Posts by Hendrik

    Ich denke, die Fragestellung ist bereits problematisch. Was ist denn Wahnsinn?


    Wikipedia gibt da auf diese Antwort:


    Als Wahnsinn wurden bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte Verhaltens- oder Denkmuster bezeichnet, die nicht der akzeptierten sozialen Norm entsprachen. Unterstellt wurde dabei stets ein dieser Norm konformes Ziel. Meist bestimmten gesellschaftliche Konventionen, was unter „Wahnsinn“ verstanden wurde.


    Was also gestern noch als Wahnsinn galt, kann aufgrund geänderter sozialer Normen heute als normal gelten oder umgekehrt.



    ch muss ehrlich sagen, ich traue mir kaum zu dass ich in irgendeiner Weise mit Familie und Job in meiner Freizeit nennenswert Pali Kenntnisse erwerben könnte, um solche Fußangeln zu umgehen. Zumal das Lehrmaterial für Pali durchaus eingeschränkt ist.


    Das kommt darauf an. Zunächst: Es ist eine tote Sprache. Man muss sie also nur passiv beherrschen. Wenn Du schon mal eine andere tote Sprache gelernt hast, zum Beispiel Latein in der Schule, dürften die Hürden nicht so groß sein. Ich habe mit Reißmüllers Übungsbuch angefangen. Das ist in 15 Lektionen gegliedert.


    Und dann, beim Selbstübersetzen kannst du Grammatik, Wörterbuch und andere Übersetzung daneben legen. Dann wird es eher eine Überprüfungsarbeit (kann das stimmen, was bereits übersetzt wurde, gibt es mögliche Varianten?) als eine echte Übersetzungsarbeit.


    Die Ergebnisse können spannend sein, denke ich.

    Ich hatte vor vielen Jahren auch mal kurz den Ehrgeiz Pali zu lernen, das legte sich bald. Aktuell bin ich aus allgemeinen Gründen bei chinesisch, was sicher sicher irgendwann auch für die Texte im Chán anwenden lässt. Bis dahin fließt noch einiges an Wasser in die Meere dieser Welt.


    Ich denke aber nicht, dass man die Texte dann deutlich besser versteht. Man erhält unter Umständen Zugriff auf mehr (noch) nicht übersetzte Texte. Ob man darin jedoch Erkenntnis findet oder nicht lieber auf das Kissen, das Bänkchen sitzen sollte, ist die Frage der Fragen.


    Ich glaube mit englisch und deutsch wird man schon ausreichend viele Texte zur Verfügung haben. Eine neue Sprache zu lernen ist aber generell sicher interessant und bereichernd.


    Ich habe mir gerade mal die Mühe gemacht, zu schauen, wie ein recht kurzer Text übersetzt ist. Die Unterschiede sind schon deutlich. Auch der Sinn ist manchmal vollkommen anders. Das bedeutet, ich werde meine Pali-Sprachstudien wohl weiterverfolgen.


    MN.I.7.6.


    Zumwinkel:

    "Das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet worden, es ist hier und jetzt sichtbar, zeitlos, lädt zum Überprüfen ein, führt aufwärts, und ein Weiser kann es für sich selbst verwirklichen."


    Schmidt:

    "Wohl verkündet ist der Dhamma, vom Erhabenen, daß er wirke. Hier im Leben, nicht erst jenseits. Komm und schau! Er führt zum Ziele. In sich finden ihn die Weisen."


    Neumann:

    "Wohl kundgetan ist vom Erhabenen die Wahrheit, die ersichtliche, zeitlose, anregende, einladende, den Verständigen von selbst verständlich."


    Bhikkhu Bodhi

    "The Dhamma is well proclaimed by the Blessed One, visible here and now, immediately effective, inviting inspection, onward leading, to be experienced by the wise for themselves."

    Ganz genau. Und die Voraussetzung dafür, war die grundlegende Reform des Buddhismus in Asien im 19. Jahrhundert als Antwort auf den Kolonialismus.


    Das hat sicher eine Rolle gespielt, auf die thailändische Waldtradition hat es vermutlich keinen entscheidenden Einfluss gehabt, Thailand war ja keine Kolonie. Es gab dort Mönche die nach den ursprünglichen Lehren praktizieren wollten um ihre Wahrheiten zu verwirklichen.


    Da die Gründung der Waldtradition zeitgleich zu den genannten Reformen erfolgte, Thailand und Sri Lanka Nachbarn sind (durch ein bisschen Wasser getrennt) und beide Länder Theravada als Tradition teilen, halte ich diese Vermutung für sehr gewagt. Gibt es dazu etwas in der Literatur? Ich habe mich mit der thailändischen Waldtradition bisher nicht wirklich beschäftigt.

    Seit relativ kurzer Zeit hat der Buddhismus in westlichen Ländern Fuß gefasst und wird neben der akademischen Forschung auch von Ordinierten und Laien praktiziert. Sie praktizieren nicht weil es gesellschaftlicher Brauch ist, sondern weil sie sich selber dafür interessiert und entschieden haben. Deshalb gibt es hier in Relation zur gesamten Anzahl viel mehr meditierende Laien als in den buddhistischen Ländern.


    Ganz genau. Und die Voraussetzung dafür, war die grundlegende Reform des Buddhismus in Asien im 19. Jahrhundert als Antwort auf den Kolonialismus.


    Bei Wikipedia ist zu lesen: „Die Anfänge der buddhistischen Reformbewegungen gehen auf den aus Sri Lanka kommenden Dharmapala zurück, der den traditionellen Buddhismus radikal kritisierte, die Rolle des Laien neu bewertete und die Meditation als allgemeine Praxis einführte. Die Lehre des Buddha sei auf Vernunft gegründet, rationalistisch, atheistisch, wissenschaftlich, eine Lebensphilosophie, keine Religion.„


    „(…) und die Meditation als allgemeine Praxis einführte“. Dies bedeutet, das sie dies vorher nicht (mehr) war.


    Auch andere Reformen, zugeschnitten auf den Westen, sind interessant. So schreibt der Religionswissenschaftler Wenisch: „Für den Westen wurde eine Autoritätsstruktur für Lehrer-Schüler-Beziehungen geschaffen, die es in Tibet so nicht gab. Die Samaya-Gelübde, auch als Teil einer „buddhistischen Ethik“ verstanden, wurden von den Tibetern dekontextualisiert in den Westen übertragen.“ Dies gehe auf Kalu Rinpoche zurück.


    Im Vergleich zu den Texten, die sich verschiedenen anderen Themen widmen, ist die Anzahl der Texte im Palikanon, die sich mit Meditation befassen, geradezu überraschend gering.


    Und natürlich gibt es in Thailand die berühmte Waldtradition. Aber es ist eben nur eine meditative Tradition am Rande einer Volksreligion. Glaub mir, in den „normalen“ Tempeln und Klöstern wird wenig bis gar nicht meditiert. Laien verlassen sich auf Rituale und Dana für ein gutes Karma. Mönche nehmen Dana entgegen. Es ist ihre Hauptaufgabe, um den Laien zu ermöglichen, gutes Karma zu erlangen.

    Helmut :


    Wie gesichert das ist, was Baatz meint, weiss ich nicht. Ich meine aber, dass es in der akademischen Buddhologie Konsens ist. Ich las darüber schon häufiger. Das ist doch auch gar nicht überraschend. Es ist das Wesen der Volksreligion, dass der gemeine Anhänger bis auf ein paar Rituale keine religiöse Praxis hat. Von den Christen, die ich kenne, beten die wenigsten, oder besuchen christliche Retreats. Sie gehen zu Weihnachten, zu Hochzeiten, zu Taufen, und zu Beerdigung in die Kirche. Das war’s.


