Beiträge von stiller_raum im Thema „Dogmen im Buddhismus“

    Hallo Frank,


    das Gleichnis kenne ich und ich wollte mit der Frage nach den Dogmen auch nicht behaupten, dass alle Wege zum gleichen Ziel führen. Hier wurde ja immer wieder auf das Erkennen der Leerheit der Formen hingewiesen. Wenn ich es versuchen wollte in eigene Worte zu fassen: Alle Formen entstehen und sind dadurch der Vergänglichkeit unterworfen. Und dies bedeutet dass alle Formen Leer in dem Sinne sind, dass es da keine absolute Wahrheit gibt. Allerdings zeigt die Tatsache, dass wir diese vergänglichen Formen erkennen können auch, dass es etwas geben muss was diese Vergänglichkeit erkennt. Und dieses erkennen selbst ist eben der Weg und das Ziel. Aus meiner Sicht zielen viele spirtuelle Lehren darauf ab und benutzen dazu bestimmte Begriffe und Methoden um dieses Erkennen immer weiter im Alltagsbewußtsein auszudehnen. Die Erkenntnis, das man nicht eine vergängliche Form ist, wie z.B. Körper, Emotionen und Gedanken findet man ja nicht nur im Buddhismus. Ich kann Dogmen in diesem Sinne akzeptieren, wenn sie auf eine letzendliche Wahrheit hinweisen. Buddha erkannte diese ewige Wahrheit und versuchte sie für alle Menschen zugänglich zu machen. Und trotzdem haben viele buddhistische Meister immer wieder neue Sichtweisen und Methoden entwickelt um diese Erkenntnis an ihre Schüler zu übertragen. Insofern hat sich der Buddhismus nur dadurch weiterentwickeln können, da es eben keine Dogmen gab, die diese neuen Interpretationen verboten haben. Es ist eben nicht notwendig den ganzen Palikanon zu kennen um zur Erleuchtung zu kommen. Man muss ja auch nicht das ganze Strafgesetzbuch kennen um nichts illegales zu machen. Ich glaube das viele Grundsätze des Buddhismus sowieso in unserer westlichen Kultur bereits normale Werte sind die sich im Rechts,- Sozial und Wirtschaftssystem wiederspiegeln. Auch im Rechtssystem gibt es ja keine Dogmen. So kann man aus Notwehr auch töten und bei 'Gefahr auch stehlen usw.


    Nun ich versuche einfach nochmal mit ein paar anderen Beschreibungen der Frage auf den Grund zu gehen.
    Die vier Wahrheiten kann ich nicht nur theoretisch annehmen, sondern ich versuche natürlich auch sie in meiner täglichen Praxis umzusetzen. Um es auf den Punkt zu bringen: Muss ein Mensch den Buddhismus kennen um die vier Wahrheiten zu leben? Ich glaube nicht. Was die christen Schuld nennen, nennen die Buddhisten Karma. Ich sehe da kein großen Unterschied. Beides entsteht durch unbewusste Handlungen . Ein Buddha erschafft ja kein neues Karma, denn er ist ja frei von Samsara. Jesus hatte keine Schuld für deinen Tod. Er nahm sogar die Schuld auf sich und zeigte somit Mitgefühl, indem er das Karma der anderen auf sich nahm und sich nicht an ihnen rächte, sondern sagte, vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun. Er war sich sozusagen der Unbewussheit der anderen bewusst und war trotzdem nicht mehr im Kreislauf des Leidens gefangen. Das ist sicher auch der Grund warum viele von der Person Jesus so fasziniert sind und das obwohl er nur wenige Jahre lehrte. Was die Kirche draus gemacht hat ist natürlich eine andere Geschichte.Aber durchschaute Jesus auch die vier Wahrheiten? Ich glaube schon und das führt wieder zu dem Punkt ob Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung ist. Und das bezweifle ich. Wenn das so wäre müßten ja alle nicht-Buddhisten ewig im Leiden gefangen bleiben und es würde keinen Nicht Buddhisten geben der erwacht.
    Soweit so gut. Ich finde es ehrlich gesagt schön, dass das Thema so viele interessiert und freue mich über jeden Beitrag.

