Beiträge von Elliot im Thema „Ajahn Thanissaro und Wiedergeburt“

    Onda:

    Na und, die anderen Autoren bringen die buddhistische anatta-Lehre jedenfalls ziemlich deutlich und klar - un din vielen Facetten - auf den Punkt.


    Nein, sie bringen IHRE ANatta-Lehre auf den Punkt.


    Onda:

    Ich wünsche mir für dich eine größere Offenheit für alle authentischen Dharma-Quellen. Wer nur den PK als einzig wahre Quelle anerkennt, engt seinen Blick in unvorteilhafter Weise ein. ...


    Da halte nichts davon. Ich halte die mittlere Sammlung des Palikanon für eine konsistente Darlegung der Lehre. Deine Anatta-Lehrer nehmen sich die Teile daraus, die in ihre Anatta-Lehre passen und den Rest verwerfen sie als dazu im Widerspruch. Nein Danke.


    Onda:

    Sie sollen Atman auch nicht woanders suchen. Weder in den Skandhas noch sonstwo.


    Genau.


    Onda:

    Die Lehre vom "Mittleren Weg" besagt, dass die Extreme des Eternalismus (Seelenglaube) und des Nihilismus gemieden werden sollen. Dem Glauben an einer dauerhafte Seele hat der Buddha eine klare Absage erteilt. Das ist die anatta-Lehre, das Kernstück des Buddha-Dharma. Damit leugnet er nicht das Vorhandensein eines sich ständig wandelnden empirischen Ichs.


    Es sollen die Extreme des Immer-wieder-Geborenwerdens (Atman-Glaube) und des mit-dem-Tod-vernichtet-werdens gemeiden werden. "Wiedergeburt" erfolgt, aber nur so lange, wie nicht alle Handlung erschöpft ist. Dafür braucht es aber keinen Atman in den fünf Daseinsgruppen:


    Zitat

    Die Wesen sind die Erben ihrer Handlungen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Ein wenig Lektüre zum Thema: Anatta-Lehre. http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=10793


    Wenn ich das richtig sehe, ist das einzge Zitat aus dem Palikanon dieses: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=10793#p198189


    Was aber nur besagt, dass die Anhänger des Atman-Glaubens davon Abstand nehmen sollten, ihren Atman in den fünf Daseinsgruppen Form, Gefühl, Wahnehmung, Bewusstsein und Gestaltungen zu suchen. Denn alles dort ist offenbar vergänglich und somit ungeeignet, einen unvergänglichenn den Tod überdauernden "Wesenskern" darzustellen.


    Allerdings sollten die Atman-Gläubigen deshalb auch nicht ins Gegenteil verfallen und eine "Nicht-Atman-Lehre" ergreifen:



    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:
    Elliot:


    Nach wie vor halte ich für eine Hauptmotivation der metaphorischen Umdeutung den darin begründeten Versuch, einen dann deutlich bequemer mit weltlicher Lebensweise vereinbaren achtfachen Pfad etablieren zu können: Das Begehren nach Dasein, Nicht-Dasein und Sinnesvergnügen als Ursache von Dukkha und erneutem Werden tritt dann leichter in den Hintergund:


    Dann müsstest du eigentlich mit dieser dhamma-Lesart identifizieren können:
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=10707


    In dieser Darstellung gibt es einige wesentliche Abweichungen, auf die ich aber lieber dort eingehe.


    Viele Grüße
    Elliot

    mukti:

    Ja, wenn man Wiedergeburt metaphorisch interpretiert muss man auch annehmen, dass dem Palikanon an vielen Stellen etwas hinzugefügt wurde, mit der Absicht dem Volksglauben zu genügen oder um der Sittlichkeit auf die Sprünge zu helfen. Da würde man dem Buddha oder den Mönchen eine List unterstellen die bisher nicht entdeckt wurde, und niemandem von all den Gelehrten und Praktizierenden wäre bisher aufgefallen, dass sich das nicht mit anatta vereinbaren ließe. Und das alles nur weil nicht sein kann, was sich nicht augenblicklich erkennen lässt von einem gewöhnlichen Menschen.