    Ich weiß auch nicht, ob man sich dem textkritisch nähern könnte, ob Mönche und Nonnen in den ersten Jahrhunderten vor der Verschriftlichung der klassischen Texte, eher mehr oder eher weniger meditierten. Jedenfalls ist die reine Anzahl der Texte zum Thema Meditation im Vergleich zu anderen Textarten verschwindend gering.


    Was Thailand angeht, kann ich sagen, dass Schilderungen von Freunden dies bestätigen. Bei Japan liegt es nahe, da der Buddhismus für viele Japaner rein rituelle Aufgaben zu erfüllen hat: Beerdigungen. Weil wir manchmal auch von „Tibetern“ sprechen, wenn wir westliche Anhänger des tibetischen Buddhismus sprechen, heißt es hier „ethnische Tibeter“.


    Wenn ich zusammenkratze, was ich über Amitabha-Buddhisten in China weiß und gehört habe, gehe ich stark davon aus, dass dies dort ebenso ist: Hauptpraxis der Laien sind Rituale und Dana.

    Lieber Helmut , ich habe Ursula Baatz direkt eine Mail geschrieben, wir kennen uns ja.


    Sie bestätigt folgendes:

    "In der Historie des Buddhismus war für den gemeinen Laien eine Meditationspraxis nachrangig. Sie meditierten in der Regel nicht. Vielmehr bestand die Praxis eher aus Ritualen und Dana. Und selbst Mönche meditierten nicht unbedingt viel. Das ist heute noch so, etwa im Theravada in Thailand oder bei ethnischen Tibetern oder bei den vielen Millionen japanischen Buddhisten."

    Was mich jetzt am meisten interessiert, ist, woher der Widerstand kommt.

    Wogegen ich mich ausspreche ist, dass hier im Forum immer wieder Thesen / Behauptungen aufgestellt werden ohne das auch Begründungen geliefert werden. Stattdessen auf Literatur, die man bitte lesen möge, zu verweisen, wie zum Beispiel in diesem Thema, finde ich für die Debatte nicht sehr hilfreich.


    Es ist doch für uns beider Praxis völlig irrelevant, wieviele andere Buddhisten in der Vergangenheit und heute meditiert haben und meditieren. Wenn sie eine andere Praxis haben, Dana, Rituale, was auch immer, so what?

    Das bedeutet ja, dass dieser Thread völlig irrelevant ist.


    Aha, jetzt verstehe ich, was Du meinst. Ich habe das für eine Binsenweisheit gehalten, dass man das nicht umfassend belegen muss, sowas wie, "Zeit ist relativ". Da habe ich mich dann wohl geirrt.


    Ich suche Dir dann etwas heraus, dass die Behauptung belegt und zitiere es.


    Wie ich ganz zu Anfang schrieb, finde ich die Tatsache "interessant". Manche Dinge sind einfach interessant oder spannend, unterhaltend, berührend etc. ohne, dass sie praktische Auswirkungen auf unser Leben haben. Deshlab werden diese Dinge aber nicht "irrelevant".

    Lieber Helmut, du würdest also in dieser Sache meine persönliche Erfahrung, der wissenschaftlichen Expertise von Religionswissenschaftlern vorziehen?


    Die Nennung einer gesicherten Quelle, ist hier vollkommen ausreichend.


    Was mich jetzt am meisten interessiert, ist, woher der Widerstand kommt. Es ist doch für uns beider Praxis völlig irrelevant, wieviele andere Buddhisten in der Vergangenheit und heute meditiert haben und meditieren. Wenn sie eine andere Praxis haben, Dana, Rituale, was auch immer, so what?

    Sie wurde nicht vernachlässigt, sie wurde komplett, u.a. durch Rituale, ersetzt - das betraf sogar die Mönche. Erst durch die geschilderte „Reformation“ rückte Meditation als religiöse Praxis überhaupt wieder ins Bewusstsein.