    Hallo an Alle,
    irgendwie finde ich es sehr spannend die Beiträge zu lesen. Für mich ist immer noch die zentrale Frage ob Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung ist. Und damit natürlich verbunden was Buddhismus eigentlich genau ist und was nicht. Bezogen auf die DBU Definition ist das zwar eine Orientierung aber so richtig klar ist mir immer noch nicht inwieweit auch andere Religionen, Philosophien oder auch die Psychologie Elemente enthält die aus dem Buddhismus kommen und nur einen anderen Namen haben. Mal als Beispiel die vier Edlen Wahrheiten.
    Die erste Wahrheit, dass es Leid gibt findet man ja in vielen Religionen. Die Christen nennen es Sünde, was man ja auch als Unbewußtsheit verstehen können. Also leiden Menschen auf Grund ihrer unbewußten gedanklichen und Emotionalen Mustern.
    Damit wären wir schon bei der zweiten Wahrheit. Dass die Ursachen für das Leid Begierde, Hass und Unwissenheit sind findet sich ja auch im Christentum. Du sollst den anderen lieben bedeutet ja eben niemanden zu hassen. Und auch für die Begierden verweist das Christentum darauf diese zu zügeln. Bei der Unwissenheit verwenden die Christen aus meiner Sicht eben einen Allwissenden Gott, mit dem sie im Gebet in Verbindung gehen um daraus eine Quelle der Weisheit zu finden die uns aus der Unwissenheit herausfindet.
    Bei der dritten Wahrheit, dass wenn die Ursachen erlöscht sind auch das Leiden zu Ende ist da gibt es aus meiner Sicht auch im Christentum so etwas wie ein Satori. Und zwar, dass man erwacht im Sinne, dass man sich bewußt wird dass es nicht nur vergängliche Dinge gibt, sondern auch etwas ewiges. Die Buddhisten nennen dies Buddhanatur und die Christen eben Jesus der den (kreislauf) von Geburt und Tod überwunden hat. Insofern gibt es das Ziel das Leiden zu überwinden und eben Nirvana bzw. das ewige Leben zu erreichen.
    Bei dem Achtfachen Pfad kann man sich viele Punkte aus dem Christentum ableiten.
    Um es nochmal klar zu stellen: Ich glaube nicht das der Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung ist, bzw. wenn dies so sein würde, dann müßte man zugeben, dass viele der Kernaussagen im Buddhismus auch in anderen Lehren zu finden ist. Vielleicht nicht alles, aber in den verschiedenen buddhistischen Schulen finden sich ja auch nicht alle Belehrungen , die im PK stehen. Vielleicht weil viele Ratschläge und Werte in vielen Kulturen bereits Teil der Gesetze sind wie z.B. die Menschenrechte.


    Ich freue mich über weitere Beiträge...

    @ fotost


    fotost:

    Was soll eine absolute Wahrheit sein? Und wo gelten die Gesetze der Physik nicht?


    Die Gesetze der Physik gelten sicherlich für unsere Zeit in unserem Universum. Wenn man aber die Situation kurz nach dem Urknall betrachtet kommen die Gesetze in Wanken. Auch physikalische Gesetze sind der Vergänglichkeit unterworfen. Oder kannst Du mir eins nennen für das dies nicht gilt?


    Danke für diese schöne Beschreibung ich hätte es nicht besser formulieren können. Da das Wissen ja immer eine Form ist, eine Form von Gedanken und Worten und Meinungen kann sie nie das absolute Beschreiben sondern immer nur auf das formlose hinweisen, dass über das Denken hinausgeht. Sich den Anfängergeist zu bewahren halte ich für sinnvoll, da man sich so von festen Vorstellungen löst, die einen auch hindern können die dinge so zu sehen wie sie sind.


    Mal zu dem Beispiel 1+1=2.
    Das ist insofern ein Dogma, da es ja die Grundannahme hat, das es 1 gibt. Natürlich wissen wir alle das 1 nur eine vereinfachte Abstraktion ist die uns im Alltag genügt. Das alle Formen vergänglich sind und man immer mehr als nur 1 findet wenn man es untersucht gibt es letzlich nicht 1 im absoluten Sinne. Insofern ist es eben nur eine abstraktion, eine Vereinfachung die den meisten genügt. Eine Absolute Wahrheit kann die Mathematik nicht definieren, da sie ja immer auf bestimmte Vereinfachungen basiert. Und Mathematik ist ja auch keine Naturwissenschaft aber auch in der Physik gibt es ja nur Theorien und Gesetze, die nur in einem bestimmten Rahmen die Welt der Dinge beschreiben können. Aber auch lässt sich keine absolute Wahrheit finden, da die Gesetze der Physik nicht immer und überall gelten.

