Beiträge von Milou

    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... akzeptieren ... Und wenn man dann noch anfängt über sein Leiden nachzudenken, statt es einfach zu fühlen, wird es noch schwerer. Und denken ist ja unsere Lieblingsbeschäftigung. ...


    Ich denke auch, dass das Denken möglicherweise der Feind des Erwachens ist. Solange ich über mein Leid nachdenke, verstärkt es sich eher. Wenn ich es akzeptieren und annehmen kann, ist der erste Schritt schon getan.


    Manchmal trifft man Menschen - vermeintlich einfache Gemüter - die glücklich sind ohne zu denken, ohne eine Vorstellung von Leid oder Glück mit sich herumzuschleppen. Manchmal beneide ich diese um ihr Glücklichsein, obwohl ich der Meinung bin, dass ohne Denken/Erkenntnis das Glück nicht vollkommen ist.


    Ist es nur meine Einbildung, dass umfassendes Glück nur umfassend sein kann, wenn ich mir meines Glückszustands vollkommen bewusst bin? Wenn ich die optimale Sonne haben möchte, so muss ich einen immer sonnigen Berggipfel erklimmen. Vor dem sonnigen Gipfel liegt nochmal ein tiefes, dunkles Tal, vor dem Tal ein halbsonniger Hügel. Ist es nicht weniger anhaftend, wenn man sich mit dem manchmal sonnigen und manchmal schattigen Hügel zufrieden gibt, anstatt das tiefe, dunkle Tal zu durchschreiten um den immer sonnigen Gipfel zu erreichen? Oder betrüge ich mich nur selbst, weil ich mich davor fürchte, durch das dunkle Tal zu schreiten?


    LG,


    Milou

    Lieber Benkei,


    bei den von Dir beschriebenen Zusammenhängen wäre es also in gewisser Weise gefährlich, nach Erleuchtung zu streben, ohne Unterstützung eines Profis.


    Wenn man aber der Meinung ist, dass man leidet und sich dann dem Buddhsimus zuwendet, um sich davon zu befreien, kann es sehr schnell passieren, dass man plötzlich erst merkt, wie sehr man wirklich leidet, d.h. dass das Leiden wesentlich umfassender ist, als man bisher gedacht hat (Verdunklung). So ist es bei mir. Ich bin aber noch lange nicht so weit, mit meinem Leid zurechtzukommen. Nun weiß ich nicht, ob ich mich einfach von der Ursache des Leidens befreien soll (was wahrlich nicht einfach ist und mir womöglich noch viel größeres Leiden beschert) oder ob ich daran arbeiten soll, die Situation in eine nicht leidhafte umzuwandeln - was ein langer und schmerzhafter Weg sein wird.


    Ich frage mich aber dennoch, ob Verdunklung nicht auch eine umfassende Erkenntnis wie Erleuchtung sein kann - Erleuchtung muss doch nicht heißen, mit dem Leid auch zurechtzukommen, oder?


    LG,


    Milou

    Hallo ihr Lieben,


    aus eigenem Erleben stelle ich mir (und euch) heute die Frage, ob es so etwas wie Verdunklung, d.h. negative Erleuchtung gibt?


    Verdunklung bedeutet dann, dass einen plötzlich eine klare Erkenntnis erfasst, ein absolutes Verstehen und Wissen, welches dann aber dazu führt, dass man in ein tiefes Loch fällt weil man begreift, in welchem Leid man sich befindet.


    Ein naher Verwandter von mir hatte auch mal diese Erkenntnis, als er kurze Zeit nicht getrunken hatte und erstmalig seit langem bei klarem Verstand war - er hat sich dann selbst umgebracht.


    Muss plötzliches, umfassendes Erkennen zur Erleuchtung führen oder kann es auch zur Verdunklung führen?


