bel:
Simo:
Und wie begründest du diese Behauptung, bel? Warum gibt es nicht zwei Momente direkter Wahrnehmung, die direkt miteinander verbunden sind?
Weil das paticcasamuppada widersprechen würde, sehr simpel.
Und warum? Vielleicht widerspricht es deinem Verständnis davon. Praticcasamutpada bedeutet: "Weil dieses ist, ist jenes." Für eine Sinnes-Wahrnehmung braucht es z.b. drei Konstituenten: Das Organ als sog. ermächtigende Bedingung, das Wahrnehmungsobjekt als Objekt-Bedingungund die sog. unmittelbare Bedingung, welche die direkte Hauptursache dafür ist, dass eine Wahrnehmung eine klare und erkennende Erfahrung darstellt und welche der vorhergehende Moment an Bewusstsein ist. Bei Geisteswahrnehmungen sind die unmittelbare und die ermächtigende Bedingung die gleiche. Das ist Abhängiges Entstehen einer Wahrnehmung. Und dabei ist es sehrwohl möglich, dass eine direkte Wahrnehmung auf eine andere folgen kann, das hängt lediglich davon ab, ob der Geist vorstellungsfrei ist oder nicht.
bel:
Ach so, mal so - mal so - scheint mir nicht besonderes schlüssig, und trifft auch für Zen nicht zu, denn das ist eine einheitliche Praxis "一道三昧", das Samadhi der einen Übung.
Samadhi wird eben in den unterschiedlichen Richtungen verschieden interpretiert. Samadhi heißt hier wohl eher, sich nicht in Gedanken zu verstricken.
Doris Rasevic-Benz:
Jetzt mal ohne Schriften und Lehrer …
Wie soll denn Denken aufgegeben werden? … "So, und nun geb ich das Denken auf?"
Ist es nicht das erste, was wir merken, wenn wir beginnen zu meditieren, dass Gedanken unwillkürlich sind? Wir bemerken, wie wir auf Gedanken aufspringen wie auf fahrende Züge.
Wenn "Denken aufgeben" bedeutet, dass keine Gedanken mehr entstehen sollen, dann ist das so, wie wenn ich dem offenen Auge den Befehl gebe, keine Lichtwellen mehr wahrzunehmen.
Denken ist einfach die Funktion des Hirnes. Es macht es einfach. Die Zellen feuern. So wie der Atem einfach ist, das Herz schlägt, das Auge sieht, das Ohr hört, die Nase riecht, die Haut empfindet, die Zunge schmeckt. Ich kann das nicht stoppen. Ich habe aber die Möglichkeit zu erkennen, dass dies einfach Funktionen sind und dass sie nicht unbedingt die Wirklichkeit widerspiegeln. Ich gebe also auf, mich über diese zu identifizieren. Ich akzeptiere ihre Bruchstückhaftigkeit. Ich entfalte einen grundsätzlichen Zweifel an diesen Wahrnehmungen. Ich entwickle Disziplin, die mich daran hindert ständig neu aufzuspringen. Damit schaffe ich Raum für alle Möglichkeiten. Dann bin ich innerhalb meiner menschlichen Möglichkeiten frei.
So erfahre ich das.
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Liebe Doris,
von unserem Standpunkt aus erscheint das unmachbar und die Erfahrung, das die Gedanken geradezu auf einen prasseln, wenn man meditieren möchte, kennt glaube ich jeder Meditierende. Man muss aber bedenken, dass unser Geist eben vollkommen untrainiert ist und wir uns einen Zustand ohne Gedanken zur Zeit nicht vorstellen können, weil wir so an unseren Gedanken hängen. Die Gedanken sind natürlich eine Ausdruck des Geistes. Bei der Übung der Konzentration unterdrückt man sie ja eben auch nicht, sondern lässt sie sich natürlich beruhigen, so wie Wellen auf natürliche Weise wieder ins Wasser eingehen, wenn das Wasser nicht mehr bewegt wird. Es sagen nicht um sonst viele Buddhistische Meister wie der Dalai Lama oder Bhikkhus, dass die eigentliche Erlangung von Samatha äußerst schwierig sei.
Die Methode die du dargestellt hast, würde auch nicht unter Konzentration fallen sondern eher unter die analytische Mediation, vielleicht auch Satipatthana.
Es geht mir hier nicht darum, zu sagen, dass das eine besser sei als das andere. Allerdings ist eben nicht jedes komische Gefühl, was man mal in der Meditation erlebt, gleich ein Jhana. Denn dazu gehört, wie oben deutlich wurde, viel mehr - sehr lange Übung und viel Vertrautheit. Es kann zuweilen eben hart sein, wenn man einsieht , wo man auf dem Weg steht. Dass der Atem aufhört können wir uns jetzt auch nicht vorstellen, aber können wir uns denn überhaupt einen Erleuchteten vorstellen, mit allem was dazugehört? Das erreichen von wahrem Samadhi ist eine außerordentliche Erlangung und um wirklich Buddha zu werden, muss man lange üben. (Buddha selbst hat drei Weltzeitalter geübt).