    Mit Geschichte habe ich mich nicht viel befasst, aber was ich so mitbekommen habe gab es immer wieder eine Rückbesinnung auf die Meditationspraktiken. Der westliche Kolonialismus und die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen hat zu dieser Zeit wohl auch einen gewissen Einfluss darauf gehabt.


    Ganz genau.

    Warum glaubst du denn, dass Meditation für den Großteil der Buddhisten in der 2500 jährigen Geschichte des Dharma nicht im Zentrum stand? Woher weist du denn, ob sie viel, wenig oder womöglich gar nicht meditiert haben?


    Im Zusammenhang mit dem ersten Satz klingt der 2.Satz abwertend. Statt zu meditieren haben sie sich damit begnügt, Gaben zu geben.


    Der Bettelgang der Ordinierten hatte ja mindestens zwei wichtige Aspekte: Die Ordinierten bekamen Speisen mit denen sie ihren Lebensunterhalt sichern könnten und gleichzeitig gaben sie den Menschen, die ihnen Gaben gegeben haben, die Möglichkeit, Freigebigkeit zu üben. Dadurch gaben die Ordinierten den Gebenden die Möglichkeit, heilsame karmische Potenziale in ihren Geist anzusammeln.


    Meditation ist wichtig, Freigebigkeit, Ethik, Geduld usw. auch, aber auch das Studium der Sutras. Das sollte man so gut man kann miteinander in Einklang bringen.


    Eine Quelle hatte ich bereits genannt: Die Religionswissenschaftlerin Ursula Baarz. Das kann man aber auch an anderer Stelle nachlesen.


    Keinesfalls ist das von mir abwertend gemeint. Es ist lediglich eine Feststellung. Es ist einfach so - auch heute noch in Thailand, China, Japan… Von den heute 400 Millionen Buddhisten weltweit meditieren die meisten nicht, sondern verlassen sich auf anderes. Auch das Studium der Sutras spielt in der Regel keine Rolle.


    Hinsichtlich der Bedeutung der verschiedenen Arten der Praxis stimme ich mit Dir überein.


    Sie wurde nicht vernachlässigt, sie wurde komplett, u.a. durch Rituale, ersetzt - das betraf sogar die Mönche. Erst durch die geschilderte „Reformation“ rückte Meditation als religiöse Praxis überhaupt wieder ins Bewusstsein.

    Natürlich gab es schon immer meditierende Laien.


    Meditation war für den Großteil der Buddhisten in der 2.500 jährigen Geschichte des Buddhismus aber nicht das Zentrum ihrer Praxis, wenn sie überhaupt meditiert haben. Das Zentrum war immer Gaben für die Mönche oder Institutionen und Ritual.


    Anders als heute im Westen. Es gibt wohl keine Tradition, die hier im Westen angekommen ist, die nicht auf eine persönliche Meditationspraxis ihrer Anhänger Wert legt.


    Wie kam es zu dieser Entwicklung? Als Reaktion auf den westlichen Kolonialismus und die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen, wollte man eine Religion schaffen, deren CI, wie man heute sagen würde, dessen Corporate Identity, der Markenkern, dem christlichen Glauben überlegen sein sollte: persönliche Erfahrung, statt Glauben, wissenschaftskompatibel etc.


    Da hat man dann zurückgeschaut und geprüft, was geben denn die eigenen Traditionen so her? Unter anderem fand man das Satipatthana-Sutta und vieles mehr, das bis dahin vergessen oder zumindest keine grosse Bedeutung mehr hatte. Und rückte es wieder in den Mittelpunkt.


    Sehr schön nachzulesen bei Ursula Baaz

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    Aber so lange wir nicht praktizieren, werden wir dieses Potenzial unsere Geistes nicht nutzen, nicht verwirklichen können, um den Dharmakaya zu erlangen.


