Beiträge von Merkur-Uranus im Thema „Buddhismus 2.0“

    hedin:
    Merkur-Uranus:

    Unter diesem Blickwinkel lassen sich im Westen verschiedene buddhistische Hauptgruppierungen ausmachen, die sich – gerade im Hinblick auf den katastrophalen Zustand dieser Welt – gegenseitig befruchten und bereichern können.


    Und die wären zum Beispiel:.................


    hedin


    Einfach den Text bis zum Ende lesen ;)



    Ich sehe es so, dass es nicht darum geht, den einzig wahren Buddhismus zu finden, sondern die Würde der Vielfalt zu respektieren und anzuerkennen.


    Ein wichtiger Punkt, wenn wir über den Buddhismus im 21. Jahrhundert sprechen, betrifft seine natürliche und vitale Entwicklung. Wenn wir auf die buddhistische Gemeinschaft in Europa blicken, fällt auf, dass es verschiedene Gruppierungen und Ansichten gibt, die sich zum Teil antagonistisch gegenüberstehen. Wie Professor Jay Garfield schreibt, sollten wir jedoch „niemals die engstirnige Frage stellen, welcher Buddhismus nun der authentische ist. Besser ist es zu fragen: Wie ist es möglich, dass der Buddhismus sich so vielfältig entwickelt hat, dass er eine solche Vitalität besitzt? Wir sollten ihn mit einer Pflanze vergleichen, bei der es ja ein Zeichen von Gesundheit und Stärke ist, dass ihre Blüten, ihre Äste und Zweige eben nicht genauso ausse- hen wie ihre Wurzeln, sondern sich in ihrer ganzen Vielfalt entwickeln.“


    Unter diesem Blickwinkel lassen sich im Westen verschiedene buddhistische Hauptgruppierungen ausmachen, die sich – gerade im Hinblick auf den katastrophalen Zustand dieser Welt – gegenseitig befruchten und bereichern können.



    Der traditionelle Buddhismus richtet sich originalgetreu an den asiatischen Formen des Buddhismus aus. „Traditionellen Buddhisten“ kommt somit die ehrenvolle Aufgabe zu, für die präzise und authentische Überlieferung des Dharma zu sorgen. Die Integration der überlieferten Lehren wichtiger buddhistischer Meister und Meisterinnen ist schließlich unabdingbar für die Entstehung eines eigenständigen westlichen Buddhismus. So sorgte das Prinzip der ununterbrochenen Übertragungslinien dafür, dass sich der Buddhismus über 2 500 Jahre lebendig halten konnte und nicht „verwässerte“.


    Der säkulare Buddhismus hingegen betrachtet den Dharma als eine psychologische Erkenntnislehre bzw. als eine Kulturtechnik oder eine Wissenschaft des Geistes. „Säkulare Buddhisten“ setzen sich dafür ein, die Essenz der buddhistischen Lehre in einer zeitgemäßen und aufgeklärten Form in unsere Gesellschaft zu bringen. Das Kunststück des säkularen Buddhismus ist es, eine westliche Form zu finden, die von einer atheistischen Gesellschaft anerkannt und genutzt werden kann. Frei von mythologischen Ansichten, kann die Essenz der buddhistischen Lehre einem breiten Spektrum der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Das Tibetische Zentrum Hamburg erwirbt sich hier große Verdienste, indem es den Dialog zwischen traditionellen Buddhisten und Wissenschaftlern fördert, wie zuletzt eindrucksvoll auf dem Achtsamkeitskongress in Hamburg geschehen. Gerade diese enge Verbindung zwischen traditionell Praktizierenden und säkularen Buddhisten sorgt dafür, dass sich der Dharma konstruktiv und zeitgemäß entwickeln und verändern kann.

    raterZ:


    ok nochmal abseits der polemik: die wiedergeburts debatte gab es schon (zu) häufig hier im forum. wer auf wiedergeburt verzichtet, schlägt einen nihilistischen pfad ein.
    was hat das für auswirkungen? ich sehe darin das problem, dass man in zu kurzen zeitspannen denkt. klar bringt meditation und ethik etwas - man führt ein glücklichres leben mit 1-2 std meditation pro tag. das wars dann aber auch schon mit dem streben nach vollkommener befreiung. warum sollte man sich diesen stress der askese auch geben? da denkt man sich zu leicht: "lieber noch meine restliche zeit ganz glücklich verbringen.. wozu der stress? ein bisschen meditation tut es doch auch!"


    das ist wellness-dhamma!


    Der Punkt ist doch: Wer den ursprünglichen Buddhismus praktizieren möchte, muss sich ernsthaft fragen, warum er nicht in ein Kloster geht. Darum kann ich auch die Vertreter des "wahren Buddhismus" wie beispielsweise Accina nicht so recht ernst nehmen: Einerseits möchten diese Menschen den ursprünglichen Buddhismus leben - andererseits praktizieren sie ihn nur halbherzig, indem sie darauf verzichten, in ein Kloster zu gehen.


    Ein säkularer Buddhismus hingegen ist klar auf ein Leben in der Gesellschaft ausgerichtet. Ein moderner Laienbuddhismus, wenn man so möchte.

    void:


    Säkularisation bedeutet doch vor allem die Trennung von geistigen und weltlichen. Also dass in der Kirche keine Kruzifixe herumhängen oder das kein Land buddhitisch geführt wird. Säkulrisation bedeutet eine strenge Trennung von Religion und Staat die gerade die unter Punkt 2. genannten Misstände beseitigt. Aber ebenso wie der weltliche Bereich dadurch weltlicher wird, wird der spirituelle Bereich eben NICHT weltlicher sondern kann sich auf seiner Kernaufgabe konzentrieren. In diesem Sinne ist dann pardoxerweise konservative Knochen wie Geshe Kelsang säkularer als der Dalai Lama weil er meint Gelug-Mönche sollten eher meditieren als Exilstaaten zu führen, sich mit Hollywood und Wissenschaft austauschen oder für Apple Werbung machen.


    Auf der anderen Seite kann man unter Säkularisierung versteht, die Religion selbst zu verweltlichen. Also alles was man als nicht mehr zeigemäß und mit der modernen Sicht auf Demokratie, Menschenwürde und Rationalität unvereinbar erachtet, wegzulassen. Wenn man dabei meint, das was modern sei, sei deswegen immer auch heilsam im buddhitischen Sinn und das was nicht modern sei sei unheilsam, mogelt man sich um das eigentlich Problem herum und macht es sich unglaublich einfach.


    Das finde ich einen klasse Kommentar von dir Void.


    Batchelor möchte einfach die Metaphysik aus dem Buddhismus entfernen. Damit meint er alle Passagen aus dem Pali-Kanon, in denen es um Götter, Höllen, Wiedergeburten, Devas usw. geht. Übrig bleibt dann seines Erachtens die Kernlehre des Buddha:


    1. "das Prinzip der Bedingtheit (gegenseitige Abhängigkeit, bedingtes Entstehen)


    2. der Prozess der Vier Edlen Wahrheiten. (Ich ziehe es vor, von den Vier Edlen Wahrhei- ten als von den Vier Edlen Aufgaben zu sprechen.)


    3. die Praxis der Achtsamkeit. (Soweit wir wissen, war Meditation zur Zeit des Buddha weitgehend eine Innenschau und eine Vertiefung der Konzentration bis zu dem Punkt, an dem man sein eigenes wahres Selbst oder atman erkennen konnte.)


    4. die buddhistische Betonung des Sich-auf- sich-selbst-Verlassens. (Einer der Pali-Begriffe für eine Person, die den Achtfachen Pfad eingeschlagen hat, ist aparapaccaya – „nicht von anderen abhängig“. Mit anderen Worten: Das Einschlagen des Pfades ist zugleich das Erlangen der Unabhängigkeit.)" S.B.



    Die Frage ist: Braucht der Buddhismus wirklich mehr als diese genannten Punkte? Und wenn ja, warum?

