Beiträge von Milou

    Aus allgemein bekanntem Grunde wird ja allerorten über das ICH bzw. NICHT-ICH diskutiert.
    Hier und da gibt es auch den einen oder anderen ICH-Bekenner, allerdings in unterschiedlichen
    Auslegungen der Bedeutung von ICH/SELBST/EGO.


    Das ist ein Aspekt, der mich immernoch (schon wieder) verwundert bzw. irritiert.


    Könnt ihr mal eine Definition eurer Sichtweisen von ICH/SELBST/EGO posten? ( Lanooo1: bitte keine Missionierungstexte)
    Falls möglich vermeidet Zitate aus irgendwelchen Schriften und verwendet eure eigenen Worte
    bzw. Vorstellungen.


    ICH persönlich bin der Ansicht, dass es durchaus eine individuelle Identität (ICH) gibt, die die Erfahrungen
    und Prägungen meines biologischen, physisch definitiv existenten Gehirns widergibt. Ob das ICH nur bedingt
    existiert oder nicht ist mir hier erstmal wurscht - es existiert jedenfalls. In der religiösen Interpretation entsteht
    das "schadhafte" EGO aus dem Anhaften. Anhaften weg = EGO weg. Es handelt sich hier also m. E. nach um
    vollkommen unterschiedliche Aspekte, die nur leider oft synonym verwendet werden. Die Kombination aus
    Körper und Geist könnte an dann als das SELBST bezeichnen. Das wäre dann nochmal was anderes. Vermutlich
    habt ihr noch diverse andere Beispiele, die das gesagte ergänzen (oder widerlegen?).


    Je nachdem wie ich diese Worte interpretiere, kann ich die Schriften für mich unterschiedlich auslegen, oder?


    (Ähnlich ist das Thema Nirvana: Geisteszustand im hier und jetzt oder Auslöschen nach der letzten Wiedergeburt
    und dem letzten Sterben
    ?)


    ICH bin verwirrt ...


    Milou

    SeSi2704:

    ... Ich fühle mich unwohl wenn, laute Menschen in der Nähe sind oder ich jugendliche mit Bier in der Hand sehe und handy auf laut das man die Musik mit hören muss. Und die Musik die die hören wie z.B Bushido. Ist ja eigentlich ein heiliges Wort. Wird von jemanden missbraucht der Fäkalsprache verkündet.
    Immer mehr Menschen idifizieren sich mit diesen Jargon. Die meisten die ich kenne nehmen Drogen, ein ehemaliger Kumpel wird gesucht und ich stecke mittendrin und versuche einfach dem zu entkommen. Ich sehne mich nach Menschen die nicht mit dem Gesetz in Konflikt stehen ich sehne mich nach Menschen die keine Ausdrücke brauchen und vor allem die Konfliktfähig sind. ...


    Auf den ersten Blick würde ich zwar auch vermuten, dass Du ein Problem hast, aber wenn ich mir die obige Passage anschaue, scheint es mir, als würdest Du Dich mit den falschen Leuten umgeben. Ich sehe auch oft Menschen, die unangenehm sind. Bei pöbelnden primitiven Horden in der Innenstadt mache ich einfach einen großen Bogen darum. Die Saufkumpanen auf dem Dorffest meide ich ebenfalls. Ich kann diesen keine Liebe entgegenbringen - ist nun mal so. Wenn Du, SeSi, von solchen Leuten umgeben bist, verstehe ich, dass Du Dich einigelst. Vielleicht ist es Dir möglich, Dein Umfeld zu wechseln. Vielleicht kannst Du einer Sangha beitreten, falls Du dort Gleichgesinnte findest.


    Bis man als Buddhist ALLEN Menschen kompromisslose Liebe entegegen bringen kann, muss man einen weiten Weg zurücklegen. Bis dahin kann man auch andere Zwischenlösungen suchen, z.B. ausweichen.


