Beiträge von Schmu

    Wenn jemand Missbrauch besser verstehen möchte, empfehle ich das Buch Verbündete von Laura Davis.


    Es ist zwar geschrieben für Partner und Partnerinnen missbrauchter Menschen, aber es ist nicht zwingend notwendig, sich in einer solchen Beziehung zu befinden. Das Buch ermöglicht eben so einen Perspektivwechsel, von dem Lirum Larum gesprochen hat.

    Ich lese das in keinster Weise als Schuldzuweisung den Opfern gegenüber, was Sudhana geschrieben hat.


    Ich habe die ganze #metoo-Debatte bei Twitter miterlebt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich als Mann weitgehend aus der Diskussion raushalte. Es ist besser, wenn Frauen zunächst mal in Ruhe alleine darüber sprechen. Es sei denn, ich werde um Worte dazu gebeten. Die Gefahr von Missverständnissen ist enorm.

    Lieber @Schmu,

    Probleme habe, mir einen einzelnen Fall ganz genau und immer genauer anzuschauen. Es gruselt mich aufs Äußerste.

    Es wird leichter, wenn man sich klar macht, dass das Immer-genauer-hinschauen unbedingt nötig ist, um sich selbst und anderen mit klarem unaufgeregten Geist nach bestem Wissen und Können helfen zu könneṇ.

    Ja, da hast du recht, mkha'. Es ist notwendig, sehr genau hinzuschauen. Zum einen, um zu verstehen, zum anderen, um selber hilfreicher in Bezug auf das jeweilige Thema sein zu können.

    Ich habe das ja auch gemacht, in diesen und jenen Abgrund zu schauen. Und will das auch nicht sein lassen. Ich muss da nur eben haushalten, ich bin da einfach sehr empfindlich. Als Beruf käme das für mich nicht in Frage. Ich könnte zum Beispiel nicht täglich mit Missbrauchsopfern arbeiten, ich wäre nach kürzester Zeit ein Nervenbündel und nicht mehr zu gebrauchen.

    Andere Leute können Menschen, die als Puzzleteile ankommen, auf Intensivstationen wieder zusammenflicken. Wir sind alle verschieden... :?;)

    Danke Sudhana für deine Klärung. Die ist "Gold" wert, denn es zeigt sich, dass ich deinen besagten Beitrag derart missverstanden habe, wie es kaum noch zu überbieten ist. So verstehe ich es jetzt, kann es nachvollziehen. :tee:



    Lass mich das letzte Posting ein wenig aufdröseln. Zunächst zur persönlichen Ansprache: ich vermute, Dein beruflicher Hintergrund hat oder hatte etwas mit Psychologie oder Psychotherapie zu tun. Zumindest nehme ich bei Dir ein tieferes Verständnis psychologischer Mechanismen wahr als das durchschnittliche.

    Da ging es schon los. Ich hatte mich gefragt, was denn jetzt mein Beruf hier zu suchen hat. Mein (ehemaliger) Beruf hatte nur bedingt etwas mit Psychologie zu tun, aber schon auch ein Stück weit. Psychologie ist eher etwas, das mich einfach schon immer interessiert hat, quasi ein alltime-lifelong-Hobby. :)



    Mir war vorrangig daran gelegen, zu erfahren, wie Du meinen Gedanken eines speziellen Persönlichkeitstyps des Missbrauchers einschätzt - den des 'Scheinheiligen', wie ich ihn genannt habe. Offensichtlich besteht da ja doch ein großer Unterschied zum 'bösen Onkel', der sich an kleinen Kindern vergreift. Wenn auch - auf moralischer Ebene - kein grundsätzlicher.

    Also, da kann ich sagen, dass mir die Scheinheiligen noch um einiges unsympathischer sind als die bösen Onkel. Das ist jetzt wirklich nur Hobby-Psychologie: Die Scheinheiligen haben einen noch deutlich größeren Bezug zu Macht/Manipulation/Unterwerfung/Skrupellosigkeit.

    Heißt: Für die bösen Onkel Mitgefühl zu entwickeln, das bekomme ich in guten Momenten hin. Bei den Scheinheiligen reicht mein bisheriger Entwicklungsstand für Mitgefühl kaum aus. Immer wenn Menschen sehr perfide vorgehen, komme ich an meine Grenze.


