Beiträge von Benkei im Thema „Ein westlicher Amitabha Buddhismus“

    Namaste!


    Hallo Nils,

    Nils:
    Benkei:

    Ich praktiziere täglich Zazen und übe regelmäßig Nenbutsu; das ist sozusagen der "Praxis-Aspekt" meines Dreifachen Weges [aus Ethik, Praxis und Erkenntnis, bzw. Sîla, Dhyana/Yoga/Samadhi und Prajna]. Ansonsten halte ich es mit Meister Linji: "Das alltägliche Leben selbst ist der WEG!


    Das hört sich gut an. Ich möchte es aber noch etwas genauer wissen. Wie viele Stunden praktizierst du Zazen am Tag? Gehst du auch oder sitzt du nur? Was bringt es dir? Wie übst du das Nembutsu? Wie oft sprichst du es? Beständig den ganzen Tag oder zu bestimmten Zeiten? Wie lange jeweils? Was bewirkt das Nembutsu? Beruhigt es deinen Geist? Gibt es dir Vertrauen? Erweckt es deine Erleuchtungsenergie? Fühlst du dich in deinem Leben geführt? Hast du das Gefühl, dass der Buddha Amitabha dich sieht und dir hilft? Geschehen Wunder in deinem Leben? Welche? Hast du das Gefühl zur Erleuchtung hin zu wachsen?


    Was bedeutet es für dich, dass das alltägliche Leben der Weg ist? Wie machst du dein alltägliches Leben zu deiner spirituellen Praxis? Meditierst du beim Arbeiten? Verbindest du Handeln und Meditation miteinander? Ist dein aktives Leben eine Art Meditation? Bist du achtsam auf deine Gedanken und Gefühle? Arbeitest du an deinen Gedanken? Übst du positive Eigenschaften wie innerer Frieden, Gelassenheit und umfassende Liebe?


    Das sind natürlich sehr detallierte und vor allem persönliche Fragen.


    Ich werde versuchen, sie in den nächsten Tagen in einer PN zu beantworten, da es für mich hier nicht hingehört.


    Soviel aber vorab:
    Ich bin immer noch ein recht "bodenständiger" Mensch mit äußerst weltlichem Beruf, welcher kaum dazu geeignet ist, den Arbeitstag über soetwas wie einen meditativen Zustand oder gar ein Dauer-Nenbutsu zuzulassen.
    Den Spruch von Meister Shinran aus dem Tannishô "Ich bin ein dummes Wesen voll von blinden Leidenschaften in dieser sich stetig wandelnden Welt - dem 'Brennenden Haus'" wende ich auch 1:1 auf meine eigene Person an.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!

    Nils:

    Danke für die Mantras und den Hinweis auf Kakubans "Amida Hishaku".
    [...]
    Mich würde noch interessieren, was du praktizierst. Gruß Nils


    Gern geschehen.


    Ich praktiziere täglich Zazen und übe regelmäßig Nenbutsu; das ist sozusagen der "Praxis-Aspekt" meines Dreifachen Weges [aus Ethik, Praxis und Erkenntnis, bzw. Sîla, Dhyana/Yoga/Samadhi und Prajna].
    Ansonsten halte ich es mit Meister Linji: "Das alltägliche Leben selbst ist der WEG!


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    Ergänzend möchte ich noch die anderen Anrufungen / Mantras aufführen, welche noch nicht genannt wurden [natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit]:


    Amitabha-Mantras:
    im Tibetischen: Om Ami Dewa Hri
    im japanischen Mantrayana: On amirita teizei kara un [japanisierte Aussprache], Om amrta-teje hara hûm [Sanskrit-Aussprache]


    Kômyô-Shingon
    [das "Mantra des Lichts", welche Amitabha, Avalokiteshvara und Mahavairocana gleichzeitig anruft; es wird auch in den japanischen Zen-Schulen rezitiert]
    On abokya beirosha nô maka bodara mani handoma jimbara harabaritaya un [japanisiert], Om amogha-vairocana mahamudrå mani-padma-jvala pravarttaya hûm [Sanskrit]


    Und das simple Mantra, welches von Meister Kakuban in seinem "Amida Hishaku" erklärt wird:
    A-MI-TA


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    Hallo Nils,

    Nils:

    Hallo Benkei. Wunderbar. Genau so sehe ich das auch. Ohne Vertrauen funktioniert das Ganze nicht. Die große Frage ist deshalb, wie westliche Menschen Vertrauen entwickeln können. Ich habe lange in christlichen Foren diskutiert. Gerade an dieser Frage scheitert das Christentum bei den heutigen wissenschaftlich orientierten Menschen. Und genau hier liegen die großen Chancen des westlichen Amitabha Buddhismus.


    Naja, wissenschaftlich lässt sich auch Amida oder sein Reines Land keinesfalls nachweisen.
    Es ist eher so, dass es sich bei Amida um eine - aus wissenschaftlicher Sicht wohl - zweifelhafte Persönlichkeit handelt, deren Existenz keinesfalls belegbar ist. Man könnte sie allenfalls als pseudohistorisch ansehen, wobei allerdings diejenigen Schriften, welche ihn erwähnen, Shakyamuni Buddha zugeschrieben werden, obwohl sie aller Wahrscheinlichkeit nach erst vier- bis fünfhundert Jahre nach seinem Tod verfasst wurden! Das spricht dann sogar gegen dass äußerst schwache Adjektiv "Pseudohistorisch", welches ich eher Persönlichkeiten wie Padmasambhava zuschreibe.


    Ein auf Beweise oder Indizien versessener Mensch des Computerzeitalters wird also von Amida ggf. noch weniger "vom Hocker gehauen" als von Jesus oder Buddha Shakyamuni, denn für deren historische Präsenz gibt es, wenn schon keine Beweise, dann doch stichhaltige Indizien!


    [Anmerkung:
    Die o. a. Ausführungen sind meinerseits nicht als Wertung in Bezug auf Amida, Padmasambhava, Jesus oder Shakyamuni zu verstehen!
    Mein Vertrauen in Amida und die genannten drei Meister bedarf keiner wissenschaftlichen Beweisführung.]


    Nils:

    Wir müssen uns nicht mit der Frage nach Gott herumquälen. Die Existenz Gottes ist wissenschaftlich schwer zu begründen. Wir können unseren Glauben auf das Fundament der Erleuchtung stellen. Erleuchtung ist eine Tatsache. Viele Menschen haben sie erfahren und können sie bezeugen. Einer der besten und ausgearbeitesten Wege zur Erleuchtung ist der Buddhismus. Amitabha ist ein Buddha. Er ist mit den Methoden des Buddhismus zur Erleuchtung gelangt.


    Die letzten beiden Sätze sind, wie oben bereits erörtert, modernen Menschen schwer "weiß zu machen".


    Auch, was die Erleuchtung anbelangt, bzw. die Erfahrung des Erwachens, so habe ich bei meinen Diskussionen mit diesbezüglich "ungläubigen" Menschen festgestellt, dass die Möglichkeit der Erleuchtung oder des Erwachens keinesfalls von allen Menschen als Tatsache angesehen wird. Eher im Gegenteil!
    Viele sehen darin eher eine individuelle Erfahrung, die, weil rein subjektiver Natur, nicht belegt werden kann, und folglich auch in den Bereich der "Hirngespinste" oder "Wahnvorstellungen" gerückt werden könnte.
    Andere Zeitgenossen wiederum halten die Erleuchtungserfahrung für einen erstrebenswerten temporären Zustand, den sie aber nicht gewillt sind durch spirituelle Übungen zu erlangen, sondern eher durch die Einnahme und das Ausprobieren allerhand legaler, halblegaler oder illegaler Substanzen. Vergleichbar also einem Drogenrausch, der immer dann kommt, wenn man eine bestimmte Droge eingenommen hat und dann nach gewisser Zeit auch wieder verschwindet ohne längeranhaltende Auswirkungen zu haben.


    Nils:

    Die Tatsache der Erleuchtung ist heutigen Menschen gut vermittelbar. Sie sehnen sich nach innerem Frieden, Glück und Liebe. Die große Frage bleibt, ob sie dabei Hilfe bekommen können. Können ihnen die Methoden des Buddhismus helfen. Eindeutig wissenschaftlich erwiesen ja. Gibt es erleuchtete Meister mit besonderen Fähigkeiten? Nach meiner Erfahrung kann ich das ebenfalls bestätigen. Der westliche Buddhismus wird dann erfolgreich sein, wenn er auf der Grundlage der Wissenschaft arbeitet.


    Den asiatischen Volksglauben als Basis für einen westlichen spirituellen Weg zu nehmen, reicht nicht aus. Wer das möchte, kann es gerne tun. Wer in dem Christentum seine Heimat findet, kann auch das gerne tun. Für mich geht es nicht um Konkurrenz. Für mich geht es darum, dass alle Menschen glücklich werden und jeder einen zu ihm passenden Weg findet. Ein westlicher Amitabha Buddhismus ist ein Teil des westlichen Buddhismus. Aber er hat einige Besonderheiten. Er bietet einen einfachen spirituellen Weg an, den jeder praktizieren kann. Und er beschäftigt sich auch mit dem Leben nach dem Tod. Er kann auch deshalb für viele Menschen sehr hilfreich sein.


    Zum ersten Absatz: siehe meine Ausführungen davor.


    Es trifft zu, dass der Amida-Buddhismus einen einfachen spirituellen Weg anbietet und dass er sich auch mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt.
    Nenbutsu kann jeder rezitieren; jeder kann sich an Amida-Buddha wenden. Wahrscheinlich ist sogar die Phowa-Praxis auf Amitabha nicht allzu schwierig zu erlernen - es soll dafür ja Wochenendkurse geben!
    Aber das gibt es alles schon im asiatischen Amida-Buddhismus, den es in der asiatischen Form auch bereits hier in Deutschland gibt.
    Ich sehe da gar keinen Bedarf, da etwas eigenes, "westliches" raus machen zu wollen.
    Und die "Symbiose" mit der Wissenschaft scheitert aus meiner Sicht bereits an der Person des Buddha Amitabha selbst!


    Nils:

    Eine wichtige Diskussion im Amitabha Buddhismus ist es, wie man zur Erleuchtung gelangt. Honen vertrat die Ausgeglichenheit von Glauben an eine höhere Kraft (andere Kraft) und eigener spiritueller Praxis, während sein Schüler Shinran sich vor allem auf den Glauben an Hilfe durch den Buddha Amitabha konzentrierte. Diese Diskussion gibt es auch zwischen katholischen und evangelischen Christen. Martin Luther schaffte es nicht aus eigener Kraft zur Erleuchtung zu kommen (ein Heiliger zu werden). Deshalb gab er sein Leben als Mönch auf, heiratete und verzichtete auf das eigene spiriuelle Bemühen. Er betete zu Gott und erhoffte alleine von Gott her die Erlösung. Er meinte, dass der Mensch nicht fähig sei sich selbst zu erlösen. Genauso war es bei Shinran.


    In der katholischen Kirche dagegen wird gelehrt, dass Glaube und eigenes Bemühen wichtig sind. Der Mensch kann sich auch Verdienste durch gute Taten und ein kontemplatives Leben erwerben. Diese Position ähnelt der von Honen. Es gibt in christlichen Foren viel Streit um die Bedeutung des spirituellen Übens für die Entwicklung zu Gott hin. Buddha lehrte sogar, dass die Erleuchtung vollständig vom eigenen Bemühen abhängig ist. Welche Position ist richtig?


    Grundsätzlich kann man sagen, dass es verschiedene spirituelle Wege gibt. Es kommt auf die einzelne Person, ihre Lebensumstände und ihre persönlichen Fähigkeiten an. Nur wenige Menschen können abgeschieden als Yogis, Mönche oder Nonnen leben. Die meisten Menschen leben in der Welt, haben einen Beruf und eine Beziehung. Und auch hier gibt es Menschen mit großer Selbstdisziplin und Menschen mit geringer innerer Kraft. Wer viel Zeit für sich und ausreichend Selbstdisziplin besitzt, der sollte den Weg des intensiven spirituellen Übens gehen (Yoga, Gehen, Meditation). Wer keine Zeit für die Meditation hat, der sollte sich auf das tägliche Gebet konzentrieren. Alle Menschen können gerettet werden. Alle Menschen können zur Erleuchtung gelangen. Aber die Techniken und Wege sind unterschiedlich.


    Ja, ich denke auch, dass es vom Einzelnen abhängt:
    Manch einer kann einfach nicht still auf einem Kissen sitzend seinen Atem fokussieren und "die Wand anstarren"; manch einem bringen Kôans nichts.
    So mancher ist körperlich nicht dazu in der Lage, 111.111 oder 333.333 Niederwerfungen zu machen.
    Und dann gibt es widerum auch solche, die sich nicht auf eine Andere Kraft / Wesenheit verlassen wollen und stattdessen einzig auf ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten vertrauen.


    Auch wenn, wie Shinran Shonin sagt, "das Nenbutsu der Eine Weg ohne Hindernis ist", so kann er das für den Einzelnen eben nur werden, wenn er ihn als solchen annimmt.
    Da endet dann auch die erlösende Wirkkraft Amidas - bei der Nichtannahme seiner Gnade!


    Jeder soll / kann nach seinem Potential "selig" werden.
    Denn sie sagte der Zen-Meister Wu-men so schön: "Der Große Weg ist ohne Tor; zahllose Straßen gibt es!". [Achtung: Eine meiner Lesarten dieses Zitates, kaum die Gängige!]



    Und aus diesen Gründen meine ich, dass man gar keinen "westlichen Amitabha-Buddhismus" benötigt!
    Warum sollte man da irgendetwas entwickeln, wo doch die Praktiken auf Amida-Buddha auch schon hierzulande vorhanden sind?


    Man muss ja keiner Tradition, Schule oder Organisation beitreten um auf Amidas rettende Wirkkraft setzen zu können, sondern es genügt, die altüberlieferten Methoden anzuwenden, bzw. den 48 Gelübden Amidas entsprechend zu handeln.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    Hallo Nils,


    Fast alles, was Du da schreibst, abgesehen vom Paradies, bezieht sich aus meiner Sicht eher unspezifisch auf einen "westlichen Buddhismus" und nicht (spezifisch) auf einen "westlichen Amitabha Buddhismus". Es passt sogar ganz gut zu den "Evangelien über Jesus von Nazareth".


    Amitabha ist der Buddha des Grenzenlosen Lichts,
    Amitayus ist der Buddha des Grenzenlosen Lebens.
    Zwei Namen und Titel für ein- und denselben Buddha, den die Japaner (abgekürzt, zusammengefasst?) Amida nennen (die Koreaner vielleicht Amita?).


    Das Besondere an Amida gegenüber anderen überweltlichen Buddhas (und Wesenheiten) sind seine 48 Gelübde, und davon insbesondere das sogenannte Hongan, das Grundgelübde (Nr. 18).
    Im asiatischen Volksglauben ist überliefert und aus den Drei Suren des Reinen Landes geht hervor, dass man, wenn man auf Amida vertraut im Zeitpunkt des Todes von ihm in seinem Reinen Land empfangen wird um dann dort Erleuchtung erlangen zu können.
    Das ist eine, wenn nicht gar die besondere Eigenart Amidas, die ihn von anderen Buddhas und Bodhisattvas, z. B. Avalokiteshvara (Kannon, Quan-Am, Quan-Yin, Chenrezig), dem Medizinkönig (Yakushi Nyorai, Bhaisajyaguru) oder Maitreya (bzw. Budai, Hotei) abhebt.
    Bei Jesus findet man das auch in dem Satz "Niemand kommt zum Vater außer durch mich!", so dass man im Westen gar keinen Amida brauchen würde, wenn die Menschen ihr Leben nur wirklich auf Jesus ausrichten würden.


    Deine o. a. Ausführungen berücksichtigen nach meiner Einschätzung allerdings gerade diese Besonderheiten nicht hinreichend.


    Das Vertrauen in Amida, trotz oder auch gerade weil es keine Beweise oder wissenschaftliche Erklärungen gibt, sondern nur ein paar Schriften, welche wohl erst Jahrhunderte nach dem historischen Buddha verfasst wurden, ist das Wesentliche, also das, was den Amida-Buddhismus ausmacht.
    Mit Wissenschaft ist es da nicht weit her.
    Das, was der Dalai Lama da übrigens auf den wissenschaftlichen Prüfstand stellen will, das ist die buddhistische Philosophie (und vielleicht auch die Ethik), aber nicht die Glaubens- und Praxisinhalte.
    [Man bedenke hier die Yogas des Vajrayana!]


    Ohne dieses Vertrauen - welches ich dann als das essenzielles Dogma ansehen würde, wenn man denn unbedingt von einem Dogma sprechen muss - funktioniert das Ganze nach meinem Dafürhalten nicht.
    Es heißt ja nicht umsonst: "Dein Denken erzeugt Deine Welt!!" - das kommt nicht von ungefähr.


    Soweit meine individuelle Sichtweise.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu