Beiträge von Schroedinger im Thema „Was ist, wenn das alles quatsch ist?“

    Sudhana:
    Tychiades:

    Über solch ein Ansichtengestrüpp kann noch nicht mal der Kant was ausrichten - der müsste sich ja auch als "Alles" und damit "Quatsch" verstehen.


    Das schafft auch keiner, der meint, "über Kant hinaus" zu sein. Wenn jedoch "über das Gestrüpp etwas auszurichten" nicht als "gegen das Gestrüpp etwas auszurichten" verstanden wird, dann kann das schon klappen.

    Zitat

    Nur wenige verstehen, dass Dharma-Nachfolge Schlingpflanzengestrüpp ist. ... Da die Samen von Schlingpflanzen die Kraft haben, "dem Körper zu entkommen", gibt es Zweige, Blätter, Blüten und Früchte, die Schlingpflanzen umschlingen und - da sie "interagieren und nicht unteragieren" - werden die Buddhas und Vorfahren verwirklicht, das Kōan wird verwirklicht.
    (Dōgen, Shōbōgenzō Kattō)


    ()


    Danke, für den Hinweis auf Katto.
    Da lese ich dann, dass Bodhidharma seine "Sachen" - Haut, Knochen, Mark usw. auf seine Nachfolger aufgeteilt hat und darunter war auch eine Nonne. Hat sich Dogen das selbst ausgedacht oder ist das aus einer Überlieferung ersichtlich?

    Bakram:


    Was ist Wahrheit/Wiklichkeit und was ist Quatsch ?


    Dein Einhorn in der Garage.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas-Theorem


    Und das ist nicht trivial, sondern das geschieht laufend. Carl Sagan hat sich in einem wundervollen Buch "Der Drache in meiner Garage" über diese Problematik ausgelassen.
    Eine gute Inhaltsangabe bringt


    http://scienceblogs.de/astrodi…-die-komplette-rezension/


    Das so wahrgenommene hat nun leider das Problem, dass man vorher wissen muss, was man wahrnehmen soll - ohne eine Voreingenommenheit, was z.B. wahr sein soll, kann garnicht wahrgenommen werden.

    Morpho:

    Mit dem Vertrauen hast du völlig recht. Einfach so- nur das. Gewahsein. Oder wie Jiun Ken in der Fussnote hatte: Weder bin ich erwacht, noch verblendet. Insofern vertraue ich auch darauf, heilsam und unheilsam und weder- noch unterscheiden zu können, soweit es eben gerade möglich ist.


    Da hast du was nicht ganz verstanden. Einfach so - Shikantaza - da ist kein Gewahrsein. Das wäre schon ein sich auf die Übung ausrichten. Und dann ist es bereits nicht mehr Shikantaza. die Fussnote - von wem? - ist Blödsinn. Vertrauen ersetzt auch keineswegs die Fähigkeit zur Unterscheidung, die dürfte eher noch präsziser werden.

    Zitat


    Unterscheiden und Urteilen ist nicht dasselbe.


    Urteilen setzt unterscheiden voraus. Und auch Begründung, denn ich muss ein Urteil begründen können. Ansonsten wäre es stochern im Nebel.

    Zitat


    Buddha berichtete, dass er als Bodhisattva seine Gedanken und Vorstellungen quasi klassifizierte und auch "umpolte".


    Wo hat er das berichtet?

    Zitat


    Und das hängt eng zusammen mit dem " Tue nichts böses, tue nur Gutes, läutere den Geist". Was vielen nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass zu Denken auch zu Handeln bedeutet und man legt eine Neigung an. Der Gedanke ist eine karmisch Tat.


    Richtig - nur wie erkennst du deine Neigung für deine Gedanken hier, die du als karmische Tat siehst? Weisst du warum du hier Gedanken los lässt?

    Moosgarten:
    Tychiades:

    Vertrauen in die Übung ist eben Vertrauen in das So der Übung.