    Interessant in diesem Zusammenhang ist, finde ich, dass das Praktizieren für Laien eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert ist. In den zwei Jahrtausenden zuvor, praktizierten nur Mönche und selbst unter den Mönchen nur wenige. Alle anderen verliessen sich auf Rituale und Gaben an die Mönche. So ist das z.B. in weiten Teilen Thailands noch immer.

    Mit dem ein oder anderen hat Goldner sicher recht. Aber diese Polemik ist aus meiner Sicht überhaupt nicht hilfreich.


    Der Religionswissenschaftler Georg Wenisch ist da empfehlenswerter, weil er als Kenner Tibets auf wohlwollende Weise kritisch ist. Er hofft auf Reformen des tib. Buddhismus, den er sehr schätzt - anders als Goldner.


    Sexueller Missbrauch im tibetischen Buddhismus
    In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich ein eklatantes Missbrauchsproblem innerhalb der westlichen tibetisch-buddhistischen Gemeinschaften. Immer wieder…
    www.ursachewirkung.com


    Danke void , sehr spannend.


    Was die genaue Position von B. Vater und der Familie angeht, bleiben durchaus Fragen offen.


    Wir haben hier einerseits die Schilderung eines Königs(!), der seinen Sohn in einem Palast(!) vor den Unbilden des gewöhnlichen Lebens versteckt(!). Erst im Erwachsenenalter sei er überhaupt mit Tod und Krankheit in Berührung gekommen u.s.w.


    Dann Deine Wikipedia-Auszüge, die zu der Annahme eines gewählten Oberhaupt eines grösseren Gemeinwesens führt.


    Dann die andere Interpretation, die tatsächlich der Position des Vaters und der Stellung der Familie noch etwas weniger Bedeutung zumisst.


    Was hat es nun mit dem Text auf sich, der schildert, dass B., während der Vater einen Acker pflügt, unter einem Baum sitzend zusieht und einen meditativen Zustand erlebt? Seit wann pflügen Könige oder höher gestellte Personen ihren Acker selbst? Dass der Junge da sitzt, spricht auch nicht dafür, dass er in einem Palast eingesperrt war.


    Wir haben es hier also mit Widersprüchen zu tun. Für die wissenschaftlich Textkritik sind gerade diese Widersprüche spannend. Jene Episode, die vom jungen B. unter dem Baum berichtet, steht in Opposition zu der dominierenden Erzählung von B. als Königssohn.


    Was bedeutet es, dass diese kurze Episode von den Redaktoren nicht einfach entfernt wurde, weil er die Haupterzählung konterkariert?


    Es kann bedeuten, dass dieser Textteil älter ist, als die hagiographische Erzählung, die erst später hinzukam. Die ganz alten Texte kann man nicht so einfach zu Gunsten später entstandenen unter den Tisch fallen lassen. Und das wiederum könnte bedeuten, dass dieser ältere Textteil eher authentisch ist, als andere, dass B. eben doch kein Königssohn war.


    Ja, so sehen das Jaspers (ich sehe bei Jaspers‘ Äußerung übrigens gar keinen Widerspruch zu dem Artikel) und Debes und Zotz hattest Du noch angeführt. Diese stehen gleichberechtigt neben anderen Deutungen, wie zum Beispiel denen des verlinken Artikel.


    Diese sind übrigens überhaupt nichts neues. Ich habe mich dazu mit einem Buddhologen, ein Prof., der in Hamburg lehrt, ausgetauscht. Der sagte: „Alter Hut! In der akademischen Buddhologie ist diese Deutung längst mainstream.“


    Erschrecken und verwirren kann das alte Zeug eigentlich niemanden.


    Ich würde dann auch gern inhaltlich über den Beitrag diskutieren und nicht über die Frage, ob das Häresie ist.

    Ich selbst habe hauptsächlich durch Ayya Khemas YT-Vorträge von der Buddhalehre erfahren und bei ihr begann jeder 2. Satz mit: "Der Buddha hat gesagt...".


