Nach der Diskussion gestern zum Thema, halte ich es für sinnvoll diesen Thread weiter zu ergänzen. Der Begriff "Anatta" und seine Bedeutung soll ja auf einen Umstand der Realität verweisen.
Ich habe hierzu ein paar weitere Zitate zusammengetragen.
Zitat Buddha erstellte verschiedene Gliederungen der bedingten Erscheinungen, so daß Zuhörer mit unterschiedlichen Neigungen davon profitieren konnten. Einige verstehen die achtzehn Elemente klar, andere die fünf Daseinsgruppen. Wie auch immer, was wir verstehen müssen, so wie es auch Sela verstand, ist daß keines dieser Dinge "ich" enthält oder "mein" oder "Ich selbst". All diese Erscheinungen - die Daseinsgruppen, die Elemente, die Sphären entstehen aufgrund bestimmter Bedingungen, und wenn diese Bedingungen enden, haben natürlicherweise auch die Daseinsgruppen ein Ende. Wenn die treibende Kraft der jeweiligen Ursachen verbraucht ist, hört all das, was wir irrtümlicherweise für "ich" oder "mein" gehalten haben mit all seinen Aspekten auf. So erkennen wir mit Sela, daß es nirgendwo ein wirkliches, unabhängiges oder bleibendes "Ich" gibt, das die Kraft besitzt, sich selbst zu schaffen und zu erhalten. Es existiert nur die Vorstellung "ich bin", die durch Unwissen bedingt ist, d.h. durch unsere Unfähigkeit Geist-und-Körper so zu sehen wie sie wirklich sind, nämlich als unpersönliche Prozesse. Die Idee vom "ich" ist wesenlos und bedingt durch Ursachen; auch sie ist von Natur aus unbeständig, und verschwindet ganz, wenn Unwissen und andere Bedingungen ausgerottet sind. Dann ist man ein Arahat.
Die Anatta
Zitat 1.4.4. Die Lehre der Vernichtung (Ucchedavādo): Ansichten 51 - 57
„Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Zerstörung behaupten, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung ankünden, nach sieben Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten Zerstörung, künden des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an, nach sieben Urständen?
(1) „Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: Da ja doch dieses Selbst formhaft, aus den vier Hauptstoffen entstanden ist, von Vater und Mutter gezeugt wird, so geht es bei der Auflösung des Leibes zugrunde, geht verloren, besteht nicht mehr nach dem Tode; daher fällt denn also dieses Selbst völliger Vernichtung anheim. Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.
Zitat (2) „Einem solchen entgegnet nun ein anderer: Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst: ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, ein himmlisches, formhaftes, nach Lust umherschweifendes, das an der körperlichen Speise teilnimmt. Das kennst du nicht und siehst es nicht während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen. Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.
Zitat (4) „Einem solchen entgegnet nun ein anderer: Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anders Selbst, das nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken 'Grenzenlos ist der Raum' das Reich des unbegrenzten Raumes erreicht. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen. Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.
Zitat „Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Zerstörung, künden des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an, nach den sieben Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Zerstörung behauptet, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung ankündet, ein jeder solche tut es nach eben diesen sieben Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.
- „Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: 'Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.' Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete.
„Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zugewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag.
Digha Nikaya 1.4
Weil das Verständnis von anatta zentral und mitunter mühsam ist, kann es hilfreich sein, präsentierte Vorstellungen mit Aussagen im PK dazu abzugleichen.
Was unmöglich erscheint: dass der Begriff & damit die Bedeutung so umfassend gemeint ist, ist genauso. Da ist bedingtes Entstehen. Etwas lediglich Prozesshaftes, Sachliches, Unpersönliches. Was da so empfunden wird, was da so vorgestellt wird, das ist leer. Leer von dem, wofür man etwas unwissenderweise hält/davon denkt/hierüber annimmt.
Beispielsweise ist eine Vorstellung der Wirtschaftstheorie: "der Markt" (wie im anderen Thread benutzt) eine leere Vorstellung. Sicher gibt es so einen Markt nicht, der aus sich heraus etwas bewirkt. Ihn dennoch voraussetzend, nimmt man aber zB an: Dass der Markt sich auch selber regulieren könnte und solche Sachen.
Genauso ist auch ein GeldStück leer von dem, wofür man ein GeldStück hält. Es ist da ein "wofür?" ja nur im Auge des Betrachters. Da ist am Ende einfach ein geformtes Ding aus einem bestimmten Material.
Es geht in meinen Augen, (in der Gesellschaft eher wohl nur aspekthaftes) anatta Verständnis besitzend, nicht darum, die weltlichen und immer auch eigenen Bedeutungen der Dinge abzulehnen, sondern sie klar in den Dingen und auch in den eigenen Vorstellungen zu erkennen. Das heisst für mich dann wieder: IchIllusion mindestens aspekthaft zu erkennen, anatta zu erkennen. Und damit eben die Dinge und auch die Menschen um mich herum, bedingt besser zu verstehen.