    Also ich hab das Gefühl nicht so. Ich entschließe mich und der Entschluß braucht letztlich keinerlei Begründung (auch nicht gegenüber mir selbst) - meine Erfahrungen mit meinen Entschlüssen begleite ich eher kritisch. Das ist aber etwas anderes als "Zweifel" (i.G.z. "Vertrauen").


    Das ist möglicherweise was persönlich-spezielles.

    Moosgarten:
    Tychiades:


    Was meinst du mit Pkt. 2?
    Vertrauen in die Erfahrung?


    ja, dies: Ellviral hatte geschrieben, "Vertrauen in die eigene Erfahrung ist aber auch ein Abschied von: Das steht aber anderes im xy."
    Wobei, da hätte ich noch was: "da steht ... in xy" - ist ja eh nicht das, was man liest und dann versteht oder nicht versteht,. Das was man liest ist also auch Erfahrung, und dem kann man ebenso viel wie wenig trauen.
    Witzigerweise steht ja schon am Anfang jedes Suttas: "So habe ich gehört" und nicht etwa: "So wurde gesagt", oder gar "So war es vom Sagenden gemeint".


    Also mit Erfahrung meinte ich nicht "ich kann selbst lesen" oder "ich kann selbst hören" - sondern genau das: so habe ich gehört. Dieses "So" verweist auf das Verstehen. Und dann kommt natürlich jemand und hat was anderes gehört/verstanden. Da kann man sich streiten, aber da wird meistens So und Ich verwechselt. Sozusagen. :)


    Vertrauen in die Übung ist eben Vertrauen in das So der Übung.

    Moosgarten:
    Ellviral:

    Vertrauen in die eigene Erfahrung ist aber auch ein Abschied von: Das steht aber anderes im xy.


    Danke, deine Antwort hab ich verstanden, wollte aber wissen, was sich Tychiades dabei denkt.
    Zum 2.Punkt, gern wiederholt: da hat bei mir noch nie ein Zusammenhang bestanden. Für mich zwei völlig getrennte Dinge.


    Was meinst du mit Pkt. 2?
    Vertrauen in die Erfahrung?

    Ellviral:
    Tychiades:

    Vertrauen in die Übung. Vertrauen in die Erfahrung. Vertrauen in das Urteil - habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Wage es, weise zu sein. Habe Mut, dich zu irren.
    Sieh' selbst.
    Dann erübrigt sich die Eingangsfrage, was ist, wenn das alles Quatsch ist?

    Vertrauen in die eigene Erfahrung ist aber auch ein Abschied von: Das steht aber anderes im xy.


    Das ist ja auch nur ein Kompass für denjenigen, der sich in der Gegend nicht auskennt.
    Anfangs braucht man xy - es ist wie mit dem Floss. Das lässt man dann am Ufer liegen. Doch man ist in der Lage jederzeit, wenn nötig, wieder ein Floss zu bauen. Und kann es auch anderen zeigen.

    Vertrauen in die Übung. Vertrauen in die Erfahrung. Vertrauen in das Urteil - habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Wage es, weise zu sein. Habe Mut, dich zu irren.
    Sieh' selbst.
    Dann erübrigt sich die Eingangsfrage, was ist, wenn das alles Quatsch ist?

    Moosgarten:
    Tychiades:
    Tychiades:

    Ja, klar. Das "wenn" ist aber keine Bedingung, an der man drehen kann, also keine Analogie, sondern eine Bedingung, die Vertrauen bedingt. :):sunny:
    So wie "wenn dieses, dann jenes".


    Das Erste wollte ich nicht unterstellen, das Zweite (Vertrauen - in was?) anzunehmen halte ich nicht zwingend notwendig.


    Ich glaube :) - Vertrauen ist entscheidend. Ich geb' dir mein Wort.


    Zitat


    Ich hab dieses "wenn" einfach als "falls" interpretiert, also:
    Falls du sehen kannst, du und die anderen ... sind ein-und dasselbe. Das ist dann auch "die Befreiung" würde ich meinen.