    LG,


    Milou

    Liebe Ta(ma)ra,


    du schreibst:

    Zitat

    ... Meinst Du damit, dass ich versuchen soll, herauszufinden, woher die einzelnen Stimmen kommen, warum sie entstanden sind? ...


    Ja, obwohl ich sicher bin, dass Du das schon versucht hast. Dennoch, wenn man davon ausgeht, dass es eine Ursache gibt, die sich durch Deine Einstellung/Meditation o.ä. ändern lässt, halte ich das für den besten Versuch. Ansonsten kann Dir wohl nur die Medizin helfen - wobei das sicher nicht unbedingt die westliche Medizin sein muss. In Deinem Fall halte ich es sogar für gefährlich, es ohne professionelle Hilfe zu versuchen, aber Du wirst Deine Gründe haben uns Laien zu befragen - insofern geben wir alle unser bestes.


    LG,


    Milou


    Lieber Losang,


    es ist eine der schwierigsten alltäglichen Prüfungen, dass einem Taten oder Meinungen unterstellt werden, welcher man sich selbst für unschuldig hält. Noch schlimmer ist es, wenn einem etwas unterstellt wird, was man selbst ablehnt. Beschuldige einen Buddhisten er sei intolerant, aufdrinlich, anhaftend und ego-istisch und Du wirst sehen, wie weit er in seiner Praxis fortgeschritten ist. :grinsen:


    Tatsächlich hatte ich gehofft, dass ein weiterer Vorwurf kommt, den ich dann in überlegen ignorieren wollte um durch nicht-antworten doch noch zu gewinnen. So'n Mist, nun bist Du mir mit Großmut zuvorgekommen. Ich stecke bis zum Hals im Samsara. Meine letzte Hoffnung: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.


    LG,


    Milou


    P.S.: Es gab über mich, bzw. meine beruflichen Probleme bereits einen Thread mit immerhin 56 Beiträgen - der hat mir wirklich aus einem mentalen Tief geholfen.

    Liebe stern,


    Du schreibst:

    Zitat


    ... Genau deshalb mache ich mein Abitur, Studium, um mich irgdendwann klarer ausdruecken zu koennnen, so wie ihr. ...


    Genau das wollte ich wissen. Ich wollte Dir nichts vorwerfen und ja, ich muss ganz gewiss noch am Verlöschen meines EGOs arbeiten.


    Dennoch, es gibt viele Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen, sich klar ausdrücken zu können, bzw. die Gedanken, die einen bewegen in Worte zu gießen. Dazu muss man nicht studieren, bzw. das Abitur machen. Neben dem Studium von Literatur, der Volkshochschule und dem studieren von Youtube-Videos - auch hier gibt es viele wertvolle Beiträge - könntest Du Dich z.B. für ältere, alleinstehende, oder in Altenheimen lebende Menschen sozial engagieren. Viele ältere Menschen sind recht weise und möchten gebraucht und beachtet werden. Es gäbe gewiss die Möglichkeit, ältere Menschen z.B. bei ihren Einkäufen zu unterstüzen und sich im Gegenzug mit ihnen über ihr Leben und ihre Erfahrungen zu unerhalten. Da gibt es keinen Stress mit unreifen, nervigen Mitschülern.


    Ich vermute aber (gleich hagelt es wieder empörte Beiträge :grinsen: ) dass es Dir auch wichtig ist, einen offiziellen Abschluss vorzuweisen, als Bestätigung für Dich und für andere, dass Du es schaffen kannst. Nun, wenn das sein muss, dann wirst Du Dich tatsächlich zumindest mit dem Thema Gleichmut beschäftigen müssen, obwohl der Buddhismus am besten funktioniert, wenn er möglichst ganzheitlich aufgenommen und praktiziert wird.


    LG,


    Milou

    Zitat

    Helmut schreibt:
    ... Kein Mensch ist fähig im Augenblick der plötzlichen Freude oder dem erleben eines Todes zu meditieren.
    Kein Mensch ist fähig während des Niesen, Husten, Gähnens, schmerzhaften stoßens seines großen Zehs zu denken. ...