    Nach wie vor halte ich für eine Hauptmotivation der metaphorischen Umdeutung den darin begründeten Versuch, einen dann deutlich bequemer mit weltlicher Lebensweise vereinbaren achtfachen Pfad etablieren zu können: Das Begehren nach Dasein, Nicht-Dasein und Sinnesvergnügen als Ursache von Dukkha und erneutem Werden tritt dann leichter in den Hintergund:


    Zitat

    "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha? Es ist das Begehren, das erneutes Werden bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesintensität, Begehren nach Dasein und Begehren nach Nicht-Dasein. Dies wird die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha genannt."


    "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Aufhören von Dukkha? Es ist das restlose Verschwinden und Aufhören, das Aufgeben, der Verzicht, das Loslassen und Zurückweisen eben jenes Begehrens. Dies wird die Edle Wahrheit vom Aufhören von Dukkha genannt." (MN 141)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Also liegt Wiedergeburt nur dann vor, wenn ein Wesen sich an frühere Leben erinnern kann?


    Nein, aber dann gibt es für dieses Wesen keinen Zweifel an seiner "Wiedergeburt" mehr. Vermutlich sind die meisten Geburten Wiedergeburten.


    Viele Grüße
    Elliot

    mukti:

    Mag sein, ich bin gespannt ob sich diese Annahme hier abschaffen lässt durch rein logisches Argumentieren.


    Man muss sicher differenzieren. Hier ist eine klare Beschreibung, was unter Geburt zu verstehen ist:


    Zitat

    "Und was ist Geburt, was ist der Ursprung von Geburt, was ist das Aufhören von Geburt, was ist der Weg, der zum Aufhören von Geburt führt? Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt. ...


    (MN 9)


    Wenn dieses so geborene Wesen nun im Laufe seines Lebens die Fähigkeit entwickelt, sich an frühere Leben zu erinnern:


    Zitat

    „Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, ...


    (MN 119)


    ... dann soll diese Geburt des Wesens als "Wiedergeburt" verstanden werden. Das ist eine Definition von "Wiedergeburt".


    1. Ob dieses sich Erinnern dann eine Illusion ist oder ob reale Vorgänge in der Vergangenheit dabei erinnert werden, wird sich in den wenigstens Fällen und schon gar nicht hier per Diskussion allgemein entscheiden lassen.


    2. Dass dieses sich Erinnern nur metaphorisch gemeint sein kann oder eine Illusion sein muss, weil es sich nicht mit einer Anatta-Lehre vereinbaren lässt, die die Essenz des Buddhismus darstellen soll, ist unzutreffend.


    Viele Grüße
    Elliot

    nibbuti:

    zB pubbenivasam heißt 'frühere Aufenthalte', nicht 'frühere Leben', wie der ehrwürdige Bodhi in seiner neuen AN richtig übersetzt hat,,,


    Wie übersetzt er denn dann in dem Zusammenhang die Begriffe 'Geburt', 'Weltall', 'Äonen', 'Nahrung', Familie', 'Name' und insbesondere 'Lebensspanne':


    Zitat

    „Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert man sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“ (MN 119)


    nibbuti:

    wer über Dinge redet die er nicht erfahren hat verhöhnt den Buddha und nimmt schlechtes Karma für lange Zeit auf sich.


    Das klingt mir aber nach Aberglauben. WIe kommst Du darauf?


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Da steht nix.


    Das Lesen kann ich Dir nicht abnhemen.


    Onda:

    Nur das übliche PK-Potpourrie. Dieser Zitate-Mischmasch statt eigener Gedanken und eigener Rede.


    Eine einfache und klar verständliche Definition von Geburt - aus dem Palikanon zitiert - erweitert um Wiedergeburten, an die sich unter bestimmten Bedingungen erinnert werden kann. Ganz einfach. Keine Behelfslehre zusammengebastelt aus "eigenen Gedanken und eigener Rede", das wirst eher in Deiner Sekundärliteratur finden.


    Viele Grüße
    Elliot

    mukti:

    Wenn Wiedergeburt nur als moralisches Konzept betrachtet wird, dann lässt man es vielleicht fallen, wenn man es nicht braucht.


    Wenn Wiedergeburt nur als moralisches Konzept betrachtet wird, dann kann die Lehre des Buddha viel leicher so verdreht werden, dass das Verlangen nach Dasein mit Befreiung vereinbar ist, beispielsweise.