    @aiko


    danke für Deine Antwort. So wie ich es verstehe siehts du im zen ein loslassen. Die Ursachen loslassen die zu Leid führen.
    Aus dieser Sichtweise können ja auch andere Mittel helfen die Ursachen zu erkennen und sie dann aufzulösen. Da jeder verschiedene Päckchen hat die es loszulassen gilt gibt es ja eben auch so viele Variationen im Buddhismus und anderswo. Da der Buddhismus ja kulturelle Färbungen bekommen hat je nach Land in dem er sich verbreitet hat ist es ja auch nicht so einfach den Kern unterhalb der kulturellen Prägungen zu sehen. Das Festhalten an Rituale in einer fremden Sprache kann ja als Hürde empfunden werden und ein Lehrer sollte ja versuchen das Dharma auf eine möglichst verständliche Art und Weise zu vermitteln und schwierige Begriffeso zu erklären dass sie für den Alltag anwendbar bleiben. Der Begriff Dogma selbst wird ja je nach kultureller Färbung unterschiedlich aufgenommen. So weit ich versatehe geht es ja im zen vor allem darum über das denken hinauszugehen mit Hilfe von Koans und dem Zazen, das ja auf Bilder und Mantras bewußt verzichtet um die Leerheit der Dinge zu erkennen. Insofern ist vielleicht das Herz Sutra über die Leere und die Form ein Dogma das hilfreich sein kann. Mir ging es ja eben aber nicht um Methoden im Buddhismus, wie der Achtfache Pfad den ich in dem Sinne ja als Dogma auch akzeptieren kann, sondern um Dogmen die sich auf das Verhältnis vom Buddhismus zu anderen Lehren beziehen. Ich behaupte einfach mal, dass Buddhisten diese Vergleiche gar nicht nötig haben, da ja von Missionierungen abgesehen werden soll. Ein Dogma das von einer Religion benutzt wird um die eigene Religion über die der anderen zu stellen sehe ich vielmehr als fehlendes Vertrauen in die eigene Praxis. Wenn man den Buddhismus praktiziert und dadurch nach und nach frei von Leid wird ist man doch das beste Beispiel dafür das Buddhismus funktioniert oder? Wieso sollte man dann noch behaupten es sei der einzige Weg? Ist es nicht vielmehr das Ego, dass den Buddhismus instrumentalisiert um den eigenen Stolz und eine Art Elitebewußtsein zu erschaffen? Ich glaub das kein Erleuchteter dies nötig hat sich selbst über andere zu stellen. In diesem Sinne versuche ich das Thema was mich beschäftigt zu betrachten und wirklich zu verstehen was dahintersteckt. Wie bereits mehrmals hier gesagt zweifle ich nicht am Buddhismus, sondern ich bezweifel, dass der Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung sein soll. Vielleicht sind andere Wege nicht so umfassend beschrieben und vielleicht auch nur wenigen vorbehalten, aber einen Absolutheitsanspruch kann ich in keiner authentischen Quelle finden.


    Hallo Florian,


    deine drei Beispiele sind für mich in diesem Sinne kein Dogmen, sondern eine Feststellung die man überprüfen kann. Der erste Punkt ist einfach objektiv d.h. wissenschaftlich belegt. Die anderen beiden Punkte kann man durch eigenes Verständis und Praxis ausprobieren. klassische Dogmen wären Aussagen die bestimmte Wörter enthalten wie z.b. nur, die einzige, kein anderer usw. Also in dem sinne dass es Sichtweisen ausschließt. Ich habe auch nicht von meinem Buddhismus geredet, sondern von einer Art Grundkonsens verschiedener Buddhsitischen Schulen, so wie sie eben auf der Seite der schweizer buddhistsichen Union beschrieben wird. Ich halte diese Grundeinstellung für Hilfreich um eben nicht in eine extreme Sichtweise zu verfallen. Dies hat ja auch Buddha gelehrt, dass man extreme Sichtweisen wie z.B. Materialismus vs. nihilismus abgelehnt hat. Das gilt ja prinzipiell für alle extremen Weltanschauungen.