    LG,


    Milou


    Hallo Yoni,


    an vielen Antworten hier merkt man, dass die Ratgeber nicht wirklich wissen wie das ist, was Du beschreibst. Meine Mutter macht schon so lange ich sie kenne das gleiche. Die kultivierte Notlüge in jeder möglichen Situation - keine Ahnung wie sie dazu gekommen ist, d.h. welche Einflüsse und Lebenserfahrungen sie dazu gebracht haben, das permanent zu tun. Das ging schon in meiner Kindheit los, wenn jemand an der Tür geklingelt hat und sie mich hingeschickt hat mir der Aussage: "Sag, ich bin nicht da!" Das war für mich in gewisser Weise traumatisierend. Heute macht sie das auch noch, sie meint wohl ihr Leben wird dadurch unkomplizierter. Mich lügt sie auch an und denkt ich merke es nicht - dabei merke ich es jedesmal. Wenn ich sie darauf anspreche, wird sie jedesmal total aggresiv - als hätte ich ihr einen Dolch in den Rücken gerammt. Wenn ich sie vor anderen bloßstellen würde, bräuchte ich sie wohl nie mehr besuchen. Ich habe mich damit abgefunden und spiele das Spiel mit. Ist zwar für mich manchmal peinlich, aber ich werde meine Mutter wohl kaum noch umerziehen. Das schlimme an alternden Eltern ist ja, dass sie zwar wieder wie Kinder werden, aber dabei total stur, unbelehrbar, störrisch und sonstnochwas sind.


    Ich weiß nicht Yoni, wie Deine Mutter ist. Du solltest Dich aber fragen, ob es Dir das vermeiden diverser Peinlichkeiten wert ist, es Dir ggf. mit Deiner Mutter bis zu ihrem Sterbebett zu versauen.


    LG,


    Milou

    Zitat

    mirco schreibt:
    ... Genau das ist eben doch möglich, jeden Prozess erkennbar werden zu lassen.
    Einem untrainierten und nicht vertrauendem Geist erscheint dies natürlich erstmal unmöglich. ...


    Ein Prozess der in der Lage ist einen anderen Prozess zu erkennen und zu verstehen müsste komplexer als der andere sein.


    Um sich selbst zu erkennen, müsste er komplexer sein, als er selbst.
    Um sich dann zu erkennen, müsste er komplexer sein als er selbst.
    Um sich dann zu erkennen ...


    LG,


    Milou

    Zitat

    mirco schreibt:
    ... Beides wird jeweils benötigt.


    Vertrauen ebenso wie Prüfung. ...


    Hierin besteht ja gerade immer die Schwierigkeit und hierin liegt oftmals die Ursache von Streitgesprächen. Für den einen ist Beweisbarkeit wichtig, für den anderen Glauben. Für den einen beginnt der Glauben früh für den anderen ist noch lange alles logisch nachvollziehbar was andere schon für Esoterik halten.


    Jeder Mensch macht in seinem Leben andere Erfahrungen, für jeden Buddhisten bedeutet der Buddhsismus etwas anderes - die Unterschiede mögen nicht bedeutend sein, aber dennoch sind sie da. Solange wir diese Unterschiede beachten und respektieren, können wir problemlos Meinungen austauschen und voneinander lernen.


    LG,


    Milou

    Zitat

    lagerregaL schreibt:
    ...

    Zitat

    Solche Fragen besitzen keinen sinnvollen rationalen Zugang.


    Doch. Nämlich so wie ich es oben gesagt habe. ...


    Genau das ist aber meiner Meinung nach kein rationaler Zugang, sondern ein religiöser! Ob mir die religiöse Erklärung nun logisch erscheint oder nicht, sie ist wissenschaftlich nicht beweisbar/widerlegbar und hängt somit letztendlich von unserem Glauben ab.


    LG,


    Milou

    Zitat

    MartinG schreibt:
    ... So ein Ding wär ja eigentlich völlig "autark" und müßte, oder besser könnte ja garnicht mit anderen ebenso wahrhaft existierenden Dingen interagieren.
    Und wie könnte es überhaupt mehrere dieser "Atome" geben wenn sie keine voneinander unterscheidbare Form hätten. Könnte so ein Ding von uns überhaupt wahrgenommen werden?