    Aiko:

    Hier stimme ich Onyx zu - ich hatte mich genau aus diesem Grunde zurück gehalten - das Geschreibsel ist für den Autor einfach nur peinlich. Daran zeigt sich eben, dass er nicht in dieser Tradition sich auskennt. Ein Blinder, der von Farbe schwätzt.
    Darüber - über das Zitat - lässt sich auch nicht argumentieren, denn es sind einfach Mutmaßungen eines Schwätzers.


    Stephen Batchelor war viele Jahre lang Zen-Mönch. Insgesamt blickt er auf mehrere Jahrzehnte buddhistischer Praxis zurück. Soviel zur Aussage "Batchelor kennt sich nicht aus."


    Meine Frage Aiko: Du scheinst dich ja vortrefflich auszukennen - wie sieht bitte schön dein buddhistischer Hintergrund aus? Was befähigt dich, Stephen Batchelor einen Schwätzer zu nennen?


    Leider lässt sich nicht der Ansatz einer Argumentation in deinem Beitrag sehen. Stattdessen ablehnende Darstellung ohne jegliche fundierte Begründung.

    Aiko:
    Merkur-Uranus:

    Stephen Batchelor über die Beziehung zwischen säkularem und traditionellen Buddhismus:


    "Ich denke, von allen buddhistischen Traditionen ist Zen bereits am stärksten säkularisiert. Wenn man zum Beispiel Dogen liest, ist das ziemlich weltlich. Und wenn man sich mit den frühen Koan-Sammlungen befasst - Die Niederschrift von der Smaragdenen Felswand zum Beispiel -, so hat das nichts mit Metaphysik zu tun. Meine persönliche Identität als Buddhist enthält ein starkes Zen-Element, und ich vermute, dass meine Zen-Praxis mein aktuelles Denken stark geprägt hat. Zum Beispiel, indem Zen den Schwerpunkt eher auf Fragen statt auf Antworten legt - das ist bereits ein großer Sprung weg vom dogmatischen Glauben. Der Punkt ist, dass sich in vielen Texten des Zen nichts direkt Religiöses oder, besser gesagt, Metaphysisches findet. Zen, denke ich, war eine Rückkehr zur anti-metaphysischen Haltung des Buddha." S. Batchelor


    Ich denke - es reicht. Hanzze beobachtet dich schon, wie du hier versuchst zu provozieren.


    Eine Debatte zu führen wird von dir als Provokation gewertet? Wo fühlst du dich angegriffen?

    Stephen Batchelor über die Beziehung zwischen säkularem und traditionellen Buddhismus:


    "Ich denke, von allen buddhistischen Traditionen ist Zen bereits am stärksten säkularisiert. Wenn man zum Beispiel Dogen liest, ist das ziemlich weltlich. Und wenn man sich mit den frühen Koan-Sammlungen befasst - Die Niederschrift von der Smaragdenen Felswand zum Beispiel -, so hat das nichts mit Metaphysik zu tun. Meine persönliche Identität als Buddhist enthält ein starkes Zen-Element, und ich vermute, dass meine Zen-Praxis mein aktuelles Denken stark geprägt hat. Zum Beispiel, indem Zen den Schwerpunkt eher auf Fragen statt auf Antworten legt - das ist bereits ein großer Sprung weg vom dogmatischen Glauben. Der Punkt ist, dass sich in vielen Texten des Zen nichts direkt Religiöses oder, besser gesagt, Metaphysisches findet. Zen, denke ich, war eine Rückkehr zur anti-metaphysischen Haltung des Buddha." S. Batchelor

    accinca:
    Merkur-Uranus:

    Deshalb schlage ich vor, darüber nachzudenken, ob wir den Patienten vielleicht einer etwas größeren Operation unterziehen sollten. Mir ist dabei sehr wohl bewusst, dass der Patient das möglicherweise nicht überleben wird." Stephen Batchelor


    Das kann allerdings nur jemand vorschlagen der jegliche
    Bodenhaftung schon lange verloren hat. Jedenfalls brauchte
    man für den Rest weder einen Buddha noch einen Batchelor.
    Und es wird alle diejenigen die wissen wollen was der Buddha
    gelehrt hat nicht befriedigen.