    Viele Grüße
    Elliot

    Axel Benz:

    Oder geht es um 'mit den Sinnen wahrnehmen und dem Intellekt verstehen'? ich wüsste nicht, wie du Aussagen über etwas treffen willst, das du nicht mit den Sinnen wahrnimmst: Wie sollte es sonst in dein Bewusstsein gelangen?


    Das ist möglich:


    Zitat

    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."


    (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m043z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Auf deine Definition von Wiedergeburt warte ich noch immer.


    Dann blättere mal zurück, da steht sie schon.


    Und verschone mich zukünftig bitte mit Literaturvorschlägen zu Behelflslehren und Anattakonzepten aus der Sekundärliteratur. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob ich oder jemand anders die Erfahrung des sich Erinnerns an frühere Leben gemacht hat, in jedem Fall ist eine Erfahrung und kein Konzept, im Gegensatz zu Atman- und Anatta-Lehren.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Ich finde die metaphorische Umdeutung von Buddhadasa hilfreich. Denn sie verweist nochmal auf das "Ziel" der meditativen Bemühungen: das klare Erkennen der Ich-Losigkeit.


    Das ist eben eine weitere Folge dieser kommoden metaphorischen Umdeutungen: Es lassen sich dann auch besser neue "Ziele" der meditativen Bemühungen verkaufen.


    Viele Grüße
    Elliot

    mukti:

    Die logischen Argumente für oder gegen Wiedergeburt sind intellektuell auf beiden Seiten nicht haltbar, oder nicht endgültig schlüssig durchzuziehen. Manchen mag es scheinen, sie hätten einen endgültigen Beweis dafür oder dagegen gefunden, und das dann verteidigen. Dabei blenden sie aber nur anderes aus und bleiben bei ihrer Argumentationslinie. Ich glaube nicht, dass sich auf diese Art Weisheit entwickeln und Wahrheit entdecken lässt.


    Das ist klar, es lässt sich diskursiv letztlich weder das eine noch das andere hier "beweisen". Aber es können durchaus Missverständnisse ausgeräumt werden, die offenbar zu der irrigen Annahme geführt haben, die Aussagen das Palikanons zu Anatta und Wiedererscheinen stünden in unvereinbarem Widerspruch zueinander.


    Viele Grüße
    Elliot

    Axel Benz:

    Es sind solche Aussagen, die das ganze Konzept als mythischen Unsinn entlarven.


    Nein, das ist nur eine wortreiche Umschreibung von beliebig viele und ein Hinweis darauf, dass sich beim Erinnern kein Anfang finden lässt.


    Viele Grüße
    Elliot

    malsehen:

    Ist das Befragen der Bedeutung einer solchen Erinnerung zwingend ein "in Abrede stellen"?


    Das wäre es nicht, aber ich hatte es so verstanden (missverstanden?), dass Du zwingend davon ausgehst, diese Art Erinnerung könne entweder nicht auftreten und sei metaphorisch gemeint oder wenn sie auftritt, dann ist es zwingend eine Illusion. Und das Ganze unter der Annahme, dass Dir solche Erinnerungen aber fremd sind.


    Viele Grüße
    Elliot

    nibbuti:

    der Buddha empfahl bekanntlich nur über Dinge zu reden, die man auch direkt erfahren hat nicht über Dinge zu reden, die man nicht direkt erfahren & nicht verstanden hat


    Ich beziehe mich ja auf Texte aus dem Palikanon, meistens in Form von wörtlichen Zitaten.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Und du kannst dich an frühere Leben erinnern?


    Nein, aber ich maße mir nicht an, deswegen anderen dies deswegen in Abrede zu stellen, um mich stattdessen einem rationalisierenden Behelfsbuddhismus verschreiben zu können.


    Viele Grüße
    Elliot

    Maybe Buddha:

    Aber wie soll ein Konzept, das nicht mal von deren Verfechtern definiert werden kann, als Option stehen gelassen werden?


    Da kann nur wiederholt werden:


    1. Es ist kein Konzept, es ist eine Erfahrung.
    2. Wiedergeburt wurde bereits definiert.
    3. Es ist keine Atman-Lehre, die ein ewiges Wiedergeborenwerden eines festen Persönlichkeitskerns postuliert.


    Viele Grüße
    Elliot

    Axel Benz:

    Exzellent, malsehen, mehr ist da wirklich nicht zu sagen. Nur fürchte ich, dass deine ganze, wirklich bewundernswerte Arbeit 'Perlen vor die Säue' ist, ...