    Um meine Argumentation zusammenzufassen: wenn sich Missbrauch ereignet, dann aufgrund von äußeren und inneren Bedingungen. Die 'äußeren' Bedingungen sind der institutionelle und ideologische 'Rahmen', den Christopher in seiner Studie einer Kritik unterwirft. Die 'inneren' Bedingungen hingegen finden sich in der Persönlichkeitsstruktur zum einen von Missbraucher und zum anderen von Missbrauchsopfer, in ihren Motiven und Antrieben. Wenn beides - äußere und innere Bedingungen - zusammentreffen, ist das Eintreten eines Missbrauchs nur eine Frage der Zeit, der 'Gelegenheit'.

    Das sehe ich genauso.


    Eine dieser gemeinsamen Bedingungen von Missbrauchsereignissen in buddhistischen Institutionen ist nun der 'Scheinheilige'. Es ist meine These, dass die bekannten Fälle (ich erspare uns hier ein namedropping) eine größere Anzahl von Persönlichkeitszügen gemeinsam haben. Solche Gemeinsamkeiten könnten und sollten als Warnzeichen dienen. Als Kriterien für Wegsuchende, die eine/n Wegbegleiter/in, einen 'edlen Freund' (Kalyāṇamitra) prüfen, ob sie sich ihm anvertrauen wollen.

    Da bin ich nicht so sicher, ob man das so allgemein sagen kann, dass das eine gemeinsame Bedingung in buddhistischen Institutionen ist. Vielleicht ist das (Scheinheiligkeit) eine von mehreren Möglichkeiten.

    Wenn ich mal das Beispiel Genpo Merzel Roshi (USA) nehme: Den halte ich nicht für übermäßig scheinheilig. Das ist für mich ein bedauernswerter Mann, der zwar regelmäßig halbherzig beteuert, therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, aber es scheinbar nicht tut.


    Es wird in buddhistischen Zirkeln bei Diskussionen wie hier ja immer wieder (schon vorhersehbar) darauf verwiesen, der/die Schüler/in habe ja zunächst die Verpflichtung zur gründlichen Prüfung des 'Meisters', bevor er oder sie sich ihm anvertraut. Das hat für mich immer etwas leicht hämisches: selber schuld ... Der Punkt ist doch: was sind denn eigentlich die Kriterien solch einer Prüfung - was kann man denn einem Wegsucher da an die Hand geben?

    Ich glaube nicht, dass das hämisch gemeint ist. Das ist ja etwas, das immer für die Opfer gilt. Gleichwohl hilft das natürlich wenig, denn das ist ja genau "die Schwäche" / "das Defizit" der Opfer, dass sie diese Strukturen, in die sie sich da begeben, nicht gut erkennen können.

    Da finde ich den Gedanken von dir gut (wenn ich dich richtig verstehe), dass es Aufklärung bedarf, wie Täter beschaffen sind, woran ich denn einen Menschen erkennen kann, bei dem ein paar Alarmlampen bei mir aktiv werden sollten.

    Missbrauch (jeglicher Art) ist einer der abscheulichsten Abgründe.

    Man mag mir vorwerfen, dass ich große Schwierigkeiten habe, mir einen ganz bestimmten Einzelfall bis ins Detail "zu Gemüte zu führen". Das können andere besser.

    Was ich hingegen kann, ist, mir über die Problematik allgemeine Gedanken zu machen.


    Das ist der einzige Vorwurf, den ich mir lassen mache, dass ich Probleme habe, mir einen einzelnen Fall ganz genau und immer genauer anzuschauen. Es gruselt mich aufs Äußerste.


    Alle persönlichen Angriffe, die hier immer deutlicher zu Tage treten, haben hier nichts zu suchen. Sie zeigen aber, wie nahe uns das Thema Missbrauch geht und wie sehr es uns aufwühlt.

    Ein Grund mehr für mich, sich nicht gegenseitig anzugreifen und die Worte untereinander mit Bedacht zu wählen.

    OT


    Nochmal kurz hier, Sudhana, weil dein PN-Fach geschlossen ist:

    Ich möchte mit dir gerne über deinen Beitrag #62 sprechen, wo können wir das in Ruhe tun?


    Ich verstehe ihn nicht. Er scheint mir sehr scharfzüngig und voller Anspielungen meine Person betreffend zu sein. Ich habe ihn jetzt mehrmals gelesen und komme nicht weiter.

    Danke.

    Sudhana


    Ich habe keine Ahnung, was du für ein Typ bist. Ich habe kaum Vorstellungen von deinen Persönlichkeitsmerkmalen. Das meine ich ganz und gar ernst. Ich würde dich gerne mal per Videokonferenz kennenlernen, damit man überhaupt irgendeinen Eindruck voneinander hat.


    Es gibt hier keinen Beitrag in diesem Thread, für den ich nicht ein gutes Stück weit Verständnis hätte. Das liegt am Thema. Es spricht meine emotionale Seite an, und das nicht zu knapp. Und es ist ein vielschichtiges Thema.


    Eine andere Sache ist: Ich bin in den letzten Wochen völlig angepisst von diesem Forum. Vielleicht wäre es klüger gewesen, mich hier gar nicht zu äußern. Zu spät, nun habe ich‘s doch getan...


    Deinen Beitrag an mich verstehe ich nicht, und das kommt echt selten vor. Das hört sich alles total ironisch an. Du kannst mir gerne eine PN schreiben und den näher erklären. Es würde mich freuen. Hier ist das, glaube ich, keine gute Idee, weil mir die Atmosphäre in diesem Thread jetzt zu kippen scheint.

    Sudhana


    Du kennst dich viel besser mit diesem Fall aus als ich. Da bin ich gar nicht so tief eingetaucht, als dass ich da irgendwas beitragen könnte.


    Mir ging es darum, ein paar Mechanismen anzusprechen, die bei dem Thema eine Rolle spielen können, oder auch weniger / nicht.


    Wenn ich mich nicht so gut ausgedrückt habe, tut es mir leid.

    Was wir immer so gerne haben, ist:


    Genugtuung, die

    1. innere Befriedigung
    2. Entschädigung für ein zugefügtes Unrecht; Wiedergutmachung


    Tja, es lindert erstmal ein wenig für den Moment, nä?

    Mehr kann Genugtuung nicht ausrichten. Es ist eine kurzfristige Angelegenheit.

    "Wir dürfen nicht wegschauen. Wir müssen ein Bewusstsein schaffen. Täter und Opfer. Seht, da ist jemand in unseren eigenen Reihen. Eine Schande für uns. Das muss benannt werden. Das muss an die Öffentlichkeit. Wir müssen darüber reden. Sagt seinen Namen!"


    Ja, so ist der Weg. So geht das Prozedere. Heute, morgen, übermorgen. Dran bleiben, nicht nachlassen.


    Das ist die eine Seite der immer gleichen Geschichte. Und die andere Seite ist: DU (und ICH), wir haben diese ganze Sch**ße mitten in uns. Täter und Opfer. "Nein, so jemand bin ich nicht! Solchen gruseligen, unheilsamen Dreck habe ich nicht in mir!"

    Prima, dann bist du ein etwas entwickelterer Mensch. Vielleicht kannst du andere ermuntern, es dir gleich zu tun, falls das eine Stärke von dir sein sollte.


    Was will ich damit sagen?

    Benennt den ganzen menschlichen Scheiß in dieser Welt! Schreibt es in die Zeitungen, lasst uns darüber reden.

    Und dann kehren wir immer wieder zu uns zurück. Auch da gibt es unglaublich viel zu tun. Je tiefer ich schaue, umso bessere "Kehrbesen" brauche ich.

    Daneben setzte er sich ja zusammen mit Martin Luther King für ein Ende des Vietnamkriegs und suchte das Gespräch mit Spitzenpolitikern und ging für seine Positionen ins Exil.


    Es bringt ein wenig meine inneren Kategorien durcheinander, wenn jemand gleichzeitig sanftmütig, freundlich, sensibel und poetisch ist dann aber dadurch nicht schwach ist sonderd gleichzeitig ein starker, entschlossener, zäher Krieger, der wenn es darauf ankommt nicht zurüchweicht.

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    Also ich meine, man sollte Gruppen, die sich ihrer missbräuchlichen Vergangenheit noch nicht umfänglich gestellt haben, für junge Menschen nicht empfehlen. Dazu gehören die genannten Shambala oder Triratna und auch andere. Sie sind zum Teil auch sektoid.


    Die Junge Buddhistische Union, die ja ebenfalls hier genannt wurde, ist Dagegen sicher die erste Wahl. Die kann man auch nach regionalen Gruppen fragen, wo nicht nur „Opas“ meditieren.

    Man sollte mit Anspielungen vorsichtig sein. Oft stellst Du Gruppen, wo es im Entferntesten mal Missbrauch oder Verdacht darauf gab, teilweise sind die betreffenden Lehrer schon tot, so dar, als gäbe es da eine akute Gefahr.

    Ich würde noch weiter gehen: Man sollte mit Anspielungen nicht nur vorsichtig sein, man sollte sie unterlassen.


    Damit ist niemandem geholfen. Im Gegenteil, es schafft Misstrauen und Unsicherheit.


    Missbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es durchzieht alle, absolut ALLE Organisationen und Bereiche.


    Wenn wir über einen ganz bestimmten konkreten Fall sprechen wollen, kann das in einem eigenen Thread geschehen. Dieser Thread ist dafür nicht geeignet. Er hat ein ganz anderes Thema.