    Leider gibt es von dir nur selten stichhaltige Argumente, sondern die meiste Zeit nur eine ablehnende Polemik.

    void:

    Ich verstehe nicht ganz wie Batchelor seinen Buddhismus 2.0 meint? Sieht er darin rein eine zusätzliche Möglichkeit für Ungläubige oder soll der ganz Buddhismus auf Version 2.0 upgeradet werden? Ist das 2.0 so etwas ähnliches wie die Sicht der Christen auf die Juden, die diesen ja quasi vorwerfen den Messias verschalfen zu haben. Das wäre schon ein wenig herablassend. Und jemand der in so modernen Zeiten immer noch Niederwerfungen und Mantras praktiziert oder an Widergeburt glaubt wäre dann wie jemand der Betamax benutzt, ein Grammophon besitzt und Regentänze aufführt - ein Ewiggestriger. Meint Batchelor das oder sind das unsere Ängste?


    "Der Punkt, um den es mir geht, ist folgender: Dem Buddhismus ist es gelungen, von Indien nach China, Tibet und Japan zu gelangen, in ganz unterschiedlichen Kulturen, und jedes Mal passte er sich erfolgreich an, ohne die ihm zugrundeliegende Metaphysik des indischen Denkens zu hinterfragen. Mein Gefühl gegenüber einem Buddhismus, der jetzt in die Moderne vordringt - und ich meine damit nicht nur den Westen, sondern die gesamte moderne globalisierte Welt -, ist, dass die Lücke zwischen dem traditionellen Buddhismus in Asien und der Moderne größer ist als die Lücke, die vielleicht zwischen Indien und China bzw. Indien und Tibet existierte. Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob der Buddhismus überhaupt eine Zukunft haben wird, solange einfach nur kleine Änderungen an den asiatischen Traditionen vorgenommen werden. Deshalb schlage ich vor, darüber nachzudenken, ob wir den Patienten vielleicht einer etwas größeren Operation unterziehen sollten. Mir ist dabei sehr wohl bewusst, dass der Patient das möglicherweise nicht überleben wird." Stephen Batchelor


    Ein weiterer Punkt der für einen säkularen Buddhismus spricht: Da die "wahren Buddhisten" es nicht schaffen, zu erwachen - und sie sich deswegen mit Versprechungen an weitere Wiedergeburten klammern müssen - wird deutlich, dass es sich hier um nicht mehr als einen mythischen Popanz handelt.


    Ich halte es hier mit Jack Kornfield, der klar sagt, dass wenn ein Praktizierender nach 30 Jahren buddhistischer Praxis noch nicht erwacht ist, er etwas grundlegend falsch macht und/ oder den falschen Lehrer hat.


    Das was die "wahren Buddhisten" hier treiben, unterscheidet sich in keinster Weise von der katholischen Kirche: Ihre Anhänger werden mit einem jenseitigen Ziel vertröstet: "Praktiziere nur hingebungsvoll genug, dann wirst du in günstigen Umständen, zu Füßen eines wunderbaren Lehrers wiedergeboren werden."


    Das was hier als "wahrer Buddhismus" verkauft werden soll, unterscheidet sich in keinster Weise von der Ansicht einiger Fundamentalisten, die glauben, sie würden im Paradies wiedergeboren, mit 99 Jungfrauen zu ihren Füßen, wenn sie nur das täten, was ihnen der große Guru erzählt. Finsteres Mittelalter.

    Bakram:
    Zitat

    Als säkularer Buddhist verstehe ich meine Praxis in erster Linie als Antwort auf die Krise, die Fragen und das Leiden unserer Zeit. Zitat Buddhismus heute 2/13 S. 21 S. Bachelor


    Praxis a la Bachelor zielt nicht auf ein Individuum, schon gar nicht auf sich selber sondern auf eine unbestimmbare Masse anderer: in diesem Fall unsere Zeit, die angeblich eine Krise hat und Fragen und Leiden. Als ob "Zeit" Leiden könnte, Fragen hätte und Krisen durchmachen würde.


    Dann müsste der Tibetische Buddhismus ebenfalls geschlossen werden. Auch dieses System wurde konstruiert, um eine Antwort auf die Krisen, Fragen und das Leiden der damaligen Zeit zu finden. Es wurde eine geschlossene Herrschaftsform gebildet, in die sich jeder einzufügen hatte. Die Praxis zielte in Tibet nur zum Teil auf das Individuum. Zum anderen Teil war sie in jedem Moment eingebunden in ein verflochtenes kulturelles Gebilde.


    Oder nehmen wir die Funktion eines klassischen, traditionellen buddhistischen Klosters:
    "Die klassisch-buddhistische Form einer Gemeinschaft ist die Sangha, die Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen, die den Weg des Buddha gehen. Traditionell leben Mönche und Nonnen dabei in Klöstern, die in früheren Zeiten oftmals einen zentralen Ort der Sozialisation und Wertevermittlung für die gesamte Dorfgemeinschaft bildeten. Der Mönch Aggacitta Bhikkhu schreibt, dass die Klöster lange Zeit ein integraler Bestandteil der vorwiegend ländlichen Dorfstruktur waren.Als solche erfüllten sie die Funktion des Dorfzentrums, in welchem Versammlungen und Festivitäten, Beratungen und Streitbeilegungen abgehalten wurden. Sie waren die örtliche Bibliothek, dienten als Vorschule für die Kinder ab fünf Jahren und waren eine Art Internat für die älteren, in dem sie wohnten, wenn sie zu weit von zu Hause entfernt zur Schule gingen. In den Klöstern wurden die jüngeren Kinder als Tempeljungen oder Novizen mit Grundkenntnissen in Lesen, Schreiben und Rechnen vertraut gemacht, von anderen Kindern, denen das zu Hause schon beigebracht wor- den war, lernten sie zu kochen, und die Mönche, von denen viele handwerkliches Geschick besaßen, brachten ihnen Dinge wie Körbeflechten oder Holzarbeiten bei. Sie wurden zu Disziplin, Gemeinschaftssinn, Respekt und Dankbarkeit erzogen und mit dem Dhamma vertraut gemacht. Die meisten Wats waren auch Orte, an dem das Wissen über bud- dhistische Theorie und Praxis ebenso wie über die traditio- nelle Kräutermedizin bewahrt und weitergegeben wurde. Reisende konnten hier immer mit einem Platz zum Schlafen, mit Wasser und Nahrung rechnen. Für alleinstehende ältere Frauen waren die Wats Zuflucht und Heimat, in der sie ihren Lebensabend verbringen konnten. Familien, die nicht genug hatten, um ihre Kinder zu versorgen, ließen diese als Novizen ordinieren, um sie so wenigstens körperlich und geistig versorgt zu wissen." Wetzky


    Wenn du dir die Mühe machst, einmal zu lesen, welche Funktionen ein buddhistisches Kloster auch hatte, dann wird deutlich, dass es IMMER auch darum ging, eine Antwort auf die Krise, die Fragen und das Leiden der jeweiligen Zeit zu finden.

    Es ist wirklich interessant zu sehen, dass diejenigen, die sich als die "wahren Buddhisten" bezeichnen, es nicht hinbekommen, eine vernünftige und logische Debatte zu führen. Stattdessen hagelt es Pauschalurteile und knappe und ablehnende Sprüche ohne Substanz.


    Meiner Ansicht liegt das daran, dass die "wahren Buddhisten" entweder es nicht schaffen, oder sich nicht trauen, eine eigene Meinung zu formulieren, beziehungsweise Dinge selbstständig durchdenken und eigene logische Schlüsse zu ziehen. Stattdessen wird sich auf den Pali-Kanon berufen und Zitate in den Raum geschmissen, die mehrdeutig zu interpretieren sind.


    Es ist nunmal so: Dieser mythische Buddhismus wird in der westlichen Gesellschaft immer ein Randphänomen bleiben. Für die wenigen, die zu diesem Randphänomen gehören, ist das auch vollkommen in Ordnung. Es ist auch okay, dass sie sich in dem Bewusstsein sonnen, den einzig wahren Buddhismus zu praktizieren.


    Nur: In einigen Jahren wird sich niemand mehr darum kümmern. Die Säkularisierung des Buddhismus ist nicht aufzuhalten und in einigen Jahren schon, wird er als der "normale Buddhismus" in die Bücher eingehen. Alles ist im Wandel.

    Bakram:

    Entweder Säkularismus oder Religigiosität.


    Bakram


    EIn guter Punkt: Warum sollte der Buddhismus eine Religion sein? War er für Buddha eine Religion? Nicht, das ich wüsste. Wer also hat die Lehre des Buddha zur Religion erhoben?


    Wenn man sich diesen Fragen stellt, ist es bis zu einer Säkularisierung der Lehre nicht mehr weit ;)


    Deine Antworten zeigen deutlich, dass du dich inhaltlich nicht mit dem säkularen Buddhismus auseinander gesetzt hast, sondern lediglich deine Ansichten eines "wahren Buddhismus" herunter spulst. Da du von den Silas sprichst: Wenn jemand sich an einer Diskussion beteiligt, ohne sich die Argumente der jeweiligen Parteien angehört hast, betreibst du eine unredliche Sache. Du gibst etwas vor (zu wissen, was der säkulare Buddhismus ist) ohne das dies der Wahrheit entspricht.


    Es gibt die fünf Silas. Doch kümmert sich niemand darum. ;)

    Bakram:


    Dhukka ist da und wird immer da sein ( 1. Wahrheit ) ganz gleich welches System, welche Ideale wir anstreben.


    Der Weg ( achtfacher Pfad) besteht nicht darin, die Welt an deine Bedürfnisse anzupassen sondern genau umgekehrt.


    Bakram


    1. Wo schreibt Stephen Batchelor, dass es kein Dhukka mehr geben wird? Falls du den Text gelesen hast, kannst du sehen, dass die vier edlen Wahrheiten, explizit aufgeführt sind.


    2. Wo schreibt Batchelor, dass es darum geht, die Welt an die eigenen Bedürfnisse anzupassen?

    accinca:


    Jeder kann sich auch seine eigene Wurst braten.
    Er sollte sie dann aber nicht "Buddhismus" nennen.


    Der Begriff "Buddhismus" ist bekanntermaßen ja ein europäischer Begriff, noch keine 200 Jahre alt. Alles was wir "Buddhismus" nennen, sehen wir durch unsere europäische Brille - ob uns das nun bewusst ist oder nicht, ob wir das nun mögen oder nicht.


    Ein "säkularer Buddhismus" ist einfach nur konsequent: Alle wesentlichen Elemente der Lehre sind darin enthalten (Die drei Merkmale, 4 e. Wahrheiten, 8facher Pfad). Diese werden nun jedoch so formuliert, dass auch eine westlich-säkulare Gesellschaft damit etwas anfangen kann.


    Der einzige Kritikpunkt den ich sehe, ist die Frage, wie "tief" ein säkularer Buddhismus reicht, also ob er wirklich die Essenz der buddhistischen Lehre erfasst.

    Unter diesem link findet ihr einen Auszug des Beitrages von Stephen Batchelor in der neuen Buddhismus aktuell: http://www.buddhismus-aktuell.de/heftaktuell_probe.pdf


    Kurz gesagt, skizziert er dort die Grundlagen eines säkularen Buddhismus: "Was meine ich mit dem Wort „säkular“? Einer- seits benutze ich es so, wie es üblicherweise ver- wendet wird, nämlich im Gegensatz zu dem, was wir uns unter Religion vorstellen. Doch ich ver- wende es auch in seinem wortgeschichtlichen Sinn. „Säkular“ kommt vom lateinischen „saeculum“, was „diese Zeit“ bedeutet. Damit ist nicht nur das Hier und Jetzt gemeint, sondern das Zeitalter, in dem wir uns befinden. Als säkularer Buddhist verstehe ich meine Praxis in erster Linie als Antwort auf die Krise, die Fragen und das Leiden unserer Zeit." S.B.


    Für Batchelor reicht die säkulare Vision vollkommen aus, "um ein ethisches Leben zu führen und sich in einer spirituellen Praxis zu engagieren, die ein solches Leben prägt. Das bedeutet aber für mich, dass wir den Buddhismus von Grund auf neu denken müssen. Ich stelle mir einen säkularen oder modernen Buddhismus nicht als moderne Umgestaltung einer traditionellen asiatischen Schule vor. Ich bin nicht besonders daran interessiert, die Schule des Theravada-, die tibetischen oder die Zen-Schulen zu reformieren. Sie werden zweifellos neue Formen entwickeln, die ihren Ursprüngen entsprechen. Aber ich glaube, dass ein säkularer Zugang tiefer geht. Mein Ausgangspunkt bei diesem Projekt besteht darin, zu den frühesten, heute verfügbaren Lehrtexten zurückzugehen. Und zwar, um zu fragen: Was von dem, was der Buddha gelehrt hat, stammt tatsächlich von ihm selbst?" S.B.


    Auf diese Weise gelangt Batchelor zu dem, was er das Spezifische an Buddhas Lehre bezeichnet:


    1. "das Prinzip der Bedingtheit (gegenseitige Abhängigkeit, bedingtes Entstehen)


    2. der Prozess der Vier Edlen Wahrheiten. (Ich ziehe es vor, von den Vier Edlen Wahrhei- ten als von den Vier Edlen Aufgaben zu sprechen.)


    3. die Praxis der Achtsamkeit. (Soweit wir wissen, war Meditation zur Zeit des Buddha weitgehend eine Innenschau und eine Vertiefung der Konzentration bis zu dem Punkt, an dem man sein eigenes wahres Selbst oder atman erkennen konnte.)


    4. die buddhistische Betonung des Sich-auf- sich-selbst-Verlassens. (Einer der Pali-Begriffe für eine Person, die den Achtfachen Pfad eingeschlagen hat, ist aparapaccaya – „nicht von anderen abhängig“. Mit anderen Worten: Das Einschlagen des Pfades ist zugleich das Erlangen der Unabhängigkeit.)" S.B.


    Für Batchelor ist aus dem Buddhismus im Laufe der Jahrhunderte eine Religion geworden, obwohl es Buddha nie darum ging:


    "Das bestätigt, was ein englischer Buddhismusforscher, Trevor Ling, vor etwa 50 Jahren in einem Buch über den Buddha ausgeführt hat. Er geht
    davon aus, dass Buddhismus nie als Religion gemeint gewesen sei, sondern eher als eine neue Zivilisation oder Kultur, die im Laufe der Zeit zu einer Religion mutiert sei. Sicherlich kann man Ähnliches auch vom Christentum und wohl auch vom Islam sagen. Religionen neigen dazu, die Inspirationen zu vergessen, die in ihrem eigenen Ursprung liegen.
    Buddhismus ist für mich also etwas, was es zu tun, nicht etwas, woran es zu glauben gilt. Er ist im Wesentlichen pragmatisch. Das zeigen auch viele der berühmten Parabeln, etwa die vom vergifteten Pfeil, bei der es darum geht, den Pfeil schnell herauszuziehen, ohne lange danach zu fragen, woher er gekommen ist. In einer ande- ren Parabel beschreibt sich der Buddha als jemanden, der in einen Wald gegangen ist, dort einen alten, überwachsenen Pfad entdeckt, die- sem folgt, in eine Ruinenstadt gelangt und sich schließlich daran macht, sie wieder aufzubauen. Der Buddha vergleicht diesen Pfad mit dem Achtfachen Pfad, den schon alle Buddhas der Vergangenheit gegangen seien. Es ist sehr inter- essant, dass dieser Pfad nicht ins Nirvana und zum Ende von Geburt und Tod führt, sondern zum Wiederaufbau einer Stadt. Das ist für mich ein zutiefst säkulares Bild, es verortet unsere Praxis darin, die Struktur dieser Welt zu verändern." Stephen Batchelor