Beiträge von Simo im Thema „Hishiryo“

    bel:
    Simo:

    Kommt das Wort Zen nicht vom chinesischen Chan, was eine lautliche Umbildung des Wortes Dhyana ist, was Meditation bedeutet?


    Das ist richtig, aber "Chan" ist keine Bezeichnung, die wir uns gegeben haben, sondern die von Außenstehenden stammt und da es ziemlich fruchtlos ist, dagegen anzustinken, haben wir es halt dabei belassen.


    Simo:

    Ist das wirklich so haltbar, dass Übung und Erleuchtung identisch sind? Wieso verhalten sich dann so viele Übende so unerleuchtet?


    Weil sie nicht aus-üben, nicht bezeugen?
    Hier ist aber vor allem gemeint, daß es keinerlei Erwachen (Erwacht-Sein, bhodi) außerhalb der Aus-Übung gibt.


    Ah, verstehe. Danke bel, für die Klärung :)

    Aiko:


    Zen und Zazen ist keine Meditation.
    Es ist einfach die Aktivität, die Buddha übte, als er erwachte. Insofern ist Zazen eine Repräsentanz des Buddha-Dharma. Das ist eben das Bezeugen oder Erweisen des Erwachens - Übung und Erleuchtung ist identisch.


    Kommt das Wort Zen nicht vom chinesischen Chan, was eine lautliche Umbildung des Wortes Dhyana ist, was Meditation bedeutet?
    Ist das wirklich so haltbar, dass Übung und Erleuchtung identisch sind? Wieso verhalten sich dann so viele Übende so unerleuchtet?


    Liebe Grüße,


    Simo

    Jikjisa:

    Aber ich glaub der hat keinen Bock auf Gelaber :lol:


    Ich hör jetzt auch auf :D Ist auch bestimmt besser so.


    Liebe Grüße.


    Vielleicht hast du sie nicht bewusst dargestellt ;) Aber ist ja auch nicht so wichtig .

    bel:
    Simo:

    Und wie begründest du diese Behauptung, bel? Warum gibt es nicht zwei Momente direkter Wahrnehmung, die direkt miteinander verbunden sind?


    Weil das paticcasamuppada widersprechen würde, sehr simpel.


    Und warum? Vielleicht widerspricht es deinem Verständnis davon. Praticcasamutpada bedeutet: "Weil dieses ist, ist jenes." Für eine Sinnes-Wahrnehmung braucht es z.b. drei Konstituenten: Das Organ als sog. ermächtigende Bedingung, das Wahrnehmungsobjekt als Objekt-Bedingungund die sog. unmittelbare Bedingung, welche die direkte Hauptursache dafür ist, dass eine Wahrnehmung eine klare und erkennende Erfahrung darstellt und welche der vorhergehende Moment an Bewusstsein ist. Bei Geisteswahrnehmungen sind die unmittelbare und die ermächtigende Bedingung die gleiche. Das ist Abhängiges Entstehen einer Wahrnehmung. Und dabei ist es sehrwohl möglich, dass eine direkte Wahrnehmung auf eine andere folgen kann, das hängt lediglich davon ab, ob der Geist vorstellungsfrei ist oder nicht.


    bel:

    Ach so, mal so - mal so - scheint mir nicht besonderes schlüssig, und trifft auch für Zen nicht zu, denn das ist eine einheitliche Praxis "一道三昧", das Samadhi der einen Übung.


    Samadhi wird eben in den unterschiedlichen Richtungen verschieden interpretiert. Samadhi heißt hier wohl eher, sich nicht in Gedanken zu verstricken.



    Liebe Doris,


    von unserem Standpunkt aus erscheint das unmachbar und die Erfahrung, das die Gedanken geradezu auf einen prasseln, wenn man meditieren möchte, kennt glaube ich jeder Meditierende. Man muss aber bedenken, dass unser Geist eben vollkommen untrainiert ist und wir uns einen Zustand ohne Gedanken zur Zeit nicht vorstellen können, weil wir so an unseren Gedanken hängen. Die Gedanken sind natürlich eine Ausdruck des Geistes. Bei der Übung der Konzentration unterdrückt man sie ja eben auch nicht, sondern lässt sie sich natürlich beruhigen, so wie Wellen auf natürliche Weise wieder ins Wasser eingehen, wenn das Wasser nicht mehr bewegt wird. Es sagen nicht um sonst viele Buddhistische Meister wie der Dalai Lama oder Bhikkhus, dass die eigentliche Erlangung von Samatha äußerst schwierig sei.
    Die Methode die du dargestellt hast, würde auch nicht unter Konzentration fallen sondern eher unter die analytische Mediation, vielleicht auch Satipatthana.
    Es geht mir hier nicht darum, zu sagen, dass das eine besser sei als das andere. Allerdings ist eben nicht jedes komische Gefühl, was man mal in der Meditation erlebt, gleich ein Jhana. Denn dazu gehört, wie oben deutlich wurde, viel mehr - sehr lange Übung und viel Vertrautheit. Es kann zuweilen eben hart sein, wenn man einsieht , wo man auf dem Weg steht. Dass der Atem aufhört können wir uns jetzt auch nicht vorstellen, aber können wir uns denn überhaupt einen Erleuchteten vorstellen, mit allem was dazugehört? Das erreichen von wahrem Samadhi ist eine außerordentliche Erlangung und um wirklich Buddha zu werden, muss man lange üben. (Buddha selbst hat drei Weltzeitalter geübt).