    Nun, das hängt wohl von der Definition des Begriffes Augenblick ab. Während Gähnen, Niesen, Husten etc. Ereignisse sind, die ich nur bedingt antizipieren und damit kontrollieren kann, ist ein Augenblick eher ein Intervall mit der Länge (je nach Definition) einige Sekunden bis 1-2 Minuten.


    Jeder Mensch, der nicht innerlich tot ist, wird wohl innerhalb eines kurzen Zeitintervalls voll und ganz durch seine Emotionen dominiert, welche sich eher auf der Ebene des limbischen Systems abspielen. Es dürfte nur wenigen Menschen vergönnt sein, dieses System zu kontrollieren. Wird einem der Schmerz (körperlich oder seelisch) bewusst, so hat man erstmalig die Chance, rational einzugreifen und sich mit dem Leid auseinanderzusetzen. Erst hier unterscheiden sich die in der Lehre erfahrenen von den in der Lehre unerfahrenen. Wer bereits weiter fortgeschritten ist, nimmt das Leid früher wahr und ist dann in der Lage das Leid zu mindern (z.B. durch Meditation). Der weniger fortgeschrittene wird erst später merken, das er leidet und möglicherweise nicht in der Lage sein, das Leid zu mindern.


    LG,


    Milou

    Liebe Tamara,


    nunja, ich würde die beiden letztere Stimmen nicht unbedingt als buddhistisch empfinden, aber dennoch meine ich, dass Du durch die Lehere Buddhas mit diesen beiden zurechtkommst.


    Ich bin kein Therapeut, aber dennoch ist das Thema Selbstliebe für Deine erste Stimme möglicherweise ein Ansatz. Wikipedia: Selbstliebe bezeichnet die allumfassende Annahme seiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu sich selbst. Der Begriff ist sinnverwandt, jedoch nicht vollständig synonym, mit Begriffen wie Selbstannahme, Selbstachtung, Selbstzuwendung, Selbstvertrauen und Selbstwert.
    Mitgefühl mit anderen ist sicher wichtig, aber solange ich mich nicht selbst annehme, ist dieses Mitgefühl nur eine Ersatzhandlung um mich von meinem eigenen Leiden abzulenken. Wenn ich Dich nicht sehe, kannst Du mir auch nichts tun! Das ist dem Leiden schnuppe. Auch Gleichmut und Nicht-Anhaften sind nicht unbedingt die buddhistishen Tugenden die Dir hier weiterhelfen können.


    Ich denke, sich als erstes über die Natur, das Wesen und die Allgegenwart des Leidens (Dukkha) bewusst zu werden könnte Dir helfen. Möglicherweise verstehst Du dann auch besser, woher Deine innere Unruhe kommt, warum es verschiedene Stimmen gibt, die unterschiedliche Richtungen einschlagen wollen, statt in gemeinsamer Harmonie in Dir vereint zu verweilen.


    LG,


    Milou

    Liebe Tamara,


    bei der zweiten und dritten Stimme hätte ich auch eher an buddhistische Ratschläge gedacht, aber das "Ich will rennen, damit ich schneller werde, falls ich kämpfen muss. Und dann mir wehtun, weil ich wütend bin." klang mir eher nach etwas, was bei Wikipedia unter "Selbstverletzendes Verhalten" beschrieben ist.


    Bei einer echten Krankheit muss der Buddhismus wohl passen, aber manchmal sind die Übergänge fließend und es wird schwierig zwischen einem klinischen Problem und der normalen Streuung der menschlichen Psyche zu unterscheiden.


    Ein möglicher Hinweis wäre: Wenn Du einer der Stimmen folgst, bist Du dann hinterher zufrieden, glücklich und ausgeglichen, oder unzufrieden, rastlos und unglücklich?