    Ungenügend, malsehen, da es sich um eine rein spekulative Analyse handelt, die mangels Praxis bisher jedenfalls nur die Erfahrung kennt, sich nicht an frühere Leben zu erinnern.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Auch das ist wieder intellektuell unredlich (oder abgeschwächt: intellektuell undiszipliniert). Du wechselst nach Belieben von der rationalen auf die transrationale Ebene. Insbesondere dann, wenn die Luft auf der rationalen Ebene dünn wird. Natürlich geht es hier um ein Konzept, um was sonst? Das, was du hier mit Händen und Füßen verteidigst, ist ein Konzept. Mehr nicht. Das wirklich Kuriose ist, dass es sich um ein Konzept handelt, das du noch nicht einmal definieren kannst...


    Gerade nicht, hier liegt anscheinend eine weitere Wurzel Deines Unverständnisses. Atman ist ein Konzept, das vom Buddha zurückgewiesen wird:


    Zitat

    "Auf diese Weise, Aggivessana, bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen: 'Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich. Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Atman, Gefühl ist Nicht-Atman, Wahrnehmung ist Nicht-Atman, Gestaltungen sind Nicht-Atman, Bewußtsein ist Nicht-Atman. Alle Gestaltungen sind vergänglich; alle Dinge sind Nicht-Atman. Auf diese Weise bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen." (MN 35)


    Darüber hinaus gibt es aber keine "Anatta-Lehre", die existiert allenfalls in den Büchern einiger Kommentatoren und auch diese ist ein Konzept. Und zwar ganz offenbar dicht an einer Ansicht, die ebenfalls zurückgewiesen wird, nämlich vibhava-ditthi.


    Wiedererscheinen dagegen ist kein Konzept, sondern eine Erfahrung, sie sich aus der Praxis des achtfachen Pfades ergeben kann:


    Zitat

    „Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Körper immer wieder gepflegt, entfaltet, geübt, als Fahrzeug verwendet, als Grundlage benutzt, verankert, gefestigt und gut ausgeübt worden ist, können diese zehn Vorteile davon erwartet werden. Welche zehn?“ ... „Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten ... (MN 119)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Die intellektuelle Redlichkeit gebietet es, dieses Konzept zu negieren. Die Negation des Konzeptes "Wiedergeburt" ergibt sich mit logischer Zwangsläufigkeit aus dem Buddha-Dharma.


    Das liegt an der Deiner vermeintlich intellektuellen beschränkten Auffassung oder dem, was Dir in Kommentar- und Sekundärliteratur als Buddha-Dharma verkauft worden ist. Es geht auch gar nicht um ein Konzept, es geht um eine konkrete Erfahrung oder Einsicht, die sich aus der Praxis de achtfachen Pfades ergibt oder zumindest ergeben kann, genannt: Das Dreifache wahre Wissen. Wenn jemand die Praxis des achtfachen Pfades nicht ausübt, dann bleibt ihm diese Erfahrung oder Einsicht natürlich verborgen. Das ist nicht weiter verwunderlich.


    Das Alleinstellungsmerkmal des Buddhadhamma ist oder war nicht eine Anatta-Lehre, sondern das Zurückweisen zweier anderer Konzepte: Zum einen ewiges Wiederwerden, der Atman-Glaube, bhava-ditthi:


    Zitat

    "Haushälter, es gibt einige Mönche und Brahmanen, deren Lehrmeinung und Ansicht dieses besagt: 'Es gibt mit Sicherheit kein Aufhören allen Werdens.'"

    "Nun gibt es einige Mönche und Brahmanen, deren Lehrmeinung der Lehrmeinung jener Mönche und Brahmanen genau widerspricht, und sie sagen: 'Es gibt mit Sicherheit ein Aufhören allen Werdens.' Was meint ihr, Haushälter? Vertreten diese Mönche und Brahmanen nicht Lehrmeinungen, die einander genau widersprechen?" - "Ja, ehrwürdiger Herr."