    bel:
    Jikjisa:

    darum ist das was bel sagt faktisch ein rätsel für mich, da er leugnet, daß der denkprozess aufgegeben werden muss ---
    ich meine dit ist ja das Alpha vom zen- wenn auch nicht das Omega


    Stell mir jetzt gerade Dogen, Kiki & ChiChi vor, wie sie ihren ganzen intelligenten Kram mit aufgegebenen Denkprozess zusammengefummelt haben.


    Denken muss in der Versenkung aufgegeben werden, bel! In der Nachmeditation ist es wieder vorhanden und ich glaube mal, dass Dogen, Kiki & Chichi genauso wie Nagarjuna, Vasubhandu, Dharmakirti etc. pp. ihren "intelligenten Kram" ;) außerhalb der Zeit der Vertiefung zusammengefummelt haben.

    bel:


    Was ich meine, hab ich im letzten Posting schon angedeutet: In jedem Moment geistiger Tätigkeit wird ein voller Zyklus "Bedingtes Entstehen" durchlaufen. Schon deshalb gibt es keine unmittelbare Wahrnehmung unabhängig von der sonstigen Konstitution (samskara), also auch nicht vom Denken. Oder anders formuliert, es gibt nicht zwei Momente unmittelbarer Wahrnehmung die direkt miteinander verbunden sind, sondern sie sind immer bedingt über Momente des Denkens.


    Und wie begründest du diese Behauptung, bel? Warum gibt es nicht zwei Momente direkter Wahrnehmung, die direkt miteinander Verbunden sind?


    Nochmal zum Zitat:
    Moderne Interpreten wie z.B. Bhikkhu Analayo sind der Ansicht, dass es bereits zum erlangen der ersten Vertiefung notwendig ist, dass begriffliches Denken aufhört. Er begründet dies damit, dass anfängliches Ausrichten des Geiste (vitakka) etymologisch mit Denken (takka) verwandt ist. Er sieht darin allerdings eine Fehlinterpretation und weist auf Aussagen des Buddha hin, wie schwierig es selbst sei, die erste Vertiefung zu erlangen und welch viele Hindernisse dazu überwunden werden müssen. (M 128)
    Manche sind allerdings der Ansicht, dass erst ab der zweiten Versenkung die Gedankenaktivität aufhört (siehe Zitat unten) und übersetzten vitakka-vicara entsprechend. Wäre aber z.b. Analayos Ansatz richtig, würde dies noch mehr dafür sprechen, wie schwierig es ist und wie viel Meditationerfahrung es erfordert selbst in die erste Vertiefung eintreten zu können. Außerdem ist den Lehreden nach jemand, der in die erste Vertiefung eingetreten ist, nicht mehr fähig zu sprechen was für ein Erliegen der gedanklichen Aktivität bereits ab der ersten Versenkung spricht. Sicher ist allerdings, dass Gedankenaktivität zum erliegen kommt - es ist lediglich die Frage ob ab der 1. oder ab der 2. Versenkung. Was auch sicher ist, dass mit dem Erliegen der Gedankenaktivität nicht das Erliegen der Wahrnehmung einhergeht, denn ab der 2. Vertiefung tritt intensives Verzücken im Geist des Meditierenden auf (piti).


    Vergleiche S 36.11


    Zitat

    Eingegangen in die erste Schauung ist die Sprache gestillt, eingegangen in die zweite Schauung sind Erwägen und Sinnen gestillt, eingegangen in die dritte Schauung ist Verzückung gestillt, eingegangen in die vierte Schauung ist Ein- und Ausatmen gestillt".


    Selbst wenn man die Auffassung teilt, dass in der 1. Vertiefung noch Gedankenaktivität vorhanden ist und demnach vittaka- vicara mit Sinnen und Erwägen übersetzt wird (Analayo übersetzt es mit anfänglicher und anhaltender Ausrichtung des Geistes) wird dies durch die Lehreden widerlegt:


    bel:

    Wie denn?
    Ich glaub die allgemeine buddhistische Theorie ist die, daß sich im "Augenblick" immer nur ein Dharma manifestiert, und diese nie direkt allein mit nur einem anderen verbunden sind - das würde der vielfachen Bedingtheit widersprechen.
    Sollte mich wundern, daß da Dharmakirti was Neues aufgebracht hätte.