    Hallo an Alle,


    erstmal vielen Dank für eure Antworten. Ich hatte gestern nocheinmal ein klärendes Gespräch mit dem Lehrer.
    Ich werde glaube ich erstmal versuchen den Dingen auf den Grund zu gehen. Es heißt ja man solle da genauer hinschauen wenn einen etwas stört.
    Die zentrale Frage bleibt letzlich doch irgendwo offen. Ist Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung? Da ich bis jetzt keine seriöse Quelle gefunden habe die dies bestätigt, aber auch keine die dies widerlegt, muss ich einfach davon ausgehen, dass es vielleicht gar nicht so wichtig ist. Der Sinn unseres Lebens ist ja erleuchtung zu erlangen. Dabei gibt es sicherlich viele Hilfsmittel die nicht von Buddha gelehrt wurden, aber trotzdem auf dem Weg hilfreich sind. Dass auch Dogmen hilfreich sein können ist mir klar. Dogmen an sich können einem ja eine Orientierung geben, so dass man im Zweifel einfach dem Dogma folgt und sich nicht jedes mal neu entscheiden muss, wie man nun am besten für alle handelt. Für mich bedeutet der Pfad der Praxis eben auch mal über den Tellerrand zu sehen und offen zu bleiben für heilsame Beispiele die Menschen vorleben, die keinen Buddhismus praktizieren. Auch die Verbindung von ZEN und Christentum finde ich persönlich als eine Bereicherung.
    Mich würde mal die Frage interessieren wo ihr Überschneidungen von Buddhismus und anderen Lehren seht. Z.B. in den zeh Geboten und dem achtfachen Pfad. Bedienen sich andere Lehren mit Inhalten vom Buddhismus auch wenn Sie dies nicht benennen? Gibt es z.B. in den Wissenschaften wie z.B. Psychologie und Quantenphysik nicht auch Erkenntnisse die bereits der Buddha erklärt hat? Ist dies dann immernoch Buddhismus auch wenn Wissenschaftler dies von sich weisen?

    Ji'un Ken:
    stiller_raum:

    ...Nein es geht darum eine grundlegende Frage im Buddhismus zu klären die sich meiner Meinung nach alle stellen sollten ob nun Buddhisten oder nicht. Ich stelle einfach mal die These auf, dass jedes Dogma zu unnötigem Leid führen kann. Dogmen haben ja den Anspruch eine absolute Wahrheit zu vertreten an der sozusagen nicht gezweifelt werden darf. Dabei können genau diese Zweifel zu einem kritischen Prüfen führen, was wiederum zur eigenen Erfahrung führen kann und die Wahrheit hinter den Worten somit deutlicher werden läßt.



    Ach so. Ich bin mir ganz sicher, dass du diese für dich grundlegende Frage lösen wirst.


    Die Frage ist für mich insofern gelöst, da ich eine Antwort für mich gefunden habe. Mich interessiert einfach ob andere Buddhisten zu dem gleichen Schluss kommen und wenn nicht warum. Soweit ich die Antworten hier überblicke scheint keiner hier an Dogmen festzuhalten. Korrigiert mich wenn ich da flasch liege.


    So ähnlich ging es mir auch, allerdings stand für mich die Frage im Mittelpunkt, was den aus Sicht eines Christen mit den Nichtgläubigen passiert. Das gleiche trifft leider auf viele Buddhisten zu die scheinbar die Religion, aber nicht die Dogmen gewechselt haben. Ich habe mal gelesen, dass der Buddha auf die Frage ob es Gott gibt zu Schülern unterschiedlich geantwortet hat.
    http://www.geistigenahrung.org/ftopic1188.html
    Ich kenne die Quelle nicht aber es erscheint mir logisch dass er es so oder ähnlich beschrieben hat