    LG,


    Milou

    Zitat

    peeter schreibt:
    ... Niemand behauptet, dass die Existenz des Lebens einfach ist .. aber sie besteht zum grossen Teil aus Verwirklichung und dem Streben nach dem eigenen Glück !!! ...


    Vielleicht wäre die Frage danach, was Glück ist, auch erhellend für die Definition von Leid?


    LG,


    Milou

    Hallo liebe Tamara,


    ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob Du Stimmen im übertragenen Sinne von unklare Ziele, innere Unausgeglichenheit und Unzufriedenheit meinst, oder ob es wirklich Stimmen sind, im klinischen Sinne einer Bewusstseinsspaltung.


    Würdest du das bitte präzisieren.


    LG,


    Milou

    Lieber Losang,


    Du schreibst:

    Zitat


    Sorry, Milou, so kommst Du aus der Nummer leider auch nicht raus.
    Deine Kommentare zur Berufs- bzw. Studiumswahl einer Dir gänzlich u n b e k a n n t e n Person sind einfach übergriffig und sagen mehr über Dich selbst als über Sterns Berufswunsch aus. ...


    Hmmm ... ich stelle ein paar Fragen und erläutere, warum ich diese Fragen stelle um aus der Antwort zu erkennen, auf welche Art und Weise das Leid aufgelöst werden kann.

    Zitat

    Honi soit qui mal y pense!


    Plan B: Ich denke mir einfach selbst aus, wie stern zu der Sache steht und fasele reflexartig und EGO-zentrisch meine buddhistischen Weisheiten in den Thread, angereichert mit Links auf den Pali-Kanon, in der Hoffnung, besonders weise rüber zu kommen, das eine oder andere Brauchbare zu hinterlassen und die Anzahl meiner Posts um eins zu erhöhen.


    Plan B mag für andere gut sein, ich bleibe bei Plan A und warte darauf, dass stern auf die Fragen antwortet. Im Gegensatz zu manch anderem kann und will ich erst einen adäquaten Rat geben wenn ich mehr über die Hintergründe weiß.


    LG,


    Milou

    Nun, das ist mal eine Frage, über deren Beantwortung man etwas nachdenken muss.


    Allgemein gesprochen ist Leiden oder leidverursachend für mich alles, was mich dazu bringt es zu wollen oder es nicht zu wollen.


    Will ich etwas und habe oder bekomme es nicht, so leide ich.
    Habe ich etwas und will es nicht, so leide ich.


    Bin ich frei von Wollen oder Nicht-Wollen, so bin ich frei von Leiden.


    LG,


    Milou

    Hallo Hanzze,


    Du schreibst:

    Zitat

    ... Wichtig ist das Pendel nicht zu halten, sondern es zu beobachten, ...


    Das bringt für mich einen neuen Aspekt in die Sache, soweit ich Dich richtig verstanden habe.


    Eine gute Tat ist etws Abgeschlossenes. Wenn ich den Prozess des Leidens beobachte und zu rechten Zeit mit der rechten Achtsamkeit und der rechten Ansicht eingreife um das Leiden jetzt und hier zu vermindern, dann folgt daraus (ggf.) auch eine gewisse Verantwortung für die folgen der Tat, d.h. ich werde den Prozess auch weiter beobachten und notfalls wieder eingreifen um das eventuell entstandene neue Leid (sei es durch mein Eingreifen verursacht oder trotz meines Eingreifens entstanden) zu reduzieren. Hierdurch kann ich allzugroßen Schaden durch ein (unbeabsichtigt) falsches Handeln teilweise vermeiden.


    Natürlich kann (spätestens wenn ich gestorben bin) immer noch Leid aus meinen Taten entspringen, aber durch die beschriebene Ansicht kann ich zumindest im Hier und Jetzt handeln, ohne Furcht vor möglichen negativen Folgen zu haben.


