das, was wir von ihm haben, kann wirklich nicht jeden dorthin führen. Und falls du sonst jemanden (Realen) meintest: Was soll das denn heißen, "er ist Soheit"? Jeder ist für sich Soheit. Ich kenne das doch aus meinen Übersetzungen. Das hat in dieser Form doch keinen Sinn. Wenn es, wie bei TNH oder im anderen Thread bei Nils, dann praktisch drauf rausläuft, dass man Fernsehen prinzipiell als schädlich betrachtet (logisch, denn das regt ja nur "Vorstellungen" an), dann ist man meines Erachtens ein größerer Träumer als der, der sich beim Fußball oder in seiner Lieblingsserie wegfantasiert oder sein Adrenalin ausgeschüttet sieht.


    Worum geht es im Buddha-Dharma nach Zen: Dass man sich im Klaren darüber ist, was in einem vor sich geht, wie Gedanken und Gefühle entstehen, und wie man sich "Vorstellungen" macht. Nicht, dass man sich keine mehr macht. Abgesehen von den Momenten, auf die man konkret in der Zenübung hinarbeitet und die bei Huineng und anderen heißen, dass die Gedanken zur Ruhe kommen (manche meinen sogar: anhalten). Wenn dies Einsicht oder Erwachen ist, so ist sie doch kein Dauerzustand. Sie ist lediglich die Basis, von der aus man den Alltag, also das geordnete oder sprunghafte, kreative oder chaotische Denken und Fühlen ins rechte Licht rücken kann. Diese Einsicht, also das Erwachen, bedeutet eben nicht, zu einem gefühlsmäßigen oder geistigen Zombie zu werden, an dem vor Gleichmut alles abperlt. Es bedeutet nur zu verstehen, warum wir eben nicht so sind, nicht so sein müssen und uns in unseren Vorstellungen nicht allzu ernst nehmen und uns nicht über sie definieren müssen.


    Zitat

    Und dazu braucht es einen konkreten Lehrer


    An anderer Stelle meinte der Palikanon jedoch etwas anderes, nämlich, dass man sich selbst die Leuchte sei. Es braucht normalerweise gar niemanden Speziellen, weil wir unter anderen Menschen leben und uns an denen "abarbeiten". Allerdings ziehen sich manche Buddhisten ja sogar in Höhlen zurück. Bei Partnern und Lehrern erlebt man auch nur da die Reibung, wo sie nicht mit einem harmonieren. Ich hatte mal eine Partnerin, die fast reibungsfrei war. Und ich habe gerade eine Bekannte, die einiges, was mir wichtig ist, nicht auf die Reihe bekommt. Es ist nicht richtig, sich in solchen Fällen per Palikanon schön zu reden, das läge nur an eigenen Vorstellungen, die aber gefälligst wegzubekommen seien. (Allein das ist ja eine Vorstellung.) Es gibt nun mal Dinge, die besser funktionieren - auch wenn das eine Vorstellung ist, aber so zeigt sich gerade ihre Berechtigung - z.B. wenn man sein Kind ohne Schläge erzieht und regelmäßig das Zimmer ausfegt. Was natürlich auch gilt: Den anderen so sein lassen können wie er ist oder sein mag. So werden dann Grenzen gezogen. Weil etwas nicht zusammenpasst. Ich müsste tausende Partner oder Lehrer haben, wenn es darum ginge, mich an all dem, was mir Grenzen aufzeigt, abzuarbeiten. Der Lehrer, das ist nach wie vor meine Ansicht, soll mir einen Weg zur Einsicht zeigen, und diese Einsicht bedeutet letztlich, dass ich mir selbst die Leuchte bin.


    Insgesamt denke ich, dass man an solchen "Vorstellungen" des Shakyamuni nicht festhalten sollte. Maßstab sind die, die das vorgeben ernsthaft zu tun. Ich bin ja einigen Theravadins begegnet, und die ticken genau wie ich und du (wenn ich das sagen darf). Was dort in MN 1 behauptet wird, vollzieht sich nicht. Darum spreche ich von der "Falsifikation durch eigene Praxis". Insofern verstehe ich nicht, was snoopy da meint durchzumachen.


    Es hat sich auch beim Shakyamuni nicht vollzogen. Der Palikanon ist von Anfang an eine Satire. In dem Augenblick, wo der Erwachte sich entschied, zu plappern, und nicht mehr damit aufhörte, machte er nämlich das Gleiche wie wir hier. Er machte sich "Vorstellungen". Und diese werden nun von anderen herangezogen, um ihre so oder so zu nähren.

  • Dear, mach doch auch ein Zendo auf. "Diamantzendo" ( e.V.)
    Da kannst du Kurse geben, z.B. " Vorstellungen kreativ - für unsere moderne Zeit" .
    Du kannst einen Inder einladen. Oder einen Mufti. Oder ein "Erotikmodel".
    Daran könnte sich dann die Phantasie entzünden. Hab ich geile Geschäftsideen ? Sag ja.


    Zitat

    weil wir unter anderen Menschen leben und uns an denen "abarbeiten".


    Völlig beratungsresistent. Somit ist mit weiteren Opfern zu rechnen. :|

  • Zitat

    Völlig beratungsresistent. Somit ist mit weiteren Opfern zu rechnen.


    Völlig therapieresistent. Somit ist weiterhin damit zu rechnen, dass sie sich als Opfer sieht. Und in jedem, der sich zu seiner Sexualität bekennt, eine Gefahr.

  • Zitat

    diamant hat geschrieben:
    Insofern verstehe ich nicht, was snoopy da meint durchzumachen.