    Hallo bel,
    das geistige Abbild, wenn es gültig ist, lässt uns gültige Aussagen über das Abgebildete machen in der Weise, wie z.B. das Abbild eines Gesichtes im Spiegel eine gültige Aussage über das eigene Gesicht zulässt. Ich sehe darin keinen Wiederspruch zu dem von Dir gesagtem.
    Unser Ausgangspunkt war ja, dass du Wahrnehmung ohne Gedanken als Denkfehler hinstelltest. Dass man von einem Wahrnehmungslosen Zustand eine Wahrnehmung haben kann, halte ich ebenso wie du für unmöglich.
    Bei den tieferen Stufen des Samadhi treten allerdings sehrwohl Wahrnehmungen auf, die der Verzückung, des Glücks und des Gleichmuts, die aber nicht von gedanklicher Aktivität und begrifflichen Konstrukten begleitet werden. Nach der Versenkung kann der Meditierende diese dann mit Hilfe des geistigen Abbildes der Erinnerung davon gültig bennen (obwohl das nicht unbedingt nötig ist). Du sagtest dass der Zustand "keinerlei Gedanken" reine Phantasie sein. Laut der Definition der Jhanas des Buddhas im Pelikanen, tritt diese "Gedankenfreie" ab dem 2. Jhana auf.


    "Und was, Freunde, ist Richtige Konzentration? Da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: 'Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist', und verweilt darin. Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Dies wird Richtige Konzentration genannt [5]."


    (MN 141)


    Liebe Grüße.

    bel:


    Nett von Dir, Deine Quelle zu nennen, aber ich hab das Teil nicht, weiß auch nicht woher ich es bekommen soll.
    Hat Dich übrigens hier schon jemals wer von den Zenns augefordert, Dich erst mal mit der Grundlage "Shobogenzo" zu befassen, das könne sehr fruchtbar sein?


    Hat man mir! Hab ich auch auf dem Computer. Allerdings will ich hier jetzt keinen Streit bezüglich schriftlicher Autoritäten o.ä. vom Zaun brechen. Mir ging es lediglich darum, das etwas, was du einfach als "Denkfehler" abgetan hast, in einer anderen Tradition eine abgesicherte Grundlage aufweist. Man sollte hier sehr vorsichtig sein, findest du nicht?


    Zitat

    Wenn Du Dich damit befaßt hast, warum kannst Du das hier nicht darstellen.


    Was möchtest du denn, dass ich darstelle? Außerdem hab ich schon etwas dazu gesagt bezüglich konzeptueller und direkter Wahrnehmung.


    Zitat

    Ich hab auch nichts gegen "direktes Erkennen", aber woran wir uns erinnern ist nicht dieses direkt, sondern schon wieder ein Abbild.


    Das ist richtig, trotzdem kann eine gültige Aussage über den vorhergehenden Zustand mithilfe des geistigen Abbildes davon gemacht werden. Es heißt eben auch nicht, dass jemand, der in nichtkonzeptueller Vertiefung verweilt, keine Wahrnehmung dieses Zustandes hat.


    Also eigentlich, lieber Bel, müsstest du eine Argumentation vorbringen, denn du willst ja mich widerlegen ;) Aber gut, in diesem Fall wäre für dich vor allem der "Kommentar zur gültigen Erkenntnis" (skt. Pramanavartikakarika) von Dharmakirti interessant. Hier insbesondere die Beschreibung von direktem und konzeptuellem Erkennen. Es geht hier um die Tatsache, dass ein Bewusstsein seine Objekte entweder mithilfe eines geistigen Abbildes erfasst (konzeptuell) oder eben ohne (also direkt).
    Befasse dich doch mal mit den indischen Grundlagen, das kann sehr fruchtbar sein.


    Liebe Grüße.

    Ist kein Denkfehler. Beschäftige dich mal mit den indischen Texten zum gültigen Erkennen (skt. Pramana). Da insbesondere mit den Teilen zu begrifflichem und nichtbegrifflichem Erkennen. Selbst Nur-Denken ist noch begrifflich!


    Das Zitierte unten stammt übrigens nicht von mir!


    Liebe Grüße.

    bel:
    Jikjisa:

    ach was ! stimmt gar nicht.


    So so, wenn es das gäbe, woher sollte man das dann wissen :badgrin:


    Erkennen funktioniert ja nicht nur über Gedanken. Außerdem kann in der Rückschau der Gedankenfreie Zustand als solcher identifiziert werden.


    bel:

    Wir machen auch kein Vipassana, sondern eben "nur" Satipatthana, und da auch nicht die Vorstufen, die Einübungen.


    Was wären in diesem Zusammenhang die Vorstufen bzw. Einübungen.


    Liebe Grüße.

    Lieber bel,


    heißt demnach Zazen, innerhalb der vorbeiziehenden Gedanken ruhig zu verweilen? Wie siehst du da den unterschied zu Shamatha (z.b. bei Kamalshilas Stufen der Meditation), wo mit steigender Konzentration auf das Objekt die Gedankenaktivität immer mehr abnimmt?
    Ich bekomme langsam das Gefühl, dass mit Samatha in den verschiedenen Traditionen etwas teilweise ganz anderes gemeint ist. (Das das bei Vipassana so ist, war mir klar, aber auch bei Samatha?)


    Liebe Grüße.