    1.979 Wörter,

    oder? :tee:

    Das sollte ein Scherz sein, Igor, dass ich deine Wörter gezählt habe.


    Natürlich kann ich auch mal über die ganze Welt philosophieren. Aber im Internet spreche ich lieber über einen ganz bestimmten Punkt mit anderen, nicht so oft über alles auf einmal. Da versteht man sich ja ruckzuck nicht mehr, weil wir alle eine andere Art haben, Gedankenketten zu bilden und zu verbinden.

    draiboli

    Ja, ich denke, ich verstehe, was du sagen möchtest. :)


    Bei dir steht "Zen" als buddhistische Richtung. Und da wird das Etikettieren von Gedanken nicht gemacht.


    Trotzdem kann ich mir als Zen-Anhänger natürlich meine Gedanken anschauen. Und da werden viele eben anfangs feststellen, dass es Kategorien von Gedanken gibt, wenn man das so ausdrücken möchte.

    Gedanken an die Zukunft, an die Vergangenheit, Gedanken ohne erkennbaren Bezug zu dem, was jetzt gerade ist, Gedanken des Ärgers, des Zweifelns, ängstliche Gedanken usw.

    Hallo, willkommen :tee:


    Ich kenne das zum Beispiel von Ayya Khema, Gedanken zu etikettieren.

    Ich selber mache das nicht. Jedenfalls nicht absichtlich. Es kommt schon vor, dass ich bei manchen Gedanken bemerke: ah, das war jetzt wieder diese Sorte Gedanke oder jene. Einfach, weil ich mich viel damit befasst habe, was ich eigentlich den ganzen Tag so denke.


    Während Zazen / Meditation habe ich das kaum, dass ich mich mit der Art eines Gedanken beschäftige. Aber sonst so tagsüber kommt das schon vor.

    Mein Haus. Mein Auto. Mein Leben. Meine Krankheit. Meine Buddha-Statue. Mein Karma. Mein Tod. Meine nächste Wiedergeburt.

    naja irgendwo muss ma ja mal anfangen. Nicht jeder überspringt gleich alles und nimmt die Abkürzung übers nicht Ich

    Das ist eine Abkürzung? Keine Sorge, es gibt trotzdem genau so viel zu tun.


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    Shunryu Suzuki

    @svea

    Ohje, was für eine Geschichte... :shock::)


    Igor07

    Jetzt ist ja alles vorbei. Es spielt jetzt keine Rolle mehr für mich, wie @Nyinje ☼ sagt.


    Das Schlimmste war für mich eigentlich die innere Zerrissenheit. Einerseits hatte ich Mitgefühl und andererseits hatte ich Abscheu und Wut manchmal, weil die Frau mich zum Beispiel nachts stundenlang nicht schlafen ließ (sie schlug mit einer Eisenstange gegen die Heizungsrohre).


    Aber das ist alles vorbei. Und ich hatte gute Ohrenstöpsel. :)

    Diese Zustände vergleiche ich immer mit der tibetischen Sicht von Höllen- oder Hungergeistbereichen. Unter anderem Chögyam Trungpa hat gesagt, dass damit auch geistige Zustände gemeint sind und ich finde so jemand ist ein Beispiel dafür.

    Ja, so ähnlich kam mir das auch oft vor. Wie so ein Hungergeist. All ihre Wahrnehmungen drehten sich letztendlich um den Emotionsbereich. Sie hungerte nach starken Emotionen. Ob angenehme oder unangenehme Emotionen, spielte gar keine Rolle.

    Sie konnte zum Beispiel den halben Tag tieftraurig und enorm wütend sein, weil ein Fahrradfahrer einen Käfer auf dem Bürgersteig überfahren hatte. Der Käfer tat ihr unendlich leid und der Fahrradfahrer war für sie dann ein "Drecksmensch". Alles unfassbar übertrieben.

    :| Bei solchen Geschichten weiß ich immer nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen soll.

    Ja, so ging es mir auch oft. Das Weinen überwog immer mehr. Die Frau litt unter paranoider Schizophrenie. Ich war immer mal wieder an dem Punkt, dass ich hier nicht wohnen bleiben kann.

    Das waren eher die "lustigen" Sachen, was ich da oben erwähnt habe. Es gab auch ganz anderes...


    Ich erinnere mich selten an die Zeit, dabei ist es noch gar nicht sooo lange her. Ich habe es scheinbar verdrängt. Wenn mich heute mal jemand darauf anspricht, fällt mir sofort auf, wie anders und angenehm es jetzt ist, hier zu wohnen.