Beiträge von Frieden-und-Freude im Thema „Wieso das Streben nach Nirvana?“

    @Varadinno


    In Deinen letzten Beiträgen glaube ich Empörung wahrzunehmen.


    Falls das so ist:
    Ist es der geeignete Geisteszustand, um eine Entscheidung zu treffen?


    Und bist Du der Meinung, dass Deine letzten Beiträge "rechte Rede" darstellen?


    Ist vielleicht doch ein wenig mehr Toleranz und Mitgefühl nötig, gerade gegenüber solchen, die Du als irregeleitet empfindest und die die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen?


    Metta

    Jojo:

    @ Varadinno, wenn du weiter so machst, sperren wir dich.
    Für Diskussionen mit Dir habe ich keine Zeit.


    Bin gerade etwas überrascht: Varadinno war mir bislang überwiegend durch sachliche und kompetente Beiträge aufgefallen.
    Sein letzter Beitrag ist zwar polemisch, aber nach meinem Empfinden gab es im Forum schon viel hefigere Polemiken, die nicht die Ankündigung einer möglichen Sperrung nach sich gezogen haben.


    Oder bezieht sich Deine Aussage auf Diskussionen jenseits der veröffentlichten Beiträge?


    Liebe Grüße
    _()_


    Die Lehrreden des Buddha (Sutta-pitaka) sind ja auf Englisch in guten Übersetzungen und auf Deutsch in Übersetzungen unterschiedlicher Qualität im Internet frei verfügbar.
    Da Du Wissenschaftler bist und Dir das Thema wichtig zu sein scheint, besteht die Möglichkeit, selbst nachzuforschen.


    Jedenfalls gehe auch ich so vor.


    Du könntest also versuchen, anhand der Lehrreden die Hypothesen über "Nirwana" zu falsifizieren, die Dir die Leute in diesem Thread vorgestellt haben.



    "Nirwana" bedeutet in den Lehrreden neben dem Verlöschen von Gier, Aversion und Verblendung bereits in diesem Leben bei einem Arahant natürlich auch ein Ende der Wiedergeburten. Also ein völliges Erlöschen nach dem Tode.


    Der aus meiner Sicht entscheidende Punkt ist aber:
    Für die Praxis kommt es nicht darauf an, ob Du an Wiedergeburt glaubst oder daran, jemals vollständig befreit zu sein von Gier, Aversion und Verblendung. Denn man kann die Befreiung als Prozess verstehen, bei dem jeder einzelne Schritt auf dem Weg heilsam und beglückend ist.


    Für mich ist "Nirwana" eher eine "regulative Idee" im Sinne Kants. Bzw. ein Ideal, an dem man seine Praxis orientieren kann, ohne zu beanspruchen, dieses Ideal jemals vollständig zu "erreichen".
    "Nirwana" selbst als Prozess zu sehen und sich im Hinblick auf das absolute Endziel und auf das Thema "Wiedergeburt" eines Urteils zu enthalten - das ist jetzt aber nur meine eigene Auffassung und Interpretation, die vielleicht für Dich als "Skeptiker" nützlich ist.


    _()_

    @Varadinno
    Ich hatte Dir doch zugestimmt.
    Du hast Deine Praxis und einen guten Lehrer.
    Ich übe daran keine Kritik.


    Bin auch aufgeschlossen und interessiert daran, was Ajahn Sumedho lehrt. Bislang habe ich dazu aber keinen Zugang gefunden. Es hat mich bislang nicht inspiriert.
    (Soweit ich weiß, hat Ajahn Sumedho selbst die Jhanas praktiziert, jedenfalls glaube ich mich daran zu erinnern. Hab aber vergessen, in welchem seiner Vorträge er darüber spricht.)


    Noreply
    Das stimmt natürlich, was Du sagst. Habe nie etwas Gegenteiliges behauptet.


    Die vierte Vertiefung gibt einen Vorgeschmack auf Nirwana.
    Sie ist aber nicht die Befreiung selbst, sondern etwas Vergängliches.
    Das gilt es anschließend zu betrachten und Einsicht zu gewinnen.


    Der Buddha lehrte den achtfachen Pfad. Samma samadhi ist ein Teil davon.
    Er lehrte nicht, sich in Samadhi zu verlieren.
    Er lehrte aber auch keinen siebenfachen Pfad, ohne Samadhi.
    :)


    Ich verabschiede mich für dieses Wochenende aus der Diskussion.
    Zeit zum Loslassen. :)


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    @Varadinno
    Vielen Dank für die ergänzenden Bemerkungen.
    Ganz genau, der Buddha hat die Vertiefungen als ein Instrument gelehrt, um Einsicht zu gewinnen. Und nicht als eine "Droge", um sich "high" zu machen.


    Samadhi als "gut geschliffenes Messer", das man dann auch zum Schneiden benutzen sollte.


    Ein anderer wichtiger Punkt: Die Jhana-Praxis sollte durch Brahmavihara ergänzt werden.


    Und drittens: Nicht für jeden und nicht in jeder Situation sind die Vertiefungen hilfreich. Ein guter Lehrer ist dabei wichtig.


    Ich finde Deine Frage sehr berechtigt.
    Sie beruht aber auf verschiedenen Missverständnissen.


    Welches nun das "richtige" Verständnis ist, darauf werden Dir Anhänger unterschiedlicher buddhistischer Richtungen auch verschiedene Antworten geben, die teilweise übereinstimmen, sich aber auch teilweise widersprechen.


    Aus meiner Sicht möchte ich folgende Punkte betonen:


    1. "Nirwana" bedeutet eben nicht "unendliche Auslöschung des Bewusstseins", sondern ein Erlöschen von Gier, Aversion und Verblendung.


    2. Das Erlöschen von Gier, Aversion und Verblendung ist für den Praktizierenden des achtfachen Pfades ein PROZESS, der bei jedem Schritt auf dem Weg heilsame Wirkungen hat. Ob Du auf dem Weg voranschreitest und eine für Dich geeignete Praxis ausübst, lässt sich (langfristig) daran erkennen, ob dukkha reduziert wird und sich stattdessen mehr innerer Frieden und ruhige Heiterkeit entwickeln.


    3. Wie bei vielen anderen Dingen im Leben, kann man zwar vieles dafür tun, um das "Ziel" zu erreichen, aber eine Mentalität des "Das-Endziel-haben-Wollens" ist dabei hinderlich. Es wird geübt im Hier und Jetzt, ohne Fixierung auf irgendwelche Ziele.


    4. Einen Geisteszustand, in dem (für eine begrenzte Zeit) Gier und Aversion vollständig aufgehoben sind, erfährst Du in der vierten meditativen Vertiefung (Jhana, samma samadhi).
    Im sutta-pitaka kannst Du nachlesen, dass der Buddha immer und immer wieder die Jhanas als zentralen Bestandteil der Praxis betont hat.
    Es gibt dafür verschiedene gute Gründe.
    (Ich möchte aber auch hinzufügen, dass diese Auffassung heutzutage eher eine Minderheitsmeinung ist, da die meisten Buddhisten andere Formen von Meditation praktizieren. Doch ganz gleich, welche "Methode" praktiziert wird, können Vertiefungen bei hinreichender Konzentration jederzeit spontan eintreten.)


    Aus meiner Sicht kann man ein entscheidendes Argument für eine Praxis der meditativen Vertiefungen so formulieren: Ohne den Geisteszustand in der vierten meditativen Vertiefung selbst erfahren zu haben, lässt sich nicht wirklich innerlich-intuitiv verstehen, was ein Geisteszustand bedeutet, der frei ist von Gier und Aversion.


    Und zwar bedeutet es:


    5. einen tiefen inneren Frieden und eine Gleichmut, die zwar jenseits von "angenehmen" und "unangenehmen" Gefühlen sind, dennoch aber als eigentliche Befreiung und als höchstes Glück wahrgenommen werden.


    Das klingt paradox und lässt sich in Worten gar nicht adäquat beschreiben. Es muss erfahren werden. Und wenn Du es erfährst, verschwinden die Missverständnisse im Hinblick auf "Nirwana". Die meditativen Vertiefungen sind also gerade auch ein Instrument für Einsicht.


    Falls Du diesen Weg gehen möchtest, um es selbst zu erfahren: Für mich waren und sind dabei die Erläuterungen in der Tradition von Ayya Khema und in der Tradition von Ajahn Chah (vermittelt durch Ajahn Brahm) sehr hilfreich. Dieser Weg erfordert aber, ebenso wie viele andere auch, viel Geduld. Und es ist wichtig, das "Ziel" und die "Mittel" zwar zu kennen, aber die Mentalität des Haben-Wollens dabei loszulassen.


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