Vielleicht nochmal wegen Anfang und Ende von Samsara und des abhängigen Entstehens:
In Majjhima Nikāya 63 hat der Buddha meinem Verständnis nach nicht gesagt, dass Samsara einen Anfang hat:
Zitat 6. " Māluṅkyāputta, wenn die Ansicht besteht 'die Welt ist ewig', kann das heilige Leben nicht gelebt werden; und wenn die Ansicht besteht 'die Welt ist nicht ewig', kann das heilige Leben nicht gelebt werden. Ob nun die Ansicht besteht 'die Welt ist ewig' oder die Ansicht 'die Welt ist nicht ewig', es gibt Geburt, es gibt Altern, es gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung, deren Vernichtung ich hier und jetzt erkläre [1]."
Hallo lieber Rudolf.
Ja, sehe ich auch so. Meine Position war ja die Entgegengesetzte, nämlich dass Samsara und abhängiges Entstehen ohne Anfang ist.
Ich habe aber auch gesagt, dass Samsara und abhängiges Entstehen ohne Ende ist. Und dazu sagt der Buddha in dieser Sutta, dass er weder erklärt hat, dass die Welt ewig ist, noch sagt er, sie ist nicht ewig. Also über Ende und Nicht-Ende macht er keine Aussagen.
Ist natürlich die Frage was hier mit "Welt" gemeint ist. Samsara insgesamt? Ich weiß es nicht.
Und was ich auch sehr wichtig finde, er sagt dass diese Fragen nicht zur Befreiung führen. Ende oder Nicht-Ende der Welt ist nicht wichtig bei der Frage nach Befreiung und dem Weg der Befreiung.
Ich wollte mit dieser Sutta auch erreichen, dass wir uns hier nicht zu sehr in solchen Fragen verlieren.
Ich habe auch geschrieben, dass ich mir bei der Frage von Anfang und Ende von Samsara und bedingtem Entstehen nicht sicher bin.
Das sind alles nur Vorstellungen von mir. Ich sehe das nicht mit eigenen Augen. Es ist pure Spekulation von mir.
Der wichtige Punkt war für mich die Aussage von mir, dass bedingtes Entstehen sich selbst bedingt. Und dabei bleibe ich ersteinmal. Ob es da nun einen ersten Anfang des bedingten Entstehens gibt oder nicht, sehe ich in der Frage für mich nicht so wichtig. Hätte ich mir auch sparen können das ins Spiel zu bringen.
Man könnte natürlich sagen Unwissenheit bedingt das bedingte Entstehen. Aber Unwissenheit ist ja auch Teil des bedingten Entstehens.
Ist wohl die Frage wie man bedingtes Entstehen auffasst. Wenn man es wirklich nur als Kette sieht, dann steht Unwissenheit bei vielen Versionen am Anfang. Von daher kann man natürlich sagen Unwissenheit bedingt das bedingte Entstehen, weil es die erste Ursache ist. Aber was bedingt dann Unwissenheit?
In Majjhima Nikāya 9 am Ende wird gesagt, dass die Triebe Unwissenheit bedingen und Unwissenheit die Triebe bedingt. Das wäre dann der erste Anfang wenn man es nur kettenförmig und monokausal-linear sieht.
Ist für mich die Frage ob es so linear aufgebaut ist, in der Realität. Wenn ich mir die für mich mit meinen Sinnen erfahrbare Natur ansehe, ist da alles auch sehr komplex und nicht nur eine Bedingung bedingt das Nächste, sondern viele Bedingungen bedingen gleichzeitig viele andere Bedingungen. Es ist nicht nur linear und kettenförmig aufgebaut, obwohl es natürlich gleichzeitig auch Verkettungen gibt.
Die 12gliedrige Kette des bedingten Entstehens oder andere Beschreibungen die versuchen die allgemeine Bedingtheit sichtbar zu machen, sind also vielleicht auch nur Modelle die versuchen etwas Komplexes bildlich zu veranschaulichen. So wie es auch schon im Gespräch mit Spock Thema war.
Aber wenn man das bedingte Entstehen nur als Kette sieht, wäre wohl das Zusammenspiel von Trieben und Unwissenheit, die sich gegenseitig bedingen, das erste Glied welches dann zum nächsten führt.
Da aber Unwissenheit auch Teil der 12er Kette des bedingten Entstehens ist, finde ich meine Aussage "bedingtes Entstehen bedingt sich selbst" grundsätzlich nicht falsch.
...
Dieses ewig und nicht ewig ist dasselbe wie Existenz und Nicht-Existenz im Kaccayanagotta Sutta.
...
Dass es dasselbe ist, würde ich nicht sagen.
Etwas Ewiges hat kein Ende. Man könnte also sagen, es gibt endloses Sein oder auch endloses Nichtsein.
Etwas Nichtewiges hat ein Ende. Man könnte also sagen, es gibt endliches Sein oder endliches Nichtsein.
Da aber Sein und Nichtsein Illusionen sind, machen auch die Kategorien ewig und nicht ewig keinen Sinn.
Wenn du das meinst, bin ich dabei.
...
Das Denken in ewige und nicht ewige Welt ist nicht im Einklang mit dem bedingten Entstehen: diese wenn - dann Beziehung.
...
Hier kann ich leider nicht ganz folgen.
Wenn es nur um eine "wenn - dann Beziehung" geht, kann ich mir diese ewig vorstellen. Dass es ewig so weitergeht.
Ich kann es mir aber auch nicht-ewig vorstellen. Dass diese "wenn - dann Beziehung" irgendwann ein Ende hat.
...
Das bedingte Entstehen kann natürlich keinen Anfang haben: denn hätte es einen Anfang, wäre es ja zu diesem Zeitpunkt nicht bedingt.
Na dann sind wir in Bezug auf den Anfang ja einer Meinung.
Gestern schriebst du noch:
...
Wenn etwas keinen Anfang hat: wie kann das bedingt sein?
Bedingt durch sich selbst geht nicht.
Oder ist es doch wahr was Freiherr von Münchhausen erzählt?
"Gleichwohl sprang ich auch zum zweiten Male noch zu kurz und fiel nicht weit vom andern Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloß, wieder herausgezogen hätte"
Alles anzeigen
Aber vielleicht verstehe ich dich auch falsch.
Einen schönen Tag noch.
Liebe Grüße