    Ein Beispiel zum Thema Leid. In einem Interview wurde der Dalai Lama mal gefragt, ob er manchmal auch Schuldgefühle hat. Daraufhin erzählte er eine Geschichte von einem alten Mönch der eine sehr hohe Belehrung erhalten wollte. Der Dalai Lama lehnte dies ab mit der Begründung der Mönch sei noch nicht Reif dafür. Darauf beginn der Mönch Suizid in der Hoffnung im nächsten Leben bereit für die Belehrung zu sein.
    Aus der Geschichte kann man lernen, dass dogmatische Sichtweisen für Lehrer und Schüler zu Leid führen können.
    Soweit ich es verstehe gab der Buddha Ratschläge und forderte uns auf nicht blind zu glauben sondern selber zu überprüfen ob die Ratschläge uns im Leben helfen können.
    Jedes Dogma erzeugt Leid in dem Sinne, dass es Menschen erschafft die scheinbar im Recht sind und andere die im Unrecht sind. So entsteht ein Konflikt und viele Kriege sind entstanden, dadurch dass es verschiedene Dogmen in Religionen gab und sich die dogmatischen GRuppen gegenseitig beschuldigten das Dogma gebrochen zu haben.


    Ich habe ja keine Zweifel am Buddhismus selbst. Ich betrachte einfach bestimmte veralgemeinerungen als Gefährlich, da sie zu noch mehr Verwirrung führen können. Dem oben benanntem Lehrer habe ich darauf hingewiesen und z.B. den Wortlauf der schweizer buddhistichen union als Beleg genannt der mir sehr Sinnvoll erscheint:


    Zitat


    Ob als Mönch oder Nonne, als Yogi oder Yogini oder als praktizierender Laie, der Weg zeichnet sich durch Toleranz und Dialogbereitschaft, Dogmenfreiheit und Gewaltlosigkeit aus. Einen Anspruch auf alleingültige Wahrheiten erhebt er nicht.


    http://www.sbu.net/buddhismus


    besser könnte ich es nicht formulieren. Ich gehe einfach mal davon aus, dass dieses Forum den gleichen Anspruch hat.

    gbg:

    Es ist als Eines existent aber sein Wesen ist, da dieses Eine als Eines ohne ein Zweites neben sich "kontrastlos" ist notwendig uneinsehbar. Es ist das Undifferenzierte, die Quelle der polaren Gegensätze und der Vielheit.


    Das ist Zen und Mystik.


    Aber OK. Wenn Du mir nicht glaubst auch OK...


    Ich verstehe genau was Du meinst, aber der mystische Zweig ist eben nicht für alle so verständlich...

    Ji'un Ken:
    stiller_raum:

    ....Wenn dieser Lehrer dies nicht erkennt haftet er aus meiner Sicht dogmatisch an einem Weltbild, bei dem die fleißigen Buddhisten die Gewinner sind und alle anderen anscheinend unwissende die verloren sind. Solche Allmachtsphantasien findet man ja ansonsten nur bei Fundamentalisten. Die Arbeiten mit Schuldgefühlen und Ängsten um Anhänger zu gewinnen und um davon leben zu können.


    Wenn das für dich so ist, dann ist das für dich so. Am Besten, du gehst nicht mehr hin.
    Such dir einen Lehrer, der genau mit deiner Denkweise und deinen Vorstellungen übereinstimmt, dann hast du keine Probleme. :doubt:


    Ist es dir wichtig, von uns im Forum bestätigt zu bekommen, dass du richtig liegst? Oder was liegt dir bei diesem Thema so am Herzen?


    Nein es geht darum eine grundlegende Frage im Buddhismus zu klären die sich meiner Meinung nach alle stellen sollten ob nun Buddhisten oder nicht. Ich stelle einfach mal die These auf, dass jedes Dogma zu unnötigem Leid führen kann. Dogmen haben ja den Anspruch eine absolute Wahrheit zu vertreten an der sozusagen nicht gezweifelt werden darf. Dabei können genau diese Zweifel zu einem kritischen Prüfen führen, was wiederum zur eigenen Erfahrung führen kann und die Wahrheit hinter den Worten somit deutlicher werden läßt.


    Nun Ich beschäftige mich seit etwa 10 Jahren mit dem Buddhismus. Davor war ich kein Gläubiger Christ. Habe allerdings durch das Studium der buddhistischen Lehre auch Verständnis und Respekt gegenüber dem Christentum entwickelt. Die christlichen Dogmen haben mir immer Bauchschmerzen bereitet. Das im Westen der Buddhismus teilweise auch dogmatische Züge hat finde ich ehrlich gesagt sehr irritierend, da wir ja eine gewisse Aufklärung hinter uns haben. Auch die Art und Weise wie verschiedene buddhistische Schulen untereinander umgehen zeigt aus meiner Sicht, dass bei vielen eben die Verwirrung noch das größte Hindernis ist.
    Buddha erkannte die Ursachen des Leidens und die Überwindung. Buddha arbeitete sicherlich nicht mit Ängsten und Schuldgefühlen sondern lebte und lehrte die Wahrheit die er erkannte.
    Was nach Jahrhunderten schriftlich überlieferte wurde und ob und was Buddha davon im Wortlaut gesagt hatte können wir nur mit einem klaren Geist beurteilen. Buddha lehrte nicht, dass sein Weg der einzige sei. Genau sowenig hat er sich auf Spekulationen eingelassen die nicht das Ziel haben jemanden vom Leid zu befreien. Aus meiner Sicht führt die Abwertung von anderen Lehren um die eigene buddhistische Lehrmeinung oder Schule zu erhöhen zu einer gewissen Verwirrung und damit zu Leid.


    Vielleicht mal zu dem Punkt der Vergänglichkeit. Alle Dinge die entstanden sind, sind auch der Vergänglichkeit unterworfen. Aber damit wir diese Vergänglichkeit erkennen können muss es "etwas" geben was nicht vergänglich ist. Dies nennt man im Buddhismus die Buddhanatur die in allen Wesen vorhanden ist. Andere Religionen haben daszu die Vorstellung eines Gottes. Und was genau so ein Gott dann sein soll und wo er überall zu finden ist dasrüber lässt sich natürlich streiten. Da das Bewußstsein selbst ja aber keine Form hat und somit auch keine Meßbaren eigenschaften fällt es ja eben so schwer es zu erkennen. Dieser Weg der Erkenntnis ist ja nicht nur im Buddhismus vorhanden sondern vor allem auch in den mystischen Zweigen der Religionen wie bei den Gnostikern, Sufis oder eben Zen oder Dzogchen. Diese Erkenntnis immer und überall zu "halten" ist Erleuchtung. Und wir bekommen eben meist nur ganz kurze Einblicke in die wahre Natur der Dinge. Zu behaupten der Buddhismus sei der einzige Weg halte ich nicht nur für überheblich sondern einfach auch als sachlich falsch in dem Sinne, dass dies Buddha selbst nie behauptet hat.


    Ich habe keine Angst sondern versuche offene und Achtsam zu gleich zu bleiben. Auf dem Weg der Vertiefung begegnet man sicherlich Ängsten die Tief in uns sind aber erst durch das Betrachten,erst dadurch das wir Licht ins Dunkle bringen können wir ja die Angst auflösen. Ich bin der Überzeugung, dass Menschen, die eine gewisse spirituelle Reife erlangt haben, es nicht mehr nötig haben andere Wege abzuwerten. Sicherlich muss sich jede Religion auch kritisch mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen. Aber zumindest bei den meisten Christen sehe ich diese Selbstreflektion. Auch im Buddhismus ist ja nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Auch da gibt es Skandale und dogmatische Sekten. Also alles selbsr prüfen.


    Den Wahrheiten, die man für sich erkennt, kann man nicht mehr den Rücken kehren. Für mich ist der Buddhismus das wertvollste was ich in meinem Leben kennengelernt habe und ich übe mich demütig darin
    den Weg zu gehen da ich ihn für wahr erkannt habe. Die Frage ist eher mit wem man den Weg geht, welche Lehrer einem dabei helfen können nicht unnötige Umwege zu gehen. Daz gehört für mich auch ein gewisser Respekt im Umgang mit anderen Lehren von denen auch gerade die Buddhisten im Westen noch viel lernen können. Das bedeutet für mich nicht, dass alle Religionen das gleiche Lehren. Nein da gibt es schon große Unterschiede und viele religiöse Menschen haben aus meiner Sicht das eigentliche Ziel gar nicht wirklich erkannt. Aber jeder der sich aufrichtrig mit Buddhismus beschäftigt wird auch erkennen, dass viele nicht Buddhisten schon viel weiter auf dem Pfad sind und das das Ziel Befreiun, Erlösunf oder Erleuchtung nicht etwas ist, das nur den Buddhisten vorbehalten bleibt. Wenn dieser Lehrer dies nicht erkennt haftet er aus meiner Sicht dogmatisch an einem Weltbild, bei dem die fleißigen Buddhisten die Gewinner sind und alle anderen anscheinend unwissende die verloren sind. Solche Allmachtsphantasien findet man ja ansonsten nur bei Fundamentalisten. Die Arbeiten mit Schuldgefühlen und Ängsten um Anhänger zu gewinnen und um davon leben zu können.

    Losang Lamo:
    stiller_raum:

    Mich würde mal interessieren was ihr generell von einem buddhistischen Lehrer haltet, der den Buddhismus als einzige Möglichkeit zur Erleuchtung sieht.


    Da sehe ich drei Möglichkeiten:
    a) Dieser Lehrer ist dogmatisch und Führer einer Sekte.
    b) Ich hab ihn falsch verstanden.
    c) Er kann sich nicht gut ausdrücken, so dass man ihn falsch versteht.


    Also b kann ich schon mal außschließen. Ich habe ja mehrmals nachgefragt und sogar eine Antwort per E-Mail bekommen in der er es nochma wiederholt hat. Also kann ich auch c) auschließen.
    Bleibt also nur noch a wobei ich nicht glaube dass dies seine Motivation ist.

    Hallo am Alle,


    erstmal wieder vielen Dank für eure Antworten.
    Mir erscheint es so als gäbe es hier niemanden der an Dogmen festhält. Das beruhigt mich insofern da mir meine Intuition auch sagt, dass es im Buddhismus wenig Sinn macht mit Dogmen Ängste zu schüren.
    Wenn der Lehrer nun sagt Buddhismus sei der einzige Weg zur Erleuchtung, dann finde ich diese Aussage eben nicht nur sehr dogmatisch, sondern auch sehr überheblich. Andere Religionen und Wege abzuwerten
    um den eigenen aufzuwerten scheint mir nicht die edle buddhistische Sichtweise. Oder was denkt ihr?

    Erstmal vielen Dank für eure Antworten,


    um das Thema vielleicht nochmal auf den Punkt zu bringen:
    Dogma würde ich als eine Lehrmeinung bezeichnen, die absolut wahr ist. Das bedeutet immer und überall im Universum. Selbst in den Naturwissenschaften und vor allem in der Physik wo man solche absoluten Wahrheiten am ehesten vermuten würde lassen sich solche universellen Gesetze nicht finden. Die physikalischen Erkenntnisse ergeben ab einer bestimmten Dimension (im kleinen oder Großen) irgendwann keinen Sinn mehr bzw. wudersorechen sich. So z.B. die Relativitätstheorie und die Quantenphysik. Auch wenn es Theroien gibt die beide versuchen in Einklang bringen sollen, gibt es dafür noch keine hinreichende Beweise.
    Nun könnte man sagen ein buddhistisches Dogma bezieht sich nur auf das Leiden des Menschen und auf die Überwindung aber auch finden sich ja Widersprüche.
    So kann die erste Edle Wahrheit, dass es Leid gibt nicht mehr wahr sein wenn die dritte Wahrheit von dem auflösen des Leidens realisiert wird. Zumindest für denjenigen der die Befreiung erlangt hat gibt es ja eben kein Leid mehr. Deswegen ist ja letzlich die Frage welche Lehrmeinungen geeignet sind um sich vom Leid zu befreien. Ein Dogma an sich kann ja eben auch neues Leid erzeugen, wie z.B. Schuldgefühle wenn man eine dogmatische Regel, wie z.B. Ehebruch im Christentum, verletzt. Auch gibt es im Achtfachen Pfad viele Beispiele wo ein dogmatisches Festhalten hinterfragt werden kann. So würde sicher keiner Behaupten, dass ein Mordversuch an Hitler zu schlechtem Karma geführt hätte, da ja die Motivation war viele Leben zu retten.
    Mich würde mal interessieren was ihr generell von einem buddhistischen Lehrer haltet, der den Buddhismus als einzige Möglichkeit zur Erleuchtung sieht. Ist dies nicht eine sehregozentrische Sichtweise? Oder anders gefragt, jemand der einen bestimmten Grad an verwirklichung erreicht hat, würde er solche Dinge behaupten? Ich persönlich habe eher zweifel an dem verwirklichungsgrad des Lehrers, da er zwar vorgibt zum Lehren genug Kenntnisse und Erfahrung zu haben aber eben keine "offizielle" Ernennung wie z.b. Lama oder ZEN Meister hat. Auch dass der Lehrer sein Lebensunterhalt nur durch das Lehren und durch Spenden bestreitet verwundert mich ein wenig, da die Gruppe doch relativ klein ist und anscheinend gibt es eine relativ hohe Fluktuation. Aber sich kann ich mich auch täuschen , wäre nur dankbar für eure Einschätzung.

