Posts by Hendrik


    Nun ja, die Ausgangsfrage hatte ich dir im Verlaufe der Diskussion schon früh beantwortet, nicht?


    Du hast ja vollkommen Recht! Die Freiheit der Rede, der Meinungsäußerung muss gerade für den Andersdenkenden gelten!

    Es würde mich wundern, wenn ein säkularer Buddhist das Dukkha aus MN 141 eins zu eins in seine Ansichten übernehmen kann.


    Vielleicht darf im säkularen Buddhismus jeder sein eigenes Verständnis von "dukkha" haben. Und dementsprechend gibt es dann auch individuelle "achtfache Pfade". Könnte ich mit dem oben skizzierten zweifachen Pfad, der sicher auch ein "achtfacher Pfad" ist, ein säkularer Buddhist sein?


    Das Prinzip 'wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus' gilt ja universell.


    Zu MN. 41 ist zu sagen, dass ich nur hoffen kann, dass du kein „Verkehr“ mit einem „Mädchen“ oder gar „blumengeschmückten Tänzerin pflegst“. Sonst droht dir „bei der Auflösung des Körpers“ Schlimmes. 😉


    Diese Diskussion ist müssig, weil du die klassischen Texte offensichtlich wörtlich liest, wie ein evangelikaler Christ seine Bibel. Kann man schon machen. Aber dann bitte konsequent! Du glaubst dann ja wohl auch daran, dass Buddha nicht aus dem dafür vorgesehenen Organ seiner Mutter geboren wurde, sondern aus ihrer Seite - mit einem ganzen Hofstaat, wie die Schriften berichten.


    Deine andauernden mehr oder weniger subtilen Angriffe gegen einen säkularen Buddhismus gehen mir inzwischen ehrlich gesagt etwas auf die Nerven.

    allerdings erkennen sie i.d.R. wohl, wenn ein Schüler sich irrtümlich für erwacht hält...

    Das ist die einfachste Erkenntnis.

    Jeder, der sich für erwacht hält, sitzt einem Irrtum auf - es ist nur schlimm, wenn es der Lehrer ist.


    Tatsächlich erklärten sich die Mönche und Nonnen im Frühbuddhismus selbst für erwacht. Auf die Frage an Buddha, ob den alle seine Anhänger, die sich für erwacht erklären auch erwacht seien, meinte er, manche nein, manche ja. Die Selbstbezeichnung als erwacht steht also auf dem Fundament der Tradition.

    Im traditionellen Buddhismus ist meines Wissens die Sicht verbreitet, dass man in der Regel sehr sehr viele Leben braucht, um das Erwachen zu erreichen. Das rückt das Ziel in eine wesentlich größere Perspektive und nimmt auch etwas von dem Druck sich in diesem einmaligen Leben bewähren zu müssen. Gleichzeitig wird z.B. im tibetischen Buddhismus betont wie selten und kostbar die Gelegenheit eines menschlichen Lebens ist, um Befreiung zu erlangen, und dass man sich diese Chance zunutze machen sollte.


    Hier ist aus meiner Sicht das Missverständnis, dass Erwachen etwas furchtbar großes sei. Etwas, dass nur unter enormen Anstrengungen, unter der Aufgabe aller guten sinnlichen Erfahrungen, strengster Askese etc. erreichbar sei. Dabei ist Erwachen etwas sehr alltägliches: Mit wachem Bewusstsein die Freiheit über meine Reaktionen. Dies lässt sich im Alltag einfach üben.

    Vielleicht habe ich die Spielregeln des säkularen Buddhismus auch noch nicht richtig verstanden. Aber wenn Hendrik meint, mithilfe empirischer Methoden Lehrreden aussortieren zu können, dann würde es mich wundern, wenn er Pfadglieder ungeprüft übernehmen möchte.


    Das droht jetzt in die Polemik zu kippen. Du verstehst sicher sehr genau, was gemeint ist.


    Es geht nicht darum, beliebig Inhalte „auszusortieren“, sondern um eine redlich, von edlen Motiven getriebene Suche nach der Wahrheit. Wie ein Archäologe graben wir uns durch die Schichten der Jahrtausende, um zu dem einen Schatz zu gelangen: dem Dharma, das der historische Buddha gelehrt hat.


    Im Gegensatz dazu steht oft das, was die Traditionen daraus gemacht haben. Das ist aus religionswissenschaftlicher Sicht auch gar nicht besonders überraschend oder einer Kritik wert. Die Rezeption von Religion funktioniert nun einmal genau so. Am Ende ist da etwas anderes als zuvor.