    "Darüber erwägt ein Weiser so: 'Diese guten Mönche und Brahmanen vertreten die Lehrmeinung und Ansicht >es gibt mit Sicherheit kein Aufhören allen Werdens<, aber das ist von mir nicht gesehen worden. Und diese anderen guten Mönche und Brahmanen vertreten die Lehrmeinung und die Ansicht >es gibt mit Sicherheit ein Aufhören allen Werdens<, aber das weiß ich nicht. Wenn ich mich, ohne zu wissen und ohne zu sehen für eine Seite entscheiden und verkünden würde, >Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch<, so wäre das nicht schicklich für mich. Was nun die Mönche und Brahmanen anbelangt, die die Lehrmeinung und Ansicht vertreten >es gibt mit Sicherheit kein Aufhören allen Werdens<, wenn ihr Wort wahr ist, dann ist es sicherlich immer noch möglich, daß ich nach dem Tode bei den Göttern der formlosen Bereiche, die aus Wahrnehmung bestehen, wiedererscheine. Aber was die Mönche und Brahmanen anbelangt, die die Lehrmeinung und Ansicht vertreten >es gibt mit Sicherheit ein Aufhören allen Werdens<, wenn ihr Wort wahr ist, dann ist es möglich, daß ich hier und jetzt Nibbāna erlangen könnte. Die Ansicht jener guten Mönche und Brahmanen, die die Lehrmeinung und Ansicht vertreten >es gibt mit Sicherheit kein Aufhören allen Werdens< ist der Begierde nahe, der Gebundenheit nahe, dem Entzücken nahe, dem Festhalten nahe, dem Anhaften nahe; aber die Ansicht jener guten Mönche und Brahmanen, die die Lehrmeinung und Ansicht vertreten >es gibt mit Sicherheit ein Aufhören allen Werdens< ist der Nicht-Begierde nahe, der Ungebundenheit nahe, dem Nicht-Entzücken nahe, dem Nicht-Festhalten nahe, dem Nicht-Anhaften nahe.' Nachdem er so erwogen hat, übt er sich im Weg zur Ernüchterung und Begierdelosigkeit in Bezug auf das Werden, zum Aufhören des Werdens."


    (Majjhima Nikāya 60: Die unbestreitbare Lehre - Apaṇṇaka Sutta)


    Und zum anderen der Vernichtungsglaube, eine Art physikochemischer Materialismus, wie er der heutigen Neurowisenschaft zugrunde liegt, vibhava-ditthi:


    Zitat

    "Sandaka, da vertritt irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung und Ansicht wie diese: 'Es gibt keine Gaben, nichts Dargebrachtes oder Geopfertes; keine Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten; nicht diese Welt, nicht die andere Welt; keine Mutter, keinen Vater; keine spontan geborenen Wesen; keine guten und tugendhaften Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern [1]. Eine Person besteht aus den vier großen Elementen. Wenn sie stirbt, kehrt Erde zurück und geht zum Erdkörper zurück, Wasser kehrt zurück und geht zum Wasserkörper zurück, Feuer kehrt zurück und geht zum Feuerkörper zurück, Wind kehrt zurück und geht zum Windkörper zurück; die (Sinnes-)Fähigkeiten werden in den Raum übertragen. Vier Männer mit der Bahre als fünftem tragen die Leiche weg. Die Begräbnisrede reicht so weit wie das Leichenfeld; die Knochen bleichen; die Knochen enden in Asche. Großzügigkeit ist nur Gerede. Wenn jemand die Lehrmeinung geltend macht, es läge ein Sinn darin, so ist es leeres, falsches Geschwätz. Narren und die Weisen werden bei der Auflösung des Körpers gleichermaßen abgeschnitten und vernichtet; nach dem Tode existieren sie nicht.'" ...


    (Majjhima Nikāya 76: An Sandaka - Sandaka Sutta)


    Zwischen diesen beiden Ansichten liegt das Buddhadhamma:


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, es gibt diese zwei Ansichten: die Daseinsansicht (bhava-ditthi=Ewiges Wiederwerden) und die Nicht-Daseinsansicht (vibhava-ditthi=Vernichtung mit dem körperlichen Tod). Jegliche Mönche und Brahmanen, die sich auf die Daseinsansicht stützen, die Daseinsansicht annehmen, die Daseinsansicht akzeptieren, sind Gegner der Nicht-Daseinsansicht. Jegliche Mönche und Brahmanen, die sich auf die Nicht-Daseinsansicht stützen, die Nicht-Daseinsansicht annehmen, die Nicht-Daseinsansicht akzeptieren, sind Gegner der Daseinsansicht."