    Falls nicht, was dann? Dann hilft die Aussage: das bin ich selbst - wenn dir ein Ar... begegnet. Und das bin ich nicht selbst - falls dir ein erleuchteter Meister begegnet. In beiden Fällen, falls A und falls E - wende dich schnell ab.

    Moosgarten:
    Tychiades:

    du und die anderen sind nicht getrennt, sie sind ein-und dasselbe. Wenn du das sehen kannst, dann findet sich Befreiung von selbst bzw. vom Selbst.


    Ja, wenn.


    Ja, klar. Das "wenn" ist aber keine Bedingung, an der man drehen kann, also keine Analogie, sondern eine Bedingung, die Vertrauen bedingt. :):sunny:
    So wie "wenn dieses, dann jenes".
    Wobei das eigentlich ja auch eine gewisse Logik enthält: irgendwann ist man tot. Spätestens da macht es dann "klick". Es ist aber in jedem Fall besser und als solches vorzuziehen, noch während des Lebens "tot" zu sein - da lebt es sich nämlich einfach. Und man hat noch was davon.

    Bakram:
    Moosgarten:

    Ich sage ja, man soll den achtfachen Pfad gehen. Ich sage jeder soll heilsames wirken im zwischenmenschlichen Bereich und auch sonst überall (auch bei sich selber). Ich sage man wird auf diese weise zwangsläufig die Brahmaviharas entfalten.


    Die Sila und die Bodhisattva-Gelübde sind ganz "auf sich selbst achtend" - auch der achtfache Pfad ist ganz "auf sich selbst achtend" - genauso aber achtet man auf die anderen. Und auch umgekehrt: wenn mir klar ist, dass der Weg und die Übung der Silas durch andere mitgewirkt wird, dann achte ich auf die anderen und genauso achte ich auf mich selbst.
    Solange ich noch diese Unterscheidung machen kann, zwischen heilsam und unheilsam, ich und andere, ist es noch recht grobgestrickt - erst wenn mir sichtbar wird, dass ganz gleich ob ich etwas als heilsam oder unheilsam ansehe, es eben für die Vertiefung der Übung gewendet werden kann - ich kann es nämlich so oder so sehen und so oder anders handeln, erst dann kann man von Befreiung sprechen. Und erst dann entfalten sich die Brahmaviharas von selbst. Weil es kein Selbst mehr gibt.


    Du und die anderen sind nicht getrennt, sie sind ein-und dasselbe. Wenn du das sehen kannst, dann findet sich Befreiung von selbst bzw. vom Selbst.

    Spacy:
    Tychiades:

    Die Marke oder der Name. Manche lassen sich da durchaus täuschen.


    Formuliere ich es halt anders: Was wäre die Konsequenz, wäre alles Quatsch?


    Auch die Konsequenz wäre Quatsch. Vielleicht Quatsch mit Soße. Und natürlich wäre auch dieser thread Quatsch und somit kann er auch geschlossen werden. Über solch ein Ansichtengestrüpp kann noch nicht mal der Kant was ausrichten - der müsste sich ja auch als "Alles" und damit "Quatsch" verstehen.

    Frieden-und-Freude:
    Tychiades:


    Entwicklung ist was grundlegend anderes als Transformation - und wenn man das Konzept der 8 jhanas betrachtet, so geht es genau um diesen "Bruch" zwischen sinnlich-erfahrbarer Entwicklung und nicht mehr sinnlich-erfahrbarer Transformation.


    Da scheint der Kern des Missverständnisses zu liegen:
    Du scheinst zu glauben, dass diejenigen, die von "Erfahrung" und "Entwicklung" sprechen, ausschließlich den Bereich des "Sinnlichen" meinen. Und dadurch stets im "Sinnlichen" verhaftet bleiben, während es Dir um "Transformation" geht, die nicht-sinnlich sei.


    Indem Maße, wie ich mich von der Erfahrung/Entwicklung löse, bin ich den Erlebnissen nicht verhaftet. Ich kann und sollte sie vergessen und sie z.B. als makyo deklarieren. Als Täuschungen eines Selbst.


    Zitat


    Zunächst mal stimmt es natürlich, dass Du während der Dauer der meditativen Vertiefungen außerhalb des Bereichs sinnlicher Erfahrung bist. Denn Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken und Körperwahrnehmung sind verschwunden.


    Wenn Du aus diesem Vertiefungs-Zustand zurückkehrst, ist Deine Achtsamkeit und Dein Erkenntnisvermögen für eine Weile verbessert. Man kann dann Einsicht erlangen, indem man sich an die Jhana-Erfahrung erinnert.
    Beispielsweise wird deutlich, dass die körperlich-sinnliche Existenz wirklich "Dukkha" ist. Und dass man nicht identisch ist, mit dem, was handelt und denkt. Dass es also kein einheitliches konstantes "Ich" gibt.


    In dem Zustand der Vertiefungen ist das alles nicht erkennbar, da das Denken aufgehört hat.


    Ja das denkt der Verstand - aber ES ist auch prinzipiell nicht erkennbar. Weil aber Denken in den Vertiefungen nicht mehr wahrgenommen wird, bedeutet es nicht, dass es aufgehört hat. Was aufhört ist das diskursive Denken und dann die Wahrnehmung. Schließlich atmest du ja auch noch und dein Herz schlägt, obwohl du es nicht wahrnimmst in den Vertiefungen.



    Nein. Bei der Erfahrung und Entwicklung ist da ein Bewusstsein von vorher und nachher, ein Fortschrittsbewusstsein. Die Transformation ist was Neues - das ist ohne vorher und nachher. Im Christentum heißt es "eine neue Schöpfung" - das kann man auch nicht machen, weder durch den achtfachen Pfad noch durch die Jhanas. Das sind aber notwendige Voraussetzungen, weil damit Vorstellungen von Hindernissen aufgelöst werden. Das ist aber nur notwendig, noch nicht hinreichend.


    Zitat


    In jedem Fall gibt es einen Zusammenhang zwischen der praktischen Übung des achtfachen Pfades und den Resultaten der Übung.
    Resultate sind z.B. mehr Achtsamkeit im Alltag, langfristig ein allmähliches Loslassen von Gier und Aversion, mehr Freundlichkeit gegenüber anderen und sich selbst, mehr innerer Frieden und mehr Freude.


    Dieser Zusammenhang zwischen der Praxis und den Resultaten der Praxis ist durch Erfahrung nachvollziehbar: Zum einen durch die eigene (innere) Erfahrung, wenn jemand feststellt, dass er z.B. seltener und weniger stark wütend wird.
    Zum anderen durch die Beobachtung des Verhaltens, also von außen, indem andere Menschen feststellen, dass sich jemand verändert.


    Das meinte ich damit, dass die Praxis (des achtfachen Pfades) ein empirisch prüfbares System der menschlichen Entwicklung ist.


    Auf dieser Ebene hat das Geltung, nur reicht das eben nicht hin zu dem, was Buddha mit Erwachen meint. Denn das ist kein Erlebnis und keine Erfahrung, sondern eine vollkommene Veränderung, eine Transformation - er ist ein anderer geworden. Nicht durch eigene Anstrengung, durch eigene Tat - sondern durch das, was dann in den Erleuchtungsgliedern aufgezählt ist, die ja aufeinander aufbauen. Nennen wir es Erkenntnis - das ist nämlich möglich, zu erkennen, dass da eine Verwandlung geschehen ist.


    Zitat


    Also selbst wenn alle darüber hinausgehenden metaphysischen Bestandteile der verschiedenen buddhistischen Richtungen "Quatsch" sind, bleibt die Praxis davon völlig unberührt.


    Wie schon gesagt: Studium und Praxis bedingen sich und es ist auch klar, weshalb Buddha die letzten Meter seines Weges ohne Krücken (Lehrer) gegangen ist. Er hat ja eine andere Praxis und eine dazu entsprechende Lehre dargelegt.


    Zitat


    Viel mehr kann ich dazu nicht beitragen. Deshalb verabschiede ich mich vorläufig aus der Diskussion.


    Bis dann.

    Sunu:
    Tychiades:

    Für den Schreiber vor allem.


    Also ich habs genossen.... Und Danke dem Koch der sich die Mühe gemacht hat, obwohl er genau weiß, wo sein Gericht am Ende landet....


    Das war ja jetzt nicht abwertend gemeint. Ich bin nur ein sehr bequemer Genießer und diese feinen Ziselierungen und Manierismen lassen eher auf einen selbstverliebten Koch hindeuten, als einen, der sich dem Gast empathisch und seinem Geschmack zuwendet. Ich hätte gerne kleine Häppchen, anstatt eines Haufen 2 cent Stücke.

    mukti:
    Tychiades:


    Was letztlich bleibt ist doch die Empfindung (auch als Erfahrung bezeichnet) "ich fühle mich gut" - "es ist ok, was ich mache."
    Das ist eine egozentrische Sicht und insofern eine Ego-Religion, weil man sich an sein Wohl-Empfinden bindet.


    Soweit ich den Erfinder des Buddhismus verstanden habe, geht es nicht um psychische Entwicklung, sondern um Transformation und darum, die Leerheit aller Erscheinungen, also auch des Selbst zu erkennen und damit auch die Leerheit jeder Messlatte, Bindung und Entwicklung.


    Soweit ich das sehe geht es um geistige Ent-wicklung, die Löslösung aus den Verwicklungen von Gier, Hass und Verblendung. Ein Prozess bei dem das Empfinden eine wichtige Rolle spielt indem es von den Bereichen gewöhnlicher Sinnenfreude allmählich angehoben wird zu innerer Freiheit, Frieden und Erkenntnis. Sogar ist das Loslassen nicht vollständig möglich ohne sozusagen einen höheren Geschmack zu erfahren.


    Entwicklung ist was grundlegend anderes als Transformation - und wenn man das Konzept der 8 jhanas betrachtet, so geht es genau um diesen "Bruch" zwischen sinnlich-erfahrbarer Entwicklung und nicht mehr sinnlich-erfahrbarer Transformation. Religion macht aus dem Nicht-Sinnlichen ein Außer-Sinnliches. Bei dem Mystiker Johannes vom Kreuz wird dies aber auch als dunkle Nacht der Sinne und dunkle Nacht des Geistes bezeichnet. Da kann man dann auch nicht mehr von Freude sprechen, aber diese Freude stellt sich dann evtl. ein, wenn dieser Zustand losgelassen wird.
    Es handelt sich dann tatsächlich um eine Umformung insofern als Nicht-Selbst "gesehen" wird, obgleich eben dieser Begriff unangemessen ist. Daher spricht man auch im Zen von Blindheit, wenn es dieses "Sehen" meint.


    Zitat


    Das kann niemand für einen anderen machen, aber wer sich im dhamma übt wird zu einer Inspiration für andere und zu einem Vorbild und kann dann andere erst richtig anleiten. Insofern ist das auch kein Egoismus.


    Ob das dann als Vorbild oder Inspiration wirkt, wage ich zu bezweifeln, denn erstens weiß man, dass es da keine Anleitung gibt, weil wie du ja selbst sagst, es niemand für einen anderen machen, also auch zeigen kann. Wenn der andere nicht das erkennen kann bzw. will, geht das nicht.
    Es ist deshalb kein Egoismus, weil das Ego da nicht mehr vorhanden ist, denn es ist immer das Ego, dass andere anleiten will. Wobei hier das Bedürfnis nach "Wiederholung" eines Erreichten greift. Und auch das war nie im Sinne des Erfinders, denn der wusste ja, dass "alle Wesen befreit sind". Nur, wenn man dann in Kontakt tritt und kommuniziert, dann erscheint automatisch ein Kontakt zwischen unterschiedlichen Erkenntnisebenen oder Daseinsbereichen.

    Frieden-und-Freude:

    Ansonsten: Ich möchte mich gar nicht an den theoretischen Debatten in diesem Forum beteiligen.
    Mir geht es ja gerade um die Praxis.


    Die es nicht ohne Theorie gibt. Das bedingt sich ja - Studium und Praxis. Insofern ist auch die Praxis - hier des achtfachen Pfades - in wesentlichen Teilen Religion. Und man identifiziert sich eben als Buddhist mit der buddhistischen Praxis. Und daher ist das auch ein Hindernis.


    Daher sollte man doch erstmal fragen, was denn unter Religion zu verstehen ist. Für mich ist Religion ganz allgemein die Bindung /Identifizierung mit einem Denkmodell über die Welt - d.h. auch über "den Menschen" und damit gehört auch Psychologie in diesen Bereich.

    Zitat


    Wichtig ist mir allein: Die Praxis (der achtfache Pfad) ist ein empirisch prüfbares System der psychischen Entwicklung. Daran kann man sich orientieren.


    Das ist ja der Trugschluss - woran orientiert man sich denn? An einer definierten Messlatte - genannt empirisch überprüfbar - was ist denn Empirie?
    Was letztlich bleibt ist doch die Empfindung (auch als Erfahrung bezeichnet) "ich fühle mich gut" - "es ist ok, was ich mache."
    Das ist eine egozentrische Sicht und insofern eine Ego-Religion, weil man sich an sein Wohl-Empfinden bindet.


    Soweit ich den Erfinder des Buddhismus verstanden habe, geht es nicht um psychische Entwicklung, sondern um Transformation und darum, die Leerheit aller Erscheinungen, also auch des Selbst zu erkennen und damit auch die Leerheit jeder Messlatte, Bindung und Entwicklung.

    Sherab Yönten:

    Um nochmal zur Aussage von Monika zurückzukommen: Wenn der Mensch nur das Gehirn "zur Verfügung hätte", dann wäre mit dem Hirntod alles vorbei, was folgt wäre ein "Nichts" (=Materialismus).


    Dein Hirn ist dann tot. Und davon mal abgesehen, dass man weder über Hirn noch Körper verfügen kann - es gibt nach dem Tod keinen, der sagen kann "Ich bin jetzt tot".


    Zitat


    Es gäbe keine Wiedergeburt, kein Karma, das dem physischen Tod nachfolgt. Dieses entspricht aber nicht der buddhistischen Sichtweise, wonach eben ein Teil des Bewusstseins nach dem physischen Tod weiter existiert (ich habe bewusst das Wort "Wiedergeburt" vermieden).


    Was du also Buddhismus hier behauptest, ist eine spezielle Konstruktion, um ein Nachfolgesystem bei den Tibetern zu begründen.

    Zitat


    Das mag eine religiöse Sichtweise (für manche scheint Religion ein Schimpfwort zu sein! ) sein, in diesem Zusammenhang ist die Mehrheit der buddhistischen Schulen nach meiner Auffassung aber nun mal "religiös". Man muss das nicht "glauben", viele Buddhisten glauben jedoch diesen Zusammenhang.


    Deshalb macht es keinen Sinn zu diskutieren, weil man mit Gläubigen da keine gemeinsame Ebene finden kann. Du darfst das ja auch glauben. Ich glaube das nicht.

    Zitat


    Ich persönlich finde es sehr problematisch, andere als "selbstüberhöht" zu kritisieren, die diese Sichtweise haben. Abgesehen von fundamentalistischen säkularen Buddhisten geht die Mehrheit der buddhistischen Schulen (Theravada, Mahayana und Vajrayana) davon aus, dass es nach dem physischen Tod in irgendeiner Form weitergeht, auch wenn es hierfür keine neurowissenschaftlichen "Beweise" gibt.


    Das es irgendwie weiter geht, liegt doch daran, dass es Geburt(en) gibt und damit Leiden. Was also weiter geht ist Leiden. Das hat aber mit Bewusstsein nur insofern was zu tun, also Menschen sich ihres Leidens bewusst sein können und nach dem Sinn fragen. Und diese Frage nach dem Sinn ist der Beginn einer religiösen Ansicht.

    Frieden-und-Freude:
    Tychiades:


    Brasington hat ja auch einen ideologischen Überbau für seine Praxis. Auch das label "säkular" ist ein ideologischer Überbau. Praxis und Ideologie (Studium) bedingen sich.


    Ja, jeder hat einen weltanschaulichen Hintergrund. Auch derjenige, der sich weder als "religiös" noch als "säkular" bezeichnet.


    Eine meditative Praxis funktioniert aber unabhängig von dem weltanschaulichen Hintergrund.


    Nein. Sie funktioniert abhängig davon. Und wenn man glaubt, dass ES nicht funktioniert, dann wechselt man z.B. den ideologischen background, vielleicht bastelt man sich selbst einen - oder man wechselt die Praxis, d.h. man sucht sich was anderes. So an Batchelor zu sehen.


    Wenn man aber erkennt, dass man immer eine Art Ideologie oder Weltanschauung hat, dann sieht man dieses Ansichten-Gestrüpp. Und man sieht die Lehre und kann mit dieser Bastelei aufhören.

    Frieden-und-Freude:

    Ich frage mich, ob die Auseinandersetzung zwischen "religiösen" Buddhisten und "säkularen" auch friedlich ablaufen kann.


    Weshalb sollte man sich da auseinander setzen?


    Zitat


    Insofern: Der ideologische Überbau ist für die Praxis irrelevant. Und man könnte diesbezüglich Frieden schließen. Die einen brauchen das eine, die anderen das andere. :)


    Brasington hat ja auch einen ideologischen Überbau für seine Praxis. Auch das label "säkular" ist ein ideologischer Überbau. Praxis und Ideologie (Studium) bedingen sich.

    Sherab Yönten:
    Tychiades:

    Es braucht dazu einen zweiten, einen edlen Freund, dem man vertraut...


    Ist das nicht auch schon eine Art von Einsicht (Weisheit), wenn man dies erkennt?


    Sicher. Nur reicht das nicht hin. Es muss auch der edle Freund gefunden werden und Vertrauen ist ja aufgrund Unwissenheit notwendig. Du musst also auch bereit sein, dich enttäuschen zu lassen und gehst von Illusion zu Illusion. Es gibt eben keine Stütze in dem System "Buddhismus". Auch nicht der edle Freund. Und auch das ist eine Einsicht.

    Sherab Yönten:
    Moosgarten:

    Das hebt alles nicht den Grundwiderspruch auf: Verblendete prüfen verblendet ihre verblendete Sicht. Solange man das nicht klar sieht, gibts auch keinen Ausgang, egal was man sich einredet.


    Durch Erkenntnis der Weisheit wird diese vermeintliche Verblendung (Unwissenheit) komplett beseitigt. Diese Weisheitserkenntnis erkennt man nur in der (Vipassana) Meditation bei einem ruhigen Geist (Shamatha).


    Leider nein. Es ginge nur so, dass du einsiehst und dies wäre dann schon weise, dass du ein verblendetes Wesen bist, der selbst diese Verblendung nicht beseitigen kann. Es braucht dazu einen zweiten, einen edlen Freund, dem man vertraut und der hoffentlich auf andere Weise verblendet ist. Ich fand da diese Parabel vom Blinden und vom Lahmen sehr passend.
    Deshalb weist ja auch der Buddhismus auf den Umgang mit edlen Menschen, als Bedingung für die Aufhebung der Verblendung hin.
    http://www.palikanon.com/angutt/a10_061_070.html#a_x61