    Das sagen ja fast alle so. Ich versuche, wenn ich daran denke, zu sagen/zu schreiben, „Es heißt Buddha habe gesagt…“, oder „In den klassischen Schriften heißt es, Buddha hat gesagt…“. Denn das trifft es eher. Denn wir können es schlicht nicht wissen.

    Die Schilderungen zur Person und der Biografie Buddhas im Pali-Kanon sind manchmal widersprüchlich und an nicht wenigen Stellen klar hagiographisch.


    Zeit, einmal genauer hinzusehen.



    Wer war Buddha wirklich?
    Buddha erscheint heute vor allem in Asien als gottgleiche Gestalt. Selbst im importierten westlichen Buddhismus ist er eher ein höheres Wesen als ein Mensch.…
    www.ursachewirkung.com

    Wenn man das Ziel des Buddhismus als die Überwindung von Samsara sieht, dann wäre eine spirituelle Praxis die das nicht leistet und an samsarisches Zielen hängen bleibt, "weltlich" zu nennen.


    Ziel eines sB ist die Überwindung von Samsara. Samsara wird aber nicht als mehrere Existenzen überschreitende Erscheinung betrachtet, sondern als Wiederwerden der Augenblicke innerhalb dieser einen Existenz.


    Dabei wird sich auf einige Prämissen berufen, u.a.:


    anatta, Was keinen Wesenskern hat, kann sich über den physischen Tod hinaus nicht weiter manifestieren. Was soll es denn sein, was sich da hinüberrettet? Alle anderen bud. Vorstellungen hierzu, haben aus sB Sicht anatta schlicht nicht verstanden (das sage ich ohne die Absicht, andere bud. Vorstellung herabzuwürdigen - es zitiert übrigens Buddhadasa).


    Es gibt kein „Bewusstseinskontinuum“ ausserhalb von uns Tieren - und wer weiß, was noch alles Bewusstsein hat. Bewusstsein benötigt immer ein neuronales Korrelat.


    Stellt das neuronale Korrelat die Arbeit ein, erlischt individuelles Bewusstsein.


    Deshalb gibt es über den Tod des Individuums hinaus, keinen Transfer von individuellen Bewusstseinsinhalten, wie zum Beispiel Erinnerung, von einem Wesen auf ein anderes Lebewesen.


    Diesen Prämissen folgend, geht es darum, Erwachen in dieser einen Existenz zu verwirklichen.


    Dies ist weder ein „beschnittener“ Buddhismus noch „kein“ Buddhismus. Er dringt zum Kern des Dharma. Es könnte nach Ockhams Rasiermesser sogar dem, was der historische Buddha gelehrt haben mag, am nächsten kommen, statt der aufgeblähten Lehren durch 2.500 Jahre langes sophistisches Spiel buddhistischer Philosophen.


    Insofern ist sB eine Reformbewegung, die es sich nicht einfach macht, wie oft vorgeworfen, und beliebig streicht und altes leichtfertig für ungültig erklärt. Vielmehr wird mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit gefragt, was das Buddhadharma wirklich ist.


    Heute werden zahlreiche spirituelle Wege und entsprechende Ratgeber angeboten, gelehrt und danach geübt. Das ist ein großes Geschenk und gibt Chancen zur geistigen Entwicklung, kann aber auch zu Zweifeln über den richtigen Weg, zu Unentschlossenheit und oberflächlichem Konsum führen. Selbst wenn man einen Weg gefunden hat, heißt das noch lange nicht, dass man dabeibleiben wird. Die folgenden acht Faktoren werden helfen, auf einem Weg zu bleiben.


    Auf dem Weg bleiben
    Acht Punkte zum Aufbau einer stabilen meditativen Praxis.
    www.ursachewirkung.com

    Das Thema ist wieder geöffnet, nachdem die beiden Streithähne ermahnt wurden und für eine Woche gesperrt sind.


    Ich wünsche weiterhin einen gewinnenden Austausch.


    🙂🙏