Beiträge von freeman im Thema „Karma, die unliebsame Diskussion“

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    Geronimo:

    Tantriker behaupten das man Sex als Fahrzeug zur Erleuchtung benutzen kann...


    Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen. Allerdings gibt es offenbar unterschiedliche Richtungen im Tantra. Man sollte z.B. auf keinen Fall den tibetischen Tantra dahingehend deuten. Vielmehr geht es dabei um INNERE Vorgänge, nicht um körperlichen Sex. Was die anderen diversen Tantra-Lehren sonstwo z.B. in Indien betrifft, da kenne ich mich nicht aus. Auf jeden Fall wiederhole ich an dieser Stelle nochmal ganz deutlich, um jedes Missververständnis auszuräumen:


    Ich bin keinesfalls der Ansicht, daß man durch Sex die höchste Befreiung erlangen kann. Wäre ich dieser Ansicht, dann wäre ich jetzt nicht hier, sondern ganz woanders.... :grinsen:


    Mh, also meiner Ansicht war nicht nur der Buddha ein perfektes Vorbild, wenn es um den Dharma ging, der Dharma-Begriff ist älter, als der historische Gautama.


    Im Übrigen: Wer hat behauptet, daß "durch Sex wahre Befreiung erlangt werden kann"?! Ich habe solches jedenfalls nirgends behauptet. Falls Du auf meinen Thread "Noch mehr Brennholz" anspielst, empfehle ich, diesen nochmal genau durchzulesen. Ich bin durchaus nicht der Ansicht, daß man durch Sex wahre Befreiuung erlangen kann ;) ... aber ich bin der Ansicht, daß Sex nicht unbedingt den Weg zur Befreiuung definitiv verschliesst oder verhindert. Immerhin hatte Gautama selbst Sex, bevor er ein Wanderasket wurde. Und einen Sohn (Rahula) hatt er auch gezeugt. Ausserdem können auch Laien höchste Schauung erlangen, obwohl sie Sex haben. Ich hab jedenfalls kein Problem mit Sex- aber ich bin ja auch kein Buddhist, bin da also vollkommen frei, ich nehme mir einfach diese Freiheit :) Im Übrigen gibt es (wie auch bei der Frage nach dem Restkarma), was den Sex betrifft, durchaus unterschiedliche Auffasungen in den diversen buddhistischen Schulen, das kannst Du ja nicht leugnen :!:


    Was die Einhaltung der ersten Sila angeht (Nicht töten von Lebewesen) sind wir uns allerdings vollkommen einig. Wer ein Lebewesen tötet fährt todsicher in die unteren Bardos.

    Geronimo:

    Eine Anschauung ist für mich etwas das durch meine Neigungen und Vorlieben beeinflusst ist, und diese unterliegen ständig dem Wandel. Früher habe ich überhaupt keine Musik gehört in der eine Stimme vorkam. Heute sind die schönsten Stücke die ich kenne gesanglicher Natur. Schönheit ist also zum Beispiel definitiv eine Frage der Anschauung.


    Eine Schauung dagegen ist etwas das direkten Einblick in eine Sache gewährt so wie sie ist. Zwar ist fast alles was wir wahrnehmen von relativer Natur, so wie eine warme Heizung dem einen vielleicht viel zu heiß und dem anderen noch zu kalt ist, aber es gibt trotzdem ein paar Dinge die für alle gleich sind. Das Prinzip von Ursache und Wirkung ist so etwas. Wenn man erst einmal erkannt hat das dieser Mechanismus tatsächlich funktioniert, dann ist das keine Anschauung mehr. Denn wie könnte sich dieses Wirkprinzip noch verändern? Die Inhalte ändern sich ständig, aber das zugrundeliegende Prinzip ist immer das Gleiche.


    Der Buddha hat all das mit seiner vollen Befreiung erkannt und seine Schauung war keinem Wandel mehr unterworfen. Relative Wahrheiten mögen sich permanent ändern. Aber die Wahrheit vom vollkommenen Frieden und dem dahinführenden Weg ist von universeller Gültigkeit.


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    Ok, ich verstehe schon Deine Unterscheidung von "Schauung" und "An-Schauung". Aber trotzdem ist doch auch die Schauung eine Schauung von "Etwas", man schaut also etwas an, die Schauung ist nicht leer, sondern ist hier, wie Du ja selbst sagst, "Einblick in eine Sache"- genau das nenne ich eben "An-Schauung" von "Etwas", nämlich z.B. Anschauung des Dharma. Nu ja, letztlich handelt es sich hier offenbar lediglich um verschiedene Begriffsdefinitionen...

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    Mirco:

    ups, da habe ich doch glatt das un- vor wandelbar überlesen.


    Gut, dass unserer beider Anschauungen wandelbar sind.


    Sehe ich genauso. Ich kenne weder unwandelbare Schauungen, noch kenne ich unwandelbare An-Schauungen :)



    Gruß,
    freeman

    Geronimo:
    Mirco:


    Gut, dass unserer beider Anschauungen wandelbar sind.


    :)


    Das ist genau der Unterschied den ich meinte. Meine Anschauungen sind auch wandelbar. Meine Schauungen dagegen nicht.


    Ich sehe keinen Unterschied zwischen "Schauung" und "Anschauung". Wenn ich etwas (was auch immer) schaue, dann nenne ich das "An-Schauung", ich schaue ein "Etwas" an.


    Hat der Buddha jemals von "unwandelbarer Schauung" oder "Anschauung" gesprochen? Wenn ja, kannst Du da eine Stelle aus dem PK zitieren, die das belegt?

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    Hallo Geronimo,


    ich finde Deinen letzten Kommentar ausgesprochen einspitzig und stimme mit Dir überein. Wie gesagt, es gibt eine lange und zähe Debatte darüber, ob der Gautama Buddha nun Restkarma hatte oder nicht. Daher zähle ich die Klärung dieser Frage zu den "Verfeinerungen", die hoffentlich nicht unbedingt entscheidend ist für die Karma-Frage an sich.


    Problematisch wird es allerdings dann, wenn Leute sich für erleuchtet oder für einen Buddha halten und meinen, sie könnten tun und lassen, was sie wollen, also z.B. auch die Silas verletzen, wie das offenbar z.B. im Samurai-Zen der Fall war. Eine solche Fehlinterpretation der Karmalehre führt karmisch zwangsläufig in die unteren Bardos, nicht wahr?

    Mirco:

    Hallo freeman,

    freeman:

    meine Anschauung/Schauung ist zu meinem Glück nicht unwandelbar.


    na, ob das Dein Glück ist, bezweifle ich mal stellvertretend für Dich.


    Herzliche Grüße


    Aha, ist denn Deine Anschauung/Schauung unwandelbar?



    Herzliche Grüße,
    freeman

    Geronimo:
    freeman:

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    Also ist auch Deine Anschauung/Schauung des Karma unwandelbar?


    Wenn dem so sein sollte, dann macht eine Debatte zwischen uns bezügl. Karma keinen weiteren Sinn, oder?


    Habe ich nicht als Debatte wahrgenommen.



    Na, dann haben wir ja immerhin schonmal eines gemeinsam. Ich habs bisher auch nicht wirklich als Debatte wahrgenommen :)


    Vielleicht kommt ja noch eine Debatte in Gang zwischen uns, wenn Du mir nun meine Frage beantwortest (was Du bisher leider nicht getan hast):


    freeman:

    Also ist auch Deine Anschauung/Schauung des Karma unwandelbar?

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    Lieber Sarvamitra,


    übrigens muss ich mich bezügl. Krishna korrigieren:


    Was Krishna betrifft, hab ich wohl fehlinterpretiert. Krishna steht ja nicht für Karma- sondern für Bhakti-Yoga. Für die Etymologie "Krishna"s hab ich drei verschiedene Bedeutungen gefunden:


    http://suite101.de/article/kri…tung-seines-namens-a91306



    Herzlichen Dank also für Deine Korrektur hinsichtlich Krishna, werter Sarvamitra. Allerdings, was die Wurzel "kri" bezüglich des Begriffs "Karma" betrifft, ist meine Anschauung ziemlich unwandelbar, weil es einfach zuviele Belege dafür gibt, vornehmlich folgende (etymologisch) vertrauenswürdige Quelle:


    http://www.sanskrit.org/www/Hindu%20Primer/karma.html

    Geronimo:

    Ich schreibe ja hier auch für alle die mitlesen. Da ich dich oder andere hier nicht persönlich kenne kann ich auch nichts zu euer Praxis sagen. Und selbst wenn, dann wäre öffentlich immer der falsche Weg.


    Ist an alle gerichtet die es interessiert.


    Geronimo:

    Anschauung ist wandelbar, Schauung nicht


    Also meine Praxis ist (ganz bescheiden) die freeman- oder auch Freestyle-Praxis :) ... wie gesagt, ich bin kein Buddhist, ich verlasse mich vorrangig auf meine eigene Anschauung, Schauung (oder wie immer Du es nennen magst, werter Geronimo), das sage hier ganz offen. Und ja, meine Anschauung/Schauung ist zu meinem Glück nicht unwandelbar. Ist denn Deine Anschauung/Schauung unwandelbar, lieber Geronimo?...

    Geronimo:

    Sorry, wenn ich schon lese "Autoritäten des Abhidharma"...


    Entweder man weiß es aus eigener Schauung oder man es weiß es überhaupt nicht.


    Milarepa meinte einmal das das einzige Buch das er heute studiere er selbst sei.


    Ich stimme Dir vollkommen zu:


    Entweder man weiss es aus eigener Anschauung oder man weiss es eben überhaupt nicht. Ich verlasse mich schon lange nicht mehr auf Autoritäten, deswegen habe ich seit ca. 20 Jahren keinen Kontakt zur FWBO oder zu irgendeiner anderen Sangha und ich bin nichtmal ein Buddhist, ich verlasse mich seit langem in erster Linie auf meine eigene Anschauung. Also sind wir uns da offenbar vollkommen einig :)



    Lieber Geronimo, dieser Post von mir, den Du da zitierst, war ja nicht an Dich gerichtet, sondern an Sarvamitra, ich hatte damit lediglich auf Sarvamitras Anfrage/Anmerkung reagiert ;)

    Geronimo:

    Ist für unsere eigene Praxis letztlich auch vollkommen unerheblich. Solche Dinge sind nur für Menschen interessant die noch nicht bereit sind den Weg ganz zu gehen.


    Da hast Du meine volle Zustimmung.


    Lieber Sarvamitra,


    es ging mir einfach nur darum, erstmal zu klären, daß "kr" dasselbe wie "kri" bedeutet. Fakt ist, daß der Sanskrit-Begriff "Karma" aus der Wurzel "kri" bzw. "kr" hervorgeht :)


    Im Übrigen hatte ich als ersten Link eben NICHT Wiki angegeben, sondern http://www.SANSKRIT.org/www/Hindu%20Primer/karma.html


    ... ich gehe mal davon aus, daß Dir diese Quelle als ausreichend erscheint.



    LG,
    freeman

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    @ Geronimo:


    Vielleicht noch zur Erklärung: Ich komme ursprünglich aus der Schule des Theravada (Triratna, früher FWBO). Hier ein Text Sangharakshitas, des Gründers des FWBO/Triratnas:




    Es gibt übrigens eine langwährende und ausgedehnte Debatte unter den diversen buddhistischen Schulen, ob der Gautama Buddha Restkarma hatte oder nicht... Ich fürchte daher, daß wir diese Frage hier leider nicht abschliessend werden klären können...



    LG,
    freeman

    void:

    Ich musste eben sehr lachen, weil ich statt Taten, "Tanten" gelesen habe:


    Oh oh, "Tanten" wecken bei mir dunkles Karma... gut, daß Du nicht "Psychotanten" gelsen hattest... die wecken bei mir ein noch finstereres Karma :)

    Geronimo:

    Es geht darum das jede Art von dunkler oder heller Tat zu neuen Ergebnissen führt die erfahren und gefühlt werden müssen. Sprich zu neuer Geburt, zu neuem Bewusstsein führen. Angenehmes muss genau so erfahren werden wie unangenehmes. Das ist Karma. Die Auswirkungen von Handlungen, Dinge die erfahren werden müssen. Es gibt jedoch eine Art von Handlung die zu überhaupt keinem Ergebnis mehr führt, also die Geburten endgültig zum versiegen bringt. Davon ist hier die Rede. Jede Art von Auswirkung wird unterbunden und damit zum erlöschen gebracht.


    Und für alle die jetzt wieder etwas sehr negatives da hineininterpretieren: Die Loslösung von jeglichem Gebundensein an Ursachen und Wirkungen ist vollkommene Unabhängigkeit, endgültige Freiheit.


    Wir drehen uns im Kreis. Um die Sache abzukürzen:


    Karma IST Wirken, Handeln und somit hatte der wirkende, handelnde Gautama Buddha zumindest bis zu seinem Ableben Karma. Falls Du anderer Ansicht bist, dann sind wir hier verschiedener Ansicht und müssen das wohl so stehen lassen...



    LG,
    freeman



    Hallo Sarvamitra, zunächst zur Klärung ( bitte auf die Grafik klicken, da die Darstellung derselben hier im Thread wohl zu klein ist!):



    Quelle: Thomas Lehmann, Sanskrit für Anfänger, S. 2-3



    Belege für dieTatsache, daß sich der Begriff Karma aus der Sanskrit-Wurzel "kri" (bzw. "kr") ableitet gibts auch online zuhauf (wobei der erste Link wohl der durchschlagenste sein dürfte):


    http://www.sanskrit.org/www/Hindu%20Primer/karma.html



    http://metaphysicalultrasound.…ved-from-the-sanskrit-kri


    http://en.wikipedia.org/wiki/Karma_yoga


    http://www.fredricschwartz.com/the-law-of-karma


    http://www.yogachicago.com/jan13/karma.shtml



    Liebe Grüße,
    freeman


    Hallo Geronimo,



    also, daß da kein Karma erzeugt wird, kann ich da nicht wirklich herauslesen. Es mag sein, daß es Handlungen gibt, die weder helle noch dunkle Frucht erzeugen. Aber wenn sich der Begriff des Karma wirklich aus der Sanskrit-Wurzel "kri"= "Schaffenskraft, Wirken, Handeln, Tun, schöpferische Kraft" ableiten lässt (und das scheint schwer widerlegbar), dann kann man doch nicht sagen, es wäre möglich, jedes Wirken, jedes Handeln aufzugeben. Wie soll das gehen? Auch der Gautama Buddha wirkte, handelte doch (zum Glück) mindestens bis zu seinem Ableben weiterhin zum Wohl der Menschen... Ich halte es daher für sinnvoller, sich auf das Nicht-Anhaften an die Wirkkraft zu konzentrieren.



    LG,
    freeman

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    Markus Bertulat:

    Das würde allerdings bedeuten: Ein Mensch ohne Gewissen hat kein Karma. ;)


    Lieber Markus,



    Gewissenlosigkeit gilt zumindest in der Psychologie/Psychiatrie als "dissoziale oder antisoziale Persönlichkeitsstörung"
    (siehe z.B. http://www.heise.de/tr/artikel…ist-da-nichts-279417.html)


    Zitat

    Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Psychopathie



    Somit hat ein Mensch ohne Gewissen ein ziemlich unangenehmes Karma, nehme ich an.


    Zum Thema Karma sind in diesem Thread hier nun 255 Posts und es gibt zu diesem Thema weitere Threads hier im Forum, ich kann leider wirklich nicht mehr zu dem Thema sagen, als bereits hier im Forum gesagt wurde.



    Liebe Grüße,
    freeman

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    Ellviral:

    Ich lüge immer. Ich sage immer DIE Wahrheit. Such Dir was aus.


    Was soll ich mir da aussuchen? Ich überlasse in diesem Punkt Dir selbst das Aussuchen. Woher soll ich wissen, was in dieser Frage auf Dich zutrifft und was nicht? Ich kann da erstmal nur für mich selbst sprechen:


    Entweder, ich sage die Wahrheit oder ich lüge. Beides gleichzeitig krieg ich nicht hin :lol:



    Liebe Grüße,
    freeman

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    Ellviral:

    Doch mit absoluter Sicherheit wird Helmut als der jetzt seiende nie wieder geboren werden



    Lieber Ellviral, ich wiederhole gerne nochmal :) :




    Jene "Lichtflamme" entsteht und vergeht jeden Moment, Hier und Jetzt. Tod und Wiedergeburt sind jetzt. Somit sind Vergangenheit und Zukunft, von einer gewissen Ebene aus betrachtet, illusionär.


    Eine Frage, lieber Ellviral:


    Bist Du heute derselbe oder bist Du als Helmut ein anderer, als Du vor einer Sekunde, vor einer Minute, vor einer Stunde, vor einer Woche, vor einem Jahr, vor 2 Jahren, vor 10, 20 Jahren usw. warst?



    Liebe Grüße,
    freeman