    LG,


    Milou

    Liebe(r) Kapitulation


    mir ging es wie wahrscheinlich vielen anderen - man wendet sich einer Religion in den Zeiten tiefer Trauer und großen Leides zu. Insofern hat meinem Anfang wahrlich kein Zauber innegewohnt.


    Innerhalb kurzer Zeit sind damals nacheinander zwei Bekannte von mir gestorben (beide unter 40 Jahre!). Ich verlor den Glauben an den Sinn des Lebens. Da ich Atheist bin, waren Jesus oder Gott für mich keine Option auf Hilfe. Vom Buddhismus wusste ich nur, dass alle Buddhisten immer voll entspannt, gleichmütig und unerschütterlich in sich ruhend waren*.


    Statt sich im eigenen Leiden zu weiden oder jemand anderen (Gott) mit der Erlösung zu beauftragen, wollte ich mich selbst daraus befreien. So kam ich zum Buddhismus.


    Wenig Zauber und ein kleiner Schritt für die Menschheit - aber ein großer Schritt für mich.


    LG,


    Milou


    *Später - spätestens hier im Forum - zeigte sich, dass das ein Irrtum war :D

    Moin, moin accinca,


    neuer Tag, neue Diskussion :grinsen:


    Du schreibst:

    Zitat
    Zitat

    Milou hat geschrieben:Das erinnert mich an ein Lied zu DDR-Zeiten:


    Die Partei, die Partei die hat immer Recht ...


    Mich erinnert die Lehre des Buddha nicht an eine Partei. Schon
    dar nicht die in der damaligen DDR.


    Nun, da hast Du den Teil zitiert, um den es mir nicht ging.


    Mir ging es um die Frage: Ist eine Tat automatisch gut und heilsam, weil ich gutes und heilsames damit bewirken will?


    Eine Anwort darauf würde uns dem Thema des Threads deutlich näher bringen.


    LG,


    Milou

    Zitat

    accinca schreibt:
    ... Davon hat der Buddha doch Tag und Nacht gesprochen - nämlich das Leiden. ...


    In dem Falle lasse ich die Kacke besser nicht laufen, denn wenn ich von oben bis unten vollgekackt rumlaufe, erzeugt das wohl bei meinem Mitmenschen erhebliches Leid. :D


    In Deinem Sinne formuliere ich meine Aufforderung um:

    Zitat

    So nenne mir eine universale, objektive, allzeit gültige Regel, Leiden - sowohl kurz- als auch langfristig - zu reduzieren oder ganz zu verhindern und ich prüfe, ob ich Dir zustimmen kann.


    Ich vermute nach Deiner Interpretation gilt es das kurzfristige Leiden zu reduzieren. Der Leidende fühlt sich besser und man selbst fühlt sich besser, alle sind glücklich, egal was später kommt - man hat es ja schließlich gut gemeint.


    Das erinnert mich an ein Lied zu DDR-Zeiten:

    Zitat

    Die Partei, die Partei die hat immer Recht ... denn wer kämpft für das Recht, der hat immer Recht ...


    Das versteht nun wirklich jeder: Wer Gutes will, tut automatisch immer Gutes - Mahlzeit!


    LG,


    Milou

    Lieber Andreas,


    Zitat

    Du schreibst:
    ... bin seit einem Jahr Buddhist ... und ich liebe es mein wissen zu verbreiten. ...


    Nun, da hat Dir der Buddhismus wohl noch nicht so viel gebracht. Solange Dein Ego Dich noch dazu treibt, Belohnung und Aufmerksamkeit zu erheischen durch die Verbreitung Deines besonders bedeutenden und wichtigen Wissens (was immer das auch ist), solange wird es Dir wohl schwer fallen, die Meinung anderer gelassen hinzunehmen und ergebnisoffen zu reflektieren. Dein Reptilienhirn wird die Ausschüttung von Hormonen auslösen und Dich zu Flucht oder Angriff treiben - in Deinem Fall offensichtlich Angriff - und dann ist es mit der Selbstkontrolle vorbei.