    Sobald wir etwas "erkennen" ist inhärente Existenz schon abwesend. ...


    Lieber Martin,
    wenn Du Dich da mal nicht verrennst. Nur weil ein Ding nicht interagieren muss heißt ja nicht, dass es das nicht kann. Hier sollte man schon die Grundgesetze der Logik achten. Dass wir Etwas erkennen können muss nun ebenfalls nicht heißen, dass diese Interaktion das Etwas bedingt macht.


    Die Frage ob letztendlich etwas unbedingt existieren kann - nun, diese Frage übersteigt wohl den Intellekt des Menschen. Nehmen wir z.B. das Universum ansich. Was hat dessen Entstehung verursacht? War es schon immer da? Wenn ja, was ist seine Natur? Ist das Universum die Leere? Was sind wir dann? Mir wird bei solchen Gedankengängen regelmäßig flau im Magen (wirklich :D )


    Solche Fragen besitzen keinen sinnvollen rationalen Zugang. Genauso ist es mit der Leere. Sie ist ein Stilmittel um uns auf dem Weg zur Erleuchtung zu helfen. Nicht mehr und nicht weniger.


    Das ist aber nur meine Meinung!


    LG,


    Milou

    Zitat

    accinca schreibt:
    ... Samsaro aber besteht durch Gier, Haß und Verblendung. ...


    Samsaro gebiert auch Gier, Haß und Verblendung.


    Demnach besteht Samsaro autonom, da es die Bedingungen seiner Existenz selbst schafft.


    Sehr misteriös ... :grinsen:


    LG,


    Milou

    Zitat

    Aiko schreibt:
    ... Und wie ist das mit den Sesshins im Dojo?
    Und wird man da Mitglied des Vereins? ...


    Liebe Aiko,


    keine Ahnung :D Ich kenne bisher nur die WWW-Seite (siehe oben). Aber ich will da demnächst mal vorbeischauen.


    LG,


    Milou

    Simo:

    Zitat


    Wikipedia:
    Der Begriff Unkosten wird im Deutschen für unvorhergesehene, unerwartete Kosten verwendet, teilweise wird er als Synonym für Kosten und Auslagen verwendet. Kaufmännisch-betriebswirtschaftlich gesehen gibt es keine Unkosten, es existieren ausschließlich Kosten.


    Die Vorsilbe „un“ dient im Deutschen nicht nur zur Bildung einer Negation bei Substantiven, sondern bezeichnet auch etwas, das als schlecht empfunden wird, beispielsweise das Unkraut, der Ungeist oder die Untat. Unkosten galten früher einmal als „schlimme, unangenehme Kosten“.


    Unkostenbeitrag ist ein umgangssprachlich verwendeter Begriff, mit dem im Grunde ein Beitrag zur Deckung der eigenen Selbstkosten beschrieben wird. Auch dieser Begriff ist nicht kaufmännisch-betriebswirtschaftlich definiert.


    Wo ist da die freudsche Fehlleistung? Ich steh' auf'm Schlauch!


    LG,


    Milou

    Onda:

    Die moderaten Unkostenbeiträge scheinen mir angemessen.
    Schließlich muss das ganze ja irgendwie unterhalten werden (Miete/Einrichtung/Heizung/Reinigung/usw)
    LG
    Onda


    Hab ich mir eben auch so gedacht - die Kosten für das Zentrum mitten in der Stadt wollen ja bezahlt werden.


    Nochmals danke!


    LG,


    Milou

    So wie Simo sehe ich das eigentlich auch, aber laut brigittefoe und Onda scheint bezahlen auch in Ordnung zu sein.


    Schonmal Danke für eure Tips!