    "Jegliche Mönche und Brahmanen, die den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen [4] im Fall dieser zwei Ansichten nicht der Wirklichkeit entsprechend verstehen, sind von Begierde beeinträchtigt, von Haß beeinträchtigt, von Verblendung beeinträchtigt, von Begehren beeinträchtigt, von Anhaftung beeinträchtigt, ohne Schauung, haben Vorlieben und Abneigungen, und sie finden Gefallen und Freude an begrifflichem Ausufern. Sie sind nicht befreit von Geburt, Altern und Tod; nicht befreit von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; sie sind nicht frei von Dukkha, sage ich."


    (Majjhima Nikāya 11: Die kürzere Lehrrede vom Löwenruf - Cūḷasīhanāda Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Da erinnert sich jemand ("man"). Erinnert er sich an "seine" früheren Leben oder einfach an frühere Leben "anderer" Wesen?


    Ein Wesen erinnert sich an die Leben der Wesen, deren Handlungen das sich erinnernde Wesen seine Geburt und sein Dasein verdankt.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Wie wär's mal zwischendurch mit einer kleinen Definition von "Wiedergeburt"? Ich gehe davon aus, dass du definieren kanst, was du verfichst.


    Zunächst wäre festzustellen, dass es Geburt gibt:


    Zitat

    "Und was ist Geburt, was ist der Ursprung von Geburt, was ist das Aufhören von Geburt, was ist der Weg, der zum Aufhören von Geburt führt? Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt. ...


    (Majjhima Nikāya 9: Richtige Ansicht - Sammādiṭṭhi Sutta)


    Dann wäre festzustellen, dass es verschiedene Geburten verschiedener Wesen zu verschiedenen Zeiten gibt:


    Zitat

    Da saß eine Anzahl von Bhikkhus in der Versammlungshalle, wo sie bei der Rückkehr von ihrer Almosenrunde, nach ihrem Mahl, zusammengekommen waren, als diese Erörterung unter ihnen auftauchte: "Es ist wunderbar, Freunde, es ist erstaunlich, wie mächtig und machtvoll der Tathāgata ist. Denn er ist in der Lage, über die Buddhas der Vergangenheit Bescheid zu wissen - die das endgültige Nibbāna erlangten, das begriffliche Ausufern durchschnitten, den Kreislauf durchbrachen, die Runde beendeten, und allem Dukkha entkamen - wie die Geburt jener Erhabenen war, wie ihre Namen, ihre Familien waren, wie ihre Sittlichkeit, ihr Wesen [1], ihre Weisheit war, ihr Verweilen, ihre Befreiung."


    (Majjhima Nikāya 123: Wunderbar und erstaunlich - Acchariya-abbhuta Sutta)


    Dann wäre festzustellen, dass verschiedene Geburten auf eine bestimmte Weise miteinander verbunden sein können:


    Zitat

    „Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten ...


    (Majjhima Nikāya 119: Achtsamkeit auf den Körper - Kāyagatāsati Sutta)


    Diese Geburten sollen als "Wiedergeburten" verstanden (definiert) werden.


    Viele Grüße
    Elliot

    Axel Benz:

    Mal abgesehen davon, dass der 'mechanistisch-rationale' Ansatz (wieso eigentlich mechanistisch?)


    "Mechanistisch", weil dabei meistens "Substanzen", "Träger", "Speicher" usw. vorkommen, die einer intersubjektiv verbindlichen empirischen Nachweisbarkeit unterliegen müssen.


    Axel Benz:

    ...ziemlich weit dabei gekommen ist, was das 'Ich' ist, scheinen bestimmte Leute ohne das Wort 'papanca' nicht mehr auskommen zu können. Meistens ist es nichts weiter als die mit buddhistischer Terminologie verkleidete Aussage: 'Du redest Unsinn!'


    Nein, das wäre zu plump. Gemeint ist begriffliches Ausufern, das Einführen von abstrakten vorgestellten Entitäten usw:


    Zitat

    "Bedingt durch Geist und Geistesobjekten entsteht Geistbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus. Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind, und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Geistesobjekte, die mit dem Geist erfahrbar sind, beziehen."


    (Majjhima Nikāya 18: Der Honigkuchen - Madhupiṇḍika Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot