Beiträge von Fridolin im Thema „Zweifel?“

    Es ist mir ein besonderes Anliegen, mich für die sehr zahlreichen und perspektivisch vielfältigen Antworten und Anregungen zu bedanken. Auch das Gesprächsklima innerhalb des Threads fand ich bemerkenswert positiv.


    Ein Extra-Dankeschön Leonie für den Hinweis auf „den großen Zweifel“ im Zen, woraufhin sich Tai , void und Sudhana einbrachten.


    Zen legt damit erneut eine Eigenständigkeit und Radikalität an den Tag, die mich von Anbeginn so fasziniert hat.

    (…)


    Der 'grosse Zweifel' daigi 大疑 steht ebenfalls nicht für ein "Bezweifeln", sondern für die äußerste, ins Extrem getriebene Anstrengung, zu erwachen. Die 'große Frage von Leben-und-Tod' zu klären. Um auf mein voriges Posting zurückzugreifen - es ist der Schritt vom bloßen Vertrauen zum Wissen.


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    Sudhana

    Eigentlich wollte ich dir nur mitteilen, dass ich mir das Kapitel „daigi“ / Shōbōgenzō zum Nachlesen bereitgelegt habe, da bemerke ich doch, dass ich in meiner Erinnerung daigo „Das große Erwachen“ hatte und eben dieses Kapitel zum Nachlesen bereitliegt.

    Ich habe also daigi mit daigo verwechselt und werde dennoch das daigo Kapitel lesen und dann hoffentlich erkennen, ob es da Bezugspunkte gibt zwischen daigi und daigo.


    Frage: Wird daigi im Shōbōgenzō thematisiert? Wenn ja, wäre ich über Kapitelangabe (ich nutze Kristkeitz Ausgabe) dankbar.

    Vielleicht, weil das für alle Widerstände gilt, nicht nur für Zweifel.

    Ja, so sehe ich das auch. Womit ich mir schwer tue, ist, dieses bis in die kleinsten Verästelungen hinein analysieren.


    User Sunu hat das in einem parallelen Thread (in meinen Augen) sehr gut benannt/beschrieben:

    Zitat

    Das sind so Begrifflichkeiten (…) mit denen ich nichts anfangen kann. Mir stehen solche Kategorien und Benennungen im Weg. Da würde ich vlt. da sitzen und mir Gedanken darüber machen, wo ich mich ggf. gerade befinde... Oder ob dieses Erleben jetzt das oder jenes ist. Würde mich aber kein Stück weiter bringen. Im Gegenteil, je mehr ich von solchen Kategorien und Benennungen ablasse , desto freier der Geist. (Verspricht buddhistische Meditation zu viel?)

    Entschuldige Sunu, ich möchte dich hiermit nicht in den Thread hineinziehen, sondern dein Beitrag soll einfach ein Ausdruck dafür sein, dass diese Erfahrung vielleicht unter Praktizierenden häufiger auftritt.

    Ich teile im Übrigen deine Ansicht.


    Wir reden in diesem Thread von vicikiccha als formales Hindernis (pañca nivāraṇa / pañca nīvaraṇāni). Kann ein solches Hindernis nicht seinerseits zu einem weiteren Hindernis werden? Wir hatten hier Beiträge, die verschiedene Ansichten enthielten, welche Zweifel als unheilsam/heilsam oder neutral gelten. Diese Einteilung richtig durchführen zu können, kann doch als neues Hindernis gesehen werden?


    Wer mag dazu mal seine Erfahrungen mitteilen? Für wen ist die „Feinanalyse“ (Zweifel, statt nur von Widerstand zu sprechen) hilfreich?

    Hängt das mit einem speziellen/traditionsgemäßen Umgang zusammen? Also einer Annahme, dass erst die „vollumfängliche“ Analyse ein späteres Auflösen des Hindernisses ermöglicht? So würde ich das zumindest für die Theravada Praxis vermuten, mit der ich mich überhaupt nicht auskenne.


    Wie im Zen mit Zweifel umgegangen wird, würde mich auch interessieren?

    Mein gegenwärtiges Verständnis: Ich habe den Eindruck, dass Zweifel zu Beginn eher negiert (im Sinne von missachten) werden. Das zugrundeliegende Verständnis könnte lauten: Zunehmende Praxis lässt Nicht-Zweifel entstehen?


    Leonie

    (Danke für den Link „der große Zweifel“ Zweifel? Ich werde den Text nun lesen)

    Vor paar Jahren, habe ich mal einen Thread eröffnet, wo es um meine "Zweifel" ging, die sich aber nicht konkret auf Lehrsätze bezogen aus dem Buddha-Dhamma, sondern vielmehr aus einem existenzielen-univeralen Blickpunkt:


    Ich habe gerade eine Doku über denn Buddhismus angeschaut und mich überfiel kurz das "Absurde"... Orange-gekleidete, glatzköpfige Männer die irgendwelche Textlaute murmeln, im Hintergrund das "unendliche" Universum, komplett unerforscht, gewaltig, mortalisch und riesig. Wie Absurd und kleinlich es aussehen mag aus dem Blickpunkt des Universums, irgendwelche Tiere (Menschen) anzuschauen die "Erleuchtet" werden wollen.


    Das war nur ein Gedanke, und die Frage ist eigentlich wie der Titel es schon sagt, Was wäre denn eigentlich wenn der Buddhismus, kompletter Unsinn wäre.

    Hallo Stawrogin,

    herzlichen Dank für deine Idee, ein „Update“ eines älteren Beitrages von dir hier zu posten.

    Deine Frage: Was wäre, wenn der komplette Buddhismus Unsinn wäre? beschreibt wohl den größtmöglichen Zweifel, den man haben kann?

    Käme bei der Beantwortung auch nur ein Ja zustande, was würde dies in mir auslösen? Absolute Hoffnungslosigkeit? Wer oder was soll/kann mich nun noch retten?


    Der Thread hat bisher schon auf sehr vielfältige Weise, Zweifel zu beleuchten und zu untersuchen versucht. Was mich überrascht, ist, dass in diesem Zusammenhang noch nicht die „Angst“ als -meiner Meinung nach- zugrundeliegende Wirkebene identifiziert worden ist.

    Meine These lautet:

    Zweifel ist eine Form kanalisierter Angst.


    Zitat

    Meiner Meinung nach rühren Zweifel immer aus Unwissenheit, je mehr Du dich mit der Lehre beschäftigst, ob auf theoretischer oder auf der Praxis-Ebene, desto weniger werden sie.

    Deiner Analyse, was Zweifel reduziert, stimme ich zu.

    Nur mit der Unwissenheit... da bin ich nicht bei dir. Ungewissheit, ja, da würde bei mir das erste Zustimmungsnicken einsetzen.

    Aber auch bei der Ungewissheit, sehe ich wieder die „kanalisierte Angst.“


    Aus meinem Geschriebenen würde ich daher ableiten: Je größer der Zweifel, desto weniger Kanalisierung der Angst.

    Deine Formulierung „Das Leiden muss bis zum Ende ausgelebt werden, ...“ stößt bei mir auf Widerstand. Die dritte edle Wahrheit handelt doch schon vom Beenden des Leidens und wofür bedürfte es der vierten edlen Wahrheit (8 achtgliedrige Pfad), wenn es letztlich nur um maximale Leidensfähigkeit gehen würde, die erst eine umfängliche Befreiung ermöglichen würde? Wäre das nicht eine sehr wenig Mut machende Lehre?

    Entschuldige, ich denke, ich habe dich da komplett falsch verstanden, oder?

    Ausnahmsweise eine Direkte Antwort.

    Das mit dem NICHT Anfängerbereich war notwendig weil das was ich geschrieben habe Anfänger wirklich abschreckend erschrecken kann, kann.

    Ellviral,

    entschuldige bitte meine sehr verzögerte Antwort. Ich habe einen Rat angenommen und ein wenig auf der „stillen Treppe“ pausiert.


    Zuallererst ein Extra-Dankeschön, weil du dir eine „direkte Antwort“ auferlegt hast und Deinen Warnhinweis für Anfänger, den habe ich nun verstanden. Ob er allgemein auf ‚Anfänger‘ so abschreckend wirkt, wie von Dir befürchtet?

    Zumindest könnte ein(e) LehrerIn dahingehend eine Stütze sein.

    Wobei mir da direkt die Frage auf der Zunge läge, ob der/die Verständige dann den Adepten eher durch die ‚Tiefe‘ des Zweifels begleiten würde oder er/sie eher den Fokus auf Reduktion des Zweifels legen würde?

    Aber wahrscheinlich ist das von mir zu sehr vergleichend gedacht in Richtung „Psychotherapie“?


    Wobei ich extra betonen möchte, dass ich wahrgenommen habe, dass du ‚Autodidakt‘ bist, der die Lehre -auf sich allein gestellt- durchdrungen hat.

    Zitat

    Das es Widerstand bei Dir auslöst ist mir vollkommen bewusst, Du wirst nicht der einzige sein.

    (…) Alle beschäftigen sich mit meinem Zweifel an Buddha, der Heilsgängergemeinde und der Lehre. Ich habe gegen mein Verstehen wollen gekämpft. die ganze Zeit hab ich mich mit den Schriften und Aussagen des Buddhismus beschäftigt. Habe alles in mein Leben eingebaut was irgendwie geht und vieles verworfen. (…)

    Was will ich dir sagen, ganz einfach: Du wirst dich nicht vor den Lehren des Buddha drücken, bis zum Erbrechen wirst Du sie prüfen mit deinem Leben bis es endlich Dein Leben wird.

    Das ist glaube ich ein Punkt, der dir und anderen (mir auch) ganz wichtig zu sein scheint, nämlich die Verbindung zum eigenen Leben zu schaffen - permanent.


    Spock hat in Beitrag#57 davon geschrieben, Niemand hat es mit Beitrag #60 aufgegriffen und in eigenen Worten beschrieben, so dass ich mich darin auch sehr gut wiederfinden konnte.

    --- hat (wohlwollend) einen Fingerzeig eingeworfen. Ich verstehe ihn so, dass er konsequent auf die ‚Gesamtwegstrecke‘ verweist, während Spock und ich (so mein Eindruck!) zum Beispiel den ‚Weg‘ in kleinere Abschnitte einteilen (wollen).

    Einfach aus der Erfahrung heraus, dass es uns „gut tut“. Nicht wahr, Spock ? (Falls ich dich völlig falsch beschrieben habe, dann lösch bitte einfach lautlos deinen Namen raus :grinsen::lol:)


    Ellviral, galt für dich auch eher „kleine Abschnitte“, weil kleinere Ziele = kleinere Zweifel?


    Zitat

    Meine ganz persönliches Erleben ist das der Buddhismus wie er heute gelehrt wird nicht zum eigenen Leben taugt, es wird immer ein Buddhistisches Leben sein, aber nicht Dein Leben. Aber ohne diesen Weg gibt es auch kein eigenes Leben.

    Du müsstest mir da bitte auf die Sprünge helfen. Hättest du ein Beispiel? Warum taugt der heutige Buddhismus nicht zum eigenen Leben?

    Zitat

    Ich kann hier auch kaum noch schreiben weil es alles so beurteilend ist. Bist Du schon mal auch nur eine viertel Stunde durch die Stadt gelaufen ohne auch nur einmal zu beurteilen? Ich kann das jetzt die ganze Zeit, wenn sich doch eine Bewertung zeigt wird sie lächelnd begrüßt und geht einfach weiter.

    Ich hatte es schon als große Hürde bestätigt: beobachten ohne bewerten.

    Wie ist das nun für dich? Ein großes Gefühl der Befreiung?

    Zitat

    Ich wünsch Dir sehr viel Zweifel dadurch viele Freudige Erkenntnisse die wirklich Stimmig für dich sind. Die Gemeinschaft hier die alles tun wird dir diese Stimmigkeit mit ihrer Kritik zu zerreißen.

    _()_

    Zitat

    Wenn die Buddhaland überlebt bist Du vollkommen sicher das das für dich stimmige ist, wenn Du die Kritik an dir verlierst geht der Zweifel und die Zuflucht zeigt sich Dir.

    (…)

    Wenn Du nicht Zuflucht zu Dir nehmen kannst, sei sicher das dauert, gibt es keine Zuflucht.

    Da kann ich dir jetzt schon zustimmen. In der Selbstannahme sehe ich auch eine zentrale Bedeutung.

    könnte man auch sagen, der Buddhismus macht praktisch Vorschläge, wie das Leben gelebt werden will und man findet dann in der Praxis raus, dass es tatsächlich so ist. Ab dem Punkt gehts dann nicht mehr um den buddhistischen Vorschlag, sondern um gelebtes Leben und gemachte Lebenserfahrung?

    …wobei der buddhistische Zweifel (vicikiccha)) karmisch unheilsam und der pragmatisch intellektuelle Zweifel m.E. karmisch neutral ist.

    Ich füge ergänzend hinzu, dass zu vicikiccha bereits von Leonie geschrieben worden ist Zweifel?), dann zur subjektiven Unterscheidung zwischen Zweifel und Zweifelsucht von xiaojinlong (Zweifel?) und Netsrot hat seine Ansichten zu heilsam/unheilsam/neutral formuliert (Zweifel?).

    Dies als kleiner Hinweis, wer das nochmal im direkten Vergleich nachlesen möchte.

    (…), denn eigentlich bedarf es nur der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtfachen Pfades, um zu begreifen, worum es geht. Danach folgt das Sitzen und darüber reflektieren. Und dann die Umsetzung.


    Alles andere sind zusätzliche, erklärende Reden des Buddha. Sie sind u.U. aufhellend, können aber auch verwirren. Ich halte mich deshalb an den Achtfachen Pfad. Den hat der Buddha seinen Schülern übergeben, er hat nicht gesagt, hört in den nächsten 40 Jahren alle meine Reden an.

    Guten Morgen Monika,

    ich wünsche dir und allen Mitlesenden einen guten Start in die Woche. :sunny:

    Du hast es mit deinem Antwortbeitrag sehr schön auf den Punkt gebracht. Ich habe deinen letzten Satz hervorgehoben, weil ich zum einen schmunzeln musste, denn in Zeiten von Podcasts :nohear:, wäre es durchaus machbar, zum anderen will ich mir vornehmen, mir zukünftig etwas Zeit für Sutten-Studium zu schenken.

    Danke

    _()_

    Wenn man zweifelt, hat man noch nicht verstanden.

    k.urt, danke für deinen Beitrag, der mir im Gegensatz zu dem im „Erdüberlastungs-Thread“ wohlwollender zu sein scheint. Daher versuche ich darauf einzugehen.

    Auch wenn du es vermutlich gar nicht erwartest.


    Wenn man zweifelt, hat man noch nicht verstanden“


    Was genau hat man nicht verstanden?


    Da du dich wohl eher als Freidenker siehst, solltest du deinen Kontext schon konkreter machen.

    Ansonsten bleibt es nur ein hingehaltenes Stöckchen.

    Zitat

    Wenn man verzweifelt, hat man verstanden, aber es ist zu spät (das Verstehen).

    Glaubst du das Verstehen grundsätzlich einen Zweifel bedingt?

    Zitat

    Zweifler sind Bekehrungsopfer, unabhängig von der Weltanschauung

    Wie kommt das „Frei“ des Freidenkers zustande?

    Alephant

    Entschuldige bitte, wenn meine Aussage für dich abwertend konnotiert rübergekommen ist. Ich bezog das nur auf die Zen-Schulung und auch das nur mit dem subjektiven Hinweis „soweit ich weiß“.

    (...), weil meine Erfahrungen dem Lesen vorausgingen, so dass ich immer Bestätigung fand.

    Das ist lieb von dir, dass du dich zu meiner Pali-Kanon ‚Aversion‘ meldest, Monika.


    Soweit ich weiß, wird Zen-Adepten zuerst das ,Sitzen‘ empfohlen, das eher hinderliche „intellektuelle Spielzeug“ soll erstmal unbeachtet bleiben... was es natürlich äußerst interessant macht.

    Von daher hast du intuitiv richtig gehandelt!


    Gilt das eigentlich für die anderen Schulrichtungen auch? Zuerst den Schwerpunkt auf das „Sitzkissen“? Wer kann dazu etwas sagen?

    Zitat

    Aber ich hatte eine Abneigung gegen die Texte im Palikanon, da ging es mir wie Dir. (...)

    Erst in den letzten Jahren, und zwar Dank Buddhaland, habe ich einen Zugang gefunden.

    Das heißt, du nutzt das profunde Wissen der Kenner, die zu Fragestellungen die passenden Sutten bereitstellen?

    Zitat

    Damals habe ich mich als Buddhistin empfunden, heute würde ich mich so nicht bezeichnen, obwohl ich "nur" Buddha als rechten Lehrer betrachte. Ich bezeichne mich deshalb nicht als Buddhistin, weil ich noch an einigen weltlichen Genüssen anhafte, deren Aufgabe ich (noch) nicht einsehe. Ich sehe mich als Haushälterin mit buddhistischer Ausrichtung.

    Das mir die sehr individuelle, persönliche Einordnung der buddhistischen Richtungen bei den Nutzern aufgefallen ist, habe ich hier ja schon thematisiert - weil ich es selbst auch so handhabe.


    Deine Erklärung und Kategorisierung hört sich stimmig und passend an, soweit man so etwas von außen überhaupt beurteilen kann/sollte?

    Danke, dass du dich spontan dazu gemeldet hast, mkha‘ und dich die Frage auch beschäftigt hat.

    Dennoch wäre es nicht gerade unklug, wenn wir Noreply zuerst das weitere Wort überlassen.

    Wir können uns ja die Wartezeit mit :tee::tee: und ohne Zucker versüßen :grinsen:

    Ich habe wenig Ahnung von Sutten und Konzepten, auch wenn sie mich interessieren, sondern ich praktiziere einfach und profitiere davon jeden Tag. Was sicher hilfreich war ist, dass ich vorher in einer Psychotherapie schon einige alte Geschichten bearbeitet hatte, das hat sicher einiges vereinfacht.

    Hallo Aravind,

    du bist in jedem Thread gerne gesehen :). Danke für deinen Beitrag.


    Das Thema „Psychotherapie als sinnvolle Vorbereitungs- oder Begleitmassnahme“ für die eigene buddhistische Praxis, würde ich nach diesem Thread unbedingt beleuchten wollen - auch im Hinblick auf ‚meinen‘ Sangha- und Lehrersuche - Thread.


    Wir sehen uns dann dort wieder ;):)

    Nach meiner Zufluchtnahme gab es den Zweifel nicht mehr.


    Er bezog sich auf mein nicht vertrauen können zu mir, meinem Fühlen, meinem Denken, meine Erfahrungen.

    Noch jemand, der direkt ohne Zweifel in die Lehre „eingetaucht“ ist.

    Ich möchte mich auch bei dir, lieber @ Ellviral , für deinen Beitrag bedanken.

    Und ja, wenn Zweifel auftaucht, dann ist die Ursache dafür eher in der Person zu suchen.

    Zitat

    (…)

    Die Zeit des Zweifels ist das größte Leiden überhaupt. Sie kann nicht durch einfach Zufluchtnehmen beendet werden. Das Leiden muss bis zum Ende ausgelebt werden, bis nur noch der Weltenlehrer bleibt als sicherer Schutz.

    Du schreibst zu einigen Beiträgen von dir den Hinweis, dass du die Worte direkt in die Tastatur eingibst, wie sie dir in den Sinn kommen.

    Deine Formulierung „Das Leiden muss bis zum Ende ausgelebt werden, ...“ stößt bei mir auf Widerstand. Die dritte edle Wahrheit handelt doch schon vom Beenden des Leidens und wofür bedürfte es der vierten edlen Wahrheit (8 achtgliedrige Pfad), wenn es letztlich nur um maximale Leidensfähigkeit gehen würde, die erst eine umfängliche Befreiung ermöglichen würde? Wäre das nicht eine sehr wenig Mut machende Lehre?

    Entschuldige, ich denke, ich habe dich da komplett falsch verstanden, oder?


    Zitat

    Dann geschieht Zufluchtnahme und es ist vollkommen gleich unter welchen Umständen. Buddha und Du wissen es und keiner wird je wieder Zweifel wecken in dir an diese Zufluchtnahme. Plötzlich ist das Einssein mit dem gesamten Universum einfach so ohne jede Bewertung ohne jeden Grund, glücklich und zufrieden unerschütterlich, da.

    „Ohne jede Bewertung“ ... für mich, zumindest gegenwärtig, eine der größten Hürden überhaupt.


    Zitat

    Ich muss gestehen das ich nur durch das konsequente körperliche erleben ohne jede Moral, Ethik oder Regel zu leben mein Weg der vergangenen acht Monate war. Das hat mir gezeigt das ich keine Sinnesbefriedigung brauch die ich will, weil sie absolut Leiderzeugend ist.

    Die Absolutheit deiner Aussage, erzeugt bei mir auch wieder Widerstand. Vergleichbar den Forendiskussionen über das Thema ‚Askese‘.

    Wahrscheinlich möchtest du es aber nur als wohlwollenden (Erfahrungs)Hinweis mitteilen. So nehme ich es zumindest letztlich wahr und an.

    Zitat

    (Hab mich mehrmals versichert das es NICHT der Anfängerbereich ist!!!)

    Diese Aussage/Sorge verstehe ich nicht. Alles gut - ich bin sehr dankbar für die zahlreichen Beiträge.

    Zweifel am Zazen hatte ich auch nie. Ich wusste von Anfang an, mit dem ersten Sitzen, das ist es und das ist "alternativlos".

    Ja, so empfand ich es auch. Alternativlos? Ja, die ‚große Suche‘ war mit einem Mal obsolet geworden.


    Zur Suche:

    Wie Aravind schon schrieb, spielen da auch Vorbilder und ich meine auch überzeichnete Ideale eine Rolle. Ohne eine Möhre vor der Nase, verharrt man lediglich auf der Stelle und verzweifelt eher.

    Zitat

    An den Lehrtexten des Zen, den Mahayana-Sutras und auch des Pali-Kanon hatte ich lange Zeit mehr ungläubiges Nicht-Verstehen. Ich verstand z.B. nicht, was mit dukkha oder den jhanas gemeint war, d.h. ich konnte das nicht auf meine konkrete Lebenserfahrung übertragen. Deshalb konnte ich mir das auch nicht vorstellen.

    Für Außenstehende dürfte das sehr schnell nach aufkommenden Selbstzweifeln klingen, was lediglich Ausdruck von Nicht-Erfahrung und Nicht-Wissen ist.


    Im Pali-Kanon steckt unendlich viel paññā und ich habe allergrößten Respekt vor allen Praktizierenden, die dadurch ihr passendes ‚Werkzeug‘ gefunden haben.

    Ich komme mit den oft ungewohnten Begriffen, Duktus usw. nicht gut zurecht. Wäre das die einzige Schrift des Buddhismus, würde das in mir große Selbstzweifel auslösen, weil ich von Beginn an, einen großen inneren Widerstand gegenüber dem Studium der Sutten verspürte.


    Wäre schön, wenn sich hier auch jemand zu Wort melden würde, dem es genauso geht oder ergangen ist. (bitte nur im Hinblick auf Zweifel/Selbstzweifel)

    Zitat

    Und Nagarjuna und seine Logik ist schon hartes Brot - aber da habe dann im Mulamadhayamaka auch schöne Sätze entdeckt, wie auch in anderen Texten.

    Obwohl ich mir schon sehr früh Dôgens Shobogenzo gekauft habe, erschloss sich mir nicht, was da steht

    Mein Zugang fand über neuzeitliche Klassiker wie Kapleau, den ehrwürdigen Sawaki Kōdō und den in meinen Augen vielleicht allgemein nicht genug gewürdigten Uchiyama Kōshō statt.


    Ich weiß nicht, ob du irgendwelchen Ratschlägen bei der Auswahl und Festlegung der Reihenfolge der Lektüren du gefolgt bist?


    Ich habe für mich beschlossen, die großen Werke der Reihe nach einfach inhaltlich zu erfassen, um einen Überblick zu bekommen.


    Nāgārjuna werde ich, nach deinem Hinweis, ganz nach hinten schieben - danke! :grinsen:

    Zitat

    Mit der Hilfe von vielen freundlichen Kennern, die u.a. auch hier sind

    oder auch leider nicht mehr hier sein dürfen, wie User bel/Moosgarten, dessen Beiträge ich bei Zen-Themen gerne gelesen habe! (die Dispute mit den tibetisch Praktizierenden sollen hier nicht unerwähnt bleiben, aber ich habe sie nur am Rande verfolgt/mitbekommen)


    Danke für deine abschließende Anmerkung, dass dir das Studium des Pali-Kanon sehr hilfreich gewesen ist.

    _()_

    Erneut lieben Dank für die zahlreichen Beiträge, die sehr vielfältige Aspekte aufzeigen und über die ich gerne weiter nachdenken möchte. _()_


    Starten möchte ich mit einem Beitrag von Niemand :

    Zitat

    "Ich habe nie gezweifelt" kann u.U. auch bloß heißen, dass man es nur immer geschafft hat, sein Ego davon zu überzeugen, dass es Buddhismus gut zu finden hat. Dann schleift man es aber vielleicht nur mit, anstatt es langsam hinter sich zu lassen.

    Über diese Überlegung bin ich dir sehr dankbar - diese Nuss werde ich mir eingehender betrachten.

    Was mir auffällt, ist, dass einige Mitglieder in ihrem Profil bei der Angabe zur buddhistischen Richtung von eindeutigen Bezeichnungen „Theravada“, „Zen“ auf individuelle umschwenken.

    Ich selbst bin da mit „Faulen-Zen“ auch so ein „Fall“. Ich hoffe, es fühlt sich dadurch von den Zen-Praktizierenden keiner herabgewürdigt? Das würde ich sehr bedauern.

    Mein Grund dafür ist, wie Aravind in einem seiner Beiträge angesprochen hat, den positiven Erfahrungen einer Psychotherapie geschuldet.

    Ich bin nicht umsonst in der Depression ‚gelandet‘. Strenger Vater, Liebe -wenn überhaupt- dann nur durch (Vor)Leistung, streben nach Perfektion - ein leider häufig anzutreffendes (Über)Lebensmodell.

    Der notwendige Gegenpol ist für mich Zen.

    Zazen, „Nur-sitzen“ und Buddhanatur sind für mich die passenden Gegenstücke: „Es gibt nichts zu erreichen“ und „alles ‚Wichtige‘ ist in mir vorhanden“, ich kann mir selbst genügen.

    Von daher ist „Faulen-Zen“ für mich eher ein mahnender Hinweis, nicht in Übereifer/Leistungsmodus zu fallen.


    Nun weiter zu den direkten Fragen von  @SGM und @Lucy an mich:

    Zitat

    Lucy fragte ja auch schon.

    Und auch mich würde es interessieren,

    wie sieht es nun bei Dir aus mit den Zweifeln?

    Es wird euch vielleicht überraschen - ich komme eher aus dem Nicht-Zweifel und habe versucht das für mich näher zu beleuchten/überprüfen. Es ist auch eher der Versuch für mich selbst herauszufinden, inwieweit die eigene Praxis eine Haltung verwirklicht hat, die zumindest dem negativen/unheilsamen Zweifel nicht hat in Erscheinung treten lassen.

    Wirklich hilfreich, finde ich eure vielfältigen Aspekte, die ihr hier genannt habt - ein wirklicher Mehrwert dieses Forums. Und auch der Umstand, dass wir uns schulübergreifend ohne große Verständnishürden darüber austauschen.


    Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, ob der Zweifel hier überwiegend eher negativ/unheilsam gesehen wird?


    Ich zumindest finde mich in Netsrot s Beschreibung voll wieder:

    Zitat

    Ich verwerfe manches und gehe es wieder neu an , auf Grund des Zweifels. Will sagen Zweifel gehört für mich zweifellos dazu und kann ein mächtiger Verbündeter sein , je nach dem an was man zweifelt. Zweifel gehört für mich zu den nicht eindeutig bestimmten Geistesfaktoren. Heilsam Unheilsam oder Neutral. Im besten Fall merke ich nach dem Zweifel, ob er angebracht oder unangebracht ist.

    Zweifel ist für mich ein neutrales „in Frage stellen“ und hilfreiches Werkzeug, gerade im Hinblick auf Buddhas ‚Mahnung‘ zum Eigenverantwortlichsein im Sinne von „Prüfe den Weg/die Lehre“.

    Die Ansicht, Zweifel ist ein „mächtiger Verbündeter“, passt zu mir.


    Soweit für den Moment - ich werde noch auf weitere Beiträge eingehen.


    Schönen Feierabend :tee:

    Hallo und guten Tag :sunny:

    Es ist schön zu sehen, was hier mittlerweile entstanden ist. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.


    Ich werde noch auf die einzelnen Beiträge und Fragen eingehen.

    (Habe im technischen Hilfebereich mal um Hilfe wegen der Zitierfunktion gebeten.)

    Insofern ... :) und weil man ja eher über ein eigenes Verständnis einer Lehre spricht und weniger über eine Lehre an sich. Ist es wichtig festzuhalten, dass das man an den Lehrreden zweifelnd eher an eigenem Verständnis zweifelt.

    Dankeschön Vedana. Gute Beobachtung!

    An die Mitlesenden...


    Fühlt euch gerne eingeladen auch Fragen an die Beteiligten zu richten. :hug:

    Ich finde, es kann auch mal ohne Meinungsdiskurs gehen... sich zuhören wollen, sollte schon Grund genug sein.

    Und nochmal danke für die bis dato rege Beteiligung :rose:


    @Martin1980

    Jetzt, wo du das nochmal ausführlicher beschrieben hast... das war ja wirklich ein „Kopf über“ in den „freien Fall“... auch für dich alles Gute!

    Fridolin


    als ich zum Buddhismus fand, wusste ich einfach, dass das der richtige Weg für mich ist.

    Vielleicht Karma?

    Ich besuchte meine ersten buddhistischen Veranstaltungen, und ich war tief berührt.

    Tief berührt... das klingt nach einer ‚Herzensangelegenheit‘, schön!

    Mein Vertrauen in die Lehre war von Anfang an unerschütterlich.

    Zweifel hatte ich nur an mir selbst.

    Diese Zweifel legten sich dann rasch?

    Direkt 4 Beiträge - alle von Theravadins und alle ohne Zweifel. Bin gespannt, wie es weitergehen wird...


    Liebe @SGM,

    ganz lieben Dank für deine persönliche Antwort.

    Ausprobieren, (Um)Brüche im Leben ... die „ausführliche Prüfung“ hat wohl keine Zweifel entstehen lassen...


    Gewichtung „Beziehung“ / „Kloster“ ... alles Gute für dich!

    Zweifel an der buddhistischen Lehre hatte ich nie.

    Ich hatte schon im ersten Retreat relativ viel Glück.

    Was ich aber sehr lange hatte, war eine Art von Stillstand. Mein wollen war mir im Weg.

    Es waren ein paar dunkle Jahre.

    Martin, danke für deine Antwort, die ich im Hinblick auf deine „vor Ort“-Erfahrungen in der thailändischen Waldtradition besonders beeindruckend finde.

    Wenn sich jemand so weit außerhalb der Komfortzone bewegt und keinerlei Zweifel verspürt - Respekt!


    Und auch, dass du nie Zweifel an der buddhistischen Lehre hegtest.

    Ist das nicht auch sehr bemerkenswert, weil man sich doch zu Beginn eher auf einer intellektuellen Ebene dem Dhamma nähert? Oder waren bei dir die körperlich/geistigen Erfahrungen schon zu Beginn so stimmig, wie sie in den Schriften stehen?


    Edit: CCC Dankeschön für deinen Beitrag. An dich würde ich auch gerne die Fragen des Absatzes oberhalb des Edits stellen wollen, die ich an Martin richtete.

    Liebe Praktizierende,


    ich wage mal den Versuch, nach einem wohl eher sehr persönlichen Thema zu fragen, welches man womöglich gar nicht öffentlich kund tun möchte.

    (@ Moderation: ich lege die richtige Auswahl des Forenbereichs (eventuell „Persönliches“/Mitglieder geeigneter? vertrauensvoll in eure Hände)


    Folgende Fragen, hätte ich:

    • Seit eurer Zufluchtnahme, gab es da eine längere Phase, die von Zweifel geprägt war?
    • Worauf bezog sich der Zweifel?
    • Wodurch verschwand er?
    • Gehört eine Phase des Zweifelns eurer Meinung nach dazu?


    Herzlichen Dank im Voraus an alle, die etwas persönliches von sich berichten möchten.