    Aiko:

    Es wäre hilfreich, wenn du die Stelle angibst, wo Nagarjuna das mit der absoluten Wahrheit schrieb


    Also ich würde jetzt einfach mal folgendes zitieren:


    Zitat

    Was im höchsten Sinne wahr (paramartha-satya) ist, lässt sich begrifflich nicht fassen. Doch ist die Lehre Buddhas relativ wahr (samvriti satya), da sie zur überbegrifflichen Erkenntnis der höchsten Wahrheit hinführt, wobei sie sich selbst aufhebt.


    Es gibt ja auch das Gleichnis mit dem Floß, dass derjenige hinter sich lässt, der das andere Ufer erreicht hat.

    Hallo,


    vielen Dank für eure Antworten.
    Soweit ich es verstehe hat der bekannte buddhistische Philosoph Nagarjuna erklärt, dass eine absolute Wahrheit nich vom Verstand erfasst werden kann und somit auch nicht in Worte gefasst werden kann.
    Die Ebene des Verstandes und des Denkens ist eine relative Ebene die bestenfalls wie ein Fingerzeig der auf die absolute Wahrheit zeigt.


    Zitat


    Da Nagarjuna wegen der logischen Aporien des begrifflichen Denkens jedem Begriff eine deskriptive Gültigkeit abspricht, entsteht das Problem, ob die Lehre Buddhas wahr ist. Für Nagarjuna ist sie – verstanden als zutreffende Wirklichkeitsbeschreibung – ebenso falsch wie alle anderen Systeme. Was im höchsten Sinne wahr (paramartha-satya) ist, lässt sich begrifflich nicht fassen. Doch ist die Lehre Buddhas relativ wahr (samvriti satya), da sie zur überbegrifflichen Erkenntnis der höchsten Wahrheit hinführt, wobei sie sich selbst aufhebt. Die Auffassung einer zutreffenden Beschreibbarkeit der Wirklichkeit wird als Form des zu überwindenden Anhaftens verstanden. Die buddhistische Lehre, die sich zunächst des „anhaftenden“, das heißt begrifflichen Denkens bedient, ist das geeignete Mittel für diese Überwindung.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit#Buddhismus



    Auch wenn ich dem zustimme, dass es keine höheren Belehrungen gibt, bedeutet dies ja nicht, dass der Buddhismus einzig höchste ist. Eine Weitere Frage wäre dann wo Buddhismus anfängt und wo er aufhört. So finden sich ja in vielen Religionen wie z.B. im Christentum ähnliche Belehrungen z.B. über Mitgefühl und Nächstenliebe.

    Hallo,


    ich würde gerne mal wissen ob es Dogmen im Buddhismus gibt und wenn ja welche und was für Quellen gibt es dazu.
    Wenn man im Internet danach sucht, findet man vor allem im Diamantweg Buddhismus, dass es keine Dogmen gibt, sondern dass man alles selber prüfen muss.
    Ich stelle diese Frage, da der Lehrer einer buddhistischen Gruppe die ich seit ein paar Wochen behauptet, dass Buddhismus der einzige Weg zur Erleuchtung sei.
    Soweit ich es gelesen habe sagte Buddha man solle nicht nach höreren Belehrungen suchen denn es gibt keine. Dies kann ich auch nachvollziehen da ich erkenne dass Buddhas Lehre
    zur Erkenntnis einer absoluten Wahrheit führt. Aber solch ein Dogma würde ja alle anderen Releigionen und spiritiuellen Lehren abwerten. Dies kenne ich eigentlich nur von fundamentalisten.
    Diese dogmatische Meinng des Lehrers hat für mich dazu geführt, dass ich einen andere Gruppe besucht habe bei der nicht von Dogmen die Rede war.
    Ich freue mich auf eure ehrliche Antwort.


    Viele Grüße


    Stiller Raum