Beiträge von void im Thema „Was hindert einen Menschen daran, im Augenblick anzukommen?“

    Könntest Du hier mal ein konkretes Beispiel nennen, in dem der Unterschied ersichtlich wird?

    Im Zen ist es ja so dass die Geisteshaltung der Achtsamkeit nicht beim Sitzen aufhört, sondern in alle Tätigkeiten hinein wirkt, also wie man die Teeschale hinstellt, wie man Tee eingießt und wie man sich zueinander verhält. Und auf dieser Basis kann man sich auch unterhalten. Neben dem Inhalt ist da also stetig ein Beziehungsband auf der Beziehungsebene vorhanden. Wenn das dann zufällig zerreißt und nur mehr Gespräch ohne Präsenz und Zugewandheit da ist, ist das spürbar. In einem Forum dagegen ist es umgekehrt. Da ist das zerisssene Band ( eine inhaltszentrierte Kommunikation)

    häufig und eine funktionierende Kommunikation auf einer Beziehungsebene schwieriger und seltener. Wenn man sich persönlich kennt oder online sehr lange kennt geht es eher.

    Ich sehe den Punkt, den sati-zen meint. In einem Zendō wird eine Geisteshaltung kultiviert, bei der man eher auf das Konkrete, Basale gestoßen wird. Während ein Onlineforum dazu tendiert, dass man möglichst abstrakt und theoretisch diskutiert. Und dabei setzt sich der Intelligente, der Gebildete und der Wortmächtige oft gegenüber dem Zurückhaltenden durch, der die großen Worte scheut.

    Während beim Sitzen die diskursiven Gedanken zur Ruhe kommen und der Kopf gegenüber dem Körper unwichtig wird, ist so ein Forum ein Ort wo Köpfe ohne Körper sind. Von daher gibt es da naturgemäß einen Spalt.

    Genau, die Entwicklung des Egos und damit die Abgrenzung von Mutter/Vater ist ein ganz entscheidender Entwicklungsschritt. Nach der Pubertät wird das Ego auf dem Weg zum Erwachsenen in der Regel wieder heruntergefahren.


    Meist bleiben Reste des Egos und der Verstrickung mit den Eltern bestehen, da helfen dann Therapie und der Buddha weiter...


    Liebe Grüße, Aravind.

    Wir müssen das die Begriffe klären.


    Unter "Ego" würde ich buddhistisch, das Anhaften an einen Selbst verstehen. Damit muss keinerlei Selbstkonzept und keiner Refektion verbunden sein. Auch das diffuse, unbegrenzte Wollen eines Säuglings, also wenn nach der Brust scheit oder heult, ist das ein Ausdruck seines Wollen- also Ego.


    Das was man, wenn man geistig reift ( also "aus dem Paradies vertrieben wird") und wo man sich von den Eltern abgrenzt, ist dagegen das was Freud als das "Ich" bezeichnet. Dazu gehört, dass man ein Konzept von sich selber und den eignen Bedüfnisse hat und diese gegenüber der Umwelt und anderen Personen abgrenzen kann. Freud hat das "Ich" auch das Realitätsprinzip genannt. Von daher ist das "Realitätsprinzip" buddhitisch gesehen vielleicht gar nicht als "Anhaften an einem Selbst" zu sehen, sondern als eine Relativieren dieses Anhaftens. Wo man dann eigene Wünsche auch fallenlassen kann, auch wenn sie ganz dringend erscheinen.


    Es muss also neimals Ego ( Gier, hass, Verblendung) aufgebaut werden und ich sehe auch nicht, wo das sinnvoll wäre. Umgekehrt ist auch eine "Regression zum Säugling" zwar etwas, wo zwar Ich-Konzepte und Selsbtwahrnhmung flöten gehen, aber nicht unbendingt das Ego. Im Gegenteil ist man als Säugling dem eignen Wollen schutzlos ausgliefert, weil man es nicht reflektieren und sich nicht davon distanzieren kann.

    Der Augenblick oder das "Hier und Jetzt" ist doch ebenso eine Illusion wie die Gegenwart oder die Zukunft!

    Es gibt weder ein aus sich heraus existierendes "Hier" (Raum) noch ein aus sich heraus existierendes "Jetzt" (Zeit).

    Man findet beides nicht, wenn man danach suchen würde :)

    Wenn man nach einem inhärent exitenten jetzt suchen würde, dass man klar von Vergangenheit und Zukunft abgrenzen kann, wird man das nicht finden. Aber was es gibt ist eine "Handlung des Erinnerns" oder eine "Handlung des Planens". Und diese Handlungen unterscheiden sich von Warnehmungsvorgängen die sich auf unmittelbar Gegebenes richten. Wasser auf der Haut zu fühlen ist einfach was anderes als sich an das Gefühl von Wasser auf der Haut zu erinnern. Das es diesen Unterschied gibt, macht aus aus dem "Jetzt" nichts aus sich selbst Existierendes.

    Danke dass du daran erinnerst. Leben im Augenblick hat nicht den Zweck die Wahrnehmungen besser genießen zu können, es ist überhaupt nur in Losgelöstheit möglich. Identifikation und Begehren der Objekte bedeutet in der Zeit zu leben und unter dem Fluss der Veränderungen mal zu genießen, mal zu leiden. "Hier und Jetzt" ist ein transzendenter Zustand, jedenfalls ist das mein begrifflicher Zugang dazu. Der Tod ist dann nur die logische Folge der Vergänglichkeit und ändert nichts grundlegendes.


    Manchmal hört man dass die Tiere im Augenblick leben, aber das tun sie meines Erachtens nicht wirklich, ihr Augenblick ist ganz an die momentane Wahrnehmung gebunden von der sie abhängig sind, was Begehren, Angst usw. hervorruft.


    Es ist die Frage, was man unter diesem "Hier und Jetzt" genau versteht.


    Einerseits kann man ja darunter den Zustand verstehen, in dem viele einfache Tiere kenne, die weder viel planen noch viel erinnern. So ein Zustand ist natürlich mit Gier und Hass vereinbar. Auch Menschen mit starken psychischen Beinträchtigungen sind stärker auf das "Hier und Jetzt" beschränkt. Eine Einfalt die einerseits starke Beinträchtigung aber auch eine Sorgenfreheit bedeuten kann.


    Da müsste man dann ganz klar sagen, dass es im Buddhismus nicht darum gehen kann, zu so einer Einfalt ("sanfte Verblödung") zu finden . Sondern das "Hier und Jetzt" ist nur deswegen wichtig, weil man das Entstehen von Gier, Hass und Verblendung aufdecken und damit beenden kann.


    Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass der Begriff "Hier und Jetzt" sehr oft nicht einfach nur für Sammlung sondern bereits für "rechte Sammlung" ( also als "transzendenter Zustand" wie du das nennst) verwendet wird. Die Denkweise ist her die, das Gier und Hass bereits Impulse sind, die uns aus dem "Hier und Jetzt" herausreissen, das "Hier und Jetzt" also eine ohne Verblndungen aufgefasst wird, und so nahezu ununterschiedbar von Befreiung wird. Nur wenn man von solchen Definitionen ausgeht, kann man in Zen zu Aussagen kommen, wo das Sitzen selbst mit Buddhaschaft assoziiert wird.


    Wenn man "Sammlung" mit "rechter Sammlung" implizit gleichsetzt, kann das zu großen Problemen führen.

    Der Geist ( und seine Zustände wie Angst, Freude, Wut) ist in der Evolution dazu entstanden, um das Überlebenden zu sichern. Und das tut man indem man ständig auf das schaut was man Fressen will und das was einen Fressen will. Die Gazellen, die das nicht gemacht haben uns sich stattdessen verzückt an der Schönheit der Blume erfreut haben, hat der Löwe gefressen.


    Buddhistisch würde man das so ausdrücken, dass der Lebensdurst (Tanha, Tṛṣṇā) die Quelle all der Unruhe ist.