Beiträge von Mari0n

    Moin,


    "Vorzeitbuddhas" ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, aber man geht davon aus, dass der historische Buddha Shakyamuni nur ein Buddha in einer langen Reihe von Buddhas war.


    Ein Quelltext im Pali-Kanon wäre Majjhima Nikāya 123 http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m123z.html wo es heißt: "'Es ist wunderbar, Freunde, es ist erstaunlich, wie mächtig und machtvoll der Tathāgata ist. Denn er ist in der Lage, über die Buddhas der Vergangenheit Bescheid zu wissen - die das endgültige Nibbāna erlangten, das begriffliche Ausufern durchschnitten, den Kreislauf durchbrachen, die Runde beendeten, und allem Dukkha entkamen - wie die Geburt jener Erhabenen war, wie ihre Namen, ihre Familien waren, wie ihre Sittlichkeit, ihr Wesen, ihre Weisheit war, ihr Verweilen, ihre Befreiung.'


    Somit gehe ich mal davon aus, dass Buddhas der Vergangenheit und Zukunft in allen buddhistischen Traditionen bekannt sind. Der bekanntestes Buddha der Zukunft dürfte Buddha Maitreya sein: http://de.wikipedia.org/wiki/Maitreya


    Ich finde diesen Gedankengang auch naheliegend. Schließlich hat Buddha Shakyamuni die Erleuchtung aus eigener Anstrengung heraus erlangt. Warum sollte er der erste und letzte gewesen sein? Wir haben nur das große Glück, in einer Zeit zu leben, wo seine Lehren noch erhalten sind und weiter gegeben werden, somit haben wir es nicht ganz so schwer, als wenn wir diesen Weg eigenständig neu entdecken müssten.


    Gruß
    Mari0n

    Moin,


    ich kenn auch den kleinen buddhistischen Erziehungsratgeber, konnte damit aber nicht sooo viel anfangen.


    Hilfreicher fand ich da die Bücher von Myla % Jon Kabat-Zinn wie: "Mit Kindern wachsen - Die Praxis der Achtsamkeit in der Familie" http://www.amazon.de/Mit-Kinde…5548X/ref=pd_bxgy_b_img_b


    Von Lienhard Valentin: "Die Kunst, gelassen zu erziehen: Buddhistische Weisheit für den Familienalltag " http://www.amazon.de/Kunst-gel…3833819812/ref=pd_sim_b_4


    und von Daniel J. Siegel & Mary Hartzell: "Gemeinsam leben, gemeinsam wachsen: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Kinder einfühlsam ins Leben begleiten können" http://www.amazon.de/Gemeinsam…TF8&qid=1304527951&sr=1-1

    Hanzze:

    Da habt ihr ja eine schöne gemeinsame Meinung. Das Problem ist vielleicht, dass man, wenn das "ich" dann zum wir wird, man dann leicht der Welt gleichgültig gegenüber steht. Oder die Welt dem man?


    Was meint der Buddha dazu?


    Ich denke, je mehr man durch Introspektion dem "Ich" oder "Selbst" auf die Spur kommt, desto mehr erkennt man, des es nicht unabhängig existiert sondern in ein Geflecht der "Welt" durch abhängiges Entstehen eingebunden ist. Ein von der "Welt" unabhängiges, unveränderliches Selbst läßt sich jedoch nicht finden.


    Dadurch ergibt sich dann auch automatich ein Lockern der eigenen "Nabelschau", eine Hinwendung zur Welt und eine Verringerung der Trennung zwischen "ich" und "das andere". Die gleiche liebevolle Zuneigung, die man sich selbst entgegen gebracht hat, kann man dann auch der Welt entgegen bringen, da man die Welt nicht mehr als von sich selbst isoliert und womöglich sogar feindlich wahrnimmt....oder so :)


    Gruß
    Mari0n

    Sven:
    Mari0n:


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.
    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Dies ist zwar der wichtige 1. Schritt, nämlich das intellektuelle Verstehen. Dieser treibt die weitere Forschung voran.


    Das Erkennen und "Durchdringen" meiner Vorstellung von "Selbst" und "Ich" würde ich nicht unbedingt als intellektuelles Verstehen bezeichnen, genau so wie das Erkennen von "Nicht-Ich". Zwar hat beides auch eine philosophische Komponente, aber das Entscheidende findet durch Introspektion statt: Wie erscheint die Vorstellung von "Ich" und "Selbst" in meinem eigenen Geist.


    Zitat

    Der 2. Schritt, nämlich genau zu erkennen, wie im geistigen Prozess diese Illusion geboren wird, muss durch Vipassana häufig erfahren werden, damit die innewohnende Furcht, es können doch ein Selbst existieren, zumindest soweit überwunden wird, dass man die bedingten Phänomene für einen Moment ganz loslassen kann.


    Was mich daran stört ist, dass schon wieder automatisch davon ausgegangen wird, dass hier eine "Illusion" geboren wird. Natürlich existiert ein "Selbst", das wird auch durch Vipassana nicht anders erfahren. Es gibt "meinen Atem", "meinen Körper", "meine Gedanken" etc., die tatsächilch nur "meine" sind, also nicht die von demjenigen, der neben mir sitzt z.B. (oder wie es immer so schön heißt: meine Nase ist nicht deine Nase :-)) Nur existiert dieses "Selbst" auf eine andere Art und Weise, als es uns zunächst erscheint. Auch das wird in Vipassana erfahren. Dafür muss man aber erstmal klarhaben, wie uns das "Selbst" überhaupt erscheint.


    Wer meint, dieses "Ich" und "Selbst" sind nur überflüssiger illusorischer Plunder, der sollte sich vielleicht mal mit dissoziativen Identifikationsstörungen auseinander setzen. Meiner Meinung nach sind derartige Geisteszustände weit entfernt von "erwacht".


    Gruß
    Mari0n

    peeter:

    Religiös motivierter Sport .. echt gut !!!


    Und wenn*s den sonst nichts nutzt, immer noch besser, als eingeschlafene, abgestorbene Beine :D


    Gruß,
    Mari0n

    Japanfan:


    Muss man sich unbedingt für eine Schule entscheiden? Oder hat das noch Zeit?


    Moin Japanfan,


    Schau dich in den Zentren in deiner Nähe um. Rede mit den Lehrern.
    Jedes Zentrum, jeder Lehrer, jede Richtung ist anders, und das ist auch gut so, denn auch die Menschen sind vielfältig.
    Wenn dich Mahayana anspricht, dann schau auch ruhig mal in den Zentren der tibetischen Richtung vorbei, und sei es nur, um einen Vergleich zu haben.
    Du wirst schon merken, ob es passt.


    Alles Gute,
    Mari0n


    danke, darauf wollte ich hiaus :)


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.


    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Gruß
    M.

    Zitat

    . Wenn ich jetzt als Anfänger selbst entscheiden sollte, dass ich genug Niederwerfungen gemacht habe weil ich in diesen Kategorien das und jenes erreicht habe, wie soll ich denn das beurteilen? )


    *Lach* nein, du selbst kannst das natürlich nicht beurteilen. Aber genau so wenig kannst du beurteilen, ob du nach 111.111 nun dein Ziel erreicht hast oder schon vorher oder erst später. Also hoffe ich einfach mal, dass du in engen Kontakt mit deinem Lehrer stehst und dich über die Erfahrungen, die du beim Ngöndro machst, mit deinem Lehrer austauschst. Dann kann Ngöndro wirklich zu einer tiefgründigen und verändernden Erfahrung werden. Ich hoffe, einer der von dir genannten Lehrern steht dir dafür zur Verfügung.


    Leider treff ich aber auch immer wieder Leute, die diese Übungen tatsächlich nur abhaken (bzw. das wie eine Art Olympiade betreigen: "Wievel hast du schon? Und du? Und wie schnell? Und wie weit? etc.") und nicht mal einen Lehrer haben, mit dem sie sich regelmäßig austauschen können. Das finde ich dann schade.


    Gruß
    M.

    Simo:

    Ball flach halten^^
    ich meinte lediglich, das ich jetzt die Hälfte der 111.111 Verbeugungen habe, nachdenen ich zur nächsten Übung weitergehe.
    Und natürlich geht es nicht nur darum eine gewisse Anzahl abzuhaken.


    Und warum hat man dir dann gesagt, dass du genau 111.111 machen sollst? Was hast du denn dann erreicht, was du bei 100.000 oder 150.000 nicht erreicht hättest?


    Und ja, ich mache die vorbereitenden Übungen, seit vielen Jahren schon, aber ich hatte nie die Vorstellung, dass ich nur weil ich ne bestimmte Anzahl runtergerasselt hätte, nun irgendwas anderes machen sollte. Darf ich fragen, wer dein Lehrer ist?


    Gruß
    M.

    Geronimo:
    Mari0n:

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.


    In dem Fall handelt es sich ja auch nur wieder um eine Illusion. Ich finde man fährt im Fall der Fälle immer am besten, wenn man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhält und sich frei macht vom unterscheidendem und urteilenden Denken. In Gedanken kann alles so und so sein, aber auch völlig anders. Das geht aber alles an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei. Bleibt man jedoch so vorurteilsfrei wie möglich, dann hat man wirklich gute Chancen etwas Echtes zu entdecken.


    Und woher willst du wissen, dass es sich auch nur wieder um eine Illusion handelt? Und in welchem Fall überhaupt?


    Und warum sollte man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhalten und sich frei machen von unterscheidendem Denken? Wir reden hier ja nicht um irgend einen Pillepallekram sondern es geht hier um essezielle Fragen, ähnlich der Frage, ob es sich um um eine Fata Morgana handelt, wenn man in der Wüste ohne Wasser sitzt und eine Oase entdeckt, oder nicht. Mit der oben gekennzeichneten Haltung wird man wohl nur verdursten, weil man sich nicht entscheiden kann, ob man nun los läuft oder nicht. Andererseits kann blind vertrauend losstolpern um die "Wahrheit" zu entdecken, genau so zum Tode führen, wenn es eben gar keine Oase gibt.


    vorurteilsfrei zu sein, ist ja eine schöne Sache, aber irgenwann muss man sich dann schonmal entscheiden, ob man nun tatsächlich etwas "Echtes" entdeckt hat oder nicht. Und wie macht man das?


    Gruß
    M.

    Erdmaus:
    Zitat

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Durch selbstständige Erforschung.


    Auf welcher Grundlage? Was sind die Kriterien um zu erforschen, ob es sich bei etwas um eine Fata Morgana handelt oder nicht, also insbesondere, ob es sich bei dem "Ich", "Ego" oder wie auch immer es hier genant wird, um eine Fata Morgana handelt, wie hier einige meinten? Woraus besteht dieses Erforschen und was kennzeichnet seine Selbstständigkeit, wenn das Ergebnis doch offenbar schon fest steht?


    Gruß
    M.

    KRY:

    Kagyüpa aller Schulen zählen beim Ngöndro.


    Richtig, aber mir ist noch keiner begegnet, der wusste, wann er "hhalb durch" ist, um den Sinn einer Übung erlangt zu haben. Nur eine bestimmte Anzahl runterzurattern kann es ja wohl nicht sein, denn körperliche Fittness ist nicht unbedingt eine Voraussetzung für Mahamudra, und die Fähigkeit, bis zu einer bestimmten Zahl zählen zu können, vermutlich auch nicht.


    Erklärt man euch denn nicht den Sinn dieser Übungen?


    Gruß
    M.

    Geronimo:

    Ich kann mir unendlich viele hervorragende Gedanken zur Beschaffenheit einer Fata Morgana machen, aber damit habe ich sie noch lange nicht aufgelöst. Mein "Wissen" bleibt in dem Fall noch komplett an der Oberfläche. Wahres Wissen weiß und sieht unmittelbar: Illusion.


    Moin Geronimo,


    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.

    Simo:

    Ganz genau :D hab jetzt so um die Hälfte ^^


    Woher weißt du das? Geht es nur darum eine bestimmte Anzahl "abzuhaken", oder geht es auch noch um etwas anderes, inhaltliches, was erreicht werden kann und soll, und nach dessen Erreichen man dann zur nächsten Übung fortschreitet?


    Gruß
    M.

    Giraffe:

    1. Macht es nicht einen Unterschied, ob ein solcher Wunsch aus tiefer Abneigung (Hass, Wut) oder Mitgefühl (vor allem für andere) entsteht und ob man die Konsequenzen genau absehen kann?


    Mitgefühl sollte nicht selektiv sein sondern allen Lebenwesen entgegen gebracht werden. Sicher fällt uns bei unseren Freunden oder denen, die wir für die "guten" halten leichter, Mitgefühl zu entwickeln, aber nur, weil es uns bei den vermeintlich "bösen" schwerer fällt, heißt das nicht, dass wir das von vorneherein aufgeben sollten.


    Die Konsequenzen genau absehen kann man nur, wenn man Allwissenheit erlangt hat. Ein typisches Beispiel ist jemand, der zu 100% sicher ist, dass er eine Gruppe von Menschen retten kann, wenn er einen bestimmten Menschen, der diese bedroht, tötet, aber nicht bedacht hat, dass die Familie oder Gruppe, zu der dieser Mensch gehörte, dessen Tod auf eine Weise rächt, die weitaus mehr Menschen das Leben kostet, als ursprünglich bedroht waren.


    So gibt es zwar immer wieder Beispiele in den Schriften, dass Bodhisattvas vermeintlich unheilsame Handlungen begehen, aber solange wir diese Allwissenheit nicht erlangt haben und nicht sicher sind, dass unsere Handlungen durch einen Geist motiviert sind, der 100% frei von trübenden Leidenschaften ist, sollten wir Bodhisattva-Anwärter doch lieber die Finger von dererlei Handlungen lassen.


    Lieben Gruß
    Mari0n

    Hallo,


    ich habe letztes Jahr mit dem Studium im tibetischen Zentrum im völlig neu überarbeiteten Studiengang begonnen und nehme je nach Möglichkeit mal direkt vor Ort, mal als Fernstudent an den Arbeitskreisen teil.


    Was speziell möchtest du denn gerne wissen?


    freundlichen Gruß,
    Mari0n

    Mabuttar:

    Hi, ich habe mich nun entschieden den Großen Weg zu gehen, allerdings ohne persönlichen menschlichen Lehrer.


    Warum? Erstmal, weil keiner da ist.


    Hallo Mabuttar,


    diese Aussage kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn du dich für den Vajrayana entschieden hast, dann gibt es in vielen größeren deutschen Städten Zentren mit festen Lehrern, wie Hamburg, Berlin, München, das Kamalashila-Institut in der Eiffel und viele mehr.


    Ich kann dir nur raten: Fahr in diese Zentren, schau dir die Lehrer an und prüfe sie gewissenhaft, bevor du dich für einen Lehrer entscheidest. Ja, ein Lehrer ist im Vajrayana wichtig, aber genau so wichtig ist es, ihn ausgiebig zu prüfen.


    Früher war es üblicher, mehrer Monate oder sogar Jahre in unmittelbarer Nähe des Lehrers zu verbringen, bevor man sich für einen Lehrer entschied. Dies ist dem "modernen" Menschen mit seinen Alltagsanforderungen von Familie und Beruf in der Weise wohl nicht mehr möglich, dafür sind die Wege aber kurz geworden, sprich, man muss nicht mehr zu Fuß über die Alpen :)


    Du kannst auch direkt in den Zentren anrufen und um einen persönlichen Termin mit dem entsprechenden Lehrer bitten. Im persönlichen Gespräch läßt sich dann auch leichter herausfinden, welche Erwartungen du an eine Lehrer-SChüler-Beziehung hast, welchen Praxispfad du gehen möchtest und wie der Lehrer dir dabei behilflich sein kann und vieles mehr.


    Hier noch ein paar Worte des Dalai Lama zu diesem Thema:
    http://www.tibet.de/zeitschrif…e906306ad64dccb98e311f10d


    Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Suche.
    Mit freundlichen Grüßen
    Mari0n

    Silento:


    wenn die verschiedenen Schulen unterschiedliche Antworten auf die Fragen kennen. ;)


    Was jetzt kommt sind eher meine persönlichen Antworten als die einer bestimmten Schule.


    Silento:


    Ist der Buddha Shakyamuni nur ein Erleuchteter von vielen, oder nimmt er eine Sonderrolle ein? Welche Rolle spielt seine Person im Leben eines Buddhisten? (Ich denke da an Buddhastatuetten, etc.) Kann man auch ohne Buddha-Verehrung Buddhist sein?


    Ich denke, der historische Buddha ist nur ein Erleuchteter von vielen und dennoch nimmt er eine Sonderrolle ein, da er den buddhistischen Weg gelehrt und ihn auch verwirklicht hat. Für mich ist er ein Vorbild das besagt "Ja, es ist zu schaffen, ich habe es auch geschafft." Wenn mich ein Weg so überzeugt hat, dass ich versuche, ihm zu folgen, dann empfinde ich automatisch auch Verehrung für denjenigen, der den Weg dargelegt und verwirklicht hat. Und je mehr ich von dem Weg kennenlerne, desto stärker wird meine Verehrung.


    Silento:


    In Meditationsräumen habe ich oft an prominenten Stellen Fotos der Lehrer der jeweiligen Linie hängen sehen - welche Rolle spielt die Person des Lehrers im Leben von Buddhisten?


    Auch hier wieder die Vorbildfunktion, diesmal als "lebendes Beispiel" was erreicht werden kann, und natürlich als unabdingbare Hilfe auf dem eigenen Weg.


    Silento:


    Welche Abhängigkeit besteht von dieser Person?


    Ein Lehrer kann den Weg weisen, einen hin und wieder an die Hand nehmen und auch mal wieder aufhelfen, aber den Weg gehen muss man letztendlich selbst.


    Silento:


    Ist die buddhistische Lehre nur ein Vehikel, ein Mittel zum Erreichen eines Zwecks, oder an sich "heilig"?


    Für mich ist sie "heilig", weil sie das Mittel zum Erreichen eines Zwecks ist.


    Silento:

    Gibt es buddhistische Dogmen, die quasi verpflichtend sind?


    Wenn dir jemand den Weg von hier nach da beschreibt, weil er ihn so gegangen ist, ist das dann ein Dogma? Wenn man ebenfalls von hier nach da kommen will, dann ist es vielleicht weise, sich an die Wegbeschreibung zu halten.


    Silento:

    Ist nur die Lehre des Buddha die "reine Lehre"? Und wie entscheidend ist die "Reinhaltung" dieser Lehre?


    So entscheidend wie eine korrekte Wanderkarte im Hochgebirge. Ich finde es wichtig, dass der Weg "rein" weitergegeben wird. In wiefern sich jemand dann daran halten oder wie weit er ihn gehen will, kann ja jeder selbst entscheiden.


    Silento:


    Inwiefern neigt der Buddhismus zum Fundamentalismus


    Der Buddhismus ist in erster Linie eine Praxis, das heißt, man wird aufgefordert, diesen Weg tatsächlich zu gehen und zu erkunden, ob der Weg stimmt. Nebenbei kann man natürlich dennoch endlos über die Landkarten diskutieren :)


    Silento:

    ? Inwiefern werden im Buddhismus die Texte auch bspw. des Pali-Kanons historisch-kritisch untersucht und hinterfragt?


    Eine Praxisanleitung kann man meiner Meinung nach nur sinnvoll hinterfragen, indem man sie auch ausprobiert. Während man sie ausprobiert, sollte man aber duchaus recht viel hinterfragen, und sei es nur um sicherzugehen, dass man die Anweisungen richtig verstanden hat.


    Silento:

    Gibt es eine Auslegungs-"Wissenschaft"?


    Der tibetische Kangyur (also die Worte, die dem Buddha selbst zugeschrieben werden) umfasst etwa 108 Bände. Die indischen Kommentare dessen, die bereits mit dem Buddhismus nach Tibet überliefert wurden (Tengyur) hatten schon ein fast doppelt so großes Volumen. Die tibetischen Kommentare dieser Kommentare und tibetische Kommentare von tibetischen Kommentaren etc. dürften vom Volumen her kaum überschaubar sein.


    Silento:


    Und ein paar etwas persönlichere Fragen: Warum - also: aus welchem Grund und zu welchem Zweck - bist Du Buddhist (geworden)?


    Warum fängt jemand an, z.B. Klavier zu lernen? Vielleicht hat er mal bei Konzerten ganz tolle Klaviermusik von echten Meistern auf dem Klavier gehört und war begeistert von deren Fähigkeiten. Hat dann vielleicht irgendwann selbst angefangen zu spielen mit dem Gedanken, mal sehen, ob ich auch soweit komme, wie diese Meister, und dann festgestellt, dass der Spielen seinem Leben Schönheit, Sinn, Freude und so viel mehr gibt, egal wie weit er letztendlich kommt.


    Silento:

    Glaubst Du an alle religiösen Anteile des Buddhismus (Karma, Wiedergeburt, etc. - es glauben ja auch nicht alle Christen an Jesu leibliche Auferstehung und Wiederkunft)?


    Wenn ich mich (noch) nicht von der Richtigkeit bestimmter Vorstellungen überzeugen kann, dann halte ich sie als Arbeitshypothese zumindest erstmal für möglich.


    Gruß
    Mari0n

    Hallo Romy,


    wenn du Zuflucht nimmst, dann nimmst du Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Damit die Zufluchtnahme nicht nur eine leere Floskel ist, solltest du also wissen, zu was du Zuflucht nimmst, also wofür Buddha, Dharma und Sangha stehen und welchen Raum sie in deinem Leben einnehmen sollen. Auch solltest du wissen, was "Zufluchtnahme" in diesem Zusammenhang für dich und dein Leben bedeutet. Was ist deine Motivation?


    Um herauszufinden, wie du Buddha, Dharma und Sangha in dein Leben integrieren kannst, solltest du dich einer Gruppe und einem Lehrer anschließen. Schau dir ruhig mehrere an und bleib dann da, wo du dich "zu hause" fühlst. Du solltest dann auch mit dem entsprechenden Lehrer in einem persönlichen Gespräch über deine Zufluchtnahme reden und kannst dann eventuell ein kleines Ritual machen.


    Gruß
    Mari0n

    Hallo Matthias,


    ich denke, du kannst die Antwort auf deine Frage selbst finden, wenn du deinen eigenen Geist beobachtest.


    Die Karmalehre lehrt, dass heilsame Ursachen zu heilsamen Folgen führen. Allerdings wäre die Vorstellung eines "Karmakontos" zu vereinfacht. Alles, was uns wiederfährt, hat zahlteiche Ursachen die unter bestimmten Bedingungen zur Reife kommen. Wann, wo und auf welche Weise ist für uns nicht zu durchschauen. Manchmal ist es für uns ja noch nichtmal zu durchschauen, ob das, was uns wiederfährt, nun letztendlich heilsam ist oder nicht.


    Die Möglichkeit jedoch, die wir haben, ist, wie ich schon sagte, unseren eigenen Geist zu beobachten. So kann dein Bestreben nach heilsamen Handlungen durchaus leiderzeugend sein, z.B. wenn du dir heilsame Wirkungen aufgrund deiner Handlungen erhoffst, diese aber nicht wie von dir erhofft eintreten (Ergebnis: leidvolle Enttäuschung) oder dir leidvolle Dinge wiederfahren, und du gar mit Zorn reagierst, weil du meinst, dass du dies doch aufgrund deiner Bemühungen um heilsames Handeln nicht "verdient" hast. Vielleicht demotiviert dich das sogar in deinem Bemühen.


    Wenn es dir aber genügt zu wissen, dass deine heilsamen Handlungen heilsame Resultate bringen werden, und dich das wann und wie nicht weiter kümmert, dann kannst du dich vielleicht einfach an deinen heilsamen Handlungen erfreuen oder dich sogar an den heilsamen Handlungen anderer erfreuen. Dieses Erfreuen an heilsamen Handlungen ist ein wesentliches Element der Tatkraft und das Resultat, nämlich die Freude im eigenen Geist, erfolgt sofort.


    In diesem Sinne freu dich einfach, wenn du anderen Menschen helfen oder ihnen eine Freude machen kannst und mach dir nicht soviele Gedanken über Karmakonten :)


    Gruß
    Mari0n