    Andere Meinungen entstehen aus einem anderen Erfahrungskontext und sind für den, der sie äußert genau so wahr, wie es für Dich Deine Meinung ist. Deine Meinung ist in einen anderen Kontext genau so falsch, wie Deiner Ansicht nach die Meinung der anderen.


    Vielleicht versuchst Du mal, Dich in die anderen hineinzuversetzen und zu ergründen, woher ihre Meinung kommt, bzw. welche Erfahrungen die anderen zu ihrer Meinung gebracht haben.


    LG,


    Milou

    Zitat

    accinca schrebt:
    ... Da hast du wohl einen völlig falschen Gedanken gehabt? Ach ja, geht ja
    nicht - Gedanken sind ja nur Gedanken. Nach denen Vorstellungen
    wäre es also völlig egal was einer denkt - also laß es doch einfach. ...


    Bin ich hungrig, denke ich: Ich muss essen! Drückt mein Magen, denke ich: Ich muss kacken! Ist mir warm, denke ich: Oh mann ist mir aber warm!
    Wo ist da die Wertung, lieber accinca?

    Zitat

    accinca schreibt:
    ... Nein Gedanken usw. sind eben nicht einfach nur Gedanken sondern haben Wirkungen. ...


    Ja - Wirkungen sind weder gut noch schlecht, sie sind.

    Zitat


    accinca schreibt:
    ... Gedanken welche gar keinen Effekt hätten, nur Gedanken wären, sind völlig
    überflüssig und das macht sie schon schlecht. Solche Gedanken könnte man
    sich auch schenken. ...


    Wertung, Wertung, Wertung ... immer nur Wertung. So viel Anhaften an gut und schlecht, an nützlich und nutzlos. Unsere Existenz wird in der Unendlichkeit des Universums keine Wirkung hinterlassen. Sind wir deshalb nutzlos?

    Zitat

    accinca schreibt:
    ... Gedanken, Worte, und Taten können schlecht und unheilsam sein. ...


    So nenne mir eine universale, objektive, allzeit gültige Definition von gut und schlecht und ich prüfe, ob ich Dir zustimmen kann.


    LG,


    Milou

    Zitat

    accinca schreibt:
    ... Durch schlechte
    und falsche Gedanken, Worte und Taten aber schon. ...


    ... womit wir wieder am Anfang wären: Gedanken sind nicht falsch oder schlecht, Gedanken sind. Worte sind nicht falsch oder schlecht, Worte sind. Taten sind nicht falsch oder schlecht, Taten sind.


    Erst unsere Bewertung macht Gedanken, Worte und Taten schlecht oder auch gut. Jeder muss sein eigenes Maß finden, da die Gesellschaft dieses nicht bieten kann. Auch religiöse Texte sind nur Worte und Buchstaben, die erst von uns mit Leben gefüllt werden.


    Was auch immer in den Texten steht, schaue hinter die Buchstaben!


    LG,


    Milou

    Haben die Herren Professoren nun genug theoretisiert?
    So viele Worte, so viele Theorien, so viel Anhaften an Texte, an Bedeutungen, an Interpretationen ...


    Wo bleibt da die Praxis?


    Die Frage war doch: Kann man Buddhismus praktizieren ohne Kenntniss des Palikanons?


    Für mich gilt wohl: Ja!


    Aber: Bedeutet 10% oder 20% oder 50% Buddhismus praktizieren auch wirklich Buddhismus praktizieren?
    Oder bedeutet Buddhsismus praktizieren, zu 100% Buddhsimus praktizieren?


    Nun - bei 100% wird es wohl für alle schwer.


    Meine bessere Hälfte ist protestantische Christin und meint immer: Ich glaube an die Lehre von Jesus aber nicht daran, dass Jesus der Sohn Gottes war. Ich Frage dann immer: Bist Du dann noch Christin? Sie antwortet dann: Ist doch egal, mir hilft es!


    Was hilft mir der Pali-Kanon? Das lesen originärer Texte ist extrem schwer und erfordert ein Studium derselben in ihrem historische Kontext. Die gelebte und praktizierte Religion kann jeder sofort erfahren und sich derselben anschließen.


    Wer ist nun besser: Der der erleuchtet wird durch das persönliche Erfahren und Leben einer Religion oder der der erleuchtet wird, durch das Studium der Texte?


    Wen interessierts?


    LG,


    Milou

    Gut, lieber accinca, nun sind wir wieder beim Thema (endlich :D )


    Die Diskussion fing ja damit an, dass ich die (zugegebenermaßen provokative) Theorie aufgestellt habe, dass es möglicherweise keine gutet Tat sei, in die Mechanismen der natürlichen Evolution einzugreifen.


    Das Funktionsprinzip der Evolution ist ja gerade, dass alle unangepassten Lebewesen geringere Überlebenschancen haben, als gut angepasste Lebewesen. Dieses Prinzip ist dermaßen erfolgreich, dass die moderne Mathematik es sogar als Optimierungsalgorithmus übernommen hat.


    Nun kommen WIR und sagen: "Natürliche Auslese ist aber doof, die erzeugt sooo viel Leid, da muss man was gegen tun!" Damit perturbieren wir ein Prinzip, welches über Jahrmillionen erfolgreich war und sogar UNS erschaffen hat, die wir nun dieses Prinzip hinterfragen. Am Ende kann das zur Vernichtung der Menschheit führen - womit vermutlich nicht Nirvana gemeint war.


    Warum tun WIR das? Weil wir die Dinge bewerten und interpretieren.


    Somit folgt ganz natürlich die Frage: Ist es eine gute Tat, in die Prinzipien der Evolution einzugreifen, oder ist es eine schlechte Tat?
    Oder aber: Steht das Leid eines Einzelnen über der potenziellen Vernichtung seiner Spezies? (Natürlich wie immer leicht überspitzt)


    LG,


    Milou


    Liebe Leute,


    ich finde es echt immer wieder lustig, spannend, interessant und lehrreich, wie so wenige so einfache Worte von verschiedenen Leuten in ihrem eigenen Kontext völlig unterschiedlich interpretiert werden. Das ist wahres Anhaften. :grinsen:


    Ist die einfache Frage nach der Motivation einer Handlung nun schon verwerflich? Kann nicht aus einer falschen Motivation der falsche Weg enspringen in dem Sinne, dass man meint etwas tun zu müssen was einem Leid zufügt?


    Wenn stern nun einfach das Leben verstehen will und denkt, er/sie/es müsse dafür ein ordentliches Studium der Philosophie ablegen,was offensichtlich schon zu Beginn erhebliches Leid erzeugt, dann lässt sich dieser Irrtum leicht aus der Welt räumen. Man kann einer Leid erzeugenden Ursache auch aus dem Weg gehen, wenn man für die Konfrontation noch nicht bereit ist.


    Wenn stern damit Geld verdienen möchte, kann ich aus meiner Lebenserfahrung abschätzen (und das tun wir hier alle), dass es gewiss bessere Wege gibt, einen sicheren Lebensunterhalt zu erwerben.


    Wenn stern für sein/ihr Ego meint, ein akademischer Titel wäre etwas, was die Persönlichkeit aufwertet, so kann ich - ganz buddhistisch - nur darauf hinweisen, dass dadurch das Ego gestärkt, aber das Leiden wohl nicht kleiner wird.


    Was ist daran verwerflich? Steckt die Verwerflichkeit nicht vielmehr in eurer negativen Interpretation der Frage? Und in eurer Hineindeutung, ich könne die Frage negativ meinen?


    Schaut in den Spiegel - dort ist der Dämon zu finden!


    LG,


    Milou