Beiträge von --- im Thema „Wie sehr muss man im Buddhismus glauben?“

    Naja, die säkularen Buddhisten würden da Karma und Reinkarnation als kulturelles Beiwerk betrachten. Aber selbst dann brauch ich noch Glaube daran/Vertrauen darauf, das es so was wie Erwachen gibt, das es einen Weg dahin gibt.

    Lieber Daoist,


    ich würde sagen säkulare Buddhisten sind Buddhisten, aber sie folgen nicht dem Buddha-Dharma. Deswegen werden sie auch niemals einen Pfad erlangen können.


    :rad:

    Aus meiner (Außen)-Sicht bleibt aber die Frage: Ist dieser Prozeß der Gewißwerdung nicht doch der eines Glaubens, eines Anvertrauens an Lehrer und Lehre, ist er wirklich einer des Wissens (Gibt es so was wie letzgültiges Wissen überhaupt?)?

    Lieber Daoist,


    eine sehr interessante Frage und womöglich gäbe es zahlreiche Antworten darauf. Wer sollte es wagen können, eine allgemeingültige Antwort zu behaupten? Ich nicht.

    1. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle Glauben setzen. (implizierenden Verneinung)

    2. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle Gewissheit setzen. (implizierenden Verneinung)

    3. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle nichts setzen. (nicht-implizierenden Verneinung)


    Mir gefällt am besten Option 3. Jedoch fragt man sich dann vielleicht 'Was treibt dann aber die Praxis an, wenn nur Zweifel wegfällt, nichts aber an dessen Stelle tritt?'

    Darauf würde ich antworten: 'der Entschluss, der lange Zeit vorher getroffen würde.'

    'Da dieser aber auf das Ziel zeigt, bedarf es doch Handlungen, um dahin zu kommen und was ist dann die Basis dieser Handlungen, wenn es nicht der Glaube daran ist?'

    Darauf würde ich antworten: 'die Leerheit, die bleibt, wenn man den Zweifel wegnimmt, aber an dessen freigewordene Stelle nichts gesetzt wird.'

    Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Leerheit neben dem 'Loswerden des Zweifels', das zweite Merkmal des Stromeintritts definiert. Im Theravada etwas eingeschränkter, im Mahayana des mittleren Weges etwas umfassender.


    Option 2 fände ich in negativer Form, also als nicht-implizierenden Verneinung auch noch akzeptabel, weil das was 'Gewissheit' genannt wird durchaus auch als geläuterte Form des Entschlusses gedacht werden kann, so dass die Gewissheit gar nicht an die freigewordene Stelle des beseitigten Zweifels gesetzt werden muss.


    _()_


    Lieber Grashuepfer,


    das gilt auch für den Pfad des indo-tibetischen Mahayana, nicht nur Theravada.


    Es gilt zu unterscheiden zwischen der Abwesenheit von Zweifel im Sinne einer nicht-implizierenden Verneinung und der Abwesenheit von Zweifel im Sinne einer implizierenden Verneinung. Du verstehtst offensichtlich 'Zweifel loswerden' auf letztere Art, während ich - aus der Perspektive des mittleren Weges, nicht aus der Perspektive von Theravada - 'Zweifel loswerden' auf erstere Art verstehe.


    Es ist mir auch vollkommen unmöglich ein Fanatiker zu sein, weil ich den mitteren Weg praktiziere.

    Wenn mein sprachlicher Ausdruck kompromisslos auf dich wirkt dann vermutlich deshalb, weil du nicht den mittleren Weg praktizierst oder zumindest nicht in dem Sinne wie ich ihn praktiziere.

    Der zweite Teil meines Satzes oben versteht sich im Kontext meines Ekayana-Konzepts so, dass man halt verschiedenen Arten von gelehrtem Budddha-Dharma folgen kann und ich davon ausgehe, dass es sicherlich Arten gibt, die gar keinen Stromeintritt lehren oder die ihn lehren, aber vielleicht gar nichts zu Zweifel sagen.


    _()_

    Also ich weiß nicht - einerseits ist ein gewisses Vertrauen in die Lehre sicherlich sehr wichtig. Aber Zweifel loswerden? Das klingt für mich nach einem Paradies für Fanatiker.

    Lieber Grashuepfer,


    'Zweifel loswerden' ist ein Merkmal des Stromeintritts, zumindest für jene, die einem bestimmten gelehrten Buddha-Dharma folgen. :rad:

    Liebe(r) dukkha,


    vielleicht müsste die Frage auch lauten: kann man im Buddhismus Zweifel loswerden?


    Die Frage nach 'glauben müssen' zielt ja ab auf die Aneignung zu bestätigender Ideen. Aber im Buddhismus geht's eigentlich doch immer mehr darum, Phänomene loszuwerden, die Unwohlsein verursachen ... wie z.B. Zweifel.


    :rose:


    Liebe(r) dukkha,


    in der Welt ist das Vertrauen in Verstand und Logik groß. Deshalb sind wir alle konditioniert, den Einflüsterungen von Verstand und Logik Glauben (!!) zu schenken


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    Liebe(r) dukkha,


    im Buddhismus muss man fast gar nichts glauben, sondern kann sich ausschließlich auf sein eigenes Erkennen verlassen. Die Rede an die Kālāmer ist der Beweis:

    Zitat

    ...

    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, (*1) nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben.

    ...

    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.

    Die Rede an die Kālāmer


    Warum 'fast gar nichts'? Weil es da heißt 'werden von Verständigen getadelt' und 'werden von den Verständigen gepriesen' und woher sollte man wissen, wer ein Verständiger ist, wenn man es nicht glaubt?