    LG,


    Milou

    Hallo Leute,


    ich habe mal 'ne ganz praktische Frage. Nachdem hier mich hier nun schon eine Weile rumtreibe, habe ich den Drang, einem Sangha beizutreten. Ich bin eigentlich eher ZEN-lastig, hänge da aber nicht unbedingt fanatisch dran.


    Bei mir in der Nähe gibt es zwei Möglichkeiten, ein ZEN-Dojo und eine Karma Kagyü Gruppe. Die Karma Kagyü Gruppe scheint eher laienartig unterwegs zu sein und macht (nach der Web-Seite) einen ganz angenehmen, offenen Eindruck, ist aber eben Karma Kagyü, was nicht wirklich meine erste Wahl wäre. Das ZEN-Dojo macht einen professionelleren Eindruck, aber auch unpersönlicher und nimmt Geld für Zazen-Sitzungen, was ich irgendwie seltsam finde.


    Ist das normal, Zazen gegen Geld zu bieten? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?


    LG,


    Milou

    Hallo Ch8kra,


    da ich meine Prüfungen alle hatte, als ich noch nicht buddhistisch geprägt war, habe ich es damals ganz unbuddhistisch gemacht.


    Ich habe mir immerwieder - mantrartig :) - bewusst gemacht, dass ich mich in einem Jahr kaum noch an die Prüfung erinnern werde und dass ich in einem Jahr ganz andere, neue Probleme habe, nur eben nicht das, welches gerade vor mir liegt.


    Die geistige Zeitreise in eine etwas fernere Zukunft (nicht morgen oder nächste Woche, sondern nächstes Jahr) schafft einen mentalem Abstand und lässt das bevorstehende Ereignis plötzlich unbedeutender erscheinen. Wieviele Prüfungen und aufregende Ereignisse haben wir in unserem Leben schon hinter uns gelassen? Heute ist bei dem Gedanken daran keine Aufregung mehr vorhanden, höchstens eine Erinnerung daran, dass man damals wohl ziemlich aufgeregt war. Prüfungen kommen und gehen - zurückblickend war keine wirklich schlimm.


    LG,


    Milou

    Zitat

    Simo schreibt:
    ... Man schießt Protonen aufeinander und stellt fest,dass nix übrig bleibt. ...


    Das da nicht NICHTS ist, beweist letztendlich die Tatsache, dass WIR diese Frage stellen können.


    Welcher Natur das Universum ist, werden wir wohl nie herausbekommen, so wie die Bewohner von Flächenland nie die Dreidimensionalität verstehen werden. Am Ende können wir immer fragen, woher stammt dieses, woher stammt jenes? Z.B. woher kommen die Strings? Es ist mehr als zweifelhaft, dass die Strings aus sich heraus ohne Bedingung exisitieren und schon IMMER (was auch immer das heißt) existiert haben.


    Insofern hat der Buddha sicher Recht gehabt.


    LG,


    Milou

    Zitat

    Simo schreibt:
    ... Mache einen Film mit einer Kamera und er existiert solange nicht, bis ihn jemand sieht. ...


    Das klingt irgendwie danach, dass, wenn ich mir die Augen zuhalte und Dich nicht sehe, Du mich dann auch nicht siehst.

    Zitat


    Megzs schreibt:
    ... Wenn du im Sinne des Fliegens erzogen wirst und dein ganzes Leben lang davon überzeugt bist fliegen zu können, dann liegst du trotzdem falsch.


    Ohne jetzt überheblich klingen zu wollen, aber es existiert keine Materie von der du ausgehen könntest und dafür gibt es Beweise - zuhauf. ...


    Das ist ja das schöne an Wissenschaft, nämlich dass jede Aussage falsifizierbar sein muss. Ich kann mir einbilden, dass ich fliegen kann, wenn ich es versuche, werde ich schnell den Beweis finden, dass ich falsch lag. Wenn zwei (oder auch Millionen) Menschen in weitestem Sinne das gleiche sehen - z.B. die Sonne - während blind geborene keine Vorstellung von Sonne haben, so existiert sie dennoch, ist also als Materie unabhängig von einzelnen Menschen, oder der Menschheit.


    Ich bezweifle ehrlich gesagt auch, dass Buddha derartige Spitzfindigkeiten im Hinterkopf hatte (Welle-Teilchen-Dualismus, Stringtheorie, etc.), als er über Leerheit gesprochen hat (zumal mit dem damals vorhandenen wissenschaftlichen Hintergrund). Ihm ging es wohl eher um den nicht existenten, dauerhaften, nicht-bedingten Wesenskern der Dinge als Stil-Mittel um uns vom Anhaften zu befreien. Wenn wir Buddhas Worte unreflektiert als wortwörtlich genau so gemeint und uninterpretierbar auslegen, dann sind wir nicht besser, als die fundamentalistischen, fanatischen Buchgelehrten der heutigen Welt, bzw. des Mittelalters. Genau das wollte der Buddha auf keinen Fall!


    LG,


    Milou

    Für mich ist die Außenwelt genauso real oder irreal wie die Lehre des Buddha. Es wäre doch seltsam wenn ich das glaube, was der Buddha, der sich in meiner Außenwelt befindet, sagt und gleichzeitig den Rest der Außenwelt für Leer halte. Oder soll ich einen Teil der Außenwelt, nämlich den der mir guttut, für realer halten, als den anderen Teil?


    LG,


    Milou

    Zitat

    Chandan schreibt:
    ... So wie die Dinge in deinem Geist erscheinen, sind sie in der Tat nicht. ...


    Das kann ich ja ohne Probleme akzeptieren, aber die Leerheit ist doch etwas anderes, oder?


    Zitat


    Siming schreibt:
    ... Alle Phänomene bzw. Objekte sind voneinander abhängig und besitzen kein eigenständiges, dauerhaftes Selbst. Somit sind sie leer. ...


    Was bedeutet in diesem Zusammenhang Selbst ? Das Dinge kein eigenes Wesen im Sinne von Perönlichkeit haben, mag unbestritten sein. Dass Dinge nicht mehr existieren, wenn Ich aufhöre zu existieren widerspricht der Erfahrung, dass Mensch diese Dinge weiter erleben, auch wenn einer stirbt. Dass Dinge für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedeutungen besitzen kann ich wiederum problemlos bestätigen.


    Zitat


    Onda schreibt:
    ... Leer von autonomer dauerhafter Natur ...


    Leer von dauerhafter Natur ist auch für mich offensichtlich. Leer von autonomer Natur hingegen nicht. Wenn mich ein Stein am Kopf trifft, den ich vorher nicht kommen sehen habe, so existierte er außerhalb meines Geistes und meines Wissens, d.h. im Bezug zu mir autonom. Erst der schmerzhafte Kontakt mit meinem Kopf bringt ihn in mein Bewusstsein. Dort verfluche ich möglicherweise den Stein und gebe ihm eine Bedeutung, welche nur in meinem Geist existiert - aber dennoch war er vorher autonom existent.


    LG,


    Milou

    Hallihallo alle miteinander,


    ich bin gerade mal wieder auf die vier Siegel gestoßen (über das Buch: Warum sie kein Buddhist sind.)
    Mit drei der vier Siegel kann ich gut leben, aber das dritte Siegel über die Leerheit macht mir Probleme.


    Da ich im Sinne des dialektischen Materialismus erzogen wurde, gehe ich ersteinmal davon aus, dass die Materie unabhängig vom Geist existiert. Das dritte Siegel scheint mir dazu diametral im Widerspruch zu stehen, da es ja proklamiert, dass die Dinge ausschließlich in unserem Geist existieren. (?!)


    Wenn man so durch das Web wandert, gibt es allerdings unterschiedliche Beschreibungen der vier Siegel, speziell hinsichtlich Anatta, welches ja für Nicht-Selbst steht. Dass die Dinge ohne unseren Geist keine Bedeutung besitzen, d.h. kein eigenständiges Selbst haben, könnte ich ohne Probleme unterschreiben.


    Nun bin ich etwas verwirrt, ob man das ganze im übertragenen Sinne, metaphorisch, wortwörtlich oder sonstwie interpretieren soll und was die ursprüngliche Definition von Leerheit bzw. Anatta ist (falls es die überhaupt gibt). Ich bin aber sicher unter euch gibt es einige, die mir das verständlich machen können.


    LG,


    Milou

    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... Und dann das andere Leid, das daraus entsteht weil wir dem Habenwollen und der Ablehnung nicht mehr so stark nachgehen. Wenn wir immer mehr sehen, dass es uns so garnicht gibt wie wir immer dachten. Wenn immer mehr Licht auf unsere unbewußten und verdrängten Anteile fällt. Wenn Dinge wegfallen mit denen wir uns identifiziert haben. Es basiert eher auf Bewußtheit oder Wissen. ...


    Genau diese Art von Leiden meinte ich. Ich hatte was ähnliches schon 1990 zur und nach der Wende. Wenn einem das ideologische Weltbild wegbricht und man erkennt, dass alles woran man vorher geglaubt hat falsch, indoktriniert und letztlich sinnlos war, dann steht man erstmal ziemlich hilflos und leer da.


    Leer wäre sicher gut, aber der Geist vieler war auf die Leere nicht vorbereitet. Also versank er in Selbstmitleid wegen der Sinnlosigkeit des Seins, oder er suchte sich einen anderen Sinn, z.B. eine Religion. Für mich war die Wende eine riesige Chance (ich war gerade 20), also habe ich nicht gelitten, sondern war begeistert, wegen der Möglichkeiten. Viele andere im Osten, gerade Ältere, sind in sehr tiefe Löcher gefallen.


    Nun, jetzt gerade geht es mir ähnlich, etwas was ich selbstverständlich, normal, ja sogar gut fand, hat sich mir als die wohl größte Quelle meines Leidens offenbart. Das reißt einem den Boden unter den Füßen weg. Zum Glück habe ich, seit ich hier angemeldet bin (Februar) schon einen kleinen, aber anscheinden hinreichenden Schritt auf dem Weg der Lehre gemacht, so dass ich das Gefühl habe, ich könnte mit der Situation zurechtkommen.


    Ich lese gerade Jack Kornfield: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen. Wie es der Zufall so will bin ich gerade in dem Kapitel über die verschiedenen Stufen der Erleuchtung und die manchmal sehr dunkle Nacht dazwischen. Nunja, ich bin nicht erleuchtet. Ich würde es noch nichteinmal Kensho nennen. Aber ich bin mir sicher, dass vor den Stufen der Erleuchtung viele kleine und große Stufen der Erkenntnis liegen. Auch zwischen diesen gibt es dunkle Nächte und helle Tage. Vielleicht komme ich ja irgendwann am Nordpol meines Geistes an, wo die Nächte weniger dunkel und die Tage weniger hell sind. Ich hoffe dann ist mein Gleichmut trotzdem noch warm und nicht wie die nordische Kälte. ;)


    LG,


    Milou

    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... Das mit dem nahen Verwanden von dir, tut mir leid. Weiß ja nicht ob es gerade erst passiert ist oder schon länger her ist. ...


    Das ist schon viele Jahre her, hat mich aber in seiner Bedeutung schon berührt. Das plötzlich Erkennen, wie gewaltig der angesammelte Haufen Mist ist, den man vor seiner Haustür liegen hat (stammt von Ajahn Brahm) kann einen schon überwältigen. Je nach persönlicher Konditionierung holt man sich dann die Mistgabel - oder man gibt auf. Das letztere war nie mein Weg, aber den Weg anzuschauen, den man noch vor sich hat, kann einen gewaltig einschüchtern. Man muss es wohl mit den Chinesen halten, die so oder so ähnlich sagen:

    Zitat

    Auch eine Lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.


    LG,


    Milou