    Thursday`s Ausführung zu Araht I - IV kann ich in soweit nachvollziehen als das ich solch Dinge bei mir ab und an beobachte.
    Deswegen bin ich kein Arhat, es sind wenn denn Momente oder Tage an denen solches geschieht oder sich abzeichnet.
    Tathagata I-II kann ich nur erahnen.


    Nun, da ich mich so schreiben seh halt ich es jetzt mal wie Ellviral: "Dies ist nicht mein......."


    Und...........................

    Ja, manchmal weiss ich nicht was ich über die Dinge denken soll und dann lass ich es. Und dann sind die Dinge so wie sie sind.

  • diamant:

    Worum geht es im Buddha-Dharma nach Zen: Dass man sich im Klaren darüber ist, was in einem vor sich geht, wie Gedanken und Gefühle entstehen, und wie man sich "Vorstellungen" macht


    Dann wäre Zen lediglich ordinäre Psychoanalyse. Ich denke Menschen genügen sich nicht als einsame "Soheit". Sie haben den Drang zu transzendieren, zu glauben Teil eines grösseren Ganzen zu sein.

  • diamant:

    Völlig therapieresistent. Somit ist weiterhin damit zu rechnen, dass sie sich als Opfer sieht. Und in jedem, der sich zu seiner Sexualität bekennt, eine Gefahr.



    Wüsste nicht, dass profane Machtlust ein Therapieansatz wäre.
    Aber wie könnte das mit dem Thema verknüpft werden ? Hm. Mir selber fällt was ein, mag es aber grad nicht ausformulieren.



    grüße
    blue_

  • Punk:
    diamant:

    Worum geht es im Buddha-Dharma nach Zen: Dass man sich im Klaren darüber ist, was in einem vor sich geht, wie Gedanken und Gefühle entstehen, und wie man sich "Vorstellungen" macht


    Dann wäre Zen lediglich ordinäre Psychoanalyse. Ich denke Menschen genügen sich nicht als einsame "Soheit". Sie haben den Drang zu transzendieren, zu glauben Teil eines grösseren Ganzen zu sein.


    Jepp, vielen Menschen mag das nicht reichen. Aber ist dem Drang nach Transzendenz nachgeben und zu glauben, Teil eines größeren Ganzen zu sein deiner Ansicht nach etwas, worum es im Zen oder im Buddhismus überhaupt geht?

  • Punk:
    diamant:

    Worum geht es im Buddha-Dharma nach Zen: Dass man sich im Klaren darüber ist, was in einem vor sich geht, wie Gedanken und Gefühle entstehen, und wie man sich "Vorstellungen" macht


    Dann wäre Zen lediglich ordinäre Psychoanalyse. Ich denke Menschen genügen sich nicht als einsame "Soheit". Sie haben den Drang zu transzendieren, zu glauben Teil eines grösseren Ganzen zu sein.


    Reicher, grösser, erleuchteter. Wenn man schon kein Milliardär sein kann dann doch wenigstens erwachter als alle anderen. Damit dreht sich die Suche im Kreis :)


    Würde man Buddha als das sehen was er war - als Mensch mit normalen Fähigkeiten wie alle anderen auch, dann wäre vielen geholfen. Abgesehen von seiner Zwangsneurose vom zuvielen Reden.

    Einmal editiert, zuletzt von keks ()

  • diamant:


    Es hat sich auch beim Shakyamuni nicht vollzogen. Der Palikanon ist von Anfang an eine Satire. In dem Augenblick, wo der Erwachte sich entschied, zu plappern, und nicht mehr damit aufhörte


    Das kommt vom zuvielen meditieren, irgendwann plazt jeder erdenkliche Müll wieder raus und man will reden reden reden :)
    Zenmeister dagegen bringen es immer wieder schön herrlich auf den Punkt. Buddha hat 40 Jahre nur geredet, bitte ? Was ging denn mit dem ab ?

  • Sôhei:

    Aber ist dem Drang nach Transzendenz nachgeben und zu glauben, Teil eines größeren Ganzen zu sein deiner Ansicht nach etwas, worum es im Zen oder im Buddhismus überhaupt geht?


    Sie (Zen, Buddhismus, Religionen allgemein) entspringen dem und befriedigen das Bedürfnis in selbem Masse

  • Punk:
    diamant:

    Worum geht es im Buddha-Dharma nach Zen: Dass man sich im Klaren darüber ist, was in einem vor sich geht, wie Gedanken und Gefühle entstehen, und wie man sich "Vorstellungen" macht


    Dann wäre Zen lediglich ordinäre Psychoanalyse. Ich denke Menschen genügen sich nicht als einsame "Soheit". Sie haben den Drang zu transzendieren, zu glauben Teil eines grösseren Ganzen zu sein.


    Es ist doch so das es auch dies, wie Diamant es beschreibt darum auch geht. Nicht nur, aber ist es nicht so, im Theravada nennt man es denke ich vom Groben ins Feine gehen b.z.w. untersuchen. Im Zen passiert das halt etwas anders zumindest mehr im Alltag.
    Man durchschaut sich ja selbst. Ob man es Psychoanalyse nennen mag oder anders.

    Ja, manchmal weiss ich nicht was ich über die Dinge denken soll und dann lass ich es. Und dann sind die Dinge so wie sie sind.

  • diamant:

    Danke, keks. In 25 Jahren hab ich ihn eingeholt. ;)


    Beeil dich, der hat ne Menge geredet, aber er hat es wieder aufgehoben indem er sagte dass er nie etwas sagte :) Bassd scho.