    Dieser reformatorische Wille, diese reformatorische Kraft, die säkularer Buddhismus entfaltet, ist übrigens gar nicht neu. Xuanzang, der legendäre Pilger, der trotz kaiserlichen Verbots von China nach Indien reiste, um dem Buddhismus auf die Spur zu kommen, ist nur ein Beispiel aus der Geschichte. Er ist ein Bruder im Geiste.

    Die 3-Leben-Teorie: (aus Wiki)


    " Die Glieder 1–2 gehören dem vorangegangenen Leben an, während die Glieder 3–10 die Bedingungen (3–7) und Früchte (8–10) des aktuellen Lebens darstellen. 11–12 gehören zum zukünftigen Leben. Damit wird der Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) erklärt."

    Stammt aus dem Visuddhi-magga


    Ach so, du meinst die 12 Glieder des anhängigen Entstehens. Ja, so wie es viele verstehen, entzieht es sich der Empirie. Man kann sie auch anders deuten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass diese 12 Glieder ursprünglich 8 waren, glaube ich. Müsste ich nochmal nachschlagen.


    Es gibt ja immer Varianten, wie man die alten Texte verstehen kann: wörtlich wie der evangelikale Christ seine Bibel, metaphorisch gedeutet auf das Heute zugeschnitten, aus Sicht der Textkritik, die versucht Überlieferungschichten zu identifizieren, um einem authentischen Kern auf die Spur zu kommen. Ich bevorzuge letztere beiden Variante . Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

    paticcasamuppada ist der große Zusammenhang. Die empirische Forschung dazu zeigt das Detail. Es geht im sB schlicht darum, keine Annahmen zu treffen, die sich der Empirie entziehen. Damit ist sB auch keine Religion mehr.

    Nun ja, es ist eben Teil einer Religion, solange man Buddhismus als Religion betrachtet. Das tut ja wohl die überwiegende Zahl der Buddhisten.
    Und wenn man bE z.B. nach der 3Leben-Theorie verstehen will, entzieht es sich der Empirie.


    Ja, für die meisten Buddhisten ist das eine Religion. Der überwiegende Teil der Buddhisten weltweit hat ausser Dana auch keine Praxis und 40% aller Buddhisten weltweit rezitieren den Namen Amithabas und erhoffen sich davon die persönliche(!) Wiedergeburt im Reinen-Land. Im Westen sieht ein erheblicher Teil der Buddhisten Buddhismus aber wohl nicht als Religion. Und sB tut dies auch nicht.


    Was du mit „bE z.B. nach der 3Leben-Theorie“ meinst, kann ich leider nicht entschlüsseln.

    Es geht ja darum, dass Traumata und auch Gesundes sich ohne die Annahme von Wunderbarem über Generationen fortsetzt. Wir können es heute erklären und benötigen nicht mehr die religiösen Spekulationen.

    Es kann mit paticcasamuppada erklärt werden. Mir wäre es unter Buddhisten angenehmer, wenn wir uns darauf konzentrieren könnten, als auf "Wissenschaft", deren Ergebnisse hier eh die wenigsten bewerten können. Für meine "Säkularität" ist es mir wichtig, dass es eine strikte Trennung von Religion und Wissenschaft gibt.
    Wenn sich der DL auf "Wissenschaft" beruft, ist das überwiegend trivial oder naiv - er hat nicht im Blick, dass es auch nach hinten losgehen kann. Ist reine Propaganda.


    paticcasamuppada ist der große Zusammenhang. Die empirische Forschung dazu zeigt das Detail. Es geht im sB schlicht darum, keine Annahmen zu treffen, die sich der Empirie entziehen. Damit ist sB auch keine Religion mehr.


    Ich bin hiermit auf einen Kommentar von Metta eingegangen. Und es ging genau darum. 😉

    Geistesgifte aber auch Positives können über Generationen hinweg wiederkehren. Wir wissen heute, dass sich Traumata auf genetischer Ebene manifestieren können und dann natürlich weitergegeben werden.

    Da muss ich widersprechen. Die Änderungen haben sich nicht im genetischen Code selbst gezeigt, sondern in der Epigenetik (Methylierung), also wie der genetische Code aktuell abgelesen wird - die Änderungen sind reversibel.
    Verändert werden damit bestimmt Stoffwechselwege, das ist aber bei Stress immer so.
    Wenn nun die Eltern (Großeltern) durch Kriege besonders gestresst wurden, überträgt sich das auch ohne Epigenetik erst auf die Kinder und dann auch auf Enkelkinder, auch wenn die dann (durch das stressige Verhalten der Eltern) ähnliche epigenetische Merkmale haben. Die epigenetischen Veränderungen sind dann nicht Ursache, sondern Folge.
    In meiner Generation (Boomer) sind alle Eltern Kriegskinder und waren hohem Stress in den Kriegs- und Nachkriegsjahren ausgesetzt. Zu einem gelungenem Leben hat wohl weniger die Epigenetik, sondern das soziale Miteinander beigetragen, also welche Werte in der Familie vermittelt wurden.


    Ja und nein. Studien haben gezeigt, dass Traumata auf epigenischer Ebene vererbt werden. Die epigenische Veränderung ist meines Wissens sehr wohl auch rein biologisch vererbbar. Ohnehin lassen sich in der Regel die biologischen Faktoren nicht von den psychologischen trennen. Eine disfunktionale Familie vererbt den Stress über beide Wege.


    Aber im Grunde sind die Details ja auch nicht von Bedeutung - jedenfalls nicht in dieser Diskussion. Es geht ja darum, dass Traumata und auch Gesundes sich ohne die Annahme von Wunderbarem über Generationen fortsetzt. Wir können es heute erklären und benötigen nicht mehr die religiösen Spekulationen.

    Das ist doch recht einfach: Alles, was sich empirisch nicht beweisen lässt

    Also auch Ansichten wie "Weil wir nicht von der Welt getrennt sind, sind wir bei jeder Tat auch das Opfer"?


    Ansichten beruhen ja immer auf irgendwas: guten und schlechten Erfahrungen, Traditionen etc. Praxis ist dazu da, falsche, also unheilsame Ansichten aufzulösen und die Einsicht in heilsame Ansichten zu ermöglichen und zu vertiefen. Jedenfalls tut das säkular-buddhistische Vipassana-Praxis.

    Ist es nicht so, dass spiritual bypassing so viel meint wie schwierige Gefühle verdrängen oder umgehen durch eine spirituelle Praxis. Das ist nicht geknüpft an eine religiöse Verehrung eines höheren Wesens, sondern vielmehr an die Möglichkeit mit einer spirituellen Praxis schwierige Gefühle auszublenden. Das kann genauso mit einer säkularen Shamatha Praxis passieren wie mit der Verehrung eines höheren Wesens. Es muss auch nicht zwingend aus der Verehrung eines höheren Wesens folgen.


    Ja, das ist richtig. Shamata ist ja auch lediglich die Beruhigung des Geistes und im säkularen Buddhismus die Vorbereitung für eine Vipassana-Praxis. Und die, richtig angewandt, kann nicht zu einem spirituellen Bypassing führen.

    Soweit ich verstanden habe, negiert der säkulare Buddhismus "Wiedergeburt" in dem Sinne, dass es - nach dem physischen (der den geistigen ja einschließt) Tod - zu einem "Weiterwandern" (eines "Bewusstseinskontinuums") in einen neuen Körper kommt.


    Ein "Wiederwerden", d.h. ständiges Wiederkehren der Geistesgifte, des Egos - von Moment zu Moment - während des Lebens, schließt er jedoch nicht aus


    Fast. 😉


    Geistesgifte aber auch Positives können über Generationen hinweg wiederkehren. Wir wissen heute, dass sich Traumata auf genetischer Ebene manifestieren können und dann natürlich weitergegeben werden. Auch auf psychologischer Ebene passiert das natürlich. Ein Kind, dass misshandelt wird, wird als Erwachsener oft selbst zum Täter, wenn es sich nicht bewusst mit seinem Erleben auseinandersetzt.


    Für den Verstorbenen haben sich dann zwar tatsächlich die karmischen Wirkungen erledigt. Aber für seine Nachkommen nicht.


    Warum widerstrebt uns diese Vorstellung? Weil unser Gerechtigkeitsempfinden verlangt, dass der Bösewicht bestraft und der, der Gutes tut, belohnt wird. Das ist mit ein Grund für Konzepte wie Himmel und Hölle oder, dass der herzlose Mensch in einer nachfolgenden Existenz bitteschön zu leiden hat.

    und wird sich mit dem säkularen Buddhismus weniger leicht anfreunden können, als z.B. ein kritischer Atheist oder sogen. "Wissenschaftsgläubiger".


    Do etwas wie „Wissenschaftsgläubigkeit“ gibt es nicht. Das ist reine Polemik.


    Das "religiöse Moment", z.B. feierliche Rituale, die gemeinsam gestaltet und begangen werden, eine gewisse Metaphysik, Geheimnisvolles und Magisches zieht u.a. Menschen mit einem Sinn für "Übersinnliches", Esoterisches/Okkultes in seinen Bann, welche gerne auch Gemeinschaft (er)leben.

    Fraglos kann dieser "spirituelle Ballast" sich als "spirituelles Dickicht" entpuppen und neue Problematiken erzeugen, aber das Heilsame dürfte überwiegen.


    Erstens müssen Rituale nicht automatisch metaphysische Elemente enthalten und zweitens ist es eine reine Behauptung, dass bei Ritualen per se das Heilsame überwiege. Kannst du dazu irgendwelche Studien vorlegen, aus der Religionspsychologie etwa?


    In vielen Menschen ist auch der Wunsch tief verankert, etwas "Höheres" verehren zu wollen und/oder in Krisensituationen "Beistand" einer "höheren Instanz" erbitten zu können - und daraus Kraft zu schöpfen.


    Ja, ist es, unbestreitbar. Und das ist auch verständlich. Aber alle diese Menschen tappen in die Falle des spirituellen Bypassings. Diese Art der Flucht ins Religiöse wird nie nachhaltig sein, sondern nur noch mehr Probleme schaffen - für den Einzelnen genauso wie für die Gesellschaft.

    Was genau verstehst Du eigentlich unter Wunderglaube?


    Das ist doch recht einfach: Alles, was sich empirisch nicht beweisen lässt: Astrologie, Homöopathie, Reinkarnation, Wasser zu Wein zaubern, sowas eben.


    Buddha war aus meiner Sicht Empiriker. Dies spricht dafür, dass alles wunderliche nicht Teil seiner Lehre war. Es sind spätere Hinzufügen, weil das Wunder eben tief im Volksglauben verankert war und ist und gerade die Wiedergeburtsdoktrin ist ja auch politisch ganz nützlich.


    Das hat hier nichts zu suchen. Wenn du kontrovers über säkularen Buddhismus diskutieren möchtest, kannst du das gern in „buddhismus Kontrovers“ tun. Hier tauschen sich säkulare Buddhisten unter sich aus, wie es etwa tibetische Buddhisten in der Gruppe „tibetischer Buddhismus“ tun. Ich bitte das zu respektieren.

    Du machst dir irgendwie Sorgen oder zumindest ist es etwas, was dich beschäftigt, sonst würdest du hier nicht so ausgedehnt diskutieren.

    Nein, ich mache mir keine Sorgen.


    Ich wollte wirklich verstehen, wie Frucht und Ergebnis guter und schlechter Taten beschrieben werden, ohne sich auf ein Jenseits oder auf ein diesseitiges "wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus" zu beziehen".


    Danke für die Erklärung.


    Nicht, dass mein letzter Beitrag missverstanden wird: Selbstverständlich soll hier der Ort sein, Themen auch kontrovers zu diskutieren. Auch das, was mir wichtig ist, eingeschlossen!

    Achtsamkeit und Weisheit im modernen Leben

    Dieses Retreat bietet dir eine besondere Gelegenheit, Achtsamkeit und innere Klarheit zu kultivieren und dabei die Weisheit des Buddhismus auf eine zeitgemäße, religionsunabhängige Weise zu entdecken. Es ist ideal für alle, die einen Weg suchen, Meditation und Einsicht in ihr modernes Leben zu integrieren.


    Retreat zum säkularen Buddhismus 18.09.-21.09.2025
    Entdecke in unserem Retreat zum säkularen Buddhismus, wie Meditation und Weisheit dein Leben bereichern können. Erlerne praktische Techniken wie Shamata und…
    zen-zentrum-altbaeckersmuehle.de

    Ein sehenswertes Interview mit dem israelischen Hinstoriker Yuval Harari.


    Harari war ein Schüler von S.N. Goenka, meditiert täglich und geht regelmäßig in längere Retreats. Er weist u.a. darauf hin – sicherlich durch den Buddhismus mit inspiriert –, dass wir Menschen sehr beeinflusst sind durch "Stories" – auch gesellschaftlich, günstige und ungünstige.


    Ohne Geschichten, gemeinsame Erzählungen, an die die Menschen glauben, funktioniert die Zusammenarbeit nicht. Ganze Gesellschaftssysteme können schnell kippen, wenn man keine gemeinsame Erzählung mehr hat, die geglaubte Erzählung sich ändert. Auch Geld, die Menschenrechte und vieles andere sind sind letztlich lediglich "Stories". Natürlich schaffen wir uns auch permanent unsere eigenen Geschichten zu unseren Wahrnehmungen – die kann man dann durch Sati gut beobachten, wenn man das möchte.



    Jagoda Marinic trifft Yuval Noah Harari - Das Buch meines Lebens - Die ganze Doku | ARTE
    "Das Problem der Wissenschaft ist: Sie ist kein guter Geschichtenerzähler!" sagt der israelische Denker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari. „Aber die…
    www.arte.tv